Milchschokolade von abgemeldet (SH X JW) ================================================================================ Kapitel 1: One-Shot ------------------- Bring noch Milch mit SH John Watson kam gerade von seiner Arbeit zurück, als er kurz vor der Haustür die SMS von seinem Mitbewohner erhielt. ‚Was hält ihn nur auf, um nicht einmal selbst seine doofe Milchtüte zu holen?!’ Mit einem Stöhnen machte er kehrt und lief die Straße zum nächsten Supermarkt hinunter. Wenn Holmes jeden Tag 1 Liter Milch trinkt, obwohl nur 1/4 Liter vollkommen für den täglichen Bedarf ausreichend sind, dann hat Holmes wohl einer der höchsten Calciumspiegel, die er bisher gesehen hatte. Das würde jedenfalls erklären warum er so groß gewachsen ist. Dieses ständige hinauf schauen tat seinem Nacken nicht gut, doch bestimmt Sherlocks Selbstbewusstsein. Nach gut 15 Minuten stand er wieder vor der Tür der 221 B Baker Street, mit der Milch, die sich Holmes gewünscht hatte. Er stieg die Treppen hinauf, holte den Schlüssel aus seiner Manteltasche hervor und öffnete die Appartementtür. Kein Mucks war zu hören, keine blubbernden Experimente, keine quietschende Geige, keine Schüsse … war Sherlock Holmes überhaupt zu Hause? Auf dem Weg zur Küche sah er den Detektiven auf der Couch liegen mit einem Buch über seinem Gesicht. „Sakrileg“ verriet der Titel und John musste schmunzeln. Er war wahrscheinlich eingeschlafen, aufgrund der langsamen Schlussfolgerungen von Professor Langdon, seiner Meinung nach. Es könnte aber auch damit zu tun haben, dass er noch bis 5.00 Uhr früh an einem Fall gearbeitet hatte, der jetzt gelöst den Akten hinzugefügt wurde. Watson ging in die Küche und machte den Kühlschrank mit dem Hintergedanken, dass kein abgehackter Kopf drinnen sein möge. Seine Bitte wurde erhört. Er stellte die Milch rein und machte sich anschließend einen Tee, den eigentlich immer Mrs. Hudson vorbereitete, doch diese war bei ihren wöchentlichen Tanzstunden. Sie hatte auch schon Holmes und ihn dazu eingeladen, doch beide verzichteten gleichzeitig. Der Kessel kochte und Dampf stieg auf. Er nahm diesen sogleich vom Herd und goss den siedeten Inhalt in die Tasse. Als er gerade in sein Schlafzimmer gehen wollte, ertönte es von der Couch: “John?“ Der Angesprochene drehte sich um. Sherlock lag immer noch auf der Couch, in der gleichen Position und immer noch mit dem Buch auf seinem Gesicht. „Ja?“ „Würdest du mir bitte mein Handy geben.“ Seufzend stellte Watson die Teetasse auf den Couchtisch und suchte nach Holmes Handy. Der Schreibtisch war vollgestopft mit Dokumenten und Zeitungsausschnitten von den letzten Fällen. Vorsichtig hob er diese an, damit sie nicht wie eine Lawine auf ihnen herab fiel. Kein Handy war zu sehen. Genauso wie im Bücherregal, als auch auf sämtlichen anderen möglichen Ablagen. „Sherlock, ich sehe nirgendwo dein Handy.“ „Es ist in der Innentasche von meinem Jackett.“ ‚Das ist doch wohl nicht sein Ernst?’ fragte sich der Arzt. Eigentlich wusste er, dass es sein vollkommener Ernst war, denn Sherlock Holmes machte nur in wenigen Situationen Späße, er war ein pragmatischer Typ, als ein Schöngeist. Er ging energisch auf Sherlock zu und öffnete dessen Jackett. Er befühlte den Innenraum mit einer Hand, mit der anderen stützte er sich an der Sofalehne ab. Gerade als er die Form des iPhones spürte, wurde er sogleich davon abgehalten, dieses herauszuholen. Sherlock schnappte sich seinen Arm, der ihn noch zuvor gestützt hatte, brachte damit Johns Stabilität zum Schwanken und lag auf dem Übeltäter drauf. Mit ein paar Handgriffen, denen Watson nicht ganz folgen konnte, lag er unter dem Detektiven. Das Buch ist währenddessen krachend auf dem Boden gelandet. Der Blonde blickte in die starren grauen Augen des Anderen, die ihn zu mustern schienen. Dessen Hand wanderte an seinem Oberkörper, was dem Doktor eine Gänsehaut bereitete. „Sherlock, was-“ Kaum hatte John endlich seine Stimme und ein paar Worte gefunden, desto gleich würde es ihm verwehrt. Holmes streifte mit seinem Daumen über Watsons Lippen und versiegelte seine Lippen mit Johns. Behutsam bewegte er seine Lippen, zum Spiel auffordernd. Erschrocken betrachtete der Blonde die Tat des Brünetten. Im ersten Moment wusste er nicht wie er reagieren sollte. Er wusste, dass es falsch war, dennoch luden Sherlocks weiche Lippen dazu ein etwas falsches zu tun. Er bewegte vorsichtig seine Lippen im Rhythmus mit Sherlocks und das Adrenalin durchströmte seinen Körper. Der Kuss intensivierte sich und beide gingen etwas mehr aus sich heraus. Als Sherlock jedoch über Watsons Lippen leckte, schrie es seinem Kopf: ’Halt!’. Der Blonde stieß seinen Gegenüber weg und atmete schnell ein und aus. Der Brünette starrte ihn nur gleichgültig an ohne mit der Wimper zu zucken. „Warum?“ „’Warum?’ was?“ „Warum hast du das getan?“ Sherlock zuckte mit den Schultern und antwortete: „Mir war langweilig.“ ‚Ihm war WAS?!’ dachte sich John. Er hielt es in diesem Raum nicht aus mit diesem Mann. Er wendete sich von Holmes ab, schnappte sich seinen Mantel und verschwand aus dem Appartement, ließ die Tür hinter sich zu krachen. Das Piepen der Kasse brachte ihn ein wenig in die Realität zurück. Watson hatte sich gerade drei Cadbury Schokoladentafeln geholt, die von der Kassiererin über die Ablesefläche geführt worden waren. „Das macht dann 8,90 ₤.“ Er legte das Geld hin, packte die Schokoladentafeln in die Manteltasche und murmelte: „Den Rest können sie behalten.“ Die Schiebetüren gingen vor ihm auf. Ein eisiger Zug wehte ihm ins Gesicht, worauf er gleich seinen Mantelkragen nach oben zuschnürte. Der Blonde suchte sich ein ruhiges Plätzchen auf einer Bank im Regent’s Park, nicht gerade der sicherste Platz zu dieser Uhrzeit, aber auf jeden Fall besser als zu Hause mit diesem... Er griff nach seiner ersten Schokoladentafel, riss sie auf und aß sie. John bereute nicht, dass es passiert war, er bereute nicht, dass Sherlock ihn… geküsst hatte. Er war nur enttäuscht wegen dessen Antwort, dass er es aus Langeweile tat. Denn im Gegensatz zu anderen, mochte Watson den Detektiven. Zuallererst fand er es faszinierend, wie schnell er kleinste Details kombinieren, schlussfolgern und in das große Ganze einfügen konnte, was er auch bei ihrer ersten Begegnung tat: „Afghanistan oder Irak?“ Er mochte das Glitzern in den Augen, wenn ihn ein Fall besonders herausfordert und sein Lächeln, wenn er die Lösung gefunden hatte. Auch er liebte den Nervenkitzel, wenn die beiden zusammen irgendwelchen Übeltätern hinterher rannten. Das alles wollte er in seinen Blog schreiben, doch immer im letzten Moment zögerte er und speicherte die Texte in ein Extradokument ab. Er wollte nicht, dass Sherlock davon etwas mitbekommt, denn dieser verfolgte tatsächlich ab und zu seinem Blog. Wie würde es kommen, wenn sein Arzt für ihn schwärmen würde? Sherlock Holmes war mit seiner Arbeit verheiratet, mehr war da nicht an emotionalen Gefühlen gegenüber anderer Personen. Er hielt die leere Plastikverpackung in der Hand. Der Blonde schmiss diese weg und griff nach der zweiten Tafel in seiner Jackentasche. Als er gerade das zweite Stück Schokolade abbrach, kamen Schritte näher, die Watson versuchte zu ignorieren. Die Schritte verstummten und die Gestalt setzte sich neben John auf die Bank. „Ich hatte eher erwartet, dass du hier rauchen würdest.“ „Es mag sein, dass die Situation mehr als nur nervenaufreibend war, trotzdem bin ich nicht dumm und werfe gleich meine ärztlichen Kenntnisse über Lungenerkrankungen über Bord.“ Der Brünette lachte: „Zum Glück, sonst hätte ich meine Nikotinpflaster mit dir teilen müssen, Watson.“ Wie er ihn gefunden hat, brauchte John erst gar nicht zu fragen, denn nicht umsonst hieß Sherlocks Website ‚The science of deduction’. Eine Weile saßen die beiden schweigend nebeneinander, der Blonde aß weiter seine Schokolade. Erst als er die leere Plastikverpackung in der Hand hatte, begann der Brünette zu sprechen an: „Ich habe ein paar sehr interessante Dokumente auf deinem Laptop entdeckt.“ Erschrocken starrte er ihn an. Nein, nicht -: „Ich hatte dich doch gebeten nicht meinen Laptop zu benutzen.“ Seine Stimme hörte sich hoch und schrill an. „Ich weiß, aber da der Ordner mit ‚Sherlock’ gekennzeichnet war, dachte ich, dass es wichtige Dateien über mich wären.“ Ein kräftiger Rotschimmer bedeckten Johns Wangen, seine Ohren glühten förmlich. Er hatte die Dokumente gelesen. Er hatte sie wirklich gelesen. Der Blonde hätte doch den Ordner sichern oder besser gleich löschen sollen, er war so naiv zu glauben, dass Sherlock nicht sein Notebook benützen würde. „Also war das mit der Milch nur…?“ „Ein Ablenkungsmanöver? Ja. Ich war gerade dabei zu lesen, wie detailliert du meine ‚braunen Locken’ studiert hast.“ Er kicherte und steckte seine Hände in die Taschen. John fand das gar nicht lustig. „Ich werde morgen meine Kisten packen.“ „Wieso denn das?“ Verdutzt starrte der Detektiv in die braunen Augen seines Arztes. Dieser schüttelte nun den Kopf: „Ich glaube, wir werden nicht mehr in der Lage sein, professionell miteinander zu arbeiten, größtenteils wohl eher ich. Ich möchte wirklich nicht deiner Arbeit im Wege stehen, Holmes.“ Der Angesprochene zog die Augenbrauen hoch: „Ich hatte dir doch anfangs gesagt, dass ich mit meiner Arbeit verheiratet bin, oder etwa nicht?“ „Doch, hattest du.“ „Und du bist doch mein Doktor. Somit bist du ein Teil meiner Arbeit, also gibt es keine Umstände für dich, als auch für mich. Die Kisten kannst du dir gleich wieder wegdenken!“ Erstaunt schaute er Sherlock neben sich an. Hatte er gerade… war er also auch nicht ganz abgeneigt von ihm? Er kratzte sich verlegen an der Wange und wusste nicht was er antworten sollte. Er stellte mehrere Möglichkeiten zusammen, doch es kam nicht mehr heraus als nur Gestammel. Sherlock drehte daraufhin den Johns Kopf zu sich und küsste ihn, wie schon wenige Stunden zuvor. Seine schlanken Arme zogen den Arzt näher zum Detektiven heran, der verlegen seine um den Nacken des Brünetten legte. Der Kuss war leicht und wärmte die Lippen beiderseits. Als sie sich lösten, lächelte Sherlock: „Du schmeckst nach Schokolade.“ „Ist das ein Nachteil?“ „Ganz im Gegenteil. Komm es wird langsam kalt hier.“ Dabei nahm er Watsons Hand steckte sie zusammen mit seiner in dessen Manteltasche. „Gut, dass Mrs. Hudson schon vorher erklärt, dass sie tolerant gegenüber schwulen Pärchen ist.“, lachte John. „Vielleicht sollten wir uns aber trotzdem noch ein zweites Appartement mieten.“ „Wieso denn das?“ „Damit wir“, sagte Sherlock und küsste ihm am Hals, „das ungestört tun können.“ Die Wangen den Arztes glühten in einem hellen Rot, welches Holmes nicht übersehen konnte. „Lass… lass uns das erst einmal überprüfen, ob … ob das nicht auch zu Hause funktioniert.“ Als der Brünette das hörte, erhöhte er das Tempo seiner Schritte und zog den Blonden förmlich hinter sich her, als könnte er es kaum erwarten, in der 221B Baker Street anzukommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)