Uma melodia Inglês von MissGreen (Wie die Musik mein Herz eroberte) ================================================================================ Kapitel 1: Ballade No. 4 de Chopin ---------------------------------- Das Licht glitt durch die hellen Vorhänge und zog lange Bahnen auf dem hölzernen Boden. Ein leichtes Vibrieren ließ die Dielen schwingen. Ein heller Ton, ein weiterer und eine Melodie bildete sich in der Stille. Intensiver, leidenschaftlicher durchzog sie den Raum, der nun immer mehr von den warmen Strahlen der Sonne getränkt wurde. Jeder Ton erfüllte die Luft, die Ballade No.4 von Chopin tänzelte in seiner Vollkommenheit durch die stehende Luft. Nichts weiter war zu hören, bis auf diese Melodie, diese Melodie, die so voller Leidenschaft alles in seinen Bann zog. Ihre Finger glitten über die schneeweißen Tasten, berührten die Schwarzen mit einer Sanftheit, die doch so bestimmt war. Ihr Blick verträumt, die Lieder halb geschlossen, während sich ihre roten Lippen nur ein kleines Stück geöffnet an der Luft bedienten, die sie umschwebte. Die Luft, die so getränkt war von der Melodie, von der Liebe, die von diesen Tönen ausging. Die Welt schien still zu stehen in diesem Augenblick, Myra wagte es nicht zu atmen, während sie auf die Finger der Pianistin schaute. Ich sah es ihr an, sie war berührt, genau wie ich es war. Mein Kopf legte sich auf meine Schulter, schief schaute ich ihr dabei zu, wie sie ihre Finger weiter über die Tasten tanzen ließ und sich mehr und mehr in der Melodie verlor. Sie brauchte keine Noten, sie brauchte nichts, nur sich, die Tasten und as Gefühl in ihren Fingern, dass ich so sehr bewunderte. Ihr Haar glänzte, als das Sonnenlicht sie erreichte. Es bildete einen Kontrast zu ihrer Bräune, ihre Lippen faszinierten mich, ihre Konzentration war unglaublich und ich konnte einfach nichts anderes machen, als sie anzusehen. Warum war ich nicht schon vorher auf die Idee gekommen meine jüngere Schwester zu ihrem Klavierunterricht zu begleiten? Vielleicht weil ich mich nie für klassische Musik interessiert hatte, vielleicht aber auch, weil ich nicht gewusst hatte, wie wunderbar klassische Musik sein konnte, wenn jemand wie sie am Klavier saß. Die Melodie versummte, Schweigen umhüllte den Raum. Es dauerte einen Moment, ehe sie wieder in dieser Welt angekommen war. Sie strich sich eine hellblonde Strähne hinters Ohr. Ich bemerkte den kleinen Ohrstecker in Form eines Notenschlüssels, ich bemerkte das kleine Muttermal an ihrem Ohr, die zarten Haare, die sich weigerten den Weg hinters Ohr zu finden. Sie drehte sich um und er konnte ihr in die rehbraunen Augen sehen, sie hatten einen Glanz, als hätte sie die Tränen unterdrückt, während sie gespielt hatte. Ich war wie verzaubert, als ich sie anschaute. „Myra, das ist dein nächstes Stück“, sagte sie und strich sie das Kleid glatt, das sie trug. Dann stand sie auf. „Chopin“, erwiderte Myra. Sie biss sich auf die Unterlippe, ich konnte es genau sehen. Sie tat das immer, wenn sie Angst vor etwas hatte. „Ganz ruhig“, lächelte sie und trat von dem Piano weg. Ich konnte den Blick nicht von ihr lassen, ich konnte es einfach nicht und ich glaube, dass sie, ja, dass sie es bemerkte, denn sie erwiderte meinen Blick mit einem sanften Lächeln. „Deine Schwester ist sehr talentiert, aber sie unterschätzt sich stets“, es dauerte bis ich realisierte, dass sie mit mir sprach, denn bisher hatte sie nicht mehr Worte als „Guten Tag“ an mich gerichtet, als Myra und ich die Klavierschule betreten hatten. „Oh ja, ich weiß“, erwiderte ich etwas verwirrt und fuhr mir durchs Haar. Die Wangen wurden rot und warm, ich bemerkte dies sofort, Verlegenheit? Ich,… wie lange war ich nicht mehr verlegen gewesen,…. Es musste Jahre her sein, wie ein kleiner Junge musste ich aussehen, doch sie beachtete mich gar nicht mehr, sondern legte die Noten sichtbar für Myra bereit. „Nimm dir einen Stift und geh die Noten durch, markiere dir Fingersätze die dir auffallen und stellen, die dir schwierig erscheinen, du weißt, was ich meine, denn du machst das schließlich nicht das erste Mal“, sie legte den Kopf schief, ich wusste, dass sie lächelte, obwohl ich ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte, da sie es wieder dem Klavier und damit meiner Schwester zugewandt hatte. „Ja, ich weiß, aber meinst du nicht, dass diese Stück eventuell doch noch etwas zu schwer für mich ist?“, ich spürte die Angst in ihrer Stimme, ich spürte deutlich den Respekt vor der Ballade No. 4 von Chopin, den sie hatte, aber ich konnte es nicht verstehen. Es war doch nur ein Musikstück, wenn auch ein Wunderschönes. In meinen Ohren klang immer noch die Melodie, die bis vor wenigen Minuten den Raum erfüllt hatte. „Nein, das wirst du hinbekommen, du solltest nicht immer an die zweifeln, Myra. Du bist wirklich gut“, versuchte sie meine kleine Schwester zu ermutigen, die auf dem Klavierstuhl wie ein kleines Häufchen Elend saß. „Ich weiß nicht“, seufzte sie und strich das dunkelbraune Haar aus dem Gesicht. Wir sahen uns wirklich ähnlich. Die gleiche Haarfarbe, die selbe Nase, genau der selbe Blick, wenn wir genervt waren und dies waren nur die Dinge, die einem sofort auffielen, aber mein Selbstbewusstsein war weitaus ausgeprägter als bei ihr. Selten plagten mich Selbstzweifel, ich litt wohl eher an Übermut, dass etwas zu schwer für mich sein könnte, dies würde mir nie in den Sinn kommen, aber Myra war da wohl einfach anders. Sie legte die Hand auf ihre Schulter. „Ich weiß es und das sollte dir wohl reichen“, dann entfernte sie die Hand wieder und drehte sich zu mir um, ihr Anblick haute mich fast aus den Socken. Ihr intensiver Blick, ihr hellblondes Haar und ihr gebräunter Teint, kein Wort wollte meinen Lippen entweichen. „Du hast es überlebt, trotz deiner Abneigung zur klassischen Musik. War’s so schlimm?“, ihre Worte trafen mich, doch ich konnte nichts erwidern, ich schluckte den schweren Kloß in meinem Hals herunter. „Sprachlos? Ich dachte, dass ihm das nie passiert?“, sie warf ein einen Blick über die Schulter zu ihrer Schülerin. Das Grinsen auf dem Gesicht meiner Schwester war nicht zu übersehen. „Nur bei seiner Freundin, Sara“, sie grinste breit und es war einer dieser Momente, wo ich sie mir am liebsten geschnappt hätte, das Fenster aufgerissen hätte und sie in einem hohen Bogen aus dem Fenster geworfen hätte. „Aha, er hat eine Freundin? Interessant“, stellte sie fest, während sie süffisant lächelte. „Ähm ja“, presste ich heraus, um die Blamage etwas zu mildern, aber dafür war es vermutlich schon zu spät. Wieso hatte sie das sagen müssen?! „Na dann, grüß sie nett von mir“, sie lächelte ein bezauberndes Lächeln und ging zu ihrem Schreibtisch. „Wir sehen uns nächste Woche, Myra“, verabschiedete sie uns von dort aus und ich begriff, dass es Zeit war jetzt zu gehen. Ich hätte doch nicht mitgehen sollen, das Ende war böse gewesen und er hackte innerlich auf mich selbst ein. Ich schaute sie noch an oder wohl eher ihren Rücken, dann ihren Hintern. Mein Blick klebte an ihr, bis die Stimme meiner Schwester mich in die wirkliche Welt zurückholte. „Blaine, beweg deinen Arsch“, genervt verschränkte sie die Arme und lehnte sich gegen den Türrahmen. Ich erwachte aus meiner Starre, sie blickte noch einmal zu mir, lächelte und ein schweres unergründliches Gefühl durchfloss meinen Körper. Ich wandte mich um und verließ die Klavierschule mit meiner Schwester. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)