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Ein philosophisch-moralisches Paradoxon

oder wieviele Züge braucht man, um Seto Kaibas Herz zu gewinnen?
von

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Gabelangriff Teil 2

Ein Narr ist wer nach Logik in den Kammern des menschlichen Herzens sucht!
 

Ich sehe ihn ruhig an und warte ab. Wieder habe ich das Gefühl, dass eine Ewigkeit vergeht bis er etwas erwidert. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich ihm gerade in gewisser Weise die Pistole auf die Brust gesetzt habe, aber ich weiß auch, dass es keinen anderen Weg gibt und ebenso, dass er es vertragen kann.
 

Ich kann ihm ansehen, dass ihm die Antwort auf meine Frage keineswegs leicht fällt. Ja oder nein. Natürlich ist es simpel und natürlich will er die Wahrheit erfahren, aber die Wahrheit macht ihm auch Angst. Doch so ist das eben.
 

Im Grunde will niemand je die Wahrheit hören, besonders keine Wahrheit, die einen selbst betrifft.
 

Fasziniert beobachte ich seinen inneren Kampf von dem er wohl glaubt, dass ich ihn nicht bemerken würde. Er seufzt und erhebt sich langsam aus dem Ledersessel. Eine Sekunde später steht er an seinem Schreibtisch, die Hände auf den Tisch abgestützt und sein Blick ist auf irgendeinen Punkt auf der Schreibtischauflage gerichtet.
 

"Wheeler..." höre ich ihn schließlich sagen und wir beide wissen, dass seine Stimme resignierend klingt. Sie hört sich ganz und gar nicht nach Seto Kaiba an, zumindest nicht nach dem Seto Kaiba, den die Welt kennt. Ich spüre, wie es mir einen stumpfen Stich versetzt, ihn so zu hören. Mitleid, ja. Oder Mitgefühl. Eins von beidem oder gar beides? Nun, das tut auch nichts zur Sache. Für einen Moment verspüre ich jedenfalls den Wunsch, zu ihm zu gehen und ihn in die Arme zu nehmen. Aber ich tue es natürlich nicht, auch wenn er eine Umarmung gerade gut gebrauchen könnte. Das würde er nie zugeben und für die Gesamtsituation wäre es auch kontraproduktiv. Ich höre wie er noch einmal seufzt. Abgrundtief. Und schließlich richtet er seinen Blick auf mich.
 

"Wahrheit." sagt er scheinbar mehr zu sich selbst und er scheint bemüht all seinen Sarkasmus in dieses Wort zu legen. "Es gibt keine Wahrheit, Köter. Nur Perspektiven."
 

Ich weiß, dass diese das letzte Aufbäumen ist. Er ist es sich selbst schuldig, denn er kann meine Frage nicht einfach beantworten. Das wäre ein Eingeständnis, dass ich diese Konversation in der Hand habe und das kann er natürlich nicht zu lassen.
 

"Hm." Nun seufze auch ich. "Ein logischer Widerspruch." erwidere ich und wieder weiten sich seine Augen etwas vor Erstaunen. Ich zucke entschuldigend mit den Schultern und ich erkläre es ihm. "Wenn du sagst, es gibt keine Wahrheit, dann behauptest du, dass diese Aussage wahr ist, also..."
 

Ich lächele und er tut es auch. Aber es ist ein trauriges, spöttisches Lächeln.
 

"Ich habe keine Ahnung was du mit diesem infantilen Spiel bezweckst, Wheeler, aber da du scheinbar nicht gewillt bist, damit aufzuhören und mich in Ruhe zu lassen..." Er stöhnt gespielt genervt auf und verschränkt die Arme vor der Brust. Eine Geste, die ihm Sicherheit gibt, wie ich vermute. "Also schön, sag mir die Wahrheit, damit wir dieses alberne Gespräch endlich hinter uns haben."
 

Er sieht mich entschlossen an. Ja, er will dieses Gespräch hinter sich bringen. Er will, dass ich meinen Spruch aufsage und er bereitet sich darauf vor, mit einem seiner lakonischen Kommentare zu reagieren. Doch so leicht werde ich es ihm nicht machen. Natürlich nicht.
 

"Gut." erwidere ich fröhlich. "Es freut mich, dass du zu diesem Schluss gekommen bist, Kaiba."
 

Er schüttelt den Kopf und es ist offensichtlich, dass er nahe daran ist, sich zu vergessen. Ich muss zugeben, ein wenig genieße ich dieses Situation dann doch.
 

"Aber bevor ich dir die Wahrheit sage, möchte ich, dass du mir eine Frage beantwortest." sage ich und er seine Augen schleudern mir Blitze entgegen. Wenn Blicke töten könnten, nun, dann wäre ich jetzt mausetot. Aber ich lasse mich davon nicht beeindrucken, immerhin war mir längst klar, dass er so reagieren würde. Ich rechne es ihm schon hoch an, dass er mich nicht mit irgendwelchen Schimpfwörtern traktiert. Er erwidert nichts, hat die Lippen wieder zu einer feinen Linie zusammen gepresst und ich sehe ihm fest in die Augen.
 

"Was hat dich gestern so aus der Fassung gebracht, Kaiba?" frage ich und sehe wie er scharf die Luft einzieht. Natürlich kenne ich die Antwort längst, auch wenn sie lediglich auf einer Vermutung basiert, und ich weiß auch, dass ich gerade hoch pokere, wenn ich ihn an den gestrigen Zwischenfall erinnere. Aber wenn wir schon über die Wahrheit reden wollen, dann ist es notwendig, dass er ihr auch ins Gesicht sieht und das gehört eben dazu.
 

Ich warte einen Moment und mir ist klar, dass er mir meine Frage keineswegs beantworten wird. Deshalb fahre ich fort.
 

"Weißt du, Kaiba, die Wahrheit ist nicht immer erfreulich. Die Erfahrung habe ich in den letzten Tagen gemacht. Manchmal gefällt sie uns auch nicht. Ich glaube, man will die Wahrheit auch ganz selten wirklich hören, weil sie oftmals weh tut. Aber es gibt Augenblicke, wo man sie sagen muss oder es notwendig ist, dass man sie sich anhört. In den Momenten geht es einfach nicht anders, man ist es sich selbst schuldig und auch dem anderen, auch wenn es sicher leichter wäre zu lügen. Aber die Wahrheit ist immer das Beste. So heißt es doch auch, oder? Ehrlich währt am Längsten oder so. Und am Ende brechen die Lügengebäude ohnehin zusammen."
 

Ich habe mich von ihm abgewandt und gehe ein wenig im Zimmer auf und ab während ich rede. Ich weiß, dass er mich dabei keinen Augenblick aus den Augen lässt und ich weiß auch, dass er mich jeden Moment unterbrechen wird und sei es nur durch ein spöttisches Lachen. Doch er hört mir auch zu. Ein Seitenblick auf ihn verrät mir, dass er es tut.
 

"Ich weiß, du hältst mich für verrückt und möchtest mich jetzt auch zu gerne loswerden. Du brauchst keine Zeit darauf zu verschwenden, mir das klar zu machen. Ich verstehe das und ich hoffe, dass du verstehst, dass ich keineswegs verschwinden werde." fahre ich fort und wende ihm wieder den Blick zu. "Ich werde dir die Wahrheit sagen."
 

Er stöhnt auf und verdreht die Augen. "Dann tu es endlich, Wheeler." zischt er mich an. "Ich habe nicht die geringste Ahnung was in dich gefahren ist und es interessiert mich auch nicht, aber..."
 

Ich lächele und falle ihm zum zweiten Mal ins Wort. "Deine unfassbare Ignoranz reizt mich, dir eine reinzuhauen." sage ich und bin selbst überrascht wie fröhlich ich dabei klinge. Ich stehe ihm jetzt genau gegenüber. Nur der Schreibtisch trennt uns. Er hat immer noch die Arme vor seiner Brust verschränkt und sein Blick ist finster, aber auch wachsam.
 

"Also gut." Ich seufze. "Ich will das Kriegsbeil begraben. Ich will, dass wir damit aufhören, uns das Leben schwer zu machen. Ich habe keine Lust mehr, mit dir zu streiten. Ich sehe auch keine Notwendigkeit dazu."
 

Er zieht die Augenbrauen zusammen und mustert mich skeptisch. Ich weiß, dass ein großes "Warum?" gerade in seinem Kopf erscheint. Mit was auch immer er gerechnet haben mag, damit sicher nicht, doch es ist ja auch nur der Anfang und zugegeben auch der Teil, der mir leichter über die Lippen geht. Aber wenn ich möchte, dass er der Wahrheit ins Gesicht sieht, dann ist es nur fair, dass ich es auch tue und zu gehört, dass ich es aussprechen muss, auch wenn ich damit eine Schwäche Preis gebe und keineswegs weiß wie er darauf reagieren wird. Ich kann vor meinen Gefühlen nicht davon laufen. Ich bin hier um das auszufechten und auch bereit damit unterzugehen, wenn es denn sein soll.
 

Ich brauche nicht lange zu warten und er spricht die logische Frage aus. Ich weiß, dass er es eigentlich nicht möchte, denn damit gesteht er ja ein, dass ich eine nicht berechenbare Größe in seinem System bin, aber wir beide wissen ohnehin längst, dass es sich so verhält, dass es sich immer so verhalten hat. Joey Wheeler ist eben nicht zu berechnen.
 

"Warum?" Es klingt seltsam ruhig und keineswegs kühl. Seine Stimme bebt ein wenig und ich glaube, dass sein Herzschlag in dem Augenblick genauso rast wie meiner. Ich lächele ihn an. "Ich bin verliebt." erwidere ich schlicht.
 

Eigentlich hatte ich nicht vor es so plump zu sagen. Es erscheint mir jedenfalls plump. So unromantisch, aber augenblicklich ist es auch mehr eine nüchterne Tatsache als ein wirkliches Bekenntnis. Kaiba starrt mich fassungslos an. Ja, ich habe es wieder einmal geschafft. Er ist nicht nur sprachlos, er ist fassungslos und ich glaube, dieses Mal habe ich sogar seinen Verstand lahm gelegt. Wahrscheinlich sind gerade nur noch die Notfunktionen aktiv. Seine Miene ist immer noch regungslos, aber das Blau seiner Augen ist deutlich dunkler geworden.
 

Ich zucke mit den Schultern, lächele ihn noch immer an und meine: "Eigentlich recht einfach, oder? Ich meine, das erklärt doch alles. Deshalb habe ich dich geküsst und deshalb kann ich nicht länger mit dir streiten, zumindest nicht so wie wir es bislang getan haben." Ich zwinkere ihm kurz zu.
 

Einen Moment scheint er mit dem Gedanken zu spielen, sich rückwärts in seinen Sessel fallen zu lassen, aber er rührt sich nicht. Er sieht mich einfach nur an und versucht seine Fassung zurück zu gewinnen oder wenigstens eine Spur von Spott in meinem Gesicht zu entdecken. Ich frage mich, wie er reagieren wird. Verächtliches seufzen gepaart mit dem verdrehen der Augen und einem "Lächerlich." Oder wird er mich fragen ob ich übergeschnappt bin. Ich weiß es nicht. Die Chancen stehen 50:50 und ich bin auf beides vorbereitet. Er entscheidet sich eindeutig für Sarkasmus.
 

"Das ist herzerwärmend, Wheeler, ehrlich! Ich fange gleich an zu heulen." sagt er und lacht trocken auf. Allerdings klingt seine Stimme nicht ganz so sicher und auch seine Haltung drückt nicht seine übliche Überlegenheit aus.
 

Ich seufze. "Es ist die Wahrheit, Kaiba. Ob sie dir nun gefällt oder nicht. Ich bin verliebt und wenn du mir meine Worten nicht glauben kannst, dann sieh mir in die Augen." entgegne ich gelassen. "Zudem welchen Grund sollte ich haben, zu dir zu kommen und dir ausgerechnet das zu sagen?"
 

Er stutzt und sieht mir in die Augen.
 

Ich sehe es ihm deutlich an und er kann sich meiner Logik auch nicht entziehen. Er weiß ebenso gut wie ich, dass sich solche eine Sache nicht unbedingt für einen Scherz eignet. Und Augen lügen nie. Meine tun es jedenfalls nicht und das entgeht ihm keineswegs. Kurz nehme ich wahr, dass sich seine Haltung kaum merklich verändert. Er ist verunsichert und er weiß nicht wie er mit meiner Offenbarung umgehen soll. Gut, ich wüsste es an seiner Stelle wohl auch nicht.
 

Ich lächele ihn fröhlich an. "So liegen die Dinge jetzt also. Aber das ist nur ein Teil dessen, was ich dir sagen wollte." fahre ich fort. Er macht keinerlei Anstalten etwas zu erwidern und ich habe sogar den Eindruck, dass er froh ist, dass ich weiter rede. Also sehe ich ihn herausfordernd an.
 

"Ich bin mir im Klaren darüber, dass du mir jetzt nicht um den Hals fallen wirst, aber das erwarte ich auch keineswegs. Es würde auch nicht wirklich zu dir passen." fahre ich fort. "Und es würde mich auch sehr irritieren." Ich lache bei dem Gedanken an diese Vorstellung kurz auf. Nein, das wäre tatsächlich verstörend. So liegen die Dinge nicht zwischen uns und so werden sie auch nie liegen. Nicht einmal, wenn er...
 

Abwarten, Joey. Ein Schritt nach dem anderen!
 

"Was erwartest du dann, Wheeler?"
 

Ich bin erstaunt als ich seine Stimme höre und auch die Frage überrascht mich. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er mich das fragen würde und die Skepsis mit der er mich ansieht, finde ich amüsant. Es verleiht ihm... nun, er sieht süß aus, wenn er so unsicher ist. Und er ist eindeutig verunsichert. Er fixiert mich nach wie vor, fast so als rechner er mit einem erneuten Angriff und einen Moment spiele ich tatsächlich mit dem Gedanken, doch dann denke ich wieder an das, was gestern passiert ist und schlagartig werde ich wieder ernst.
 

"Hör mir einfach zu, Kaiba. Mehr erwarte ich nicht und ich glaube, dass ist nicht zu viel verlangt." erwidere ich und er überlegt.
 

Ich weiß, dass er nicken wird, denn er möchte wissen was ich ihm noch zu sagen habe und ich weiß auch, dass er mich nach meiner Offenbarung mit anderen Augen betrachtet. Keine Ahnung warum ich das weiß, ich spüre es einfach. Nicht länger steht er in dieser ablehnenden Pose vor mir, er hat seine Hände wieder auf den Tisch bestützt und es ist offensichtlich, dass er Halt sucht. Halt, weil seine Welt gerade ins Wanken kommt. Weil nicht länger der Joey "Köter" Wheeler vor ihm steht, sondern ein Joey, den er nicht einzuordnen vermag. Vielleicht bilde ich es mir auch ein, vielleicht hoffe ich es, aber ich glaube eine Spur von Faszination in seinen schönen Augen zu entdecken. Scheint als wäre mein spontaner Zug doch nicht so unsinnig gewesen, wie ich befürchtet hatte.
 

Es dauert eine Weile, aber schließlich nickt er und setzt sich wieder hin. Es folgt eine grazile Geste und er deutet auf den Sessel, der seinem gegenüber steht. "Setz dich." Mehr sagt er nicht und mehr muss er auch nicht sagen. Ich folge seiner Aufforderung und einen Augenblick später sitzen wir uns gegenüber.
 

"Einen Teil der Wahrheit kennst du nun." sage ich und sein Blick hängt geradezu an mir. "Aber ich habe dir gesagt, dass ich dir auch die Wahrheit über dich sagen werde." Er reagiert mit keiner einzigen Regung. Doch als ich frage "Bereit?", nickt er und ich atme tief durch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-04-09T19:24:21+00:00 09.04.2013 21:24
Hey ^_^

damit hat Kaiba mich echt überrascht, so gefasst auf das Liebesgeständnis zu reagieren und ihm sogar noch einen Platz in seinem Büro anzubieten … was da wohl rauskommt, ob Joey ihn überzeugen muss, oder ob Kaiba schon Gefühle hat?

CuCu Jyorie

Von:  Shimizu-chan
2010-10-20T20:20:10+00:00 20.10.2010 22:20
ey joey hat echt mumm in den knochen
das hät ich mich nich getraut, so was einfach zu sagen
und dann auch noch zu seinem erzfeind :D
echt respekt *knuff*
ich kann mir setos verwirrten und verunsicherten gesichstausdruck blidlich vorstellen :]
echt knuffig *knuff* ^-^
freu mich schon aufs nächste kappi *freu* :]


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