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Hinter versteckten Fenstern

GrimmIchi
von

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Der Regen hat begonnen

Ein Klagelaut, der sich mit einem ebenso schmerzerfüllten Miauen vermischte. Dumpf war der Klang beider Laute, als sie sich gen Himmel erhoben um sich in einem tiefdunklen Schwarz zu verlieren. Beides kam aus derselben Lunge, wurde aus ihr herausgepresst, wie der Saft aus einer Zitrone. Und ebenso bitter schmeckte jene Pein, die diese Laute verursachte. Die Welt verschwamm, einzig wild rasende und dennoch in diesem Moment schrecklich verletzbare, blaue Iriden kämpften gegen die herannahende Ohnmacht an, die sich blutrot über sie legen wollte und dabei geradezu provokant auf sie herabsah. Ein letzter Fetzen Zerstörungswut, ein letzter, übermächtiger Funken erglühte in den blauen Seen auf, ehe sich der blutrote Schleier über sie legte. Sie einhüllte und für kurze Zeit vergessen ließ, welche Pein im Körper wütete.
 

Der Kater hob seinen Kopf, starrte ihn mit wachsamen Augen an. Ein kurzes, müdes Zucken begleitet von einem langsamen Augenniederschlag war die einzige Regung des Tieres, dass seelenruhig neben ihm saß. Nach einem kurzen Augenblick öffneten sich die blauen Augen wieder. Sahen ihn an. Ruhig, abwartend, wissend. Erneut zuckte der Schwanz des Katers, ehe er sich geschmeidig erhob und mit gespannten Schnurrhaaren auf ihn zu tapste. Die Ohren gespitzt, bevor er sich neben dem Gesicht des Espadas niederließ, um sein eigenes an diesem zu reiben. Eine gar liebevolle Geste, wie das tapsige Tier schnurrend seinen Kopf an einer, um einiges größere, Bestie rieb, die in einem roten See lag, der sich unter ihr ausbreitete, wie ein weiches Tuch, das silbern glänzend das Licht des Halbmondes wiederspiegelte.

Kurz leckte der Kater sich über sein Näschen. Sah die große, verwundete Bestie noch einmal prüfend an, bevor er anfing, behutsam und weiterhin Schnurrlaute von sich gebend, über die Wunden zu lecken, die sich über das Gesicht des Sexta Espada zogen. Dieser regte sich nicht. Wie rotschwarzer Samt floss sein Blut aus seinen Wunden, benetzte den Grund auf dem er lag und breitete sich auf dem Gehweg aus.

Ein letztes Mal leckte ihm der orange Kater über seine Wange, dann verschwand er in der Dunkelheit der Nacht.
 

Das Letzte an das sich Grimmjow erinnern konnte war, wie Nnoitra, dieser elende Dreckskerl, ihn von hinten angegriffen hatte und ihn somit aus dem Kampf mit dem Kurosaki entriss. Wenn er diesen Feigling in die Finger kriegen würde, dann wäre es ihm ein einziges, sadistisches Vergnügen ihn zu zerquetschen! Das nächste an dass er sich erinnern konnte, als er die Augen aufschlug, war die seltsame Erkenntnis nicht mehr in Hueco Mundo zu sein, sondern in einer Gasse, zwischen stinkendem Abfall - wie seine arme Nase zur Kenntnis nehmen musste –und zu allem Überfluss, vermutete er bitter, dass er im Diesseits gelandet war. Er wollte sich bewegen doch diese qualvollen Schmerzen wollten einfach nicht aufhören. Sie schwellten an, wie ein immer näher kommendes Gewitter, explodierten in seinem Körper und er bekam Schwierigkeiten seine Gedanken zu ordnen. Alles wurde durcheinander gewirbelt, in ein Chaos voller Qualen geschmissen, um als hässlicher, unordentlicher Brei wieder ausgespuckt zu werden. Gehässig verzog er seine Lippen zu einem Grinsen.
 

Starr starrte er hinauf in eine graue Brühe, die sich Himmel schimpfte. Nicht gerade ansprechend, wie er empfand. Spott durchzog seine Augen, ließen sie dunkel aufblitzen. Leicht bewegte er seinen Kopf zur Seite, nur aus dem unsinnigen und völlig überflüssigen Grund sich zu Bewegen. Der unerbittliche Drang sich wieder aufzusetzen um weiter zu kämpfen schlummerte in den Tiefen dieser einsam erscheinenden Geste. Sein Blick suchte die Umgebung ab, in der trügerischen Hoffnung irgendetwas zu erkennen, wieder zu erkennen, um einen Anhaltspunkt wiederzufinden, den er schon einmal gesehen hatte. Doch nichts. Rein gar nichts war ihm vertraut, wenn er überhaupt etwas in seinem Leben vertraut nennen durfte.
 

Grimmjow versuchte seine Hand zu heben um nach Pantera zu tasten, doch lediglich ein unterdrücktes Keuchen entrang sich seinem Mund. Er verzog das Gesicht und ein dumpfes, tiefes, raubtierhaftes Knurren kroch seinen Brustkorb hoch, kletterte vibrierend seine Kehle hinauf um durch seine zusammen gebissenen Zähne zu schlüpfen. Wie er seinen jetzigen Zustand verfluchte! Wie er alles verfluchte, das im Gegensatz zu ihm vollkommen heile und gesund war. Erneut entrang sich jenes dunkle Knurren seiner Kehle. Wütend waren seine Kiefermuskeln angespannt, zitterten unter ihrer Spannung und fingen allmählich an sich dem, in seinem Körper wild wütende Schmerz anzuschließen.
 

Krampfhaft krallte er seine Finger in den Asphalt, bis auch diese anfingen zu bluten. Er konnte sich nicht entsinnen jemals so geblutet zu haben, wie eine abgeschlachtete Sau. Ein seltsam röchelnd klingender Laut entrang sich seinem Mund, das er selbst erst nach einigen Sekunden als sein eigenes hämisches Lachen interpretieren konnte. Durch sein Lachen fing sein schwerverletzter Körper an unkontrollierbar zu zucken. Er wurde lauter, wahnsinniger, verzweifelter mit jedem neuen Lachen unkontrollierter
 

“Ha... Ha... Ha-Ha... Rhkrsch..”, Blut spritzte und er musste röcheln, doch dieses Lachen stieg erneut in ihm auf und jagte ihm selbst eisige Schauer über den Rücken:

“Ha... HA...HAHAHAHAHAHAHAR!”, Vögel schrien erschrocken auf, Katzen fauchten ängstlich in die Nacht, als sie das verrückt klingende Lachen des Arrancar hörten.
 

“Ha...”, sich langsam beruhigend drehte er den Kopf wieder. Blut lief ihm über sein markantes Kinn, tropfte zu Boden und sickerte stumm in den Asphalt. Es kümmerte ihn einen feuchten Dreck, ob man sein Blut sehen konnte oder nicht. Im Moment war ihm alles scheißegal. Selbst die primäre Tatsache, dass er vermutlich sterben würde, rührte ihn nicht das kleinste Bisschen. Er verfiel einer ihm untypischen lethargische Verfassung. Das einzige was er wirklich fühlte, war der physische Schmerz.
 

Lange schwieg er. Konzentrierte sich auf nichts. Blieb einfach so da liegen in seinem Blut. Irgendwann, als der erste Regentropfen ihm im Gesicht traf verzog er den Mund und leckte sich über die Lippen. Die Konturen seiner muffelnden Umgebung verschwammen immer mehr vor seinen Augen. Er fragte sich, wann er sich wohl zu seiner alten Form zurück verwandeln würde. Er zog die Nase kraus und seine stetig grimmig nach unten gezogenen Augenbrauen wurden einen Tick tiefer gezogen. Seit wann war er so ein widerlicher Schwächling? Hatte ihm Nnoitra den letzten Rest Würde aus dem Körper geschlagen oder war er einfach zu stark auf den Kopf gefallen?
 

“Fuck!”, knurrte er und versuchte sich in seiner aufsteigenden Wut zu erheben, sie sich zunutze zu machen, wie er es sonst auch immer tat. Er hörte wie seine eigenen Knochen ächzten, als er seinen Arm anwinkelte um sich auf diesen zu stützen. Zischend hielt er kurzweilig die Luft an, schob sich langsam hoch, bis sein Oberkörper aufrecht saß. Jeder Muskel war in seinem Körper bis zum zerreisen angespannt. Ein Knirschen mischte sich unter seine stockende Atmung. Hinter ihm bohrte sich der dreckige Abfall in seinen Rücken. Seine Kleidung war zerfetzt und blutdurchtränkt. Seine Kraft ließ abrupt nach. Seine Ellenbogen knickten unter der Last des Körpers ein und mit einem scheppernden Laut versank er im Müll.
 

“Passender kanns echt nicht mehr laufen. Erst von hinten niedergestreckt, wie ein dreckiger Penner und dann landet man im Müll...”, angewidert rotzte er in eine Ecke und starrte die gegenüberliegende Wand an. Sein Körper zitterte, doch er veränderte sich nicht. Eigentlich war sein Reiatsu mehr als nur im Keller. Erneut spürte er, wie Blut seine Kehle hoch kroch und ihn zum Husten veranlasste.
 

Die Welt um ihn herum wollte sich lösen. Wollte in einem Schleier aus grauer Masse verschwimmen und ihn alleine versauern lassen. Ihn alleine in einer unerträglichen Eiseskälte daliegen lassen, die langsam von ihm Besitz ergriff. Sein Atem ging langsamer, das Reiatsu floss mitsamt seinem Blut dahin, entzog sich seinem Körper, der nach Heilung schrie, damit er erneut gegen Ichigo Kurosaki kämpfen konnte. Er wollte wieder gegen diesen Shinigami kämpfen, die Hitze des Gefechts spüren, die Angst des anderen riechen, wenn er befürchtete die Kontrolle zu verlieren. Er wollte erneut in einem fairen Kampf dem Karottenschopf gegenübertreten um ihm so ordentlich den Arsch zu versohlen.
 

Ein Lächeln stahl sich auf die immer blasser werdenden Züge des Espadas. Regen fiel einem Schleier gleich vom Himmel, benetzte den schwer verletzten Köper von Grimmjow. Noch mehr blaue Haare fielen ihm wirr in die Stirn. Vereinzelte Tropfen bildeten sich an ihren Spitzen und tropften auf sein Gesicht, rannen über Augenbrauen, Wangen, die Überreste seiner Hollowmaske, Nase, die halbgeöffneten Lippen und über sein Kinn, wuschen das Blut von seinem Gesicht, reinigten die Gesichtszüge des Sexta.
 

Unter schweren Lidern versuchte er durch seine Wimpern hindurch zu schauen. Hatte er eben nicht irgendetwas gehört? War sein Gehör durch seinen Kräfteverlust so geschwächt, dass er sich irgendwelche verdächtigen Geräusche einbildete? Er wusste es nicht wirklich. Alles schien verschwommen zu sein, es gab keine Kontraste mehr nur noch ein ekliger Brei, den er jetzt schon verabscheute.
 

Da! Da war doch etwas!

Träge öffnete er die Augen, die ihm ungewollt zugefallen waren. Sein Blick war noch starr auf seine ausgestreckten Beine gerichtet, als er einen Schatten im Augenwinkel sah. Dort stand jemand in seine Richtung gewand mit... einem Zanpakuto... Er grinste hämisch, dieses Zanpakuto kannte er doch.
 

Langsam hob er den Kopf und starrte unter einem blauen Vorhang zu seinem Feind empor. Er verengte die Augen zu bedrohlichen Schlitzen und machte Anstalten sich zu erheben. Niemand durfte auf ihn herab sehen, selbst in diesem Zustand nicht und vor allem Kurosaki nicht! Ein Laut, der einem geschnauften Knurr- Grunzlaut gleich kam entschlüpfte den angestrengt zusammen gebissenen Zähnen des Espadas. Er versuchte Halt in den Mülltüten zu finden um sich daran hoch zustemmen, doch keine dieser stinkenden Dinger wollte an seinem Platz liegen bleiben. Sie allesamt rutschten unter seinen klammen und nassen Fingern weg.
 

Mit einem ratschenden Geräusch zerfetzte er jenen wackeligen Halt unter sich und knallte hart auf den Untergrund. Das Keuchen in seinem Hals erstickte er. Soweit würde es nie kommen, dass er vor diesem Karottenschädel Keuchen oder dergleichen würde.
 

Grimmjow war so damit beschäftigt gewesen aufzustehen, dass er nicht bemerkte, wie Ichigo Zangetsu auf den Rücken band und eiligst auf ihn zu trat um ihm zu helfen. Erst als sich fremde, warme Finger unter seine Achseln stahlen und ihm hoch halfen, realisierte sein geschwächter Verstand, was Ichigo tat.
 

“Finger weg, Shinigami!”, knurrte er und versuchte Ichigo wegzudrücken. Dieser zog nur noch mehr die Brauen in die Stirn und sah ihn kopfschüttelnd an.

“No Way, Arrancar.”, statt Grimmjow loszulassen stützte er ihn nur noch mehr.

“Ich hab gesagt du sollst deine dreckigen Finger von mir nehmen, oder bist du zu blöd um mich zu verstehen? Ich werd dich-”, Grimmjow versuchte sich erneut gegen den schraubstockartigen Griff zu wehren, doch die plötzliche Schmerzwelle, die seinen Körper qualvoll durchzuckte, veranlasste ihn nur dazu seine nächsten Verwünschungen in einem erstickten Keuchen enden zu lassen. Unwillkürlich fiel sein gesamtes Gewicht auf Ichigo, der nun Mühe hatte den Espada zu halten.
 

“Ich bring dich am besten zu mir, dort kann dich Orihime wieder flicken.”, mit einem geübten Griff verlagerte er das Gewicht Grimmjows so, dass er ihn besser tragen konnte.

Dieser wollte sich erneut gegen die Hilfe wehren, denn sein angeknackster Stolz wollte nicht, dass sein größter Feind und Rivale ihm half. Es fühlte sich an, als ob er sich freiwillig unterordnen würde und das passte ihm so was von gar nicht in den Kram.
 

Er mobilisierte seine letzten Kraftreserven um Ichigo von sich zu stoßen. Erst sah dieser den Blauhaarigen erschrocken an, doch schnell war dieser Ausdruck aus dem Gesicht des Jüngeren gewichen und hatte Platz für einen ebenso wilden und entschlossenen Willen gemacht, der ihm ebenso von blauen Augen entgegen sah. Eine eigenartige Anspannung lag in der Luft. Grimmjow wollte sich nicht helfen lassen und Ichigo wollte das vollkommene Gegenteil von dem was der Sexta wollte.
 

Doch der plötzliche Wille in den Augen des Espadas wich einem verklärten Blick, der sich im Nichts zu verlieren schien, bevor Ichigo auch nur reagieren konnte, sackte Grimmjow wie ein Stein zusammen.

“Grimmjow!”, hastig ließ Ichigo sich neben ihn fallen und untersuchte ihn.
 

Orihime musste her und zwar schnell!
 

Angstvoll und besorgt huschten die braunen Augen des Jungen über das nun völlig entspannte und blasse Gesicht seines Feindes. Vorsichtig untersuchte er die Wunden und seine Miene erstarrte. Jegliches Gefühl verschwand und machte einem Ausdruck Platz, der völlige Regungslosigkeit darstellte. Ein letztes Mal huschten seine Augen die Gasse entlang als er sich erhob und davon eilte... Er musste Orihime finden bevor es zu spät war.
 

Ichigo rannte, wie er in seinem Leben noch nie gerannt war. Stetig in seinem Kopf das Bild des ohnmächtigen Espadas. Zuerst wollte es ihm nicht in den Sinn kommen, sein Gehirn verweigerte sich dem Glauben daran, was für ein Bild Grimmjow dargestellt hatte. Wie er in seinem Blut gelegen hatte, kalkweiß und völlig kraftlos umgeben von den Abfällen der Menschen. Dieser stolze Kämpfer, der mehr als nur brutal war, wie er selbst am eigenen Leib erfahren hatte.
 

Das Bild des bleichen Gesichtes mit diesen stechenden Augen, die durch den türkisen Strich nur noch betont wurden, die blauen Haare, die nass in die Stirn fielen und dieser Blick, eine Mischung aus dem altbekannten Stolz und... Ichigo schluckte... einem Gefühl, das in dem Shinigami etwas Undefinierbares verursacht hatte.
 

Er hatte geglaubt, dass Grimmjow durch seine Verletzungen gestorben sei. Und nun? Nun lag der Sexta Espada in einer Menschengasse im Diesseits und stand kurz davor endgültig den Löffel abzugeben! Ichigo biss sich auf die Unterlippe. Er spürte die kalten Hände Grimmjows immer noch, ihren schweren, kraftlosen Druck, der ein unbestimmbares Gefühl hinter lassen hatte. Er konnte immer noch den schwachen Versuch seine Hilfe von sich zu drücken, da Grimmjow diese nicht benötigen wollte. Sein Hals prickelte immer noch vom kalten, stockenden Atem des Arrancar.
 

Regen peitschte ihm ins Gesicht, während er gedankenversunken durch die Straßen seiner Heimat lief, auf der Suche nach Orihime. Jene nasskalte Berührung erinnerte ihn schrecklich an Grimmjow, dieser war nicht minder kalt und nass gewesen, einzig sein Widerstand gegen Ichigos Hilfe zeugte noch von der Lebendigkeit in ihm.
 

Leise platschten seine Schritte. Wurden von den Pfützen auf dem Asphalt aufgefangen.
 

Er wunderte sich, dass er keine anderen Geister sah. Kein Plus oder Hollow geisterte durch die Straßen herum, einzig das blasse, auf seltsame Art und Weise attraktive Gesicht von Grimmjow ließ seine Gedankenwelt nicht los. So wie der - sonst immer grimmig guckende Espada- dagelegen hatte, wirkte dieser unglaublich verletzlich und - einsam... Verwirrt über seine eigenen Gedanken runzelte Ichigo die Stirn.
 

Aber eigentlich...
 

Ein sanftes, gutmütiges Leuchten erhellten die braunen Augen des Shinigamis.

Es konnte doch gut möglich sein, dass auch ein Arrancar so etwas, wie Einsamkeit empfinden konnte. Hatten nicht alle Espadas irgendwelche Emotionen gezeigt? Grimmjow blieb nicht ausgeschlossen. Nachdenklich bog er in die nächste Straße ein. Dann nickte er. Ja, er war sich ziemlich sicher, dass Grimmjow andere Gefühle empfinden konnte, wenn er es nur wollte...
 

“Und wenn er die nächsten Stunden überlebt.”, kicherte Ichigos Hollow- Ich leise und für ein paar wenige Sekunden erschien das weiße Gesicht des Hollows vor Ichigos Augen. Er hatte die Zähne zu einem hämischen Grinsen gebleckt und ähnelte stark einem Tier auf der Lauer. Für einen winzigen Wimpernschlag wohnte etwas Wissendes in den gelben Iriden inne, doch schnell waren jegliche Gefühlsregungen aus dem Gesicht des Hollows verschwunden. “Verschwinde!”, knurrte Ichigo lediglich und lief weiter durch den Regen. Sein innerer Hollow schwieg, wusste er doch so viel mehr als sein König auch nur im Entferntesten erahnen konnte. Und er genoss es sichtlich, dass dieser im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln tappte.
 

Das Bildnis des durchtrainierten, zum Kämpfen erprobten Körpers, der sich schnell und geschmeidig bewegen konnte, den dennoch gleichzeitig eine brutale Stärke und Sehnsucht zur Zerstörung prägte ließ Ichigo nicht los. Wie jener Körper kraftlos dalag in dieser Gasse, verursachte bei ihm eine unangenehme Gänsehaut. Ichigo erschauerte.
 

***
 

In seiner inneren Welt wurde der Himmel dunkel. Der weiße Ichigo starrte mit seltsam traurigem Blick nach oben. In einem kleinen Abstand von ihm entfernt stand Zangetsu, dieser sah ebenfalls zum Himmel. Die Augen hinter den getönten Brillengläsern waren verdunkelt durch einen melancholisch emotionalen Schleier.

“Es hat erneut angefangen zu regnen”, sprach er in das Plätschern hinein.

Hollow- Ichigo sah zu ihm rüber. Beide verabscheuten sie den Regen. Beide aus unterschiedlichen Gründen. Und beide kannten die Ursache dafür, weswegen es regnete. Sie schwiegen. Hörten mit stummen Trotz dem traurigen Klang des Regens zu. Lauschten dem vereinzelten Gesang der aufplatzenden Tröpfchen.
 

Irgendwann drehte sich der Weißhaarige zum Gehen um in den Tiefen von Ichigos Seele auszuharren, bis sein König zu schwach war um ihn zu beherrschen und er erneut die Kontrolle übernehmen konnte. Den ruhigen Blick vom alten Mann Zangetsu im Rücken ruhend schlenderte er weiter.
 

“Irgendwann hört er auf, der Regen...”

Zangetsu nickte. “Und irgendwann beginnt er von neuem...”, meinte er bitter.
 

***
 

Während Ichigo zu Orihime rannte, lag Grimmjow einfach nur da.

Ein Schatten löste sich von der Mauer und kniete sich neben ihn.

Ein Flirren ging durch die Luft und fließendes Reiatsu strömte aus allen Ecken der Gasse auf den leblosen Körper zu. Zuerst war die Farbe der Seelenenergie weiß, doch je näher sie dem Schatten und somit auch Grimmjow kam, desto dunkler wurde es, bis es einer Flutwelle gleich in den Sexta strömte. Aus dem dunklen Grau wurde ein hell gleißendes Gletscherblau, das unruhig über den verletzten Körper schlingerte.
 

Dann, schlagartig, wie ein heller Blitz, der durch den schwarzen Gewitterhimmel zuckte, erglühte die Gasse. Doch genauso schnell, wie es gekommen war erlosch jenes Glühen und mit ihm verschwand der Schatten.
 


 

Erneut war Grimmjow alleine.

Helle blaue Augen starrten auf die Stelle an der jener fremde Schatten gestanden hatte. Der orange Kater ließ ein klagendes Miauen von sich hören, das sich mit dem stärker gewordenen Regen vermischte...

Brennende Veränderung

“Verzweiflung zu fühlen, ist wie zu wissen, dass die Hilfe zu spät gekommen ist und man die Bestätigung bekommt, dass man zu schwach ist. Warum, mein Freund, sollte man sich der Verzweiflung beugen, wenn man sie doch effektiv nutzen kann?”
 

***
 

Zuerst war Inoue erstaunt über das plötzliche Auftauchen Ichigos. Doch sobald sie seine vom Ernst verdunkelte Miene wahrnahm, brauchte dieser ihr nichts zu sagen. Hastig schnappte sie sich ihre Jacke und eilte ihm nach. Überflüssigerweise sagte Ichigo während des Laufs zu ihr: “Ich brauche deine Hilfe.” Als einzige Antwort darauf nickte sie ihm aufmunternd zu. Er wusste, dass jeder seiner Freunde für ihn da war und für ihn bürgen würde, ebenso würde er es für sie tun.
 

Anders als zuvor kam ihm der Weg den sie zurück legten viel kürzer vor.

Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass er so schnell wie möglich zurück zu dem verletzten Espada wollte. Schließlich hatte er diesem etwas versprochen und er hielt seine Versprechen.
 

Als sie endlich an der Gasse ankamen, wo Grimmjow lag, stockte Ichigo und wurde mit jedem Schritt, den er näher auf den dunklen Schlund zwischen den Straßen kam, langsamer. Eine warnende Gänsehaut hatte kroch über seinen Rücken den Nacken hinauf bis sie unangenehm auf seiner Kopfhaut kribbelte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Und zwar gewaltig!
 

Suchend schaute er sich um. Doch keine Seele weit und breit. Einzig er und Orihime waren hier. Vorsichtig trat er weiter auf das Loch zwischen den Häusern. Ganz automatisch griff er hinter sich auf den Rücken, umfasste den vertrauten Griff Zangetsus und zog es mit einem Ruck nach vorne. Leise öffnete sich das Band, welches das Schwert auf seinem Rücken festhalten hatte, löste sich leicht vom Griff um geschmeidig in der Luft zu baumeln.
 

Orihime sah ihn angespannt an. Auch sie spürte etwas seltsam Bedrohendes und... vertrautes. In ihrem Magen machte sich unbemerkt ein mulmiges Gefühl breit, dass unangenehm rumorte. Sie blieb stehen und schaute nun selbst auf das schwarze Loch, das eine boshafte, gruselige Aura auszuspeien schien. In ihren Augen sah die Gasse nicht mehr so aus, wie jede andere normale Gasse, nein, in ihrer sehr lebendigen Phantasie glich die Gasse nun einem riesigen Hollowmaul, aus dem triefender Speichel floss. Orihime starrte gebannt auf den Boden. Triefender, dickflüssiger, roter Speichel. Dann runzelte sie die Stirn. Roter Speichel.
 

Kleine Rinnsale, aus einer roten, beinahe schwarz anmutenden, dickflüssigen Flüssigkeit breiteten sich, wie kleine Flüsse auf dem Asphalt aus, vermischten sich mit dem Regen und flossen stetig aus der Gasse heraus.

Gerade wollte Inoue Ichigo darauf aufmerksam machen, als dieser, wie vom Hollow gebissen in die Gasse rannte und dort von der herrschenden Dunkelheit verschluckt zu werden.
 

“Ichigo?”, flüsterte sie.

Langsam folgte sie ihm, immer darauf bedacht kampfbereit zu sein. Als ihr Blick erneut gen Boden zuckte, konnte sie bläulich weißer Nebel entdecken, der federleicht über den roten Rinnsalen schwebte. War das etwa Reiatsu?
 

Die Dunkelheit löste sich und sie konnte Ichigo erkennen, wie dieser sich neben eine weiße Gestalt kniete. Er hatte sich einen seiner Ärmel abgerissen um diesen auf eine stark blutende Wunde zu drücken. Sie hörte, wie er leise vor sich hin fluchte.
 

Eiligst gesellte sie sich neben ihn und erschrak.

“Das ist doch...”, keuchte sie und Ichigo nickte nur bestätigend: “Ja das ist Grimmjow. Bitte, hilf ihm.”, er sah sie aus seinen braunen Augen an und wartete.

Wie sehr Inoue Grimmjow fürchtete, ihn und seine zerstörende Lust, sie konnte ihn nicht sterben lassen. Sie wollte den Wesen helfen und ihr gutes Herz schrie sie an es auch bei ihm zu tun.
 

Ein leicht zittriges Lächeln umspielte ihre Lippen als sie ihren Freund ansah und nickte.
 

Ernst sah sie auf den ehemaligen Espada nieder. Dieser regte sich nicht. Dann begann sie ihn zu heilen.
 

Sie schaffte es nicht ihn vollständig von seinen Wunden zu erlösen. Denn irgendetwas in seinem Reiatsu war anders, es schien sich gewandelt zu haben, denn so erschien es ihr, wehrte sich Grimmjows Körper gegen eine vollständige Heilung. Sie vermutete insgeheim, dass der Arrancar selbst nicht mehr geheilt werden wollte. Grimmjow schien selbst in diesem Zustand, völliger Kraftlosigkeit, einen bemerkenswerten Dickkopf zu besitzen, denn anscheinend wollte sein Stolz es nicht zulassen, dass er von einer Frau vollständig geheilt werden würde. Innerlich musste Orihime den Kopf schütteln. Dies war wirklich ein sturer Hollow, der sich zur Aufgabe gemacht hatte gegen Ichigo zu kämpfen.
 

Tapfer wollte sie weiter machen, obwohl ihre Kraftreserven sich ihrem Nullpunkt entgegen steuerten, als Ichigo sie sanft aber bestimmt an der Schulter fasste. Seine braunen Augen blickten ihr dankend entgegen.
 

“Geht es?”, fragte er sie, da ein erschöpfter Seufzer ihren Mund verlassen hatte.

Sie nickte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

“Ja, alles in Ordnung. Aber ich fürchte, dass ich ihn nicht vollständig heilen kann.”, sie sah mitleidig auf Grimmjow, der immer noch blass war.

Ichigo sah ebenfalls in das Gesicht seines Feindes.

Schweigen. Traurig senkte Orihime die Lider, wieso schaffte sie es nicht Grimmjow zu heilen? Warum nur?
 

“Hm...”, brummte Ichigo während er nachdachte.

“Was machen wir nun mit ihm? Wir können ihn doch nicht einfach da so liegen lassen.”, besorgt rang sie mit ihren Fingern.

“Am besten wir bringen ihn zu mir nach Hause, dort kann er sich dann auskurieren und falls er irgendwelche Probleme macht-”, Ichigo grinste frech und zuckte provokativ gelangweilt mit den Schultern, “kann ich ihn bestimmt ordentlich auspowern, schließlich wollten wir ja eh gegeneinander kämpfen.”
 

Er grinste sie leicht an und sie strahlte fröhlich und erleichtert zurück. Begeistert nickte sie ihm zustimmend zu. Ja, bei ihm war der ehemalige Espada am besten aufgehoben. Noch dazu konnte man schlecht einen gefährlichen Arrancar einfach so bei irgendjemand abladen, der ihm nicht gewachsen war. Außerdem hatte sie da so ein undefinierbares Gefühl, das ihr bestätigte, dass Ichigo gut auf den blauhaarigen Hitzkopf aufpassen würde. Sie lächelte leicht abwesend. Doch davon kriegte Ichigo nichts mit. Dieser versuchte vergeblich den schweren Körper des Sexta hoch zu hieven, ohne diesem zusätzliche Schmerzen zuzubereiten.
 

Unwillkürlich ächzte er auf, als das halbe Gewicht des größeren auf ihm lag. Dadurch weckte er Orihime aus ihrer Starre. Hastig versuchte sie ihm zu helfen, indem sie ebenfalls den Bewusstlosen zu stützen.
 

***
 

“Orientierung verloren?... Gedächtnis verloren?... Lebenssinn verloren?... Alles verloren... oder hast du es vergessen?”
 

Die Stimme hallte mehrere Minuten lang von den endlosen Wänden wieder. Der Raum in dem er sich befand war schier endlos und verlor sich in einer konturlosen Weite, es gab kein Horizont, keine Decke und er glaubte sogar nicht einmal daran, dass er auf einem Boden stand. Einzig die wagen Umrisse von Wänden, die einfach in dem Nichts aus grau und weiß hervor wuchsen, wie bleiches Kalkgemäuer. Als er den Kopf hob und nach oben sah konnte er nur noch mehr lose herum schwebende Wände erkennen. Hier gab es nichts, außer diesen verfluchten Wänden!
 

Er knurrte.
 

Die Stimme verhallte nicht wirklich. Er konnte immer noch ein Echo hören, das von Wand zu Wand wanderte, ohne das Gewissen auf ein Ende zu hoffen. Er wollte sich im Kreis drehen, doch blieben seine Beine genau dort wo sie waren. Wie auf diesen Punkt festgefroren stand er da und drehte den Kopf von links nach rechts, sah nach oben und nach unten, soweit er dies unterscheiden konnte und überhaupt richtig lag.
 

“Kein Oben, kein Unten... nichts gefunden.”
 

Da schon wieder!

Komm raus du elender Wurm, von wegen kein Oben, kein Unten nichts gefunden! Ich geb dir gleich nichts gefunden, wenn du rauskommst zeig ich dir was du findest! Wütende Funken sprühten aus den blauen Augen des Arrancar, als dieser erneut den Kopf nach links drehte. Doch wie zuvor war dort nichts. Zornig über seine hilflose Lage knirschte er mit den Zähnen und verengte die Augen zu bösartig funkelnden Schlitzen.
 

Doch plötzlich war es still. Erdrückend still.
 

Hecktisch flogen seine Augen von einem Punkt zum nächsten. Seine Muskeln machten sich kampfbereit. Er wartete gespannt auf irgendwelche Anzeichen eines Angriffes. Aber es kam nichts. Nur schweigende Stille schlug ihm entgegen. Legte sich schwer auf sein feines Gehör, das fieberhaft nach irgendwelchen Geräuschen horchte.
 

“Das wird dir nicht weiter helfen.”
 

Grimmjow weitete die Augen und musste erschrocken blinzeln. Nach noch nicht mal einem Wimpernschlag stand ein Mädchen vor ihm. Dunkle unergründliche Augen sahen ihn an. Abwartend, ruhig und wissend leuchteten sie ihm entgegen. Zornig zog er die Brauen tiefer ins Gesicht. “Ach, ja und warum nicht?”, fragte er trotzig.
 

“Weil dein Gehör dir hier nichts bringen wird, Grimmjow Jaegerjaquez. Das einzige, was dir hier an diesem Ort helfen kann, bin ich.”
 

Sie sprach ohne die Lippen zu bewegen. Sie sprach ohne überhaupt zu sprechen. Das Mädchen, das aussah wie ein Mädchen in altmodischen, europäischen Klamotten und mit einem akkurat geschnittenem Topfschnitt als Frisur und somit keinesfalls stark oder furchterregend wirkte, trug ein Zanpakuto an seiner Seite und sah ihn durchdringend an.
 

“Toll, du kennst meinen Namen und weiter?”, knurrte er.

Ein Schmunzeln war die einzige Antwort, die er bekam, denn bevor er auch nur ansetzen konnte weiter zu reden unterbrach sie ihn:
 

“Mein Name ist Monique Clairsemé Mort. Nun mein werter Grimmjow Jaegerjaquez, hast du nun deine Orientierung verloren oder nicht?”
 

“Sag mal bist du vielleicht blöd? Wo willst du hier bitteschön irgendetwas unterscheiden? Hier sieht alles gleich aus. Außerdem, du kleine Rotzgöre, was sollen diese beschissenen Fragen?”, er verschränkte die Arme vor der Brust und hob provokant die Brauen hoch umso auf Monique herabzuschauen.
 

Monique lächelte jedoch nur.

Bevor Grimmjow überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, sie weiter zu provozieren, durchzuckte ihn ein höllischer Schmerz und er keuchte erschrocken auf. Verwirrt hielt er sich den Bauch um kurz darauf zu bemerken, wie dunkles Blut sich in seiner Hand sammelte. “Was?”, stammelte er, bis sein Körper anfing immer heißer zu werden. Seine Sinne begannen verrückt zu spielen. Hitze stieg dampfend aus seinen Poren empor und sein Mund trocknete aus. Seine Knie gaben nach und er knickte zusammen.
 

“Was zum...? Warum ist mir so heiß?”, keuchte er und hielt sich vergeblich den brennenden Hals.

Er fühlte wie eine ätzende Hitze die innen Seite seines Halses austrocknete, ihn ausdörrte, bis sie mit beißenden Fingern in seine Lunge griff, dort aus jedem Atemzug Asche zu machen schien, die ihn glühend im Hals zu stecken schien. Er fing an entsetzlich zu husten. Jede Pore, jede Hautzelle, einfach alles schien in Flammen zu stehen. Schweiß brach auf seiner Stirn aus, rann ihm unangenehm warm über die Wangenknochen um anschließend in das Nichts unter ihm zu tropfen.
 

“Was hast du...kch... mit...ha.. gemacht?”, krampfhaft griffen seine zitternden Finger an seine schmerzende Brust. Ein brennendes, wie die Hölle stechendes Gefühl machte sich an genau jener Stelle breit, wo sein Herz hätte schlagen sollen. Das Loch in seinem Bauch fing an zu pulsieren und er glaubte zu spüren, wie zischelnd bläuliche Flammen plötzlich daraus züngelten.
 

Regungslos sah Monique ihn an. Völlig entspannt stand sie ihm gegenüber und schien auf etwas zu warten. Doch wenn sie geglaubt hätte, Grimmjow würde sie bitten ihm zu helfen, dann hatte sie sich gewaltig geschnitten!
 

“Ich habe nichts gemacht. Du bist es, der sich verändert. Der sich in einer feurigen Selbstzerstörungsaktion über die Klippen schubsen lässt um tief im Sumpf zweier Einsamkeiten zu verwesen... Es sei denn, du zerstörst etwas, das mehr deiner Zerstörung ähnelt und dich aufhält. Dich orientierungslos macht, dich erinnerungslos macht, dich zerstörungslos macht...”
 

Sie sah ihn noch ein letztes Mal an, dann hob sie die Hand und alles um ihn herum verschwamm in einem Wirrwarr aus Hitze und Chaos, aus Schmerz und höllischer Wut. Grimmjow schrie wild auf, wütend brüllte er, wie ein in die Enge getriebenes Tier.
 

***

Der Patient ist wach!

“Möglicherweise, könnte die Art und Weise des Möglichen total unmöglich sein, so dass aus dem Möglichen etwas Unmögliches wird, aber kann man nicht auch alles umdrehen? So dass aus jeglichem unmöglichen etwas möglich wird? Jede Medaille hat zwei Seiten, warum dann nicht auch die Möglichkeit?”
 


 

Am Anfang war Ichigo erleichtert als er die Temperatur des Espadas erfühlte. Sie war leicht angestiegen und der, bis vor kurzem noch eiskalte Körper wurde warm. Doch die Wärme blieb nicht. Von Minute zu Minute stieg sie stetig weiter an. Nun glühte der Körper des Blauhaarigen und Ichigo glaubte schon ein Hitzeflimmern in der Luft zu sehen. Seit Stunden lag Grimmjow auf dem Bett des Shinigamis und regte sich nicht. Nur hin und wieder wurden seine Brauen tiefer in die Stirn gezogen, so dass ein dunkler, grimmiger Schatten über den geschlossenen Lidern lag. Hinter diesen bewegten sich die Augäpfel unruhig hin und her.
 

Als Ichigo versucht hatte Grimmjow den Verband zu wechseln, spannten sich alle Muskeln kampfbereit an und ein dunkles, gefährliches Knurren entstieg Grimmjows Kehle. Sich davon nicht weiter beeindrucken lassend, hatte Ichigo ihn geflissendlich ignoriert und sein Tun fortgesetzt.
 

Flach und unruhig atmete der Sexta. Seine Brust hob und senkte sich abgehakt und seine Finger krallten sich krampfhaft in das Laken. Schweiß lief ihm über Stirn und Wangen, benetzte das Kissen auf dem sein Kopf gebettet war. Orihime sah genauso besorgt drein, wie Ichigo. Beide fühlten sich seltsam hilflos. Sie hatten alles versucht, was ihnen ohne die Kräfte Orihimes in ihrer Macht stand. Doch selbst als Inoue genug Energie hatte um Grimmjow weiter zu heilen passierte zunächst nicht gerade viel. Lediglich stieg die rastlose Unruhe de Arrancar.
 

Plötzlich, ohne jeglichen Grund, ohne irgendeine Vorwarnung, brüllte Grimmjow schmerzzerreißend auf. Er schmiss den Kopf in den Nacken und schrie. Orihime, die gerade versucht hatte ihn weiter zu heilen schrie erschrocken auf und stolperte von ihm weg. Alarmiert griff Ichigo nach seine Zanpakuto, doch Grimmjow hielt weiterhin die Augen fest zusammen gekniffen.
 

Eine eiskalte Gänsehaut durchrieselte die Körper der beiden Helfer.

Ichigo hatte das Gefühl gehabt, als höre er ein wütendes Tier, dass man nach erfolgreicher Hetzjagd in eine tödliche Enge getrieben hatte. In wütender Panik brüllte es um sich so einen Fluchtweg zu sichern, doch die Jäger waren erbarmungslos. Durch den ersten Angriff niedergestreckt wimmerte das schöne Raubtier und lag hilflos da, wusste weder ein noch aus. Auch Grimmjow entrang sich ein tiefes, gepeinigtes Wimmern. Seine Finger hatten das Laken in Fetzen gerissen und unter dem weißen Mullverband quoll neues, frisches Blut hervor.
 

Grimmjow knirschte mit den Zähnen und knurrte erneut. Doch dieses Mal überkam Ichigo keine Furcht, sondern tiefe Traurigkeit, als er das Knurren hörte. Es klang einsam und - er glaubte zuerst nicht daran diese Emotion daraus gehört zu haben - sehnsüchtig. Verwirrt über seine Interpretation runzelte er die Stirn. Konnte Grimmjow so etwas fühlen? Fühlte er Sehnsucht? Und wenn ja, wonach sehnte er sich?
 

Bitter und ironisch erklang Ichigos Antwort in seinem Kopf: Er sehnt sich danach, dass die Schmerzen aufhören würden und dass er gegen mich kämpfen kann. Er lächelte leicht, dann ging er auf Inoue zu.
 

“Am besten du gehst nach Hause.”, er bot ihr die Hand an um ihr aufzuhelfen.

Etwas irritiert und immer noch leicht zitternd ergriff sie die, ihr dargebotene Hand.

“Wäre wohl besser.”, sie versuchte sich an einem standhaften Lächeln, doch misslang es ihr.

Ichigo nickte ihr lediglich aufmunternd zu.

Er reichte ihr ihre Jacke und brachte sie nach unten. Dort blieb sie kurz im Türrahmen stehen und sah Ichigo ernst in die Augen.

“Was machst du, wenn die anderen es dir ausreden wollen?”
 

“Ich glaube kaum, dass die etwas angeht was ich zu Hause mache.”, brummelte der Orangehaarige.

“Wir machen uns nur sorgen. Bitte...”, sie umfasste sanft seinen Oberarm, “pass auf dich und ihn auf, klar? Schließlich mach ich mir ja jetzt schon sorgen um dich und den Hitzkopf.”, sie legte den Kopf schief und grinste verlegen.
 

Sie wendete sich zum Gehen und rief noch über die Schulter: “Bestimmt kommen die ersten bald. Also nicht aufgeben!”, siegessicher hob sie die Faust und lief nach Hause.

Ichigo sah ihr eine Weile nach, ehe er sich ebenfalls umdrehte und rein ging. Er grinste schief. Auf Orihime war verlass. Sie würde ihm helfen, da war er sich sicher.
 

Als er zurück zur Treppe ging, blieb er dort stehen und sah die Stufen entlang nach oben. Er spürte das schwach pulsierende Reiatsu des Blauhaarigen. Ein undefinierbares Kribbeln brachte ihn dazu sich im Nacken zu kratzen. Was war denn das? Doch trotz des Kratzens wollte dieses Kribbeln nicht aufhören. Irgendwann ließ es Ichigo sein sich zu kratzen und stöhnte genervt auf. Die Hände in den Hosentaschen vergrabend ging er die Treppe rauf. Er musste langsam wieder zurück in seinen alten Körper.
 

Oben in seinem Zimmer angekommen betrachtete er Grimmjow, der nun völlig ruhig und entspannt dalag, ohne einen Muskel zu rühren. Selbst seine Augen flatterten nicht mehr unruhig unter seinen Lidern, sondern schienen sich endlich festgelegt zu haben, wohin sie in die Schwärze der Lidern schauen wollten.
 

Lange Zeit stand Ichigo einfach nur da, ohne sich bewusst zu werden, dass er den anderen irgendwie… bewundernd ansah. Durch einen tieferen Atemzug Seitens Grimmjow wurde er aus seiner Trance gerissen. Kurz blinzelte er, ehe er über sich selbst den Kopf schüttelnd, zu seinem Gigai ging und in diesen schlüpfte.
 

“Ich sollte duschen gehen...”, murmelte er zu sich und zog sich sein Hemd über den Kopf. Noch einen letzten besorgten Blick auf Grimmjow werfend, verließ er sein Zimmer und ging ins Bad.
 

***
 

Das Erste, was Grimmjow bemerkte, als das höllische Feuer in ihm erlosch, war eine angenehme Kühle, die sich, wie eine zweite Haut über seinen Körper spannte. Dann merkte er, dass er ziemlich weich lag. Entweder war er in den Müllsäcken untergegangen oder... Er zog tief die Luft durch die Nase, leicht zuckten seine Nasenflügel, als seine feinen Geruchsinne einen viel angenehmeren und vor allem wohlriechenden Duft wahrnahmen. Von irgendwoher kannte er doch diesen Geruch, nur von woher. Erneut zog er prüfend die Nase kraus. Nein, hier roch nichts nach Abfall oder schimmelnden Eiweißen, die diesen ekelhaften Ammoniakduft innehatten.
 

Langsam tröpfelten auch die ersten Geräusche in sein umnebeltes Gehirn. Er hörte irgendetwas rauschen. Gespannt spitzte er die Ohren und lauschte. Klang nach Wasser, das auf irgendeinen Gegenstand fiel. Oh ja, Wasser wäre jetzt gut, dachte er und leckte sich über die trockenen Lippen. Langsam schluckte er und spürte, wie sein Speichel seine ausgedorrte Kehle hinab lief. Diese war ungewohnt rau und kratzte leicht.
 

Sein Körper fühlte sich total ausgelaugt an. Erneut leckte er sich über die Lippen. So beschissen hatte er sich noch nie gefühlt. Er grummelte leicht. Noch wollte er die Augen aus einem unergründlichen Grund öffnen. Er lag einfach nur da und versuchte durch seine ausgeprägten Sinne heraus zu finden, wo genau er war, doch so richtig konnte er seine Umgebung nicht einordnen. Er kannte einfach eindeutig zu wenige Orte in der Menschenwelt. Frustriert darüber im Diesseits gelandet zu sein zog er die Mundwinkel nach unten. Schönen Tod aber auch, meinte er pessimistisch und schlug die Augen auf.
 

Sein Blick lag für einen Sekundenbruchteil an der Decke, bis er den Kopf leicht drehte und ihn durch Ichigos Zimmer schweifen ließ. Nach einem Anhaltspunkt suchend, wo er genau war betrachtete er jeden nur erdenklichen Punkt im Zimmer ganz genau, doch er fand nichts wirklich ausschlussreichendes, erst als er hörte, wie jemand murrend eine Tür zu machte und versucht leise durch einen Flur ging.
 

Grimmjow setzte sich leicht auf und bemerkte erst in dem Moment, als ein pochender Schmerz sich in seinem Hirn meldete, dass er immer noch verletzt war. Verwundert über den Verband strich er vorsichtig darüber. Seltsam. Die Schritte kamen näher und er wandte den Kopf in Richtung Tür. Draußen fluchte Jemand und in diesem Augenblick wusste er ganz genau wo er war. Ein gehässiges Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, während er mit herausfordernden Funken in den blauen Augen zur Tür sah und darauf wartete, dass sie aufschwang.
 

Behutsam wurde die Tür geöffnet um keine auffälligen Geräusche zu verursachen, dann trat ein, so leise wie möglich murrender orangefarbener Haarschopf hindurch. Eine einfache Boxershort und ein weißes Handtuch um die Schultern waren seine Bekleidung. Zuerst merkte er nicht, wie Grimmjow ihn wachsam beobachtete, dann als er erneut jenes penetrante Kribbeln im Haaransatz spürte sah er auf, direkt in zwei abwartende blaue Augen, deren Iris gehässig und angriffslustig funkelten.
 

Braune Augen starrten aufmerksam in Blaue.

Keiner sagte etwas. Ruhige Stille verschlang den Raum und hielt die Zeit davon ab, sich unaufhörlich weiter zu drehen, hielt sie für wenige Augenblicke fest, ließ sie eingefrieren, bis sie unterbrochen wurde.
 

Gleichmäßiger Atem, der dazu raschelnde Stoff, waren die einzigen Geräusche im Raum, sonst konnte man nichts hören.
 

Ichigo sagte nichts. Konnte in diesem, geradezu seltsam anmutenden Moment nichts sagen, denn ihm fiel einfach nichts ein. Er starrte einfach geradezu in die zwei blauen, durchdringenden Augen des Sexta Espadas. Dieser sah ihn ebenfalls aufmerksam an, studierte jede Bewegung in den braunen Tiefen des Jungen, um heraus zu finden, was dieser fühlte- nicht dass es ihn sonderlich interessieren würde.
 

Der Abstand zwischen ihnen, kam ihnen auf einmal keineswegs mehr zu groß vor, beide hatten das Gefühl direkt vor dem anderen zu sein, als könnten sie sich durch eine bloße Bewegung berühren. Irgendetwas Faszinierendes und zugleich Unheimliches lag in der zusammengepressten Luft, die zwischen ihnen eine unsichtbare Mauer aufgebaut hatte. Keiner hatte große Lust etwas zu sagen, denn auf einmal fühlten beide, wie müde sie wirklich waren.
 

Das plötzliche, unterdrücktes auf Keuchen von Grimmjow zerstörte die Ketten der Stille um die Zeit, somit dass jene weiterfloss als wäre nie etwas dergleichen passiert. Bevor Ichigo überhaupt darauf reagieren konnte, hatte sich der Arrancar wieder gefangen und funkelte ihn böse an.
 

“Sag mal hab ich dir gesagt, dass du mir helfen sollst, Shinigami?”, er knurrte dunkel und jagte Ichigo unbewusste Schauer über den Rücken. Dieser hob lediglich die Brauen und zuckte unschuldig die Schultern.

“Du warst nicht gerade gesprächig.”, meinte er nur und konnte amüsiert feststellen, wie Grimmjow beleidigt den Mund verzog.
 

“Pah! Von wegen.”

Murrend ließ er sich nach hinten in die weichen Kissen fallen. Hm, war das toll in einem so bequemen und gut riechenden Bett zu liegen. Dass es gut roch gestand er sich lediglich nicht ein, wer war er, dass er so was einzugestehen brauchte!
 

Kopfschüttelnd über die Dickköpfigkeit des Blauhaarigen ging Ichigo auf seinen Schrank zu und holte ein einfaches Unterhemd heraus, dieses zog er sich über und dachte nach, wo er die nächste Zeit am besten übernachten könnte. Grimmjow konnte er schlecht in seinem jetzigen Zustand in den Wandschrank stecken. Und er selbst hatte eigentlich keinen Bock selbst dort drinnen zu übernachten. Verflixte Zwickmühle!
 

“Sag mal, wo sind eigentlich deine kleinen Freunde hin?”, Grimmjows Stimme klang seltsam belegt.

Dessen Zunge war auch leicht lahm, weil eine plötzliche Müdigkeit den geschundenen Körper überkam und ihn dazu zwang langsamer zu sprechen.
 

Ichigo drehte sich zu ihm um und blickte erneut in zwei dunkel schimmernde Augen.

“Haben wohl Angst, hm?”, erneut grinste Grimmjow hämisch.

“Wollte nur auf Nummer sicher gehen, sonst hätten sie dich wohl platt gemacht.”, antwortete Ichigo und verzog gehässig den Mund.

Wütend wurde er angefunkelt.
 

“Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich euch in meinem jetzigen Zustand besiegen könnte?”, er knurrte fast, so tief hatte er gesprochen.

Ichigo zuckte nur gespielt gelangweilt mit den Schultern.

“Warum nicht?”

“Hmpf...”, Grimmjow drehte den Kopf wieder in Richtung Decke, “Ich könnte dich locker besiegen...”, brummelte er.
 

“Das glaube ich kaum.”, Ichigo legte sein Handtuch über seinen Stuhl, “Du bist zu schwer verletzt, außerdem hab ich dich bereits...”, er wollte gerade weitersprechen, als er ein ruhiges, gleichmäßiges Schnarchen aus der Richtung seines Bettes vernahm.

Das gab es wohl nicht oft zusehen, dachte er bei sich, als er den leise schnarchenden Grimmjow beobachtete. Dieser war während Ichigo etwas zu ihm gesagt hatte eingeschlafen, er hatte noch nicht einmal genau verstanden was der Kurosaki zu ihm gesagt hatte. Nun war er ins Reich der schlaflosen Träume geglitten. Schließlich benötigte er genug Energie um diesen aufgeblasenen Shinigami in den Arsch zu tappen.
 

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen, was ihn einen selten komischen Blick seitens Ichigo einbrockte, doch das war ihm egal, denn schließlich schlief er ja.

Neuartige Gefühle

“Der Regen ist bescheiden. Verlangt nicht viel um zu fallen, lediglich zu fallen. Der Regen ist mehr als nur Wasser. Der Regen kann traurig sein und betrübt zu Boden fallen. Der Regen ist alles andere als bösartig, dennoch artet so mancher Regen ins Boshafte aus. Der Regen möchte lediglich die Gesichter vieler berühren, um zu sehen, ob man ihn mag oder nicht. Der Regen bleibt bescheiden, egal was geschieht.”
 


 

Ohne jegliche Regung stand der weiße Ichigo da, starrte in den dunkler werdenden Himmel, der von weißen Schlieren durchzogen wurde. Er spürte die ersten Tropfen, bevor diese überhaupt die Wolkenkratzer berührten. Gelbe Iris betrachteten regungslos das seelische Naturschauspiel, welches sich ohne große Vorwarnung ausbreitete und langsam die Macht über den Himmel bekam.
 

Manchmal bildeten sich in den Wolken klare Konturen ab, die die Gedankengänge des Orangehaarigen darstellten. Doch diesmal braute sich ein einziges Chaos über den Wolkenkratzern zusammen. Es herrschte dunkle, bedrohliche Stille. Bald würde hier ein Sturm herrschen und Ichigos innerer Hollow wurde die Befürchtung nicht los, dass sich somit einiges ändern würde, vieles konnte sich gegen ihn wenden und dass konnte er auf keinen Fall riskieren.
 

“Bald werden die nächsten Regentropfen fallen, hoffentlich ist danach alles vorbei.”, sprach er mehr zu sich selbst. Er hatte keine Lust sich sonderlich viel mit den Gefühlsregungen seines Königs anzufreunden. Er wartete nur auf seine nächste Chance.
 

“Deine Hoffnungen gehen in die falsche Richtung.”, die Stimme des alten Mannes klang ruhig, doch tief schwang eine ungewohnte Unruhe mit. Er sah an der weißen Gestalt vorbei, ehe sein Blick sich auf eine Schleierwolke heftete, die sich langsam auflöste. Nebel breitete sich am Himmel aus, Dunst fiel nass herab, verschleierte die Fenster der Wolkenkratzer. Alles war ruhig. Wartete auf das erste gewaltige Aufatmen des Sturms, der sich bedrohlich langsam ausbreitete.
 

“Deine Befürchtungen sind nur ein lauer Sommerwind im Vergleich dessen, was draußen passiert.“, ein sanfter Wind wehte auf, trug den unvergleichlichen Geruch nach Regen inne und fuhr sacht durch den schwarzen Umhang Zangetsus.
 

Der weiße Ichigo steckte die Hände in die Taschen und drehte den Kopf leicht in die Richtung des alten Mannes.

“Kann es sein, dass du mehr verbirgst als ich?”, er grinste hämisch und wartete lauernd auf die Antwort des anderen, doch dieser schwieg.

Irgendwann wurde der Hollow zu ungeduldig und verschwand.

Zangetsus Blick richtete sich erneut auf jene Wolke, die nun nur noch ein feiner Dunststreifen war.
 

“Ichigo, nehme die Zeichen früh genug war, sonst... wird der Regen niemals aufhören.”
 

***
 

Hätte man Ichigo jemals erzählt, wie penetrant nervig ein halbgenesener Grimmjow sein konnte, dann hätte sich dieser wohl mehrmals überlegt, ob er diesen aufgenommen hätte.
 

Er war sichtlich froh in der Schule zu sitzen, wenigstens hatte er dort seine Ruhe vor einem miesgelaunten, angriffslustigen Arrancar. Kurz fuhr er sich bei diesem Gedanken durchs stachelige Haar. Seine Augenbrauen waren tief ins Gesicht gezogen. Hin und wieder warf ihm sein Lehrer einen undefinierbaren Blick zu, ehe er sich doch noch anders entschied und jemand anderes ungefragt dran zu holen.
 

Ichigo bot ein Bild der genervten Aggression.

Ab und an spürte er die besorgten Blicke seiner Freunde im Rücken doch seine Gedankenwelt drehte sich gerade nur um eine Antwort, wie er Grimmjow dazu bewegen konnte, erst gegen ihn zu kämpfen, wenn dieser gesund war. Frustriert schnaufte er leise und starrte wieder nach oben auf die Tafel. Doch die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen und bildeten nichts weiter als ein verspottendes Grinsen.
 

Das konnte doch nicht wahr sein!
 

Genervt petzte er sich in die Nasenwurzel um diese leicht zu massieren.

Dieser elende Espada raubte ihm noch den letzten Nerv.
 

Als die Glocke zur ersten Pause läutete, eilte Ichigo hinauf aufs Dach, dort traf er auch den Rest seiner Freunde und ein erleichtertes Lächeln schlich sich klammheimlich auf seine Lippen. Das plötzliche Wohlbefinden und das Loslassen aller Bedenken, ein solches Vertrauen hatten nur seine Freunde. Sein Vertrauen in sie und sie ihr Vertrauen in ihn.
 

“Hey!”, er grinste und setzte sich zu ihnen.

Chad brummelte ihm ein leises guten Morgen entgegen, während Ishida in seiner üblichen Art die Brille hochschob und ihn feindselig musterte. Die kühle Art des Schwarzhaarigen machte Ichigo schon lange nichts mehr aus.
 

Während die Gespräche der anderen sich fortsetzten musterte Orihime ihn nachdenklich.

“Ichigo?”, flüsterte sie leise.

Dieser sah von seinem Frühstück auf und blickte sie an.

Die Stumme Frage in ihren Augen konnte er überdeutlich sehen.
 

“Er macht wie immer nur Ärger”, murmelte er gelangweilt und aß genüsslich weiter.

Eine steile Sorgenfalte bildete sich auf ihrem Gesicht, doch trotz ihres Unmutes fragte sie nicht weiter nach, sie wusste, dass Ichigo schlecht vor allen Anwesenden erzählen konnte, dass er einen ihrer größten Feinde bei sich daheim hatte und diesen gesund pflegte.
 

Erneut läutete es und alle machten sich langsam auf um in ihre Klassen zu gehen.
 

***
 

Es gibt Dinge, die man nicht wissen möchte und diese dennoch erfährt. Es sind solche Dinge, die in den Nachrichten kommen, man sieht wie Menschen ihr Leben durch Katastrophen verliert und eigentlich fürchtet man sich eher vor jenen Informationen, man bedauert Leben, die man nicht kannte und muss sich manche Ansprachen von Politikern anhören, obwohl man tief in seinem Inneren bereits weiß, dass es nie wirklich zu dem kommen wird, das man versprochen bekam. Es sind jene Dinge, die man wirklich nicht wissen möchte und es dennoch muss, weil man nicht genug Wissen zum Überleben innehat.
 

Und es gab manchmal Tage, an denen wollte man einfach nicht nach Hause gehen, weil man wusste, dass man von seinem kindlichen Vater angegriffen wird und selbst dann keine Ruhe hat, wenn man sein eigenes Zimmer betritt, vorher jedoch den Vater erfolgreich ausgeknockt hat. Diese Tage zogen sich seit circa drei Tagen bei Ichigo in eine unermessliche Länge und er verfluchte sie.
 

Kurz bevor er seine Zimmertür öffnen konnte wurde diese schon aufgerissen und ein ziemlich grimmig guckender Grimmjow stand halbnackt vor ihm. Innerlich spürte er, wie sein Herz sichtlich in die Hose sackte und ein seltsames Gefühl genau dort Platz nahm, wo vorher der schlagende, lebenswichtige Muskel gewesen war.
 

“Was zum..”, brachte er gerade noch heraus als er ziemlich brutal wieder ins Zimmer gerissen wurde und gegen eine Wand gedrückt wurde. Durch den heftigen Aufschlag wurde die Luft in seinen Lungen schlagartig hinausgepresst.
 

Abwertend wurden zwei Augenbrauen in die Höhe gehoben.

“Deine Deckung lässt ziemlich zu wünschen übrig, Kurosaki.”, Grimmjow grinste fies.

Wütend wurde er durch braune Augen angefunkelt.
 

Er ließ Ichigo los und vergrub seine Hände in seiner Hosentasche. Lauernd ging er zwei, drei Schritte zurück und legte den Kopf schief. Der Verband, den er eigentlich um seine Brust trug war weg, nun spannte sich eine, noch fein rötlich schimmernde Narbe auf seinen Brustmuskeln.
 

“Sag mal du spinnst doch? Deine Wunde ist noch lange nicht-”

“Halts Maul!”, wurde Ichigo wüst unterbrochen.

“Ich will jetzt gegen dich kämpfen und meine Wunde ist so gut wie verheilt.”, knurrte Grimmjow und sah ihn weiterhin lauernd an.
 

Ichigo verdrehte genervt die Augen.

“Ist ja schon gut, wenn du aufhörst mich damit zu nerven.”, als er merkte, wie Grimmjow zum nächsten Angriff setzen wollte, fuhr er hastig fort: “Nicht hier!”

Der Ausdruck, der sich auf Grimmjows Gesicht ausbreitete, konnte man eigentlich nur mit dem eines protzigen Kindes vergleichen, dass nicht direkt auf der Stelle genau das bekam, was es begehrte.

Grummelnd drehte er sich um und stieg auf das Fensterbrett, dann sprang er leichtfüßig herunter. Er hatte noch nicht genug Energie um sich lang und ausgiebig mit dem Orangehaarigen zu streiten, doch für einen ordentlichen, fairen und vor allem brutalen Kampf reichte es völlig aus.
 

***
 

Brutal und zerstörerisch war der Kampf. Jedoch in vielerlei Hinsicht.

Sie hatten sich einen abgelegenen Ort ausgesucht. Weit genug entfernt um genug Zerstörung anzurichten und das gefiel Grimmjow. Er knackte leicht mit den Fingern und bewegte seine Schultern um wieder etwas warm zu werden. Es tat nicht gut, wenn man eine ganze Weile nichts mehr macht.
 

Gespannt verfolgten seine Augen jede Bewegung von Ichigo. Er spürte die Spannung in der Luft, die sich flirrend um sie gelegt hatte. Es war, wie ein warmer, wohltuender Strahl der Sonne. Endlich fühlte er wieder diese pochende Hitze des Kampfes, die sich pulsierend durch seine Venen schlängelte. Es war pure Kampfeslust, die sein Herz schneller schlagen ließ, purer Wille sich in einem Strudel der Zerstörung verlieren zu lassen. Reines Sehnen nach einem wunderbar brutalen Kampf, dass seine Adern durchfloß.
 

“Dann mal los.”, er grinste und Vorfreude gesellte sich zu seinem Adrenalin, vermischte sich damit und pumpte nur noch mehr Aggression durch seinen Körper.

Ichigo sah ihn an und bemerkte diese ihm bekannt vorkommende Aura, die sich flimmernd um den Körper seines Gegners gelegt hatte.

Stumm nickte er.
 

Bevor er überhaupt seine Maske rufen konnte musste er einen Schlag mit Zangetsu abfangen und dann einen nächsten, darauf folgte eine Reihe gut gezielter Schläge, die eine immense Wucht hatten. Geschickt parierte Ichigo Grimmjows Angriffe und wollte gerade selbst zu einem Gegenschlag ansetzen als er einem Tritt ausweichen musste.
 

“Was ist los, Kurosaki? Schlaf nicht ein!”, Grimmjow lachte auf und zog Pantera.

Ichigo grinste und verstärkte seinen Griff um Zangetsu.

Eine unglaubliche Euphorie hatte beide Kämpfer mit sich gerissen und nun waren sie beide gefangen in einem Rausch aus pulsierendem Adrenalin.
 

Es dauerte gerade mal die Hälfte eines Wimpernschlages und sie kreuzten die Klingen. Ichigo spürte den warmen Atem des Arrancar der sich leicht zu ihm gebeugt hatte und sich so gegen die Klingen lehnte. Gebannt starrten sie sich eine Weile in die Augen, was sie dort lasen konnten sie später nicht wirklich in Worte fassen. Ihre Gesichter wurden lediglich von den Klingen getrennt. Es wurde still um sie herum.
 

Das leise Knirschen der zwei Klingen durchbrach ihre Gedankengänge und ab diesem Moment konzentrierten sie sich voll und ganz auf ihren Kampf.
 

Grimmjow lachte laut und brutal auf, ehe er geschickt einem Angriff von Ichigo auswich. Das machte einen Heiden Spaß.
 

***
 

Der Kampf dauerte gefühlte Minuten und dennoch war eine beachtliche Zeit verstrichen, als Grimmjow in seiner entfesselten Form einen Angriff startete. Ichigos Augen blitzten gefährlich unter seiner Maske hervor, während sein Atem hektisch und abgehackt ging. Er war völlig erschöpft und gleichzeitig hielt ihn sein Wille aufrecht. Er konnte Grimmjow ebenfalls ansehen, dass dieser genauso erschöpft war, wie er. Schweiß rann diesem den Körper hinab und unwillkürlich musste Ichigo schlucken.
 

Er runzelte die Stirn. Die Stelle, an dem sein Herz für normal schlug, hatte sich ein Gefühl breit gemacht, das seltsam kribbelte und ein mulmig anmutender Nachgeschmack hinterließ. Für diesen kurzen Augenblick war er unaufmerksam, nur diesen einen kurzen Augenblick. Und genau dies reichte aus, dass ihn Grimmjows Attacke genau traf. Ichigo keuchte auf und weitete die Augen, als er die kalten Krallen seine Gegners in seiner Magengrube spürte, wie sich unaufhaltsam tiefer bohrten und einen grausamen Schmerz in seinem Kopf explodieren ließen.
 

Sein Blick glitt ungläubig nach oben. Er sah in die ebenso erschrocken geweiteten Augen des Espadas. Zangetsu fiel aus seiner Hand, während die andere Hand sich um Grimmjows Klauen legte. Er spürte, wie seine Maske zu bröckeln begann, sich langsam auflöste und sein Gesicht preisgab. Aber genau dieses wollte er nicht. Grimmjow durfte sein Gesicht nicht sehen! Er wollte seine Maske zurück rufen, als er einen starken Griff um seinen Rücken fühlte, ehe sich ein dunkler Schleier seine Sicht verhüllte. Im Hintergrund konnte er ein leises, verächtliches Lachen hören. Eine bösartige Stimme flüsterte in seinem Hinterkopf: “Narr...”
 

***
 

Als Grimmjows Klauen in das Fleisch des Jungen eingedrungen waren, machte irgendetwas in seinem Kopf ‘Klick’. Etwas veränderte sich in seiner Gehirnstruktur und die Verbindungen zu seinen Gefühlen wurden umgelegt. In einem einzigen, winzigen Augenblick wurde alles verändert. Und das Gefühl des Kampfes erlosch schlagartig. Es blieb nur eine Leere zurück, die sich, wie ein Loch mit Wasser, mit Reue füllte. Widerwärtige Reue füllte langsam und schwer seinen Brustkorb als er die geweiteten Augen hinter der Maske sah.
 

Warum hatte der Shinigami nicht aufgepasst!

Er konnte noch beobachten, wie sich die Maske reanimierte, dann sah er, wie sich braune Augen schlossen. Reflexartig hatte er einen weiteren Arm um Ichigos Rücken geschlungen, damit dieser nicht auf den Boden aufprallen würde.
 

Sachte lösten sich die restlichen Partikel der Maske vom, immer ernst und erwachsenwirkenden Jungengesicht und fielen schwebend zu Boden, wie feine Staubpartikel die im Licht tanzten. Blinzelnd betrachtete Grimmjow das entspannt wirkende Gesicht. “So sieht er wirklich aus wie ein Kind.”, brummte er, dann schüttelte er verwirrt den Kopf.
 

Seufzend verwandelte er sich zurück und zog vorsichtig seine Finger aus dem warmen Leib des Jungen. Warmes Blut klebte an ihnen. Fasziniert davon, wie es im letzten Licht der Sonne glänzte hob er es vor sein Gesicht, dann leckte er seine Finger genüsslich ab. Seltsamer weiße schmeckte es nicht nur nach Blut, er konnte am Gaumen fühlen, wie sich neben dem metallischen Geschmack etwas gänzlich anderes einordnete. Was es genau war wusste er nicht, nur, dass er gut schmeckte. Er grinste schief. Lag vielleicht an dem vielen Reiatsu, welches Ichigo in sich hatte.
 

Langsam und stetig darauf achtend, dass dem Jüngeren nichts passiert, hob er diesen an und legte ihn vorsichtig über seine Schulter, eine Hand stützend darunter, so dass er Ichigo leicht anheben konnte. Sanft klopfte er diesem auf den Rücken. “Damit sind wir quitt Kleiner.”, wäre jemand anderes, als die Beiden anwesend gewesen, hätte er eine unwillkürliche, klitzekleine und dennoch extrem prägende Veränderung in der Stimme des Blauhaarigen wahrgenommen.
 

Grimmjow selbst bemerkte nichts davon.
 

Er war viel zu viel damit beschäftigt lauthals über Ichigos Unaufmerksamkeit im Kampf zu schimpfen.
 

Als er mit einem lautlosen Sprung auf dem Fensterbrett stand und leise hineinkletterte, fragte er sich zum x- mal warum er sich überhaupt die Mühe machte leise zu sein. Er konnte durch sein feines Gehör das selige Schnarchen von Isshin hören. Murrend rümpfte Grimmjow die Nase, Menschen, sollte einer die Mal verstehen. Er schüttelte den Kopf und legte den immer noch bewusstlosen Ichigo auf sein Bett ab.
 

Kurz durchsuchte er klammheimlich das Haus der Kurosakis, ehe er in der Klinik der Familie auf Verbandszeug stieß.
 

Mit allerlei Verbandszeug bewaffnet ging er zurück zu Ichigo und zog ihm sanft sein Oberteil aus. Er bemühte sich keinerlei Berührungen mit dem zerbrechlich wirkenden Jungenkörper einzugehen, während er den schwarzen Stoff vom diesem Strich. Ein Windhauch kam durch das offenstehende Fenster herein und strich mit kühlen Fingern über die empfindliche Haut. Amüsiert stellte Grimmjow fest, wie empfindlich sein Gegner doch war. Eine feine Gänsehaut hatte sich unter der Berührung des Windes auf dem Körper ausgebreitet.
 

Sich von diesem, doch ziemlich faszinierenden Körper lösend, holte Grimmjow Desinfizier Spray und begann damit mit sanften und schier zu fliegenden Fingern Ichigo zu verbinden. Als er zum aller ersten Mal, die weiche Haut des Jüngern streifte, zog er zischend die Luft zwischen den Zähnen ein. Verwirrt blickte er auf seine Finger. Diese kribbelten und schienen von einem unsichtbaren Feuer innerlich angesteckt zu sein. Unwillkürlich musste er schlucken. Vom ersten Schock erholt stieg Ärger in ihm auf, Ärger über sich selbst und seine dämlichen Reaktionen auf diesen Jungen, der unter ihm lag.
 

Knurrend holte er den letzten Rest Verbandszeug und beendete es mit einem, etwas brutalen Aufkleben eines Pflasters auf Ichigos Kinn. Leicht berührten die Fingerkuppen des Sexta Espadas dessen Unterlippe und Grimmjow erstarrte. Er spürte, wie erneut Lust in ihm aufstieg. Aber es war keineswegs Kampfeslust, sondern eine völlig andere. Er wollte sich nach vorne beugen und...
 

Er zuckte vor dem daliegenden Körper zurück als hätte er sich verbrannt.

Hastig stand er auf und begann sich selbst provisorisch zu verarzten. Immer im Hinterkopf dieses nervig penetrante Verlangen, wieder und wieder die Haut des Jüngeren zu berühren.
 

Als er fertig war, wollte er aus dem Fenster springen und irgendwohin laufen, doch wohin? Er kannte sich doch nirgends aus. Diese Welt war ihm eigentlich völlig fremd. Und sich ständig in der Nähe von Shinigamis aufzuhalten war auch nicht gerade schlau. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig als hier darauf zu warten, dass Ichigo aufwachte und der ihm half, wie sehr er dies auch verabscheute.
 

Um sich von seinen seltsamen Gedanken abzulenken durchstöberte er Ichigos Schreibtisch und fand ein paar langweilig aussehende Bücher. Ohne große Lust griff er willkürlich nach einem Buch, zog sich einen Stuhl ran, legte die Beine auf den Tisch und fing an die Seiten durch zu blättern.

Momente können schön und brutal sein

„Ein Gefühl zu haben, das sich mit feinen Krallen tief in einen verankert ist schwer loszuwerden und noch viel schwerer zu akzeptieren, vor allem dann, wenn es sich in der Norm als undenklich erweist und es mehr Probleme schafft als Lösungen.”
 

Am Anfang überflog Grimmjow die Zeilen in den Büchern, bis er an einigen Stellen etwas Interessantes fand und zum ersten Mal begann wirklich zu lesen. Nach einiger Zeit wurde ihm das Sitzen auf dem Stuhl zu unbequem so verfrachtete er sich, mit einem beachtlichen Stapel an Büchern, zur Fensterbank und setzte dort sein Bücher durchstöbern fort. Immer wieder warf er einen Seitenblick auf Ichigo um festzustellen ob dieser schlief oder nicht.
 

So verbrachte er die Nacht, bis die ersten Morgenstrahlen die Wände der Häuser berührten. Diesem wunderschönen Naturschauspiel lediglich einen flüchtigen Blick zuwerfend, wandte er sich wieder den immer interessanter werdenden Büchern zu.
 

***
 

Ichigos Verstand wollte noch nicht aufwachen, sein Körper ebenso wenig, doch irgendetwas weckte ihn. Es war ein kalter Windhauch, der mit kühlen Fingern über seine Brust strich. Murrend wollte Ichigo seine Decke höher schieben und sich auf die Seite wälzen, als ein dumpf pochender Schmerz sich in seiner Brust meldete. Plötzlich war er hellwach und schlug die Augen auf. Erst lag er noch für ein paar Sekunden konfus da, ehe er nach unten sah um dort auf seiner Brust einen ordentlich gebundenen Verband zu erblicken. Verwirrt darüber setzte er sich vorsichtig ganz auf und betrachtete auch den Rest seiner verbundenen Wunden. Als er sich seufzend durchs Haar fahren wollte, streiften seine Finger das Pflaster.
 

Dann hörte er es.
 

Ein leises, seufzendes Schnaufen, das schon fast wie ein tiefes Schnurren klang, durchdrang die morgendliche Stille. Verwundert hob er den Blick und sah rötliches Sonnenlicht, das blaue Haare liebkosend zum Glitzern brachte. Violett orange schimmernde Haut, die zum Teil von weißem Mullband provisorisch verdeckt war, feine Muskeln, die sich im Spiel des Ein und Ausatmens bewegten. Ein Loch im Bauch, das sich schwarz von der Haut abhob und dennoch dazu gehörte, wie Ausschlafen zu einem Sonntagsmorgen. Er sah eine große Hand, deren Finger - die sonst so brutal sein konnten - sich locker um ein Buch schlossen, es im sanften aber bestimmten Griff vom Fallen bewahrte. Der Arm war leicht nach unten gerutscht und hing nun über dem Fensterbrett ins Zimmer. Ein Bein war angewinkelt, während das andere lässig nach draußen hing. Auf dem Schoß stapelten sich unterschiedlich dicke Bücher, die Ichigo nach einem weiteren ungläubigen Blick als seine eigenen Schulbücher erkannte. Der Kopf war leicht nach vorn gebeugt, so dass vereinzelte, blaue Haarsträhnen in die Stirn fielen. Der Mund war leicht geöffnet und die grimmigen Falten zwischen den Augenbrauen waren verschwunden. Matt schimmerte der türkisene Strich unter den Augen und spiegelte neue Farbenspiele in seinen Pigmenten wieder, während die Sonnenstrahlen davon reflektiert wurden. Anscheinend hatte Grimmjow, während er eingenickt war, versucht seinen Kopf zu stützen, denn seine zweite Hand mitsamt Arm taten genau dieses, so entstand eine entspannte Denkerpose, die lediglich von dem leisen Schnurrlauten Grimmjows Lügen gestraft wurde. Es war ein Moment voller friedlicher Entspannung. Ein hauchzarter Augenblick, der so viel wohlwollende Ruhe in sich trug, dass Ichigo schlucken musste.
 

Noch nie in seinem Leben hatte er einen Menschen (oder Hollow) je so friedlich verweilen gesehen. Durch das Licht und Schattenspiel entstanden ungewohnte Kontraste auf der Haut des Älteren, die ihn in ihrem verzerrten Tanz sanft und seltsam zärtlich wirken ließen. Selbst der hart wirkende Schatten direkt unter dem Kinn des Blauhaarigen floss in weiches Licht über. Ein lauwarmes Lüftchen tänzelte durch die abstehenden azurfarbenen Haare, wogte sacht in diesen und brachten sie dazu sich vorsichtig mit zu bewegen.
 

Ein feiner, angenehmer Duft durchdrang den Raum, erfüllte ihn ohne aufdringlich zu wirken und kitzelte in der Nase des Jungen. Er sog unbewusst jenen Geruch tiefer durch seine Lungen um mehr davon riechen zu können. Die Wolken in seinem Inneren klärten auf, ließen einen flüchtigen Blick frei auf eine weite Freiheit, die in ihren wesentlichen Charakterzügen kühl und gleichzeitig tiefgründig sanft waren. Er roch eine frische Brise, die von einem kalten Gletscher entsendet zu sein schien und danach, ein wunderbarer Nachgeschmack von etwas süßlich herben. Es war sanft, wie die Schritte eines wachsamen Panters, der mit wissenden Augen seine Beute beobachtete. Unwillkürlich musste Ichigo seine Augen schließen um das Bild des Panters vollkommen, bis in die letzten erdenklichen Ecken auszukosten. Er konnte den Panter sehen, dessen Fell im Licht des Urwaldes schimmerte, sah die aufmerksamen, lauernden und... sehnsuchtsvollen Augen des Tieres auf sich ruhen, konnte fühlen, wie die lautlosen Schritte über den Boden schlichen, hatte das Gefühl von weichem, geschmeidigen und samtenen Fell unter seinen Fingern und fragte sich für einen kurzen Augenblick, in dem er in der Sinnlichkeit dieser Berührung aufging, ob Grimmjow sich genauso anfühlte, wie sein Geruch in Ichigos Phantasie.
 

Denkströme, Gefühlsregungen, Gehirnwindungen wurden umgepolt, heimlich verändert, ohne großes Aufsehen zu erregen. Es war, als würde man einen Stöpsel um stecken und somit eine neuartige Verbindung zwischen zwei Schaltern schaffen. Aus einem gelben Licht wurde ein violettes. Was vorher primär war wandelte sich um. In nur zwei winzigen Augenblicken, in denen eine eigene Ewigkeit inne wohnte, wurde etwas Neues geschaffen, unentdeckt und im Geheimen.
 

Erneut musste Ichigo schlucken, als er bemerkte, wie Grimmjow sich bewegte und sich im Schlaf über die Lippen legte. Er sah, wie sich der Adamsapfel leicht bewegte und musste gegen den Drang ankämpfen selbst über seine Lippen zu lecken. Überrascht weiteten sich seine Augen, seit wann reagierte er so auf den Blauhaarigen? Schnell wandte er seinen Kopf zur Seite und fuhr sich mit fahrig zittrigen Fingern durchs Haar. Irgendetwas lief hier gerade aus dem Ruder.
 

Langsam versuchte er aufzustehen. Doch sobald seine Beine das gesamte Gewicht des jungen Shinigamis tragen sollten, versagten sie ihren Dienst und knickten weg. Erschrocken keuchte er auf und sah sich schon in den nächsten Sekunden den Boden grüßen, als er murrendes Schnaufen vernahm und dann einen starken Arm unter seinem Bauch. Blitze durchzuckten jene Stellen, die von den kühlen Fingern berührt wurden. Kurz fuchtelte er noch haltlos mit seinen Armen herum, bis ein miesgelauntes, müdes Knurren erklang und eine weitere Hand sie festhielt.
 

“Sag mal, hast du ein mangelndes Gleichgewicht?”, grummelte Grimmjow, der durch diese Aktion aufgeweckt worden war.

Verschlafen gähnte er herzhaft auf, dann ließ er Ichigo langsam los, die Hände sicherheitshalber in der Nähe des Jungens haltend.

“Hab ich nicht, bin nur zu schnell aufgestanden.”, wehrte Ichigo brüsk ab und wollte den nächsten Schritt nach vorne gehen, als sein Knie erneut bedrohlich einknickte.
 

Wieder schlang sich ein Arm um die Taille des Jungen und zog ihn zurück, dennoch blieb ein hauchdünner Abstand zwischen Grimmjow und ihm, einzig der warme Atem des Arrancar berührte sanft das stachelige orangefarbene Haar.

“Man sieht, wie gut dein Gleichgewicht ist, du hast dir beim Kampf ein paar Verletzungen am Knie zugezogen, also denk nicht dran, weiter hier rum zu turnen, sonst wird es mir ein Vergnügen sein, dich noch mehr zu vermöbeln.”, damit setzte er Ichigo auf dem Bett ab und stand nun mit grimmigen Falten zwischen den Brauen vor diesem.
 

Eine Weile schwieg er, denn er hasste sich schon jetzt dafür, dass er um die Hilfe dieses schwachen Shinigamis bat. Irgendwann wurde es ihm zu blöd einfach nur da zu stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben und auf den abwartend hochblickenden Ichigo zu starren. Er räusperte sich und verzog kurz darauf missbilligend den Mund.
 

“Kannst du mir...”, er druckste kurz herum und versuchte einen Anhaltspunkt mit seinen Augen zu finden. Ichigo bemerkte, wie er mit sich selbst zu ringen begann. Verwirrt zog er zuerst die Brauen tiefer ins Gesicht, als ihm selbst klar wurde, dass Grimmjow nicht so viel Ahnung haben konnte, was das Diesseits betraf.

“Helfen meine Welt zu erklären?”, er hob die Augenbrauen und wartete auf eine Reaktion seitens Grimmjow.
 

“Ich brauch deine Hilfe nicht!”, bedrohlich hatte er seine Stimme gesenkt und drehte sich auf dem Absatz um. Es hatte keinen Sinn. Er benötigte nicht die Hilfe des Shinigamis und er würde sich nicht herablassen diese auch nur im Entferntesten anzunehmen. Beleidigt ballte er seine Hände zu Fäusten ging stur auf das Fenster zu. Sie waren quitt. Es gab nichts mehr, außer dem Kampf, was sie zu bereden hätten. Und wer war er? Er war ein ehemaliger Espada! Er brauchte von niemandes Hilfe!
 

“Grimmjow, warte!”

Er ignorierte die seltsam sorgenvolle Stimme hinter sich und sprang auf das Fensterbrett. Erst als er hinter sich ein Rascheln hörte, blieb er stehen. Innerlich verdrehte er über sich selbst die Augen. Was brachte ihn nur dazu, jetzt stehen zu bleiben?
 

Als Ichigo sah, dass der Blauhaarige stehen blieb, unterließ er seinen erneuten Versuch aufzustehen und ließ sich nach hinten in die angenehm weichen Kissen fallen.

“Ich meine, du könntest doch für unbestimmte Zeit hier bleiben. Bis du etwas anderes gefunden hast.”, er fuhr sich immer wieder während er sprach übers Gesicht und versuchte es partout zu vermeiden in Grimmjows Richtung zu gucken.
 

Er vernahm als einzige Antwort ein kurzes, mürrisches Brummeln, dann konnte er hören, wie sich jemand niederließ und ein Buch aufschlug.

Langsam wanderte sein Blick doch noch zu dem Sexta Espada. Dieser hatte sich im Schneidersitz unter dem Fenster gemütlich gemacht, eine Hand stützte sein Gesicht, während er mit gelangweilt erscheinender Miene in der “erweiterten Chemie” rumblätterte. Ichigo kam nicht umhin leicht zu grinsen, mutete doch diese Haltung an eine ungeduldig wartenden Kater an, der nervös mit seinem Schwanz zuckte. Das Grinsen erlosch als er die warnenden blauen Augen bemerkte. Blaue Iriden starrten ihn unverwandt an und die stumme aber brutale Warnung war genug, um ihm klar zu machen, dass Grimmjow seine passive Haltung schnell wieder überbrücken konnte und ihn mit Genuss verprügeln würde.
 

Grimmjow hatte im Stillen beschlossen so lange hier zu bleiben, bis es dem Kurosaki besser gehen würde, dann würde er so schnell wie möglich verschwinden. Irgendwann löste er den Blickkontakt zum anderen und blätterte weiter in den Büchern herum. Eigentlich waren solche Dinge nichts für ihn, viel zu langweilig, aber wenn er nicht wollte, dass der Orangehaarige Blödsinn anstellen konnte, musste er wohl oder übel seine Aktivität in jeglichen Richtungen eindämmen und sich in langweiligen Dingen verlieren. Wenn Ichigo wieder gesund ist, ist er mir einen Kampf schuldig, knurrte er in Gedanken und schlug das Buch zu. Ohne groß zu überlegen, welches Buch er als nächstes lesen beziehungsweise durchblättern würde, griff er wahllos zum Bücherstapel.
 

Eine unbestimmte Weile beobachteten braune Augen ihn bei seiner Tätigkeit, die versteckte Belustigung funkelte hin und wieder auf, wie eine feine Stichflamme, doch davon bekam der Blauhaarige nichts mit.
 

Es vergingen zwei Tage und Nächte, in denen keiner von beiden kaum etwas sprach, beide fühlten sich in dieser Ruhe angenehm wohl. Es war keine Spannung, die diese Stille erschaffen hatte, lediglich der Wunsch nach einigen kurzen Augenblicken Frieden, der tief in den Herzen der zwei verankert war, wie ein beständig ratterndes Zahnrad im Uhrwerk der Gefühle. Hin und wieder raschelte Stoff und untermalte mit seinen unschuldigen Klängen jene stumme Übereinkunft einer kurzweiligen Friedlichkeit.
 

Erst an dem Tag, an dem Ichigo fit genug war und aufstehen konnte, wurde der Frieden aufgehoben.
 

Grimmjow stand ebenfalls wortlos auf, ließ die Bücher auf seinem Schoß runter fallen, diese polterten dumpf zu Boden, dann klopfte er sich den imaginären Staub von seiner Hose, ehe er sich auf das Fensterbrett begab. Ichigo hatte ihm anfangs keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, erst als ein unbestimmbares Gefühl ihn immer wieder in die Richtung seines eigentlichen Feindes sehen ließ, bemerkte er, dass Grimmjow Anstalten machte zu gehen. In diesem Moment zog sich etwas in seinem Bauch zusammen und jene Entspanntheit in ihm fiel krachend zusammen. Plötzlich durchzog ihn eine ungeahnte Spannung, die ihn innerlich zu zerreißen drohte.
 

“Wohin willst du?”, fragte er und wunderte sich, wie dünn seine Stimme klang. Um seine kurz aufblitzende Schwäche zu verbergen räusperte er sich und sah gespannt auf den ästhetisch wirkenden Rücken. Er konnte die Schulterblätter erkennen, wie sie sich in sanfter Anspannung hoben und erneut schlich sich das Bild des eleganten Panters in seinem Kopf, nistete sich dort ein um sich dort fest zu verankern und nicht mehr so leicht loszulassen.
 

Grimmjows Gesichtsmuskeln entgleisten kurz, ehe er sie zu einer grimmig, entschlossenen Maske erstarren ließ. Langsam drehte er sich halb zu Ichigo um und starrte ihn aus kalten, gefühlslosen Augen an.

“Sei froh dass ich gehe.”, kalt, ohne Regung kamen diese Worte über seine Lippen Selbstschutz und Selbsthass gaben sich die Hand, als Grimmjow spürte, wie er sich und sein tiefstes Inneres vor Ichigo verbarg. Er hatte zu viel gesehen und sollte nicht noch mehr sehen.
 

“Spiel dich nicht so auf, verdammt noch mal! Ich kann es locker mit dir- uff”, plötzlich wurde Ichigo gegen die Wand gedrückt. Ein erbarmungsloser Griff um seine Kehle hatte ihn aufkeuchen lassen. Wie Eisenschellen lag die Hand des Arrancar um seine Luftröhre und drückte mit kontrolliertem Druck zu.

“Was..?”, er wollte seine Hände erheben um Grimmjows Arm wegzudrücken, doch dieser reagierte schneller und fing seine panisch zitternden Finger ab. Warm und dennoch kalt wurden die feinen Hände von Ichigo festgehalten und ein... panischer?... ängstlicher? oder doch... wohlwollender Schauer durchflutete den Körper des Jüngeren.
 

Grimmjow musste sich am Riemen reißen um seiner Zerstörungswut und vor allem Lust nicht freien Lauf zu lassen. Er spürte wie seine Kehle nach Wasser schrie und er schluckte leicht, dann leckte er sich sichtlich nervös über die Lippen.

“Was zum Henker soll das, Grimmjow.”, dieser Blick!

Er spürte, wie sich seine Finger härter um die von Ichigo schlossen und er konnte sogar das leise Knirschen vernehmen, das er auslöste.
 

Langsam und bedrohlich beugte er sich vor, sah lauernd in die Augen von Ichigo, während er den Druck um den Hals spielerisch veränderte.

“Glaubst du wirklich, dass ich nicht davor zurück schrecken könnte, dir deinen schmucken Hals umzudrehen, während du schläfst, hm? Denkst du wirklich ich bin so ehrlich? Nein, du willst mich nicht bei dir haben.”, er sah aufmerksam in zwei braune Seelenspiegel und wurde die Befürchtung nicht los, darin zu ertrinken.
 

Ichigo öffnete seinen Mund um etwas zu erwidern, als es Grimmjow zu viel wurde und er seine Lippen brutal auf die des Jüngeren presste. Erschrocken weiteten sich Ichigos Augen und er versuchte sich dagegen zu wehren. Zwei wütend zusammengepresste Münder trafen nicht gerade zärtlich aufeinander, während Grimmjow Ichigo wütend musterte. Dieser hatte irgendwann die Augen zusammen gepetzt und drückte sich, so gut es eben ging, gegen die starken, erbarmungslosen Hände des Arrancar.
 

Nach einer unendlich erscheinenden Weile, ließ Grimmjow vom Braunäugigen ab und grinste diesen hämisch an.

“Willst du mich immer noch in deiner Nähe erwägen?”, dann ließ er Ichigo los und drehte sich um, diesmal würde er ihn nicht mehr aufhalten, da war er sich gewiss.
 

***
 

Mit angewinkelten Beinen saß er da und starrte mit leerem Blick auf jene Stelle, wo noch vor wenigen Augenblicken Grimmjow gestanden hatte. Seine Lippen bebten. Die Leere hatte sich mit bösartigen, kalten Fingern Gänge durch das Innere des Jungen gegraben, beginnend von den noch pochenden Lippen, bis tief in sein Herz, das nun schmerzhaft in seiner Brust schlug. Sein Blick wanderte zu jener Stelle, wo sein lebenswichtiges Organ schlug. Vorsichtig berührten seine zitternden Finger seine linke Brust, fuhren langsam zu seinem Hals, tasteten nach jener Hand, die dort die Luftzufuhr abgeschnürt hatte, um dann in einer wüsten Bewegung über den immer noch prickelnden Mund zu fahren. Zuerst verzog er angewidert das Gesicht.
 

In einer schutzsuchenden Geste vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und zog gepeinigt von seinen eigenen Emotionen die Gesichtszüge. Er spürte, wie seine Maske, die er im Alltag trug sich von ihm löste, zusammenbröckelte und lautlos gen Boden segelte. Das Gefühl des plötzlichen Nacktseins griff nach ihm und umfing ihn. Er zitterte und bebte, doch weinen konnte er nicht. Sein ab gestockter Atem klang ungewohnt laut in seinen Ohren, so dass er eine Hand auf seine Lippen presste. Was war nur los mit ihm?
 

Erneut meldete sich jenes wärmende Kribbeln auf seinen Lippen und er fuhr sachte über seinen Mund. Nachdenklich und mit getrübten Augen sah er auf, starrte auf sein Fenster.
 

Eine Eingebung bildete sich in seinem Kopf, die neuen Weichen veränderten den Kurs der Züge und tief in seiner Seele begann etwas zu gedeihen. Unbewusst war er aufgestanden und mit fröstelndem Körper ans Fenster getreten. Sollte er wirklich...?

Der Hunger kommt zurück

“Die Welt ist groß genug, sie hat nur weniger zu bieten.”
 

Die Fließen fühlten sich kalt und schmutzig an. Klamm war das Gefühl, das sich mulmig in ihm ausbreitete, durch seine Adern kroch, wie eine zähflüssige, ätzende Substanz. Er hatte das Gefühl zu ersticken, in einem Loch unterzugehen und zu ertrinken. Selbst das Wasser, das sanft über seinen nackten Körper perlte, erlöste ihn nicht von dem schrecklichen Gedanken beschmutzt und dreckig zu sein. Er fühlte sich grauenvoll. Sich vor sich selber schämend vergrub er das Gesicht zwischen den Händen, ließ die Schultern fallen und krümmte sich unter seelischen Schmerzen. Um dieses kalte Gefühl loszuwerden drehte Ichigo das Wasser wärmer, doch selbst die äußerliche, glühende Hitze drang nicht in sein Unterbewusstsein ein, wo ein schrecklicher Winter tobte. Ein unkontrolliertes Zittern schüttelte den armen Leib des Jungen, während dieser mit trüben, leeren Augen in ein Nichts starrte, das sich zwischen seinen Fingern auszubreiten schien.
 

Ihm wurde auf brutale Art und Weise eine wichtige Quelle der Wärme entrissen.

Er tänzelte, wie eine kleine erlöschende Flamme im Wind, versuchte nicht zu verschwinden, obwohl es stürmte. Die kleine Flamme suchte Halt, doch das Holz war zu nass, Wasser und Wind erhoben sich gegen ihn und wollten es verschlucken, tief in ihren tobenden Schlund ziehen, bis auch der letzte klägliche Rest für immer verschwunden war.
 

Langsam hob er den Kopf und starrte auf die geflieste Wand, beobachtete, wie die trägen Wassertropfen immer schneller hinabflossen um sich in einem Strom zu vereinigen. Irgendwann stellte er das Wasser ab und blinzelte erschöpft. Vereinzelte Tropfen hatten sich zwischen seinen Wimpern verfangen und trübten seine Sicht zu einem verschwommenen Bild. Die kleinen Kacheln vermischten sich zu einem dunklen Schatten, Ichigo glaubte zu hören, wie dieser halb konturlose verschwommene Schatten leise knurrte. Unwillkürlich musste er schlucken.
 

Wütend schlug er mit der Faust gegen die Wand, die jene Fata Morgana hervorgerufen hatte und wischte sich wüst über die Augen. Der Schmerz, der in seiner Hand explodierte, kam in seinem verzweifelten Hirn viel zu spät an. Lediglich ein dumpfes, energisches Pochen nahm Ichigo von seiner langsam anschwellenden Hand wahr.
 

Ein wenig schwankend stieg er aus der Dusche und griff nach einem Handtuch.
 

Mit leicht zittrigen Fingern begann er sich abzurubbeln und verlor sich erneut in einem Strudel aus völliger gedankenloser Leere, die seine Gefühle in ein emotionales Nichts aus Trübsal und ängstlicher Verzweiflung zog. Noch nie hatte er etwas Derartiges empfunden und es erschreckte ihn. Diese bindende, klammernde Verzweiflung, die sich tief in seine Knochen bohrte, hatte ihn davon abgehalten Grimmjow hinter her zu laufen um ihn...
 

Um ihn was?

Er drehte den Kopf und sah in den Spiegel. Dumpfe, braune Augen starrten ihn an.

Er wusste es nicht.

Absolute Ahnungslosigkeit las er in seinen eigenen Seelenspiegeln.

Die Hand, die eben noch das Handtuch hielt um damit die orange Haaren zu trocknen, fiel schwer zur Seite.

Wie gebannt starrte er weiterhin in seine eigenen Augen. Nicht in die gelben, spöttischen seines Hollow- Ichs, nein in die seinen und er schaffte es kaum den vorwurfsvollen Blicken entgegen zu treten. Das Empfinden seinem Ich gegenüber zustehen überforderte ihn, selbst wenn es lediglich der Anblick seines Spiegelbildnisses war, er hatte das Gefühl, dass er aus seinem Körper herausgerissen worden war um nun sich selbst gegenüber zu stehen in einem wortlosen, rein emotionalen Kampfe - und er wusste, dass er diesmal verlieren würde. Dieses eine mal stand er als Verlierer da.
 

Sein Blick huschte zu seinen Lippen, die immer noch leicht gerötet waren, neben der Röte zierte das erste bläuliche Violett die Ränder seines Mundes. Es war nicht das Zittern, das ihn gebannt auf seine eigenen Lippen starren ließ, es war dieses Gefühl, das ihm immer noch vorgaukelte die festen Lippen des anderen darauf zu spüren. Er konnte sehen, wie sein Spiegelbild vorsichtig begann seinen Mund nachzuziehen, in einer ungewohnten, dämlich erscheinenden Hoffnung dort etwas zu finde, das es gar nicht zu finden gab.
 

“Ichigo, es gibt gleich Essen und ich muss verdammt dringend aufs Klo!”, hörte er Karin an der Tür klopfen.

Blinzelnd starrte er ein letztes Mal sein Spiegelbild an, bevor er seine gleichgültige Maske aufsetzte und sich hastig seine Unterhose anzog.

“Komme, hier kann man nicht mal mehr in Ruhe duschen.”, mürrisch trat er raus, den Blick, den Karin ihm hinterher warf bemerkte er nicht.
 

Als die Zimmertür ins Schloss fiel, fiel jegliche vorgegaukelte Maskerade von ihm ab. Zerfiel wie ein Turm unter den Tonnen von sprengendem Dynamit, mit grausigem Krachen und einer großen Staub und Trümmerwolke, die sich aufwallend um das eingestürzte Gebäude erhob.
 

Mit seltsam schleppenden, kraftlosen Schritten wandelte er wie in Trance zu seinem Bett, als er den weichen Widerstand an seinen Kniescheiben spürte, ließ er sich vornüber in die Laken fallen. Er roch seinen eigenen Geruch, der sich seit Jahren in diesem Zimmer ausgebreitet hatte und zum ersten Mal seit Jahren, beruhigte sein eigener, persönlicher Duft ihn gar nicht. Eher beunruhigte er ihn. Seufzend drehte er den Kopf zur Seite und starrte an das Bettende, sein Blick glitt daran vorbei in Richtung Fenster und die Erinnerung an jenen Geruch, den Grimmjow verströmt hatte musste er einen wohligen Schauer unterdrücken. Erneut erblickte er, als er in dieser Erinnerung vertieft, genüsslich die Augen schloss, den eleganten Panter, der mit seinem feinen Muskelspiel in seinem Gang alle Faszination von Ichigo bekam. Geschmeidig bewegte sich das schöne Raubtier um ihn herum, belauerte ihn und dennoch hatte er nicht das Gefühl in Gefahr zu sein, eher dass sich ein unsichtbarer Schutzkreis um ihn legte.
 

Seufzend vergrub er sein Gesicht im feuchten Handtuch und konnte nicht umhin daran zu denken, dieses durch die strubbeligen Haare des Sexta Espadas auszutauschen. Er wollte nur einmal wissen, wie diese sich anfühlten. Das selige Lächeln schwand abrupt von seinen Lippen, als er merkte, was genau er sich da gewünscht hatte.
 

“Argh!”

Verzweifelt und mit seinen chaotischen Gefühlen gänzlich überfordert, musste er hilflos mit ansehen, wie sein Lebenszug eine Weiche passierte und zu einem völlig anderen Bahnhof fahren wollte, als Ichigos Verstand.
 

Was ist nur los mit mir, er griff sich in seine Haare und fuhr mehrmals durch sie hindurch, bis sie in einem heillosem Chaos vom Kopf standen. Er kniff die Augen zusammen um so seinen Gedanken zu entfliehen, doch die Finsternis seiner Lider verschlimmerte es nur noch mehr. Er sah, wie sich Grimmjow erneut zu ihm herunter beugte, spürte wieder diese Lippen auf seinen, die sich hart und... er stockte und schlug ein Auge auf, mit dem er den Rand seines Bettes begutachtete. Irrte er sich? Spielte seine Erinnerung ihm einen Streich? Oder hatte er wirklich so etwas, wie Verzweiflung und... Er leckte sich unbewusst über die Lippen... eine sanfte Entschuldigung geschmeckt. Er begann nachdenklich an seiner Unterlippe zu kauen, etwas das er seit er ein kleiner Junge gewesen war nicht mehr getan hatte, warum er wieder in dieses vergangene kindliche Tun überging wusste er nicht, er tat es einfach.
 

Ein zögerliches Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken und er drehte sich leicht zur Tür um.

“Hm?”

“Darf ich, darf ich reinkommen Ichigo?”, fragte die besorgt klingende Stimme seiner Schwester.

Der genervte Ausdruck verschwand und er setzt sich auf. Die Härte in seinen Augen verschwand und wurde durch eine allumfassende, zärtliche Wärme ausgetauscht.

“Klar, Yuzu, komm rein.”
 

Vorsichtig wurde die Türklinke nach unten gedrückt. Ebenso vorsichtig streckte Yuzu ihren Kopf herein und lächelte liebevoll zu ihrem Bruder, dann betrat sie mit einem Brett das Zimmer ihres großen Bruders. Darauf stapelte sich das Abendessen und verströmte einen köstlichen Duft.

“Papa wollte dir nichts übrig lassen, daher mussten Karin und ich ihn umstimmen, wobei Karin ihn K O gehauen hat.”, Yuzu grinste leicht.
 

“Hm, hab ich das Essen verpasst?”, Ichigo kratzte sich verlegen am Kopf.

Als Antwort stellte Yuzu sein Essen auf seinem Schreibtisch ab. Langsam stand ihr großer Bruder vom Bett auf und ging zu seinem Schrank, um sich dort ein Unterhemd überzuziehen.

“Hatte Isshin mal wieder seine fünf Minuten?”, scherzte er und zog sich das weiße Hemd über.

Yuzu lächelte und nickte.

“So ist Papa eben.”
 

Eine Weile sagte keiner von ihnen etwas, bis Yuzu meinte wieder runter gehen zu müssen um den Abwasch zu machen.

“Guten Appetit Ichigo.”, sie lächelte zwar, doch stand in ihren Augen eine ernste Sorge, die das Lächeln in den Schatten stellte.

Ichigo wollte ihr noch sagen, dass sie sich keine Sorgen um ihn machen musste, doch da war sie schon durch die Tür geschlüpft und er hörte ihre tapsenden Schritte auf der Treppe.
 

Er betrachtete das Essen und fasste einen Entschluss.
 

***
 

Derweil fühlte sich ein Hollow von so ziemlich allem verarscht, dass es auf der Welt gab. Grimmig auf einem Hochhaus sitzend blickte er über die Straßen hinweg. Seine Beine baumelten in die jähe Tiefe unter ihm, während seine Arme lässig auf den Oberschenkel gestützt waren. Das blaue Haar stand ihm zerzaust vom Kopf ab und seine azurfarbenen Augen verloren sich in der schwindelerregenden Tiefe, die sich unter ihm öffnete.
 

Hin und wieder beobachtete er gelangweilt, wie ein beschränkter Hollow einen Plus hinterher jagte und manchmal konnten seine untergeordneten Artgenossen, wenn er sie als das bezeichnen konnte, auch einen Plus verschlingen um mindesten einige wenige Sekunden später von einem Shinigami ausgelöscht zu werden.
 

Ihm wurde bewusst, welch trauriges Dasein er pflegen musste. Ständig einen gewissen Hunger befriedigen, der nie genug bekam und stetig lauernd tief in einem schlummerte um mit einer Brutalität aufzuwachen und gierig nach Linderung bettelte. Ganz zu schweigen von dem stetigen Drang seinen innersten Gelüsten freien Lauf zu lassen, dieser immer da gewesene Wunsch alles zu beherrschen, dieser innere Trieb zu zerstören ohne auf irgendwelche Verluste zu achten. Früher hatte ihn das keineswegs gestört, nein, er hatte dieses Dasein in vollen Zügen ausgekostet und jetzt?
 

Ja, was war denn jetzt?
 

Knurrend fuhr sich Grimmjow übers Gesicht.

Er hatte keine Ahnung was jetzt war!
 

Seit diesem einen, verdammten Augenblick war sein Dasein nicht mehr dasselbe, es wurde völlig ungefragt umgekrempelt und lag nun in einem völlig anderem Licht vor ihm.
 

“Ach Scheiße!”, er schlug mit der Faust auf den Beton.

Selbst jetzt vermochte er keinen körperlichen Schmerz zu fühlen, er fühlte nur diesen unbändigen Schmerz, der stetig anschwoll um anschließend wieder abzuschwellen, der sich tief in seiner Brust verankert hatte mit ekeligen Widerhaken, die immer wieder erneut in sein Fleisch bohrten. Er kannte solchen Schmerz nicht. Er wusste nichts mit was er ihn ignorieren konnte, denn er ließ sich nicht ignorieren, war stetig da und verlangte nach seiner Aufmerksamkeit.
 

Seufzend fuhr er sich erneut durchs Haar und schloss die Augen.

Tief in ihm drin, wusste er die Lösung, seine Linderung, die allen Schmerz von ihm wischen würde und gleichzeitig wusste er, dass er selbst sich diese Linderung zerstört hatte, wie es eben seine Art war.
 

Ein Name brannte ihm auf der Zunge wollte von ihm ausgesprochen werden, doch trauter er es nicht. Zu groß war die Angst Schwäche zu zeigen. So saß Grimmjow da, ein trauriges Bild des Elends darstellend und sinnierte über jene neue Gehirnwindungen in seinem Kopf nach und bemerkte nicht, wie sich ihm, ein für ihn allzu bekanntes Reiatsu näherte.
 

Erst als er die Stimme hörte, die in ihm eine heiße Gänsehaut verursachte, erkannte er, wer plötzlich außer ihm auf dem Dach des Hochhauses war.
 

“Grimmjow.”, trug der Wind ihm seinen geflüsterten Namen entgegen und er musste unwillkürlich den plötzlich aufschreienden Hunger in ihm herunter schlucken.

Erneut spürte er, wie pulsierend sich etwas in ihm breit machte, das viel gewaltiger war als seine Zerstörungslust.
 

“Geh!”, brachte er nur heraus und verfluchte sich im Stillen dafür, dass seine Stimme so kläglich klang. Er spürte, wie sich die feinen Härchen im Nacken aufstellten, als er den durchdringenden Blick im Rücken fühlte. Nein, er wollte sich nicht umdrehen, konnte es nicht. Wollte das Gefühl in ihm ersticken, in dem er jeglichen Kontakt mit Ichigo unterband.
 

“Nein. Ich will gefälligst eine Antwort!”, kam es stur vom Shinigami und Grimmjow musste ein Schmunzeln unterdrücken. Alter Dickkopf.

“Du hast keine Fragen gestellt, also brauchst du keine Antworten.”, meinte er nur und starrte weiterhin geradeaus.
 

Er hörte, wie sich Schritte ihm näherten, konnte diesen unbeschreiblichen Duft, den Ichigo verströmte, genauso wie sein Reiatsu, riechen und musste sich über die Lippen lecken. Der Hunger in ihm wurde lauter, brüllte und zerrte an seinen Eingeweiden. Er krallte sich in seiner Hose fest.
 

“Doch, ich brauche Antworten und du kannst sie mir geben.”, nun stand Ichigo direkt hinter ihm. Er konnte den warmen Atem im Nacken spüren, fühlte die warme Aura des Jüngeren und roch diesen intensiven Geruch, von dem ihm langsam schwindelig wurde. Er musste sich beherrschen!
 

“Sei dir da mal nicht so sicher, Shinigami.”, er versuchte Ichigo durch seine kalte Arroganz zu vertreiben, doch er hätte es besser wissen sollen.

Ichigo selbst verlor beinahe die Geduld und griff grob nach Grimmjows Arm. Großer Fehler, wie er wenige Sekunden später bemerken sollte.
 

Denn Grimmjow hatte sich in einem rasanten Tempo zu ihm umgedreht, mit einem raschen Griff beide Hände des jungen Shinigamis zufassen bekommen und diesen gefährlich nahe zu sich rangezogen. Was Ichigo dort in den azurfarbenen Seelenspiegel als, ließ ihn schlucken. Angespannt starrte er in zwei tiefe Seen, die ihn zu verschlingen drohten. Er blinzelte und spürte im nächsten Augenblick wie warmer Atem über sein Gesicht strich. Erneut blinzelte er und ließ sich von den blauen Augen einnehmen. Er las dort ein ungewohntes, tiefgründiges Verlangen, eine elegante Sehnsucht und musste wieder an den Panter denken.
 

Grimmjow konnte es nicht mehr aushalten, der Hunger brachte ihn um, wenn er nicht sofort etwas unternahm würde er wohl vor Schmerzen wahnsinnig werden.
 

“Hör auf alles nur noch schlimmer zu machen.”, flüsterte er und merkte, wie trocken sein Mund war. Unwillkürlich wurde sein Griff um Ichigos Handgelenke stärker. Dieser keuchte kurz auf und blickte auf die leicht zitternden Hände Grimmjows.

“Hör auf nach Dingen zu fragen, die ich nicht beantworten kann.”, das Flüstern ließ den Orangehaarigen erschauern und er blickte wieder gebannt nach oben.
 

Sie waren sich so nah!

Und diesmal fürchtete er sich nicht. Und dennoch war seine Kehle wie zugeschnürt.

“Grimm-”, wollte er ansetzen als er wieder ein Lippenpaar auf seinen eigenen spürte. Anders als zuvor, war dieser Kuss viel sanfter, zärtlicher und verzweifelter. Ichigo hätte gedacht er würde Grimmjow wegstoßen wollen doch sein Körper verlangte etwas vollkommen anderes: er wollte mehr.

Der Griff um seine Handgelenke lockerte sich und er nutzte diese Chance, entschlüpfte den nun kraftlosen Fingern um sich im Hemd seines Feindes festzuhalten.
 

Der Hunger in Grimmjow, hörte nicht auf zu toben wollte mehr, doch dieser konnte nicht, war viel zu sehr damit überfordert, dass Ichigo nichts tat. Probehalber presste er seine Lippen stärker auf die des Jüngeren. Dieser ließ es zu, fing sogar an den vorsichtigen, zärtlichen Kuss zu erwidern. Dann zuckte Grimmjow zurück, starrte auf die sich langsam öffnenden Augen Ichigos und schluckte.

Ausgeartete Situationen

“Die Stimmen im Kopf schreien begierig, während der Hunger lauernd in den Seelen des Einzelnen liegt, darauf wartet hervor zu kommen, aus seinem Käfig auszubrechen um sich das zu holen, was er begehrt: Erlösung.”
 

Eine vollkommen dunkle Welt, die in ihrer Finsternis zu ertrinken droht, von einem unsichtbaren Herrscher grausam regiert wird, ein Ort, ohne Frieden oder Hoffnung auf Heilung, die jene schrecklichen Wunden schließen könnte, die sich Jahrzehnte lang tief in das Fleisch jener Welt gefressen hatten. Ein solcher Ort, der in seinen tiefen Eigenschaften verloren ist, hat das unbändige Bestreben auf Erneuerung. Den sehnlichsten Wunsch sich zu ändern um zu heilen. Landet man an so einem Ort, wünscht man sich nichts mehr, als dieser erdrückenden Finsternis zu entkommen. Und, obwohl er diesen Ort nicht betreten hatte, so wurde er das Gefühl nicht los, direkt darauf zu zumarschieren, mit einer willenlosen, armen Seele, die sich fest an ihn klammerte. Auf gar keinen Fall wollte er dieses kleine Licht von diesem hungernden Ort verschlingen lassen.
 

Langsam tröpfelte das drängende Bewusstsein durch die verschleierte Wand um seinem Hirn herum, weckte die eingeschlafenen Zellen auf, forderte sie auf wieder zu denken, zu handeln und den rational geschaltete Verstand anzuschalten, dass dieser wieder die Führung übernehmen sollte. Doch irgendeine Kraft drückte dagegen an, rebellierte gegen die Herrschaft des Verstandes, wollte ein neues Regime aufbauen, ohne rationale Schranken, die sich vor allem unrationalen verschlossen, ohne genauer hinzusehen, das Fremde ausschlossen, damit keine Veränderung eintreten konnte.
 

Sprachlosigkeit, war etwas, das Grimmjow hasste, genauso sehr, wie untätig herum zusitzen und zu warten. Er impulsiv, ein Wesen das Handelte und während dem Handeln nachdachte, das nicht vor dem Ende zurück schreckte, so lange es aufregend und explosiv war. Doch nun? Explodierte etwas ganz anderes und veränderte so sein Tun.
 

Er spürte noch immer diese sanften, von einem zarten Rot überzogenen Lippen auf seinen. Konnte den Kuss immer noch auf seinen Lippen schmecken und er roch noch immer den delikat, intensiven Atem. Wusste Ichigo was sie da genau taten? Hatte dieser überhaupt eine Ahnung davon, was Grimmjow gerade mit ihm getan hatte? Ein Blick von ihm in die braunen Augen des Jungen, vergrößerte nur noch mehr seine Unsicherheit.
 

Grimmjow befürchtete, wenn er sich noch mehr Schwächen eingestehen würde, so öffnete er seinem unermesslichen Hunger nur noch mehr Türen, durch dieser heimlich hindurch schlüpfen konnte um seine spitzen Krallen tief in das panisch pulsierende Fleisch zu schlagen, mit langen Fangzähnen daran zu zerren, um genüsslich Stück für Stück heraus zu reißen. Jetzt schon konnte er beinahe hören, wie sich eine, ihm völlig unbekannte, Bestie amüsiert schnurrend ihre Wege durch seinen Verstand suchte. Wie sie mit samtenen Schritten seine inneren Mauern umging um in tiefere Gefilde vorzustoßen, die selbst er nicht kannte.
 

Er sah erneut auf diese verlockenden Lippen, die ihn anschrieen, ihm versprachen, dass sie die gesuchte Linderung waren, sie ihm bieten könnte, doch er wagte es nicht, war doch seine Befürchtung zu groß, alles alte und vertraute zu verlieren um etwas völlig fremden gegenüber zustehen.
 

Er fühlte, wie sich dicke Eiswände langsam in seinem Inneren erhoben, einen schützenden Kältewall um ihn herum aufbauten, die Schwäche in ihm verbergend und die leise herumschleichende Bestie aussperrend. Er verfrachtete sich selbst in ein trauriges Gefängnis aus purem Selbstschutz.
 

Die blauen Augen, die Ichigo so sehr an jenen sanften, eleganten Panter erinnerten blickten auf einmal kalt und emotionslos drein. Er sah, wie sich das schöne Raubtier umdrehte, um tief in den verwunschenen Grün des Urwaldes zu verschwinden, sich im grünlichen Nebel aufzulösen, wie ein Schatten im Licht. Er sah, wie sich das geschmeidige Tier davon schlich, ihn allein ließ in Mitten dieses Dschungels, der ihm fremd und gleichzeitig vertraut war. Ichigo konnte erkennen, wie sich die Spuren des Panters in einer grauen Asche verloren, die sich beständig darüber aufhäufte, bis sie gänzlich darunter verschwunden waren. Er wollte danach greifen, die Asche fortwischen um dem Panter zu folgen, um ihn - nicht zu fangen... sondern... zu halten? Er konnte es nicht in irgendeinem irdischen Wort wiedergeben, dass er kannte. Die irdische Sprache endete plötzlich vor ihm und vermochte nicht weiter Dinge und Gefühle zu beschreiben, die ihn nicht mehr loslassen wollten, sich, wie Schlangen um ihn schlossen und langsam, aber gemächlich ihm die Luft abdrückten. Er wollte dem Tier nach, dass jegliche Gefühle zu bündeln schien, in jedem seiner Bewegungen, wollte nicht in dieser seltsam erdrückenden Einsamkeit stehen bleiben.
 

Ichigo hatte sich oft in eine gefühlslose Einsamkeit geflüchtet, hatte durch sie seine Maske gewonnen, die er schützend über seinem Selbst trug, doch immer war diese Einsamkeit für ihn einladend, ja, sogar erholend gewesen, doch nun? Nun war sie alles andere als dies. Viel einengender, bedrohlicher und grausamer.
 

Die kraftlosen Arme bekamen wieder ihre alte Stärke zurück und Grimmjow hob sie langsam, bis er mit einem starken und nachdrücklichen Stoß, Ichigo von sich schubste. Zwischen ihnen eine grausame Entfernung entstehen ließ. Zwar waren es von Außen betrachtet wenige Meter, doch in den Augen der zwei Feinden, war jeder Meter zu viel und riss eine zu große Lücke zwischen ihnen.
 

Für Ichigo war es als hätte Grimmjow einen tiefen Abgrund aufgerissen, ihn direkt zwischen sie geschmissen und sah von der anderen Seite zu ihm rüber, aus einem dunklen und kalten Dschungel, der sich beschützerisch um ihn in die unendlichen Weiten des Himmels emporhob.
 

Es schmerzte, ohne dass es beiden wirklich bewusst war. Die Entfernung zwischen ihnen, füllte eine tiefe Schlucht in ihnen aus, ließ den Hunger in Grimmjow wachsen und erweiterte die Einsamkeit in Ichigo.
 

“Geh, oder ich werde dich wieder windelweich prügeln.”, ein geradezu sadistisches Grinsen legte sich auf jene Lippen, die eben noch sanft auf Ichigos Mund gelegen hatten. Plötzlich wandelte sich Sanftheit in hämisch lachende Härte, die alles von sich stieß, was ihr zu nahe kam.

Um Ichigo zu verdeutlichen, dass er sein Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen würde, ließ er sein brutales, animalische Reiatsu aus seinem Körper strömen, nicht ahnend, das tief unter jener Brutalität eine verzweifelte Zärtlichkeit brodelte, die den Orangehaarigen sachte streife, ehe sie von allen negativen Gefühlen überschattet wurde.
 

Ichigo sah ihn einfach nur an.

Einerseits standen sie sich schutzlos gegenüber, andererseits klammerten sich beide an eine Maske fest, die sich beginnend in tanzendem Sand auflöste, der haltlos zu Boden rieselte um sich dort zu einem kläglichen Haufen zu sammeln.
 

Grimmjows Miene war verzerrt zu einem Abbild völliger, grimmiger Verspannung. Dunkle Schatten schoben sich über seine, so faszinierend blauen Augen, bildeten einen harten Kontrast zu diesen und verbannten jegliche Wärme aus den Zügen des Espadas.
 

Ichigo wollte etwas sagen, doch was?

Die Worte waren in seinem Kopf, doch irgendetwas hinderte sie daran, von seiner Lippe aufgenommen und ausgesprochen zu werden.

Er wusste noch nicht einmal, was genau passiert war.

Konnte sich nicht ausdrücken, spürte diese unzähligen Emotionen in ihm brodeln, wie ein Kessel voller heißem, siedendem Wasser, das immer wieder stur gegen den Deckel drückte, um diesen irgendwann herunter zu schmeißen.
 

Etwas unsichtbares bannte die Zwei, verhinderte, dass sie miteinander sprachen. Es war dasselbe, das sie vor wenigen Augenblicken zueinander geführt hatte, wie ein Flaschenzug, zog es sie voneinander weg, um sie kurz darauf wieder miteinander zu verbinden. Sie waren zwei schwankende Gewichte, die sich nur in der Mitte trafen und eigentlich dazu verdammt waren immer voneinander entfernt zu sein. Sie ähnelten zwei Polaren, die eine schützende Kälte um sich erschufen und sich dennoch nach dem wärmenden Äquator sehnten. Zwei einzelne Seelen, die sich nach einer gemeinsamen Einsamkeit hingezogen fühlten.
 

Erst als Grimmjow ihm einen letzten, warnenden Blick zuwarf und sich zum gehen abwandte, kam Leben in den Kurosaki. Es zerrte in ihm, warf sich wild gegen seinen Schutzwall und wollte dem Panter hinterher laufen, ihn zurück zerren um nicht wieder hinter dem Wall aus Selbstschutz zu versinken, um sich nicht wieder hinter einer Maskerade zu verstecken.
 

“Nein!”
 

Zuerst glaubte er selbst nicht an diese Entschlossenheit in seiner Stimme und er musste sich kurz sammeln, ehe er seinen Blick hob um in zwei erstaunt dreinblickende Augen zu schauen.

Nein, ihm war es egal, dass etwas vollkommen anderes das Steuer seines Handelns an sich gerissen hatte. Ihm war es egal, dass er womöglich, wie ein rollender Stein einen Abhang hinabschlitterte, ohne sicherem Gewissens, ob er am Fuße zerschellen würde oder ob man ihn aufhalten konnte, bevor er sich selbst zerstörte.
 

“Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich auf die unschuldigen Seelen hier loslasse? Du kennst dich hier nicht aus, also bleibst du für eine Weile bei mir.”, fest sah er zu Grimmjow, dieser schwieg.
 

Trotzig verschränkte Ichigo die Arme vor der Brust und wartete die Reaktion seines Gegenübers mit zusammengezogenen Brauen ab.
 

Dichte Wimpern warfen feine Schatten, die sich spielend über den lauernden Iriden legten. Lange sah Grimmjow ihn an, bewegte keinen einzigen Muskel, dann verzog er gelangweilt den Mund, überspielte mit seiner üblichen Ablehnung jegliches vergangene Geschehene. Er schaute mit leicht zusammengekniffenen Augen hoch zu Ichigo, hob die Hand und bohrte sich provokativ im Ohr.
 

“Hab ich grad richtig gehört? Willst du mir gerade unterstellen, dass ich zu blöd bin um mich hier zurecht zufinden, hä? Ich sag dir mal was: Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, im Gegensatz zu dir, Kurosaki. Du forderst es geradezu heraus von mir den Hintern versohlt zu kriegen. Ich benötige keine Hilfe, vor allem nicht von solchen Schwachmaaten, wie dir.”
 

“Ach, ja? Bist du dir da ganz sicher? Jedenfalls sitze ich nicht, wie du, am Rande eines Daches von einem Hochhaus und sehe dabei aus, wie ein selbstmordgefährdeter, frisch sterilisierter Kater.”, Ichigo schnaubte.
 

Sterilisiert? Hatte er sich gerade verhört? Man konnte ihn mit vielen Dingen beleidigen aber nicht seine männliche Ehre! Wie konnte dieser kleine Bengel es nur wagen ihn als Eunuchen darzustellen!

“Steri-? Sag mal bist du vollkommen belämmert oder was? Anders als du, lass ich mich nicht kastrieren! Ich hab wenigstens dort unten was, wovon du nur träumen kannst, Kleiner oder soll ich lieber Kleines sagen? Ich hab mal gehört das Eunuchen eine ziemlich hohe Stimme haben sollten, wie hast du es nur geschafft, deine wieder so tief klingen zu lassen, hm?”, er legte den Kopf schief und grinste siegessicher.
 

Das saß.

“Sag mal hackt es bei dir?”, wütend schnaubte Ichigo und sein Zorn ließ seine Augen funkeln.

Im Geheimen musste Grimmjow über ihn schmunzeln, wie leicht es doch war den Orangehaarigen zu ärgern.
 

“Ich sehe jedenfalls nicht aus, wie ein zerrupfter Penner, der einen Farbtopf zu viel über die Rüber gezogen bekommen hat!”
 

Farbeimer? Wie kam der denn jetzt auf Farbeimer?

Erst als sein Blick auf eine seiner herabhängenden Strähnchen fiel, begriff Grimmjow, was genau Ichigo damit meinte.
 

“Sagt ausgerechnet der Karottenkopf von uns beiden.”, hämisches Glitzern leuchtete in den blauen Tiefen auf.
 

Wütend verengte Ichigo die Augen zu Schlitzen.

“Sag das noch mal, verfaulte Blaubeere!”

“Was soll ich noch mal sagen, Karottenkopf?”, unschuldig lächelte Grimmjow und betonte das letzte Wort absichtlich.
 

Unerwartet griff Ichigo ihn stürmisch an. Der Faustschlag war nicht ordentlich gezielt, weshalb Grimmjow ihm locker ausweichen konnte und seinerseits seine geballte Faust nach vorne schnellen ließ und diese tief zwischen den Rippen des Orangehaarigen vergrub. Dieser keuchte erschrocken auf, ehe er auch schon von der Wucht des Schlages weggeschleudert wurde.
 

Grimmjow hüpfte leicht auf und ab, bewegte dazu seine Schultern um diese zu lockern und hob anschließend seine Fäuste in Angriffstellung. Ein amüsiertes Lächeln verzog seinen Mund und hob dessen Winkeln leicht nach oben. Ja, das war schon eher nach seinem Geschmack.
 

Noch etwas schwankend stand Ichigo auf und funkelte den Arrancar wütend an.

Er bewegte leicht seine Handgelenke, ließ sie leise Knacksen, ehe er, Grimmjow gleichtuend, die Arme hob und die Hände in Angriffstellung hielt.
 

Zuerst bewegte sich keiner der Beiden, dann verschwand Ichigo mit einem leisen Zurrgeräusch. Die Stelle an der er gestanden hatte, war nun leer. Gespannt spitzte Grimmjow die Ohren. Der Schlag von der rechten Seite fing er ab, ebenso den Tritt, der darauf folgte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Ichigo manchmal seinen Dickkopf für eine Attacke nutzte.
 

Als die zwei Stirne miteinander kollidierten, spürte Grimmjow, wie seine Nase knackte und ein ekeliges knirschendes Geräusch erklang, dann sah er, wie Blut aus seinen Nasenlöchern spritzte und die Wangen von Ichigo besudelte.
 

Den Treffer nicht auf sich sitzen lassend, rammte er Ichigo sein Knie in den Bauch um diesen anschließend am Kragen zu packen und mit einem animalischen Knurren fortzuschleudern.
 

“Du benutzt, ja sogar manchmal deinen Kopf, Shinigami, nicht schlecht, hätte dir diese Kopfarbeit gar nicht zugetraut.”, grinsend wischte er sich über den Mund. Blut klebte warm an seinem Ärmel, während er beobachtete, wie Ichigo spöttisch auflachte.
 

“Wenigstens benutze ich ihn, was man von dir nicht behaupten kann.”, der Shinigami spuckte neben sich und wischte sich ebenfalls über den Mund. Der Tritt in den Magen, war nicht so ohne gewesen.
 

“Wenn du noch mehr Kopfarbeit sehen willst, dann komm her, ich werd sie dir zeigen.”, er winkte provokativ zu sich.
 

Langsam beugte sich Grimmjow in eine gebückte Haltung und funkelte seinen Gegner lauernd an. “Werden wir ja sehen.”, waren die letzten vernünftigen Worte, ehe dieser Kampf in eine wilde, ziellose Schlägerei ausartete.

Betrachtungen

“Einen gewissen Grad an Feingefühl, vorsichtigem rantasten, benötigt man schon, um eine Seele feinsäuberlich vom Körper zu trennen, man sollte stetig den Gedanken im Kopf behalten, Leben in den Händen zu halten, egal, ob es nun erlischt oder geboren wird.”
 

Ein Knall ertönte, der die umstehenden Häuser, bis in ihr eisernes Mark erschütterte. Gesteinsbrocken rieselten, wie ein starker Monsunregen vom Himmel, ohne eine Wolke zu benötigen. Angestrengtes Keuchen, erhitzte Körper, deren Haut und Fleisch von den Wunden gezeichnet waren. Hastig hob und senkte sich die Brust des Arrancar, als er sich langsam aus dem Schutthaufen erhob, der noch vor kurzem der Eingang eines kleinen Spielzeugladens gewesen war. Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen stützte er sich an der bröckelnden Wand ab. Er musste die Nase rümpfen um das Kitzeln einzudämmen, das sich rasch in seinen Nasenflügeln ausbreitete.
 

Er hörte, wie Beton knirschte und mehrere größere Steinbrocken weg geschmissen wurden. Sein Blick huschte zu dem Gebäude gegenüber, wo sich ein beträchtlicher Krater von den unteren Fenstern hoch zog, wie ein in Stein gehauener Tsunami. Die Wucht ihrer Schläge und der darauffolgende Druck hatten sie mitten in ihrer kleinen Prügelei auseinandergerissen. Grimmjow starrte auf einen torkelnden Schatten, der sich langsam, phantomartig vor ihm aufbaute, sich bedächtig aus dem aufgewirbelten Staub schälte und für einen winzigen Augenblick an eine Geistererscheinung erinnerte.
 

Über Ichigos Stirn, leicht vom Blut rotverfärbten Haaren verdeckt, war ein Teil seiner Haut aufgeplatzt und sein Körper versuchte, die nun offene Stelle mit reichlich Lebenssaft zu schließen, was zur Folge hatte, dass die Sicht des Jungen darunter litt. Das Lächeln auf seinen Lippen hatte seinen Ursprung aus tiefempfundener, kämpferischen Lust, die sich in seinen Blutbahnen mit dem Adrenalin vermischte und somit die Schmerzen für eine Weile verstummen ließ.
 

Immer noch leicht torkelnd sah er angrifflustig zu dem, sich langsam erhebenden Espada, dessen Kleider vor Schmutz und Blut gezeichnet waren und an einigen Stellen aufgerissen waren. Trotz jeglicher Wunde, erhob sich Grimmjow mit einer geradezu geschmeidigen, provokativen Eleganz, wofür ihn Ichigo insgeheim beneidete. Sein Körper war noch lange nicht so fein und säuberlich in seinen Bewegungen, im Vergleich zu Grimmjow wirkten sie plump, mechanisch, wie eine Marionette, der man während der Aufführung die Fänden durchschnitt, bis sie einsam taumelnd in der Luft hing, mit der sicheren Erkenntnis in den traurigen Augen, dass die Vorführung mit einem uneleganten Sturz enden würde.
 

Leicht fing er erneut an zu schwanken. Seine Augen versuchten durch Blinzeln das dickflüssige Blut davon abzuhalten, sich weiterhin, wie ein dunkler Schleier vor die Sicht zu legen. Ein trüber, dunkelroter Nebel verweigerte es ihm, genau zu beobachten, was Grimmjow tat. So schloss er resigniert das eine Auge und versuchte nun mit halber Sehkraft, den immer noch schnellen Bewegungen des anderen zu folgen. Dieser jedoch stand, das Kreuz zu einem leichten Buckel gekrümmt, da und schien einen geeigneten Moment zu suchen, indem er ihn angreifen und mit höchster Sicherheit zu Boden werfen können.
 

Grimmjow wartete ab, wartete auf einen kurzen Augenblick, in dem sich, die langsam schwächer werdende Wachsamkeit des Orangehaarigen, für einen hygroskopisch kleinen Moment auflöste um sich neu zu sammeln. Lässig, um diesen Moment früher hervor zu locken, klopfte er sich in einer gespielten Unachtsamkeit den Staub von den Klamotten.
 

Wie er diesen Kampf liebte!

Keine Waffen, einzig rohe, brutale Kraft und purer Kampfeswille, mehr nicht.

Keine Tricks, nur zwei Körper und deren Aushaltvermögen.

Ein absolut fairer Kampf, ohne Lug und Betrug.

Ja, das war nach seinem Geschmack, und als er den Blick des Shinigamis mit seinem einfing, konnte er dieselben Gedanken darin lesen, wie in seinem Kopf.
 

Grimmjow grinste. Ichigo erwiderte es, wohl wissend, dass sie sich dem Ende neigten.
 

Keiner von beiden wusste, wer der Sieger sein würde, ob es überhaupt einen geben würde, sie wussten nur eines: es war ein reines, bestialisch anmutendes Vergnügen.

Frust, Wut, Selbstzweifel, Angst vor dem Fremden, alles Verwirrende in ihren Herzen fand ein wunderbares Ventil aus Brutalität, Fairness, Kampfeslust und purer, herzerwärmender Freude.
 

Zwei Herzen schlugen im selben Takt, fuhren auf denselben Gleisen und steuerten dieselben fremden Gefilde an.
 

“Dann wollen wir es mal beenden!”, blauer Azur blitzte auf, ein hämisches Grinsen gesellte sich zu ihm und wurde von derselben Leidenschaft erwidert.

“Freu dich nicht zu früh!”, Ichigo lachte leise, doch beobachtete er weiterhin gespannt den vor enthusiastischer Leidenschaft zitternden Körper.
 

Er erkannte diese hauchzarte, einfache Bewegung, wie sich Muskeln anspannten, sich bereitmachten um ihre Arbeit präzise auszuführen. Es war nur ein leichtes Zucken, doch genau dieses, konnte der Kurosaki beinahe überdeutlich wahrnehmen und reagierte reflexartig mit derselben Aktion, wie Grimmjow.
 

Beide rannten aufeinander zu, wie zwei Brecher auf See, die sich gegenseitig in die schwarzen Tiefen ziehen wollten.

Als sie aufeinander prallten, beide dem jeweils anderen einen Schlag versetzend, mussten sie auf keuchen und sackten gegeneinander. Vom weiten konnte man, diese Stellung als eine Umarmung, der etwas anderen Art interpretieren, doch sah man genauer hin, konnte man erkennen, dass Ichigo Grimmjow die blanke Faust in den Magen geschlagen hatte und Grimmjow seinen Ellenbogen in die untere Seite seiner Rippen gerammt hatte.
 

Unbewusst, rein instinktiv hatten beide ihre freien Arme um den Rücken des anderen geschlungen, sich fest in der zerfledderten Kleidung gekrallt und die Köpfe kraftlos auf die Schultern gestützt. Ichigo spürte den Schmerz, der sich erst leise, dann wild brüllend durch seinen Körper, bis in seine letzten Gehirnverbindungen fraß und sich somit Eintritt in sein Bewusstsein verschaffte.
 

Zitternd öffnete er die Lippen und presste sein Gesicht nur noch tiefer in die Halsbeuge des Älteren. Unendliche Müdigkeit überrollte den Schmerz, griff mit sanften Fingern nach diesem, um ihn in die weiten Tiefen des Unterbewusstseins zu ziehen, wie ein hilfloses Boot ließ Ichigo sich treiben, hoffte darauf, dass es keinen Sturm geben würde und verlor sich beinahe in diesem endlosen, ermüdenden Gefühl, doch die, zu brennen scheinende Hand von Grimmjow, hielt ihn, wie ein Anker an der gleichen Stelle und Müdigkeit und Schmerz gaben sich in einem schwankenden Griff die Waage. Er keuchte leise, sein Atem streifte die empfindliche Haut am Hals, der diesen verführerischen Duft von herber, natürlicher Pflanzenwelt, gepaart mit dem animalisch, süßlichen, eigenen Geruch, eines Tieres, dass durch seine gefährliche Schönheit sein Opfer anzog, wie eine umherschwirrende Fliege, die sich an einer Lampe verbrennt, weil das Licht sie anlockt und gleichzeitig tötet. Ichigo fürchtete sich vor dieser Schönheit, diesem Duft, der seiner Nase schmeichelte und dennoch eine stumme Warnung in sich trug, versteckt hinter all seiner eigentümlichen Eleganz.
 

Seine Faust zwischen den Muskeln des Blauhaarigen öffnete sich, da die Spannung in ihr langsam verflog und fiel schlaff herunter. Er war k o, vollkommen erschöpft und nicht mehr in der Lage weiter zu kämpfen.
 

Grimmjows Ellenbogen unterhalb seiner untersten Rippen zog sich zurück, eine großflächige Hand streifte kurz die Stelle um sich dann zurückzuziehen.

Der Arrancar hatte leise aufgestöhnt, als er den kraftvollen Schlag in seiner Magengegend spürte, reflexartig hatte er die Luft angehalten, damit er einen möglichen Brechreiz unterdrücken konnte. Sein Gesicht hatte er vorsichtig auf die Schulter des Jüngeren gelehnt, stetig darauf achtend, dass seine angeknackste Nase nicht in Berührung jeglichen Widerstandes kam, und atmete flach dagegen. Der Schlag hatte gesessen. Leicht musste er grinsen, doch dieses verschwand sofort, als er den Geruch des Orangehaarigen wahrnahm. Er hörte, wie sich ein inneres Erdbeben in ihm ausbreitete, zitternd und brodelnd an seinen standhaften Willenssäulen zerrte, um seine unsichtbaren Fangzähne darum zu schließen, damit sie zu Boden fallen würden und sich der Hunger ungehindert in ihm ausbreiten konnte. Er spürte die langsamer werdenden Hebungen und Senkungen der Schulter.
 

Sachte schob er Ichigo von sich, griff ihm rasch unter die Achseln als er sah, wie dieser drohte wegzukippen und grinste ihn siegessicher an.

“Diese Runde geht wohl an mich.”

Eine Braue wurde angehoben, die andere gesellte sich bald darauf zu ihr.

“Ach ja? Hast du dir schon mal ins Gesicht geguckt? Du siehst aus, wie ein zermatschter Streuselkuchen, vor allem deine Nase erinnert mich stark an irgendwelchen Kinderbrei.”

“Da solltest du mal dich ansehen. Du blutest, wie ein frisch geschlachtetes Schwein.”
 

Bevor Ichigo weiterhin auf seine Provokationen eingehen konnte, musste Grimmjow ungewollt über einen herumliegenden Steinbrocken stolpern, da seine Füße sich nicht mehr so richtig anheben wollten, und drückte so unbewusst auf die verletzte Stelle an Ichigos Rippen.

“Au...”, stöhnte dieser auf.

“Hm, wir sollten zu dir und in die Praxis deiner Familie gehen, und wehe du sagst etwas dagegen! Keine Widerrede und halte gefälligst dein Maul.”, murrte Grimmjow.
 

***
 

Als sie endlich vor der Tür der Kurosakis waren, hielten sie eine kurze Zeitspanne still und lauschten, ob irgendeiner der Bewohner sie, während ihres Schleichganges zur Praxis entdecken könnte. Doch sie konnten keine verdächtigen Geräusche vernehmen. So sperrten sie die Tür leise auf und hinkten, einer auf dem anderen abstützend in die Wohnung.
 

Die feinen Sinnesorgane des Blauhaarigen waren bis zum Zerreißen angespannt, gespitzt lauschte er in die alltäglichen Geräusche des Hauses. Vorsichtig schlichen sie in die Praxis. Dort setzte Grimmjow Ichigo auf eine der Liegen ab und durchsuchte mit sicheren Händen die Schränke. Sein Gedächtnis hatte sich im Groben alle wichtigen Orte der Verbandsutensilien eingeprägt. Voll bewaffnet drehte er sich zu seinem eigentlichen Feind um und sah diesen auffordernd an.
 

“Was?”, fragte dieser verwirrt und Grimmjow verdrehte genervt die Augen.

Dann nickte er auf die Kleidung des Jüngeren und meinte trocken: “Ausziehen.”

Nein, eigentlich befahl er dies und das mit einem deutlichen Nachdruck, der bei dem Orangehaarigen einen Schauer verursachte.
 

“Was?!”, das feine Rot um die Wangen Ichigos ignorierend entledigte sich Grimmjow seines Oberteils und deutete nun auffordernd auf den leicht perplex dreinschauenden Shinigami.
 

“Hab ich dich zu oft am Kopf getroffen oder bist du von Natur aus so schwer von Begriff, du sollst dein Oberteil ausziehen, damit du dir deine Wunden verbinden kannst.”, knurrte er und fuhr sich durch seine Haare.
 

“Weiß ich doch...”, murmelte Ichigo peinlich berührt und zog nur zaghaft seine obere Kleidung aus.
 

Leise raschelte dunkler Stoff, fiel sachte zu Boden und gab einen ziemlich blessierten, zarten Körperbau frei, den ihn Grimmjow nicht zugemutete hatte. Sicher, Ichigo war trainiert, doch sein Körper war noch lange nicht dem Kokon der Kindheit entstiegen. Deutliche Muster der Muskeln, die in weiche Kontraste übergingen, kein Schatten der hart und kalt Linien zog, nur weiche Übergänge von Licht und Schatten. Ein filigraner Jungenkörper, der einige Schläge vom Sexta Espada einstecken musste.
 

Dieser warf ihm einige Sachen zum verarzten zu, dann begann Grimmjow vorsichtig einige Schürfwunden zu desinfizieren, nicht bemerkend, dass er ebenfalls sorgfältig gemustert wurde.
 

Der nicht zu breit wirkende Rücken war Ichigo zu gewandt, er sah, wie sich die Schultern in einem tänzelnden Schattenspiel bewegten, wie die geschwungene Wirbelsäule leicht unter den Muskeln hervortrat, bemerkte das Loch im unteren Rumpf und sah den geschmeidigen Übergang des Steißbeines zum Po. Feine, nicht zu stark ausgeprägte Muskeln bewegten sich unter der Haut, wie fließendes Wasser, dass sich durch eine seichte Landschaft schlängelte. Ichigo schluckte und warf einen kläglichen Blick an sich herunter. Nein, er sah keineswegs zu aus, wie der Blauhaarige. Selbst in seinem ruhigen, friedlich anmutenden Zustand, verströmte er eine lauernde Gefahr, die einzig durch seine elegant, schönen Bewegungen überschattet wurden. Harte und weiche Kontraste griffen ineinander über, verdeutlichten einige Muskelpaare, schienen ein eigenes Spiel mit dem Licht zu spielen, tänzelten in einer verführerischen, anmutigen Choreographie auf der Haut des Älteren und veranlassten ihn dazu, wie gebannt darauf zu starren. Ohne seine Zustimmung verlor er sich in diesem Anblick und merkte viel zu spät, den Blick aus zwei azurfarbenen Augen auf sich.
 

Unbewusst hatte Ichigo versucht sich selber weiter zu verarzten, ohne seinem vollkommen Beisein.
 

“Bist du zu dämlich dich selbst zu verarzten? Gott, dass kann sich ja keiner antun!”, knurrend ging Grimmjow auf ihn zu, da klopfte es plötzlich an der Tür.
 

Erschrocken sah er erst auf die unschuldig erscheinende Tür, dann aus Ichigo, der nicht minder unter Schock stand. Doch dieser schien sich schneller davon zu erholen, denn plötzlich spürte Grimmjow, wie er zur Seite gezerrt wurde und eine forsche Hand sich auf seinen Mund presste.
 

“Was?”, fragte Ichigo und versuchte sich an einem gleichgültigen Ton, was in Grimmjows Ohren völlig misslang. Mit einem hektischen Blick unter die Liege, versuchte Ichigo ihm klar zu machen, wohin er sich gefälligst verkriechen sollte. Zuerst verstand der Blauhaarige ihn nicht, doch als sein Gegenüber mit einem übertriebenen Kopfnicken unter die Liege deutete, wurde ihm klar was dieser von ihm wollte. Er hob die Brauen und blickte demonstrativ dorthin. Genervt verdrehten sich die braunen Augen, dann folgte dem ein erneutes Nicken.
 

“Ichigo? Was machst du um diese Zeit in der Praxis? Es ist schon fast nach Mitternacht.”, hörte er noch die Stimme seines Vaters, ehe dieser die Türklinke in Zeitlupentempo nach unten drückte.
 

Wenn Isshin Grimmjow entdecken würde, vor allem in diesem Aufzug, so vermochte Ichigo sich nicht auszumalen, was genau, dann passieren würde. Panisch drückte er Grimmjow, drängte diesen dazu endlich sich zu verstecken.
 

“Ichigo? Alles klar?”, die öffnete sich mit einem trägen Knarren.

Racheengel?!?

„Ein Traum gehört zu einem Teil unseres Geistes und obwohl wir ihn vergessen, verschafft er sich irgendwie Ausdruck in unserem Sein. Ein Alptraum begleitet uns, bis in die Tiefen unserer Angst und lässt uns nicht mehr los. Er ist unsere innere Bestie, neuverkörpert durch unsere bildliche Vorstellung. Er ist da. Unsichtbar aber stetig, wie ein tickendes Uhrwerk beherrscht er unsere untere Gedanken.“
 

***
 

Genussvoll sog er den Geruch der Angst ein. Ja, es war ein reinstes Aphrodisiakum für seine Seele, ein Ort angefüllt mit der Pein anderer, vollgesogen vom Blute verlorener Seelen, die in einem verdammten Kampf auf eiserne Pfähle gespießt waren. Ja, er genoss es, wie sie schrien, weinten, klagten, stöhnten, zu sterben versuchten, obwohl sie bereits tot waren. Grinsend schritt er an der Reihe spitzen Pfählen entlang, in einer Hand eine vor Angst erstarrte Seele eines Kindes, sein Mahl für diese Nacht. Er reckte den Kopf, um die Spitzen seiner geliebten Spielzeuge zu begutachten. Er fletschte die Zähne. Die weiße Maske schimmerte hell im kargen Mondlicht. Ein Grollen, das entfernt an ein erfreutes Lachen erinnerte entstieg seiner Kehle. Bald würde er seine Trophäensammlung vollenden. Glühende rote Punkte funkelten wild und erbarmungslos.
 

Und wie er sich freute, jene Todesengel aufgespießt vor sich zappeln zu sehen. Ihr Blut riechen zu können und ihre widerwärtige Angst. Reine, nackte Panik, die ihm das Leben versüßen würde. Erneut fletschte er die Zähne, verzog den Mund zu einem grässlichen Grinsen.
 

„Und am Ende wirst du zappeln, Monique“
 

***
 

Manchmal mochte man alles um sich verdammen, es verfluchen und in eine grollende Ewigkeit zu bannen. Manchmal hatte man das unbeugsame Bedürfnis jenen Menschen, die man liebte, denen man treu war und so vieles zu verdanken hatte, einen gezielten Schlag gegen die Nase zu schmettern, damit besagte Nase brechen würde und der Mensch, dem sie gehörte, eiligst von dannen ziehen würde. Es war ein einfacher, primitiver Wunsch, geboren aus Wut und schierer Lust, einmal in seinem Leben ungestört zu sein. Hinzukam, im Fall des jungen Kurosakis, dass ein Feind der Shinigamis sich im selben Zimmer aufhielt, in dem er sich befand. In gewisser Weise, dachte Ichigo sarkastisch, hatte das Leben einen seltsamen, perfiden Humor, den er nicht nachvollziehen konnte.
 

War es so schwer, einfach nur für winzige Minuten seine Ruhe zu haben? War dies ein Ding der Unmöglichkeit oder schien sein Vater in dieser Hinsicht, auf unbestimmte Weise zurückgeblieben zu sein? Er wusste es nicht. Das einzige, das er mit präziser Gewissheit wusste war, dass besagter Vater, neben mangelnder Achtung vor der Privatsphäre seines Sohnes, auch noch unkontrollierbare, kindlich anmutende Ausbrüche vorzuweisen hatte. Ein sonnenklarer Fall für die innere Station in jeglichem Irrenhaus, welches sich leider nicht in der Nähe befand.

Ichigo konnte gerade im letzten Moment, als die Tür aufschwang, eine ungerührte Miene aufsetzen und seinem Vater entgegen zu starrten. Leicht verwirrt stand Isshin im Türrahmen und kratzte sich übers Kinn.
 

„Ich dachte, ich hätte etwas gehört.“, murmelte er, bevor er seinen Blick seinem Sohn zuwandte. Sobald er Ichigo ansah grinste er und der Orangehaarige spürte, jenes diffuse Klingeln in seinem Kopf, das ihn vor jeglicher seltsamen Aktion seinen Vaters warnte. Es war niemals aufdringlich, sondern ein stetiges, sanftes Geräusch, das es trotz seiner leisen Lautstärke vermochte alles zu übertönen. Man konnte es als intuitiven Instinkt beschreiben, schien es ihn bis jetzt, jedes Mal erfolgreich vor größeren Verletzungen von Isshin gerettet zu haben.
 

„Du hast dich verhört, du wirst alt, Ziegenbock.“, trotzig verschränkte Ichigo die Arme vor der Brust, versuchte unbewusst seine Wunden vor dem ärztlich geprüften und erfahrenen Blick zu verbergen, der ihn aus den dunklen Augen seines Gegenübers traf.
 

Empört schnappte Isshin geräuschvoll nach Luft.

„Wie kannst du es wagen, du ungehobelter Bengel, mich als alt zu bezeichnen. Einen Grünschnabel, wie dich besiege ich locker mit einer Hand.“
 

Was dann geschah konnte man als eine Überreaktion vieler Rezeptoren bezeichnen. Ohne viele sinnvolle Worte, ganz sekundär, von der Willkür des Verstandes der zwei Kurosakis vollkommen unabhängig, gaben sie ihrer alten, vertrauten Gewohnheit nach und vielen, wie zwei stürmische Wind übereinander her. Es war einfach eine Angewohnheit, die die restliche Konversation überflüssig werden ließ. Isshin setzte zum Sprung an, Ichigo beeilte sich dem Angriff auszuweichen und gleichzeitig seinen Vater von Grimmjows Versteck fernzuhalten. Ein recht kompliziertes Unterfangen, wie sich bald herausstellen sollte.
 

Grimmjow hatte sich an dem Gestell des Bettes festgeklammert, da die Decke nicht bis zum Boden reichte und man ihn, wäre er einfach unter das Bett gekrochen mit einem raschen Blick auf den Boden entdeckt hätte. Mit zusammengebissenen Zähnen, verfluchte er stumm Ichigos Vater, für dessen plötzliches Auftauchen. Gibt es in dieser vermaledeiten Familie niemand normales? Sind hier alle verrückt? Knurrte er in Gedanken und versuchte den wütend pochenden Schmerz in seinem Körper zu ignorieren. Darauf bedacht möglichst leise zu sein, zog er sich näher an die Unterseite der Matratze. Sein Blick ruhte an einem unbestimmbaren Punkt, doch der lodernde Zorn, der wie ein Waldbrand über die Gletscher hinwegfegte, zeigte einem, dass er nicht wenig Lust hatte, einem ungebetenen Gast zu zeigen, was ein schmerzlicher Haken war.
 

Grimmjow fletschte die Zähne und drückte sich weiter nach Oben, hielt jedoch sofort inne, als das Bettgestell leise ächzte. Lautlos seufzte er erleichtert auf, als Isshin genau in diesem Moment von Ichigo verlangte: An des Vaters Brust zu kommen.
 

Ichigo selbst war nicht gewillt, seinem Vater diesen Gefallen zu tun und machte ihm dies mit einem gezielten Tritt direkt ins Gesicht deutlich. Mit einem seltsam, glücklichen Grinsen und folgenden Worten ließ er sich gegen die Wand schleudern: „Das ist mein Sohnemann!“
 

Schnaufend krempelte Ichigo imaginäre Ärmel nach Oben, verzog grimmig den Mund und streckte einen Arm gen Himmel. „Sieg!“, sagte er selbstzufrieden und bemerkte nicht das listige Aufblitzen in Isshins Augen.
 

„So, so, Sieg, hm?“, meinte er, während er sich langsam aufsetzte, sich das Blut unter der Nase fortwischte und sagte: „Werd‘ ja nicht übermütig!“ Mit diesen Worten stürzte er sich erneut auf Ichigo, der kurz zu überrumpelt war, um auf den Angriff zu reagieren. Mit voller Wucht traf Isshin ihn und schleuderte ihn gegen das Bett.
 

Seinerseits krempelte Isshin seine Ärmel hoch und nickte zufrieden, mit grimmig nach unten gezogenen Mundwinkel, machte er ein Siegeszeichen und glitzerte seinen Sohn an. „Das ist die unschlagbare Macht eines Vaters der seinen Sohn mit Liebe erzieht!“
 

„Wohl eher der makabre Humor eines Geistesgestörten!“, rief Ichigo aus, während er versuchte sich vom Bett zu erheben. Plötzlich hörte er unter sich ein leises, aber nachdrückliches Murren und er erinnerte sich daran, wer noch im Raum war. Verflucht, Grimmjow, den hab ich vollkommen vergessen! Durchzuckte ihn die Erkenntnis und erinnerte ihn mit glockenhellem Geläut daran, in welcher Situation er eigentlich steckte. Wie ein heftiger Windstoß, riss ihn jene Erkenntnis aus dem alltäglichen Reagieren, rief ihm mit stummer Stimme zu, dass er seinen Vater, zu dessen Sicherheit von hier fortschicken sollte, doch, so flüsterte der Wind verzweifelt, wie sollte er seinen sturen Vater dazu bringen, diesen Raum zu verlassen?
 

Grimmjow verbiss sich jeglichen Kommentar über dieses eigenartige Familienverhältnis und konzentrierte sich darauf, nicht zu fallen. Durch den plötzlichen Ruck, den der Aufprall mit sich gezogen hatte, wäre ihm beinahe sein kostbarer Halt entglitten. Er hatte es seinen schnellen Reflexen zu verdanken, dass er im rechten Moment seine Muskeln angespannt hatte. Doch die abrupte Anspannung in seinem Körper, weckte den Schmerz auf, der wie eine wütende Böe an seinem Körper riss und zerrte, sich in seine Sehnen fraß, dort durch die Adern floss um in seinen Nervenbahnen ein Feuer aus höllischer Pein zu entfachen. Zu allem Übel konnte er spüren, wie kleinere Wunden aufrissen und von der Spannung auseinandergezogen wurden. Sein Blick suchte hektisch nach einem Ausweg aus dieser Situation und blieb an seinem Arm hängen. Dort kroch, wie eine sanfte, leise, bösartig zischelnde Natter, ein Rinnsal Blut, der warm über seine Haut floss, sich durch die feinen Härchen an seinem Arm schlängelte, um seinen Weg, seiner Bestimmung der Erdanziehungskraft willenlos zu folgen, fortzusetzen. Erneut biss Grimmjow die Zähne fest zusammen, glaubte sogar zu hören, wie Kalk hart gegen Kalk schlug und leise knirschte. Verdammt, der Shinigami sollte sich gefälligst beeilen!
 

Besagter Shinigami setzte gerade dazu an, mit schlagfertigen Argumenten seinen Vater aus der Praxis zu locken, als eine dunkle Wolke, angefüllt mit erbarmungsloser Finsternis im Türrahmen stand. Mit wallenden, zuckenden Flämmchen gefährlich das Antlitz Karins umspielte, ganz unschuldig, als lodere kein genervtes Feuer in ihren Augen, während dunkle Schatten unter ihren Lidern lagen. Ein drohendes Unheil umwehte ihre kurzen strubbeligen Haare, wie eine leichte Brise, die von der See wehte und kühl die erhitzten Gemüter der Besucher von einer Strandpromenade berührte. Wie ein totbringender Racheengel stand sie zwischen den Angeln, bereit ihre schwarzen Schwingen auszubreiten und sich auf ihr Opfer zu stürzen.
 

Karin holte einmal tief Luft, massierte sich ihre pochenden Schläfen, schloss dabei kurz ihre Augen, ehe sie ihren vernichtenden Blick wieder auf die zwei Verursacher heftete. Einer dieser beiden Verrückten, war dreist genug das Wort an sie zu richten, nicht nur dass er es wagte sie anzusprechen, sondern er wagte es auch noch sich als vollkommen harmlos darzustellen, als wäre er die Unschuld in Person, die Personifizierte Harmlosigkeit, wie sie noch keiner gesehen hatte. Ein treudoofes Lamm konnte nicht so herzzerreißend schauen, wie er es tat.
 

„Karin, mein Engel.“, sagte Isshin und belegte so sein Todesurteil.
 

„Ich habe Morgen eine wichtige Arbeit zu schreiben.“, begann Karin und unterbrach ihren Vater bei dem Versuch ihr dazwischen zureden mit einer harschen Geste, „Und für solch wichtige Dinge sollte man doch am besten völlig ausgeruht und vor allem ausgeschlafen sein, oder?“, sie sah auf, direkt in die Augen ihres Bruders, dieser konnte den eiskalten Schauer, der bei ihren Worte über seinen Rücken rann, nicht mehr unterdrücken. Auch Grimmjow verharrte innerlich und lauschte den gefährlich ruhigen Worten des Mädchens, das langsam in den Raum trat.
 

Wie eine Naturkatastrophe, die sich langsam anstaute, schritt Karin auf ihren Vater zu. Dieser sagte völlig ahnungslos: „Aber Karilein, warum bist du dann nicht im Bett? Willst du bei deinem Papa schlafen, weil der böse Ichigo dir den Schlaf raubt?“
 

Und das waren wohl die letzten Worte, die in dieser Nacht über seine Lippen kommen sollten. Die angestaute Katastrophe, ließ erst tröpfchenweise ihre Wut nach außen dringen, dann wie ein zerberstender Staudamm, die starken Wassermassen nicht mehr halten konnte, explodierte Karin. Ihre Faust schnellte vor, erwischte Isshin unterm Kinn und verfrachtete ihn direkt durch die offen stehende Tür nach draußen, wo er gegen die Wand donnerte und langsam daran herabsank.
 

Zufrieden mit sich und ihrem Werk nickte Karin, drehte sich zu Ichigo um und gähnte herzhaft. Dieser befürchtete ebenfalls unter der Wucht ihrer Wut getroffen zu werden, doch sie betrachtete ihn nur kurz, hob die Hand, als wolle sie ihm zu winken.

„Nacht, Ichi.“, murmelte sie leise, ehe sie aus dem Raum schlürfte, über Isshin stieg und die Treppe hinauf tapste. Für diese Nacht war der Racheengel befriedigt und zog sich in seine dunklen Gemächer zurück.
 

Erst als Ichigo hörte, wie die Tür zu Karins Zimmer ins Schloss fiel, traute er sich geräuschvoll zu schlucken. Schon lange hatte er seine kleine Schwester nicht mehr so wütend erlebt. Doch, so wisperte eine leise Stimme in seinem Hinterkopf, ebenso lange hatte Karin unter Schlafmangel gelitten.
 

„Das nenne ich impulsiv.“, murmelte Grimmjow, der unter dem Bett hervorkroch, den Blick, auf jene Stelle gerichtet, an der Karin bis vor kurzen noch gestanden hatte.
 

„Das nenne ich, K.O in der ersten Runde.“, brummte Ichigo leicht und musste den Kopf schütteln. Das Grinsen, das die ganze Zeit schon in seinen Mundwinkel genistet hatte, um endlich hervor zu kommen, konnte er nicht mehr unterdrücken. Das war eindeutig seine kleine Schwester!
 

***
 

Fernab vom Hause Kurosaki, ertönte ein markerschütternder Schrei, gefolgt von einem verzweifelten Gurgeln. Der Körper in der traditionellen Tracht der Todesengel war blutüberströmt und der Mund des Shinigamis war weitaufgerissen. Die Augen starrten seltsam gebrochen gen Himmel, an dem eisernen Pfahl vorbei, der dem armen Wesen durch den Rücken hindurch gerammt wurde und im Mund wieder austrat, wie eine Spitze eines Berges, der durch die Wolkendecke brach. Die Arme zuckten im letzten Krampf, versuchten dieser tödlichen Hölle zu entkommen, bis sie schlaff zur Seite fielen.
 

Eine blasse Hand, geschmeidig und schön, fing die Bluttropfen auf, die wie ein stetiger Regen den Boden benetzten. Dickflüssig, verheißungsvoll flüsternd rann es über die Fingerkuppen. Eine weiße Maske flimmerte kurz auf, ehe sie hinter der Illusion eines menschlich anmutenden Gesichtes verschwand. Einzig die kalt glühenden Augen, zerstörten jenes Trugbild und dennoch sah niemand die bösartige Kreatur, wie sie mit Genuss ihr grauenvolles Kunstwerk betrachtete, sich daran labte, wie an einem verheißungsvollen Mahl. Er lächelte, leckte die letzten Reste Leben von seinen Fingern und schwieg, tief in seiner Betrachtung versunken, als stünde er vor einem Werk der großen Künstler. Er ließ sich Zeit, endlose Zeit, bevor er sich abwandte.
 

Todesengel waren so leicht zu besiegen. Viel zu leicht, wie er empfand. Wo blieb da der Spaß am Töten? Oder war sein Opfer einfach nur eine viel zu leichte Beute? War er zu schnell vorgegangen? Hätte er sich mehr Zeit nehmen sollen? Diese und einige andere Gedanken flogen hinter seiner Stirn umher, während er sich bereits einen neuen Plan ausdachte, wie er seine neue Beute jagen und töten würde, so dass er immer noch Spaß dabei haben würde. Er würde langsam sein, genüsslich zuhören, wie sein Opfer schrie, er würde sich zeitlassen und ruhig abwarten, bis ihn der Anblick langweilte. Vor allem jedoch würde er versuchen seine Beute lang genug am Leben zu lassen. Was brachte es ihm schon ein, wenn er mit einem Kadaver herumspielte. Nein, sein Spielzeug musste sich wehren, denken es könne entkommen, um am Ende geschockt festzustellen, dass dem nicht so war.
 

Er lächelte zufrieden. Ja, genau das würde er tun und es würde ihm einen Heidenspaß bereiten, diese ständig pulsierende Quelle aus süßen Reiatsu zu finden und zum Versiegen zu bringen. Er leckte sich bei der Vorstellung des zuckenden, blutüberströmten Körper die Lippen. Was für ein Spaß. Vorfreude erzitterte seinen Körper, hauchte ihm für wenige Sekunden Leben ein, bis es genauso schnell erlosch, wie es kam. Dann schritt er gemächlichen Schrittes von dannen, als wäre er nur ein einfacher, nächtlicher Spaziergänger und kein Ungeheuer, frisch entkommen aus den Fesseln der Hölle. Erneut fletschte er die Zähne und grinste. Jetzt war er hier, im Diesseits, warum den Gedanken an die entsetzlich öde Zeit in den Verließen der Unterwelt verschwenden, wenn er hier endlich sein Werk vollenden konnte, welches er vor hunderte von Jahren begonnen hatte.
 

***

Schattenspiel

„Der sanfte Regen, sein zärtlicher Kuss auf deinem Gesicht, die kaum spürbare Ahnung einer Berührung tief in der Seele, ist kaum auszuhalten, will man jenes Gefühl teilen und findet keinen, der ebenso fühlt. Es vermag den Regen mit Sonnenschein zu erwidern.“
 

***
 

Ohne viele überflüssige Worte aneinander zu verlieren, sie für etwas zu verschwenden, das keine Worte benötigte, verbanden sich die beiden Feinde, obgleich sie im Inneren keine mehr waren. Hatten sie doch nun einen stummen Waffenstillstand im Geiste unterzeichnet, standen sie doch in gewisser Weise, in der Schuld des anderen. Es war lediglich mit stummen Gesten und Blicken geklärt worden, dass sie nun im gegenseitigen Schutz standen, bis die Wunden verheilt waren. Ebenso wortlos hatten sie begonnen die Verpflegung jener Wunden zu übernehmen. Mullbände, Pflaster, einfache Leinen, alles wurde gebraucht und verwendet.
 

Auch schwieg Ichigo, weil er nichts zu sagen wusste, viel zu sehr wollten seine Finger eine Konservation mit der Haut des Arrancar führen. Sie wollten in ihrer Sprache sprechen und fragen, wo weitere Wunden und Verletzungen waren, zugleich wisperte die Haut des Blauhaarigen verheißungsvoll, sie versprach etwas, das Ichigo nicht benennen konnte, noch weniger schien er zu begreifen, dass seine Hände sehr wohl zu verstehen begannen, was die bloße Haut des Espadas ihnen zuflüsterte.
 

Sobald Grimmjow mit seinen rauen Fingerkuppen auch nur einen Bruchteil in einer Berührung mit Ichigos Haut Kontakt spürte, schienen sie zu singen, zu frohlocken. Kurz runzelte er die Stirn über die unsichtbaren Flämmchen, die leise knisternd über seine Haut leckten, sie zum Erbeben brachte, streifte er nur die Haut des anderen. Sein Körper entglitt langsam aber beständig seinem Geist, doch dies war der Espada nicht gewollt zuzulassen. Auch als der sanfte Atem Ichigos seinen Nacken kitzelte, darüber strich, wie ein warmer Wind aus dem Süden, die feinen Härchen zum Aufstellen brachte, als riefe er sie zum Apell und sie gehorchtem ihm willenlos.
 

Ichigo machte sich gerade an seinem Rücken zu schaffen und irgendwie schien es ihm, auf unerklärliche Weise zu gefallen, was Grimmjow wiederum nicht gefiel. Er hatte nie gerne jemanden im Rücken, so konnte er nie einschätzen, was dieser tat, schließlich hatte er hinten keine Augen im Kopf. Grummelnd versuchte er ein Pflaster über eine kleine Schnittwunde zu kleben, versuchte seinen Instinkt zu ignorieren, ihn zu umgehen, doch es war, als stünde er allein auf einer Insel, das blaue Meer um sich und es fing an mit, zu Anfang kleinen, dann immer größer werdenden Wellen immer mehr Land zu gewinnen. Er war fasziniert und geschockt zugleich. Doch der rein instinktive Wunsch eines Tieres, das sich nicht in die Enge treiben lassen wollte und stetig auf seinen Rückweg achtete, war eine überwältigende Macht, die man nicht einfach umgehen konnte. Unwillkürlich spannte Grimmjow seine Muskeln an, lauschte angestrengt in die Stille hinter sich. Wartete ab. Suchte nach Zeichen für eine rein instinktiv geleitete Flucht, in dem er sich umdrehte und seinen Angreifer von sich schleudern würde.
 

Aber Ichigo gab ihn keinen Grund dies zu tun. Vorsichtig ließ er seine geschickten Hände über den Rücken wandern und musste erneut an jenen Panter denken, der lautlos auftauchen und wieder verschwinden konnte, wenn er es so wollte.
 

Als der Verband fertig war, ließ Ichigo seine Hände fallen, wusste nicht was er nun mit ihnen anfangen sollte, kurz zuckte sein Blick zwischen dem elegant wirkenden Rücken, der in einem entspannt erscheinenden Bogen leicht gebeugt war und seinen kraftlosen Fingern. Er kam sich plötzlich plump vor. Völlig unberechtigt durch das seidig anmutende Fell der Raubkatze zu streicheln, das mehr versprach als sich sein Verstand vorstellen konnte, es schien von weiten Feldern zu erzählen, weit hinter den Grenzen des Urwaldes, den die Großkatze bewohnte. Für einen winzigen Augenblick, nicht länger als ein Wimpernschlag, hatte Ichigo geglaubt die ersten Ären unter seiner Handfläche zu spüren, doch es entsprang nur seiner lebhaften Phantasie, die in der Nähe des Blauhaarigen nie gekannte Dimensionen erreichte.
 

Nachdenklich blickte er an Grimmjow vorbei, starrte den Schatten an der Wand an, ein Ganzes, gewonnen durch zwei unterschiedliche Dinge. Er betrachtete ihre Schatten, wie sie ineinander flossen, ohne einen sichtbaren Übergang und dennoch erkannte er genau, wessen Schatten zu wem gehörte. Eine nicht zu deutende Gänsehaut durchzuckte ihn, brachte ihn zum Schütteln, während er weiterhin, wie gebannt auf den dunklen Flecken Wand starrte. Für einen winzigen Augenblick, genoss er die bildliche Illusion von Licht und Schatten, die ihm zeigte, dass sie Eins waren. Dass sie nicht nur zwei Kontrahenten waren, sondern tief versteckt in ihren eigenen Abgründen, sich auf undefinierbare Weise glichen. Nicht, wie es Zwillinge taten, nein, eher wie zwei ähnliche Seelen. Er ließ sich von der Illusion verschlingen, fühlte, wie etwas in ihm nichts dagegen hatte, sich mit dem Arrancar in gewisser Weise gleich zusetzen, obwohl es eher eine Art gegenüber stellen war. Ja, Ichigo konnte sich gut vorstellen, wie sie sich gegen über stellten, nicht körperlich, rein seelisch, auf einer Ebene, die selbst die Shinigamis nicht betreten konnten. Er seufzte lautlos auf. Schüttelte mit einem bitteren Lächeln den Kopf. Anscheinend hatte Grimmjow ihn doch zu oft am Kopf getroffen, wenn er schon solche verzwickte Gedankengänge vollbrachte. Und vor allem mit dem blauäugigen Arrancar in einer prägenden Rolle.
 

Grimmjow seinerseits hatte ebenfalls auf ihre Schatten gestarrt, doch aus einem völlig anderen Grund. Es erschreckte ihn, wie sich zwei Feinde plötzlich auf einer optischen Ebene fusionierten, ineinander verschmolzen und etwas Neues ergaben. Vor allem schreckte er davor zurück, dass etwas in ihm genau das wollte, was ihre Schatten bereits mühelos konnten: sich berühren, ohne wirklich Kontakt zueinander zu haben. Mit dem kleinen Unterschied, wollte jenes etwas in ihm den Orangehaarigen berühren, aber es war nicht jene, etwas unschuldigere Teil in ihm, sondern ein animalisch angetriebener Schlund in seinem Inneren, der etwas suchte, das das leere Loch in ihm ausfüllte und verschloss, es versiegelte für immer. Es war ein primitiver Besitzanspruch, der subtiler nicht sein konnte. Ichigo gehörte ihm nicht. Außerdem war er sein Feind, in kurzfristigem Ruhezustand. Und dennoch, Grimmjow wollte ihn besitzen, auf eine gruselige Art und Weise, wie er sie von sich selbst noch nicht kannte.

Langsam drehte Grimmjow seinen Kopf nach hinten, hob spöttisch die Augenbrauen, als er den verträumt anmutenden Gesichtsausdruck des Jüngeren sah.
 

Er wollte gerade eine abfällige Bemerkung machen, als Ichigo blinzelte und die braunen Augen sich abwandten. Er spürte, wie der Orangehaarige ihn antippte und mit einem Nicken andeutete, dass sie wohl besser zurück in das Zimmer des Jungen gehen sollten.
 

Kurz schnaufte er missmutig, griff dann jedoch wortlos nach seinem Oberteil, hing es sich lässig über die Schultern und schob seine freie Hand in die Hosentaschen. Ausdruckslos schaute er zu Ichigo, der ebenfalls seine Klamotten aufsammelte und dann mit einem letzten prüfenden Blick zu ihm herüber sah. Er grummelte noch etwas unverständliches, bevor er Grimmjow den Rücken zu kehrte um dann in Richtung Treppe zu verschwinden. Der Blauhaarige sah ihm mit erhobenen Brauen hinter her, wirkte doch das Verhalten des Jüngeren beinahe, wie eine Flucht. Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Ein amüsiertes Flackern erhellte kurz die eisigen Tiefen seiner Seelenspiegel, ehe er Ichigo folgte.
 

Lauernd schlich er mit täuschend ruhigem Gang hinter Ichigo her. Sein durchdringender Blick ruhte im Nacken des jungen Menschen. Die orangen Haaren verbargen nur einen kleinen Teil der zarten Haut, unter der Grimmjow neben dem stetigen Pulsschlag des Blutes, noch etwas viel Verführerisches erahnen konnte: spirituelle Energie.
 

Unbewusst leckte er sich über die Lippen.

Schade, dass er so viel von Fairness hielt. Es war so ein leichtes Unterfangen, den Jungen vor sich zu überrumpeln und seine zappelnde Seele zu verschlingen. Er bleckte unbewusst seine Zähne, begann der bloße Gedanke daran, die festen Mauern, die er um seinen Hunger hochgezogen hatte, langsam aber allmählich sie Stein für Stein niederzureißen, während die Bestie in seinem Inneren unruhig in ihrem Käfig auf und ab schritt, leise knurrend darauf wartend endlich seine Fänge erneut in seinen Verstand zu graben, ihm die Willkür seines Körpers zu entreißen um endgültig die Macht über ihn zu erlangen.
 

Er presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, verkrampfte seine Hand in der Tasche und ballte sie zur Faust. Er hatte bereits unzählige Seelen verschlungen, doch bis jetzt, reagierte sein Körper, sogar sein Unterbewusstsein nie so stark, wie es im Falle des Kurosakis tat. Irgendetwas an dem Jungen schien eine geradezu anziehend, hypnotische Wirkung auf den Größeren zu haben, die selbst sein Grundbedürfnis nach Zerstörung in einen Winkel der Vergessenheit zu verdrängen schien. Er betrachtete Ichigo weiterhin, ließ seinen Blick über den jungen Körper wandern. Gut, die Rückseite war ebenso interessant, wie die Vorderseite, entschied Grimmjow im Stillen für sich. Schließlich musste er seinen Feind gut kennen, anatomisch wie psychisch.
 

Doch die Anatomie des entblößten Rückens, die feinen Strukturen der Muskeln, die den jungenhaften Körper durchwoben, die physische Präsenz des anderen, schien etwas in sich zu tragen, was weder Gesten noch Wörter einfassen konnten. Hätte Grimmjow gewusst, dass seine eigene Präsenz ein ebenso unbeschreibliches Gefühl in dem jungen Teenager wachrief, womit dieser noch nicht vertraut war, dann hätte er vielleicht anders reagiert, als mit jener kühlen abschätzigen Art, die ihm irgendwie auf dem Leib geschneidert war und dennoch nicht sein komplettes Wesen darstellen konnte, es nicht ergreifen konnte, da es nur Teil einer aufgesetzten Fassade war. Denn Zerstörung war nicht nur einfach eine billige, brutale Art zu vernichten, nein, für den Espada, war es ein Stück seiner Seele. Nicht nur das, es war eine Kunst. Und er war verdammt gut in dieser verdrehten, abstrakten Kunst, ein wahrer Meister, den niemand übertreffen konnte.
 

Der Junge vor ihm, schien jedoch mit Maskeraden durchs Leben zu streichen. Manchmal konnte man in den braunen Augen einen Monsun erkennen, welcher stetig auf eine Stadt niederprasselte und an manchen Tagen schimmerte ein aufgesetzter Glanz in ihnen, der den Arrancar stutzig machte. Natürlich kannte er die Kunst des Verstellens, schließlich war sie überlebenswichtig. Doch diese groteske Spiegelwelt an Gefühlen, die sich wie Treppen in unterschiedliche Richtungen verirrten, erschien ihm, in der kurzen Zeit, in der er Ichigo ins Gesicht sehen konnte, wie ein Spiel, das nach allen Regeln des Versteckens und Verstellens gespielt wurde, leider war jedoch der Hauptspieler ein schlechter Schauspieler. Und anscheinend genau dieses miserable Schauspiel, erschien einem abgestumpften Blick, der es oft gesehen hatte und es glaubte zu kennen, plausibel und vollkommen echt.
 

Grimmjows Blick jedoch, war keineswegs getrübt von dem möglichen Kennen eines anderen, nein, es schien als sei er noch klar genug, um hinter eine Reihe von Maskeraden zu blicken, die sich, wie eine verdrehte Welt vor dem wahren Ich aufgebaut hatten.
 

Kurz runzelte der Blauhaarige die Stirn.

Anscheinend ging seine Vorstellungskraft gehörig mit ihm durch!

Grunzend schüttelte er den Kopf, er brauchte dringend eine Mütze Schlaf und wenn es der Kleine es auch nur wagen sollte, ihn ohne besonderen Grund zu wecken (darunter fielen lediglich die Kategorien „Ich will jetzt gegen dich kämpfen“ und „Aizen ist da, dem kannst du eine Runterhauen“, sowie „Du kannst deiner Wut freien Lauf lassen und so viele Seelen vernichten, wie du möchtest – zwar gab es geringe Aussichten darauf, aber man konnte doch auf eine plötzliche Eingebung von Vernunft bei dem Orangehaarigen hoffen), dann würde Grimmjow ihm lehren, was es hieß wahrhaftige Qualen auszuhalten.
 

Bei dem Grunzen seines Hintermannes, kräuselte sich fragend Ichigos Mund, doch mit einem innerlichen Schulterzucken, tat er es mit einem „Ist nicht mein Problem“-Schild ab. Er öffnete die Tür zu seinem Zimmer und deutete mit einem müden Wink auf seinen Schrank.
 

Grummelnd wanderte Grimmjows Blick, Ichigos Geste folgend, zum Schrank und verdunkelte sich schlagartig. Er hatte keinen Bock darauf, dort drinnen zu pennen. Als er dem Shinigami seine Meinung mitteilen wollte, musste er feststellen, dass sich dieser ziemlich schnell ins Bett verkrochen hatte, um in den mickrigen Schutz der Decke einzuschlafen.
 

„Arschloch.“, kam es noch brummelnd von ihm, bevor er sich zum Wandschrank begab.

Auswirkungen einer Sucht

„Habe ich ein Gefühl oder hat das Gefühl mich?“
 

***
 

Als Flut, so könnte man die Eindrücke beschreiben. Eine Überflutung seiner Nerven. Kalte Wellen, die trotzdem von einer brühenden Hitze herzukommen schienen, schlugen über ihn zusammen. Nein, es war kein seichtes Dahindämmern in eine traumlose Welt, die die Kraftressourcen auflud. Es war ein stürmisches Aufpeitschen aus höllischer Pein verschmolzen mit dem metallischen Geschmack von Blut, das unsichtbar auf seiner Haut klebte, die feinen Härchen an seinen Armen schwer auf die Hautschicht drückte. Und doch, schien ein völlig anderes, unglaublich angenehmeres Gefühl, wie eine Nachwehe eines Erdbebens im Hintergrund gegen den Sturm zu flüstern. Etwas berauschendes, das alles besänftigen konnte und gleichzeitig alle Mauern zum Einsturz brachte, die nackte Wahrheit preisgab um einen in vollkommener Versunkenheit vergessen zu lassen, welche Hürden, welche Qualen und Schmerzen man bis dahin erlitten hatte.
 

Grimmjow wollte atmen, doch er hatte des Gefühl, dass seine Lungen zerfetzt waren, er glaubte zu spüren, wie sie in Fetzen versuchten, die Luft zurück in ihren produktiven Verarbeitungsort zu bringen, doch ihre kaputten Finger griffen lediglich ins Leere. Flüssigkeit begann sich in ihnen zu sammeln und langsam festigte sich ein panisches Winden in seinem Gehirn, dass ihm sagte, er würde an seinem eigenen Blut ertrinken. Hinzukam, dass er glaubte ein fremder Gegenstand bohrte sich tief in seine Lungenflügel, pinnte sie genau dort fest, wo sie in diesem Moment waren. Das unweigerliche Empfinden aufgespießt zu sein, wie ein zappelnder Fisch am Haken vergebens nach Luft zu schnappen und zu hoffen, dass der Fischer einem schnell den erlösenden Schnitt durch die Kehle verabreichte, obwohl man genau wusste, dass derjenige, dem der Haken gehörte einem lieber beim Todestanz zusah, anstatt sich selbst die Hände soweit schmutzig zu machen, um einem den schnellen Tod zu gewähren.
 

Grimmjow krallte die Hände in eine weiche Unterlage, wusste für viele, rasch vorbeistreichende Phasen des anschwellenden Schmerzes nicht, wo genau er war. Erst als er vergeblich versuchte seine Augen zu öffnen, weil etwas dunkles ihn noch weiter in dieses Meer aus Pein und Qual zu zerren versuchte, blitzte ein helles Licht von Weitem in dieser unerträglichen Finsternis auf. Immer wieder im stetigen Rhythmus, aus und wieder an, aus und wieder an. Immer und immer wieder, wie ein rettendes Licht eines Leuchtturmes auf hoher See. Es gefiel ihm nicht, dass er seinem Instinkt nicht folgen konnte, dass seine Zerstörungswut, sein impulsives Wesen, auf einmal nicht mehr weiter wusste.
 

Er wollte knurren, die Zähne gefährlich Fletschen, doch der Schmerz drückte ihm die Luft aus den Lugen und lediglich ein jämmerliches Keuchen drang aus ihm hervor.
 

„… Atme mit einem anderen Teil deiner Seele. Fühle mit deinen Riechorganen. Höre mit deinen Augen. Sehe mit den Ohren und du bist nimmermehr verloren…“
 

Was sollte dieser Scheiß?

Fühlen mit der Nase; hören mit den Augen und sehen mit den Ohren? Hallo? Hatte da jemand irgendetwas Falsches genommen? Und wie kam dieser überhaupt hierher? Grimmjow knurrte, versuchte seinem Missmut über die Gesamtsituation Ausdruck zu verleiten, doch sein Knurren wurde vom ekelhaften Aufglucksen seines Blutes, welches sich in seinen Lungen angesammelt hatte, in ein Röcheln umgewandelt.
 

Die Falte zwischen seinen Brauen wurde tiefer.

Vielleicht half es, auf verquere Art und Weise zu denken und seinen Körper umzustellen, auch wenn er nicht unbedingt damit etwas anfangen konnte.
 

„… Um zu kämpfen, musst du fallen. Um zu leben, solltest du sterben können…“
 

Erneu wisperte die Stimme und da wurde ihm etwas bewusst: er hatte sie schon einmal gehört, in einem ähnlichen Zustand wie jetzt. Als er verletzt war und zum ersten Mal Monique begegnet war.
 

Und ganz plötzlich, als hätte der bloße Name eine heilende Wirkung, ebbte der Schmerz ab, bis er nur noch ein leises Wummern in den Tiefen der See war, um dort in der Finsternis zu verklingen. Keuchend riss er die Augen auf. Er befand sich noch immer im Zimmer des orangehaarigen Shinigamis…
 

***
 


 

Lange Zeit saß er einfach nur da, starrte vor sich hin, ohne jegliche Regung und versuchte seinen „Traum“ in anderen Wörtern zu definieren. Doch keines, das sich in seinem Repertoire befand, schien auch nur im Entferntesten dafür auszureichen. Dunkle Schleier lagen über den Gletscherseen, trübten das klare Wasser und versperrten dem Licht den Eingang. Nachdenkliche Kälte strich in Form von heulenden Winden über die Oberfläche, brachte sie zum Bewegen und dennoch waren diese tiefen Wasser still. Wollten nicht sprechen, nur noch in sich selbst versinken.
 

Grimmjow hob leicht den Blick, starrte in ein neuerwähltes Nichts, in das er hineinsah und konnte im Augenwinkel sehen, dass Ichigo das Fenster offenstehen gelassen hatte. Er hörte ein wohliges, schlaftrunkenes Aufseufzen vom Bett, doch er schenkte diesem keine besondere Aufmerksamkeit, wollte er nicht noch einmal zulassen, dass sein Hunger seinen Verstand überrannte und sein Territorium erweiterte. Es reichte ihm, dass es überhaupt einen „zweiten Hunger“ in ihm gab.
 

Ein sanfter Windhauch trug einen feinen, unschuldig jungen und frischen Geruch zu ihm herüber. Seine empfindlichen Sinne tasteten danach, wie ein Ertrinkender an dem rettenden Seil, griffen sie nach dieser unsichtbaren Duftnote. Mit leicht aufgeblähten Nasenflügeln wandte er seinen Kopf schnuppernd in die Richtung, aus der dieser ungewöhnliche und dennoch vertraute Geruch kam.
 

Grimmjow hatte die Augen geschlossen. Wollte nicht sehen, was so wunderbar für seine Sinne roch, hatte ein Teil seines Gehirns schon die unheilvolle Antwort darauf gefunden. Doch er konnte nicht anders. Wollte sich nicht selbst von seinem Sein abhalten. Er war nun mal etwas, das einen animalischen Teil verkörperte und er verdammt noch mal stolz darauf, dies zu sein.
 

Langsam hoben sich die flatternden Lider.

Ein leichtes angespanntes Zucken umspielte seine Kiefermuskeln, die angespannt begonnen hatten zu mahlen.

Sein Blick huschte automatisch zurück zum Bett.

Er sog tief den Duft in seine Lungen ein, glaubte zu spüren, wie er in den Innenwänden zu kribbeln begann.

Wasser sammelte sich in seinem Mund.

Seine Lippen wurden spröde. Ohne sein wirkliches Zutun schnellte seine Zunge hervor und benetzte seinen Mund.

Seine Oberlippe bebte und er hatte sie zu einem stummen Grollen gefletscht. Seine animalischen Zähne blitzten weiß in der Dunkelheit auf.
 

Der Hunger war mit einem Mal hellwach und donnerte gegen seine Gefängnisstäbe, bestärkt durch eine Eigenheit, die Grimmjow erst in diesem Moment gewahr wurde. Eine aufputschende Besonderheit seines eigenen Selbst, welche dieses Ungeheuer in ihm mit jedem verstreichenden Augenblick verstärkte. Sein innerer Feind hatte eine neue Waffe in die Hand gedrückt bekommen, von ihm selbst!
 

Und plötzlich bekam die Bestie in ihm einen Namen.

Es war eine Sucht, die weitaus schlimmer war, als jeglicher physischer oder psychischer Hunger, den er bis zu diesem Moment gekannt hatte. Und dennoch beschrieb jenes Wort den Umstand dieser Sucht um einiges besser, als es ein anderes Wort, jemals in sich zusammenfassen könnte.
 

Etwas in ihm verzehrte sich mit schmerzlicher Intensität nach dem Jungen, dass es ihn ungleich an seinen „alten Hunger“ – den nach den Seelen seiner Umwelt – erinnerte. Er befürchtete, dass er von dieser alles einnehmenden Sehnsucht überrollt werden konnte. Dieser Lawine nicht standhalten konnte, weil sie schon viel zu stark, viel zu viel Geröll in sich hatte, als er zerschlagen könnte. Er sah, wie die ersten Wellen der Lawine über ihn hereinstürzten, ein Empfinden mit seiner geballten, neuen und vor allem unbekannten Kraft, welches ihn niedertrampelte, als sei er nicht mehr als eine Kakerlake, die den Tod unter den Schuhsohlen eines Menschen bekam. Die Lawine riss ihn mit in die Tiefe und entfernte ihn von jeglichem, das er einst als bekannt und vertraut beschrieben hatte. Er wurde erfasst und in eine fremde Schlucht geschleudert. Wo er erst am Ende seines freien, unkontrollierten Falls herausfinden würde, ob er es überleben würde.
 

Er verlor sich darin und der einzige Ausweg schien der Junge zu sein, alles zog ihn zu ihm, wie ein Metallstück von einem Magneten, so wurde er von Ichigo angezogen.
 

Erst jetzt viel Grimmjow auf, dass er sich mit gefährlich langsamen Schritten an Ichigo herangepirscht hatte. Sein Blick heftete sich auf das Bett, wo der Shinigami immer noch lag und seelenruhig zu schlafen schien. Er war zwar immer noch weit genug vom Bett entfernt, doch selbst diese kurze Distanz war für ihn die reinste Qual, er wollte zu Ichigo, wie ein Tier, dass nach etlichen Tagen des Ausgehungert seins und Herumirrens, eine heiß geliebte Nahrungsquelle gefunden hatte.
 

Grimmjow blieb mit Widerwillen stehen und betrachtete stumm den ihm zugewandten Rücken. Er schloss die Augen und stöhnte lautlos auf. Das hier war schlimmer als jegliche Verletzung oder jeglicher gekränkter Stolz. Grauenvoll und unerbittlicher. Ganz langsam wandte er sich von Ichigo ab und wollte zurück in sein improvisiertes Lager. Spöttisch hob er bei diesem Gedanken den Mundwinkel.
 

Als er die Tür des Wandschrankes geräuschlos öffnete verspürte er immer noch den unwiderstehlichen Drang sich umzudrehen und zu dem Orangehaarigen zu eilen. Erneut seufzte er lautlos auf und ließ sich auf die Kante seines provisorischen Bettes nieder. Er schloss die Augen, doch dies führte unweigerlich dazu, dass er den Geruch des Jungen nur noch deutlicher wahrnahm.
 

Das Rascheln der Matratze ließ ihn aufhorchen, er hörte wie diese leise Ächzte, als sich die Person darin bewegte. Müde und seltsam ermattet hob er den Kopf, öffnete die Lider. Sein Blick verflocht sich mit jenem aus braunen Augen. Der Schluckreiz war dann einfach da und tat seine Funktion: Grimmjow musst geräuschvoll schlucken.
 

Ichigo hatte nicht wirklich schlafen können. Eine seltsame Unruhe hatte ihn erfasst und als er die näherkommende Gegenwart des anderen gespürt hatte, war er endgültig aufgewacht. Langsam hatte er sich leicht im Bett aufgesetzt und sah zu Grimmjow herüber.
 

Und plötzlich war es wieder da. Jenes Seil, das sich um ihn schloss, sich fest mit ihm und Ichigo verknotete. Er spürte wie sein Hunger nach Befriedigung immer größer wurde, sich wandelte in ein bestialisch brüllendes Untier, in ein Monstrum, das nach etwas lechzte, welches sich seinem Verstand entzog. Und mit jenem Blick in diese unendlich braunen Tiefen, entzog sich die Willkür seines Körpers voll und ganz seinem Gehirns.
 

Er konnte beinahe sehen, wie alles, was er einst bewusst gelenkt hatte, einem Baum gleich umkippte. Er sah wie die Wurzeln sich aus dem inneren Erdenheim emporhoben, spürte wie sie heraus gerissen wurden, hörte wie eine Windböe, jenes vegetative Ungetüm, eine Urgestalt der Natur, aus seinem Reich entriss, wie es der bloße Blick des Orangehaarigen mit ihm vermochte.
 

Grimmjow schwieg, versuchte keine seiner wild durcheinander wirbelten Empfindungen durch seine Haltung hindurch dringen zu lassen. Abwartend saß er da und kam sich vor, wie ein gefährliches Raubtier, das seine Beute gesichtet hatte. Eine kaumauszuhaltende, elektrische Spannung schien zwischen den beiden zu herrschen, hielt sie voneinander fern und gleichzeitig zog es sie immer näher zueinander.
 

Er spürte wie er innerlich vor Anspannung zu zittern begann. Unter dem wachsamen Blick schlüpfte Ichigo aus seinem Bett und trat einen Schritt auf ihn zu. Er wirkte etwas unschlüssig und verloren auf Grimmjow, wie er so dastand und zu ihm herüber sah.
 

Blaue Gletscher ruhten abwarten in braunen endlosen Weiten.
 

Eine Zeitlang hörte man nur den ruhigen Atem der beiden, dann ganz langsam öffnete sich der Mund des Jüngeren, doch kein Wort wollte seinem Mund entschlüpfen. Also schloss er ihn wieder. Es schien als zögen zwei unsichtbare Seile an ihnen, einmal riss es sie innerlich nach vorn um im nächsten Atemzug die Distanz zwischen ihnen ins Unerträgliche auszuweiten. Ein ewiger Tanz zwischen Nähe und Abstand. Das Tier in Grimmjow schrie auf, verlangte nach etwas namenlosem. Er fühlte sich innerlich zerrissen, wollte er doch unbedingt zu Ichigo rübergehen um…
 

Um, was?

Er wusste es nicht, wusste irgendwie nicht was er tun sollte.
 

Und ganz plötzlich als wäre jede unsichtbare Barrikade auf einmal in sich zusammengefallen, löste sich jene Kraft, die den einzigen wirklichen Abstand zwischen ihnen geschaffen hatte, auf. Wie, als wäre jeglicher rational denkende Teil seines Gehirns plötzlich ohnmächtig geworden, erhob sich Grimmjow, verweilte einen Atemzug ohne jegliche Regung und sah Ichigo an. Er blinzelte ein-, zwei-, dreimal und, als hätte man ein Stahlseil unter höchster Spannung durchtrennt, schnellte er vor, umfasste mit unglaublicher Sanftheit den Hinterkopf von Ichigo, merkte kaum, wie dieser sich gegen ihn drängte, seine Hände in den Stoff seiner Kleidung vergrub.
 

Grimmjow konnte sich ein tiefes Knurren nicht verwehren, ehe er hungrig seine Lippen auf die des Jungen niederließ und den Kopf mehr zu sich schob, sich wie eine Eisscholle enger gegen die andere drückte und ihn mit zerberstenden Hunger küsste.
 

Er spürte wie Ichigo sich gegen ihn lehnte, seine Hände empor wandern ließ und in seinem Nacken verschränkte. Das erlöst klingende Stöhnen des Jüngern verschlang er regelrecht, spürte kaum, wie warmes Reiatsu seine Kehle hinabfloss. Wie ein Verdurstender ließ Ichigo sich küssen, suchte in dieser wunderbaren, kleinen Geste, die so viel mehr in sich barg, Halt vor jenem unbekannten Gefühl, welches tief in ihm brodelte und zum ersten Mal ausbrach. Ein schlummernder Vulkan, dessen heftige und unerwartete Explosion ihn erschütterte, so suchte er Halt in den weichen Gegenden des verführerisch strubbeligen Haares des Panters. Der ein vibrierendes Grollen gegen Ichigos Lippen prallen ließ.
 

Ja, Grimmjow schmeckte nach jener kühlen Freiheit, die sich wie feiner Samt, schwer über seine Zunge legte. Er hatte sie im Geruch des anderen erahnen können, doch nun, wo er endlich auf den Geschmack von ihr kam, war es einfach unbeschreiblich.
 

Erneut floss federleicht köstliches Reiatsu Grimmjows Kehle hinab, doch dieses Mal war es eindeutig mehr, als vorher gewesen. Mit einem leisen Wimmern sackte Ichigo kaum merklich zusammen. Erschrocken riss der Blauhaarige die Augen auf und zuckte zurück, trennte so ihre brennenden Lippen voneinander.
 

Mit einer brüsken Bewegung strich er sich durchs Haar, brachte es dazu nur noch mehr abzustehen. Er sah in das leicht gerötete und ebenfalls seltsam blasse Gesicht des Kleineren.

„Ich…“, begann er, doch er wusste nicht was er sagen sollte und verfiel in ein bedrücktes Schweigen.
 

Da begann sein Körper zu sprechen.

Ganz behutsam strich er über die Wange von Ichigo, mit einer solchen Sanftheit, die man bei ihm niemals vermutete hätte. Ichigo blinzelte leicht und versuchte seinen verklärten Verstand wieder zu ordnen, doch das dauerte eine halbe Ewigkeit, bis dieser halbwegs richtig arbeiten konnte und bereit war weiterzumachen. Er starrte in zwei eisige, unergründliche Gletscherseen hinein, konnte in ihnen die Spiegelung von warmen Sonnenstrahlen lesen. Langsam senkte Grimmjow seine Lider, dabei warfen seine Wimpern dunkle Schatten über seine Seelenspiegel, die ein inneres Chaos und eine Gier in sich trugen, die er nicht gewollt war preiszugeben. Ein aller letztes Mal strichen seine Finger über die zarte Wange des Jüngeren, genossen das prickelnde Gefühl dabei, wie sich Ichigo unbewusst in die Handfläche des Größeren schmiegte und gleichzeitig erinnerte es Grimmjow daran, das in Ichigo dieses wunderbar schmeckende Reiatsu floss, das um einiges stärker bei ihm wirkte, als es eine andere Droge je vermocht hätte. Langsam, darauf bedacht dass der Braunäugige nicht erschreckte, zog er seine Hand fort.
 

Ein verzweifelt anmutender Ausdruck huschte über seinen Mund und er ließ seine Hand kraftlos an seiner Seite baumeln. Für diesen kurzen Moment war die Bestie in ihm verstummt, schwieg und sagte nichts, während sie ihre Klauen aus seinem Fleisch zog, ganz langsam und behutsam.
 

„…Komm zu mir, falls du eine Lösung auf die vielen Rätseln bekommen willst…“
 

Der letzte Satz von Monique bevor er aufgewacht war, hallte durch seine Gedankenwelt und noch bevor Ichigo überhaupt die Zeit dazu bekam zu reagieren, schlug er ihn mit einem gezielten Schlag nieder. Mit schmerzlich verzerrtem Gesicht beugte er sich zu dem Jungen runter, hob ihn hoch und verfrachtete ihn zurück aufs Bett.
 

„Sorry Ichigo, aber wenn ich bleibe, könnte ich dich am Ende tatsächlich umbringen.“, flüsterte er bitter, dann entschwand er in den bereits dämmernden Morgen.

Verbundene Welten

„Ich habe viel gewonnen. Durfte vieles erleben. Habe Qualen erlitten und dennoch kann ich mir eins nicht verzeihen. Ich ließ etwas gehen, das ich hätte nie gehen lassen sollen. Ich befreite es aus Furcht, es zu zerquetschen, aus meiner Umarmung. Ich trat zurück, holte aus und warf es weit von mir fort, sah zu wie es sich von mir entfernte. Mein Herz, ein Klumpen der in meiner Brust schlägt, verlor ich an jenem Tage, denn ich ließ dich fallen und schäme mich nun dafür. Denn ich hörte auf zu atmen, denn deine Lungen fehlten mir. Ich hörte auf zu lächeln, denn dein Lachen fehlte mir. Ich existiere nur noch, denn mein Leben ging mit dir.“
 

Es war eine Woche. Eine einzige Woche, die unendlich lange Stunden, vollgestopft mit einer erdrückenden Leere, besaß, als würde sie für ein ganzes Leben die Dunkelheit eines ewig großen Seins in sich aufnehmen, ein Versuch das Unmögliche in die Möglichkeit umzuwandeln, mit dem Erfolg, dass Ichigo glaubte einen Teil von sich selbst irgendwo auf der Strecke zwischen Wachzustand und einer grausamen Trance verloren zu haben. Ein Raum, in dem die Zeit zu einer unmessbaren Größe anwuchs und sich immer wieder in der Unendlichkeit verlor, damit sie genau aus dieser wieder zurückkehren konnte. Eine Parabel ohne mathematischen Sinn. Die Zeit war eine zähe Krankheit, die sich wie ein schweres Tuch über das innere Uhrwerksystem von Ichigo legte, somit die mächtigen Zahnräder zum Rosten brachte, damit diese in einem jammervollem Ächzen inne hielten, um sich augenblicklich in einem langsamen Tempo weiterzudrehen.
 

Der Moment des Aufwachens aus der traumlosen Dunkelheit, war wie ein Sprung aus schwindeliger Höhe in ein kaum gefülltes Wasserbecken. Zu allem Überfluss flog man mit dem Bauch voran, die Erkenntnis, dass man genau dies tat, traf einen erst dann, als der Aufprall mit voller Wucht kam und einem die halbe Brust wegfetzen wollte. Die Schmerzen jenes kurzen Moments, wo Oberflächen auf Oberflächen mit höchster Geschwindigkeit aufeinander prallten, wollten keineswegs vorrübergehen. Während man eigentlich nur für eine begrenzte Zeitspanne das Aufeinandertreffen von vielen zueinander fliesenden Kräften spürte, zog sich in der Seele des orangehaarigen Jungen in eine Länge, dessen Ende im Ungewissen lag.
 

Es waren absolut prägende Wochen. Die nicht durch ihren alltäglichen Ablauf geradezu hervor stachen, nein, denn dieser hatte sich in strikter Gewohnheit einfach immer wieder, Tag für Tag, wiederholt, ohne einen gewissen Grad an Veränderungslust zu zeigen und somit immer gleich abgelaufen war. Nein, der Ablauf war es nicht, der diese prägende Wirkung auf Ichigo hatte. Auch war es nicht die Geschehnisse, welche keineswegs langweilig oder gar ermüdend waren, eher das Gegenteil, sie überschlugen sich im dreifachen Tempo, schafften eine geradezu pompöse Aufführung und glänzten in ihrem wackeligen Drahtseilakt zwischen Realität, ohne jegliche spirituellen Ereignisse und ihrer Schwesterdimension die paradox wirkende Welt der Geister. Nein, es waren auch nicht die Gesichter, die er andauernd antraf, mit jenen er Dinge teilte, die ein normal Sterblicher nie für möglich gehalten hätte. Seine Freunde waren da, wie der Himmel und der Horizont, zwar konnte er sie nicht immer sehen, wenn sie nicht gerade in seiner Nähe waren, doch sie waren definitiv da, wie ein wolkenverhangener Sternenhimmel, man sah zwar die Sterne nicht, doch wusste man, dass sie in ihrer unendlichen Entfernung leuchteten und sich nichts daraus machten, ob es nun auf der Erde regnete oder nicht.
 

Es war die schlichte Tatsache, dass ein Gesicht fehlte.
 

Genau jenes Fehlen, war es, das schwer wie mehrere Tonnen Wasser auf dem jungen Gemüt lastete. Es fehlten vertraut gewordene Gesichtszüge, die sich wie eine exakte Heimatlandschaft im Gedächtnis eingebuddelt hatten. Eine Ruine, die in den Windungen zwischen Gehirn und Herz erbaut worden war. Ein Graben, dessen Inhalt im Boden der unsichtbaren Vorstellung absackte, um dort darauf zu warten, erneut von der lückenhaften Erinnerung ausgehoben zu werden, immer Stückweise, nie in einem Ganzen, lediglich in periodischen Abständen als beschädigte und veränderte Fragmente erneut aufzutauchen, um gegeben falls wieder als Frack zu enden.
 

Ichigo versuchte, seine innere Gefühlswelt abzuschotten und sich in der fragwürdigen Kunst des Vorgaukelns von falschen Tatsachen zu probieren. Doch er wusste, dass er kein guter Schauspieler war. Er gehörte zu jenen Dilettanten, die in abgehackter, keineswegs authentisch erscheinenden Spielart, dem Zuschauer weismachen wollten, dass sie eine andere Figur verkörperten, obwohl sie lediglich eine abstraktere Art ihrer Selbst projetzierten. Und er wusste, sein Publikum würde nicht auf seine Maskerade reinfallen, wenn er nicht eine zweite Maske unter der eigentlichen tragen würde.
 

So kam es, dass er zwar von seinen Freunden und seiner Familie in Ruhe gelassen wurde und keiner ihn explizit darauf hinwies, welch fragwürdiges und für ihn höchst untypisches Verhalten er an den Tag legte, dennoch schwiegen sie dezent darüber. Was ihm geradezu recht war. Denn er hatte alle Hände voll zu tun, um mit sich selbst klar zu werden.
 

Mit einem ungehaltenen Murren schlug er die Haustür zu, ignorierte das Gezeter, das mit einem gehörschädigenden Lärm aus dem Wohnzimmer zu ihm herüber schallte und schlürfte mit lustlosem Blick in Richtung Treppe.
 

„Hallo Karin.“, brummelte er zwischen halb geschlossenen Lippen, als er an seiner kleinen Schwester vorbei ging.

Diese sah ihn mit zusammen gezogenen Brauen an, behielt jedoch ihre Gedanken, angesichts seines Auftretens für sich, und erwiderte seinen Gruß.

„Hey Ichi, willst du mit uns Fernsehen?“

Im Wohnzimmer schepperte es und ein halblauter Fluch drang zu ihnen herüber.

Ichigo zog eine Braue skeptisch nach oben und schielte in das Zimmer, in dem der Fernseher stand. Dort stand sein Vater, in voller Größe aufgebaut, vor der flimmernden Kiste und drohte dem Bildschirm an, dass wenn dieser nicht in wenigen Sekunden kooperieren würde, er ihn in seine kleinsten Atome pulverisieren würde. Der einzige Kommentar seitens des Fernsehers war ein kurzes, helles auf Flimmern, ehe er endgültig schwarz wurde.
 

„Hm, lieber nicht.“, meinte Ichigo.

Karin stöhnte laut auf und schlug sich die Hand gegen die Stirn.

„Papa! Du kannst nicht unseren Fernseher Schrotten! Dafür wirst du eindeutig nicht bezahlt!“, sie verdrehte genervt die Augen, dann sah sie zu ihrem großen Bruder hin, der sich mit glanzlosem Blick die dargebotene Szenerie angeschaut hatte. Sie entdeckte dunkle Augenringe, die wie hauchzarte Schatten auf der unnatürlich weiß erscheinenden Haut hervor stachen.
 

Als er ihrem Blick begegnete, grinste sie ihn schwach an.

„Hoffen wir mal, dass Paps lediglich etwas mit dem Sendersignal angestellt hat und wir uns nicht doch noch einen neuen Fernseher anschaffen müssen.“ Griente Ichigo zurück und fuhr sich durch die stacheligen Haare.

Karin nickte nur, dann drehte sie sich mit unheilvollem Blick zu ihrem kindlich herumspringenden Vater um. Angriffslustig schob sie ihre Ärmel nach oben.

„Das werden wir gleich erfahren. Ich oder Yuzu rufen dich, wenn es Essen gibt.“, rief sie noch über die Schulter, ehe sie sich ins Gefecht im Wohnzimmer stürzte.
 

Kurz musste Ichigo leicht lächeln.

Das war nun mal seine Familie und er war nicht gewillt diese aufzugeben oder gar einzutauschen.
 

Als er mit bleischweren Füßen die Treppe hochstieg, fühlte er wie eine Welle an übersprudelnden Bildern aus Erinnerungen über ihn hereinbrach, ihn unter sich versenkte und er langsam spürte, wie seine Seele sich windend dort ertrank. Stück für Stück wurde sie tiefer gezogen in jenes bunte, farbenprächtige und mit widersprüchlichen Emotionen prall gefüllte Bildermeer, wo das Oben sein Unten verlor, um sich in einer völlig fehlgeleiteten Existenz wiederzufinden. Unwillkürlich musste er schlucken. Ein Knoten hatte sich in seinem Hals festgesurrt und hinderte ihn daran ordentlich zu atmen.
 

Seine eigene Zimmertür kam ihm plötzlich so unendlich weit weg vor. Mit jedem Schritt den er auf sie zukam, schien sie sich systematisch von ihm zu entfernen. Er spürte, wie etwas Unsichtbares auf seinen Wangen bröckelte, Risse bekam und sich langsam, wie eine alte, verbrauchte Haut von seinem Gesicht löste. Und mit ihr, fiel sein steifes Maskenspiel in sich zusammen, als würde man eine Karte aus einem hochkomplexen Kartenhaus herausziehen und somit eine tragende Wand dem instabilen Gebäude entriss. Alles fiel, wie ein laues Wispern zwischen den grünen Baumkronen in sich zusammen.
 

Er tat den letzten Schritt und stand nun, wie gebannt vor der verschlossenen Tür. Er schwieg, baute um sich herum eine Mauer aus Stille und ein stummer Schrei stand in seinen Augen geschrieben. Es war nicht der Schlag gewesen, der ihn so zusetzte, der ihn in seinen Grundfesten erschüttert hatte. Auch nicht die nachfolgenden Kopfschmerzen. Nein, es war etwas, dass ihn unmerklich mehr erschütterte, als jemals eine schreckliche Erkenntnis davor.
 

Kurz verweilte er in einem atemlosen Augenblick vor seiner Zimmertür, dann hob er, wie in einer Zwischenwelt von Traum und Wirklichkeit gefangen, langsam die Hand, drückte die Klinke herunter und betrat eine neue Dimension.

Eine Nacht, mit ihrem kargen Kleid des vertraut erscheinenden Schlafzimmers, gewandt in den Tüchern der Verhüllung, damit jene Erinnerungsfetzen für eine kurze Weile dort blieben wo sie waren: im Vergessenen.
 

Lustlos schmiss Ichigo seine Tasche in eine Ecke und stand einfach nur da, den Blick irgendwo zwischen Tür und Angeln verloren, vollkommen leer und ausdruckslos. Seine Augen hatten aufgehört zu sprechen und verschlossen ihre Münder, um in ein unbegrenztes Schweigen einzutauchen. Er wusste nicht für wie lange diese innerliche Haltung bleiben würde, er wusste lediglich, dass es sich anfühlte als wäre er an einem Ort, wo er zwar nicht altern würde, jedoch die Zeit einfach an ihm vorüberzog, wie ein stetiges Wasserrauschen in der Dunkelheit.
 

Erst als er seinen Blick hob, wurde er sich bewusst, dass er genau auf jener Stelle stand, wo Grimmjow ihn geküsst hatte und dann…

Ein schmerzvoller Ausdruck huschte über sein Gesicht, seine Mundwinkel zuckten traurig und er ballte seine Hände zu Fäusten.

Er spürte sie immer noch, die hungrigen Lippen des Blauhaarigen, wie sie sich zärtlich auf die seinen gelegt hatten. Zu zärtlich, viel zu sanft, als dass er es ertragen konnte. Das Gefühl war immer noch da mit all seinem sanften Charakter. Es war nicht penetrant, aufdringlich, es war schlicht und ergreifend mit all seiner Bescheidenheit da.
 

Ichigos Finger lockerten sich leicht, als er seine Augen schloss, sie zitterten in einem unstetigen Takt, gaben einen kurzen Blick frei auf seine innere Kälte, die er empfand, seit diese, völlig unerwartet, weichen Lippen nicht mehr da waren und dass dazu gehörige Gesicht ebenfalls. Der warme Körper, ebenso stark wie geschmeidig, sendete seine pure, reine Energie nicht mehr in konzentrierten Wellen ab, in denen der feine Nachgeschmack aus animalischen Trieb und Adrenalin mitschwang, war nicht mehr auffindbar in seiner Nähe. Die unendlichen, azurblauen Seelenspiegel, in denen die unverhohlene Anziehungskraft der Gletscher und Attraktivität der natürlichen Freiheit so klar wiedergegeben wurden, wie in einem Bergsee, schienen für immer fort zu sein. Der charakteristische grimmige Zug um den einladenden Mund und die stetig zornig nach unten gezogene Augenbraue, nichts war mehr da.
 

Es waren nur wenige Tage, in denen Grimmjow hier bei ihm gelebt hatte, obwohl er das noch nicht mal so nennen konnte, wohl eher kurzfristige Unterkunft, doch es hatte ausgereicht um etwas Neues in ihm in Gang zu setzen, dass nun ein unvorstellbares Maß angenommen hatte. Es war exponentiell gewachsen und schoss nun unaufhaltsam in die Höhe.
 

Als Ichigo wirklich bewusst wurde, was der blauhaarige Espada verursacht hatte, war es bereits zu spät gewesen. Sein (eigentlicher) Feind war fort und ein Teil von dem jungen Shinigami war ebenfalls spurlos verschwunden. Im Sand der Ereignisse hatte er seine eigenen Fußspuren verloren. Nun irrte ein Teil seines Verstandes orientierungslos umher, ohne Anhaltspunkt wohin, lediglich eine ungeschriebene Sehnsucht tief aus seiner Brust entspringend, trieb ihn in eine ungewisse Richtung voran.
 

Jene Sehnsucht war so erdrückend einnehmend und erschien ihm so reell, dass er befürchtete nicht wirklich damit klar zukommen und der Einzige, der eine uneingeschränkte Lösung darstellte, war nun mal Grimmjow, der einfach abgehauen hatte und Ichigo allein im Sumpf der depressiven Gedanken alleine ließ.
 

Völlig kraftlos ließ dieser sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen.

Langsam aber unaufhörlich driftete er ab in eine konfuse Traumwelt, die ihn in eine neue Wunschetage abschweifen ließ, wo er das fühlen konnte, was er so dringend spüren wollte.
 

***
 

Sie waren überall, gewitzte Fingerspitzen, die tänzelnd über seine Haut strich, sanft seine Wangen entlangfuhr, mal mehr Druck ausübten, mal weniger. Kräftige Hände, zum Töten gedacht, ruckelten an ihm, er spürte einen Schlag, doch es tat nicht weh. Wenige Sekunden später wurde sein Kinn sanft nach oben gedrückt. Er spürte sengende Hitze, die mit ihrem heißen Atem über seine Lippen strich, sich über jede freie Stelle seines Körpers ausbreitete und dort eine kribbelnde Kälte hinterließ, anstatt nachwehender Wärmer.
 

Ichigo seufzte auf.
 

Zart wurden weiche Lippen auf die seinen gelegt. Pressten sich verzweifelt gegen seinen Mund. Die Hände wurden langsamer, sinnlicher, wie ein kurzer Windstoß in einer lauen Sommernacht. Er wollte nach der Person greifen, die heiß und schwer auf ihm lag, ihre Nähe zueinander vertiefte mit jeder kurzen aufglühenden Berührung, die wenige Augenblicke später eiskalt wurde. Hitze und Kälte tanzten miteinander in einem Wirrwarr aus Gefühlen und aufsprudelnden Emotionen.
 

Doch plötzlich, als hätte jemand einen Kurzschluss herausgefordert, war die kribbelnde Spannung fort, viel in sich zusammen und ein letztes auflodern einer Berührung flammte in der Ferne auf, um im Nichts der Weite zu erlöschen.
 

Keuchend riss Ichigo seine Augen auf. Sein Brustkorb hob und senkte sich in abgehackten Atemzügen, zitterte unter den plötzlich viel zu kalten Schauern, die seinen Körper mit klammen Fingern schüttelten. Kühler Schweiß perlte an seiner Stirn hinab und tropfte lautlos auf sein Kissen. Desorientiert sah er sich um. Er war noch immer in seinem Zimmer…
 

Er war alleine in seinem Zimmer, niemand sonst war hier, außer ihm.
 

Ichigo schluckte hart. War das ein Traum? Eine Illusion von seinem umnebelten Hirn? Er konnte es nicht genau sagen. Ruhelos zuckten seine Augen umher, suchten in der Finsternis der Nacht nach einem vertrauten Umriss, ein Schatten, der sich einst mit seinem eigenen vereinigt hatte.
 

Ein verzweifelter Laut hatte sich seinen Lippen entrungen, bevor er überhaupt reagieren konnte. Sein Mund verzog sich bitter und seine braunen Seelenspiegel sahen vom wässrigen Schleier gebrochen in eine graue Welt hinein, deren Nuancen ineinander verschwommen um sich in einer kontrastlosen Triste zu verlieren. Ichigo wollte nicht weinen und er verweigerte seinem Körper, jene lösende Eigenschaft.
 

Sein Blick wurde von dem Fensterbrett festgehalten.

Das Fenster war immer noch geöffnet, ließ die Nacht von draußen hinein, hieß sie willkommen, damit sie sich im Inneren des Raumes ausbreiten konnte. Doch dieses Fenster schien mehr für ihn von Bedeutung zu haben, als es den Anschein hatte. Es war ein Übergang von der Welt außerhalb seines Zimmers und umgekehrt. Es war eine Verbindung, die zwei Ebene zueinander führen konnte, ohne sie in ihren Grundeigenschaften zu verändern. Konnte es auch so etwas für ihn geben? Für seine vollkommen nicht rationalen Gefühle, sein Herz, dass sich in die falsche Richtung zu verlieren schien?
 

Er stöhnte gequält auf.

Es würde ihm reichen, wenn er endlich Grimmjow finden könnte und ihn so zur Rede stellen könnte. Doch dafür musste er jemanden finden, der nicht gefunden werden wollte.
 

Ichigo drehte sich auf die Seite, den Blick fest auf das Fenster fokussiert und fasste einen Entschluss: Er würde Grimmjow finden und ihm seine Meinung geigen!

Wiedersehen

„Wir sind Feinde und dennoch sind wir in unseren Seelen Vertraute. Wir gehören zwei unterschiedlichen Welten an, doch verbindet uns eine Brücke, die unzerstörbar scheint. Wir bringen einen neuen Teil in die Welt des jeweils anderen. Wir können nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Wir sind zwei und dennoch eins.“
 

Wassertropfen hatten manchmal eine verdammt nervige Angewohnheit. Sie konnten sich der physikalischen Anziehungskraft der Erde nicht entziehen und strebten immer danach ihr entgegen zu kommen, was manchmal nicht zugunsten von einem Selbst war, denn sobald die Tropfen im freien Fall waren, war alles, was ihnen im Weg stand ein potentielles Hindernis, auf dem man wunderbar zerplatzen konnte. Was Ichigo jedoch am meisten ärgerte, war, dass jeder Wassertropfen, der von seinem Haar abperlte und hinab fiel, sich dazu berufen gefunden hatte, ihm in die Augen zu tropfen. Kein angenehmes Gefühl, wenn die Tropfen nicht gänzlich aus Wasser bestanden. Sie schienen immer noch einen klitzekleinen Anteil vom Shampoo in sich zu tragen, dass nun, zwar nicht äußerst schmerzhaft, aber dennoch unangenehm in seinen Augen brannte.
 

Die Tatsache jedoch, dass er mit pitschnassen, frisch gewaschenen Haaren durch die Straßen hetzte, spielte dabei keine große Rolle, lediglich der dabei entstehende Nebeneffekt war nicht so sehr erwünscht. Ichigo vermutete mürrisch, dass er durch die nächtlichen Temperaturen plus seine nassen Haare, am nächsten Morgen krank sein würde. Zwar war es nur eine Möglichkeit, die geschehen konnte, doch daran zu denken, dass es eventuell so sein könnte trug nicht gerade dazu bei seine Laune anzuheben, die sich seit den letzten Tagen immer mehr Richtung dunkelste Abwässer der Depression verabschiedet hatte. Anscheinend gab es dort in den finsteren, kalten Ecken angenehme Plätze mit Sonnenstühlen, wofür die Stühle gut geeignet waren, konnte niemand genau sagen.
 

Ichigo hatte, bis vor wenigen Minuten geduscht, als plötzlich jemand zaghaft gegen die Badezimmertür gehämmert hatte. Es war seine jüngere Schwester Yuzu gewesen, die mit verwirrter Stimme erklärte, dass ein rothaariger, wildrumfuchtelnder Mann in Ichigos Zimmer stand und sie etwas dämlich angeguckt hatte, als sie ihn – höflich wie Yuzu eben war – gefragt hatte, was er hier wollte. Doch als das kleine Mädchen Kon entdeckte, der von diesem seltsamen Kerl geschüttelt wurde, musste sie doch eiligst ihren Bruder Bescheid sagen, was dort seltsames in seinem Zimmer geschah. Ichigo musste schon leicht grinsen, als er zurück dachte, was für ein Chaos Renji angestellt hatte, als er einfach so bei ihm reingeplatzt war. Zum Glück hatte der Orangehaarige alle Missverständnisse beseitigen können und Yuzu wurde hastig vor Renji in Sicherheit gebracht.
 

Kurz darauf erfuhr Ichigo den Grund, warum der rothaarige Shinigami bei ihm war. Man hatte verdächtige Aktivitäten von Hollows festgestellt. Und, das war dann auch der prägende Auslöser gewesen, warum Ichigo so rasch zugesagt hatte, man hatte den Aufenthaltsort von einem ganz bestimmten Espada herausgefunden.
 

Für wenige Augenblicke hüpfte es aufgeregt in seiner Brust. Blut wurde in einem schnelleren Rhythmus durch seine Adern gepumpt, als sein Herz auf die Welle an hyperaktiven Hormonen reagierte, einzig durch einen regsamen Gedanken animiert, den blauhaarigen Gefühlstrampel von Arrancar wieder zu sehen.
 

„Bist du dir sicher, dass es ein Espada war?“, er sah nicht zu Renji, der neben ihm her lief, sein Blick war wie gebannt nach vorne gerichtet, in jene Richtung, wo er glaubte die wilde spirituelle Energie von Grimmjow zu spüren. Sie schien wie ein Echo eines anderen Herzschlags zu ihm herüber zu hallen.
 

Renji schnaubte beleidigt.

„Natürlich! Was glaubst du denn?“, grummelte er und es blitzte leicht wütend in seinen Augen auf.

Ichigo grinste nur leicht und zuckte provokativ die Achseln.

„Man weiß ja nie.“

Wieder vernahm er ein zorniges Schnauben von der Seite, doch Renji schwieg, anstatt ihm eine Gegenantwort an den Kopf zu schleudern. Er war viel zu sehr darauf konzentriert den Arrancar zu Orten, als dass er sich großartig ablenken lassen wollte.
 

Auch Ichigo fokussierte seine Gedanken auf diesen einen Punkt, der in so unendlich weiter Ferne zu liegen schien, gleichzeitig jedoch wurde er das Gefühl nicht los, dass Grimmjows Reiatsu direkt neben ihm war. Es war so lebendig und wild, völlig zügellos und animalisch, trug so viel von dem Charakter seines Inhabers mit, dass dem orangehaarigen Jungen hin und wieder die realen Umstände entglitten und er dachte, er müsse sich nur zur Seite wenden, die Hand ausstrecken um sie anschließend in den vertraut gewordenen Stoff des Blauhaarigen zu vergraben, diesen dann zu sich heran zu ziehen, um endlich wieder jenen wunderbaren Körper an sich zu spüren. Doch sobald seine Augen kurz zur Seite zuckten, wurde ihm bewusst, dass keiner, außer Renji, neben ihm stand. Und mit einem Mal fiel alle Illusion in sich zusammen, ein Scherbenhaufen ohne Ordnung, komplett losgelöst von dem physikalischen Naturell der Welt.
 

Er beschleunigte sein Tempo, trieb ihn doch der sehnlichste Wunsch an, Grimmjow endlich erneut mit eigenen Augen zu erblicken. Immer noch pulsierten die kräftigen Energiewellen von Grimmjows spiritueller Energie, brachten die Atmosphäre schier zum Vibrieren, sie schien unter der geballten Kraft zu zittern, leitete sie in rhythmischen Abständen weiter. Er konnte spüren wie die Energie des Blauhaarigen sanft seine eigene streifte, sie liebkosend berührte, hauchzart. Sie hinterließ ein immer stärker werdendes Kribbeln, das sich mit einer ruhigen Bestimmtheit in seinem Geist ausbreitete, bis er glaubte daran zu vergehen.
 

Doch auf einmal mischte sich etwas Unruhiges hinein, etwas Gefühlloses und Kaltes, das mit seinen grauenvollen Fingern gierig nach Ichigos Seele griff. Es hatte nichts mehr mit Grimmjow zutun, gehörte jemand fremdes an, dessen boshafter Geist, wie ein dunkler, undurchdringlicher Nebel schwer über den anderen Energien lag. Er schien alles in sich aufzusaugen um es anschließend zu vernichten. Der schwarze Nebel wollte alles in sich einnehmen, es bis zum letzten Tropfen Leben aussaugen um es mit einem genießerischen Schmatzen vollkommen zu verschlingen. Ein Nebel, der aus einem endlosen schwarzen Loch zu kriechen kam, ohne eine errettende Möglichkeit, die ihn aufhalten konnte.
 

Bei dem Gedanke, Grimmjow könnte irgendetwas geschehen sein, verkrampften sich seine Innereien, zogen sich ruckartig zusammen und veranlassten ihn dazu leise nach Luft zu schnappen. Sein Verstand wand sich unter stummen Schreien vor Qual, bei jenen schrecklichen Bildern, die seine Vorstellung vor seinem inneren Auge projetzierte. Er blieb stehen, verfolgte mit angespannten Sinnen der fremden Energie, sah in jene Richtung, wo er sie spürte und stieß sich mit bleichem Gesicht vom Boden ab und rannte los.
 

Rannte so schnell er konnte, um rechtzeitig bei Grimmjow zu sein, um diesen zu helfen, ob der Sexta Espada es nun wollte oder nicht, dass war ihm im Grunde vollkommen egal. Hauptsache er stand seinem ursprünglichen Feind bei. Ichigo hörte noch Renjis verwunderten Aufschrei, wie er ihm nach rief, doch der braunäugige Shinigami ignorierte ihn. Ichigo lief einfach weiter, bekam nur am Rande mit, wie die Umgebung, einem stetigen Strom aus verwaschenen Farben gleich, an ihm vorüber schwamm, als wäre sie nur ein treibendes Stück Holz im endlosen Strom, der aus dem Refugium der Welt entschlüpft war.
 

Als er an dem Ursprungsort angekommen war, erkannte er zwischen den dunklen Schatten der hochaufragenden Bäume nichts. Er war auf einem kleinen Waldstück, stand direkt davor, die Wiese unter seinen Füßen wogte sich sacht im Nachtwind und war vom Wille der Natur noch nicht vollkommen eingenommen, denn sie hatte noch keine Büsche oder dergleichen, die ankündigten, dass die Wiese in den Wald übergehen wollte.

Eine lautlose Bewegung, nicht mehr als ein Schemen in seinen Augenwinkel, ließ ihn zur Seite sehen. Plötzlich erschallte ein lautes Krachen, Bäume zersplitterten Holzstücke flogen knirschend umher, um sich anschließend, wie messerscharfe Speere im Boden zu vergraben. Eiligst zog Ichigo sein Zangetsu raus und wehrte mit einem unterdrückten Keuchen ein, auf ihn mit rasender Geschwindigkeit zufliegender Splitter ab.
 

Er sah von dem dunkel schimmernden Stück Holz auf, blinzelte verwirrt, fasste sich jedoch schnell wieder. Denn irgendetwas stimmte hier gewaltig nicht! Er schloss kurz die Augen, sammelte seine Sinne und tastete mit seinen Gedanken nach dem fremden Reiatsu. Eine Zeitlang spürte er nichts, dann wurden seine Sinne vom Atem ferner Gletscher und erfüllender Freiheit umgarnt. Wilde, reine Energie, die pulsierend gegen die seine drückte, mit ihr spielte, als wären ihre Reiatsus zwei eigenständige Wesen, mit einem eigenen Charakter und dem Willen, mit dem jeweils anderen zu spielen, zu tanzen, gegen ihre eigentliche Natur zu handeln.
 

„Grimmjow…“
 

Braune Augen verweilten irritiert und dennoch so unglaublich hoffnungsvoll in den seinen, dass er Schlucken musste. Mit allem hätte er gerechnet, doch als er mit einer alles umfassenden Intensivität die Gegenwart von Ichigo gespürt hatte, war ein Teil seines Herzens zusammen gefallen, während der Rest aufgeregt in den Himmel springen wollte. Er starrte mit unbewegter Miene zu dem orangehaarigen Jungen rüber. Wusste dieser überhaupt in was für einer Gefahr er steckte? Die Muskeln unter der weißen Kleidung spannten sich an, zitterten leicht, als Grimmjow mit seinen Sinnen nach seinem Gegner Ausschau hielt, doch da war nichts mehr. Grummelnd verzog er den Mund ganz leicht. Erst taucht dieser seltsame Kerl plötzlich vor ihm auf und nun, wo der Kampf richtig losgelegt hatte – und dieser fremde Typ endlich die Klappe gehalten hatte – war er einfach verschwunden.
 

Immer noch blickte er in Ichigos Augen, doch nun las er wilde Wut, die sich mit polterndem Schrei gegen ihn wendete. Innerlich lächelte er leicht. Was hatte er erwartet, nach all seinen Aktionen? Dass Ichigo einfach darüber hinweg sah, dass er ihn zuerst geküsst und anschließend KO- geschlagen hatte?
 

„Warum?“, Grimmjow bekam bei diesem leisen Laut ein seltsames Gefühl, dass sich um seine Sinne legte, sie leicht betäubte, während er weiterhin versuchte nach außen hin ruhig und gelassen zu wirken. Ichigo hatte den Mund weiterhin zur Frage geöffnet, doch er verschwieg sie. Nach wenigen Sekunden schloss er ihn auch wieder und schüttelte den Kopf. Das hatte alles so keinen Sinn.
 

Grimmjow sah noch, wie die surrende Klinge von Zangetsu auf ihn niedersauste. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, ja das war eher die Sprache, die er zurzeit sprechen wollte. Auch wenn seine innere Bestie wieder angefangen hatte sich unruhig zu regen. Ihre triefenden Lefzen zu lecken und mit wildem Blick auf ihr erlösendes Opfer starrte. Ohne großartige Schwierigkeiten, wich der Blauhaarige dem in Wut ausgeführten Schlag aus. Er drehte sich zur Seite, holte im entstehenden Schwung aus und trat mit voller Wucht nach Ichigo. Dieser schaffte er nicht mehr sein Schwert zwischen den Angriff zu ziehen, dafür jedoch seinen Ellbogen. Mit einem leisen Keuchen blockte er den Angriff ab und sah den Sexta Espada mit funkelnden Augen an.
 

„Sag mir wenigstens Warum, du so einen Mist veranstaltest hast, Grimmjow!“, knurrte Ichigo dunkel und sah ihn durchdringend an.

Der Angesprochene legte den Kopf fragend schief und betrachtete ihn mit vollkommen leerem Blick, ohne Gefühle, ohne jene Freiheit, die er sonst in sich barg. Nun stand wieder der alte Sexta Espada vor ihm, der die Zerstörung bis zur Perfektion verkörperte, nicht jener Teil, der sich mit Wärme gefüllt hatte.
 

„Ichigo, bist du dir überhaupt im Klaren, was wir sind?“

Diese einfache Aussage, war im kompletten Gegensatz zum Auftreten des Blauhaarigen. Es verbargen sich so viele umherschwirrende Gefühle darin, dass es Ichigo heiß und kalt über den Rücken lief. Es waren Tropfen von einem gewaltigen Gewitter, das sich unaufhaltsam zusammenbraute. Dunkle Wolken, gefährlich mit ihrer Fracht: den Blitzen. Es Knirschte leise, als Grimmjow sich mit ruhigen, abwartenden Schritten auf den Shinigami zu bewegte. In seinen Augen funkelte es wild, animalisch, als würde Ichigo in zwei Seelenspiegel starren, die direkt aus dem Schlund der absoluten Freiheit zu ihm rüber sahen. Es hatte sich etwas Unberechenbares in den Blick des Blauhaarigen eingeschlichen, völlig unbemerkt von Ichigo, der nun damit konfrontiert war.
 

Grimmjow interpretierte sein Schweigen als seine Antwort, auf seine Frage. Missmutig verzog er den Mund, blieb stehen und musste mit seinem inneren Faulpelz kämpfen. Er hatte nicht den Nerv dazu Ichigo zu erklären, warum so etwas, was mit ihnen zu Geschehen drohte, zuzulassen, obwohl in ihm jede Zelle danach verlangte wieder die Wärme und den Geruch von Ichigo in sich aufzunehmen, ihn festzuhalten, damit sie ihren neugefundenen Anker beibehalten würden. Doch was war, wenn der Anker einem anderen gehören sollte? Wenn das Schiff, dem er eigentlich gehörte, auf dass des Blauhaarigen traf und mit Gewalt das errettende Schiffsteil an sich zu reißen, beide trennen wollte, weil es der Vernunft genüge, richtig war, während der nicht rational denkende Teil der Welt, qualvoll aufschrie und sich unter Schmerzen zusammen krümmen würde, würde eine solche Trennung folgen?
 

Kurz seufzte der Espada auf. Sah für einen Wimpernschlag knapp an Ichigos Gesicht vorbei, um dann erneut fest und unnatürlich ernst in die braunen Iris zu sehen.

„Du verstehst es nicht, oder?“, grummelte seine Stimme.

Er konnte wahrhaftig sehen, wie bei dem orangehaarigen Schüler der Geduldsfaden riss. Mit einem zornigen Aufschrei holte er zu einem unkontrollierten Schwinger aus, während Grimmjow sprach. Dieser wich der Attacke des Shinigamis erneut aus. Zornig knurrend holte Ichigo zu einem Tritt aus, um dem immer noch grinsenden Arrancar, genau jene Mimik aus dem Gesicht zu prügeln. Das überhebliche Grinsen machte ihn rasend!
 

Doch wenn Ichigo sich eingestand, dann schienen die blauen Azurs des anderen eine völlig andere Sprache zu sprechen, als dass Grinsen auf seinen Lippen vermuten ließ. Kurz huschte Grimmjows Blick erneut an Ichigo vorbei und entdeckten Renji, der gerade erst gekommen war. Rasch wandte sich der Sexta Espada, wieder seinem Gegner zu, dessen orange Haare wild abstanden und im diffusen Licht der Nacht seltsam gespenstig leuchteten.
 

Wieder wich er einem Schwerthieb aus, fesselte Ichigo mit seinem Blick, so dass dieser erst viel zu spät merkte, in welche Richtung der andere ausgewichen war. Denn anstatt nach hinten oder zur Seite zu weichen, hatte der Blauhaarige einen gewandten Schritt nach vorne gemacht, genau in eine Lücke, entstanden beim Angriff des Shinigamis, dort duckte er sich leicht, holte aus und drückte Ichigo eine ordentliche Ladung Zero in die Magengrube. Erschrocken weiteten sich die braunen Seelenspiegel, ehe ihr Besitzer davon geschleudert wurde und krachend im Unterholz verschwand.
 

Bevor Renji überhaupt reagieren konnte, war Grimmjow ebenfalls im Labyrinth der Baumstämme verschwunden. Dieser lief geradewegs dorthin, wo der Verlauf von Ichigos ungewolltem Flug entlang lief. Ichigo selbst ächzte gequält auf, als sein Rücken mit ungebremster Wucht gegen einen Baumstamm krachte. Kurz brach ein regelrechtes Blitzlichtgewitter hinter seinen, vor Schmerz zusammen gekniffenen Augen, ein und sendete wild durcheinander gewirbelte Lichterscheinungen in das Schwarz seiner Lider. Er öffnete seine Augen wieder, merkte wie sein Körper schlaff in sich zusammen sackte, wie er in den Kniekehlen ein knickte und vorne überkippte. Mit einem dumpfen Laut traf sein Kopf auf nasse Erde. Ein leises Stöhnen entwich seinen Lippen und er blieb einfach da liegen. Irgendetwas in ihm schien viel zu schwer zu sein für seinen Körper, drückte ihn nach unten und wollte sich der Anziehung der Gravitation nicht entziehen, ähnlich wie die Regentropfen zuvor.
 

„Steh auf! Du wolltest gegen mich kämpfen!“, hörte er jene grummelnde Stimme über sich knurren. Ein kaum erkennbares Lächeln umspielte sanft seine Lippen, doch es erlosch rasch wieder. Wurde ihm doch der Grund seines eigentlichen Kommens wieder bewusst. Er wollte Grimmjow ordentlich seine Meinung geigen und wenn er dazu Gewalt anwenden musste!
 

Ein dumpfer Laut, halb Knurren halb Stöhnen, entkam seinem Mund, als er sich erhob. Mit einem zornigen Blick stellte er sich dem Blauhaarigen gegenüber, Zangetsu in voller Bereitschaft in der Hand. Er ignorierte das leichte Schwindelgefühl und die plötzlich schwankende Welt in seinem Blickwinkel.
 

Vom Zorn wildes, ungezügeltes Braun traf auf unendlich tiefgehendes und grimmiges Blau. Beide versanken in dem jeweilig anderen Spiegel, der anderen Seele. Für einen winzigen Moment sagten sie nichts, standen sich ohne jegliche Regung einfach nur gegenüber, dann breitete sich ein schadenfrohes Grinsen auf den Lippen des Sexta Espadas aus. Ichigo konnte gerade noch im letzten Moment mit einem hastigen Sprung zur Seite ausweichen, als eine blitzschnelle Faust an ihm vorbeischoss und sich mit einem splitternden Krach im Stamm eines mächtigen Baumes vergrub. Das stämmige Holz einfach durchschlug, als wäre es nichts weiter als ein weiches Kissen voll mit flauschiger Watte.
 

Ohne großartige Probleme hatte Grimmjow seine Hand wieder aus dem Holz gezogen und konnte noch rechtzeitig den Fuß des orangehaarigen Jungen abfangen, doch dieser hatte etwas mehr Schwung gehabt, als der Arrancar vermutet hatte und schleuderte diesen somit zu Boden. Als Grimmjow noch blinzelnd dalag, schmiss sich Ichigo mit einem wütenden Aufschrei auf diesen, bevor er überhaupt die Chance gehabt hatte sich aufzurichten.
 

Ichigo griff geschickt nach den Armen, die ihn von dem Körper unter sich wegschleudern wollten und hielt sie mit einer ungeahnten Kraft fest. Schwer atmend lagen sie nun da. Der braunäugige Schüler saß mit seinem Körper auf der Hüfte des blauhaarigen Espadas und starrte diesen aus ernst dreinblickenden Augen an.
 

Es verstrich eine kurze Zeit, kaum greifbar mit den zeitlichen Messeinheiten auf der Welt, in der sie sich einfach nur ansahen. Viel zu kurz und doch so unglaublich, schmerzlich lang.

„Warum bist du einfach abgehauen?“

Ichigo wollte sich verfluchen, sich selbst eine scheuern, dafür, dass seine Stimme so leise und zerbrechlich klang, viel zu viel von seinem derzeitigen Inneren preisgab, hätte er gewusst, dass Grimmjow ihm einfach nur in die Augen zu sehen brauchte, um zu wissen, was in ihm vorgeht, hätte er sich bestimmt diese verbunden, war es ihm doch unangenehm, wenn jemand hinter all seine Maskeraden blickte. Er biss sich in einer innerlich verzweifelten Geste auf die Unterlippe, die unbewusst begonnen hatte zu zittern. Die kalte, unerbittliche Härte in den azurblauen Augen schmolz dahin, wie Schnee unter den ersten Strahlen des Frühlings, wich einem nie gekannten Schmerz, der den Panther überschattete, wie ein drohendes Unheil.

Feindschaften können Liebschaften ergeben

„Die Kälte der Realität, die klare Auffassung der Analyse, die vollkommen gefühlslose Ansicht der Rationalität, alles Grenzen, die der geistesgegenwärtige Verstand kennt, doch bezieht sich das Handeln eines Menschen nicht nur rein aus den Worten seines Kopfes. Denn der Kopf ist nie allein unterwegs. Tief in den Gedanken klopft im stetigen Tackt das Herz. Ein Gewissen, dass es schafft Grenzen zu brechen und mit der bloßen Vorstellung und der Interpretation die gesehenen Dinge im neuen Licht der erfrischenden, aber auch bedrückenden Phantasie erleuchtet.“
 

„Ichigo…“, es klang so sanft und verstärkte das Gefühl einen erstickenden Kloß im Hals stecken zu haben nur noch mehr. Ließ diesen wachsen, bis man zu ersticken glaubte. Ein festes Geschwulst geformt aus den ungeordneten, völlig außer Kontrolle geratenen Gefühle, die wie ein Sturm in Ichigo tobten, kreischend zu Donner wurden, um im schwarzen Himmel der Verzweiflung unterzugehen, dort verschluckt zu werden um in einer fernen Weite zu verhallen. Unruhig huschte der Blick aus braunen Augen hin und her, schien wie eine erlöschendes Licht in der Ferne zu flackern, als suche er einen Ankerpunkt, an dem er sich festhalten konnte, ohne zum Untergehen geweiht zu sein.

Der Griff um Grimmjows Armen lockerte sich kaum merklich unter der Flut an Gedanken, die der Blauhaarige in den Augen des Menschen lesen konnte. Er entschlüpfte den Händen des Jungen und verbarg sein Gesicht mit einem vernehmlichen Seufzer unter seinen Unterarmen.
 

„Verflucht, Grimmjow! Du kannst mich nicht einfach… einfach…“, Ichigo stolperte in seinem Satz über jenes peinlich anrührende Wort, es war wie ein hin und her fallender Gegenstand auf seiner Zunge und wollte sich nicht einfangen lassen, so ließ er es einfach aus und führte seinen Satz ungerührt darüber fort: „und dann abhauen.“, seine Finger krallten sich, in seiner Hilflosigkeit eingefangen, im weißen Hemd des anderen. Der Orangehaarige konnte spüren, wie sich die trainierte Brust des Arrancar unter einem lauten Seufzer dehnte.
 

„Ist dir eigentlich klar, was wir getan haben? Du bist mein Feind und ich deiner! Hast du vergessen was ich wirklich bin oder will dir diese Tatsache nicht in deinen Kopf?“ Grimmjow nahm seine Arme vom Gesicht und sah Ichigo durchdringen an, ein Ausdruck der Pein huschte über die blauen Augen. Kurz arbeitete es in seinem Gesicht, dann hob er langsam seine Hand, berührte kaum merklich, mit intensiver Zärtlichkeit, die warme Wange des Menschen mit den Fingerspitzen. Sofort kribbelte ein altbekanntes Gefühl von gemächlich erwachenden Hungers in seinem Geist.

„Ich bin ein Hollow und du weißt ganz genau woraus meine Nahrung besteht.“
 

Ichigo vergaß für eine Winzigkeit die gegebenen Umstände und genoss jene unglaublich warme und herzliche Geste des anderen, war es doch selten anzutreffen einen Espada in einem vergleichbaren Zustand anzutreffen, es sei denn er verfiel in einen betörenden Rausch des Mordens, doch diese Art von Zuneigung endete leider oftmals im großen Fiasko.
 

„Ja ich weiß was eure Nahrung ist… Aber du hast nur minimal von meinem Reiatsu…“, weiter kam er nicht, denn Grimmjow unterbrach ihn barsch, „das reicht bereits aus um nur auf den Geschmack zu kommen.“

Ichigo verkrampfte seine Finger stärker in dem Stoff. Er versuchte ein gelockertes Grinsen aufzusetzen, doch es wirkte fad und unecht.
 

„Na wenigstens bist du auf den Geschmack gekommen.“ – „Ichigo! Willst du es nicht raffen oder kannst du es nicht?!“ Grimmjow sah ihn aus wütenden Gletscherseen an. „Wir sind beide natürliche Feinde, noch dazu habe ich dich beinahe zu Tode geprügelt.“, beim letzten Teil seines kleine, verbalen Wutausbruches biss er sich unweigerlich, sobald er geendet hatte auf die Zunge und schaute zur Seite. Seltsam dass er irgendwann einmal seine Taten bereuen würde. Ein völlig neuartiges Gefühl, diese Reue und sie gefiel ihm ganz und gar nicht, war sie nur eine weitere Facette von Angst beziehungsweise Feigheit und Verweichlichung. Es war ein komisches Empfinden auf dass er getrost verzichten konnte.

Mit einem Laut, der den Blauhaarigen innerlich entzwei riss, vergrub Ichigo sein Gesicht an dessen Halsbeuge.
 

Ein bitteres Lächeln schlich sich auf die Lippen des Älteren.

„Sag nicht, dass du mir verzeihst. Sag mir nicht, dass du wirklich so naiv bist.“, vibrierten die Worte in seiner Brust. Die einzige Reaktion, die er hielt war eine sanfte, kaum erkennbare Bewegung des orangenen Haarschopfes. Grimmjow seufzte, hob eine Hand und griff sanft unter Ichigos Kinn. Seine Finger hoben es leicht an, so dass dieser ihn wieder ansehen musste und er diesem wieder in die Augen sehen konnte. Was er sah weckte eine menschlich anmutende Seite in seiner Seele, die er verloren geglaubt hatte, verschlungen von all seinen begangenen Taten. Die braunen Seelenspiegel waren von einem wässrigen Netz überspannt, dass jenes Innere hinter dem Spiegelglas unter einem gebrochenen Schleier lückenhaft preisgab.
 

Ohne Vorwarnung beugte sich Ichigo aus einem plötzlichen Impuls heraus nach vorne und legte seine bebenden Lippen gegen die seines eigentlichen Feindes. Als Grimmjow jedoch nichts weiter tat, außer ihn mit undefinierbarer Miene entgegen zu sehen, krallten seine Finger sich nur noch stärker in den Hemdstoff des Blauhaarigen. Langsam löste er sich wieder von dem Arrancar, konnte spüren, wie etwas Warmes in seiner Brust eingefrieren wollte, um nie mehr aufzutauen. Der Grund, jener grausamen Wandlung in seinem Inneren, schaute ihn weiterhin aus unergründlichen azurblauen Tiefen an, hielt ihn gefangen, ließ ihn reglos werden, verwandelte ihn von dem Anfänglichen Jäger in die gejagte Beute, einfach so, als wäre nichts weiter geschehen, als ob jemand lediglich eine Tür geschlossen hätte, mehr nicht.
 

Dann zog er Ichigo plötzlich zu sich, presste im ungestümen Verlangen seinen Mund gegen den des anderen. Unwillkürlich musste der Orangehaarige seine Augen schließen, glaubte er doch, dass sobald er sie weiterhin geöffnet lassen würde, dass alles sich als verschwommene Illusion seines dehydrierten Hirns erweisen würde. Ein leises Keuchen entfloh seinem Mund, als Grimmjow sich mit ihm in einer ruckartigen Bewegung umdrehte. Der jüngere der beiden löste seine Finger von dem Kleidungsstoff und ließ sie wie ein zerbrechlicher Flügelschlag eines frisch entpuppten Schmetterlings, über die entblößte Brust des Sexta Espadas streichen. Anschließend wanderten sie nach oben und vergruben sich in den weichen Tiefen des blauen Haares.
 

Langsam bewegte er seine Lippen gegen die kühlen, Verheißung versprechenden des Arrancar. Grimmjow knurrte dunkel und verstärkte den Druck seines Mundes auf dem des anderen. Als Ichigo lautlos aufseufzte, ergriff der Blauäugige seine Chance am Schopf und ließ seine Zunge hervorgleiten, um feixend über die zarte Unterlippe des jungen Mannes zu lecken.
 

Ein heißer Wirbelstoß durchfuhr Ichigos Körper als er die fremde Zunge an seinem Mund spürte, der mit seinen wohligen Temperaturen einen bittersüßen Nachgeschmack in sich barg. Zögernd ließ er das fremde Organ in seine Mundhöhle ein, hieß sie mit seiner eigenen willkommen. Es entbrannte ein verzweifelter, von Sehnsucht erfüllter Leidenschaft verglühender Kuss, der ihnen bald die nötige Luft zum Atmen raubte. Kurz trennten sie sich, um nach wenigen, schnappenden Luftstößen, sich erneut zu küssen, diesmal jedoch um einiges sanfter, zärtlicher, unendlich versöhnender.
 

„Außerdem…“, brachte Grimmjow zwischen zwei Küssen hervor, „bin ich viel zu alt für dich…“ Ichigo grummelte nur missmutig und wollte wieder die betörenden Lippen des anderen auf seinen eigenen spüren. Doch der blauhaarige Hollow war noch lange nicht fertig mit seiner kleinen, persönlichen Rede, somit löste er sich schnell wieder von Ichigo. „An sich bin ich ein alter, perverser Sack, der sich mit kleinen Jungs vergnügt, kein schönes Image, wenn du mich fragst.“, er gab einen Laut von sich, der wie ein Zwischending von Schnurren und Schnaufen klang, als er spürte, wie Ichigo ihm im Nacken zu Graulen begonnen hatte. Grummelnd und zu einem gespielt wütenden Fletschen verzogenem Mund, sah er runter auf Ichigo, der ihn unschuldig ansah.
 

„Was glaubst du bin ich dann?“, grinste dieser.

„Ein Junge, der sich an einem alten, senilen Sack ranmacht.“, unwillig schnaubte Grimmjow. „Ich bin nicht senil, Grünschnabel.“, daraufhin verschloss er, den zum Protest geöffneten Mund von Ichigo.
 

„Aber dennoch…“, flüsterte er sanft gegen die Lippen des Jüngeren, verursachte so ein Chaos aus heißen und kalten Schauern, die unregelmäßig über den Rücken des Shinigamis rannen. Ein Strom aus reinen Emotionen, voll mit der Lebendigkeit des Lebens. Er strich noch einmal über die Wange von Ichigo, bevor er sich gänzlich von diesem löste.

„… Bin ich dein Feind, Ichigo. Und dass weißt du genauso gut wie ich.“

Der Beginn der Bluttragödie

„Ein Meer aus Scherben. Eine stetige Tragödie, ohne Hoffnung auf ein Ende. Ein Schrecken, der im Nichts beginnt und sich bis ins Unendliche zieht. Die Dunkelheit eines wunderbaren Gefühls. Der Schatten der Liebe, er folgt ihr, ist da, wenn alles vorbei ist, wenn der Höhenflug im Absturz in die schwarze Tiefe endet.“
 

Ichigo schnaubte unwirsch. Ein Unterfangen, das im Trotz geschah und folglich eine folgenschwere Reaktion von Grimmjow herauf beschwören würde. Denn mit einem vernehmlichen Ratschen riss der, sonst schon recht widerstandsloser Geduldsfaden, brachte so verschiedene Kopplungen von Gängen den entscheidenden Anschub, somit wurden Verkettungen von unterschiedlichen Prozessen im Gehirn des Espadas in Gang gebracht, die schlussendlich dazu führten, dass ein letzter Schalter in seinem Kopf umgelegt wurde und er sah urplötzlich rot.
 

Wenn Ichigo zu trotzig oder gar stolz war um zu verstehen, in welcher verzwickten Lage sie beide steckten, dann musste ihm Grimmjow mal nachdrücklich erläutern, wie ihr eigentlicher (beziehungsweise ursprünglicher) Stand zueinander stehen sollte, was dieser nun keines falls mehr tat. Denn noch immer war Grimmjow ein Espada und Ichigo ein Shinigami, wenn der Menschenjunge nicht verstehen wollte, was dies eigentlich bedeutete, musste der Blauhaarige ihm dies mit Gewalt erläutern!
 

Wer nicht hören wollte, musste eben fühlen!
 

Mit einem Ruck hatte Grimmjow sich und Ichigo nach Oben gezogen. Nun standen sie sich so eng wie es nur irgend möglich war gegenüber und ihre Blicke kreuzten sich, hielten sich weiterhin fest gefangen. Murend wollte der Orangehaarige etwas gegen das Tun des Arrancar einwenden, als er das wilde, kämpferische Funkeln in den blauen Augen sah. Kurz darauf musste er mit einem stolpernden Satz, einem wohlgezielten Schlag ausweichen. Er hatte noch nicht einmal genug Zeit selbst in den Angriff überzugehen, denn er musste noch einem und einem weiteren Schlag entgehen.
 

Plötzlich sah er ein Knie im unteren Augenwinkel zukommen mit dem Antrieb sich in seinem Magen mit unerbittlicher Geschwindigkeit hineinzubohren. Er schaffte es noch einen halbherzigen Block auszuführen. Schon wurde er nach hinten gegen einen Baumstamm gepresst. Die wenigen Sekunden zum Einatmen, waren ihm vergönnt, denn der nächste Angriff folgte sogleich. Erneut konnte Ichigo nur abblocken, wurde jedoch von der gewaltigen Kraft, hinter dem Schlag nach hinten gedrückt und der letzte Rest an Luft wurde regelrecht aus seinen Lungen heraus gepresst, wie das letzte Bisschen Saft aus einer zerquetschten Zitrone. Und genauso sauer schmeckte dieser Treffer.
 

Ichigo konnte das erschrocken klingende Keuchen nicht unterdrücken, entfloh es doch einfach seinem Mund, in Begleitung seines wenigen Atems. Das Herz in seiner Brust stolperte kurz, um sich dann in einem rasenden Rhythmus wieder zu fangen, es hämmerte wild gegen seine Rippen, als hätte es den Wunsch daraus hervor zu springen, um sich der Enge des Brustkorbs zu entledigen. Es wollte in eine weiche Umarmung fliehen, die ihm derzeit verwehrt wurde. Dennoch begann es im gleichen Takt, wie das Herz des Blauhaarigen zu schlagen. Wild und ungebändigt. Es flatterte aufgeregt, wie ein junger Vogel im ersten freien Flug, während er drohte in den zwei blauen Azurs des anderen zu ertrinken, von der endlos erscheinenden Weite des Espadas eingenommen wurde. Eine raue Landschaft aus klarem Eis, dass sich wütend ächzend im endlosen Strom des Eismeeres treiben ließ. Diese Wut wurde von einer Unverständlichkeit geprägt, dass Ichigo sich fragte warum genau dies dort in den Augen des anderen stand.
 

Unwillkürlich stöhnte er auf, als etwas bläulich Weißes aus seinem Körper floss und sich mit fadenscheinigen Schlieren in dem des Arrancar verlor. Grimmjow leckte sich reizend langsam und genüsslich über die Lippen und bleckte dabei die Zähne zu einem gefährlichen Grinsen. Er beugte sich vor, näher zu Ichigo herüber, zog unwillkürlich den Duft des Jungen durch die Nase ein, ließ ihn in seine Lungen strömen, genoss den feinen aromatischen Hauch, der sich sanft auf seine Zunge gelegt hatte, sichtlich. Dieser einfache Duft, der doch so unvergleichlich unter all den Menschen und anderen Wesen war, vermochte es, ihn einfach so, ohne großartige Probleme aus dem Konzept zu bringen. Verdammt, er wollte diesen Menschen mit Haut und Haar, wie er noch nie etwas davor gewollt hatte!
 

Die Bestie schrie ungezügelt auf. Brüllte und warf sich härter als sonst gegen ihre Gitterstäbe. Tobte und wütete in ihrer Zelle, zerkratzte die Innenwände mit ihren grauenvollen Klauen, grub diese schmerzhaft in Grimmjows inneres Fleisch, zogen Stück für Stück sich daraus, begannen einen Teil seines Selbstbeherrschung zu zerreißen. O ja, der Hunger war schon lange auf den Geschmack von Ichigo gekommen. Viel früher, bevor Grimmjow überhaupt die Möglichkeit gehabt hatte, davon auch nur freiwillig zu kosten. Viel zu tief saß das unbändige Verlangen, diese grollende Sehnsucht, die alles zu einer Farbe verschmelzen ließ. Es existierten keine Konturen oder Kontraste mehr im Blick dieser, dem Begreifen des Verstandes vollkommen entfernt, Bestie, einzig ein klarer Wille, der nur eines wollte, es mit einem absoluten Richtspruch verlangte.
 

Auf den Lippen dieses Menschen stahl sich ein freches Grinsen, dass die Furcht aus den Augen vertrieb, diese somit mit einer strahlenden Leuchten ersetzte. In einer fließenden Bewegung hatte er sich aus dem gelockerten Griff des Blauhaarigen befreit, umfasste dessen Handgelenk und verflocht ihre Blicke ineinander.

„Ich hab eine neue Technik gelernt…“, flüsterte er, bevor er den verdutzt dreinblickenden Grimmjow zu sich zog und ihre Lippen miteinander verband. Sie küssten sich und jede Emotion spiegelte sich darin wieder, jeder Zweifel war mit hinein geflochten, spiegelte sich in jeder noch so kleinen zaghaften Bewegungen wieder, wurde in stummer Sprache ihrer Augen erzählt, so zum Ausdruck gebracht. Ihre Berührungen wurden zu bildhaften Erzählungen, die lediglich für einen Moment vom Augenblick des Jetzt geflüstert wurden, um anschließend im Sein der Vergangenheit zu verschwimmen. Ihre Blicke verschlangen sich gegenseitig, wollten zu einem werden, eine Perspektive, bestehend aus zwei anderen.
 

Da hörte Grimmjow ein Knacken im Unterholz, gefolgt von fluchenden Rufen, die den Namen des Shinigamis in sich trugen. Dieser drängte sich laut auf keuchend gegen den Körper des Größeren, was dazu führte, dass sich das Denkvermögen des Blauhaarigen kurzfristig verabschiedete und die Tatsache eines unwillkommenen Besuchers für eine Winzigkeit im Chaos der Gefühle verschwand. Doch die erneut erschallenden Rufe, die wie ein nachdrücklicher Warnschrei in seinen Ohren widerhallte, ließen ihn alarmiert aufhorchen.
 

Was würde passieren, wenn man ihn so mit Ichigo sah? Was würden sie mit dem orangehaarigen Menschen anstellen, wenn sie mitkriegen, was sie hier trieben? Würden sie ihn jagen, verbannen oder noch schlimmer sogar töten? Waren die anderen Shinigamis wirklich so skrupellos? Er löste sich sanft von Ichigo und legte ihm eine Hand auf den Mund, den dieser zum Murren verzogen hatte.
 

„Scht! Deine Freunde sind in der Nähe.“, zischte Grimmjow leise, entfernte sich jedoch keineswegs auch nur einen Millimeter von Ichigo. Er merkte in seiner Anspannung nicht, wie Ichigo ihn aus der Nähe beobachtet und dabei eine gefährliche Rotfärbung auf seinen Wangen ausbreitete. Von jenem Punkt aus, wo die schlanken und dennoch kräftigen Finger des Espada ihn berührten, breitete sich eine Welle des Wohlgefallens aus, der sich kribbelnd und prickelnd im ganzen Körper verteilte, überall seine Hitzegewitter schickte, die mit ungeahnter Zärtlichkeit wüteten, dass es ihn Innerlich zu verbrennen drohte. Der angenehme Beigeschmack, der dem Gewitter auf Schritt und Tritt folgte, war unvergleichbar mit jeglichem Geschmack, den er je kosten durfte. Grimmjow warmer Atem streifte in regelmäßigen Abständen sein Gesicht und roch genauso erregend frisch, wie dieser schmeckte.
 

Ichigo glaubte zu sehen, wie Grimmjows Aura unruhig aufflackerte, leicht zuckte sobald sie jegliche unterschiedliche Arten der Störungen in der Atmosphäre spürte. Das Bild des wachsamen Raubtieres, wurde durch die Anspannung im Blauhaarigen unterstrichen. Dieser wirkte, wie ein Panther auf der Jagd, der seinen Kopf langsam erhob und stillschweigend ins Unterholz lauschte. Die schwarzen Ohren zuckten leicht, der Atem bewegte sich in aufgeregten Stößen, die glühend erscheinenden Augen starrten in eine ganz bestimmte Richtung, während dies Zähne zu einer stummen Drohung gebleckt waren. Die Muskeln unter dem samtenen Fell bewegten sich fließend, doch durch ihre harten Zuckungen, erkannte Ichigo, dass der Panther nicht einfach nur da stand und irgendwo hinguckte. Nein, die Großkatze lauerte, wollte ihre Beute vor jeden Eindringling verteidigen, würde ihn in Stücke reißen wollen und ihrem ureigenen Instinkt der zerstörerischen Jagd folgen.
 

Langsam bewegte sich Grimmjow leicht, lehnte sich nach vorne, stützte eine Hand nahe den orangenen Haaren ab, die wie ein stacheliges Feuerwerk im Dunkeln leuchtete, und beugte sich tiefer zu Ichigo, presste somit unwillkürlich seinen Körper an den, des Jungen.. Er spürte den warmen, nach Mensch duftenden, mit dieser ganz besonderen Note darin vorhanden, die ihn vor Sehnsucht beinahe wahnsinnig werden ließ, Atem von Ichigo, wie dieser an seinem Ohr vorbei rauschte, einem lauen Windstoß gleich, um sich anschließend in der Unendlichkeit der Molekularwelt zu verlieren.
 

Grimmjow schielte am rauen Stamm des Baumes vorbei und untersuchte die finstere Schwärze jenseits ihres derzeitigen Aufenthaltsorts, nach verdächtig anmutenden Bewegungen oder näher kommende Erscheinungen ab. Doch anscheinend war keiner von Ichigos Freunden in ihre Richtung gelaufen. Leider gab es da noch ein weiteres Problem. Ichigo hatte anscheinend nicht so viel Talent, beziehungsweise Ahnung, wie er sein Reiatsu komprimieren konnte, was darauf folgend bedeutete, das früher oder später irgendjemandem auffallen würde, wem und wo dieses Reiatsu herrührte.
 

„Ichigo, dämm dein Reiatsu, sonst entdeckt man uns noch.“, knurrte er leise in das Ohr des Orangehaarigen, verursachte so eine Verdopplung des Herzschlages – den Grimmjow als leichtes rhythmisches Summen in der Luft wahrnahm – und ein hitziger Schauer, der langsam und gemütlich über den Rücken des Shinigamis rann. Erst in diesem Moment viel Ichigo auf, dass sich der Panther völlig unbemerkt von ihm, mit der Umgebung vereinigt hatte, lediglich seine gefährlich funkelnden Augen huschten noch im Dickicht hin und her. Ruhelos und Rastlos. Eine Erscheinung der vollkommenen, Instinkt handelnden Natur eines Tieres, die dennoch unglaublich elegant und betörend auf den jungen Menschen wirkte. Faszinierend.
 

„Wie…?“, wollte er ansetzen, als ihm wieder bewusst wurde, dass immer noch Grimmjows Hand seinen Mund verschloss, somit kam nur etwas unverständlich, gemurmeltes aus seiner Richtung, dass zu dem Blauhaarigen herüber hallte. Dennoch schien dieser ihn verstanden zu haben. Der Espada beugte sich noch näher zu ihm heran, ließ seinen Ellenbogen auf dem rauen Holz als Stütze ab und sah Ichigo mit unergründlichem Blick an. Wie hatte er gelernt, seine Energie auf ein äußeres Minimum zu senken? Keine Ahnung. Auch hatte er es nie gerne benutzt, warum sollte er auch seine Kraft verbergen? War doch absoluter Schwachsinn, völlig sinnloses Tun, das er nicht tolerierte, dafür war er zu Stolz.
 

Er könnte Ichigo einen gewissen Gesamtanteil der spirituellen Energie entziehen, doch ob er es schaffen würde zu stoppen, bevor es zu spät war, oder unwillkürlich danach in einem explosiven Rausch gefangen war, konnte er nicht mit genauer Präzision abwägen, was er normalerweise nie wirklich in Betracht zog, denn wozu exakt sein, wenn das Grobe bis dato immer vollkommen ausgereicht hatte? Hinzukam, dass Grimmjow einem Teil seiner Selbst nicht mehr so über den Weg traute. Nein, er empfand nicht das Gefühl einer Persönlichkeitsstörung, lediglich die dunkle Bedrohung jener Bestie, die lediglich darauf lauerte, durch einen unbedachten Schachzug, aus ihrem Käfig auszubrechen, um mit genüsslichem Brüllen seine Grundfesten zu zerschlagen. Sie wollte nur das Eine, doch ob er dies einem Teil seiner selbst überlassen würde, war ihm noch nicht wirklich klar, außerdem würde er sich lieber den Arm abreißen, als irgendjemanden diesen Jungen auszuliefern, denn er war seine Sucht, sein Hunger, war seni persönlicher Grund, weshalb er nun seine Innere Bestie besaß.
 

Grimmjow seufzte verhalten, ergab sich innerlich seinen penetranten Gedanken, indem er sie einfach über sich ergehen ließ und zu dem unweigerlichen Schluss kam, dass er Ichigo nicht zeigen konnte, wie man sein Reiatsu dämmen konnte. Er rieb seine Nase an der Wange des Orangehaarigen, lächelte dabei etwas spöttisch, doch rasch wandelte sich dieser emotionale Zug und wurde ganz sanft, eigentlich keine häufige Gefühlsregung von ihm und dennoch verleitete dieser einfache Junge, der immer wieder viel zu grimmig drein schaute, ihn dazu eine Seite darzustellen, die er nicht gekannt hatte. Menschen hatten schon einen seltsamen Einfluss auf ihr Umfeld. Sachte streifte er mit seinen Lippen die wunderbare Haut des anderen.
 

„Ich könnte dich KO schlagen, was haltest du davon?“, schnurrte er leise gegen Ichigos Wange. Augenblicklich spürte er, wie alle Muskeln von Ichigo angespannt wurden.

„Wehe…“, vernahm er ein Knurren, das seinen Weg aus dem Mund in sein Ohr nahm. Es vibrierte leicht in der Wange des orangehaarigen Shinigamis, doch ansonsten hielt es für Grimmjow keine große Bedrohung inne. Das Lächeln auf seinem Gesicht wandelte sich in ein Grinsen um.

„Was würdest du tun, wenn ich es doch mache? Außerdem ist es die leichteste Lösung…. Lediglich etwas schmerzhaft für dich, aber sonst.“, er hob nonchalant die Schultern.
 

„Ichigo!!!“, erschallte Renjis Brüllen zu ihnen herüber und es war verdammt nahe an ihrem jetzigen Aufenthaltspunkt.

„Scheiße!“, kam es zeitgleich aus beiden Mündern.

Grimmjow knurrte leise, dann lehnte er sich zurück und der Orangehaarige sah die Entschlossenheit im Blick des anderen.

„Du wirst doch nicht…“, setzte Ichigo an.

Der Blauhaarige verzog nur entschuldigend die Lippen, dann sah der Shinigami wie eine Faust auf ihn zu schnellte. Er wollte sich bewegen, doch hinter ihm war der Baum und die restlichen Rückzugswege waren ebenfalls versperrt.
 

„Hey, Ichigo, wo bist du?!“, konnte er noch die Stimme des rothaarigen Vizekommandanten hören.
 

***
 

Als er wieder in seinem neuen Unterschlupf war, schaute er auf seinen Arm, wo eine gezackte Wunde ihn hämisch anlachte und ihm in ihrer grässlichen Sprache anzüglich von seiner Unachtsamkeit berichtete. Kurz, als wollten sie den unendlich erscheinenden Redefluss stoppen, strichen seine Finger darüber. Eine Welle heißer Schmerz durchzuckte seinen Arm, doch erlosch sie auch schnell wieder. Er bleckte stumm die Zähne.
 

„Du bleibst also hier?“, hörte er jene, gegen seinen Willen, vertrauter werdende Stimme. Das kleine Mädchen stand mit einem Grabblumenstrauß an der Tür und sah ihn abwartend an.
 

„Für den Moment, ja.“, zischte er.

Dieses Mädchen war ihm nicht geheuer. Das Gör hatte ihm auch mal seinen Namen genannt, doch er wollte sich nicht unbedingt an diesen erinnern.
 

„Du hast sie beide gesehen.“, sie lächelte warm, wirkte plötzlich unglaublich alt, hatte das Glänzen in den Augen, welches eine liebende Mutter oft zu tragen pflegte. Sie wirkte auf ihn nicht mehr wie ein Kind, sondern durch die alterslosen Augen voll und ganz einem Gefängnis des gegebenen Alters völlig frei. Kurz musste er blinzeln, um sich seiner derzeitigen Vorstellung von Monique, ja er glaubte sie hieß so, zu verscheuchen, war es doch irgendwie suspekt und paradox, so etwas in einem Kind zu sehen.
 

„Ja, habe ich.“, er wollte sich nicht aus seinem Einsilbigen verhalten ihr gegenüber lösen, wollte nicht unbedingt mehr als irgendwie nötig mit ihr sprechen, wollte lieber in Einsatzsätzen reden, dies war aber auch das höchste, was er ihr gegenüber aufbringen würde.
 

Sie nickte, wollte sich gerade zum Gehen abwenden, als ihm wieder sein vorheriger Gegner einfiel.

„Wer ist dieser kranke Hollow?“, grummelte er seine Frage und schaute Monique mit seinen azurblauen Augen durchdringend an. Sie wandte sich nicht noch einmal zu dem Sexta Espada um, als sie antwortete: „Ein Hollow, der gewisse Vorlieben hat.“
 

Grimmjow sah ihr für einen Wimpernschlag nach, dann schmiss er sich frustriert schnaubend auf sein neues Bett. Warum musste dieses elende Gör andauernd in Rätseln sprechen! Konnte sie keinen normalen Satz formulieren? Mit diesen seltsamen Dingern, wie hießen diese nochmal? Subjekt, Objekt, Prädikat? Keine Ahnung, aber sie sollte mal normal verständliche Sätze formulieren! Ist ja nicht ganz so schwer. Sogar die Shinigamis kriegten das hin. Na gut, manch einer hörte dann nicht mehr auf zu labern, aber das war was anderes!
 

Er brummelte und starrte auf die Decke.

Wenn dieser Schweinehund von einem missratenen Hollow auch nur in die Nähe, seines hungerstillenden Menschen kommen würde, wäre es ihm ein absolutes Vergnügen seine ureigenen Züge, seine Perfektion in der Zerstörung an diesem Nichts von einem Hollow auszuüben, um noch mal genausten zu überprüfen ob seine Kunst auch nicht aus der Übung geraten war. Er grollte und bleckte im finsteren Zorn gefangen seine Zähne, wirkte so wie ein wildgewordenes Tier, dessen man seines Futters dreist berauben wollte. Die Bestie in ihm tat es ihm gleich, begann wieder mit ihrem ruhelosen Auf und Ab in ihrer Zelle, die mit Mal zu Mal bröseliger wurde. Sie freute sich diabolisch darauf, wenn die ersten Gitterstäbe zusammen fallen würden. Sie knurrte und es hallte im Brustkorb des Blauhaarigen unverhohlen wider.

Blutige Melodie des Regens

„Liebesspiel und Tragödie gehen gern Hand in Hand, gewandt im gleichen Kleid, der Unterschied kaum erkennbar, doch am Schluss spürt man die zerbrochenen Glasscherben tief im Seelenfleisch.“
 

Noch immer hatte sie, selbst nach den lang vergangenen Jahrhunderten das Bildnis des, vom aufgescheuchten Volkes hingerichteten Mannes vor sich. Sie erinnerte sich immer noch an das Wetter, welches an jenem grausamen Tage den Himmel im dunkelgrauen Gewitterregime beherrscht hatte. Die schwere des Regens hatte unverkennbar in der Luft gehangen, als der wütende Pöbel mit Feuer und Waffen auf die finstere Felsenburg zugesteuert hatte. Die Mienen verstellt, einzige Fratzen in denen Panik und Angst im grausamen Tanz gespiegelt waren. Die allgegenwärtige Furcht war so dicht und präsent gewesen, dass sie die Luft verpestet hatte. Dicke Regentropfen waren vom Himmelszelt heruntergefallen, ähnelten stummen, im roten Zorn geweinten Tränen, die das Land benetzten. Die Erde war modrig und feucht gewesen und als die ersten Blitze die graue Düsternis durchzuckten, in ihrem grellen, perfiden Licht die Leichen der gepfählten Opfer als bleiche Abbilder des puren Entsetzens erscheinen gelassen hatten. Es war mit Worten nicht ergreifbar. Denn was in jener Nacht, tief zwischen den Bergen in einem kleinen Dorf zu Fuße ihres Fürsten geschehen war, gehörte einst ihrem Gedächtnis an.
 

Monique war leibhaftig dort gewesen. Hatte alles mitangesehen und war nicht eingeschritten. Schließlich war dies der Lauf der Dinge gewesen, doch hätte sie jemals erahnen können, dass der Tod des Tyrannen lediglich die Geburt einer mordlüsternen Bestie einläuten würde, so hätte sie es verhindert. Doch die Vergangenheit hatte die Eigenschaft, bereits geschehen zu sein und nicht mehr veränderbar in ihrem Grundcharakter unverrückbar stehen zu bleiben. Auch wenn sie nicht wollte, dass eine blutige Tragödie ihren Lauf nimmt, so musste sie doch abwarten, bis der Zeitpunkt ihres Eingreifens nötig war.
 

Dass sie Grimmjow bereits in ihr Haus eingelassen und Unterschlupft gewährt hatte, war ein Verstoß gegen ihre eigenen Regeln gewesen. Es war keinesfalls einfach, den ungeduldigen Arrancar zu beruhigen, fürchtete er doch instinktiv, was geschehen würde. Und leider hatten tierische Instinkte nur selten Unrecht. Monique verstand ihn auf einer gewissen Ebene. Sie verstand, dass seit dem Augenblick, in dem sie ihm von diesem fremden Hollow berichtet hatte, er in ständiger Bewegung seine Umgebung kontrollierte, Patrouille ging und stetig kampfbereit war. Wusste doch ein innerer Abschnitt seiner Seele, dass er womöglich durch diesen Hollow etwas Wichtiges verlieren könnte.
 

Monique seufzte und hob den alten Vorhang zur Seite. Motten und dicker, jahrzehntealter Staub wirbelten auf, als sie den schweren Stoff weg zerrte und in einen alten Trog starrte. Flüssiges Glas war einst in ihm gesammelt worden und zierte nun einer Eisschicht gleich die rohen Steinwände. Kondenswasser, ebenfalls alt und langsam modrig hatte sich in der Mitte gesammelt. Eigentlich benötigte sie so etwas nicht einmal um bevorstehende Ereignisse zu beobachten, doch heute brauchte sie es, denn was sie sehen wollte, hatte sie bereits gesehen, dennoch benötigte ein unsichtbarer Teil ihres Wesens absolute Gewissheit. Sie wollte sich wirklich sicher sein, dass die blutige Tragödie auf ihren Höhepunkt zuschritt. Und wenn es wirklich so war, so musste sie für die nachfolgenden Akte Vorbereitungen treffen. Sie seufzte und hob in einer gelangweilt erscheinende Geste die Hand, das alte Glas glühte hell auf. Sein Licht erleuchtete in tiefem Orange Moniques Gesicht, ehe es in einer plötzlichen Finsternis spurlos verschwand.
 

***

Fluchen half ab und zu einen gewissen Grad an Aggressionen abzudämmen, ihnen Luft zu geben zum Atmen, um zu verstummen. Doch nonverbales Fluchen hatte den Nachteil, dass jene Person, die umfangreich verflucht und verdammt wurde, es nicht wirklich mitbekam. Ein gedehntes Seufzen zerschnitt das Prasseln des Regens. Seit einiger Zeit klebte seine Kleidung völlig durchnässt an seinem Körper, Haut und Stoff in inniger Umklammerung, nicht gewillt sich freiwillig voneinander zu trennen. Der weiße Stoff sog mit unbestimmbarer Gier jeden neuen Tropfen in seine Fasern auf, als würde er das Wasser für seine nassen Lugen benötigen. Ein Netzt aus feinen Nieseltropfen legte sich schwer auf seine Wimpern und drückte sie hinab in seine Sicht, wo er mit ungerührtem Interesse beobachten konnte, wie ein zweiter Regen taufrisch sich über seine Wange ergoss.
 

Blaue Haare, schwer vom herabfallenden Regen getroffen, klebten nass und feucht in seiner Stirn, kräuselten sich an seinem Nacken oder wurden schlicht auf seine Kopfhaut geklatscht, wie ein Klumpen toniger Schluff. Knurrend kniff er die Augen zusammen und schüttelte sein Haupt. Er mochte dieses verdreckte Sauwetter nicht. Es war zu nass und zu feucht, aber eindeutig für seinen animalisch bedingten Geschmack viel zu nass.
 

Grimmjow leckte sich über die Lippen, nahm mit seiner Zunge das Wasser auf und versuchte notdürftig das unangenehm feuchte Gefühl von seinem Mund zu vertreiben. Ein neues Knurren vibrierte in seiner Kehle, wütend und frustriert zugleich. Erneut schüttelte er den Kopf, vereinzelte Wasserspritzer flogen wild durch seine nähere Umgebung und landeten im steilen Sturzflug in einer dreckigen Pfütze, die den Asphalt zu tausenden überfluten wollten. Das kalte Neonlicht verlieh dem fallenden Himmelswasser ein diffuses Aussehen, welches jede Bewegung in unendlicher Langsamkeit wiederzugeben schien, doch es war lediglich eine optische Täuschung, die in der Nacht mit den Augen des Espadas spielte, ihnen seltsame Erscheinungen zeigten, um ihnen anschließend lediglich eine triste Straße zu zeigen. Nicht mehr, nur kaltes, elektrisches Licht und endlose Reihen von Häusern, allesamt starrten sie zu Grimmjow hinab mit ihren schwarzen Augen. Nirgendwo konnte er den warmen Schein einer einfachen Lampe erkennen. Zwischen den Häuserreihen öffneten sich dunkle, schwarze Klüfte, die mit weitaufgerissenen Schlund in die Finsternis der Nacht starrten. Die Straßen wirkten wie zerflossenes, altes Blut, dessen Gerinnung konturlos in eine zweite Dimension überging.
 

Grimmjow gefiel zum ersten Mal in seinem langen Leben als Hollow der reine Gedanke an geronnenem Blut gar nicht. Es verursachte ein dumpfes Druckgefühl in seinen Lungen, dessen böse Geschwister sich als kalte, kribbelnde Finger in seinem Nacken entpuppten. Normalerweise hielt er nichts von Dingen, die dem schleierhaften, formlosen Wort mit dem prägenden Namen Vorahnung nahe kamen, denn sie versprachen nichts von klarer Gewissheit. Zerstörung konnte eben nicht an Orten gedeihen, die noch nicht im Bunde der Existenz vorhanden waren oder gar noch in der Schwerelosigkeit des Nichts herumspazierten, völlig plan- und nutzlos.
 

Sein Kiefer begann völlig selbständig damit, sich in einer selbstzerstörerischen Aktion zu mahlen. Wilder Instinkt spannte seine Muskeln und blitzte in den roten Farben des Wahns in seinen Augen auf. Eine blutrote Sonne schien über die tiefen Gletscherseen zu kriechen und erfüllte die eisige Landschaft, die sich tief in den Augen des Arrancar wiederspiegelte, mit ihrem unheilvollen Licht. Es war lediglich ein Gefühl, doch es war rein und in seinem Ursprung so tief verankert wie seine lang trainierten Reflexe und seine Lust nach Zerstörung. Sein tierischer Instinkt warnte Grimmjow und er wusste, dass diese Warnung nicht ohne Folgen kommen würde. Er hob den Blick und ließ ihn von Laterne zu Laterne wandern. Irgendwo tief versteckt in diesem Betondschungel lauerte ein weiterer Jäger. Stumm bleckte er seine Zähne und straffte seine Haltung. Mochte Aizen derzeit kein gefährlich anmutendes Thema darstellen, konnte weder die einschläfernde Stille des stetigen Regenprasseln ihn nicht täuschen.
 

Grollend senkte er den Kopf und spähte durch seine Haarsträhnen hindurch, die sich über seine Sicht gelegt hatten. Funkelnde Azurs brüllten warnende Schreie, während Grimmjow sich in Bewegung setzte. Ein fetter Eisenklumpen wog mit jedem Schritt tiefer in die Irrwege der Stadt mehr, lag unverdaulich in seinen Eingeweiden und begann dort seine ureigene Kälte auszubreiten. Plötzlich sehnte sich ein ärmlicher Teil in ihm nach Wärme.
 

Als der geschmeidige Körper des Sexta Espadas im weitaufgerissenen Schlund einer Seitenstraße verschwand, eintauchte in eine Welt geprägt aus dunklen Konturen, die sich mit jedem zweiten Blinzeln hervorhoben, sich vom ursprünglichen Schwarz entfernten und in den trostlosen Farben des schier tristen Grau aufgingen, begann sich der Hunger in Grimmjow zu regen. Zuerst müde reckte die Bestie ihre Klauen, spreizte jede Kralle einzeln, dehnte seinen langen Körper, bleckte in einem ausgeruhten Gähnen die Fänge und schüttelte sich. Das Gefängnis war um wenige Gitterstäbe weitergerückt, ließ mehr Freiraum für jenes Ungeheuer zu, dessen Name mehr umfing, als sich der blauhaarige Besitzer eingestehen wollte. Erst als er wieder in den näherkommenden Schein einer Straßenlaterne trat, hob die Bestie ihren gewaltigen Kopf. Von Mal zu Mal schien sie zu wachsen, mit jedem winzigen Moment der sanften Berührung, jedem Wimpernschlag von tröstlicher Wärme, jedem Gefühl zarter, menschlicher Haut an der seinen, dehnten sich die Knochen der Bestie aus und sie ergötzte sich ihrem schmerzlosen Wachstum. Mit jedem gewonnen Zentimeter, verloren die Gitterstäbe an Macht und begannen allmählich einen verrottenden Tod zu sterben.
 

Doch als das abgesperrte Refugium seiner inneren Bestie einen schlagartigen Ruck bekam, wachten Grimmjow und sein persönliches Ungetüm aus ihrer Versunkenheit auf. Abrupt hob er den Kopf und starrte hoch in den wolkenverhangenen Himmel. Dort hatte er es gespürt. Deutlich und bedrohlich hatte das Pulsieren eines starken Reiatsu die spirituelle Beschaffenheit des Jenseits, wie der Donner nach einem Blitz erschüttert. Lautlos hatte es sich angeschlichen und er hatte es nicht gespürt! Das wütende Brüllen steckte in seiner Kehle fest, als er spürte wohin, jene fette, nicht übersehbare Spur triefendes Reitatsu führte.
 

Seine Nackenhaare stellten sich auf und die anfängliche Unruhe wandelte sich in sekundenbruchteile in etwas viel gewaltigeres, zerstörerisches, brutaleres. Grimmjow umfasste bestimmt Panthera und begann zu rennen. Hitze durchflutete heiß und siedend seinen Körper, als auch seine innere Seelenwelt unter dem markerschütternden Schrei der Bestie zu beben begann. Unendlicher Zorn überflutete seine Nervenenden, die Synapsen und Dendriten arbeiteten auf Hochtouren, versuchten jede Information gerecht wiederzugeben, doch rasch begannen sie zu stocken und stolperten lediglich dem roten Lavastrom in Grimmjows Adern hinterher. Keine Zelle in seinem Körper schien von seiner Zerstörungswut verschont, alle wurden gefüllt, wie die leeren Löcher einer unterirdischen Magmaader.
 

Er hatte es gewusst.
 

Seit jenem Augenblick, in dem seine Ohren jene unheilvolle Nachricht über diesen seltsamen Hollow vernommen hatten, hatte eine unliebsame Stimme in seinem Kopf geflüstert, dass dies erst der harmlose Anfang eines viel größeren Ereignisses war, dessen endgültiges Ausmaß er sich nicht einmal im Entferntesten vorstellen konnte. Er wollte nicht verlieren, was er erst im Besitz war zu begreifen, dass er es zu haben schien. Wie konnte man gleichzeitig verbrennen vor schierer Wut und innerlich vollkommen erfroren sein? Wie war es möglich, dass er bei jedem weit ausholenden Schritt das Gefühl hatte auf der Stelle zu treten? Grimmjow wollte keine Emotionen haben, die sich hohen Steinbrocken gleich in seinen Weg stellten, und egal was er tat, sie erschienen einer endlosen Flut gleich immer wieder vor ihm.
 

Mit einem gehetzten Sprung setzte er über eine graue Mauer hinweg, die im finsteren Schein der Nacht, wie aus dem Nichts empor wuchs, um ein weiteres Hindernis darzustellen, welches sich zwischen ihm und seinem einzigen löschenden Hungersmittel befand. Der Atem wurde krampfhaft aus seinen Lungenflügel gepresst, gehetzt durch die Luftröhre gedrückt und schnaufend aus den zusammengebissenen Zähnen entlassen. Grimmjow besaß eine gute Kondition, doch irgendetwas schien ihm an diesem Tage alles zu erschweren. Er hatte das unstete Gefühl an schwere Ketten gefesselt zu sein, die ihn mit metallenem Knirschen verfolgten und ruckartig zurückhielten. Es machte ihn rasend!
 

Schlitternd erreichte er sein ersehntes Ziel. Setzte über den einfachen Zaun hinweg, eilte an der Haustür vorbei und ging lautlos mit unterdrückter Aura unter ein ganz bestimmtes Fenster. Keuchend sog er die Luft ein und vernahm jenen beruhigenden, süßen Duft, der sich samtweich auf seinen Sinnen ausbreitete, sich federleicht über sie legte und einlullen wollte. Doch wie sehr sich Grimmjow auch darin verlieren wollte, so durfte er es nicht zulassen. Er spannte seinen Körper, streckte seine tierischen Sinne aus und verharrte in regungsloser Lauerstellung unter Ichigos Fenster. Es waren mickrige vierundzwanzig Stunden her gewesen, als sich beide Gegner im Wald gefunden hatten, gekämpft und sich geküsst hatten. Eine kurze Zeitspanne, in der er Ichigo hatte KO-schlagen müssen, um danach von diesem rothaarigen Trampel verletzt zu werden. Ein feines, fast zaghaft anmutendes Brennen meldete sich kleinlaut in seinem Arm, wo noch immer in roter Schrift die Verletzung in seinem Fleisch geschlagen war.
 

Als er das leise Rascheln von Bettlaken vernahm, hörte wie sich ein Körper im Bett herumwälzte huschte ein amüsiertes Grinsen keck über seine Lippen. Er wollte gerade zum Sprung ansetzen, als er neben sich einen fast geräuschlosen Laut vernahm. Knurrend wandte er sich nach rechts, wo er jene Kreatur entdeckte, die er am allerwenigstens in der Nähe des Orangeschopfes sehen wollte oder auch nur im Entferntesten wissen wollte. Selbst wenn das Tor der Hölle zwischen dieser Kreatur und Ichigo empor gen Himmel ragen würde, selbst wenn eine andere Dimension sich dazwischen drängen sollte und selbst wenn das letzte Jenseits sie voneinander trennte, war es definitiv noch zu nah für den Geschmack des Espadas.
 

Der Hollow vor ihm wirkte auf den ersten, flüchtigen Blick vollkommen harmlos, beinahe lachhaft einfach und schwach. Doch die schlanke Gestalt, einen halben Kopf kleiner als er selbst, war weitausmehr als der trügerische Schein gewähren wollte. Aschfarbenes Haar fiel in fiebrigen Glanz über seinen schmalen Kopf, dunkle Augen, deren Iris einem blutigen Feuerring gleich zu glühen schienen, starrten ihm amüsiert entgegen. Die Nase war verdeckt von einem winzigen Bruchteil einer weißen Maske, die sich lediglich auf dieses vereinzelte Fragment bezog, doch am gestreckten Hals des Hollows erkannte Grimmjow weitere solcher Fragmente, wie sie geisterhaft schimmerten. Ein schwarzes Loch gähnte im Hals des Hollows und grinste Grimmjow entgegen. Der schmallippige Mund verzog sich zu einem düsteren Grinsen. Rein von der äußeren Statur her, wirkte er schmächtig und dem Arrancar unterlegen, doch in den dünnen Armen wohnte eine Kraft inne, die der Blauhaarige erst vor kurzem am eigenen Leib gespürt hatte.
 

„Anscheinend hatten wir dasselbe Ziel.“, der Hollow verzog den Mund und zeigte eine Reihe langer Reißzähne.

„Womöglich. Verschwinde du Penner!“, zischte Grimmjow und hob die Oberlippe an und entblößte seinerseits seine animalischen Fangzähne.

„Und wenn ich nicht will?“
 

Hohn vertrug ein angespanntes Nervensystem nur bis zum ersten gefallenen, hämischen Tropfen, doch selbst dies war zu viel der guten Geisteskraft und Verträglichkeit von Grimmjows Geduld. Und ohne ein weiteres unnötiges Wort zu sprechen griff er an. Gewandt wich der fremde Hollow aus, holte seinerseits zum Angriff aus und schleuderte dem wutentbrannten Arrancar Cero hinterher. Fast lapidar schleuderte Grimmjow dieses mit Panthera von sich fort. Irgendwo in sicherer Ferne detonierte eine Explosion, brachte den Boden zum zornigen Erzittern.
 

„Du bist ungeduldig.“, stellte der Hollow immer noch lächelnd fest.

„Und du bist gleich tot.“
 

Was nach diesen Worten folgte, war ein blutiges Chaos. Knochen brachen unter der Wucht der Schläge, Haut gab mit stummen Blutschrei nach, öffnete sich platzend und legte Muskeln und Sehne der Welt offen dar. Krallen brüllten und riefen zur namenlosen Schlacht. Gruben sich mit gierigen Zungen tief in fremdes Fleisch, rissen es auf, ließen roten Lebenssaft entfließen. Lefzen wurden gebleckt und zweierlei grausame Bestien vereinten sich zu einem Kampfe gegen einen gemeinsamen Feind, der ihnen das entreißen wollte, was sie am meisten begehrten. Erde flog in die Lüfte, wurde seiner ureigenen Gravitation entrissen, die Umgebung von der puren Gewalt verändert, gewandelt in ein einziges Schlachtfeld, dessen tote Leichname einzig gefällte Bäume, zerstörte Gemäuer und triefende Wunden im lebendigen Leib des Gegners darstellten.
 

Der Regen stimmte sein begleitende Melodie an, das elektrische Flackern, der letzte Lebenshauch der zerstörten Laternen, erleuchtete im blitzenden Geistergewitter den Kampf. Bewegungen, so rasch, dass ein bloßes Auge lediglich einen vorbeihuschenden Schemen erkennen konnte, durch schnitten gewaltsam die angespannte Luft. Kein Stöhnen, kein Keuchen, kein einziger Schmerzenslaut entfloh auch nur ein einziges Mal den bedrohlich gefletschten Mündern. Er hatte jeden Angriff parieren können, hatte selbst angegriffen, hatte sich verteidigen können und zusätzlich zu alledem hatte er sie immer weiter von Ichigo fortgelockt. Doch eine große Platzwunde an seiner Stirn blutete so stark, dass die optische Welt im dunklen Rot ertrank, während seine Augen mit verzweifelten Wimpernschlägen versuchten Überwasser zu bleiben. Doch der Regen verdünnte alles und die rötlichen Schleier legten sich in tödlicher Absicht vor Grimmjows Sicht. Sein Gegner leckte sich die Lippen und beobachtete in gekauerter Lauerstellung seine Bewegungen.
 

Irgendetwas hatte dieser Dreckskerl gemacht, sonst würde er sich nicht mit jedem neuen Treffer schwächer fühlen. Eine unangenehme und lähmende Gleichgültigkeit legte sich mit jeder neuen, klaffenden Wunde über seine Glieder und ließen seine Angriffe fade und unkontrolliert wirken. Zu merken, wie er langsam mehr und mehr seiner Willkür verlor, fütterte seine Raserei nur noch mehr. Grimmjow spuckte auf den Asphalt vor sich, sah im Augenwinkel, wie sich sein Speichel rot in der Pfütze ausbreitete. Ein metallischer Geschmack, stampfte mit pelzigen Füßen auf seiner Zunge herum und reizte einen Würgereiz in seiner Kehle.
 

„Das Spielchen war schön und gut, doch so langsam sollten wir doch zu einem Ende kommen, nicht wahr?“, als hätte er nicht einen einzigen gewaltigen Angriff von Grimmjow abbekommen, stand der Hollow da und starrte den blauhaarigen Arrancar an. In seinen dunklen Augen lag eine schiere Ungeduld, die sich in unterdrückten Zorn umwandelte, der sich mit aller Gewalt gegen Grimmjow richtete.
 

Sein Feind hob eine Hand, dunkles Reiatsu floss aus den hinteren Gassen auf die ausgestreckte weiße Hand zu. Schlängelte sich fast liebkosend am Bein entlang und materialisierte sich lautlos zwischen den gebogenen Fingern. „Ich mag es nicht, wenn man mir mein Essen verdirbt, vor allem, wenn es eine so köstliche Mahlzeit hätte werden können.“ Der Hollow seufzte lautlos und hob humorlos die Mundwinkel an. Egal welche Regung Grimmjow nun im Gesicht des anderen sah, alles erinnerte ihn an eine entstellte Fratze und er wollte diese bleich vor Tod und blutüberströmt erblicken.
 

Mit angespannten Muskeln beugte er sich leicht nach vorne und wartete auf den endgültigen Schlag. Er krümmte seine Klauen zu todbringenden Krallen und sammelte seine letzten Kraftreserven zu einem Angriff. Knurrend schob er ein Bein leicht nach hinten, um einen besseren Stand für den angesetzten Sprung zu haben, während er kein einziges Mal auch nur sein Augenmerk von seinem Gegner nahm.
 

Als dieser seine schwarze Klinge schwang und auf ihn zu rannte, brüllte Grimmjow animalisch auf.

Rote Kontraste

„Deine sanften Berührungen, wie sie über mich streifen. Samtene Einblicke in die Tiefen deines Seins. Doch der blutige Schleier um deine Lippen herum lässt mich trauern. Wie arg hab ich auf diesen Zeitpunkt gewartet. Wird alles im verlorenen Sinne entschwinden, ohne jegliche verbotene Nähe, welche wir uns heimlich versprochen hatten? Ich kann keine unserer gemeinsamen Bilder vergessen, denn sie haben sich in mein Gedächtnis gebrannt, füllen nun einen Teil von meinen Gedanken aus und werden nimmermehr ersetzt.“
 

Der Wind peitschte gegen das Fenster, schwere Tropfen zerplatzten in abertausenden Detonationen an dem kühlen Glas, während die Finsternis versuchte von außen ins wohlig warme Zimmer einzudringen. Ein lauter Knall zerrüttete die angespannte Atmosphäre, riss an ihrem Sein und schrie peinvoll auf. Mit einem unterdrückten Laut ruckte Ichigos Körper nach oben. Schweißgebadet saß er da, schwer hob und senkte sich sein Brustkorb in einem unsteten Takt, sein Herz hämmerte wild gegen seine Rippen und wollte sich mit jedem neuen Schlag durch Knochen und Muskeln bohren, um augenblicklich aus dem einengenden Körper zu entfliehen. Klebrig kalter Schweiß rann mit seinen unangenehmen feuchten Fingern seinen Rücken hinab, verursachte eine schmerzhaft intensive Gänsehaut.
 

Ichigos Kopf ruckte zur Seite, seine braunen Seelenspiegel lagen nun auf dem einfachen Fenster, starrten der Dunkelheit dahinter entgegen und suchten nach einer absoluten, wilden, natürlichen Freiheit, die sich wunderbar an sein Gemüt schmiegen konnte, wenn sie es wollte. Er suchte vergeblich nach jener freien, animalischen Kreatur, hinter dem durchsichtigen Glas, doch nichts, keine Kontur, kein verschwommener Umriss glich auch nur im Entferntesten Grimmjow.
 

Mit einem undefinierbaren Laut schwang er seine Beine über die Bettkante, stützte seine Arme kurz auf den Oberschenkel ab und holte tief Luft. Versuchte somit das ehemalige gleichmäßige ein und ausatmen herbeizuführen, doch es half nichts. Ein seltsames Gefühl hatte seine Beine und die Knie in zwei geleeartigen Konsistenten verwandelt, denen er ihre angebliche Standhaftigkeit nicht abkaufte. Es dauerte eine schiere Ewigkeit, bis er es geschafft hatte seinen Körper in die Höhe zu hieven. Die ersten unsicheren Schritte, wirkten, wie seine allerersten Gehversuche. Wankend taumelte er gegen die Wand. Ein tiefgehender Schrecken schien seinen Körper langsam von innen heraus zu lähmen, seine Bewegungen zu kontrollieren. Mit einem lang gedehnten Seufzer lehnte er seine Stirn gegen die harte Wand.
 

Er schloss die braunen Seen und klammerte sich an Grimmjows Erscheinung, wie diese aus dem umnebelten Gehirn vor seinem inneren Auge projiziert wurde. Es war lediglich eine Gestalt, ein Schemen, der sich erst nach und nach von der Finsternis der Ratlosigkeit heraus schälte. Zuerst leuchteten zwei blaue Punkte vor seinem geistigen Auge, die sich tief in seine letzten Gehirnwindungen bohrten, dort etwas Unberechenbares auslösten und mit einer einfachen Sache in Gang brachten.
 

Ichigo stöhnte leise und drehte den Kopf. Im Schlaf hatte er geglaubt die Gegenwart von Hollows zu spüren, die vor seinem Fenster gekämpft hatten, doch das Gefühl schien sich in einer endlosen Schlucht zu verlieren. Er griff danach, doch es wollte sich nicht fangen lassen, ähnlich einem Fisch, der sich quicklebendig im Wasser bewegte. Ichigo kniff die Lider fest zusammen und versuchte sich erneut an das Gefühl zu entsinnen, welches er im Schlaf empfunden hatte. Ein leises Echo erklang, hallte in den Tiefen seiner Seele wieder. Es war vertraut, allzu bekannt und sehnlichst gesucht. Die Nachwehen von Grimmjows Aura, wild und kühl, rau und animalisch, dunkle Eislandschaften voller Leben, genau dort, wo man es am wenigsten vermutete, glommen letzten glühenden Kohlen gleich in der Atmosphäre.
 

Und plötzlich, als hätte Ichigo weite Tore aufgetreten, die eine Flut zurückgehalten hatten, wurde er von solch starken Empfindungen überspült, dass ein erschrockenes und verdutztes Keuchen über seine Lippen kam. Er riss die Augen auf und starrte direkt vor sein Fenster. Dann versuchte er sich auf das Reiatsu des Blauhaarigen zu fixieren, wollte er doch absolute Gewissheit. Doch er konnte nichts ertasten. Sein Geist glitt in eine ewige Weite ab, die weder aus Luft oder sonst etwas bestand, lediglich eine dicke, wabernde Schicht Nichts erfüllte sie, und genau dies erschreckte Ichigo.
 

Ein entschlossenes Funkeln brachte seine Augen zum Brennen. Wildes Feuer loderte feurig und hungrig in seiner Iris, brachte das Braun zum Glühen. Mit einem etwas zu hastig ausgeführten Sprung, hetzte er zu seinem Nachttisch. Egal was war, er brauchte absolute Gewissheit, dass Grimmjow nichts passiert war. Er zog die erste Schublade auf, doch bis auf ein chaotisch organisiertes Gerümpel war dort nichts, das er benötigen könnte. Dieser verfluchte Pager!
 

***
 

Leider musste ich einen Teil löschen, da dieser selbst nach meiner neuerlichen Zensur immer noch Adult war.... Es fehlt hoffentlich nicht viel für das Verständnis bei den nächsten Kapitel... Falls es jemand interessiert, der gelöschte Teil beinhaltet lediglich die ausführlichen Erzählungen über Grimmjows Verletzungen und wie es ihm geht = nämlich beschissen ;)

"Ich sterbe, wie ich es will"

„Der Schmerz besitz jene ungeheure Macht, sich bis zur Unendlichkeit auszudehnen. Und er schafft es immer wieder mit Einfallsreichtum über die Schwelle der irdischen Tore zu treten, um die Seele langsam einzunehmen. Er ist manchmal eine Armada aus tausenden Stichen aber auch nur der Moment absoluter Leere. Der Schmerz endet mit dem ewigen Schlaf.“
 

Es wurde kalt.

Irgendwann hatte sein Körper begonnen zu zittern, um sich anschließend in einem zuckenden Beben zu verlieren. Zynisch dachte Grimmjow, dass er ein neues Erdbebengebiet werden könnte. Taubheit kribbelte in seinen einzelnen Gliedern, während die Dämonen, geboren aus dem Schmerz, in seinen Inneren Samba tanzten. Grummelnd bleckte er die Zähne, doch es war jener schwache Versuch, den Endgültigkeit versprechenden Armen des Todes zu entkommen, wie es so manch ein verletztes Tier tat, wenn es sah, wie der Lauf des Gewehrs auf seinen Kopf zielte und mit einem dumpfen Klicken die Sicherung gelöst wurde.
 

Stur starrte Grimmjow vor sich hin. Irgendwo in mitten des düsteren Wolkenmeeres begann es zu donnern. Keuchend presste sich Grimmjows Atem schwermütig aus seinem Mund. Das eintönige Prasseln des Regens lullte ihn ein, während er sich mit leicht wehmütigen Gedanken, an die wenigen Stunden vor diesem verdammten Kampf erinnerte. Zwar kannte sein seelisches Vokabular das Wort „Schön“ nicht wirklich, doch tief in ihm drin, konnte etwas mit diesem Begriff etwas anfangen. Nicht viel, keinerlei großartige Poesie oder gar Romantik, einfach nur etwas ganz schlichtes. Er öffnete den Mund und wollte sich sogar getrauen, jenes Wort auszusprechen, doch seine Stimmbänder versagten gurgelnd und ein qualvolles Stöhnen purzelte schier zwischen seinen Lippen hervor.
 

Er wollte fluchen, doch nichts gelang ihm.
 

Aus Verbitterung und einem Gefühl, welches er so noch nie gespürt oder gar empfunden hatte, das die Menschen als Verzweiflung kannten, rammte er seinen Kopf gegen die Wand. Schmerz stob wie tausende kleine Krabben in seinem Hinterkopf auf, er konnte fühlen wie dieser seinem Rückenmark entlang zuckte und sich in seinem Körper ausbreitete, sich mit all der Qual zusammenschloss um die höllische Invasion in seinem Leib zu unterstützen.
 

Donner grollte über die schwarzgraue Himmelsdecke hinweg, doch keinerlei Blitze durchbrachen die Düsternis über Grimmjow. Mit verschwommenem Blick sah er nach oben. Regen umfasste mit seiner feuchten Hand sein Gesicht, tröpfelte mit wehmütiger Sanftheit auf seine Lippen, während Grimmjow spürte, wie ein Teil von ihm in den letzten Schlaf sinken wollte. Würde er nun einschlafen, was mochte dann geschehen?
 

Da erklangen platschende Schritte.

Jemand rannte laut atmend durch die Gassen und es schien ihm recht egal zu sein, dass er mit jedem weiteren Schritt über die von Pfützen übersäte Straße immer durchweichter und nasser wurde.
 

„Grimmjow!“

Von wo kannte er die Stimme nochmal? Vielleicht aus einem anderen Leben? Und verflucht noch Mal, warum waren seine Gedanken plötzlich nichts mehr als ein schierer Brei aus wabernden Eindrücken? Keuchend sog er Luft in die lädierten Lungen.
 

Ein Schemen stand plötzlich vor ihm und dann spürte er sie, warme Hände, die einzig und allein von einem Menschen stammen konnten. Er blinzelte und kniff leicht die Augen zusammen, um wieder eine halbwegs klare Sicht zu bekommen. Finger, nur halb so kräftig wie die seinen, strichen fahrig über sein Gesicht und selbst als sie über seine blutende Wunde am Kopf fuhren, wollte sein umnebeltes Gehirn keinen Schmerz registrieren, sondern Wärme, die wie ein goldener Wasserfall durch seinen geschundenen Leib flutete und für wenige Sekunden Linderung versprach. Die Dämonen mit den Picken hielten inne bei ihrer Arbeit neuen Schmerz in seinen Körper zu säen. Ja, sogar seine Eingeweide verstummten in ihrem qualvollen Protest. Gänsehaut gesellte sich zu den tröpfelnden Berührungen des Regens auf seine Haut, prickelte sacht und erfüllte ihn mit einer anderen Art von Taubheit. Diese versprach nicht den immer andauernden Schlaf, sondern einen Moment – so kurz er auch sein mochte- Vollkommenheit.
 

Das Lächeln, welches sich auf seine Lippen stahl, so klammheimlich wie der Morgengrauen nach einer tiefschwarzen Nacht, hatte etwas Befreiendes. Für einen Augenblick vergaß er völlig, dass er zum zweiten Mal in seinem Leben starb. Er vergaß alles, den Regen, wie er unaufhörlich auf ihn niederprasselte, den Donner, wie dieser mit grollenden Schritten auf unsichtbaren Wegen durch das Wolkenmeer pflügte und sogar den Schmerz.
 

„…Ichigo…?“

Noch nie hatte dieser Name so lange gebraucht, um über seine Lippen zu kommen. Und auch noch nie fühlte er sich bei dem Klang so erleichtert, wie in diesem unsagbar blutroten Augenblick. Eine zweite Hand legte sich auf sein erkaltetes Fleisch. Langsam, als wären bleierne Gewichte an seinen Armen befestigt worden, hob er eine Hand und legte sie über die von Ichigo. Müde seufzte er leise und schloss die Augen. Der Druck der Finger verstärkte sich und langsam mischte sich eine Stimme unter das Grollen des Donners und das Rauschen von Grimmjows Blut in seinen Ohren. Doch er wollte sich nicht mehr regen, wollte einfach nur dasitzen und langsam spüren, wie die Kälte ihren betäubenden Schleier um ihn legte, damit er darin versinken konnte.
 

Perlend rann der Regen über Ichigso erbleichtes Gesicht, während er in einer sich ausbreitenden Lache saß, die bebenden Hände tastend über das bleiche Gesicht des Arrancar strichen. Gott, das durfte nicht wirklich aus dem Schoß der Realität entsprungen sein! Das war ein Alptraum! Er hatte etwas sagen wollen, doch nur unzusammenhängendes entkam seinen zitternden Lippen. Da lag Grimmjow, in einem Meer aus seinem eigenen Blut hatte mit einer absolut einnehmenden Leere im Blick in den Himmel gesehen, als hätte er vollkommen aufgegeben. Es war, als müsse er mit gefesselten Händen zuschauen, wie hochgewachsene Schatten den geduckten Panther umringten, seine Heimat mit schwarz prasselndem Feuer niederbrannten, während sie mit spitzen Hacken nach dem fauchenden Tier einschlugen. Das schwarze Tier hatte die Zähne knurrend gefletscht, doch in seinen Augen begann der Zweifel zu gedeihen, während immer mehr Wunden den Panther beeinträchtigten, bis er jaulend zusammenbrach. All sein animalischer Stolz, all die Eleganz und die stille Schönheit brachen in sich zusammen und mit gebrochenem Blick starrte der Panther Ichigo an.
 

„Nein!“

Zuerst hatte er geglaubt, dass seine eigenen Gedanken ziemlich laut waren, doch da fiel ihm auf, dass er sie schlicht ausgesprochen hatte. Grimmjows Lider flatterten leicht und mit sichtlicher Anstrengung hob er diese an. Gletscherseen durchbrochen von einem dreckigen Dunstschleier blickte Ichigo an. Dieser umfasste bestimmt das Gesicht des Blauhaarigen und drehte es sanft aber bestimmt zu sich herum. Knirschend schabten seine Knie über den Asphalt, als er sich näher an Grimmjow schob. Er spürte die Kälte unter seinen Fingerkuppen, wie sie sich von der Haut des Arrancar ausbreitete.

„Du verfluchter Dreckskerl, wirst mir nicht so einfach wegsterben, verstanden?“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Grimmjow lächelte leicht, beziehungsweise versuchte es.
 

„Und… wie willst… willst du mich daran… hindern?“, keuchte der Sexta Espada und ließ seine kühle Hand über die des Shinigamis streichen.

„Ich werd‘ mir was einfallen lassen.“ Ichigo lächelte schief, doch es wirkte wie eine schlechte Karikatur eines echten Grinsens. Langsam glitt Grimmjows Hand zu dem Gesicht des Braunhaarigen empor, zog dabei eine rottröpfelnde Spur hinter sich her. Da lagen noch so unzählig viele Wörter auf der Zunge des Blauhaarigen, doch keine schafften es seinen schwerfälligen Kiefer zu öffnen. Orange Haare wurden von dem kränklichen Neonlicht einer Straßenlampe diffus beleuchtet, während ein Ausdruck puren Entsetzens mit reiner Sorge in den braunen Augen tanzte, zu einem Gefühl verschmolz und die Farbe der Iris verdunkelte. Grimmjow war fasziniert davon.
 

Auch Ichigos Finger strichen über die Wange des Arrancar und ein leichtes Flimmern, kaum merklich spannte sich wie eine zweite Haut über die Finger des jungen Menschen. Niemals hätte Ichigo gedacht, dass die bleiche Haut des Sexta Epsadas weich war und ihn immer wieder an etwas Samtenes denken ließ. Sachte strichen seine Finger über den türkisenen Strich, fuhren ihn bedenkenlos nach, während er auf seiner eignen Wange spürte, wie Grimmjow seine Gesichtskonturen nachzeichnete.
 

Rote, vom Regen verdünnte, Spuren zierten nun die aschfahle Wange des Shinigamis. Hunger rumorte mit jaulendem Brüllen plötzlich wieder in Grimmjows Innerem. Sehnsucht pochte dunkel in seinen Adern und obwohl er kaum mehr viel Blut in seinem Körper besaß, füllte sie ihn fast vollständig aus. Mit einer Kraft, die er sich selbst kaum zu gestehen konnte, zog er Ichigo zu sich herab. Wenn er gehen musste, dann wollte er die letzten Stunden nach seinem Geschmack gestalten. Er würde nicht einsam sterben. Zwar würde er allein in den schwarzen Schlummer sinken, doch vorher, konnte er noch etwas gänzlich anderes tun! Im Himmel donnerte es und Grimmjow beugte sich grollend zu Ichigo und küsste ihn.
 

Erschrocken keuchte dieser auf, doch als er die leicht rissigen Lippen auf den seinen spürte, begann ein Teil seines Gehirns zu vergessen. Mit einem erstickten Seufzer drängte er sich näher, ließ seine Finger in den Untiefen des azurblauen Haares verlieren und erwiderte den Kuss. Blut benetzte seine Lippen, verströmte sein metallisches Aroma, doch das wurde belanglos, als Grimmjow ihn zu sich zog, den Mund leicht bewegte und mit unsäglich verbrennender Zärtlichkeit, die Ichigo erstaunte, über seine Lippen leckte. Stöhnend öffnete Ichigo den Mund und krallte eine Hand in die letzten Stofffetzen von Grimmjows Kleidung. Hunger und etwas Tiefes, Dunkles, gänzlich Einnehmendes lag in dem Kuss, während Ichigo glaubte darin zu ertrinken. Düstere Wellen reiner Instinkte und einem Verlangen, welches er so noch nie empfunden hatte, schlugen über sein seelisches Schiff zusammen, rissen es entzwei und zogen es in die Tiefen eines Brechers, der aus dem Herzen seines eigentlichen Feindes geboren war. Aus einem inneren Trieb heraus, drückte er sich näher an den größeren Körper, während er seinen laut schnaubenden Atem hörte, wie er rasselnd durch die Gasse hallte. Ein schmerzhaftes Keuchen entrang sich abrupt aus Grimmjows Kehle und da tropfte wieder ein Stückchen Realität in Ichigos Gehirn. Er wollte zurück weichen, doch Hände hielten ihn eisern dort fest, wo er war.
 

„Geh nicht.“, brüchig knurrte die Stimme des Blauhaarigen jene Wörter und ein Schauer rieselte durch Ichigos Körper. Dennoch lehnte er den Kopf leicht nach hinten um in die Augen des Arrancar zu blicken. Die Leere war verschwunden, doch statt ihrer waren ganze Polargebiete in Flammen aufgegangen und loderten wild in den blauen Augen des Sexta Espadas. Licht, welches leicht bläulich flirrte, formte schmale Fäden, die ihn mit dem Arrancar zu verbinden schienen. Dieser schien sie nicht weiter zu bemerken, sondern beugte sich nach vorne, seinen hungrigen, alles einnehmenden Blick fest auf Ichigo geheftet, während er spielerisch sanft an dessen Unterlippe zu knabbern begann, um ihn anschließend mit solch einer gierenden Verzweiflung zu küssen, dass Ichigo erneut glaubte unter schwarzen Wellen begraben zu sein. Es war als würde man ihn in ein Meer aus dunklem Samt werfen und jede Berührung war ein Funke in einem Sack von öltriefendem Schwarzpulver.
 

Grimmjow knurrte, während er in Gedanken dem Tod den Mittelfinger zeigte. Er würde so sterben wie er es wollte! Er würde mit dem größten Genuss auf den Lippen gehen! Er würde nicht verweichlicht daliegen und heulend ins Nichts gehen! Er würde vorher sich an dem Festschmaus laben, seinen inneren Hunger die Kontrolle überlassen, ehe es zu spät war! Er würde verflucht noch mal, nichts bereuen – niemals mehr! Und er würde mit brennender Seele gehen, vollgepumpt mit neuer Zerstörungswut und einem neuem Empfinden, da war er sich sicher!
 

____________
 

Ich hoffe innigst, dass dies nicht unter den Adult Bereich fällt, ich habe

bereits versucht das 17. Kapitel etwas zu zensieren ohne zuviel zu verändern, erst bei der Freischaltung wird sich bestätigen, ob es funktionniert hat, wenn nicht, werde ich es wohl noch stärker zensieren müssen, damit die Leser hier in Animexx weiterhin die FF verfolgen können! Ich möchte mich ebenfalls innigst bei meiner Treuen Kommischreiberin bedanken! Vielen Dank, dieses Kapitel widme ich dir, damit du mir verzeihen kannst, dass es hier so unendlich lange dauert, bis die FF weitergeht!
 

liebe Grüße

sengo



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  sarahdsteinmann
2013-05-06T14:54:55+00:00 06.05.2013 16:54
wow wirklich sehr gute geschichte ich war gefesselt
Von:  Innocence-Neko
2011-02-05T13:05:30+00:00 05.02.2011 14:05
Och manno. Jetzt hatte ich mich so gefreut, als da stand: Kapitel 17
und was ist? es ist adult T-T
Von:  Kirihara_Kayare
2010-10-11T18:16:05+00:00 11.10.2010 20:16
wow!
ich muss schon sagen, ich weiß, warum ich bei dieser Story so ungeduldig bin!
sie ist einfach zu genial! mal wieder ein klasse kapitel! ;)
ich freu mich schon auf's nächste kapitel!^^
LG, Kirihara_Kayare
Von:  Yumielle
2010-10-07T10:16:39+00:00 07.10.2010 12:16
Hach :,)
Ich hab ja die ganze Zeit am Ende erwartet das Renji noch dazukommt und erstmal doof schaut. Hihi.
Und die Geschichte wird immer besser. Vorallem liebe ich es wenn die beiden so kämpfen.
Daumen hoch :D
Von:  Kirihara_Kayare
2010-10-06T17:25:06+00:00 06.10.2010 19:25
und ich muss wieder warten! :(
aber du lädst die kappis ja immer so schnell hoch, dass man sich alles gut behalten kann!^^

aber diese story! argh....
grimmjow und ichigo! das ist so cool! T-T
solche guten GrimmIchi FFs sollte es echt mehr geben!
deswegen, echt, ernsthaft, danke für diese FF! ;)
Von:  Innocence-Neko
2010-10-06T13:11:52+00:00 06.10.2010 15:11
Kannst du dir vorstellen, dass auch Menschen solch einen Schnurr/Knurrlaut von sich geben können? So klang es, als ich gesehen hab dass du weitergeschrieben hast.!
Achjaa....aber was wird das wohl, wenn Grimmjow auf der Feind-Feind Position verharrt? Wer weiß....du weißt es, gelle =D
Dankeschööön für die FF, es gibt wirklich viel zu wenige GrimmIchi-FFs auf Animexx...
LG
Von:  Yumielle
2010-10-03T18:57:25+00:00 03.10.2010 20:57
Sooo. Jetzt komm ich auch endlich mal zum Kommi schreiben.
Ich finde du hast Ichigos Gefühle hammer stark beschrieben. Vorallem wird die Story immer anders als ich erwartet habe.
Bin total gespannt wie es weiter geht.
Er muss ihn ja finden!!
Von:  Innocence-Neko
2010-09-30T13:07:42+00:00 30.09.2010 15:07
Also so schnell ging noch nie eine FF weiter.
Das war ja mal ein..interessanter Traum ^-^"
Jawoll, richtig so, such ihn und finde ihn, Ichigo.!
Danke dass du diese FF hochlädst, sie ist wirklich wunderbar.
Weiter so ^_^
LG
Von:  Innocence-Neko
2010-09-29T16:02:25+00:00 29.09.2010 18:02
So, dann mach dir auch mal ein Kommi, wenn ich deine FF schon lese.
Neiin *schnief* wieso , wieso hast du aufgehört?
Das war so eine schöne Szene...wirklich, du beschreibst unglaublich gut.! Aber es ist schade, dass Grimmjow jetzt geht...aber ich hoffe verzweifelt, dass er wiederkommt!
Schön, dass du immer so schnell weiterschreibst. Keep it up!
Und auch die kurzen Zeilen vor jedem Kapitel sind der Hammer. Sind das Zitate?
Liebe Grüße
Von:  Yumielle
2010-09-27T14:22:22+00:00 27.09.2010 16:22
Ohhh wow, das ging ja echt fix. :)
Also als erstes muss ich nochmal sagen: Du kannst die einfachsten Dinge echt herrlich gut beschreiben. Vorallem Karins Auftritt in dem Kapitel hat mit gut gefallen!! xD
Vorallem machst du es dann ja auch noch doppelt spannend das Kapitel an so einer Stelle enden zu lassen.
Auch gut finde ich, dass die beiden fast immerzu am kämpfen sind, da bleibts wenigstens interessant und wird kein Stück langweilig. ;)


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