Kumo von Erdbeermarmelade771 (Fortsetzung von "Usure naide anata yo.") ================================================================================ Kapitel 1: Und es war doch nicht das einzigste Kapi.. ----------------------------------------------------- Seufzend stampfte ich durch die Gänge, die nur noch matt beleuchtet waren und tiefe, schwarze Schatten auf die Wände warfen. Ich war müde und erschöpft, eher gesagt total fertig. Es war schon ein paar Tage her, seit ich mich mit Kaname getroffen hatte, seit dem war ich ihm aus dem weg gegangen, ich hatte einfach nicht die geringste Ahnung, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Zwar hatte ich von ihm gehört, dass ich ihm auch nicht ganz egal war, doch was brachte mir das? Schließlich würde er es sicherlich abstreiten, wenn ich ihn darauf ansprach. Eigentlich war ich ja auch sein “Feind“, dem gesteht man natürlich nicht einfach so seine Liebe. Liebe? Das war ein großes Wort; seit wann wagte ich es, an solche auch nur zu denken? Ich schlief fast noch weniger als vorher, war noch kaputter und bekam noch kaum etwas von meiner Umgebung mit. Das war auch der Grund gewesen, warum ich mir erst eine stundenlange Predigt von dem lieben Lehrer anhören musste, von wegen ich würde nicht zuhören und mich nicht mehr am Unterricht beteiligen, als ob ich das jemals gemacht hätte. Und genau deshalb war ich jetzt erst auf dem weg in mein Bett, um mich wie so oft schlaflos hin und her zu wälzen. Dabei fielen mir jetzt schon die Augen fast zu und es kostete mich so einiges an Kraft, auch nur meine Füße zu heben, die fühlten wie Klumpen an meinen Beinen anfühlten, also würden sie Tonnen wiegen. Anders gesagt war ich der einzige arme Hund, der um diese Uhrzeit noch unterwegs war, alle anderen waren schon längst im Reich der Träume, obwohl morgen Wochenende war und man eigentlich an einem Freitag Abend doch feiern sollte. Gähnend schloss ich meine Tür auf, die ich mit Mühe und Not schließlich tatsächlich noch erreicht hatte. Eine Weile tastete ich im Dunkeln nach dem Lichtschalter, bis ich ihn endlich erwischte und die Lampe an der Decke den Raum in ihr warmes Licht tauchte. Sofort fiel ein Teil der Anspannung, die schon die ganze Zeit auf mir lastete, ab. Hier fühlte ich mich immer wohl und geborgen und diese Ruhe... Endlich war ich zu Hause, in meinen eigenen vier Wänden, hier war keiner der mir sagte was ich tun oder lassen sollte, nur ich ganz ganz allein - und diese dicke, fette Spinne, die wie tot direkt über meinem Kopfkissen hing. Meine Augen weiteten sich vor Schreck, während ich wie erstarrt auf das bösartige Monster starrte und mein Herz zu rasen anfing; wild klopfte es gegen meine Brust, als wollte es heraus springen und weglaufen. Ich hasste Spinnen. Ich hasste sie so sehr, dass mein Gehirn sofort aussetzte, auch wenn sie noch so klein war. Doch diese hier war riesig. Panisch schaute ich mich in meinem Zimmer um: Was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich musste ins Bett, auch wenn ich nur wenig schlafen würde, das war es wert. Aber wie sollte ich mich hinlegen, wenn so etwas abscheuliches knapp über meinem Kopf saß? Gar nicht. Ganz klar. Doch trotzdem löste das nicht mein Problem, denn wie um Himmelswillen bekam ich dieses Vieh da weg? Denn das musste es auf jeden Fall, sonst würde ich mich nicht mal in die Nähe meines Bettes trauen. Sollte ich etwa selbst versuchen, sie wegzuscheuchen? Ich konnte im Grunde genommen um diese Uhrzeit niemanden mehr wecken, schließlich schliefen eh schon alle, und quälten sich nicht wie ich jetzt mit so einem Monster ab. Außerdem wusste niemand das ich Angst vor Spinnen hatte. Nun ja, angst war vielleicht auch etwas übertrieben, ich mochte sie nur nicht besonders. Wie sie plötzlich anfingen, wie der Blitz los zu krabbeln, mit ihren haarigen langen Beinen und den fetten Körpern. Wenn sie einen aus ihren vielen Augen anstarrten oder langsam ihre Opfer verschlangen... uaah.. Okay, ich hatte panische Angst vor ihnen. Aber das musste ja niemand wissen. Also musste ich wohl oder übel selbst mit ihr fertig werden, sie würde mich ja schon nicht fressen, oder? So genau wusste ich das gar nicht, gab es nicht auch welche, die sich ab und zu an Menschen vergriffen? Ich versuchte den großen Kloß, der sich in meiner Kehle gebildet hatte, herunter zu schlucken, während ich vorsichtig, ganz, ganz langsam einen kleinen Schritt zur Seite machte, ohne die Spinne auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen. Sie bewegte sich nicht. Noch ein kleiner Schritt und schließlich ein großer, immer noch saß sie regungslos an der Wand. Schnell und doch vorsichtig lief ich zum Fenster, um es zu öffnen und die Spinne irgendwie da raus zu bekommen, doch hoffentlich kamen keine neuen herein. Misstrauisch warf ich einen Blick hinaus in die Dunkelheit, bevor ich mich schnell wieder dem fetten Problem über meinem Kissen zu wandte. Doch wie sollte ich es nun aus dem Fenstern bekommen? Entschlossen lief ich zu meinem Schreibtisch hinüber,von dem ich eins der Hefte nahm und langsam, ganz ganz langsam auf die Spinne zu ging. Alles in mir sträubte sich dagegen, sich diesem ekelhaften Teil auch nur einen Zentimeter zu nähern, doch ich kratzte all meinen noch vorhandenen Mut zusammen und ging weiter, das Heft drohend erhoben. Von nahem sah sie noch widerlicher aus als von weitem. Ganz genau konnte ich jedes einzelne ihrer behaarten Beine erkennen, das graubraune Muster auf dem massigen Körper und die großen schwarz glänzenden Zangen, die vor ihrem Mund hingen. Wiederstrebens schob ich das Heft langsam von unten zur Spinne herauf, damit sie darauf landete und ich sie aus dem Fenster werfen konnte. Doch als das Papier nur noch Millimeter von ihrem fetten Körper entfernt war, kam plötzlich Leben in diesen und sie krabbelte in rasanter Geschwindigkeit die Wand entlang. Panisch kreischend sprang ich zurück und sah gerade noch, wie das Teil in meinem Bett verschwand. Meine Augen wurden groß, als mein Blick suchend über die zerwühlten Decken und Kissen glitt: Wo war sie? Dieses Monster konnte es doch nicht ernsthaft wagen, sich einfach im meinem Bett zu verstecken? Und warum eigentlich verstecken? „Komm raus, du widerliches Untier, von wegen, du hast mehr Angst vor mir als ich vor dir, also hör auf dich zu verstecken, ich weiß du willst mich töten!“, knurrte ich laut und schlich wieder zum Bett, wo ich anfing die Decken und Kissen herunterzurupfen und durchzuschütteln, immer schön darauf bedacht, bloß nichts zu übersehen. Meine Müdigkeit waren erst mal vergessen, es zählte nur noch, dass dieses Scheusal so schnell wie möglich aus meinem Zimmer verschwand. „Du kannst meinetwegen überall hässlich sein, aber nicht hier!“, redete ich weiter auf sie ein, laut schimpfte ich mit ihr, die Uhrzeit hatte ich längst vergessen, auch meine eigentlich so große Angst. Doch ich zuckte trotzdem noch bei jedem Schatten zusammen, der auch nur annähernd wie eine Spinne aussah. Wild schüttelte ich eine große Decke aus, die aus versehen meinen halben Schreibtisch abfegte und Hefte, Stifte und Bücher auf dem Boden verteilte. „Verdammtes Miststück, das ist alles deine Schuld!“, maulte ich weiter, während ich die Decke zu dem Kissen ebenfalls auf den Boden warf. „Was auch immer du machst, es sieht scheiße aus.“ Ich hatte das Gefühl, mein Herz blieb stehen, als ich schnell herumfuhr und die Gestalt betrachtete, die gelassen im meinem Türrahmen lehnte und mich interessiert musterte. Wie auch schon beim letzten Mal hatte ich seine Stimme sofort erkannt, diese kalte, herablassende Stimmte, die ich so liebte. Kaname sah müde aus. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen und er schien noch blasser als ohnehin schon. Er trug eine schwarze Stoffhose und ein schlichtes, helles Hemd bei dem er die obersten Knöpfe lässig hoffen gelassen hatte, wodurch ich einen wunderbaren Blick auf seine fast schon weiße Brust hatte. „Was genau soll das hier eigentlich werden?“, fragte er ruhig und machte mit seiner Hand eine ausschweifende Geste durch mein Zimmer. Immer noch leicht keuchend von meiner Aktion schaute ich mich ebenfalls um und mein eh schon vor Anstrengung gerötetes Gesicht wurde noch eine Nummer knalliger. Das Laken auf meiner Matratze war zerwühlt, die Decken und Kissen tummelten sich mit losen Blättern, Stiften, aufgeschlagenen und umgeknickten Büchern auf dem Boden. Das Fenster war immer noch offen und der Wind brachte noch ein größeres durcheinander in das eh schon große Chaos. „Ist dir eigentlich klar was für einen Lärm du hier veranstaltet hast? Und das auch noch bei offener Tür mitten in der Nacht!“ Seine Stimme klang nicht mehr ganz so ruhig, ein anklagender, vorwurfsvoller Ton hatte sich dazu geschlichen. „Ich.. naja...“, stotterte ich drauflos. Wie unglaublich lächerlich das hier aussehen musste und es war auch noch ausgerechnet Kaname, der hier aufkreuzte und mich zur Rede stellte. Warum musste so was auch immer mir passieren? Ich hatte mir doch noch gar nicht überlegt, wie ich jetzt mit dem Reinblüter umgehen sollte. Und was sollte ich ihm nur sagen? Das ich angst vor einer Spinne hatte? Dazu schienen mir die Auswirkungen auf mein Zimmer etwas zu groß. „Also.. irgendwie.. nun ja.. ich musste mal wieder um räumen.. und so.. denk ich...“, meinte ich leise und schaute peinlich berührt auf den Boden. Und genau da, ganz langsam kroch etwas großes, dunkles unter einem Buch hervor; blitzartig krabbelte es auf mich zu, seine Beine bewegten sich so unglaublich schnell und auf eine abartige Weise näherte es sich mir in Sekunden schnelle. Kaname und der Rest der Welt waren vergessen, kreischend sprang ich rückwärts auf mein Bett und hechtete so schnell ich konnte zum Kopfende, bloß weit weg von dem Monster, das gerade unter meinem Bett verschwand. Schwer atmend lehnte ich mich an die kühle Wand hinter mir, um erst mal etwas zu ruhe zu kommen, dass war wirklich zu viel für mich! Lautes Lachen holte mich schließlich zurück in die Wirklichkeit und ich schaute mich irritiert um. Kaname, immer noch in der Tür stehend den einem Arm vor dem Gesicht, den anderen hielt er sich den Bauch und lachte. Er lachte aus vollem Herzen und in diesem Moment war es mir egal, ob die Spinne immer noch unter dem Bett war, und auch egal, ob Kaname da über mich lachte oder über sonst was. Es war das aller erste mal, dass ich ihn lachen sah, wirklich aufrichtig lachen. Mir wurde warm, als ich das sah, still saß ich nur da und schaute ihn an und ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Wieder fing mein Herz an zu klopfen, doch dieses mal nicht vor Panik. Kaname war ein schöner Mann, kein Zweifel. Er war sogar jemand, der immer schön war, egal ob er sich aufregte, etwas las oder gerade aus dem Bett kam. Doch nun konnte ich getrost sagen, dass er wirklich am aller, aller schönsten war, wenn er lachte. Langsam fing er an nach Luft zu schnappen, wären er sich eine Träne aus dem Augenwinkel strich. „So so“, brachte er immer noch leise prustend hervor, „der große Zero hat also Angst vor kleinen, armen Spinnen?“ Sofort entwich das kleine Lächeln meinen Lippen und ich schaute wieder griesgrämig drein. „Na und? Ist das verboten oder was?“ „Nein, natürlich nicht.. aber“, er musste wieder lachen, versteckte dies aber unter einem leisen Hüsteln, „Ich hätte das nicht von dir gedacht.“ Elegant trat er ins Zimmer, beugte sich zum Boden, hob meine Decke auf und warf sie gefolgt von einem Kissen zu mir aufs Bett. „Was machst du da?“ Ich hatte wirklich keinen blassen Schimmer was das werden sollte. „Nun, ich helfe dir alles wieder an seinen Platz zu räumen, du kannst ja Morgen alles umstellen, das muss ja nicht mitten in der Nacht passieren oder?“, fragte er nur sarkastisch. Natürlich, dass ich nicht bloß mein Zimmer um räumen wollte, hätte jetzt sicherlich selbst der größte Vollpfosten bemerkt. „Danke“, murmelte ich leise und fing auch an, die Bücher wieder auf den Schreibtisch zu stapeln. Wir schwiegen bis alles wieder an seinen Platz geräumt war, doch genau das brachte mich wieder zum denken. Was sollte ich jetzt machen? Sollte ich ihn vielleicht einfach darauf ansprechen? Nein, er würde es verleugnen, schließlich gibt es genug Gründe, die zum scheitern dieser Liebe führen würden. Angefangen davon, dass wir und ja eigentlich hassten, ich tagsüber und er nachts lebte, wir beide Männer waren oder ich jede auch nur erdenkliche Art von Vampiren verabscheute. Außerdem könnte ich so etwas mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Doch einfach so weiter machen wie bisher ging auch nicht. Schließlich wusste ich, dass er was für mich empfand und nicht so wie in diesen schrecklich kitschigen shonen-ai Mangas, in denen A B liebt und B A, doch beide sich nicht trauen, es dem anders zu sagen und so fast die ganze Story lang aneinander vorbei reden. Yeah, ihr wollt gar nicht wissen woher ich so etwas wusste. Doch bei meinem eigentlichen Problem half mir das jetzt auch nicht weiter. „So, ich geh dann mal.“ Kanames angenehm sanfte Stimme riss mich aus meinem Grübeleien heraus. Stimmt, ich musste endlich ins Bett.. doch Moment mal! Bett? Spinne?! Spinne unter dem Bett?!?! „Ähm..“, brachte ich bloß hervor, das konnte ich doch jetzt nicht wirklich fragen, oder? Das wäre das Peinlichste, was ich jemals gemacht hätte, danach könnte man mich lebendig begraben. „Könntest.. könntest du bitte die Spinne weg machen?“ da, passiert. Ich hatte die ganze Zeit zu Boden geblickt, sah jedoch aus den Augenwinkeln, wie Kaname mich überrascht anschaute. Seufzend und ohne etwas zu sagen, wofür ich ihm wirklich dankbar war, ließ er sich neben das Bett auf den Boden sinken und streckte seine Hand hinunter. Als er sie nach einer Weile wieder hervor zog, saß doch tatsächlich das widerliche Monster auf ihr, ganz ruhig und still. Sacht trug er sie zum Fenster, wo er sie draußen auf dem Fensterbrett absetzte. Schnell lief ich ihm hinterher und schlug das Fenster zu; endlich war ich dieses Untier los, ein für alle mal! „Danke“, murmelte ich nur leise, nun stand ich doch tatsächlich in seiner Schuld! „Tja, jetzt hab ich wohl was gut bei dir was?“ Konnte der Kerl Gedanken lesen?! „Scheint wohl so, hast ne Idee wie ich mich dafür revanchieren kann?“ Einen Moment lang schaute er mich mit einem komischen Blick an, den ich nicht im geringsten deuten konnte, bis er den Blickkontakt ruckartig abbrach und ein kurzes „Ich überlege mir was“ hören ließ. „Hmhm“, brachte ich nur hervor, leicht geplättet vor dem Stimmungsumschwung. Wie kalt er auf einmal war... Betreten zog ich die Vorhänge vor das Fenster, als plötzlich etwas großes Schwarzes aus ihnen auf meinen Arm fiel. Es hatte einen haarigen Körper, acht widerliche lange fette Beine und ich hatte wirklich genug von diesen Teilen! Jetzt war es um mich geschehen, wie am Spieß kreischend und mir dem Arm schüttelnd, um bloß die Spinne weg zu bekommen, rannte ich wie bescheuert durch den Raum. Das war das Schlimmste, was mir je passiert war! Ich hatte das Gefühl, mein Arm war schon ausgekugelt, so sehr hatte ich schon versucht das hässliche Tier von mir runter zu bekommen, doch es ließ nicht locker, sondern krabbelte auch noch langsam und gemächlich meinen Arm hinauf, Richtung Kopf. Ich spürte ihre Beine durch den dünnen Stoff meines Oberteils auf meiner Haut, wie sie sich an mir fest krallte und unaufhaltsam weiter kroch. Panik schwabbte wie eine große Welle über mich hinweg und nahm mir die Luft zum Atmen, sie griff nach mir mit eiskalten Finger und ließ mich erstarren. Wie betäubt starrte ich auf die Spinne, nicht mehr fähig mich zu bewegen. Nur ein leises Wimmern entrann meiner Kehle, kalter Schweiß bedeckte meinen Nacken und ließ mich Zittern. „Mach.. mach sie weg..“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Hauch, der flehend über meine Lippen kam „Bitte..“ Wie hypnotisiert schaute ich auf das Monster, das meinem Gesicht immer näher kroch. Plötzlich fegte eine blasse Hand das Tier weg, das sich schnell unter dem Schrank versteckte. Langsam blickte ich auf und schaute in die warmen und sanften Augen Kanames, der vorsichtig die Hand hob und mir behutsam über meine Haare strich. Nur langsam drangen die zärtlichen Berührungen des Reinblüters zu mir durch, die leicht auf meiner Kopfhaut kribbelten. Trotz der kühlen Finger wurde mir angenehm warm und nach einiger Zeit konnte ich mich wieder entspannen. „Alles wieder gut?“ Noch nie war die Stimme Kanames so liebevoll wie in diesem Augenblick, auch ein leichter Anflug von Sorge schwang in ihr mit. Sacht nicke ich. Langsam, nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, kam ich mir wie ein Trottel vor. Ich war nicht nur schreiend und kreischend vor einer Spinne weggelaufen, hatte mein ganzes Zimmer mitten in der Nacht auf den Kopf gestellt, hatte wie ein Mädchen gefragt, ob Kaname die Spinne weg macht, nein, ich hatte auch noch fast angefangen zu heulen. Ich hatte mich einfach nur total kindisch und wie eine Heulsuse aufgeführt. Und jetzt ließ ich mich auch noch von Kaname trösten. Ein leicht roter Schimmer schlich sich auf meine Wangen, während ich betreten zu Boden blickte, wie schon viel zu oft in diese Nacht. „Tut mir Leid, dass ich hier total am durchdrehen war, eigentlich solle das mit der Spinnenpanik niemand wissen.“, murmelte ich noch leise dem Boden entgegen. Sanft aber entschlossen faste er mich mit seinen kühlen Fingern unterm Kinn und drehte es hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. „Weißt du eigentlich, wie süß du bist...?“ Wenn Kaname nicht noch immer mein Kinn festhalten würde, würde ich ihn nun wohl mit offenem Mund anstarren. Süß? Ich? Das hatte noch nie jemand zu mir gesagt, noch nicht einmal als ich ein kleines Kind war, hatte mich jemand „süß“ genannt. „Immer bist du so cool und abweisend, lässt alle gegen eine Wand rennen, wenn man mit dir redet und scheinst immer so unnahbar, ich hätte nie gedacht, das du eine so kindliche Seite an dir hast, das gefällt mir.“ Ich sagte keinen Mucks, starrte ihn nur weiterhin aus großen Augen an. Was das jetzt ein Geständnis? Was das jetzt der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte? Tief schaute er mich aus seinen wunderschönen Augen heraus an, er war mir so nah, so unglaublich nah. Ich nahm seinen leicht exotisch süßlichen Geruch war, seine Hand ruhte noch immer unter meinem Kopf und sein Daumen strich sanft über mein Kinn. Unzählige Schauder jagte er mir mit dieser leichten Berührung über den Körper, brachte mich fast um den Verstand. Wie würde es wohl erst sein, seine Lippen auf meinen zu spüren? Besessen von dieser Frage näherte ich mich im ein wenig, übte sanft etwas druck gegen seine Hand an meinem Kinn, um ihm noch etwas näher zu kommen. Ein überraschter Schimmer lag für einen Augenblick in seinem Augen, doch er verschwand eben so schnell wie er gekommen war. Liebevoll zog er mich langsam immer näher zu sich, bis ich seinen heißen Atem auf der Haut spürte, der mich unweigerlich erschauern ließ. Er schien meine Reaktion zu bemerken und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, bevor er sie letzte Distanz überwand und sie auf meine Legte. Ganz sanft, unglaublich vorsichtig, strich er mit seinen Lippen über meine, als könne er mich mit dieser Berührung verletzen. Ich hatte das Gefühl, ein Feuerwerk würde in meinem Bauch explodieren und obwohl auch seine Lippen kühl waren, wurde mir schlagartig verdammt heiß. Ich dachte ich würde vor Freude platzen, als Kaname seine Lippen schließlich fester auf meine presste und auch meinen restlichen Körper näher an sich zog. Meine Haut kribbelte überall und ich schlang meine Arme fest um ihn, während ich den Druck auf meinen Lippen freudig erwiderte; vorsichtig begann ich sie auf seinen zu bewegen. Schnell verschwand die Vorsicht aus dem Kuss und machte Verlangen platz. So unendlich lang hatte ich auf diesen Augenblick gewartet, so unglaublich lange hatte ich mir genau das hier ersehnt. Sacht glitt ich mit meiner Zunge über seine Lippen, bettelte um Einlass, der mir sofort gewährt wurde. Stürmisch empfing Kanames mich, ließ erst gar nicht zu, dass ich seine Mundhöhle erforschte, sondern verwickelte mich in einen vorwitzigen Kampf. Seine Eine Hand krallte er in meine Haare, während er mir der andern meine Hüfte noch näher zu sich zog. Freudig stupste seine Zunge meine an, drängte mich spielerisch zurück und neckte sie. Noch nie hatte ich so etwas erlebt, wie Feuer brannte mein Körper und ich hatte das Gefühl vor Leidenschaft, Verlangen und unendlicher Zuneigung zu platzen. Meine Hände vergrub ich tief in seinem Hemd, sonst wäre ich mit Sicherheit weggeknickt, so weich schienen meine Beine geworden zu sein. Erst als meine Lungen vor Sauerstoffmangel brannten, löste ich mich widerwillig von Kaname; schwer atmend schaute ich ihm ins Gesicht, ein leichter Rotschimmer war auf ihm zu sehen, seine Augen funkelten und auch er atmete etwas schneller als sonst. Lächeln betrachtete er mich, strich mir einmal kurz durchs Haar und beugte sich dann wieder zu mir, um mich in einem noch leidenschaftlicheren Kuss zu ziehen. Der mir nicht nur den Atem, sondern auch noch den Verstand raubte. Doch plötzlich fiel mir etwas sehr Wichtiges ein, sanft löste ich mich von Kaname. „Warte mal, da... die Spinne ist immer noch unter meinem Schrank.“, und das konnte ja nicht so bleiben! Leicht fassungslos schaute der Reinblüter mich an „Und das fällt dir JETZT ein?“ Das „jetzt“ betonte er besonders und zog es in die Länge. „Ja.. tut mir ja Leid, aber magst du die nicht mal kurz...?“ Seufzend schüttelte er den Kopf, während er sich ganz von mir löste und sich vor den Schrank hockte, um auch dieses Untier nach draußen zu bringen. „Du raubst mir noch all mein Selbstbewusstsein.“, hörte ich ihn leise murmeln und musste unwillkürlich lächeln. Etwas weniger Selbstvertrauen könnte ihm nicht schaden. Als Kaname auch diese Spinne „entsorgt“ hatte, standen wir uns einfach nur gegenüber und schauten uns in die Augen. „Und nun?“ Die Stimme des Reinblüters durchbrach sanft die angenehme Stille. Doch ich war mir nicht sicher, was er mit dieser Frage meinte, „und nun“ konnte Vieles bedeuten. Redete er einfach über jetzt, über heute Abend oder vielleicht über uns und wie es mit uns weiter gehen sollte? Ich war mir ziemlich sicher, dass er auf letzteres anspielte, doch auch ich hatte dafür keine Antwort parat, also tat ich einfach so, als hätte ich nicht wirklich verstanden war er meinte. „Ähm, ich mag hier irgendwie nicht mehr schlafen, wer weiß wie viele von diesen Ungetümen hier noch herum krabbeln und kriechen..“ Ein vielsagendes Grinsen schlich sich auf die schönen Lippen Kanames, „Na, dann komm mal mit...“ Elegant drehte er sich um und ging mit großen Schritten zur Tür, wo er auf mich wartete. Schnell folgte ich ihm und löschte das Licht in meinem Zimmer. Schweigend lief ich eine Weile lang einfach hinter ihm her, wobei ich mir nicht verkneifen konnte, fast die ganze Zeit auf seinen Hintern zu starren, der wirklich wunderbar durch die Hose betont wurde. Bevor noch etwas passierte oder die Situation eskalierte, schloss ich schnell zu ihm auf und ging den Rest des Weges dicht neben ihm her. So dicht, dass ich aus versehen ab und zu seine Hand mit meiner streifte, was immer wieder ein angenehmen Schauder über den Rücken jagte. Doch wie sollte es nun weiter gehen? So lange ich mir auch den Kopf darüber zerbrach, mir viel einfach keine Lösung ein. Wir konnten doch jetzt nicht einfach zusammen sein, oder? Und wollte Kaname das überhaupt? Vorsichtig warf ich einen schnellen Blick zu ihm herüber, sein Gesicht war unbewegt und doch schien er irgendwie glücklich. Ein warmes Gefühl machte sich in meiner Brust breit und ich konnte einfach nicht anders, als sacht mit dem Zeigefinger über seinen wohl geformten Handrücken zu streichen. Sofort fiel auch sein Blick kurz auf mich, bevor er sich selig Lächelnd wieder abwandte und stattdessen nach meiner Hand griff. Ich war glücklich, ich war so glücklich wie noch nie in meinem Leben, diese wohltuende Regung breitete sich überall in meinem Körper aus, gab mir das Gefühl als würde ich schweben. Mein Herz schien Luftsprünge zu machen. Und doch war da auch noch etwas anderes, immer wieder schlichen sich die Fragen in meinen Kopf, jene, die ich eigentlich verdrängen wollte. Schließlich blieb Kaname vor seiner Zimmertür stehen und schaute mich mit einem sanften Gesichtsausdruck lange an. „Weißt du noch als du das letzte mal hier warst?“, fragte er mich schließlich ruhig. Bei den Erinnerungen an das letzte mal, als ich mit zitternden Fingern und klopfendem Herzen hier vor dieser Tür stand, musste ich schmunzeln. „Natürlich.“ Meine Gefühle von heute und damals, könnten einfach nicht unterschiedlicher sein. Kaname hatte die Tür schon geöffnet, war im inneren seiner Zimmer verschwunden und schien auf mich zu warten „Kommst du?“ Lächelnd trat ich ein. Es war egal, was später passieren würde. Es war egal, wie viele Probleme wir noch bekommen würden. Es war egal, ob irgendwann alles in Scherben lag. In diesem Moment war mir alles egal, denn ich lebte hier und jetzt, und hier und jetzt würde ich Glücklich sein. Mir einem leisen Klicken fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)