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Ein philosophisch-moralisches Paradoxon

oder wieviele Züge braucht man, um Seto Kaibas Herz zu gewinnen?
von

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Freilegung im Raum

Der Kuß ist ein schlau erfundenes Verfahren, welches das Reden stoppt, wenn Worte überflüssig sind.
 

Es ist fast zwölf und ich sitze immer noch mit Kaiba im Wohnzimmer. Seltsam? Nun, ja. Trotzdem fühle ich mich nicht so. Wirklich nicht. Kein bisschen. Eigentlich fühle ich mich seltsam wohl. Dabei ist das Ganze ziemlich absurd.
 

Ich meine, angefangen von der Tatsache, dass ich, Joey Wheeler, nachts mit Seto Kaiba zusammen sitze, dass wir zusammen rauchen und uns mehr oder weniger gepflegt einen hinter die Binde gegossen haben. Ach ja, und dass wir uns unterhalten. Gepflegt. Ja, sogar tiefgründig.
 

Nachdem er mehr von sich Preis gegeben hat als er eigentlich wollte und ich mehr oder weniger gleichgezogen habe, brauchte er einen Drink. Ich weiß, dass er eigentlich versucht war, mich aus dem Haus zu werfen, aber aus irgendeinem Grund konnte er es wohl nicht. Deshalb musste Roland uns eine Flasche Whisky bringen und tja... seitdem sitzen wir hier, rauchen, trinken und reden und ich hab das Gefühl, dass keiner von uns mehr wirklich klar in der Rübe ist. Kurz gesagt, wir haben beide einem im Tee.
 

Ihm merkt man das keineswegs an, aber bei der Menge, die er intus hat, exakt das Gleiche wie ich, müsste er den Alkohol spüren und ich glaube auch, dass er für gewöhnlich nicht trinkt.
 

Ich sitze auf dem Boden, lehne mich an die hohe Couch und er sitzt mir gegenüber grazil in seinem Sessel. Auf dem Boden steht mein Glas, seins steht neben ihm auf einem Beistelltisch.
 

"Eigentlich sollten wir beide längst schlafen." stelle ich fest. Er zuckt ungerührt mit den Schultern, wirft aber einen Blick auf seine Uhr. "Ich habe um acht ein wichtiges Meeting." höre ich ihn sagen. Seine Stimme ist ausdruckslos, gleichgültig und vielleicht ist das nun für mich das Stichwort zu gehen. "Dann solltest du echt ins Bett." entgegne ich und richte mich etwas auf. Ich will noch immer nicht gehen. Mir gefällt diese Situation zu gut. Ich fühle mich ihm nah und ich habe Angst, dass sich so ein Moment nicht mehr ergeben wird.
 

Es ist nicht wie vorhin in der Küche als wir gebacken haben und Mokuba dabei war. Da war er zwar auch nicht 100%ig angespannt, aber auch keineswegs so wie jetzt. Hier und jetzt sitze ich dem echten Kaiba gegenüber. Vielleicht hat er noch eine letzte schützende Barriere oben, aber die Masken hat er abgelegt.
 

"Ich schlafe selten mehr als drei Stunden." erklärt er mir in dem gleichen gleichgültigen Tonfall und ich starre ihn an. "Was?" bringe ich fassungslos hervor und sein Blick trifft mich. Scheinbar kann er mein Erstaunen nicht verstehen. "Man braucht mindestens sieben Stunden Schaf! Der Körper muss sich regenerieren.... Ich könnte aber locker zehn Stunden schlafen... Drei Stunden? Oh Mann, wie überstehst du dann deinen Tag?"
 

Ein sarkastisches Lächeln huscht über seine Züge. "Schon mal etwas von Kaffee gehört?"
 

Als wäre das die Lösung! Aber er scheint es echt ernst zu meinen. Ich schüttele den Kopf und richte mich noch ein wenig mehr auf. "Aber das ist doch nicht normal. Dann erreichst du doch nie die Tiefschlafphase... und naja, dann kannst du auch nicht träumen." Ich verstehe das echt nicht. Mich muss man morgens teilweise mit dem Brecheisen aus dem Bett entfernen. Bei drei Stunden Schlaf würde ich durchdrehen! Ich meine, nicht nur dass man Schlaf braucht, Schafen ist doch was tolles! Wenn´s nach mir ginge, dann könnte man einen offiziellen zehn-Stunden-Schlaf einführen.
 

"Ich will auch nicht träumen." höre ich ihn sagen und vergesse blitzartig meine Gedanken. Mein Blick sucht seinen, aber er weicht mir auf. Er hat sein Glas in der Hand und betrachtet es eingehend. Einen Moment lang habe ich das Gefühl, dass er seufzt. Ich lege die Stirn in Falten und frage: "Warum nicht?"
 

Er zuckt mit den Schultern, nimmt einen Schluck und greift dann nach den Zigaretten. Ich beobachte ihn dabei genau. Nach wie vor wirkt er unerschütterlich sicher, wenn auch nicht selbstgefällig wie sonst.
 

"Träumen ist doch das Beste am Schlafen." erkläre ich mit tiefer Überzeugung. "Ich träume gerne, vor allem verrückte Sachen. Einmal habe ich geträumt..."
 

Ich halte schlagartig inne. Nicht, weil er mir einen seiner berühmt berüchtigten Blicke zu wirft, sondern weil bei mir der Groschen gefallen ist.
 

"Alpträume." sage ich nur und ich muss die Frage gar nicht erst stellen. Er zeigt keine Reaktion. Zieht gleichgültig an seiner Zigarette und fast könnte man meinen, dass er mich ignoriert. Aber ich verstehe auch so. Natürlich. Ist ja auch logisch, oder?
 

Er will gar nicht mehr schlafen. Weil er nicht träumen will. Und welchen anderen Grund sollte das haben als das er Alpträume hat. Ich habe so eine Ahnung wie diese aussehen. Wahrscheinlich verfolgt ihn Gozaburos Gesicht bis in den Schlaf.
 

Und dann, als ich schon gar nicht mehr erwarte, dass er etwas erwidert, vernehme ich seine spöttische Stimme.
 

"Meine Träume sind ein grausamer Witz. Ein Film, den ich nicht sehen will. Deshalb ziehe ich es vor, von einer Vorführung abzusehen."
 

Ich schlucke hart und er leert sein Glas.
 

Die Erinnerungen verfolgen ihn also wirklich in den Schlaf. Erinnerungen, die man nicht löschen kann. Selbst das Eliminieren der Person, die sie hervorgerufen hat, hat daran nichts geändert. Die Erinnerungen sind da und weil er sich ihnen nicht stellt, besuchen sie ihn in seinen Träumen.
 

Fuck, es ist wirklich Zeit, dass der Kerl ein paar schöne Erinnerungen bekommt.
 

"Kaiba... ich..." Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich habe mir so sehr gewünscht, zu ihm durchzudringen, ja, den echten Kaiba zu erreichen und ihn verstehen zu können, und nun wo ich dieses Ziel erreicht habe, habe ich plötzlich keinerlei Ahnung wie ich damit umgehen soll. Ihn so zu sehen, versetzt mir einen Stich. Es passt einfach nicht und es soll auch nicht sein.
 

"Vergiss es, Wheeler. Vergiss dieses ganze Gespräch einfach. Ich weiß selbst nicht warum ich dir das gesagt habe. Wahrscheinlich weil du und deine dämliche Mission mich aus der Fassunge bracht haben. Wie kommt man auch auf so eine Idee? Ich verstehe dich einfach nicht, Köter. Warum du dich berufen fühlst ausgerechnet, mich zu retten..." Er schüttelt den Kopf und jetzt weiß ich, dass der Alkohol auch seine Wirkung auf ihn hat. Nicht nur meine Gedankengänge liegen im Nebel.
 

Als könnte ich dieses Gespräch vergessen? Was denkt der Kerl?
 

Einen Moment lang sieht er mich abschätzend an und mir kommt der Verdacht, dass er das nur gesagt hat, um mich zu provozieren, ja, eine Reaktion hervorzurufen. Und ich glaube, ich weiß auch welche Reaktion er erwartet. Er denkt, dass ich langsam wütend werde. Deshalb wiederholt er seinen Unglauben und deshalb macht er sich nach wie vor lustig über mein Vorhaben. Gut, kann auch sein, dass er mich nicht ernst nimmt, aber nein, das glaube ich nicht. Er nimmt mich sehr wohl ernst, weil er sieht, dass ich nicht aufgeben und er das nicht ignorieren kann.
 

Ich gehe ihm bereits unter die Haut und es gefällt ihm nicht. Aber ich habe keinerlei Grund aufzuhören und ich werde auch nicht wütend werden. Soll er sich weiterhin lustig machen, das ändert nichts.
 

Vielleicht ist das eine der letzten Barrieren? Spott?
 

Einen Moment überlege ich wie ich reagieren soll und ich weiß, dass von meiner Reaktion jetzt eine Menge abhängt. Wenn ich jetzt einen Fehler mache, dann... Aber ich mache keinen Fehler. Ich lege den Kopf in den Nacken und grinse ihn an.
 

"Weißt du noch, was ich dir am Anfang gesagt habe?" will ich wissen.
 

Natürlich überrascht ihn die Frage und natürlich denkt er darüber nach, aber ich warte keine Antwort ab. Vielleicht weiß er was ich meine, vielleicht auch nicht. Das spielt auch keine Rolle.
 

"Das Glück liegt demjenigen zu Füßen, der nicht auf ihm herumtrampelt." wiederhole ich den Satz, mit dem ich das Spiel eröffnet habe, und sehe ihn nachsichtig an. "Weißt du was ich damit gemeint habe?"
 

Er richtet sich auf und ich spüre, dass ihm der Verlauf des Gespräches nicht behagt. Ich kann ihm ansehen wie er sich anschickt seine Mauern wieder hoch zu ziehen. Wahrscheinlich irritiert ihn mein ruhiger Tonfall oder auch mein Blick. Mit einer Bewegung bin ich auf den Beinen und mit zwei Schritten bei ihm. Er schafft es gerade noch rechtzeitig das Glas zur Seite zu stellen und aufzustehen. Ich lächele und blicke zu ihm hoch. Die Veränderung der Distanz gehabt ihm keineswegs, aber er will sich auch nicht die Blöße geben etwas zu sagen oder den Raum zwischen uns zu vergrößern. Ich lasse ihm allerdings auch nicht die Zeit, um zu reagieren.
 

"Das hier zum Beispiel." sage ich und stelle mich auf die Zehenspitzen. Dieses Mal packe ich ihn nicht und ziehe ihn zu mir runter. Nein, ich lasse meine Arme da wo sie sind, lege nur meine Lippen auf seine. Ich spüre wie ein Ruck durch seinen Körper geht und sein Mund zittert leicht. Doch er zieht sich nicht zurück, nein, er lässt es geschehen.
 

Ich gestatte es mir, die Augen zu schließen und das Gefühl zu genießen und es ist... wow. Unbeschreiblich. Genauso wie es sein muss. Mein Herz schlägt zwar viel zu schnell, aber naja... Ich schätze, auch das gehört wohl dazu, oder?
 

So langsam wie es angefangen hat, endet es auch. Zaghaft löse ich mich von ihm und zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass er die Augen geschlossen hat. Es dauert ein paar Sekunden bis er sie wieder öffnet und sein Blick findet meinen sofort. Das Blau seiner Augen ist noch dunkler geworden. Er ist verwirrt, das sieht man ihm an. Verwirrt, aber auch entsetzt.
 

"Weißt du, das müsste eigentlich alle deine Fragen beantworten, Kaiba." erkläre ich mit einem schiefen Grinsen. "Und falls es dir dennoch nicht einleuchten sollte, wofür ich angesichts deiner mangelnden Kenntnisse auf diesem Gebiet sogar Verständnis habe, sag ich´s dir: Ich könnte dein Glück sein, Kaiba."
 

Er starrt mich einfach nur an. Rührt sich nicht einen Millimeter.
 

"Eigentlich bin ich sogar sicher, dass ich es bin. Ich glaube, sonst gibt es auch niemanden, der die Mühe auf sich nimmt, dir das alles zu erklären." fahre ich fort. "Also lass das Getrampel sein und nimm es hin. So schwer ist das nicht."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-04-14T13:01:37+00:00 14.04.2013 15:01
Hi ^_^

Ach ja ... Joey kann ja so süß sein. Ich hoffe für ihn, das es bei kaiba nicht nur der Alkohol war, der den Kuss zugelassen hat ... Ich fand es auch gut, das er seto den freiraum gelassen hat abzuhauen.

CuCu Jyorie

Von:  Shimizu-chan
2010-11-04T21:18:28+00:00 04.11.2010 22:18
joey is der größte ^-^
wenn das ein film wär, hät ich genau an der stelle geheult *heul*
die is ja sooooo was von süüüüüüß >//////< *knuff*
aber den spruch "etwas im tee haben" echt zu geil *lach* xDDDD
der besste von joey bis jetzt... bin gespannt was der noch so alles denkt
ach so und ich kann seto versthen, es is zwar nich so zu vergleichen, aber es is ähnlich
ich hab nähmlich ma n horrorfilm geschaut, obwohl ich weis das ich die nich vertrage und hab ein jahr lang albträume gehabt, ok ich hab sie manchma immer noch, ich musste immer licht überall anmachen, weil es so dunkel war und so wenn ich ins bett bin... aufjedenfall war das echt schrecklich und naja ich hab dann halt versucht an etwas schönes zu denken und ich hat bis jetzt keine albträume mehr :D
also wenn seto sein glück endlich annimt und die schönen erinnerungen, werden auch seine albträume weg gehen *knuff*
hoff ich zu mindest xDDDD *dir n keks schenk* :D
Von:  JK_Kaiba
2010-11-04T15:56:41+00:00 04.11.2010 16:56
ich weiß gar nicht mehr was ich schreiben soll, da ich eigentlich nicht so der große Kommischreiber bin, aber deine FF ist einfach so gut, da wäre es eine Schande nichts zu schreiben.
Also wie immer ein super tolles Kapitel, die FF gefällt mir immer besser.
Ich kann es kaum erwarten wie es weiter geht
lg


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