Erkenntnis
„Wie geht’s der Kleinen?“ Kisame setzte sich in den zweiten Sessel. Samehada lehnte neben ihm.
„Kaffee?“
„Ja, gerne.“ Er hielt Itachi seine Tasse hin. „Also, wo ist die Kleine? Frühstückt sie nicht mit uns? Sie soll bloß noch viel essen heute, sonst schreit sie heute Abend kurz nachdem wir losgegangen sind schon wieder, weil ihr Magen knurrt.“
„Sie ist gestern Abend beim Lesen eingeschlafen. Sie liegt noch im Bett und schläft.“
„Du bist doch nett zu ihr, oder?“
Itachi kicherte leise. „So nett, wie ich sein kann...“
„Guten Morgen!“
Sie drehten sich um. Sakura war aufgestanden.
„Kleines! Komm, iss mit uns. Du brauchst deine Kraft.“
Verschlafen und gähnend tapste sie zum Sofa und ließ sich in die Kissen plumpsen. „Meine Kräfte?“
„Wir haben eine neue Mission. Heute Abend brechen wir auf.“ Itachi stellte auch ihr einen Kaffe hin.
„WAS? Was für ein Auftrag? Wohin?“
Die Beiden sahen sich an. „Lass dich doch überraschen, Kleines...“
„Von Überraschungen habe ich erst einmal genug“, murmelte sie in ihre Tasse.
Itachi hörte sie, doch sein Blick heftete auf der kleinen Tonikum Flasche auf dem Tisch. „Wie funktioniert das?“
Sie sah zu ihn herüber.
Kisame blickte verwirrt zwischen Beiden hin und her. „Was ist das überhaupt?“
„Das ist ein Tonikum, das Itachi helfen soll, mit den Schmerzen und dem Zustand seiner Augen besser zurecht zu kommen. Man muss es direkt ins Auge tropfen. Es legt sich wie ein Film über die Bindehaut und befreit sie wie auch die Linse von Verkalkungen und ähnlichem. Es könnte deine Sehkraft ein wenig verbessern. Außerdem enthält es schmerzstillende Substanzen, sodass du das Sharingan wieder ohne große Schmerzen benutzen kannst. Ich arbeite noch daran, die Netzhautschäden auch zu beheben, aber das wird schwieriger und erfordert wahrscheinlich auch Heilchakra...das muss ich aber mal ausprobieren. Verschlimmern geht nicht! Der einzige Nachteil ist, dass es regelmäßig angewendet werden muss; sonst verliert es augenblicklich seine Wirkung.“
„Wie oft?“
„ Direkt nach dem Aufwachen und vor dem Schlafengehen.“
„Wie viel Chakra würde es brauchen, an der Netzhaut zu feilen?“
Sakura musste lächeln. „Nicht viel, weil man das sowieso nicht auf einmal heilen kann. Es wird vielleicht zwei Monate dauern, bis sich die ersten Fortschritte zeigen; am Effektivsten würde die Behandlung in Zusammenhang mit der Einnahme des Tonikums wirken, also morgens und abends.“
Über seine Kaffeetasse hinweg beobachtete Kisame die Unterhaltung. *Was zum Teufel ist zwischen den Beiden passiert?*
„Wir können heute Abend anfangen.“ Er nickte nur.
*Das kann ja was werden. *
+++ Fertig zur Abreise +++
„Passt mir ja gut auf sie auf!“
„Ja doch Konan. Die Kleine ist bei uns 200%ig sicher.“
Er formte die geheimen Fingerzeichen und das Tor schloss die Sicht auf Konan, die sie in der Halle verabschiedet hatte.
„Darf ich wenigstens wissen, wie lange ich die Ehre haben werde mit euch auf den Fußböden der Welt zu schlafen?“
„Ein paar Wochen.“ Kisame grinste zu Itachi.
„Ein paar Wochen?“
„Ein paar Monate.“
„Ein...paar... Monate?? Was ist das für ein Auftrag??“
Kisame lachte nur und war mit Itachi an seiner Seite schon fast am Wald angelangt.
Als die Sonne unterging, machten sie an einer geschützten Lichtung halt und entfachten ein Feuer.
Sakura kramte nach ihrem Tonikum. „Möchtest du, dass wir es jetzt ausprobieren?“
Kisame blickte nun überhaupt nicht mehr durch. *Seit wann duzen sich die Beiden denn jetzt eigentlich? *
Itachi saß vor dem Feuer und nickte.
„Du müsstest dein Sharingan deaktivieren, sonst wird es nicht helfen.“
Das Rot verschwand aus seinen Augen und sie blickte wieder in diese tiefschwarze Iriden, in denen sie zu versinken drohte. Nur mit Mühe konnte sie sich auf ihr Vorhaben konzentrieren.
Drei Tropfen pro Auge, dann legte sie ihm die Hände an die Schläfen und ließ ihr Chakra in seine Augen fließen. In ihrem Bauch kribbelte es leicht und sie spürte, dass auch er ihre Nähe genoss. *Was haben wir bloß in dieser Nacht getan? *
„Und?“, fragte sie, als sie fertig war.
Itachi sah umher. Nach links, nach rechts und wieder zu ihr zurück. „Nicht ideal...“ „Kann es ja auch nicht auf der Stelle...“ „...,aber besser.“
„Oh wirklich?“ Sie strahlte.
„Danke.“
Kisame klappte die Kinnlade runter. „Wollt ihr zwei mir irgendwann nochmal erzählen, was zwischen euch beiden vorgefallen ist?“
Sakura wurde rot. Itachi ignorierte ihn.
„Oh...oooooh, ach sooo!“ Er biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich ein Lachen.
Knallrot sank Sakura am Feuer nieder und versuchte sich in ihrer Decke zu verstecken.
„Ich habe mir ja schon so einiges gedacht, aber DAS...“ Er räusperte sich. „Wie, wenn ich fragen darf...?“
„Du darfst nicht fragen“, meldete Itachi sich jetzt doch zu Wort.
„Es war ein Unfall durch meine Kräfte verursacht“, nuschelte Sakura unter ihrer Decke hervor.
Kisame lachte laut heraus, was Sakura dazu brachte sich jetzt endgültig hinzulegen und die Decke soweit hochzuziehen, dass sie nicht mehr zu sehen war.
Itachi und Kisame schwiegen; erst als Kisame glaubte, sie würde schlafen, fragte er: „Wie sieht's denn jetzt aus? Liebst du sie?“
Itachi seufzte und legte noch einen Holzscheit nach. „Ich weiß es nicht, aber wenn, dann wäre das überhaupt nicht von Bedeutung. Sie liebt meinen kleinen Bruder, was mich nicht unbedingt zu ihrem Favoriten machen würde. Außerdem wäre es besser, wenn sie sich nicht all zu sehr an mich hält. Ihrem Ruf würde das nicht gut tun und wer weiß, was passiert, wenn Sasuke irgendwann einmal stärker als ich ist...“
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, sie würde versuchen deinen Augen zu helfen, wenn du ihr nichts bedeuten würdest...?!“
„Es ist besser so!“
Sakura hielt die Augen geschlossen, trotzdem hörte sie jedes einzelne Wort.
+++
Tränen liefen Itachi aus den Augenwinkeln.
Sein Bruder, die Person, die ihm am Meisten bedeutete, war nun sein größter Feind.
*Eines Tages wirst du stark genug sein mich zu töten, dann wirst du ein Held sein... *
+++
Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen.
*Deshalb soll ich mich von ihm fernhalten. Er hat vor, sich von Sasuke umbringen zu lassen, um den Ruf seines Clans wiederherzustellen und seinen kleinen Bruder zum Helden zu machen. Er will sich opfern und da er weiß, dass er nicht mehr lange sein wird, will er nicht, dass ich mich zu sehr an ihn gewöhne. Das erklärt auch seinen zwiespältigen Gefühle, die ich nie lesen kann. Er will nicht, dass ich trauere, wenn er stirbt.
Das würde ja bedeuten... er liebt mich. *
Ihr Herz schlug schneller. Nur mit Mühe konnte sie sich beruhigen.
Irgendwann entglitt sie aber doch in einen ruhigen Schlaf, der aber zu schnell unterbrochen wurde.
Sie spürte eine Brust an ihrem Ohr und sie hatte das Gefühl, sie würde sich bewegen. Sie öffnete ihre Augen.
Bäume zogen an ihr vorbei. Unter sich spürte sie starke Arme. Sie sah nach oben. „Kisame? Was soll das?“ Sie strampelte mit den Beinen. „Lass mich runter!“
Er blieb stehen. Itachi landete neben ihm auf dem Ast.
„Wir haben ja versucht dich zu wecken, aber du wolltest einfach nicht aufwachen. Du hast definitiv einen gesunden Schlaf, Kleines. Leider haben wir aber ein strenges Zeitlimit, also haben wir dich eben so mitgenommen.“
Die Decke lag immer noch über ihre Schultern. Sie zog sie enger um ihren Körper. „Schon gut.“
Sie sah sich um, musste aber zugeben, sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Ein Wald! Ja, das konnte sie noch erkennen.
„Wo sind wir denn jetzt?“
Itachi sah sie durchdringend an. „Drei Stunden vor Oto-Gakure.“
Sie schnappte nach Luft. „Oto??“ Dann begriff sie. „Euer Auftrag ist Orochimaru!“
Beide wichen ihrem Blick aus. „HALLO?!“
„Ein Informant hat uns Informationen zugeschickt, laut denen Orochimaru sich im Moment wieder in Oto aufhält. Das ist unsere Chance, Kleines!“
Sie ballte sie Fäuste und biss die Zähne zusammen. *Sasuke... *
Verzweifelt unterdrückte sie eine Träne, die aus ihrem Auge zu kullern drohte.
Orochimaru!
Er war der Mann, der das Dorf zerstört hatte.
Der Mann, der den 3.Hokage getötet hatte, der Sasuke dazu gebracht hatte, das Dorf und sie alleine zu lassen...
Entschlossen sah sie auf. „Ich werde euch helfen!“