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Nachtschatten - Himmelsdämon

Zerrissene Seele - Teil eins des Nachtschattenzyklus ... ja, ihr seht richtig - es gibt ein neues Kapitel ...
von

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~+ Eine unwillkommene Lösung +~

Amy knirschte mit den Zähnen. Sie war müde, verdammt, und außerdem hatte sie abscheuliche Kopfschmerzen, die immer schlimmer wurden.

Hätte sie gewusst, dass dieser Son Goten sie nur wegbrachte, um ihr in einem kleinen Nebenraum zusammen mit seinem Freund dieselben Fragen zu stellen, wie alle anderen schon vorher, hätte sie sich vorhin wahrscheinlich nicht gefreut, ihn zu sehen.

Ach was, sie wäre gar nicht erst mitgegangen.

„Hört mal Jungs.“ begann sie mühsam beherrscht. „Ich kann mich wirklich an nichts anderes mehr erinnern. Ich habe Wer-auch-immer-es-war nicht identifizieren können. Wahrscheinlich würde ich die Aura aber wieder erkennen.

Allerdings bin ich nicht sonderlich gut, was Ki erspüren angeht. Sollte diese Person ihre Ausstrahlung unterdrücken können – und ich vermute, dass sie es kann, sonst hätte sie mit dieser Energie nicht einfach so verschwinden können – könnte ich wahrscheinlich direkt neben ihr sitzen, ohne irgendwas zu merken.“ Sie war zu verausgabt und zu verwirrt, um den raschen Blickwechsel der beiden Saiyajins zu bemerken und fuhr erschöpft fort.

„Also – es tut mir wirklich Leid. Ich bin im Moment keine große Hilfe, auch wenn ich mir durchaus dem Ernst der Lage bewusst bin. Ich hab keine Ahnung, was der Typ von mir wollen könnte, bislang ist so was noch nie vorgekommen und dieser Tag verlief ansonsten total normal. Außerdem bin ich ziemlich müde.“ Nuschelte sie abschließend, und blickte die beiden jungen Männer aus mühsam offen gehaltenen Augen an.

„Wenn ich dann vielleicht ins Bett gehen dürfte?“

Die Saiyajins grinsten, und Son Goten lächelte sie schließlich an, ehe er mit dieser tiefen, samtenen Stimme, die ihr heute Abend irgendwie zum ersten Mal bewusst aufgefallen war, sagte:

„Klar, sorry! Wie du vielleicht weißt, sind wir hier im Moment für die Sicherheit verantwortlich. Sollte dir also noch irgendwas einfallen oder weiterhin seltsame Sachen passieren, dann sag uns bitte Bescheid, damit wir uns drum kümmern können, okay?“

Amy nickte und erhob sich mühsam.

„Wenn ich Glück habe, dann war das unser erstes und letztes Gespräch in die Richtung.“ Murmelte sie mehr zu sich selber, was einen weiteren, vielsagenden Blickwechsel der beiden Freunde hinter ihrem Rücken zur Folge hatte.

„Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“ Wurde ihr beinahe unisono geantwortet.

Die Blonde schloss die Türe hinter sich und atmete erleichtert auf, als sie in dem leeren Gang stand.

Dann setzte sie sich mühsam wieder in Bewegung. Jetzt wo sie wieder stand, war sie zwar wacher als gerade eben noch, aber erschöpft war sie trotzdem nach wie vor.

Ihr kam der Weg zu ihrem Zimmer wie eine Ewigkeit vor, und es fiel ihr zusehends schwerer, sich auf die Treppenstufen vor ihr zu konzentrieren. Das lag nicht nur an ihrem ziemlich verausgabten Zustand.

Zu sehr beschäftigte sie der Vorfall von gerade eben.

War diese Begegnung Zufall gewesen, und derjenige hatte ihr eigentlich gar nicht unter die Augen kommen wollen? Ihre Aura war schließlich nicht sonderlich stark – möglicherweise hatte er sie einfach übersehen. Aber wenn er nur einbrechen wollte, dann hätte er seine Energie doch weiterhin unterdrückt, um unbemerkt zu bleiben?

Vielleicht … die Blonde schluckte, Vielleicht war es ja irgendein verrückter Psychopath, der seine Opfer gerne zu Tode erschreckte, ehe er sie umbrachte und auf Nimmerwiedersehen verschwand?

Amy schauderte unwillkürlich.

Das war wirklich unheimlich, und wenn man ernsthaft darüber nachdachte eigentlich ziemlich unwahrscheinlich.

Aber irgendwie setzte sich dieser Gedanke in ihrem Hinterkopf fest und ließ sie nicht mehr los. Das lag vermutlich auch an der Uhrzeit und der Tatsache, dass sie relativ müde war und die Schatten ihren Augen Streiche spielten, die ihre Fantasie dann entsprechend deutete. Jedenfalls bemerkte sie mit Unbehagen, dass sie sich langsam immer mehr in die Sache hinein steigerte.

Als sie schließlich aus dem Trainingsgebäude hinaus in die kühle Frühlingsluft trat, wurden ihre Sinne etwas geklärt, und sie schaffte es, ihre düsteren Überlegungen zurückzudrängen.

Tief atmete die hübsche junge Frau die Düfte der Blumen ringsherum ein, während sie dem mondbeschienenen Kiesweg hinüber zu dem Wohntrakt folgte und dabei versuchte sich zu entspannen.

Sie musste aufhören, sich über diesen Vorfall Gedanken zu machen.

Bestimmt war diese Begegnung einfach nur Zufall gewesen.

Es gab genug fähige Leute an dieser Uni, die sich mit diesem Fall auseinandersetzen konnten. Allen voran diese Elitekämpfer aus Satan City.

Ihr konnte hier gar nichts passieren.

Mit einem Mal erstarrte die Blonde mitten im Schritt und sie spürte, wie ihr unwillkürlich der kalte Schweiß ausbrach.

Ihr Atem stoppte, und sie hatte das jähe Gefühl, jemand hätte ihr die Luft abgeschnürt.

Nein, das konnte nicht sein!

Sie erkannte die fremde Präsenz sofort wieder, deren bedrohlich starke Aura mit der gleichen Plötzlichkeit die Gegend erfüllte, wie schon etwa eine halbe Stunde zuvor.

Mit aufgerissenen Augen fuhr Amy herum, und ihr angsterfüllter Blick blieb an dem großen Schattenumriss der Person hängen, die bewegungslos auf dem Dach des Trainingsgebäudes stand und sich scharf gegen die Helligkeit des Beinahe-Vollmondes abzeichnete.

Sofort waren all die schrecklichen Dinge, die ihr gerade durch den Kopf geschossen waren, wieder da.

Der psychopathischer Mörder … hallte es in ihrem Inneren wieder.

Eine Gänsehaut kroch ihre Arme hinauf, und sie war auf einmal wieder hellwach, während sie sich beinahe schon hysterisch nach einer Fluchtmöglichkeit oder einem Versteck umsah, die es beide hier draußen nicht gab.

Adrenalin schoss durch ihre Adern, während der Körper der jungen Frau zu zittern begann. Sie konzentrierte sich darauf, auf den Beinen zu bleiben, die ihr zusehends den Dienst verweigern wollten, gleichzeitig versuchte sie, die Panik unter Kontrolle zu bringen, die sie überschwemmte.

Offensichtlich wollte diese unheimliche Gestalt irgendetwas von ihr, denn sonst wäre nicht sie diejenige, die heute schon zum zweiten Mal so einer unheimlichen Begegnung ausgesetzt war.

Aber was?

Auf einmal erschien ihr der Gedanke, es mit einem grausamen Killer zu tun zu haben gar nicht mehr so abwegig.

Ihr Blut schien zu Eis zu erstarren, als sie sah, wie sich der Fremde zu bewegen begann.

Mit geschmeidigen Sprüngen näherte sich ihr der Schatten, kam mit beängstigender Geschwindigkeit und flatterndem Umhang auf sie zu, und die junge Frau musste mit aller Macht einen Schrei unterdrücken, während sie sich mit wackeligen Beinen zur Flucht umwandte, obwohl sie wusste, wie lächerlich dieses Unterfangen war. Angst hielt ihr Herz umklammert, und es fiel ihr zusehends schwerer, zu atmen.

*Verdammt, sei doch kein solcher Feigling! Das ist doch sonst auch nicht deine Art!* schalt Amy sich im Stillen, doch es gelang ihr beim besten Willen nicht, ihre Beherrschung zurückzuerlangen. Zu sehr hatte die Hysterie das Regime übernommen.

Der andere war viel schneller als sie und würde sie innerhalb von Sekunden eingeholt haben! Trotzdem gelang es ihr nicht, den instinktiven Drang, wegzulaufen, unter Kontrolle zu bekommen.

Die Blonde hatte das dringende Bedürfnis, einen Blick zurück zu werfen, um zu sehen, wie weit der düstere Schatten noch entfernt war, doch sie wagte es nicht.

Zu groß war die Angst, etwas zu sehen, das sie vollends den Kopf verlieren ließ. Außerdem war da auch noch die Gefahr, zu stolpern – sie hatte ohnehin Mühe, auf den Beinen zu bleiben.

Mit einem unterdrückten, erleichterten Schluchzen erkannte die junge Frau plötzlich, dass rings um sie herum Lichter angingen und sie wusste, dass diese düstere Präsenz auch diesmal nicht unbemerkt geblieben war.

Aber hatten die anderen es auch wieder geschafft, den Fremden zu vertreiben? War sie in Sicherheit? Sie wagte es nicht, daran zu glauben.

Als sie nun doch einen angsterfüllten Blick zurückwarf, trafen ihre Augen nur auf Leere.

Die gruselige Gestalt war genauso schnell und spurlos verschwunden, wie sie aufgetaucht war, und mit ihr die drückende, dunkle Präsenz von Wildheit und Macht.

Kraftlos sank die junge Frau auf den kühlen Kies und umklammerte ihre Beine, während sie mühsam nach Atem rang, als hätte sie einen langen Lauf hinter sich und nicht nur einen kurzen Sprint.

Hastig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und stützte ihr Kinn schließlich auf ihren Knien ab, während sie versuchte, ihren rasenden Herzschlag und das unkontrollierte Zittern unter Kontrolle zu bringen, das ihren Körper schüttelte.

Und genau das war die Position, in der die anderen sie fanden.
 

„Amy?“

Zögernd hob sich der blonde Schopf mit den wirr in alle Richtungen abstehenden kurzen Haaren.

Gerötete, rehbraune Augen starrten erst einmal unfokussiert in die Richtung, aus der die vertraute Stimme gekommen war.

Schließlich erkannte die Angesprochene, nachdem sie mehrmals geblinzelt hatte, das vertraute Gesicht vor sich, das sie besorgt musterte.

„Micael?“ murmelte sie verwirrt. Ihre Stimme klang rau. „Wäre es zu viel verlangt, dich um eine saftige Ohrfeige zu bitten?“

Der vor ihr kniende junge Mann starrte sie fassungslos an. Offensichtlich hielt er sie gerade nicht für zurechnungsfähig.

„Was?“

„Los mach schon!“ bat Amy matt. Sie hatte noch immer Mühe, sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren.

Es klatschte, ihr Kopf wurde heftig zur Seite geschleudert und ein schmerzhaftes Brennen breitete sich auf ihrer linken Wange aus, das die Taubheit aus ihrem Inneren vertrieb und dafür sorgte, dass sie langsam wieder zu Sinnen kam. Geistesabwesend rieb sie über die sich rötende Stelle, während sie sich unsicher erhob.

„Tut mir Leid! Alles okay?“ wollte Micael wissen, der sich ebenfalls aufrichtete.

„Ja, danke. Jetzt geht’s mir besser.“ Nuschelte die junge Frau, blinzelte die Tränen fort, die sich unwillkürlich gebildet hatten und schenkte ihrem Freund ein schiefes Grinsen.

Dann fiel ihr Blick auf die imposante, mit verschränkten Armen dastehende Gestalt rechts neben dem Braunhaarigen, die sie lediglich mit schmalen schwarzen Augen prüfend musterte.

„Ich denke, wir müssen uns noch mal unterhalten.“ Stellte der dunkle Saiyajin schließlich ruhig fest.

Die Blonde nickte ergeben, verabschiedete sich kurz von Micael und betrat dann, von Son Goten eskortiert, das Wohngebäude.

Offensichtlich war heute Nacht an Schlaf nicht mehr zu denken.
 

~*+*~
 

Amy rieb sich über die leicht bläuliche Stelle, die sich schwach unter der gebräunten Haut ihres linken Jochbeins abzeichnete. Micaels Ohrfeige von gestern war wirklich nicht von schlechten Eltern gewesen.

Sie zog eine Grimasse.

Wenigstens war sie trotz allem noch vor Mitternacht ins Bett gekommen – entgegen ihrer Erwartungen. Und obwohl sie sogar zwei dieser unheimlichen Begegnungen gehabt hatte, war die Blonde beinahe sofort völlig erschöpft eingeschlafen.

Die beiden Elitekämpfer der Uni Satan Cities waren ihrer Schilderung dieses weiteren Vorfalls an diesem Abend wortlos gefolgt und hatten sie nicht einmal unterbrochen.

Nachdem sie geendet hatte, hatten die Saiyajins einen kurzen Blick ausgetauscht, ehe Goten versprochen hatte, dass sie sich etwas einfallen lassen würden, um sie in Zukunft vor diesen unangenehmen und zweifellos gefährlichen Begegnungen zu schützen.

Irgendwie hatte sie dabei ein ungutes Gefühl gehabt, aber es war spät gewesen, und die junge Frau war mit den Nerven so weit am Ende, dass sich ihr Gehirn schlicht und ergreifend weigerte, sich weiter mit irgendwelchen Problemen zu befassen.

Amy hatte wirklich keine Lust, sich den Kopf über Sicherheitsfragen zu zerbrechen, das überließ sie mit Freuden den beiden gutaussehenden Typen.

Und jetzt war sie gerade dabei, sich für den heutigen Tag anzukleiden.

Mit schiefem Blick musterte sie die Sachen, die sie diesmal tragen würde.

Channa, das kleine Biest, hatte ihre gesamten, ihrer Meinung nach unzumutbaren Kampfanzüge verschwinden lassen – Amy hatte keine Ahnung, ob die Rothaarige die verhassten Kleidungsstücke einfach still und heimlich entsorgt hatte, oder ob sie die Sachen kurzerhand ganz unten in die Schmutzwäsche geworfen hatte.

Jedenfalls war sie dadurch gezwungen, auf die Dinge zurückzugreifen, die sie sonst eigentlich nur in ihrer Freizeit trug – daheim.

Die Blonde zog schnell das türkise Top und eine braune Schlaghose aus Jeansstoff an.

Dann beeilte sie sich, in ihre dazu passenden Turnschuhe zu schlüpfen und versuchte gleichzeitig, die Klinke zu drücken, denn ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie schon wieder zu spät dran war.

Während sie noch mit den rechten Schnürsenkeln kämpfte, verlor sie das Gleichgewicht und stürzte unfreiwillig überhastet auf den Gang hinaus, als sich die Türe brav nach außen öffnete.

Mit einem wütenden Knurren schmiss die junge Frau das verdammte Ding ins Schloss und hoffte nur, dass sie bei dieser peinlichen Aktion niemand beobachtet hatte.

Der Tag fing ja schon wieder gut an!

Hastig rannte sie den Gang hinunter.

Wenn sie sich beeilte, konnte sie noch einigermaßen pünktlich zu ihrem Treffen mit den beiden Saiyajins kommen, und würde sich nicht schon wieder blamieren.

Normalerweise hatte sie eigentlich kein solches Zeitproblem – aber in der Regel traf sie sich mit Machos auch nicht öfter als einmal.
 

~*+*~
 

„Also – du bist dir sicher? Wir bleiben bei dem ursprünglichen Plan?“ erkundigte sich Son Goten ein weiteres Mal ruhig.

Trunks warf ihm unter hochgezogenen Brauen einen fragenden Blick zu. „Ausgerechnet jetzt kommen dir Zweifel? Ist das nicht ein bisschen spät? Gestern wäre wohl eher der richtige Zeitpunkt gewesen.“

Goten grinste schief.

„Da hatte ich noch nicht gewusst, dass ich sie mit meinem Auftauchen gar so verängstigen würde. Beim zweiten Mal hatte die Kleine einen richtigen Schock.“

Trunks nickte nachdenklich.

„Du hast Recht. Aber zumindest wissen wir jetzt ganz sicher, dass sie ihr Ki nicht unterdrückt. Das hätte sie in diesem Zustand unmöglich fertig gebracht. Und ja, wir bleiben bei dem ursprünglichen Plan. Er ist gut, um nicht zu sagen narrensicher.

Schließlich dürfen wir ihr nicht sagen, was Sache ist. Ich nehme an, du erinnerst dich, dass uns Uranai Baba gewarnt hat, Amy einzuweihen. Es kann zu viel an der ursprünglichen Zukunft verändern, wenn jemand von seinem Schicksal weiß. Obwohl das zugegeben nicht die beste Grundlage ist, um mit ihr zusammen zu arbeiten.

Aber falls sie weiß, welche Rolle sie spielt – und da sind ja selbst wir uns nicht sicher, weil unsere Informationen zu unvollständig sind – wird das auf jeden Fall ihr Handeln beeinflussen und somit die Zukunft ändern. Und wenn die Katastrophe dann doch irgendwann passiert, sind wir nicht vorbereitet oder nicht da um eingreifen zu können.

Nein, so ist es am besten – wir halten uns im Hintergrund und beobachten.“

Der Schwarzhaarige unterdrückte ein Seufzen und nickte, ehe er resigniert meinte:

„Sie ist gleich da. Ich nehme an, du spürst sie ebenfalls?“

Sein bester Freund zog nur fragend eine Braue hoch und schüttelte den Kopf.

Der dunkle Saiyajin grinste säuerlich.

„Seitdem ich unserem Schützling so nah gekommen bin, während sie diese extremen Angstwellen ausgestrahlt hat, hab ich mir ihre Signatur eingeprägt.“ erklärte der junge Mann leise, während er sich von der Wand abstieß, an der er bislang gelehnt hatte und mit raubtierhafter Eleganz hinüber zu dem Tisch schlenderte, um dort lautlos auf einem der Stühle Platz zu nehmen.

Gelassen blickte er zur Tür, an der kurz darauf geklopft wurde.
 

Amy starrte in saphirblaue Augen, als ihr Trunks noch ehe sie die Hand wieder ganz sinken gelassen hatte, die Tür öffnete.

Offensichtlich hatte man sie schon ziemlich ungeduldig erwartet – dabei hatte sie lediglich zwei Minuten Verspätung!

„Hallo. Komm doch rein!“ wurde sie begrüßt, und der junge Mann trat einladend zur Seite.

Zögernd machte die Blonde einige Schritte in den Raum hinein. Ihr Blick blieb sofort an Son Goten hängen, der an dem Tisch mitten im Zimmer saß, und sie atmete unbewusst erst einmal tief ein, während sie versuchte, das unangenehme Gefühl, das sie plötzlich wieder überkam, zurückzudrängen.

Irgendwie lag eine unausgesprochene Spannung in der Luft, die die junge Frau nervös machte.

„Hallo Amy.“ Begrüßte sie der Schwarzhaarige sanft. Dieser Tonfall verstärkte ihre Unruhe nur noch. „Nimm doch bitte Platz. Hast du gut geschlafen?“

Er musterte sie prüfend, und die schwarzen Augen verengten sich kurz, als sie an dem kaum sichtbaren Bluterguss über ihrem Jochbein hängen blieben.

Die Blonde nahm einen weiteren, beruhigenden Atemzug und beeilte sich, sich auf den angebotenen Stuhl ihm gegenüber zu setzen.

„Wider erwarten ja, danke.“ Antwortete sie freundlich.

Als sich Trunks zu ihrer Rechten niederließ, fühlte sich die junge Frau unwillkürlich an ein Kreuzverhör erinnert.

Misstrauisch schielte sie von einem zum anderen.

Sie fand es sowieso nicht so prickelnd, sich mit den beiden Elitekämpfen in einem Raum aufzuhalten – auf ihrem Hinweg hatte sie tunlichst darauf geachtet, dass niemand mitbekam, dass sie das Zimmer der beiden Traumprinzen der Uni betrat.

Ärger mit den Fangirls – das hätte ihr gerade noch gefehlt! Sie hoffte, dass sie die ganze Sache jetzt möglichst schnell über die Bühne bringen und danach wieder die gewohnt-angenehme Distanz zu den beiden Machos einnehmen konnte.

Der Saiyajin mit den fliederfarbenen Haaren ergriff das Wort.

„Also Amy – schön, dass du so schnell kommen konntest. Um es kurz zu machen – Goten und ich hatten heute Nacht ein längeres Gespräch und sind schließlich zu dem Schluss gekommen, dass es nur eine Lösung geben kann, die uns dazu befähigt, dich unauffällig die ganze Zeit über zu beschatten.

Wir sind überzeugt davon – und haben uns das auch noch mal von den anderen Obersemestern hier an der Uni bestätigen lassen – dass dieser Fremde sehr mächtig ist. Der Aura nach sogar stärker, als alle anderen hier.“ Amys Augen weiteten sich bei dieser Aussage unwillkürlich vor Schreck. Stärker als alle Studenten dieser Uni? Sie spürte wie ihr Körper von einer Gänsehaut überzogen wurde. Das war wirklich unheimlich. Der andere fuhr unbeirrt fort, als würden solche entsetzlichen Feststellungen zu seinem Alltag gehören.

„Vielleicht hast du schon von den Gerüchten um uns gehört – wir haben einen überdurchschnittlich hohen Saya-Wert …“ er warf seinem Freund einen kurzen, absichernden Blick zu, der nur nickte. “... um genau zu sein sind unsere Väter die beiden letzten reinrassigen Saiyajins.“

Amy schnappte an dieser Stelle überrascht nach Luft. Trunks ließ sich davon jedoch nicht beirren und sprach einfach weiter. „Deshalb zählen wir zu den stärksten Kämpfern hier auf dem Planeten, auch wenn das nur wenige wissen.“ Sein Blick fügte ein und-wir-wären-dir-sehr-verbunden-wenn-das-so-bleiben-würde hinzu. „Allerdings prädestiniert das uns beide dafür, den Posten deines …“ ein belustigtes Funkeln trat in die saphirblauen Augen. „…nun, sagen wir, deines Leibwächters einzunehmen.“

Amy legte den Kopf schief und unterdrückte mit aller Macht ein Schnauben.

Leibwächter?“ wiederholte sie abfällig.

Goten beugte sich ein Stück vor, und zog damit ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die junge Frau schluckte unwillkürlich die weitere bissige Bemerkung hinunter, die ihr auf der Zunge lag, als ihr der unnachgiebige Ausdruck in den schwarzen Tiefen seiner Augen auffiel.

„Nun … du weißt, was Trunks meint.“ Übernahm er mit seiner ruhigen Stimme. Sein Freund lehnte sich unterdessen zurück und nahm nun die Rolle des stillen Beobachters ein. Täuschte sie sich, oder wirkte er irgendwie … erwartungsvoll? „Du bist dir sicher bewusst, dass du in ziemlicher Gefahr schwebst, und wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen. Wir wissen nicht, was dieser Fremde von dir will. Aber da wir lieber von dem schlimmsten Fall ausgehen sollten, wäre es sinnvoll, wenn immer einer von uns in der Nähe wäre.

Da wir beide hier an der Uni einen etwas … komplizierten Status einnehmen …“, die Blonde verkniff sich ein weiteres, ziemlich beleidigendes Kommentar bei dieser Umschreibung, „…ist es am Besten, wenn ich mich als dein Freund ausgebe.“

Amy zwang ein nichtssagendes Lächeln auf ihre Lippen, während ihre Augen einen unheilvollen, bernsteinfarbenen Glanz bekamen.

Sie musste sich verhört haben.

Das was sie verstanden zu haben glaubte war völlig absurd.

„Wie bitte?“ erkundigte sie sich höflich beherrscht.

Son Goten grinste breit, bei ihrem wirklich heldenhaften Versuch, die Fassung zu bewahren.

Mein Gott, was für ein Temperament!

„Wir werden dich als meine Freundin ausgeben. Natürlich nur zum Schein, aber so kann ich mich problemlos in deiner Nähe aufhalten und falls diese unheimliche Gestalt noch einmal auftauchen sollte …“

Es kam für ihn keineswegs unerwartet, dass sich die Blonde jetzt plötzlich so schnell von ihrem Platz erhob, dass der Stuhl, auf dem sie eben noch gesessen hatte, gefährlich schwankte.

Sie stützte ihre Hände links und rechts von der Tischkante auf, während sie sich über die Platte beugte, um wenige Zentimeter vor Son Gotens nun eindeutig amüsiertem Gesicht zu stoppen.

„So schlimm?“ konnte er sich nicht verkneifen zu fragen.

Wütende Augen in der Farbe flüssigen Goldes, die zu schmalen Schlitzen verengt waren und ihrem vor Empörung geröteten Gesicht etwas eindeutig raubtierhaftes gaben, fixierten den noch immer gelassen dasitzenden Schwarzhaarigen drohend.

„In der Tat!“ fauchte die junge Frau zornbebend. „Glaubt ihr ernsthaft, ich will länger als ein paar Minuten mit einem von euch in der Öffentlichkeit gesehen werden? Ganz davon abgesehen steigt mein Gesundheitsrisiko Dank eures komplizierten Status an dieser Uni …“ ihre Stimme troff vor Sarkasmus. „… ganz gewaltig, wenn ich dabei auch noch die Freundin von dir spielen soll. Nein, danke!“

Son Goten nahm diesen Seitenhieb ohne mit der Wimper zu zucken, und holte nun, mit einem liebenswürdigen Lächeln das Amy nur noch mehr zur Weißglut trieb, seinerseits zum Gegenschlag aus.

Sein vor Wut kochendes Gegenüber musste sich mit aller Macht darauf konzentrieren, seine Worte durch das Rauschen ihres Blutes in ihren Ohren zu verstehen.

„Nun – du hast natürlich die Wahl.“ erklärte er mit seidenweicher Stimme, während er zum tödlichen Streich ausholte. „Wir haben die Sache schon mit Mrs. Chumi besprochen. Sie ist der gleichen Ansicht wie wir und will kein Risiko eingehen. Falls du dich weigern solltest, denn natürlich können wir dich nicht zwingen, dich freiwillig in meiner Nähe aufzuhalten …“ sein wissender Blick strafte diese Worte Lügen. „…würde sie dich erst einmal auf unbestimmte Zeit beurlauben, bis wir den Fall gelöst haben. Allerdings wissen wir nicht, inwiefern der Unbekannte über dich informiert ist. Es würde das Risiko bestehen, dass er dich zu Hause aufsuchen würde, deswegen müssten wir uns für diesen Fall noch etwas überlegen.“.

Der dunkelhaarige Saiyajin wusste, dass er gewonnen hatte, als Amy daraufhin nur in hilfloser Wut die Fäuste ballte, während sie sich langsam wieder aufrichtete, um seiner Nähe zu entkommen, die ihr plötzlich unerträglich vorkam. Die Blonde hasste es, wenn sie verloren hatte.

Es gab nur eines, was sie noch weniger leiden konnte: wenn ihr Gegenüber ganz genau wusste, dass sie keine Chance hatte, noch irgendetwas gegen seinen Vorschlag zu unternehmen.

Und genau das war gerade eben der Fall.

Natürlich würde sie ihrer Familie kein Risiko zumuten – wie der verfluchte unverschämte Mistkerl sehr wohl wusste.

Mit ein paar tiefen Atemzügen schaffte Amy es schließlich, sich so weit zu beruhigen, dass sie es sich zutraute, nicht sofort loszubrüllen, sobald sie den Mund aufmachte.

Trotzdem klang ihre Stimme ziemlich gepresst, während sie die beiden, mit sich und ihrer gelungenen Erpressung offensichtlich ziemlich zufriedenen, jungen Männer vor ihr mit finsteren goldenen Blicken aufzuspießen versuchte.

„Schön. Dann bleibt mir … Verzeihung, ich meine natürlich uns … nichts anderes übrig, als diesen genialen Plan in die Tat umzusetzen.“ Ruckartig wandte sie den Kopf ihrem schwarzhaarigen Freund zu. Mit zuckersüßer Tonlage setzte sie hinzu:

„Vielen Dank, dass du wegen meiner Sicherheit auf deinen komplizierten Status an dieser Uni und somit deinen Spaß verzichtest, Liebling. Wir sehen uns.“ Ihre Stimme wurde drohend. „Und wehe du kommst mir zu nahe.“

Damit drehte sie sich um und marschierte aus dem Raum.

Grinsend musterte Goten seinen etwas blass gewordenen Freund, und zuckte nicht einmal mit der Wimper, als die Tür lautstark hinter seiner frischgebackenen Freundin zugeknallt wurde.

Irgendwie hatte der Schwarzhaarige das Gefühl, dass er in nächster Zeit trotz allem sehr wohl viel Spaß haben würde mit diesem hübschen Temperamentsbolzen.

Er lachte leise, als Trunks schließlich trocken feststellte:

„Zum Glück ist sie nur Durchschnitt. Jemand der so impulsiv ist, könnte sonst zu einer richtig ernsthaften Gefahr für seine Mitmenschen werden.“
 

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TBC.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2008-04-13T16:44:52+00:00 13.04.2008 18:44
Es ist ein geiles, perfektes kapitel, ich musste so oft schmunzeln!
Amy macht Goten soc richtig schön fertig... ich sehe es schon vor mir!
Peinliche kosenamen, die fangirls wütend machen...
Aber ich frage mich, wie er zu ihr mit nachhause will und wo Amys Kräfte geblieben sind und der Teufelsschwanz...
Ihre Mama ist doch ein "besonderes" Wesen...
Hm... das wirst du bestimmt bald erklären, hoffe ich..

es ist eine ganiale story, alles ist in sich geschlossen und die Charaktere sind sehr authentisch!

Ich freue mich schon tierisch auf das nächste Kapitel!

ciaoi
Steffi
Von:  DINO2011
2008-04-12T14:00:52+00:00 12.04.2008 16:00
So, wieder einmal ist es eingetroffen, das ich nichts Negatives über dein Kapitel sagen könnte. Es ist, wie immer, sehr gut geschrieben und die Gedankengänge der Charaktere sind äußerst schlüssig. Eine gute Priese Humor ist trotz der relativ ernsten Lage auch noch dazu gekommen, was ich sehr angebracht finde.

Ich warte nun ebenso gespannt auf das nächste Kapitel hier, wie auf den Epilog bei MgC, was durchaus eine Leistung ist, weil ich ansonsten viel zu lesen habe und nicht wirklich gespannt auf Fortsetzungen warte^^

mfg DINO
Von: abgemeldet
2008-04-08T14:19:25+00:00 08.04.2008 16:19
Ich habe wirklich spekuliert ob die beiden ihr einen Schreck einjagen wollen, damit sie sie in ihrer Nähe duldet (es hat zeitlich einfach zu gut gepasst, als dass es nicht ein Plan von den beiden hätte sein können. Besonders weil sie ja einen hatten!)Ich hab es dir damals nicht geschrieben. Und jetzt sieht es so aus, als ob ich nur so tun würde als ob. :(
Man ich bin soo dooof! Da denk ich doch tatächlich in die richtige Richtung und was mache ich? Ich behalte es für mich... :/

Das hier wird nur ein kurzer Kommentar aus Angst, dass mein Internet mich wieder einmal rausschmeißt.

Ich l i e b e Goten :]
Und ganz besonders seine Art Amy zu nehmen. *g* Das wird wirklich noch ein Heidenspaß. Ich wette sie macht ihm das Leben so richtig schön zur Hölle und stellt ihn in einer Tour bloß.
Und was nicht fehlen darf - Kosenamen! ;) Richtig schön demütigende Spitznamen... Schuffelbärchen, Hasi, Mutzel, Honigschnäutzchen, Zuckertörtchen ;)
Uhhh... Amy wird ihn seine Entscheidung zunächst einmal bereuen lassen.
Und wenn sie die Wahrheit erfährt ist er Geschichte XD
Klasse! Ich freu mich schon!!
(Ich seh's schon kommen. In Anlehnung an dieses Kapitel wird Trunks fragen können: "So schlimm?" - "Schlimmer!!", wird Gotens vollkommen fertige Antwort lauten!!)

Ich mag Gotens Art... ach was ich liebe sie. :) Schweigsam, aber charmant, obwohl teilweise so berechnend und besonnen, dass man ihm ins Gesicht schlagen möchte (was Amy ja vielleicht mal tun wird...) muss man ihn einfach mögen.

LG
Pia
Von: abgemeldet
2008-04-05T13:51:39+00:00 05.04.2008 15:51
JA!!!! Amy mach goten vertig!!!!! *anfeuer*
na die zwei sind ja so was von unverschämt ich hoffe die kriegen ihren teil noch ab XD
das kapi war mal wieder klasse!!!!
ich hoffe es geht bald weiter (vielleicht auch bei maya, aber ich will dich nicht drängen^^)
liebne grüße
kathi ^.~
Von:  HexenLady
2008-04-04T16:23:38+00:00 04.04.2008 18:23
hihi
ich bin schon wieder die erste :D
ist das nicht toll ;)
ich eig amy verwandelt sich oder bekommt etwas von ihrer kraft wenn sie wütend wird oder wie war das nochmal?
ich finde deinen neuen ansatz einfach klasse :D
aber wie alt sind die beiden ungefähr? ka es muss ja alles abgestimmt sein auch mit maya?
und ich hoffe du gedenkst auch bei maya weiter zu schreiben :D
byebye
andrea
p.s ich antworte dir auf jedenfall heute abend noch
^^


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