You may fall from the sky, you may fall from a tree, but the best way to fall . . . is in love with me! von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- »You may fall from the sky, you may fall from a tree, but the best way to fall . . . is in love with me!« »♥« »Guten Morgen, die Damen! Darf sich ein Dorn zwischen den Rosen niederlassen?« Das waren Kida Masaomis ersten Worte. Kaum hatte er die Dachterrasse des Schulgebäudes betreten, hatte eine Gruppe Mädchen seine Aufmerksamkeit erregt, die kichernd ihre Pause genossen. Sie sonnten sich - bis zu dem Augenblick, als Masaomi mit einem breiten Grinsen vor ihnen stand und sich auch schon prompt zwischen sie setzte. Die Schülerinnen warfen sich fragende Blicke zu, dann standen sie wortlos auf und suchten sich eine andere Bank. »Lief wohl nicht so gut, oder?« Masaomi wandte sich um. Mikado stand vor ihm und lächelte mitfühlend. Er streckte ihm eine Bentobox entgegen. »Hier. Glaubst du wirklich, dass ein Mädchen auf deine Sprüche reinfallen wird?« »Irgendeine wird es bestimmt mal tun! Denkst du, ich lass mich von einer Abfuhr von sechs Mädchen unterkriegen? Dann kennst du Kida Masaomi noch nicht! Wenn ich das tun würde, dann hätte ich seit der Grundschule kein Mädchen mehr angesprochen!« »Du übertreibst, Masaomi«, meinte Mikado und setzte sich neben ihn. »Ich hatte Hunderte von Dates in der Grundschule - du warst zu schüchtern, um eines der Mädchen anzusprechen.« Masaomi grinste und boxte seinem Freund in die Seite. »Aber du wirst schon sehen. Sollen wir wetten?« »Eh? Wetten? Was genau?« »Dass ich heute mindestens ein Mädchen dazu bringen kann, ein Date mit mir zu haben! Oder mir ihre Nummer zu geben.« Masaomi richtete seine Essstäbchen auf Mikados Gesicht. »Gleich nach der Schule. Bist du dabei?« »« Wir hätten um mehr als mickrige dreihundert Yen wetten sollen, dachte Mikado. Denn so wie es jetzt lief, war das Ende des Tages offensichtlich. Masaomi hatte es geschafft, sich fünf Abfuhren einzuholen, als er in der U-Bahn angefangen hatte, wahllos irgendwelche Mädchen anzusprechen. Einige - da war Mikado sich sicher - waren bestimmt doppelt so alt wie Masaomi. Die beiden Raira-Schüler schlenderten nun die Einkaufstraße in Sunshine City entlang. Masaomi hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und warf abwechselnd prüfende Blicke in die Schaufenster und auf die Passanten. »…das Wichtigste ist, dass du weißt, wo du suchen musst!«, belehrte er Mikado. »Hier im Shopping-Zentrum wirst du einer Menge hübscher Mädchen über den Weg laufen. Aber es gibt sogar hier noch ein paar spezielle Plätze, an denen du fast ausschließlich Mädchen findest! Los geht’s!« Er rannte los, bremste nach zehn Metern allerdings wieder ab. Mikado, der seinen Freund nicht aus den Augen verlieren wollte, schaffte es gerade noch, nicht in ihn hineinzulaufen. »Warte kurz!« Masaomi zwinkerte Mikado zu. Das auserwählte Mädchen saß auf einer Bank und suchte etwas in ihrer Handtasche. »Hey!« Sie sah auf. Er schenkte ihr ein breites Lächeln. »Wenn dich ein fetter Mann in der Nacht in einen Sack stopft - mach dir keine Sorgen. Ich hab' Santa gesagt, dass ich mir dich zu Weihnachten wünsche.« »Tut mir leid, aber ich bin nicht interessiert.« Sie presste die Lippen aufeinander, um nicht sofort laut loszulachen. »Nicht mal ein bisschen?« »Nein, wirklich nicht.« Mikado, der die gesamte Szene mitangesehen hatte, schwieg. Masaomi meinte nur: »Mir sind die fünf Monate bis Weihnachten sowieso viel zu lang. Von daher ist das egal. Also, auf zur Nächsten. Ich meine, ich kann doch eh nicht so lange warten, bis Santa sie mir schenkt.« »Mhm.« »Auf geht’s! Wir müssen weiter!« Mikado folgte Masaomi drei Rolltreppen nach oben, bis sie schließlich vor einem breiten Schaufenster standen. »Willst du da wirklich rein?«, fragte Mikado und lugte vorsichtig in das Innere des Ladens. »Ich meine, da sind-« »Natürlich!« Masaomi unterbrach Mikado, bevor dieser seine Bedenken wirklich äußern konnte. Kida klapste ihm auf den Rücken. Mikado stolperte daraufhin in den Laden. Er erstarrte. Wie versteinert stand er zwischen der Sommermode für junge Frauen. Alles, was er sah, waren Bikinis in allen möglichen Farben und Größen. Sie erstreckten sich über sein gesamtes Sichtfeld. Er wirbelte mit hochrotem Kopf herum und wollte schon wieder aus dem Laden stürmen, da schob Masaomi ihn mit beiden Händen zurück. Er lachte. »Du kannst noch eine Menge von mir lernen. Bleib hier!« »Aber Masaomi!« »Keine Widerrede. Wie willst du sonst überprüfen, dass ich die Wette gewinne?« Masaomi schleppte Mikado weiter in den Laden bis zu den Umkleiden. Mikado verbarg sein Gesicht in den Händen und kniff zusätzlich die Augen zu. »Was… machst du da, Mikado?«, erkundigte sich Masaomi und zerrte die Hände von Mikados Gesicht. »Ich… also…« Er linste unter seinem rechten Auge zu Masaomi. »Lach nicht!« »Okay, okay. Du wartest einfach hier und beobachtest!« Mikado wurde auf einen Sessel gedrückt, der neben dem großen Spiegel vor den Umkleiden stand. Seine Finger krallten sich in den Gurt seiner Umhängetasche, während Masaomi sich gegen den Spiegel lehnte und zufrieden lächelte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis eines der Mädchen den Vorhang zur Seite zog. »Aimi, hast du’s an?« »Moment… ich krieg den Reißverschluss… nicht zu. Kannst du mir mal schnell helfen?«, rief das Mädchen namens Aimi aus ihrer Kabine. Ihre Freundin schlüpfte in die andere Umkleide. Mikados Wangen nahmen einen sanften Rotton an. Die beiden Freundinnen traten vor den Spiegel. Aimi, in einem hübschen weißen Sommerkleid, warf den beiden Jungen einen raschen Blick zu, widmete sich dann aber wieder ihrem atemberaubenden Spiegelbild. Ihre Freundin, nicht minder hübsch, betrachtete sich währenddessen von allen Seiten in dem Spiegel. Ihre schlanken Beine steckten in perfekt sitzenden Shorts. »Wow, sind das Weltraumhosen?« Die beiden Mädchen sahen zu Masaomi. Er zwinkerte ihnen zu. »Wie?«, wollte Aimi noch einmal wissen. Sie sah hochgradig verwirrt aus. »Na, die Shorts von deiner Freundin. Sind das Weltraumhosen?« »Er meint dich, Keiko.« »Wieso? Das sind ganz normale Short«, antwortete Keiko irritiert. »Echt? Dein Hintern ist nämlich nicht von dieser Welt!« Für einen Moment herrschte Stille, dann prustete Aimi los. Lachend verschwand sie in ihrer Umkleide. Man konnte nur noch ihre erstickten Kicheranfälle vernehmen. Keiko starrte Masaomi immer noch an. »Ist das ’ne Anmache?« Auch sie konnte sich das Lachen kaum mehr verkneifen. »Nicht interessiert. Tut mir leid.« »Sicher?« »Sie hat 'nein' gesagt, Masaomi!«, mischte sich Mikado ein und zerrte Masaomi hinter sich her. Er verbeugte sich tief vor Keiko. »Es tut mir aufrichtig leid! Entschuldigung! Verzeihung! Tut mir leid. Das war nicht so gemeint!« Er stürmte aus dem Laden. Masaomi ließ sich mitziehen. »Aber sie hatte wirklich einen süßen Hintern, findest du nicht?« »Masaomi!« »Gut, dann war das auch nichts. Auf zur Nächsten!« »Masaomi… ich finde, wir sollten…« Doch Masaomi hörte ihm nicht zu. Er ging bereits zielstrebig auf die Rolltreppe zu und war im Gewühl der Menge verschwunden, bevor Mikado überhaupt realisiert hatte, dass sein bester Freund nicht mehr neben ihm stand. Er hastete ihm hinterher. Mehrere Stufen unter sich konnte er Masaomi ausmachen, der sich zu einem Mädchen mit Kopfhörern beugte und ihr auf die Schulter tippte. Sie legte den Kopf schief und ihre großen dunklen Augen musterten Masaomi eingehend. Sie sah unleugbar hübsch aus. Ihr schwarzes Haar fiel ihr in einer glänzenden Woge über den Rücken. »’tschuldigung. Aber ist dein Name zufälligerweise Gillette? Du bist nämlich das Beste, was ein Mann kriegen kann!« Sie hatten das Ende der Rolltreppe erreicht, und Masaomi verlor sie aus den Augen. Mikado rannte auf ihn zu. »Und, wie lief’s?« »Ein echter Gentleman genießt und schweigt.« »Was hast du jetzt schon wieder gesagt?« »Nichts Beleidigendes oder was du sonst noch von mir denkst. Sie hat einfach keine Ahnung, was sie verpasst.« Er grinste. »Gehen wir raus, hier finden sich keine Mädchen.« »« Wenig später saßen sie auf einer der Bänke im West Gate Park und Mikado beobachtete stumm die schaumigen Fontänen des Brunnens, die immer wieder in die Höhe schossen. Masaomis Aufmerksamkeit galt jedoch etwas anderem. Sein Blick wanderte über die Passanten. Er sprang auf. Mikado blickte fragend drein. »Hör zu, du bleibst einfach hier sitzen, Mikado. Ich geh' kurz zu den zwei Schönheiten da rüber. Und wenn ich mich zu dir umdrehe, dann winkst du uns zu!« »Aber… was? Wieso? Masaomi!« Doch Kida eilte schon davon. Mikado seufzte. »Hi!«, begrüßte Masaomi die beiden Mädchen. Sie sahen auf. »Habt ihr kurz Zeit?« Sie nickten. Er deutete mit dem Daumen über die Schulter zu Mikado. »Seht ihr meinen Freund da drüben?« Masaomi drehte sich um. Mikado hob schüchternd eine Hand und winkte kurz zu ihnen herüber. »Ja, wieso?« »Nun, er will wissen, ob ihr mich süß findet.« Masaomi kehrte zu Mikado zurück. Die Arme weit ausgebreitet und ein theatralisches Seufzen auf den Lippen. »Der Tag ist noch lang und Ikebukuro voller hübscher Mädchen! Suchen wir weiter nach ihnen!« »Schon wieder nichts?« »Nein, sie finden uns zwar beide süß, aber ihre Telefonnummern wollten sie mir dann doch nicht geben. Hättest du sie auf fünfundzwanzig geschätzt? Wobei ich ja nichts gegen Ältere habe.« Er machte eine Drehung um die eigene Achse und deutete willkürlich auf eines der Mädchen, die ebenfalls ihren freien Nachmittag im Park verbrachten. In ein Buch vertieft schob sie ihre Brille den Nasenrücken hoch. »Hast du einen Kugelschreiber?« »Öh, ja.« Mikado suchte in seiner Schultasche nach einem Stift. »Der hier sollte schreiben.« »Dankeschön«, flötete Masaomi. Wenige Sekunden später hatte er auf der Bank neben dem Mädchen Platz genommen und rutschte Zentimeter für Zentimeter näher an sie heran. Er ergriff ihre Hand, als sie gerade die Seite umblättern wollte. »Was soll das?«, fragte sie entrüstet und versuchte sich Masaomis Griff zu entziehen. »Keine Angst. Ich will dir nur deine Zukunft vorhersagen.« Er beugte sich über ihre Hand und schrieb seine Telefonnummer auf ihre ausgestreckte Handfläche. »Deine Zukunft ist klar!« Er sprang auf und verbeugte sich mit einem verführerischen Lächeln. »Sie wird mich bestimmt noch heute Abend anrufen. Meinst du nicht auch?« »Du hast wirklich deine Telefonnummer auf ihre Hand geschrieben?« Masaomi nickte. Die beiden hatten sich erneut auf den Weg durch die belebten Straßen Ikebukuros gemacht. Dann entgleisten Masaomis Gesichtszüge. »Ah, verdammt…« »Was ist?«, fragte Mikado und betrachtete seinen Freund besorgt. »Ich glaub', ich hab meine Nummer falschgeschrieben.« »« »Ich hab' Hunger. Wir sollten was essen gehen«, schlug Masaomi vor, als sie das Einkaufszentrum betraten. Mikado stimmte zu, und sie machten sich auf den Weg nach oben. Doch bereits in der Eingangshalle wurden sie aufgehalten - in Form von einem hübschen Mädchen in dunkelblauer Matrosenuniform. »Pass auf, Mikado! Beobachte den Meister bei seiner Arbeit! Ich habe eine neue Strategie entwickelt«, verkündete Masaomi mit unterdrückter Freude in der Stimme und beobachtete die Schülerin. »Und die wäre?« , wisperte Mikado zurück. Im selben Augenblick fragte er sich, weshalb er ebenfalls flüsterte. Die restlichen Passanten waren laut genug. Und keiner von ihnen war wohl an grauenvollen Anmachsprüchen und neuen Strategien interessiert. »Wirst du gleich sehen.« Mit diesen Worten stürmte Masaomi davon. »Hi, Mio!« Er drückte das überraschte Mädchen mit einem breiten Lächeln an sich. »Ich hab dich ja schon seit EWIGKEITEN nicht mehr gesehen!« Er löste die plötzliche Umarmung und drückte ihr, beide Hände noch immer auf den Schultern, einen Kuss auf die Wange. Das Mädchen war anscheinend zu entsetzt, um noch irgendwie zu reagieren. Ihr Gesicht war hochrot angelaufen. »Wow, du hast dich ja ziemlich verändert!« Mikado versteckte sich hinter einer zwei Meter großen Pflanze. Nach ein paar Sekunden quietschte sie, die Augen zu Boden gerichtet und den Kopf wild schüttelnd, so dass ihre Haare ihr um ihr hübsches Gesicht flogen: »Ich bin nicht Mio!« »Was? Oh mein Gott! Du hast sogar deinen Namen geändert!«, platzte Masaomi freudestrahlend heraus. Er griff nach ihrer Hand. Mikado lugte hinter einem Blatt hervor. Das Mädchen stieß einen hohen entsetzten Schrei aus und stolperte einige Schritte zurück. Kida hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit des gesamten Kaufhauses. Doch bevor er die Lage noch irgendwie verschlimmern konnte, war Mikado aus seinem Versteck vorgesprungen und zog Masaomi von der zitternden Schülerin fort. »Es tut mir schrecklich leid!«, rief er über die Schulter, als er mit Kida im Schlepptau davonrannte. »Schätze, die neue Strategie kommt noch nicht so gut an«, murmelte Masaomi. Sie hatten eine Verschnaufpause eingelegt. »Masaomi! Das kannst du doch nicht machen!«, brachte Mikado schließlich heraus. Seine Hände umklammerten den Gurt seiner Tasche und er blickte Kida entrüstet an. »Wieso nicht?«, schmollte Masaomi. »Du hast sie fast zu Tode geängstigt!« »Wird sie schon überleben.« Masaomi zog einen Schmollmund. »Ich hab immer noch Hunger. Wie steht’s? Gehen wir endlich was essen?« »Du warst doch derjenige, der uns aufgehalten hat!«, protestierte Mikado, folgte seinem Freund aber. Ein Stockwerk höher reihten sich Restaurant an Restaurant aneinander, nur unterbrochen von diversen Fast Food-Ketten. Mikado und Masaomi stellten sich hinter eine schnatternde Schar Mädchen. Und Mikado hatte es schon geahnt. Masaomi beugte sich vor und tippte einem der Mädchen auf die Schulter. Was Mikado allerdings nicht hatte kommen sehen, war der Spruch, den Masaomi diesmal bereit hatte. Der stellte so ziemlich alles in den Schatten, was er bis heute erlebt hatte. »Entschuldigung, hast du eben gefurzt? Du haust mich um.« Eine ziemlich unangenehme Stille entstand. Dann stampfte das Mädchen mit voller Wucht auf Masaomis Fuß und stolzierte davon. Masaomi stöhnte vor Schmerzen auf und meinte nur atemlos: »Der Spruch ist gestrichen.« Doch Kida Masaomi wäre nicht Kida Masaomi, wenn er den Schmerz nicht einfach hinnehmen und sich das nächste Mädchen für einen seiner bedenklichen Anmachsprüche aussuchen würde. Es traf die Kassiererin. Sie bestellten. Masaomi lehnte sich auf die Theke, blickte dem Mädchen mit den zwei geflochtenen Zöpfen tief in die Augen und meinte dann: »Wenn du ein neuer Hamburger hier bei McDonald’s wärst, dann wärst du ein McGorgeos!« Sie kicherte leise und vergaß darüber hinaus völlig, dass die beiden noch gar nicht bezahlt hatten. Mikado wollte bereits etwas sagen, als Masaomi ihn weiter drängte. »Lass es gut sein. Sonst wäre meine Mühe völlig umsonst gewesen!« »Aber-« »Nichts aber, gib mir mal was von deinen Pommes!« Sie kabbelten sich den gesamten Weg bis zu einem freien Tisch. »Masaomi, jetzt starr nicht so!« Seit geschlagenen zehn Minuten hatte Kida den Blick nicht mehr von den drei Mädchen an ihrem Nachbartisch abgewandt. »Warte«, nuschelte er abwesend und bediente sich von Mikados Pommes. »Auf was?« Mikado sah ihn stirnrunzelnd an und schob Masaomis Hand weg. Er biss in seinen Burger, genau in dem Moment, als Masaomi aufsprang und strahlend rief: »Ha! Sie hat geguckt!« Vor Schreck zuckte Mikado zusammen. Er verschluckte sich an seinem Burger. Hustend und prustend holte er Luft. Masaomi klopfte ihm auf den Rücken. Die drei Mädchen sahen zu ihnen. »Geht’s wieder?« »Ja«, keuchte Mikado und musste dann feststellen, dass der Salat und die Soße zwischen den Brotscheiben hindurch auf seine Hose gerutscht waren. »Ah, Mist!« »Hast du mir überhaupt zugehört?« Masaomi wedelte mit seiner Hand vor Mikados Nase. »Eh, was?« Mikado blickte verwirrt zu Masaomi auf. Er wischte sich mit Servietten seine Hose sauber. »Ich meine diese drei Schönheiten dort drüben. Sie haben zu uns gesehen. Also, du wirst mich schnell entschuldigen. Ich rede mal kurz mit meiner zukünftigen Freundin.« Mikado nickte nur stumm. »Hey!«, begrüßte Masaomi die drei Mädchen und wandte sich prompt der Hübschesten von ihnen zu. »Ich hab' bemerkt, dass du mich bemerkt hast, und ich wollte nur bemerken, dass ich dich bemerkt habe!« Die drei starrten ihn an. »Hättest du Lust, heute Abend mit mir auszugehen? Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn ihr drei es seid!« »Ich glaube, wir sind ein wenig zu alt für dich.« »Wieso? Wie alt schätzt ihr mich denn?« Masaomi strahlte und zog bereits einen weiteren Stuhl heran. Die drei warfen sich rasche Blicke zu, dann antwortete eine von ihnen. »So fünfzehn vielleicht?« Masaomi lachte. »Genau genommen bin ich sechzehn!« »Wir sind trotzdem zwanzig.« »Macht nichts!« »« »Eine in Ikebukuro wird es bestimmt geben, die mit mir ausgehen wird!«, antwortete Masaomi auf Mikados Vorschlag, ihre Wette vorzeitig zu beenden. »So schnell gebe ich mich nicht geschlagen!« Die beiden standen nun an einer Ampel und überlegten, wohin sie als nächstes gehen sollten. »Wie wär’s bei der Südseite des Parks?« »Nein, ich hab genug von Parks. Wir müssen in irgendein Geschäft!« »Ah, Sonohara-san!« Mikado entdeckte ihre Freundin auf der gegenüberliegenden Straßenseite und winkte. Kaum sprang die Ampel auf Grün, eilte er zu ihr. »Ryuugamine-kun! Kida-kun!« Anri lächelte den beiden entgegen. Masaomi schob Mikado zur Seite, der mit leicht geröteten Wangen Anri immer noch anlächelte, und ergriff Anris Hand. »Ah~ du siehst wieder umwerfend aus. Du versprühst einfach immer diese erotische Aura!« Er lächelte, dann fuhr er sich durch die Haare und beugte sich näher zu ihr. »Aber eines musst du mir sagen, Anri-chan. Sind deine Eltern Terroristen? Du bist so scharf wie eine Bombe!« »Masaomi, lass das!« »Kein Grund, gleich eifersüchtig zu werden, Mikado~« Masaomi warf einen Arm um Mikados Schultern und nahm ihn in einen freundschaftlichen Schwitzkasten, während er theatralisch erklärte, er bekäme niemals ein Mädchen, wenn er immer so schüchtern bleibe. Anri kicherte. Die beiden sahen sie an. »Wohin wolltest du eigentlich gerade?«, fragte Mikado, als ihn Masaomi wieder losgelassen hatte. »Nur zur Bibliothek. Ich muss mir ein paar Bücher für Geschichte ausleihen.« »Wir begleiten dich!«, platzte Masaomi heraus. »Wir können doch ein so hübsches Mädchen nicht alleine durch Ikebukuro laufen lassen. Außerdem werden wir in der Bücherei bestimmt noch ein, zwei andere Mädchen treffen!« »« Masaomi schlenderte zwischen den meterhohen Regalen hindurch und hielt Ausschau nach potentiellen Opfern für seine Anmachsprüche. Mikado war nicht bei ihm. Er hatte Anri angeboten, als ihr persönlicher Buchhalter zu fungieren, und die beiden waren in die Geschichtsabteilung verschwunden. Masaomi zog einen Schmollmund. Hier musste es doch mindestens einen Bücherwurm geben, der einigermaßen gut aussah. Bis jetzt hatte er nur die alte Bibliothekarin alias Pssst-Tante gesehen - und die würde er sicherlich nicht fragen. Schließlich, in der Abteilung Medizin-Psychologie, wurde er fündig. Ein großgewachsenes Mädchen in Schuluniform blätterte gedankenverloren in einem dicken Wälzer. Ihre hellbraunen Haare waren zu einem straffen Zopf gebunden. Masaomi grinste. Er schlich sich auf die andere Seite des Regals, genau ihr gegenüber. Er räumte ein paar Bücher in Augenhöhe weg und wartete. Durch die breite Lücke konnte er ihr konzentriertes Gesicht sehen. Als sie das Buch wieder zurück ins Regal stellen wollte, erblickte sie Masaomis grinsendes Gesicht auf der anderen Seite und zuckte mit einem spitzen Schrei heftig zusammen. »Hi!«, begrüßte Masaomi sie. »Hast du gewusst, dass deine Augen so blau wie das Toilettenwasser bei mir zu Hause sind?« Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, dann schob sie das Buch so schnell sie konnte zurück ins Regal und rannte davon. Der tausendseitige Roman allerdings rutschte auf die andere Seite und traf Masaomi hart ins Gesicht. Er rieb sich seine schmerzende Nase. »Autsch.« »Was hast du mit deiner Nase gemacht?«, fragte Mikado, als er Masaomi erblickte. »Nichts, nichts. Und, geht’s voran?« »Was hast du jetzt gesagt, dass du mit einem Buch geschlagen wurdest?« »Nicht so wichtig. Viel wichtiger-« Masaomi stockte und starrte einem Mädchen nach, dass mit einem wackligen Bücherstapel an ihrem Gang vorbeilief. »Entschuldige mich kurz!« Masaomi folgte ihr. Sie war nicht besonders groß und ihre langen Haare, die sich auf ihren Rücken wellten, verstärkten den Eindruck nur noch. Sie trug einen violett-karierten Rock, schwarze Kniestrümpfe und einen gleichfarbigen Pullunder. Ihre grünen Augen blinzelten ihn unschuldig durch ihre großen runden Brillengläser an, als er sie ansprach. Niedlich, war das Einzige, was Kida Masaomi in diesem Moment noch denken konnte. »Mädchen, du bist wie ein Autounfall. Man kann einfach nicht wegsehen!« Ihre Augenbrauen verengten sich und ohne Vorwarnung ließ sie den gesamten Bücherstapel auf Masaomis Füße regnen. Mit einem überheblichen Gesichtsausdruck stakste sie davon. »Ich gehe nie wieder in Bibliotheken! Hier ist es ja lebensgefährlich!« Masaomi rieb sich die Füße. »Ach, Mikado, nimm dich vor denen in Acht, die unschuldig wirken. Die sehen nur so aus!« »Ich glaube, dass es einfach nicht sehr schmeichelhaft ist, als Autounfall bezeichnet zu werden«, meinte Mikado. »Vielleicht solltest du einfach mit diesen Sprüchen aufhören?« »Nein! Was ist, wenn der nächste Spruch tatsächlich funktioniert? Das könnte ich mir einfach nicht verzeihen!« »Wie du meinst. Wir gehen jetzt, kommst du mit?« »Nein, geht schon mal ohne mich vor, ich hab' noch was zu tun.« »Okay. Dann bis morgen!« »Man sieht sich!«, rief Masaomi seinen beiden Freunden noch hinterher. Sie winkten zum Abschied, dann wirbelte Masaomi herum und machte sich in die entgegengesetzte Richtung auf. Die Sonne neigte sich bereits zum Horizont, als er vor dem Hochhaus stand und klingelte. Sie stand im Durchgang zu der Wohnung und begrüßte ihn mit einem erfreuten »Masaomi!« Sie lächelte. »Hi, ich bin Mr. Right. Ich hab' gehört, du hast schon nach mir gesucht!« Er verbeugte sich tief. Er schlüpfte aus seinen Schuhen. Sie schloss kichernd die Tür hinter ihm und folgte ihm ins Wohnzimmer. »Deine Sprüche werden einfach nicht besser. Egal, wie viel du übst.« »Das macht nichts.« »Wieso? Weil du wirklich glaubst, wir Mädchen würden darauf reinfallen?« »Na, du bist es doch.« »Bist du dir sicher?« »Natürlich! Aber es war natürlich meine unglaublich charismatische Art, die dich zusätzlich verzaubert hat.« »Von wie vielen hast du dieses Mal eine Abfuhr bekommen?« »Hm… drei würde ich sagen.« Die Zahl sechsundzwanzig verbannte er so schnell wie möglich in seinen Hinterkopf. Saki kicherte nur und stellte ein Glas Orangensaft vor Masaomi auf den Tisch. Er grinste zurück. »« »Schade, dass ich die hier gestern nicht mehr einsetzen konnte. Dann benutz' ich sie einfach ein andern Mal.« Masaomis Blick glitt die Liste entlang. Mikado las über seine Schulter mit. Die Pause am nächsten Tag verbrachten die drei an ihrem gewohnten Platz oben auf dem Dach der Schule. Bereits am Morgen hatte er Mikado die dreihundert Yen in die Hand gedrückt und ihn gleich darauf zu einer Revanche aufgefordert. . . . - Mädchen, du bist wie ein Autounfall. Man kann einfach nicht wegsehen. - Hi, ich bin Mr. Right. Ich hab' gehört, du hast schon nach mir gesucht! - Oh mein Gott, ich dachte schon ich wäre schwul… aber dann habe ich dich getroffen. - War dein Vater ein Alien? Auf diesem Planeten gibt es nämlich nichts Vergleichbares. - Hi, ich bin ein Dieb und ich bin hier, um dein Herz zu stehlen. - Stopp! Geh da nicht rein - die Rauchmelder könnten losgehen! - Schon seit ich dich das erste Mal getroffen habe, lebst du in meinem Herzen ohne Miete zu zahlen. - Ich muss ein Lichtschalter sein. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, machst du mich an! - Ohne Kleider siehst du sicher besser aus. »Ich werde es euch allen zeigen!« Masaomi sprang auf und stieß die Faust in die Luft. Grinsend wirbelte er zu den andern beiden herum. Anri fing Mikados Blick auf und beide lächelten. »Dass ich, Kida Masaomi, der ultimative Frauenheld bin!« T.H.E. ♥ E.N.D. ____________________________________________________ » Omake: Kleines Extra~ »Yo, Karisawa-san!« Masaomi ging vor ihr auf die Knie und griff nach ihrer Hand. Perplex blinzelte sie ihn an. »Kida-kun…« »Weißt du…«, begann er mit einem unwiderstehlichen Lächeln, dann eröffnete er ihr feierlich: »Eigentlich dachte ich schon, ich wäre schwul… aber dann habe ich dich getroffen!« Karisawas Augen weiteten sich in Entsetzen. »Verdammt«, entwich es ihr dann. »Oh mein Gott… Yumacchi!!« Yumasaki sah mäßig interessiert von seiner Light Novel auf. Auch Kadota und Togusa wandten sich zum einzigen weiblichen Mitglied ihrer Gang um. »Ich hab' einen schwulen Jungen hetero gemacht! Yumacchi! Wie konnte ich nur?! Das ist unverzeihlich! Es war Mikapon, stimmt’s? Er ist… war deine große Liebe und ich hab es zerstört…« »…« Masaomi blinzelte nun so verwirrt wie Karisawa vor ein paar Sekunden. Sie begann herzhaft zu lachen und patschte ihm liebevoll auf das blonde Haar. »Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)