Away von Quiana (Und ich bringe dir das Leben bei | Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel drei ------------ Familie "Oh oh, was mache ich nur mit dir? Einfach ungeniert andere Leute beobachten." Sakura war dabei gewesen, etwas an ihrem Tisch zu sich zu nehmen, als die Tür mit einem Poltern aufgerissen wurde und Madara Uchiha eintrat. Er hatte sich direkt neben sie gestellt und eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Der Druck, der von ihr ausging, empfand Sakura als unangenehm. "Oder warst du fasziniert von meinem Anblick, dass du nicht mehr wegschauen konntest?" Sakura verschluckte sich an ihrem letzten Bissen und röchelte nach Luft. Wie konnte er nur so etwas Abstoßendes sagen? "Habe ich dich also erwischt, ja? Dir ist bewusst, dass nicht jede in meinen Genuss kommt? Schau dich doch an. Du bist wie ein Schatten deiner selbst, bestehst nur noch aus Haut, Haar und Knochen. Ein Wunder, dass du noch nicht in der Mitte durchgebrochen bist." Sakura schaute hinab auf ihren Schoß. Sie wollte nicht, dass der Fürst sich in dem gleichen Zimmer aufhielt wie sie auch. "Aber sorge dich nicht. Ich verbiete mir selbst, in näheren Kontakt mit dir zu treten." Er nahm eine ihrer rosafarbenen Haarsträhnen und ließ sie durch seine Finger gleiten. "Solange, bis wir zwei uns miteinander vergnügen können, werde ich dich an einen anderen Ort bringen lassen. Du wirst den Leuten dort dienen und genau das tun, was sie von dir verlangen. Ich rate dir von einem Fehltritt ab, Mädchen. Ansonsten wirst du wohl mit den Konsequenzen rechnen müssen und das wollen wir natürlich nicht." Madara fasste unter Sakuras Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Wieder war dieser Rotschimmer in seinen Augen zu sehen, der ihr Angst einjagte. Er blinzelte einmal, dann war es verschwunden. Sakura war sich sicher, dass sie sich diese Farbe nicht einfach einbildete. Mehrmals hintereinander konnte man doch sicherlich nicht das gleiche Hirngespinst haben. "Deine Bedienstete wird dich gleich fortbringen. Was bekomme ich für meine Gastfreundschaft von dir, einem dreckigen Straßenkind, gegenüber? Einen Kuss vielleicht?" Er beugte sich zu ihrem Gesicht hinab. "Niemals!", rief Sakura und befreite sich aus seinem Griff. Der Fürst lachte daraufhin leise. "Schade, dass sich Sakura Uchiha nicht ehrenhaft, geschweige denn gut anhört." Grob zog Ayumi an Sakuras Handgelenk und zog sie mit sich durch die Straßen der reichen Stadt. Einige wenige Menschen die sich auf die Straßen verirrt hatten, dafür aber umso mehr hochnäsig aussehende Frauen, die aus ihren Fenstern schauten, beobachteten das Schauspiel. So gut es dem Mädchen gelang, stolperte sie auf ihren hohen Schuhen der stämmigen Frau hinterher, die unentwegt schnaufte. "Warum schauen die alle so blöd? Haben wohl nichts besseres zu tun als ihr Gold zu zählen", grummelte die Frau und hastete weiter die Straßen entlang. "Bis an den Stadtrand kann ich dich bringen!", fluchte sie. "Also ob das nicht einer seiner Schatten machen könnte. Stattdessen stehen diese dämlichen Soldaten in der Gegen herum und gaffen den jungen Frauen auf den Busen." Sakura zog es vor zu schweigen und ließ sich tatsächlich fast bis an den Stadtrand ziehen. Das Haus, vor dem sie nun standen war, im Vergleich zu den anderen, klein und etwas heruntergekommen. Trotzdem sah es noch weit mehr erhabener aus, als das Haus des reichsten Bauern in der Stadt weiter unten. "Du wirst einer Familie mit zwei Kindern dienen", sagte Ayumi und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Der Vater der beiden Söhne ist ein Cousin des Fürsten, also benimm dich." Innerlich zuckte Sakura zusammen. Es war, als ob man ihr einen Pfeil durch das Herz schießen würde. Der kleine Hoffnungsschimmer aus der Kontrolle Madaras zu flüchten, war erloschen. Wer außerhalb der Burg hatte mehr Kontakt zum Fürsten als sein Cousin? "Ich kann dir selber nicht viel über sie sagen. Sie sind anständige Leute, auch wenn ich den Eindruck habe, dass viele sie nicht mögen. Weiß Gott weshalb. Ich habe gehört, ihr jüngster Sohn bereitet ihnen momentan einige Probleme, aber das sollte sich wieder legen." Ayumi ging die wenigen Stufen zu der Haustür hinauf und klopfte einmal kräftig mit dem Klopfer gegen das Holz. "Moment!", schallte es aus dem Inneren wider. Sakura stellte sich hinter den massigen Rücken der Bediensteten. Kurz darauf öffnete sich die Tür und eine Frau mit dunklem Haar und einem freundlichen Gesicht erschien. "Wie schön, ihr seid angekommen. Kommt hinein. Möchtest du einen Tee trinken, Ayumi?" Angesprochene schüttelte den Kopf. "Ich werde gleich weiter müssen. Das", sie zerrte Sakura hinter ihrem Rücken hervor und schob sie vor sich, "ist Sakura. Du weißt ja, der Fürst schickt sie, damit sie euch dienen kann. Benimm dich anständig Mädchen." Dann drehte sie sich um und lief ohne ein weiteres Wort die Straße zurück. Unwohl massierte das Mädchen sich die Hände und schaute zögerlich zu der Frau in der Tür hinauf. Wenn sie das machte, was man von ihr verlangte, würde man ihr vielleicht trauen und mehr Freigang lassen. Sie musste nur mitspielen und ihre Freiheit war wieder zum Greifen nahe. Nur genau das tun, was ihr aufgetragen wurde … "Trete ein, Sakura. Ich bin Mikoto." Zögerlich setzte sich das Mädchen in Bewegung und stieg die wenigen Stufen empor. Als sie vorsichtig an der Schulter berührt wurde, sprang sie vor Schreck ein Stück zur Seite. Mikoto lächelte daraufhin kurz und schloss die Tür. "Folge mir." Sakura stand in einem schmalen Raum, in dem sich eine Treppe befand, auf die die Frau zuging. Oben angekommen, erstreckte sich vor ihr ein länglicher, schmaler Flur mit mehreren Türen. Aus einen von ihnen trat ein groß gewachsener Mann und ging mit festen Schritten auf Sakura zu. "Sakura, richtig?", fragte er mit einer tiefen, aber angenehmen Stimme. Das Mädchen nickte und machte nach kurzem Zögern einen Knicks. Genauso, wie Ayumi es ihr aufgetragen hatte. Doch der Mann schüttelte nur den Kopf. "Das lässt du am besten bleiben. Ich bin Fugaku Uchiha. Wieso setzten wir uns nicht in die Wohnstube?" "Guten Tag", flüsterte Sakura, doch der Mann und Mikoto, die allem Anschein nach seine Frau war, befanden sich nicht mehr im Flur. Zögerlich ging das Mädchen ihnen hinterher und fand sich in einem Zimmer wieder, in dem Sessel und Sofa vor einem Kamin stand und sich auf einem kleinen Tisch eine Teekanne befand. Genau wie der Flur war auch die Wohnstube mit allerlei Gegenständen dekoriert, allerdings wirkte es nicht allzu überladen. Uchiha … Fugaku sollte der Cousin des Fürsten sein? Sakura konnte keine Ähnlichkeiten unter den beiden ausmachen. Madara war eindeutig kleiner, hatte kein braunes Haar und ein nicht ganz so markantes Gesicht wie Fugaku. "Wir sehen uns nicht sehr ähnlich", sagte er und riss Sakura somit aus ihren Gedanken. Anscheinend hatte er bemerkt, dass sie ihn musterte. "Setzten wir uns und trinken erst einmal einen Tee. Unsere Söhne müssten jeden Augenblick da sein." Zögerlich ließ Sakura sich auf dem Sofa nieder. Fugaku war ein Uchiha – und doch keineswegs so wie Madara. Ihre Söhne waren nicht erschienen. Auch nicht, als Mitkoto Sakura in ihr neues Zimmer führte. Es war recht klein, war aber mit allem nötigen ausgestattet. Die Matratze, auf der sie nun lag, war nicht ganz so weich wie die in ihrem Burgzimmer, aber das war Sakura grade recht. Die Erwachsenen hatten einen netten ersten Eindruck bei ihr hinterlassen – und das verwirrte sie. Noch nie hatte ihr jemand einen Tee angeboten, sich höflich nach ihrem Befinden erkundigt. Warum auch? Als Straßenkind war man grade so viel Wert, wie eine Ratte es war. Es musste der schönste Nachmittag gewesen sein, den sie je erlebt hatte. So ungern sie es sich auch eingestehen wollte. Trotzdem würden diese Stunden sie nicht an ihrem Vorhaben zu Fliehen hindern. Aber dies hatte noch bis zum nächsten Tag Zeit. Lieber wollte sie den Abend nutzten und ausschlafen. Ein spitzer Schrei hallte durch das Haus, sodass Sakura sich erschrocken aufrichtete. Sie konnte unruhiges Stimmengemurmel wahrnehmen, eindeutig aus Richtung Flur. Nicht wissend, ob es nun der rechte Zeitpunkt war, um nach der Ursache des Geräusches zu schauen, ging sie mit vorsichtigen Schritten und ihr Nachtkleid anhebend zu ihrer Zimmertür. Einen Moment zögerte sie, bevor sie die Klinke hinunter drückte und einen kleinen Satz in den Flur tat. Sie konnte gradewegs in den noch immer erleuchteten Wohnbereich schauen, in dem sich nun vier Personen befanden. Fugaku und Mikoto Uchiha, ein junger Mann und ein Junge, der regungslos auf dem Sofa lag. Die Frau hatte sich neben den Jungen gekniet und tastete ihn scheinbar besorgt ab. Durch ihre Neugierde gezwungen, ging Sakura so leise sie konnte durch den Flur und gesellte sich zu der kleinen Gruppe. Miktot bemerkte sie als erste. "Sakura", sagte sie erstaunt, dann lächelte sie gequält. "Ich hatte mir diese Situation anders erhofft, aber wie es aussieht …" Sie verstummte und drehte sich wieder zu dem bewusstlosen Jungen. Fugaku trat zu Sakura und atmete einmal tief ein. "Das sind unsere Söhne Itachi", er legte dem jungen Mann seine Hand auf die Schulter, "und Sasuke. Er ist ein Jahr älter als du." Er nickte in die Richtung des Jungen. So wie Itachi sie musterte, tat sie es auch. Groß, fast schon dürr, lange schwarze, zurückgebundene Haare und merkwürdige Falten unterhalb seiner Augen. Seinen Blick konnte sie nicht richtig deuten, er machte einen sehr nichtssagenden Eindruck bei ihr, doch dann lächelte er. "Hallo, Sakura. Fühle dich hier wie in deinen eigenen vier Wänden." Sie nickte und trat dann auf das Sofa zu. Sasuke hatte, wie sein Bruder auch, eine blasse Hautfarbe, kürzeres, dunkles Haar und momentan viele blutige Striemen im Gesicht. Auch seine Hände sahen nicht weniger verletzt aus. Ohne diese Umstände könnte man behaupten, dass er einfach nur friedlich schlief. Sakura besah sich seiner Wunden genauer und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, ihn berühren zu müssen. Sein Gesicht und seine Hände, die so mitgenommen aussahen. "Was ist mit ihm passiert?", fragte sie leise und ging, über sich selbst erschrocken, einige Schritte rückwärts. Dabei stieß sie gegen Itachi, der sie daraufhin kurz festhielt. "Er hat sich bei einem Übungskampf mit einem Soldaten etwas überanstrengt. Ich denke, dass er seine Kraft noch immer überschätzt und sich zu viel auf einmal vornimmt." Mikoto holte einmal tief Luft, ganz so, als wollte sie widersprechen, doch durch einen ernsten Blick ihres Sohnes schloss sie wieder ihren Mund. Unruhig schaute Sakura zwischen den beiden hin und her. Sie hatte das Gefühl, als habe Itachi ein entschiedenes Detail absichtlich ausgelassen. Abermals lag Sakura in ihrem Bett, allerdings konnte sie nicht mehr daran denken zu schlafen. Als sie den verletzten Jungen gesehen hatte, schien es ihr, als ob sie mit vielen kleinen Nadeln in ihrem Rücken zu ihm geschoben wurde. Es hatte beinahe schmerzhaft geprickelt und ein Instinkt, den sie zuvor noch nie gespürt hatte, hatte sich in ihrem Bewusstsein gemeldet. Mit nur einem einzigen Wort. Helfen! Es war, als ob sie sich selbst rief, um zu ihm zu gehen und eine Hand auf seine Wunden zu legen, nur um zu schauen ob er noch geistig anwesend war. Es war merkwürdig, noch nie hatte sie solch einen Drang verspürt. Fremden Menschen einfach helfen zu wollen … Auf den Straßen hatte das Gesetzt gegolten, sich selber zu helfen. Die anderen standen immer an zweiter Stelle. Instinktiv stand Sakura wieder auf und schaute kurz aus dem Fenster. Es war dunkelste Nacht, nur die kleinen Kerzen in den Laternen spendeten etwas Licht. Die Dielen unter ihren Füßen knarrten, als sie sich in Bewegung setzte, freiheraus in das Nachbarzimmer. Als sie die Tür vorsichtig öffnete, konnte sie Itachi sehen, der sich mit verzerrtem Gesicht in seinem Bett hin und her drehte. Leise schloss Sakura die Tür wieder. Auch im nächsten Zimmer befand sich eine Person. Sasuke. Sein Atem war angestrengt laut und er wirkte wie in sich zusammengefallen. Vorsichtig trat Sakura näher, immer darauf bedacht ihn nicht aufzuwecken. Wieder spürte sie das Verlangen danach, ihn zu berühren und zu helfen. Einmal nur, kurz und vorsichtig, mehr nicht. Wie von selbst kniete sie sich neben ich, strecke eine Hand nach ihm aus und platzierte sie sacht auf seiner Wange. Sakura konnte seine Verletzungen auf ihrer Handfläche spüren. Ein Wärmeschlag durchfuhr ihren Körper und schien sich auf Sasukes Haut zu übertragen. Seine Wange wurde wärmer und in ihren Augen wirkte es, als ob seine Haut wieder an Farbe gewann. Allerdings konnte es auch das Mondlicht sein, das sein Aussehen änderte. Erst, als etwas in ihrer Hand zu ziehen begann und sich seine Haut unter ihr zu verändern schien, zog Sakura sich hastig zurück. Dort, wo sie ihn berührt hatte, waren seine Verletzungen verheilt. Auch das getrocknete Blut war verschwunden. Allerdings konnte Mikoto es auch weggewischt haben. Noch einmal streckte sie sich zu ihm, zog zögerlich die Decke beiseite und berührte ihn an der Stelle, an der sie sein Herz vermutete. Grade so lange, bis sie wieder die Hitze spürte, die von ihr zu ihm überging. Angespannt stolperte sie einige Schritte zurück und stolperte gegen einen Tisch. Es war nicht sehr laut gewesen, doch regte Sasuke sich. Er keuchte einmal und zuckte zusammen. Sakura japste nach Luft. Zu laut. Der Junge schlug die Augen auf, schaute kurz an die Decke und drehte dann langsam seinen Kopf in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte. Kalte, schon fast boshafte Augen starrten sie an. Nun sah auch sein Gesicht anders aus. Er war weder angespannt noch richtig entspannt. Es wirkte mehr so, als ob er schon viel mitmachen musste, vieles erlebt hatte und abgehärtet war. Unbehagen machte sich in Sakuras Brust breit, als er kurz seine Beine streckte und dann langsam aber mit festen Schritten aufstand und auf sie zukam. Den Mund zu einer schmalen Linie verzogen und mit einer angespannten Körperhaltung ging er die letzten Schritte auf sie zu und blieb vor ihr stehen. "Darf ich fragen, weshalb sich ein Mädchen nachts in meinem Zimmer aufhält?" Es war nur ein Flüstern, doch Sakura konnte den scharfen Unterton deutlich wahrnehmen. "Ich bin Sakura", antwortete sie und zog voller Unbehagen den Kopf ein. "Der Fürst schickt mich zu euch." "Der Fürst?", fragte Sasuke bedrohlich und ging einen weiteren Schritt auf sie zu. Sie wollte ihm ausweichen, doch der Tisch, auf dem sich beinahe schon saß, versperrte ihr den Weg. "Seine Soldaten nahmen mich vor einiger Zeit als Straßenkind gefangen und haben mich auf seine Burg verschleppt. Und nun bin ich hier." Sasukes Körperspannung lockerte sich etwas, trotzdem blieb der argwöhnische Blick noch immer in seinen Augen. "Dann bist du also das Mädchen von dem meine Mutter seit zwei Tagen spricht. Warum schickt dich Madara hierher?" "Ich weiß es nicht", hauchte Sakura und zuckte ängstlich zusammen, als Sasuke einen weiteren Schritt auf sie zutrat und ihr wütend in die Augen starrte. Schnell wand sie ihren Blick von ihm ab und schaute zu Boden. "Und warum solltest du kein Späher sein, der für seinen ach so grandiosen Herrscher kundschaften soll?" Er lehnte sich leicht über sie. Sakura packte die Angst. Dieser Junge war beinahe so, wie Madara es war. Kalt und herzlos. Sie hatte es sofort gespürt. Statt zu Antworten zog sie es vor zu Schweigen. Dies allerdings war ein fataler Fehler, da ihr Gegenüber dadurch noch wütender wurde. Grob packte Sasuke sie an den Armen und schüttelte sie. "Antworte mir!", zischte er. Sakura schlug sich die Hände vor ihr Gesicht. "Bitte tue mir nicht weh", flehte sie, dann durchzogen die ersten Schluchzer ihren Körper. Es dauerte einen Moment, dann ließ er sie los. Vorsichtig blinzelte sie zwischen ihren Fingern hervor. Trotz des Tränenschleiers vor ihren Augen und dem spärlichen Licht in der Dunkelheit konnte sie erkennen, wie die Zornesfalten auf der Stirn der Jungen schwanden. Er schaute aus seinem Fenster. "Hier geht etwas nicht mit richtigen Dingen zu. Er hat etwas in Planung. Das merke ich …" Dann drehte er sich wieder zu dem Mädchen. "Ich werde gehen", sagte er, "sollten meine Eltern oder mein Bruder nach mir fragen, so hast du mich lediglich im Flur getroffen." Ohne zu zögern öffnete er das Fenster und sprang auf den Sims. Sakura wollte widersprechen, doch er war schon gesprungen. Leichtfüßig und ohne bedenken. Er sprang in die Tiefe und landete leise mit beiden Füßen voran. Sakura, die zum Fenster gelaufen war und sich weit vorbeugte, konnte grade noch so sehen, wie er in den schwarzen Tiefen der Nacht verschwand. Sein dunkles Haar war wirklich von Vorteil. Traurig schüttelte sie den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, was in diesem Jungen vorging – und sie wollte es auch nicht wissen. So gut er auch aussehen mochte, es war die dunkle Aura die ihn umgab und die Sakura so verabscheute. "Ich bin mir sicher, dass unsere Söhne dir noch vieles beibringen werden", sagte Mikoto und lächelte Sakura an. Den ganzen Tag über hatte sie der Frau im Haushalt geholfen und sich dabei wahrscheinlich ungeschickter als zehn Pferde zusammen angestellt. Doch Mikoto hatte über jedes Missgeschick lächelnd hinweggesehen und dem Mädchen geduldig alles gezeigt. Es war bereits später Abend, als Sakura in die Wohnstube gebeten wurde. Sie nickte. In den ganzen letzten Tagen war ihr immer und immer wieder zu Ohren gekommen, dass sie noch einiges lernen müsse. "Ich bin wirklich froh, dass es Sasuke nun besser geht und du ihn von einer anderen Seite kennen lernen kannst", wechselte Mikoto unsicher das Thema, da ihr Gegenüber nichts erwiderte. Sakura nickte nur und verschwieg, dass sie ihren Sohn bereits kennen gelernt hatte. Von einer sehr unangenehmen Seite. Zudem war er am nächsten Morgen wieder in seinem Zimmer gewesen, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Dabei war sie noch für eine lange Zeit wachgeblieben. Zu viele Gedanken schwirrten ihr in ihrem Kopf herum. Es klopfte energisch an der Tür. "Öffnest du bitte die Tür, Sakura?", fragte Mikoto lächelnd. Das Mädchen stand auf, froh darüber dem Gespräch entfliehen zu können, und traf im unteren Flur auf Itachi, der ebenfalls die Tür öffnen wollte. Er zog die Schultern zurück und öffnete den Hauseingang, als er und Sakura schon grob beiseitegeschoben wurden. Es war Ayumi, die Dienerin Madaras, die außer Atmen die Treppe hinauflief und gradewegs in die Wohnstube ging. Sakura und Itachi folgten ihr und wollten sich ebenfalls in den Wohnbereich begeben, doch Ayumi drehte sich um und schaute sie streng an. "Ihr werdet auf eure Zimmer gehen", herrschte sie und verschwand dann aus dem Blickfeld. Itachi schnaubte entrüstet. Er war kein Mann, der Befehle von anderen annahm. Dennoch drehte er sich um und ging. Sakura tat es ihm gleich. Sie stellte keine Fragen. Weder laut, noch sich selbst. Sie legte sich hin, merkte wie sie immer schwerer wurde und schloss die Augen. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Auch wenn das Mädchen es sich nicht eingestehen wollte, Sasuke hatte recht. Auch sie meinte es zu spüren. Irgendetwas würde in den nächsten Tagen passieren. Unruhig drehte sie sich auf ihrer Decke, ehe sie ein Alptraum mit seinen dunklen Klauen umschloss … Gleißendes Licht umfing Sakura. Gemurmel drang von allen Seiten zu ihr vor. Über ihr waren der blaue Himmel und eine große gelbe Sonne. Unter ihr ein staubiger brauner Boden. Das Bild verschärfte sich weiter. Wo befand sie sich? Es sah aus wie eine Art Amphitheater. Hohe Zuschauerränge die voll besetzt waren, drängten sich um das Mädchen. Alle flüsterten mit hervor gehaltener Hand. Es waren viele Augenpaare, die sie anschauten. Unzählig viele. Plötzlich verstummte alles – und Madara Uchiha, der Fürst – stand ihr gegenüber. Er war lautlos aus dem Nichts gekommen. Sein schwarzes langes Haar spielte um seinen Kopf herum und das, obwohl es windstill war. Ein Pfeifen, Jubeln und Klatschen brach von den Zuschauern hervor und Madara lächelte. Er hob die Hand, genoss das Gefühl des Ruhmes kurz und bedeutete der Menge dann ruhig zu sein. 'Heute haben wir uns hier versammelt', begann er und drehte sich einmal um die eigene Achse, 'um ein ganz besonderes Schauspiel anschauen zu dürfen. Ihr alle seht dieses Mädchen.' Ein Buhen schallte durch die Luft. 'Ihr alle könnt dieses Mädchen sehen. Abschaum und von der Straße obendrein! Wir alle wissen, was mit einem solchen Ding passiert, nicht wahr? Ihr wisst es und ich weiß es. Nur sie weiß es nicht.' Die Menge pfiff und johlte. Das starke Gefühl der Schadenfreue und Erregung traf Sakura wie ein Schlag in die Magengrube. 'Ein schönes Vergnügen wünsche ich euch. Genießt es, denn sie ist jemand ganz besonderes und sie hat diese Strafe nur zu Recht verdient. Meine lieben adeligen Mitbürger …' Er reckte die Hand in die Luft und ein so lautes Fürst Madara erklang, dass sich Sakura am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Doch es ging nicht. Sie konnte weder Arme, Beine oder Kopf bewegen. Es war wie eine Lähmung, nein, es war eine Lähmung. Genauso wie der Fürst erschienen war, verschwand er wieder und stand nach einem Bruchteil eines Augenschlags später auf einem großen Podium, das seinen Ehrensitz darstellte. Hochnäsig blickte er auf sie herab und lächelte spöttisch. Aus Angst wurde Wut. Aus Wut wurde Hass. Der Fürst hatte sie einfach aus ihrem Leben gerissen, so wie man einen Stück Faden aus seiner Kleidung zog. Mit zornig funkelnden Augen schaute sie zu ihm herauf. Und Madaras funkelten zurück. Fast schon belustigt. Und wieder lag dieser rötliche Schimmer darin. 'Lasst das Fest beginnen! Seht es auch an!' Ein letztes Mal schallte seine Stimme über das große Feld, dann zogen schwarze Wolken über den einst so strahlenden Himmel und eine nebelhafte Gestalt fiel herab. Lange, dampfende Arme strichen an Sakuras Haut entlang und eine eisige Kälte umfing sie. Die schleierhafte Gestalt legte sich um sie, verdunkelte ihre Sicht und raubte ihr das Durchhaltevermögen, von dem sie geprägt war. Noch immer konnte sie sich nicht bewegen, lediglich ihre Augen huschten von einer Seite zur anderen. Diese Gestalt, sie hatte keinen Körper. Es war vielleicht Nebel, aber … Es hatte eindeutig Augen. Große, fesselnde und seelenraubende, rote Augen. Blutrot, ausdrucklos und leer. Sakura schaffte es nicht, ihren Blick abzuwenden. Alles schien sich zu drehen und ihr wurde immer schummriger, als vereinzelte Bilder mit einer Geschwindigkeit durch ihren Kopf rasten, die nur ein Marathonläufer hätte erreichen können. Tote kleine Körper. Eine zerstörte Stadt. Ayumi, die an einem Galgen hing – direkt neben Mikoto und Fugaku Uchiha. Eine schemenhafte dunkle Gestalt, die sich über Sasukes leblosen Körper beugte und ein Messer an sein Ohr hielt. Itachi, der stramm vor einem Grab stand und in die Sonne schaute. Sakura schrie. Die Zuschauer lachten. Laut und voller Freude zeigten sie auf das Mädchen, das auf dem Boden lag. Der Schatten um sie herum schwand nicht. Fast liebevoll hielt er seine langen Klauen über ihren Kopf und packte sie. Schmerzen durchzogen ihren Körper und die Kälte sickerte durch ihre Haut und kroch immer weiter in ihre Knochen. Lange würde sie nicht mehr durchhalten können. Warum erlöste sie niemand? Sie wollte nicht, dass die Hand noch einmal zupackte und ihr das Leben stahl … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)