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Ein philosophisch-moralisches Paradoxon

oder wieviele Züge braucht man, um Seto Kaibas Herz zu gewinnen?
von

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Minoritätsangriff

Liebe, die nur ein Gefühl ist, würde ich nicht als Liebe anerkennen...
 

Er wirkt müde, ausgebrannt und ich glaube, dass er es vorziehen würde, alleine zu sein. Wahrscheinlich, weil dies die wenigen Momente sind, in denen er seine Mauern sinken lässt, einfach weil er nicht mehr die Kraft hat sie alle aufrecht zu erhalten.
 

Mokuba ist im Bett, Kaiba und ich haben ihn dahin befördert und der Kleine schien so glücklich, dass ich seine Freude fast körperlich spüren konnte. Er ließ mich noch versprechen, dass ich öfter her komme, was ich natürlich nur zu gerne gemacht habe. Immerhin will ich hier sein. Und nicht nur wegen Kaiba. Auch wegen ihm.
 

Und nun sitzen wir in dem überdimensionalen Wohnzimmer und schweigen seit mindestens fünfzehn Minuten.
 

Vielleicht sollte ich mich anschicken zu gehen, ja, wahrscheinlich würde das jeder höfliche Gast an diesem Punkt tun, aber ich mache keine Anstalten mich in Bewegung zu setzen. Nein, ich bleibe ruhig sitzen und sehe ihn an.
 

Es ist noch zu früh für ihn, um ins Bett zu gehen und sobald ich weg wäre, würde er sich nur seiner Arbeit widmen. Also sehe ich keinen Grund zu gehen. Zudem habe ich ja eine Mission und die ist keineswegs abgeschlossen.
 

Weitere fünf Minuten verstreichen in denen keiner etwas sagt. Die Stille macht mich keineswegs nervös, wie man vielleicht meinen könnte. Nein, ich empfinde sie sogar als recht angenehm. Wahrscheinlich, weil so selten Still herrscht, wenn er und ich in einem Raum sind.
 

Ob er über den Abend nachdenkt?
 

Ich weiß, dass er Spaß hatte. Auch wenn er es nie zugeben würde. Er hatte Spaß und er hat sich beteiligt. Er hat wunderbare Drachen ausgestochen und sie sogar später verziert. Ich hätte nie gedacht, dass er so eine kreative Ader hat und so ein Geschick. Aber wahrscheinlich ist der Junge einfach auf jedem Gebiet ein Genie, naja, fast jedem.
 

Plötzlich sehe ich, dass er kaum hörbar seufzt.
 

"Weißt du, was ich mir manchmal wünsche? Manchmal wünsche ich mir, dass es still ist. Einfach Stille in meinem Kopf. Niemand redet. Niemand ist da. Alle sind verschwunden. Und ich habe Ruhe." höre ich ihn sagen und seine Stimme ist mit einem Mal ganz anders. Sie klingt kein Stückchen nach dem Chef der Kaiba Corp., dem Jungen, der gestandene Männer in die Knie zwingen kann mit einem einzigen Blick. Er klingt auch nicht so gleichgültig und unbeteiligt wie in der Schule.
 

Er klingt... ja, wie? Wie er klingt, wenn er einfach nur Seto ist - vielleicht.
 

Ich überlege ob ich etwas erwidern soll, tue es aber nicht. Einen Augenblick später zündet er sich eine Zigarette an und inhaliert tief.
 

"Dieses Leben, um das alle mich beneiden, um das du mich vielleicht beneidest... es ist keineswegs so leicht wie du es dir vielleicht vorstellst." fährt er fort und nun sieht er mich an. Sein Blick ist ruhig, der Tonfall nüchtern und ich habe fast den Eindruck, dass er das Bedürfnis hat mir etwas bestimmtes zu sagen.
 

Komischerweise muss ich gerade daran denken wie oft ich ihn als reichen Pinkel, verwöhntes Bürchen und Geldsack bezeichnet habe. Ich glaube, auch er denkt gerade daran.
 

"Die Firma zu leiten ist ein Fulltime-Job, bei dem ich mir keine Schwächen erlauben darf." spricht er nach kurzem Zögern und erneutem ziehen an der Zigarette weiter. "Ich muss mich jeden Tag auf´s Neue beweisen, weil man jeden Tag darauf wartet, dass ich strauchele. Ja, ich weiß das. Es ist keine Einbildung. Die Big Five haben auf einen Moment der Schwäche gewartet und auch der jetztige Aufsichtsrat hofft darauf. Sie spekulieren, dass der Moment kommt, an dem ich nicht mehr funktioniere und dann... dann übernehmen sie das Ruder."
 

Ich nicke unwillkürlich und zum ersten Mal glaube ich ihn zu verstehen. Ihn, seinen Ehrgeiz, diese Verbissenheit. Ich habe zuvor nie wirklich darüber nachgedacht, was es bedeutet sich in seiner Position zu befinden. Ich habe die schönen Seiten seiner Welt gesehen und die sind weiß Gott nicht ohne, aber die Tatsache, dass er neben der Schule einen Ganztagsjob hat, das kam mir nicht wirklich in den Sinn. Gut, ich wusste wie alle anderen auch, dass er nach dem Unterricht sofort in diesen gläsernen Turm von Firma fährt und auch, dass er dort nicht Däumchen dreht, aber hey, was habe ich denn für Kenntnisse über Firmenpolitik, Wirtschaft und das ganze Zeug, mit dem er sich scheinbar permanent herumschlagen darf?
 

"Manchmal, Joey, komme ich mir vor wie ein Gefangener. Ich bin gefangen in einem ständigen Kampf zwischen dem was ich für mich als richtig empfinde und der verzerrten Wahrnehmung der Anderen. Ich weiß, dass ich ein abstraktes Bild von mir geschaffen habe, teilweise wurde es von meinem Stiefvater auch geformt, aber nun ja... ich bin in einer Position in der ich funktionieren muss. Tag ein, Tag aus. Und ich funktioniere gerne. Es macht mir nichts aus. Aber ab und an, nun... vergiss es."
 

Er richtet sich auf und drückt die Zigarette in dem sicherlich überteuerten Aschenbecher aus. Meinem Blick weicht er gekonnt aus, so dass ich kaum den Eindruck gewinne, dass er es mit Absicht tut.
 

Für einem Moment weiß ich nicht was ich denken soll.
 

Seine Worte... sie hängen noch im Raum. Worte, die nicht nach Kaiba klingen. Worte, die erschreckend ehrlich sind. Wie eine Art Offenbarung. Und er hat mich Joey genannt. Ja, er hat mich bei meinem Namen genannt.
 

Unwillkürlich mustere ich den hochgewachsenen jungen Mann, der mir gegenüber steht und so bemüht ist, wieder die Kontrolle über sich zu erlangen, weil er sich gerade einen Moment der Entspannung gegönnt hat. Ich sehe die hagere Gestalt, die markanten Züge und mit einem Mal ist er ein Fremder für mich.
 

Der junge Mann, der mir gegenüber steht, das ist nicht der Seto Kaiba, den ich kenne, den ich geglaubt habe zu kennen und wir beide wissen, dass dem so ist. Ich kann ihm ansehen, dass er sich verflucht für diese kleine Rede, die viel zu offen war, offener als alles was er vielleicht je einem Menschen gesagt hat und ich weiß, dass ich irgendetwas sagen muss, um ihm die Frucht zu nehmen, denn er hat Angst. Angst, dass er sich zu weit vorgelehnt hat. Ein Moment der Unachtsamkeit und...
 

Wenn er nur wüsste, dass ich genau darauf die ganze Zeit gewartet habe. Nicht um ihn niederzuringen, sondern weil ich genau diesen Kaiba kennenlernen will. Der Kaiba, der abends Mokuba ins Bett bringt, ihm eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest und dabei die verschiedenen Stimmen nachahmt, nur weil der Kleine es sich wünscht. Der Kaiba, der vorhin mit erstauntem Lächeln zum ersten Mal Zimtplätzchen probiert hat und feststellen musste, dass er das Zeug mag, auch wenn es an seinem Image rütteln würde, wenn es bekannt würde.
 

Ja, ich will ein Teil dieser Welt sein, in der er einfach nur er ist.
 

"Weißt du, Kaiba, es ist wichtig, dass man sich in dieser Welt nicht selbst verliert, dass man sich selbst treu bleibt.

Niemand anderer zu werden, als man selbst in einer Welt, die ihr Bestes tut, um einen mit allen Mitteln zu einem anderen zu machen, das ist der härteste Kampf, den man führen muss, den jeder führen muss und er hört nie auf. Bei all den Dingen, die da draußen lauern und all den Masken, die man tragen muss und ja, man muss hin und wieder Masken tragen, sei es nur um sich zu schützen, darf man nicht vergessen, wer man wirklich ist. Verstehst du was ich meine? Jeder Mensch braucht einen Ort, irgendeinen Platz, wo er ganz er selbst sein kann, ohne Angst haben zu müssen."
 

Fuck, wär hätte gedacht, dass Joey Wheeler und Seto Kaiba je solche in tiefsinniges Gespräch führen würden?
 

Ihm traut man sicher Tiefgang zu, mir wohl weniger, aber beides in Komination? Tea wäre echt beeindruckt. Sie würde nie wieder sagen, dass wir uns wie Kinder verhalten. Momentan sind wir erwachsener als sie. So paradox das auch sein mag, immerhin sind wir immer noch Kaiba und Wheeler.
 

Ich spüre, dass er mich abschätzend mustert und dabei über meine Worte nachdenkt.
 

Und dann sagt er etwas, dass mich überrascht.
 

"Du trägst nie eine Maske." Es ist eine Feststellung und ich glaube, nein, ich weiß in dem Moment, dass so was wie Bewunderung in seiner Stimme mitschwingt. Vielleicht sogar Respekt.
 

"Glaubst du das wirklich?" entgegne ich und er zündet sich eine weitere Zigarette an. Er antwortet nicht, aber das ist auch nicht nötig. Ich lächele. "Es gibt Tage, da komme ich in die Schule und meine Laune ist mieser als das mieseste Wetter, aber dann treffe ich Yugi und die anderen und naja, ich lächele. Ich lasse mir nicht anmerken, dass es mir nicht gut geht. Nicht, weil ich ihnen etwas vormachen will, sondern weil ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen machen." erzähle ich ehrlich und erhebe mich nun auch. Ohne, dass ich etwas fragen muss, reicht er mir das silberne Zigarettenetui.
 

Eigentlich wäre es ein perfekter Moment, um ihn zu küssen. Ja, tatsächlich. Er steht da und er erinnert mich irgendwie an... an diesen Jungen aus dem Film, den ich neulich mit Tristan und Tea gesehen habe, fuck, wie hieß der noch? James Dean hat ihn gespielt. Mist, ich komme nicht drauf. Ist ja auch egal.
 

Es wäre wirklich ein perfekter Moment, aber ich wage es nicht.
 

Zwischen uns war immer eine Art Barriere. Wie ein Meer, das mal mehr, mal weniger aufgewühlt war. An manchen Tagen waren die Wellen mindestens zehn Meter hoch, an anderen nahm man sie kaum wahr. Jetzt ist es so als wäre es zugefroren, so dass man darauf laufen kann. Aber das Eis ist brüchig und man muss vorsichtig sein und da ich es wohl bin, der diese Distanz überqueren muss, muss ich aufpassen, nicht einzubrechen.
 

Herrje, wenn das keine geniale Metapher ist! Ich bin ja so was von gut. Was meine Lehrerin gegen meine Aufsätze hat, ist mir echt ein Rätsel. Ich bin doch schon fast poetisch.
 

Wenn es um Kaiba geht.

Welch Ironie.
 

Aber was wirklich seltsam ist, einen Augenblick lang habe ich fast das Gefühl, dass er irgendeine Reaktion von mir erwartet.
 

Sein Blick ruht auf mir und keine Kälte liegt darin. Ich wünschte, ich könnte diesen Moment festhalten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-04-12T10:06:29+00:00 12.04.2013 12:06
Hi ^_^

Wow, Joey hat es schon ganzschön weit gebracht, wenn Seto ihm zugesteht in einem Moment bei ihm zu sein in dem er ohne seinen Eiswall ist … das Ende dieses Kapitels hört sich fast so an, als wenn Kaiba jetzt nähe zulassen würde, oder mutet es nur so an, weil sich Joey einen weiteren Kuss wünscht?

CuCu Jyorie

Von:  Shimizu-chan
2010-11-03T22:06:29+00:00 03.11.2010 23:06
oh das is ja so süß von joey *knuff*
ein drachen für seto und noch das hündchen >////< *schmelz*
das kann auch nur von joey kommen, nich nur seto is süß ^-^
und joey macht echt vortschritte mit seto
aber es is auch noch ein langer weg bis zum ziel
aber ich glaube an joey das er das schafft *knuff*
freu mich schon aufs nächste kappi *freu* xDDDDDD *dir n keks schenk* :D
Von:  JK_Kaiba
2010-11-03T17:14:57+00:00 03.11.2010 18:14
hi
wieder ein super Kapitel, wie immer toll geschrieben und ich kann es kaum erwarten wie es weiter geht^^
find es toll das du nun auch mal wieder eine direkte Szene mit Joey und Kaiba geschrieben hast, da bekommt man gleich das Gefühl man ist dabei^^
lg


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