Zum Inhalt der Seite

Ein philosophisch-moralisches Paradoxon

oder wieviele Züge braucht man, um Seto Kaibas Herz zu gewinnen?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Räumung

Man muss seine Niederlagen genauso würdevoll hinnehmen, wie man seine Siege feiert!
 

Nervös stehe ich in der Lobby der Kaiba Corporation und versuche mich an dem Gebäudeplan zu orientieren. Leider verstehe ich nur Bahnhof. Entweder ist diese Firma noch größer als es von außen den Anschein macht oder ich habe keinerlei Talent Pläne zu lesen. Zumindest fühle ich mich hilflos angesichts der Etagennummern, Farbsymbolik und was das Pfeilsystem anbelangt... Oh Mann.
 

"Kann ich ihnen helfen, junger Mann?" höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich wende mich um und blicke in ein paar skeptisch drein schauende braune Augen, die mich abschätzend mustern. Die Frau, adrett gekleidet in einem Nadelstreifenkostüm, gibt mir schlagartig das Gefühl hier fehl am Platz zu sein. Sie muss nicht einmal die Nase rümpfen. Ich grinse sie verlegen an und kratze mir unsicher am Kopf.
 

"Ähm... ja." sage ich. Ihre Miene bleibt ausdruckslos, aber ich kann mir denken was in ihrem blonden Köpfchen abgeht, aber das kümmert mich nicht. Immerhin bin ich ein Mann mit Plan, naja, halbwegs.
 

"Ich muss zu Seto Kaiba." erkläre ich und ihre Augen weiten sich einen Moment. "Tatsächlich?" fragt sie in einem Ton, der so scharf ist, dass er mir wohl durch Mark und Bein gehen soll. Ich nicke nur unbeeindruckt. "D- Ihnen ist klar, dass es sich dabei um den Chef dieser Firma handelt?" fragt sie und ich nicke erneut. "Klar, der Name steht auch außen am Gebäude." erwidere ich und muss lächeln, denn sie macht den Eindruck als wolle sie gleich die Hände in die Hüften stemmen und mir einen Vortrag halten. "Haben sie einen Termin?" fragt sie und wir beide wissen wie dämlich diese Frage ist. Nun, wer so blöd fragt, der bekommt auch eine blöde Antwort. Ich seufze. "Natürlich nicht, sonst hätten sie mich wohl sicher erwartet." entgegne ich ruhig und ihre Miene wird noch eisiger. Hey, ich weiß, ich sollte höflicher sein. Erstens bin ich jünger und zweitens... naja, man soll doch immer höflich sein, aber die Kuh geht mir jetzt schon auf die Nerven und ich mag es auch nicht, wenn man mich so behandelt. Also...
 

"Ich bin Fahrradkurier und habe eine Eilsendung für Mr. Kaiba." erkläre ich und fast habe ich das Gefühl, dass sie erleichtert aufatmet. Natürlich schluckt sie meine Lüge. Wahrscheinlich weil Fahrradkuriere so aussehen wie ich es tue. "Wenn das so ist." meint sie und entspannt sich sichtlich. "Die Sendung können sie mir geben und ich..." Ich falle ihr umgehend ins Wort. Tja, Joey Wheeler ist vorbereitet. Mir war schließlich klar, dass ich nicht einfach zur Chefetage gelange und wie gesagt, ich habe einen Plan. "Nope." widerspreche ich kategorisch und verschränke meine Arme entschlossen vor der Brust. "Die Sendung ist eigenhändig zu übergeben. Ich brauche die Unterricht von Mr. Kaiba." erkläre ich und sie mustert mich erneut. "Und ich glaube, dieser Brief ist wichtig." füge ich noch hinzu und blicke auf das Kuvert, das ich vorsorglich mitgebracht habe. Natürlich enthält es keine wichtige Mitteilung und den Umschlag habe auch ich beschriftet. In Rücksprache mit Mokuba. Der hat mir nämlich erzählt, dass Kaiba auf eine dringende Nachricht einer Firma aus Übersee wartet und den Namen eben dieser Firma sage ich der ollen Tante nun auch.
 

Dennoch zögert sie, aber die Dringlichkeit scheint ihr bewusst zu sein und auch meine Entschlossenheit scheint ihr nicht zu entgehen. Eine volle Minute starrt sie mich unschlüssig an. Schließlich seufzt sie kaum merklich und deutet mit einer grazilen Bewegung nach links. "Der Fahrstuhl ist dort hinten. 15. Stock. Büro 212. Dort wird man... ihnen... weiterhelfen." erklärt sie und ich bedanke mich mit einem breiten Grinsen.
 

15 Stockwerke. Wow. War ja klar, dass Kaiba ganz oben zu finden ist. Ich steige in den Fahrstuhl und bin mit mir selbst sehr zufrieden. Teil 1 hat somit hervorragend geklappt. Teil 2 müsste ebenso funktionieren und Teil 3... Ich schlucke. Wir werden sehen.
 

Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.
 

Ich rufe mir den Satz in Erinnerung und sage ihn im Fahrstuhle wie eine Art Mantra auf. Seltsamerweise beruhigt mich die Phrase, auch wenn mein Herz nach wie vor zu schnell schlägt.
 

Oben angekommen erwartet mich die nächste adrett gekleidete Dame. Fast glaube ich, der gleichen Frau gegenüber zu stehen, aber nein, die Zwei sehen sich ähnlich, aber sie sind keine Zwillinge. Erneut ziehe ich meine einstudierte Nummer ab und erkläre fest entschlossen, dass ich den Umschlag nur Seto Kaiba persönlich aushändigen werde. Die Sekretärin diskutiert allerdings etwas länger mit mir. Kaiba wolle nicht gestört werden, sie wäre bevollmächtigt... Ich nicke zu allem. "Und ich werde entlassen, wenn ich meine Arbeit nicht ordnungsgemäß erledige." sage ich als die Frau eine Atempause einlegt. Mokuba hat mir erklärt, dass man so mit den Damen umgehen muss, die Kaibas Büro wie eine Horde Walküren verteidigen. Er meinte, dass auch er immer Probleme habe, zu Seto zu gelangen, weil er nie gestört werden möchte. Ich halte mich an die Instruktionen des Kleinen und triumphiere letztendlich. Man zeigt mir den Weg zum Allerheiligsten.
 

Meine Nervosität nimmt drastisch zu als ich mir der Tür nähere. Im Film würde man jetzt wohl irgendeinen Choral einspielen und mit einer langen Einstellung auf der Tür verweilen. Ich muss unwillkürlich grinsen. Die Blondine klopft zaghaft an die Tür und öffnet sie ebenso vorsichtig als ein mürrisches "Herein" ertönt. Ich warte ein paar Meter abseits und werde offenbar angekündigt. Erst als die Frau zur Seite tritt, schicke ich mich an näher zu kommen. Mein Grinsen verschwindet unverzüglich und ich versuche so ernst wie möglich auszusehen. Leider hämmert mein Herz so hart gegen meinen Brustkorb, dass ich einen Anflug von Panik verspüre. Zu meinen Glück ist Kaibas Blick auf den Schreibtisch gerichtet als ich eintrete. Die Dame hat sich wieder entfernt und ich schließe die Tür fast lautlos.
 

Verflixt, ich habe das Gefühl, dass man mir langsam den Hals zuschnürt. Vielleicht war das Ganze doch nicht so einen gute Idee. Immerhin bin ich hier in der Höhle des Löwen, wer weiß was...
 

Ich verwerfe den Gedanken schleunigst und sammele mich. Kaiba ist immer noch mit seinen Unterlagen beschäftigt und zum ersten Mal bin ich ihm dankbar dafür, dass er so geringschätzig Menschen gegenüber ist. Meine Schritte sind unsicher als ich näher trete. Zum Glück schaffe ich es, das Zittern meiner Hände zu kontrollieren. Ich sage nichts und es dauert ca. fünf Sekunden bis er aufblickt und realisiert wer vor ihm steht.
 

"Wheeler!" presst er hervor und ja, ich habe ihn kalt erwischt.
 

Eiskalt.
 

Ich muss all meine Kraft aufbringen, um ein Grinsen, sogar ein Lächeln, zu unterdrücken. Ich sehe ihn einfach nur an und versuche meinen Blick so fest wie möglich sein zu lassen.
 

Drei, vier Sekunden sehen wir einander an. Sein Blick drückt Unglaube, Überraschung und Fassungslosigkeit aus. Wenn auch nur für die kurze Zeit. Dann wird sein Blick wieder kühl und ich schätze, dass er sich gefasst hat. Wahrscheinlich Dank der vertrauten Umgebung. Er öffnet schon den Mund, um etwas zu sagen, aber ich komme ihm zuvor.
 

"Es ist eine Kriegsdoktrin, nicht anzunehmen, dass der Feind nicht anrücken wird, sondern sich auf die eigene Bereitschaft zu verlassen, ihm entgegenzutreten - nicht anzunehmen, dass er nicht angreifen wird, sondern Vorkehrungen zur eigenen Unbesiegbarkeit zu treffen."
 

Ja, Joey Wheeler ist mit der Kunst der Kriegsführung vertraut.
 

"Kaiba." sage ich gedehnt und in einem Tonfall, der ihm sicherlich unbekannt ist. Ich schaffe es tatsächlich ernst und ruhig zu klingen, fast so nüchtern wie er. "Ich bin nicht hier um zu streiten. Also bitte ich dich für einen Moment unser altbewährtes Muster von Angriff und Verteidigung, Invasion und Gegenwehr beiseite zu lassen."
 

Fast habe ich das Gefühl, dass seine Kinnlade fällt, aber er presst die Lippen aufeinander, sie werden zu einer schmalen, kaum sichtbaren Linie. Er ist sichtlich irritiert. Er weiß es wohl zu verbergen in dem er sich einfach nicht rührt, aber ich sehe es ihm an. Seine schönen Züge sind mir inzwischen so vertraut, dass ich weiß wann er irritiert ist. Er schafft es nicht einmal, eine seiner perfekt geschwungenden Brauen hoch zu ziehen. Eine Geste, die er sonst mit erschreckender Perfektion beherrscht, so dass man einen könne, dass er diese schon als Kind drauf hatte.
 

Ich überbrücke schnell die Distanz von der Tür zu seinem Schreibtisch und stehe neben ihm bevor er realisieren kann was ich da tue. Ich weiß, dass ich nur noch Sekunden habe bis er sich fassen wird, aber zumindest bin ich jetzt neben ihm. Gleich wird er aufspringen. Ich weiß es. Er wird keineswegs zulassen, dass ich neben ihm stehe und auf ihn herabblicke. Oh nein. Er mag jetzt vielleicht nicht wissen, was hier vor geht oder was er sagen soll, aber er wird automatisch die Größenverhältnisse zwischen uns wieder in Ordnung bringen. Damit folgt er einem natürlichen Impuls.
 

Mein Herz setzt für den Bruchteil einer Sekunde aus als er es tut. Er schiebt den Stuhl nach hinten und ist so schnell auf den Beinen, dass es mir die Sprache verschlagen hätte, wäre ich nicht darauf vorbereitet. Seine Augen sind dunkler als sonst. Sie funkeln mich an und ich ahne, dass er wütend ist. Nicht, weil ich überraschender Weise hier aufgetaucht bin, nicht weil ich ihn aus der Fassung gebracht habe, sondern weil er keinerlei Ahnung hat, was ich vorhabe. Ich bin ein Faktor, den er nicht berechnen kann und das an dem Ort, an dem er die Zügel in der Hand hält, der gänzlich seiner Kontrolle unterliegt. Wieder unterdrücke ich den Impuls zu lächeln und schlagartig werde ich mir seiner Nähe bewusst. Nur wenige Zentimeter trennen uns und ich bilde mir ein sein Herz schlagen zu hören. Ich denke unverzüglich an das Gefühl, dass seine Lippen auf meinen hinterlassen habe. Dieses Prickeln, das mich den ganzen Tag nicht mehr los gelassen hat. Und schlagartig ist da wieder dieses Verlangen. So brennend und stark, dass ich mich beherrschen muss nicht die Hand auszustrecken und seinen Kragen zu packen.
 

"Was zum Teufel-" hebt er an und nun schenke ich ihm ein Lächeln. Ich hoffe, dass er keinen Sarkasmus hinein interpretiert. Er verstummt schlagartig und sieht mich an als wäre ich ein Alien, dass sich anschickt seine Firma zu unternehmen.
 

"Kaiba." höre ich mich selbst vollkommen ruhig sagen und beuge mich dabei etwas zu ihm. "Unsere Kraftproben werden allmählich doch langweilig. Keiner von uns wird dabei je gewinnen." erkläre ich ihm ohne den Blickkontakt auch nur eine Sekunde zu unterbrechen. Er schüttelt kaum merklich den Kopf. So als könne er nicht begreifen was gerade geschieht, als wäre er der Ansicht sich in einem Traum zu befinden, den er abschütteln könne. Er kann es natürlich nicht. Wie sollte er auch? Insgeheim frage ich mich ob er in dem Moment auch an meinen Kuss, unseren Kuss, denken muss. Ein Teil von mir hofft es. Wünscht es sich.
 

Er hat seine Sprache wieder gefunden. "Wheeler, was verdammt noch einmal ist in dich gefahren?"
 

Seine Stimme klingt fast wie immer - fast! Ich glaube, keinem außer mir würde die Nuance an Unsicherheit auffallen. Sein Tonfall ist gewohnt schneidend, scharf und kalt und doch klingt er auch ein klein wenig unsicher. Meinetwegen.
 

Schlagartig fällt mir mein neues Mantra ein. Meine kleine Zusammenfassung meiner eigenen Philosophie.
 

Wenn dir der Feind überlegen ist, geh ihm aus dem Weg! Ist er zornig, reize ihn! Und wenn er ebenbürtig ist, teile mit ihm.
 

Bislang läuft alles genau wie ich es vorher gesehen habe. Ja, jede meiner Berechnungen stimmt. Sogar die Einschätzung wie lange er brauchen würde, um seine Sprache wieder zu finden. Sogar den Wortlaut hätte ich fast 100%ig vorhersagen können. Allerdings hätte ich mit einem "Köter" gerechnet. Aber gut, das ist nur eine geringfügige Abweichung.
 

"Entspann dich, Kaiba." sage ich und schmunzele leicht. "Ich habe nicht vor dir etwas zu tun. Ich bin hier, um mit dir zu reden." Natürlich entspannt er sich keineswegs. Nicht mal ein ganz kleines bisschen. Im Gegenteil. Seine Züge verhärten sich zusehenst. Ich seufze und beuge mich etwas nach vorne. Er weicht nicht zurück. Nicht, weil er es nicht möchte, sondern weil es ihm widerstrebt zurück zu weichen. Mein Atem streift seine Haut und ich spüre auch seinen. Unwillkürlich muss ich schlucken. Ich kann fühlen wie meine Lippen wieder zu prickeln beginnen. Ich sehe wie seine Augen sich weiten und er sich anhebt, endlich zu reagieren. Ich kann es ihm ansehen. Entweder wird er mich gleich packen und schütteln oder aber er wird mich anschreien. Nur noch ein paar Sekunden...
 

"Kaiba." hebe ich von neuem an und das Herz schlägt mir bis zum Hals.
 

Doch bevor ich dazu komme weiter zu reden, passiert etwas Unerwartetes. Etwas, womit ich nicht gerechnet habe und er wohl ebenso wenig. Er macht eine kleine Bewegung auf mich zu und aus einem irgendeinem Grund, ich weiß selbst nicht warum, reagiere ich mit einer Handbewegung. Eigentlich weiß ich selbst nicht was passiert, ich spüre nur, dass ich ihn berühre und er schlagartig erstarrt. Aber nicht so, wie es auf dem Parkplatz war, nein, diesmal ist es anders. Es ist mehr als ein Erstarren und ich kann es auch nicht wirklich beschreiben, aber ich sehe wie sein Gesichtsausdruck sich verändert. Entsetzen tritt in seine Augen. Ja, Entsetzen. Es besteht nicht der geringste Zweifel. Überrascht sehe ich ihn an und er zuckt im nächsten Moment zurück als hätte ihn eine Tarantel gestochen.
 

Ich bin vollkommen irritiert und verstehe nicht was in ihn gefahren ist, aber ich begreife schlagartig, dass ich etwas in seinem Gesicht sehe, dass ich nie für möglich gehalten hätte.
 

Seto Kaiba hat Panik. Fassungsslos starre ich ihn an und es vergehen ein paar Sekunden bis ich begreife was passiert ist. Meine Augen weiten sich und ich glaube ich bringe sogar ein kaum hörbares "Oh" hervor. Meine Gedanken überschlagen sich. Ich möchte reagieren, irgendetwas tun. Ihm etwas sagen. Ich bringe kein Wort davor.
 

Ich habe einen Fehler gemacht. Nein! Ich habe eine Entdeckung gemacht!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2013-04-07T08:05:27+00:00 07.04.2013 10:05
Hey ^_^

hi hi … das war super … Joey hat sich als “Fahrrad-Kurrier” unglaublich gut geschlagen. Aber was ist den jetzt im Büro los, wovor hat Seto solche Panik, was ist da passiert, was hat Joey entdeckt?

CuCu Jyorie

Von:  Wanda_Maximoff
2010-10-18T07:25:52+00:00 18.10.2010 09:25
^^ Kein Spiel ohne Risiko oder wie war das? Was für einen Fehler bzw. was für eine Entdeckung hat der gute Joey denn gemacht? Ich bin gespannt.
Und ich finde es schön, dass er in Mokuba offensichtlich einen Verbündeten für seinen Plan gefunden hat.
Von:  BloodyMary1342
2010-10-17T21:37:06+00:00 17.10.2010 23:37
...wieder ein echt tolles pitel..^^
...hoffe es geht genauso spannend weiter...^^
...freu mich aufs nächste pitel..^^
Von:  Shimizu-chan
2010-10-17T20:46:33+00:00 17.10.2010 22:46
oh jetzt hat sich joey etwas verkalkuliert
aber echt mutig von ihm sich in setos hölle zu wagen :D
bin gespannt wies weiter geht *gespannt sei* *freu* ^-^ *knuff* :]


Zurück