Das Shakespeare-Experiment von abgemeldet (oder der Widerspenstigen Zähmung (Seto x Joey)) ================================================================================ Kapitel 5: Liebes Leid ... -------------------------- Zweiter Aufzug 2. Szene Es treten auf: Duke, Joey und Seto "Wir sind da, Master Kaiba." vernehme ich Rolands vertraute Stimme. Ich nicke, rühre mich aber nicht. Mein Kopf schmerzt schon wieder und ich fühle mich an diesem Morgen unendlich müde und kraftlos. Kunststück. In der letzten Nacht habe ich kaum ein Augen zu getan. Trotz dem unüblichen Genuß von Cognac, den ich mir in Anbetracht der jüngsten Erkenntnisse, gönnen musste. Fast die ganze Nacht habe ich wach gelegen und über die Worte nachgedacht, die ich bedauerlicherweise von Muto und seinen Freunden aufgeschnappt habe. Mehr noch, immer wieder und wieder ging ich mein letztes Duell gegen Wheeler in Gedanken durch. Es war fast so als wäre ich wieder am Duel Tower und stünde ihm gegenüber. Ein paar Mal hatte ich sogar das Gefühl die nervige Stimme dieses Kläffers zu hören. "Jetzt stehst du nackt und bloß im Wind, Kaiba! Das kommt mir ja wie gerufen!" Und ich war tatsächlich zusammen gezuckt! Ich, Seto Kaiba. Mit einem Mal bekommt das Gesagte eine vollkommen neue Bedeutung und natürlich komme ich seither nicht umhin darüber nachzudenken. Wheeler ist verliebt... Wollte ich gestern diesen Gedanken noch als absurd abtun, heute erscheint er mir tatsächlich realistisch. Dennoch fasse ich es noch immer nicht. Wie kommt der Kerl darauf? Warum verliebt er sich ausgerechnet in mich? Habe ich irgendwas getan, um so ein Verhalten zu fördern? Gleichgültig wie sehr ich mich bemühe, Wheeler und seine Neigungen aus meinem Kopf zu verbannen, ich lande immer wieder an dem gleichen Punkt. Ich drehe mich buchstäblich im Kreis. Und ich habe keinerlei Vorstellung, wie ich nun damit umgehen soll. Wahrscheinlich bleibe ich auch deshalb gerade im Wagen sitzen, denn sobald ich aussteige, werde ich früher oder später auf den Köter treffen und dann... Ich weiß es nicht. Sicher, es wäre ein leichtes, ihn mit meinem Wissen zu konfrontieren. Vermutlich würde ich ihn damit endlich einmal zum schweigen bringen, doch dann muss ich an Mutos besorgten Tonfall denken und mir fallen auch Gardners Worte wieder ein. Wheeler leidet zur Zeit darunter, mit mir zu streiten. Sie sagte, es täte ihm weh, aber er würde es dennoch tun, um sich mir gegenüber als normal zu verhalten. Eigentlich eine recht logische Überlegung. Soviel Einsicht hätte ich dem Kerl gar nicht zugetraut. Hm. Vielleicht hat er doch mehr in seinem Strohkopf als ich bislang dachte. Verdammt, wie soll ich mit diesem Wissen nun umgehen? "Sir?" fragt Roland und sieht mich durch den Rückspiegel fragend an. Ich mache eine unwirsche Handbewegung. "Nichts." Ich seufze und öffne langsam die Wagentür. Es hilft alles nichts. Irgendwann muss ich aussteigen. "Ich erwarte sie um ein Uhr, Roland." sage ich kühl und steige aus der Limousine. Muto und seine Freunde werden sicher alles daran setzen, Wheeler von seiner absonderlichen Neigung abzubringen. Nun gut, sollen der Kindergarten sich darum kümmern. Es ist auch nicht mein Problem. Ich habe nichts getan, um Wheelers Interesse zu wecken und ich werde mich hüten dergleichen je zu tun. Am Besten ist es, wenn ich die ganze Sache vergesse. Aber ich weiß natürlich, dass dies nicht so leicht möglich ist. "Verdammter, Köter." murmele ich bissig und schreite langsam auf das Schulgebäude zu. Irgendetwas in mir hofft, dass der Hund heute wieder nicht da ist. Dann bleibt mir eine Konfrontation erstmal erspart. Dass meine Hoffnung vergebens ist, realisiere ich fünf Minuten später, denn besagter Hund lehnt lässig an unserer Klassentür und redet mit Devlin. Ich verdrehe unwillkürlich die Augen als ich seine viel zu laute Stimme vernehme. Und dieser lächerliche Aufzug. Schafft der Kerl es nicht einmal seine Schuluniform ordentlich anzuziehen? Oder sich die Haare zu kämen? Erbärmlich. Was für ein Chaot. Komischerweise verlangsame ich aus irgendeinem Grund meinen Schritt. Benimm dich nicht lächerlich, Seto! “Kaiba! Wo warst du? Wir haben uns doch Sorgen gemacht …!“ Ich schüttele unwillkürlich den Kopf als mir diese Worte wieder in den Sinn kommen. Ich muss mich wirklich zusammen reißen. Warum denke ich überhaupt darüber nach? Ich habe besseres mit meiner Zeit zu tun. Warum irritiert mich der vertraute Anblick dieses Chaoten nur so? Irgendwas an dem gewohnten Bild ist heute ungewohnt. Warum? Ich finde den Fehler nicht. Ich will ihn auch nicht finden. "Verdammt. Das darf nicht wahr sein." murmele ich wieder und könnte mich selbst dafür ohrfeigen. Bin ich jetzt schon so weit, dass ich Selbstgespräche führe? Ich erstarre augenblicklich ein wenig als mich Wheelers Blick trifft. Seine braunen Augen sehen mich direkt an und... er wirkt überrascht. Ich bemühe mich diese Erkenntnis zu ignorieren und erwidere kühl seinen Blick. Ausweichen ist keine Option. Immerhin geht es hier um Wheeler, die lebende Zeitbombe, die Ausgeburt des Chaos, und ein Seto Kaiba schreckt doch nicht vor Blickkontakt zurück. Aber er tut es. Zu meiner Überraschung senkt er den Blick und ich habe sogar für einen Moment das Gefühl, dass ein Hauch von Röte über seine Wangen huscht. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Als ich vor ihm und Devlin zum stehen komme, ist seine Gesichtsfarbe jedenfalls wieder normal. Ich bin allerdings nicht sicher ob meine normal ist. Zu allem Überfluss versperrt der Köter auch noch die Tür. Ich seufze. "Wäre es zuviel verlangt, zur Seite zu geben, Wheeler?" Es ist natürlich keine wirkliche Frage und meine Stimme klingt seltsam fremd. Plötzlich fühle ich mich unendlich... unsicher. Ja, unsicher. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich fasse es selbst nicht. Zum Glück scheint Wheeler dieser Umstand zu entgehen, Devlin ebenso. "Nein." sagt der Köter schlicht und tritt tatsächlich zur Seite. Für eine Sekunde sehe ich ihn irritiert an, dann packe ich den Türgriff und öffne entschlossen die Tür. Seltsamerweise verspüre ich so was wie Erleichterung als sie wieder hinter mir ins Schloss fällt und die Tür mich von Wheeler trennt. Diese Situation gerade... das war... anders als sonst. Das wird mir schlagartig bewusst. Nicht nur, dass ich mich seltsam angehört habe, er ebenso. Und der Umstand, dass er ohne einen dämlichen Kommentar zur Seite getreten ist. Hm. Scheinbar hat es ihn ernsthaft erwischt. Klang dieses "Nein" nicht irgendwie unsicher? Ich muss die Augen schließen, um mich wieder einigermaßen sammeln zu können. Ein unsicherer Wheeler... Müsste mich das eigentlich nicht belustigen? Warum tut es das nicht? Und dieser Blick... Verflucht, warum habe ich nur dieses Gespräch belauscht? Nein, warum muss der Typ sich in mich verlieben? Das ist... So etwas hat nicht zu passieren. Unsere Beziehung zu einander war bislang klar definiert. Es steht nicht zur Debatte, die Gegebenheiten zu ändern. Aber das gerade, das war nicht der Wheeler wie ich ihn kenne. Er ist seltsam ruhig, kein lautes Getöse, keine blöden Bemerkungen. Wieder fallen mir Gardners Worte ein. Leidet er tatsächlich? Diese Gedanken... sie sind wie ein Virus. Wenn ich nicht Mitleid fühle, so bin ich ein Schurke... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)