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Gegen Gottes Gebot

von

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.Eifersucht

Malik war vollkommen durchnässt, als er an Ryous Tür klingelte. Die beiden hatten sich zum Lernen verabredet und kaum war Malik auf halber Strecke, war über ihn ein Wolkenbruch niedergegangen.

Ryou öffnete und verzog das Gesicht. "Herrje, du Ärmster, komm rein..."

"Danke", murmelte Malik trocken und schüttelte sich im nächsten Moment wie eine nasse Katze, nur um kurz darauf seinen völlig durchnässten Kapuzenpulli loszuwerden.

"Willst du was zum Wechseln haben?", rief ihm Ryou wenig später aus dem Bad zu, wo er die nassen Sachen zum Trocknen aufhängte.

"Hm, wär nicht schlecht, sonst verteile ich hier in eurer gesamten Wohnung nasse Flecken."

Ryou nickte. "Ich werd‘ Kura fragen, ich glaub, meine Sachen sind dir ein bisschen zu klein, aber ihr habt ja ungefähr dieselbe Größe...", meinte er dann und stiefelte mit Malik im Schlepptau ins Wohnzimmer.

Bakura saß vor dem Fernseher und schaute Nachmittagscartoons. Er wandte nicht einmal den Kopf, als die beiden ins Wohnzimmer traten.

"Kura, wir brauchen Klamotten von dir, Malik hat den halben Pazifik eben abbekommen."

Bakura brummte nur, "Weißt ja, wo mein Schrank ist“, die Augen noch immer auf den Fernseher geheftet.

Maliks Blick verdüsterte sich plötzlich und mit wenigen Schritten war er bei dem Älteren der Brüder und schlug ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. "Bakura, du bist einfach UNMÖGLICH!"

"Ey, was hastn du für ein Problem?", zeterte der Gepeinigte im nächsten Moment verdattert zurück.

Ryou seufzte, bis ihm plötzlich siedend heiß etwas einfiel.

"Fuck, ich hab ganz vergessen, dass ich Mama versprochen hab, für sie was aus der Reinigung zu holen."

Bakura rollte nur mit den Augen und meinte: "Nur ein Vollidiot würde jetzt bei diesem Wetter nach draußen gehen."

Ryou erwiderte darauf nichts, sondern zog sich an und verabschiedete sich.
 

Und Malik hatte gerade keine Ahnung, warum er plötzlich so nervös wurde, als er Bakuras Blicke auf sich spürte.

"Was ist?", murmelte er.

Die dunklen Augen. Lüstern. Irgendwie verspottend. Ein Lächeln schlich sich auf Bakuras Lippen.

"Malik, hast dus eigentlich schon mal mit 'nem Kerl getrieben?"

Malik ging der Mund auf. Auf so eine Frage war er nicht vorbereitet gewesen.
 

Dann ging alles relativ schnell.
 

Plötzlich fand er sich in Bakuras Zimmer wieder. Seine Klamotten auf dem Boden.

Mit dem Gesicht in die Laken gepresst. Und dann machten sich Schmerz und Lust bald gleichsam in ihm breit.

Und das war der Auslöser. Für etwas ganz Großes.
 

Ryou hatte sich beeilt, um durch den Regen zu kommen und als er die Tür hinter sich zuschlug, schüttelte er sich erstmal wie ein nasser Hund.

"Scheißwetter", fluchte er und trug seine nassen Chucks mit den Fingerspitzen ins Bad, wo er sie dann zum Trocknen einfach in die Badewanne schmiss.

Dann ging er in sein Zimmer, um sich etwas anderes anzuziehen, aber als er an Bakuras Tür vorbeikam, stockte er.

Runzelte die Stirn. Dann schüttelte er den Kopf, klopfte an und öffnete ohne eine Antwort abzuwarten die Tür. "Also, wenn ihr euch schon einen Porno anschauen müsst, hättet ihr das auch etwas leiser-"

Urplötzlich stockte Ryou. Und ein eiskalte Schauer, gefolgt von einem nagenden, heißen Gefühl kämpften plötzlich in seiner Brust miteinander.

Er starrte wie angewurzelt auf das Bild, das sich ihm bot. Es war so eindeutig, mit nichts zu erklären, durch nichts schönzureden.

Und als Ryou sich wortlos umdrehte, die Flüche seines Bruders in seinem Rücken ignorierend, wusste er plötzlich, dass das alles nicht normal war.

Er zog sich nicht mal die Schuhe an, als er wieder hinaus in den Regen trat und zu laufen begann.
 

Wie in einem schlechten Film. So eine Scheiße. Er begann zu laufen. Sein Herz trommelte schmerzhaft gegen das Innere seiner Rippen. Seine Lungen rebellierten.

Ein Autoreifen quietschte, als er ohne nach rechts und links zu sehen eine stark befahrene Straße überquerte: Es war pures Glück, dass er nicht erfasst wurde. Dass sich seine Eingeweide nicht in einer blutigen, breiigen Masse auf dem Asphalt verteilten und mit dem Regen vermischten.

Die Flüche der Fahrer gingen in der Dumpfheit der Situation unter.

Wo war er eigentlich?

Und wieso tat ihm plötzlich das Herz so weh?

Wo kam dieser ungekannte Schmerz her, dieses ekelhafte Stechen?

Er war eifersüchtig! So eifersüchtig und verdammt, er war es nicht auf Bakura, sondern auf Malik.
 

Ryous Nägel gruben sich in seine Handflächen, seine Lungen protestierten immer stärker, die kalte Luft schnitt übel in seine Kehle, in die tiefsten Winkel seiner Lungen. Aber es reichte nicht aus, um dieses grässliche Gefühl zu vertreiben.

Warum hatte er das nur gesehen, warum?

Plötzlich war alles so klar. So unendlich klar.

Ryou stolperte und schlug der Länge nach auf den Asphalt. Schürfte sich die Ellenbogen komplett auf und die Knie.

Der Schmerz wurde verschluckt. Sie verschluckte alles. Die Eifersucht. Und das andere Ding, das da plötzlich in ihm war.

Diese verbotene, sündige Liebe, die er schon so lange für seinen Bruder hegte. Dieses unendlich schlechte, ohnmächtige Gefühl. So groß, dass er es nicht mehr schaffte, es zu unterdrücken.

Ryou schlug mit den Fäusten auf den Boden, Wasser spritzte auf. Am liebsten wäre er einfach liegen geblieben, er rollte sich auf den Rücken und stierte mit aufgerissenen Augen in den leichengrauen Himmel, die Regentropfen schmerzten in seinen Augen und nahmen die Tränen mit sich.

Er spürte den harten Asphalt in seinem Rücken. Er spürte, dass er aufstehen müsste. Spürte, dass er nicht wollte. Dass er einfach liegen bleiben wollte. Und vergessen. Für immer vergessen, was er fühlte.

Er presste sich eine vor Kälte fast taube Hand auf die Brust, als ihn das Bild von Bakura und Malik, eng im Liebesakt miteinander verschlungen, überrollte.

Wie lange ging das schon so? Vielleicht schon vom ersten Tag an?

Immerhin stand jeder auf seinen Bruder. JEDER.

Sein Bruder war der verdammt nochmal geilste Typ der Stadt.

Aber er war ... sein Bruder. Ihm wurde schwindelig, obwohl er schon lag.

Passanten gingen gelegentlich an ihm vorbei, doch ohne auf ihn zu achten, mit eingezogenen Köpfen und hochgeschlagenen Mantelkrägen, es eilig habend aus dem Regen herauszukommen.

Niemand achtete auf ihn. Wie es immer war.

Wieso? Er hatte keine Probleme mit seiner Homosexualität, aber sein Bruder! Verdammt!

Ryou hatte plötzlich dieses schreckliche Gefühl um ein Wissen, ein Geheimnis, das ihn zu erdrücken drohte, weil er wusste, dass er es keinem Menschen auf der Welt würde anvertrauen können.

Er schloss die Augen. Und irgendwann wurde es ganz dunkel.
 

In Bakura brodelte es. Die Lust war ihm vergangen sofort in jenem Moment, als er des ungläubigen Blickes gewahr geworden war.

Er hatte zurück gestarrt. Und als Ryou umgekehrt war, da hatte er Malik von sich gestoßen, lieblos und gleichgültig, weil er plötzlich das Gefühl hatte, das seltsame Gefühl, einen absolut grenzenlosen Fehler gemacht zu haben.

Ryou hätte das niemals mit ansehen dürfen. Nie. Er hätte seinen dumpfen Trieben niemals nachgeben dürfen. Es war ihm scheißegal, dass er Malik dazu nur benutzt hatte, das einzige, was ihn nun biss, war der Gedanke an seinen kleinen Bruder.

"Du solltest jetzt besser gehen", sagte er schroff zu Malik, welcher gerade absolut verwirrt und gedemütigt war und aufgrund dessen kein vernünftiges Wort herausbrachte. Mit immer noch leicht gerötetem Gesicht und sich sterbenselend fühlend, sammelte der Ägypter wortlos seine Siebensachen zusammen und verschwand bald nach Ryou aus der Wohnung.
 

Ryou war nicht da. Bakura biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, dieser kleine ... Ob es wohl angeboren war, dass ihm sein kleiner Bruder immer wieder den Spaß an absolut allem versauen musste?

Er war wütend. Und im Stillen war er dankbar, dass Ryou abgehauen war, da er sich nicht sicher war, was er sonst gemacht hätte. Vielleicht hätte er ihm einfach links und rechts eine geballert.

Aber dennoch. Auch, wenn Bakura sich einzureden versuchte, dass er diesen Groll alleinig aus dem Grund verspürte, dass ihm jetzt eine Chance auf ziemlich heißen Sex entgangen war, so spürte er im Grunde seines Herzens, dass das nicht der einzige Grund war.

So ein Dreck. Und jetzt?
 

Irgendjemand stieß Ryou. Stieß ihn unangenehm, sodass er aus der Dunkelheit empor kriechen musste.

Er brummte unwillig. Er spürte seinen Körper nicht mehr.

"Ryou-kun? Hey, lebste noch?"

Ryou blinzelte und als sein Blick sich langsam schärfte, erkannte er ein Gesicht über sich, das er vorerst nicht zuordnen konnte.

"Kannste mich hören? Das is 'ne ziemlich blöde Idee bei so einem Wetter ein Nickerchen aufm Bordstein zu machen."

Die Stimme klang leicht scherzend, aber gleichsam war auch ein gewisses Maß an Sorge herauszuhören.

Die pechschwarzen Haare umrahmten in leicht feuchten Strähnen das fein geschnittene Gesicht und die grünen Augen musterten ihn neugierig und skeptisch zugleich.

"Otogi?", murmelte er fast tonlos.

Der Schwarzhaarige schien erleichtert. "Hey, du lebst ja doch noch."

Dann legte er den großen roten Regenschirm kurz zur Seite, den er gerade noch in der Hand gehalten hatte, um Ryou besser unter die Arme greifen zu können.

Der Weißhaarige versuchte leicht benommen mit Otogis Hilfe auf die Beine zu kommen und stand dann auch recht wackelig da. Kurz darauf ergriff der Otogi seinen Regenschirm wieder und fasste Ryou, der sich schwächlich an ihm festhielt, um die Hüfte.

"Ich hab zwar keine Ahnung, was bei dir los ist, aber du kommst am besten erstmal mit."

Ryou nickte, ohne etwas zu sagen.
 

Wenig später hatte Otogi Ryou an seiner überraschten Mutter vorbei ins Bad geschubst, damit er eine heiße Dusche nahm.

"Gehts, oder brauchst du irgendwie Hilfe?"

Ryou verzog das Gesicht und verneinte. Die Situation war ihm schon unangenehm genug. Aber der Gedanke, jetzt nachhause zu gehen, war noch ätzender.

Otogi ließ ihn alleine und während selbiger nun seiner Mutter die Situation zu erklären versuchte, hing Ryou seinen eigenen Gedanken nach.

Das heiße Wasser brachte die Lebensgeister einigermaßen zurück.

Es fühlte sich heißer an als es war auf seiner Haut, da er sehr unterkühlt war, aber genau dieses vermeintlich verbrennende Gefühl tat ihm gerade sehr gut.

Was hatte er sich nur dabei gedacht? Wäre Otogi nicht vorbeigekommen, wäre er wohl den ganzen Nachmittag, vielleicht sogar den Abend dort liegen geblieben.

Und wer weiß, was ihm dann passiert wäre. Ryou erkannte sich selbst kaum wieder in der letzten Zeit, die Ereignisse schienen sich ja regelrecht zu überschlagen.

So ein leichtsinniges Verhalten passte viel eher zu seinem großen Bruder.

Er war immer der Vernünftige gewesen, er hatte immer ...

Ryous Augen verengten sich. Sie brannten, weil er vorhin geheult hatte, seine Augen fühlten sich immer noch unangenehm geschwollen an.

Wie sollte er Bakura nur jemals wieder unter die Augen treten?

Und was sollte er Otogi sagen, den er ja im Grunde kaum kannte? Er konnte doch unmöglich sagen, warum er so außer sich gewesen war.
 

Plötzlich klopfte es an der Badtür. "Hey, alles klar bei dir?"

Ryou hatte nicht gemerkt, dass er inzwischen schon seit fast einer halben Stunde unter der Dusche stand.

"J-ja, ich komme sofort", rief er zerstreut zurück und stellte kurz daraufhin das Wasser ab, griff sich ein Handtuch und stieg vorsichtig, um nicht auszurutschen, aus der Dusche heraus.

"Ryou, meine Mum meint, dass du gerne ihren Bademantel haben kannst - du kriegst dann gleich Klamotten von mir, okay?"

Otogis Stimme klang ein wenig belustigt und als Ryou den Bademantel erblickte, musste er auch ein wenig schmunzeln. Rosaflauschig mit Blumendruck.
 

Wenig später, als er umgezogen am Tisch saß, wo ihm Otogis Mutter einen Teller mit heißer Suppe vorsetzte, fühlte er sich schon weniger tot.

Er spürte zwar bereits jetzt ein Kratzen im Hals und war sich ziemlich sicher, bald eine fette Erkältung zu haben, aber das war wohl die Strafe für sein leichtsinniges Verhalten.

Seine überstürzte Flucht kam ihm immer dämlicher vor.

Als die Frau sich entfernte, um sich ein wenig um ihren Haushalt zu kümmern, verschränkte Otogi die Unterarme und stützte, Ryou dabei unverwandt ansehend, das Kinn darauf.

“Magst du mir nicht verraten, was mit dir los ist? Ich weiß, wir kennen uns nicht sonderlich gut und das nur durch deinen Bruder, aber-” Er stockte, wirkte, als wüsste er nicht so ganz, was er sagen sollte.

Ryou ließ den Löffel sinken und starrte kurz resignierend in seinen Teller.

“Ich kann nicht darüber sprechen...”

“Hattest du Streit mit Bakura?”

An Ryous zusammensinkender Haltung erkannte der ältere Junge, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

“Hey, Kopf hoch, ich bin sicher, das renkt sich wieder ein - was war denn? Hat er wieder einen seiner Ausraster gehabt und dich damit aus dem Haus gescheucht?”

Jetzt sah Ryou auf. Wie viel wusste Otogi eigentlich über das Verhältnis, das er mit Bakura hatte? Er wusste ja nicht mal, was Bakura seinen Freunden eigentlich erzählte oder eben nicht. Nervös biss er sich auf die Unterlippe und schüttelte nicht ganz so überzeugend den Kopf.

“Ich weiß es nicht”, gestand er schließlich und fügte murmelnd hinzu: “Ich ... es ist etwas seltsam zwischen uns in der letzten Zeit. Und ich weiß nicht, was das ist ... R-redet Bakura mit euch da eigentlich drüber?”

Jetzt sah auch Otogi etwas nachdenklich aus, dann schüttelte er langsam den Kopf.

“Naja ... nicht so wirklich. Er beschwert sich halt manchmal, dass du so weich und zerbrechlich bist - keine Ahnung - aber irgendwelche genauen Sachen erwähnt er nie. Es wirkt meistens eher so wie der übliche Groll, den man seinen Geschwistern gegenüber hegt - nicht, dass ich da jetzt groß Ahnung hätte”, fügte er kurz lachend hinzu und Ryou meinte sich entsinnen zu können, dass Otogi Einzelkind war.

“Aber ich krieg das ja von mehreren Seiten mit und mir ist jetzt so gesehen nicht aufgefallen, dass da bei euch etwas Ungewöhnliches gewesen wäre.”
 

Ryou nickte langsam. Ein bisschen erleichterte es ihn zwar, aber andererseits war er jetzt immer noch nicht schlauer, was Bakura gelegentlich für Probleme hatte.

“Otogi?”

“Kannst mich ruhig beim Vornamen nennen.”

Ryou lächelte “Ok. Ryuji?”

“Ja?”

“Dürfte ... ich vielleicht heute hier übernachten? Ich hab irgendwie ... ein wenig Schiss, nachhause zu gehen”, gestand er.

“Klar, kein Problem. Willst du deinen Eltern Bescheid sagen?”
 

Als Ryou am nächsten Tag aufwachte, fühlte er sich, als wäre ihm ein Laster über den Kopf gefahren.

Mit einem Ächzen erhob er sich von dem Futon, auf dem er übernachtet hatte.

Otogi, der schon seit längerer Zeit wach war, warf ihm einen Blick zu. “Na, Schneewittchen, ausgeschlafen?”

Ryou murmelte irgendetwas Unverständliches und wimmerte leicht. “Habt ihr Kopfschmerztabletten?”

“Glaub schon, ich schau gleich mal - wow, du siehst echt nicht gut aus, Junge...”

“Danke für das Kompliment”, erwiderte Ryou trocken, “krieg ich trotzdem ‘ne Kopfschmerztablette?”

“Klar”, murmelte der Ältere schulterzuckend, nur um zu verschwinden und kurz darauf mit einer in Wasser aufgelösten Aspirin wiederzukommen.

Ryou trank das Glas mit wenigen Schlucken leer.

“Danke.”

“Also echt, mich wundert es nach dieser Aktion da gestern nicht”, sagte Otogi und patschte Ryou mit einer Hand ins Gesicht.

“Was soll denn das?”

“Will nur schauen, ob du Fieber hast”, erwiderte er, doch Ryou entging nicht, dass die Hand einen Augenblick zu lang auf seiner Wange lag.

“Also, Temperatur haste auf jeden Fall”, stellte Otogi altklug fest. “Soll ich deine Mum anrufen, dass die dich irgendwann später abholt?”

“Das wär nett”, murmelte Ryou und ließ sich zurück auf die Matratze plumpsen. Er hatte es nicht besser verdient und so musste er sich wohl seinem Schicksal hingeben.
 

Auch als seine Mutter ihn ein paar Stunden später abholte, kam er nicht zur Ruhe.

Wie Mütter eben waren hatte sie sich bis zu seinem Anruf hin Sorgen gemacht und überhaupt, wie man bei so einem Wetter überhaupt draußen sein konnte, gerade er, der ohnehin ein schwaches Immunsystem hatte dank einer Erberkrankung und überhaupt.

Normalerweise liebte Ryou seine Mutter abgöttisch, aber das gerade war ihm einfach zu viel.

“Können wir diese Diskussion vielleicht auf wann anders verschieben?”, murrte er resignierend. “Ich habe ohnehin schon Kopfschmerzen.”

Ryous Mutter schaute ihn ein wenig überrascht an, aufgrund seiner Widerworte, murmelte noch etwas vor sich hin und sah dann wieder auf die Straße - aber wenigstens ließ sie ihn erstmal in Ruhe.
 

Allerdings war sie zuhause dann gnadenlos und stopfte ihn ins Bett wie ein kleines Kind. Ab und an genoss es Ryou zwar zugegebenermaßen so betüddelt zu werden, aber gerade wollte er eigentlich lieber seine Ruhe haben und mit sich und seinen Gedanken alleine sein.

Als sie ihn wenig später endlich alleine ließ, schloss er einen Moment die Augen. Sein Schädel dröhnte.

Er hatte seinen Bruder noch gar nicht gesehen. Ob er wohl zuhause war? Und plötzlich musste er auch an Malik denken. Für den war die Situation bestimmt auch sehr unangenehm gewesen. Ob er ihn mal anrufen sollte?

Er schielte zu seinem Laptop und beschloss kurz darauf, ihn anzumachen, vielleicht war der Ägypter ja online, wofür die Chancen relativ gut standen, immerhin war Sonntag und heute ein genauso beschissenes Wetter wie gestern.
 

Als er in Skype ging, hatte er tatsächlich Glück - Malik war online. Seine Statusnachricht lautete: “Das Leben ist scheiße, aber die Grafik ist geil!”

Ryou schmunzelte und schrieb ihn kurz darauf, doch ein bisschen nervös, an.
 

Change-of-Heart:

Hey ._.
 

Es dauerte eine Weile, bis eine Antwort kam.
 

CottonMouth:

Hey...
 

Change-of-Heart:

ähm ...

das mit gestern ... Tut mir leid, ich wollt dich nicht in eine unangenehme Situation bringen ...
 

CottonMouth:

Du brauchst dich nich entschuldigen ...

gut, es war übelst peinlich, aber jetzt weiß ich wenigstens, dass dein Bruder ein absolutes arschloch ist...

nix für ungut
 

Change-of-Heart:

Schon gut, er treibt mich manchmal ja selbst an den rand des Wahnsinns

du bist mir also nicht sauer?
 

CottonMouth:

ne, wenn dann bin ich sauer auf mich selbst ...
 

Change-of-Heart:

?
 

CottonMouth:

naja, behalt es bitte für dich, aber ich glaub, ich hab mich ziemlich heftig in deinen Bruder verliebt ...

und jetzt ärger ich mich nicht nur, weil ich mich von dem scheißkerl hab entjungfern lassen, sondern auch, weil ich sicherlich wieder mit ihm in die Kiste hüpfen würde, wenn er nur mit dem finger schnippen würde.
 

Change-of-Heart:

oh ...

das tut mir leid ...
 

CottonMouth:

Ne mitr tuts leid, es ist dir sicher unangenehm, über sowas zu reden ...~

aber es kotzt mich einfach so an -.-

du warst ja plötzlich weg, aber mich hat er kurz darauf auch ausm haus gejagt. nett, oder?
 

Change-of-Heart:

schon ok.

das ist wirklich scheiße. allerdings mus sich auch zugeben, dass ich herzlich wenig Ahnung vo Kuras Sexualverhalten habe ...
 

Wie gut, dass Malik sein Gesicht jetzt nicht sehen konnte. Es war puterrot angelaufen und das nicht wegen dem Fieber und auch nicht vor Zorn, sondern vor Eifersucht.

Verdammt. Er wollte nicht, dass Bakura mit Malik schlief - oder überhaupt mit einem anderen Jungen. Er wollte, dass er nur ihn wollte.

Ryou riss die Augen auf, als ihn diese Erkenntnis zum zweiten Mal traf und ihm wurde schlecht - plötzlich sprang er würgend auf und schaffte es gerade noch so ins Bad, wo er sich über der Kloschüssel übergab.

Ihm drehte sich alles.

Es war die einzige mögliche Erklärung, die einzige. Und plötzlich erschien es ihm alles so logisch, so verdammt logisch.

Ryou erhob sich und wusch sich zitternd das Gesicht, spülte sich den Mund aus, um den widerlichen Geschmack loszuwerden.

“Ryou, alles klar?”, ertönte von draußen die Stimme seiner Mutter. Er musste tief Luft holen, damit er ihr nicht irgendetwas Barsches entgegenschleuderte.

Dann antwortete er: “Ja, mir war nur schlecht, liegt wohl an der Grippe.”

Damit gab sie sich zufrieden und ließ ihn.

Wie gelähmt trottete Ryou zurück in sein Zimmer, wo der PC noch lief.
 

CottonMouth:

Schon klar

~

~

Noch da?
 

Change-of-Heart:

Ja - sorry, war kurz im Bad. Ich hab mich gestern erkältet und grad eben ist mir schlecht geworden...

wollte das nur mit dir klären und dann wieder off gehen, mir gehts echt beschissen...
 

CottonMouth:

Ohje - wünsch dir gute Besserung...
 

Change-of-Heart:

Danke dir =)

und danke, dass du mir nicht böse bist

cya
 

Wie gut, dass es so einfach war, sich übers Internet zu verstellen. Ryou fror plötzlich, als der Rechner herunterfuhr.

Er hatte dieses Gefühl jetzt definiert, im Geiste benannt, aber das machte es nicht besser, nein, im Gegenteil.

Es war schrecklich, es war eine absolute Katastrophe! Wieso hatte er sich nicht in Otogi verlieben können, oder in Yugi - oder ganz egal in wen, außer seinem Bruder?
 

Ryou gab ein wimmerndes Geräusch von sich, nur um kurz darauf von einem regelrechten Heulkrampf geschüttelt zu werden.

Er war verzweifelt. Er war absolut verzweifelt. Was sollte er nur machen, was sollte jetzt nur werden?

Bakura durfte niemals, unter keinen Umständen, von seinen verbotenen Gefühlen erfahren, nicht Bakura und auch kein anderer Mensch auf der Welt.

Oh Gott, wenn es ihm doch nur leichter fiele, auf andere Menschen zuzugehen, dann würde er sich eine Alibi-Freundin oder einen Alibi-Freund suchen, einfach nur, um sich niemals selbst zu verraten.

Kraftlos ließ er sich zurücksinken und starrte an seine Decke, bis es in seinem Zimmer langsam dunkel wurde.
 

Er fiel in einen leichten Schlaf und er hatte einen seltsamen Traum. Von Bakura. Von seinen Sehnsüchten.

Bakura, der ihn in die Arme schloss.

Bakura, der ihn küsste.

Bakura, der schließlich mit ihm schlief, und als er wieder erwachte, war ihm schrecklich heiß und er kam sich vor wie der schlechteste Mensch der Welt, als er, mit der anderen Hand auf den Mund gepresst, um ja keinen Laut von sich zu geben, sein Verlangen stillte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  jyorie
2012-07-23T19:10:14+00:00 23.07.2012 21:10
Hi^^

irgendwie muss Ryou oft leiden in den FF´s. Schon gemein das Bakura
Malik einfach benutzt und Ryou alles abbekommt, aber er tut sich und
MAlik ja auch weh.

Und wieder ein Zwiespallt für Ryou. Der Beste Freund auf den man sauer
ist und doch nicht und auch niemandem was sagen kann. Schwer, schwer.


Von:  NaruKura
2012-01-18T13:21:25+00:00 18.01.2012 14:21
So das ging jetzt alles schlag auf schlag, was bei den vorherigen Kaps etwas ungewohnt war, zumindest für mich.
Ich dacht ja schon so .. okay .. kura du bist ein arsch, Malik einfach so ins Bett zu ziehen .. aber irgendwie passte es ja zu ihm. Was Ryou betrifft bin ich etwa .. weiß nich, schockiert? Aber mehr darüber, wie krass dieser Umbruch kommt von "Ach was ist nur mit meinem Bruder?" bis zu "**** ich empfinde etwas für meinen Bruder"
Dennoch war es spanned, man hört ja nicht auf zu lesen, trotz der eigenen Verwunderung über die Schnelligkeit.
Mal ssehen wie du es bewerkstelligst, das die beiden zusamen finden und ach ja, das am ende, das Ryou da Hand anlegt .. ich musste es zweimal elsen, ehe ich verstand was er da tut .. das passte sogar nicht in mein Bild von ihm, aber ich find es echt gut, macht ihn nicht ganz zu einem hilflosen uke xD

lg NaruKura
Von:  Loona_Strange
2011-10-14T20:27:16+00:00 14.10.2011 22:27
ou man armer ryou er tut mir so leid
und armer malik unerwiederte liebe ist SCHEISSE
du schreibst mal wieder extrem gut

mach schnell weiter

glg lost_angel
Von:  Nightmaker
2011-10-13T08:27:02+00:00 13.10.2011 10:27
Erstmal noch ein ganz großes Danke das du mir das Kapitel gewidmet hast! Das ist super lieb von dir! *knuffl* Normalerweise bin ich immer die jenige die Leuten Sachen widmet und nicht was gewidmet bekommt. XDD Naja jetzt zur story:

Wow, Bakura is ja echt ein ziemliches Arschloch! Ò__Ó Armer Ryou und Malik ;A;
Ich bin recht froh das du die sexszene zwischen Bakura und Malik net ausgeschrieben hast, da ich ja nicht wirkliche in thiefshipping fan bin.(Wie du ja weißt) Aber Malik tut mir ganz schön leid. Der arme Junge! Ich meine niemand kanns ihm verübeln das er mit Bakura ins Bett will. Bakura is heiß! Und Ryou hat das ja auch gemerkt XD Ich bin froh das die Zwei jetzt keinen Streit haben.
Bakura hätte aber auch echt ma nachdenken können xD Man hat doch keinen Sex wenn der Bruder nur kurz was abholen geht...

Das wie Ryou weggelaufen ist hast du sehr gut beschrieben! Man hat gemerkt das Ryou verzweifelt war...armes Ryou! Das der auch immer leiden muss v__v... Aber naja hier ist er ja auch noch 15 da ist man noch sehr verletzlich.
Aber die Leute sind auch lol, laufen einfach so an ihm vorbei wie er auf der Straße liegt xD Das nenn ich mal Nächstenliebe!

Ich mag auch die Chatszene. Ich schreibe selbst gerne solche FFs (alle net on xD falls du dich wundern solltest.. btw is auch besser so ich bin eine furchbare 'Autorin') wo Leute chatten xD Vllt weil ichs selbst ja viel mache.

Aber ob Ryou wirklich so grausam sein könnte sich einen Alibi-Freund zu beschaffen? Der würd doch die größten schuldgefühle ever bekommen. >__> *Ryou pat*

Aber eins muss ich dir lassen du machst mir lust darauf selbst zu schreiben. :3

Also Danke nochmal für die Widmung, es war wieder ein interessantes Kapitel und ich bin gespannt darauf wie es weiter geht :D

Liebe Grüße,
Nighty

Von:  Mimmy-chan
2011-10-12T22:33:24+00:00 13.10.2011 00:33
BOAH WIE GEIL IST DAS DENN? ES GEHT WEITER!!! \(*^*)/
*vor Freude auf und nieder hüpf* o(>//<)o

Es war sofort klar, dass das nur böse ausgehen kann, wenn Bakura Malik einfach mal so verführt. Heieieieiei. Schon schlimm, wie trieb gesteuert die Menschheit ist. Und hierbei sei nun nicht nur Bakura angesprochen sondern auch Malik und letztendlich sogar Ryou.

Dennoch, was Bakura hier mit dem armen Malik abgezogen hat. Einfach nur böse. Andererseits - Warum hat er eigentlich nicht abgeschlossen um zumindest die Gefahr auszuschließen, dass sie erwischt werden? Also wirklich, dieser Junge. *den Kopf schüttle* o(>.<)o
Nun gut – zumindest weiß er, dass er etwas falsch gemacht hat. *gg*

Und Ryou ist doch auch nicht mehr bei Trost! Da rennt er ohne Schuhe, Schirm oder Jacke in den strömenden Regen und bleibt dann einfach auf de Gehweg liegen! Ich kann es kaum fassen. <(°-°)>
Gut, das Otogie ihn gefunden hat! (^.^')
Aber nun ist Ryou erkältet. *heija* So ein kleiner Dummkopf. *mauz*

Bin schon total gespannt wie es weiter geht.
Bitte schreibe schnell weiter!!! o(>//<)o

chuchu Mimmy-chan
Von:  SakuraxChazz
2011-10-12T18:38:49+00:00 12.10.2011 20:38
Das ist jetzt echt mies gelaufen...
Für alle keine wirklich gute Situation. Aber vortrefflich dargestellt. Mir hat das Kapitel sehr gut gefallen.
Und noch passend zum Wetter. Draußen ist es ja auch am Regnen T.T
Nuja... Ich bin mal gespannt auf das nächste Kapitel.
Ich glaube ja kaum, das Ryou es schafft einfach auf andere zuzugehen.
Wir warten gespannt, bis dich wieder die Muse küsst^^

LG Saku^^
Von:  Moonprincess
2011-10-12T11:19:28+00:00 12.10.2011 13:19
Kura ist ein unsensibler Mistkerl. Aber es paßt sehr gut, wie er Malik aus heiterem Himmel fragt und dann in sein Bett bekommt. Auch Ryous Rückkehr und dessen Annahme passen gut.
Danach wird es schwierig, aber du bringst Kuras und Ryous Gedanken und Gefühle perfekt rüber. Ich hatte so Mitleid mit Ryou, ein Glück, daß Otogi aufgetaucht ist, damit er sich nicht noch was Schlimmeres holt. Ryous Durcheinander im Geiste, seine Scham, aber auch seine Liebe und sein Verlangen sind schön geschildert.
Mit Kura hingegen habe ich kein Mitleid, ich kann nur die Augen über dessen Blödheit rollen. Von seinem Benehmen... na, du weißt. Dennoch ist es gut, daß er sich schuldig fühlt und merkt, daß etwas nicht stimmt und daß er, zumindest Ryou gegenüber, mist gebaut hat.
Malik tut mir wirklich leid, aber wenn er wieder mit Bakura schlafen würde, gäbe das unter Garantie Streß. Nicht, daß er am Ende noch Bakuras Alibi-Freund wird und am Ende mit einem noch größeren Herzensbruch dahockt.
Stilistisch hat es mir auch super gefallen, es war wunderbar leicht und flüssig zu lesen, trotz des schweren Themas. Also ich hoffe, du machst so und bald weiter. Ich bin gespannt!


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