Der See von Eis_in_Flammen ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es ist ein freundlicher Tag. Oft sind wir hierher gekommen. Haben die Wasservögel beobachtet, uns unterhalten über die Freuden und Sorgen unseres Lebens. Ich weiß noch genau den Ort unseres ersten Kusses. Es war unter der alten Weide, die so dicht am See steht, dass ihre Wurzeln und die Zweige bis ins Wasser reichen. In meiner Erinnerung stehst du noch immer dort und lächelst mich an. Ich mochte dein herzliches Lachen und diese süßen Grübchen, die dabei in deine Mundwinkel gezeichnet wurden. Das schelmische Funkeln in deinen dunklen Augen, wenn du mich mal wieder ermahntest, nicht immer alles so ernst zu sehen. Wer soll das denn jetzt für mich tun? Jetzt wo du nicht mehr da bist. Ich weiß, dass ist nicht deine Schuld, aber die Einsamkeit frisst mich auf und mein Hass verbrennt mich. Es ist nicht gerecht! Wenn meine Finger den von der Sonne erwärmten Boden berühren, muss ich an unseren ersten Sommer denken. Die heißen Tage fast ohne Wind, den Staub in unseren Kleidern und den Geruch der Pflanzen, der süß und schwer in der Luft hing. An die warmen Nächte unter dem sternenklaren Himmel, umschwirrt von Glühwürmchen, deren Tanz nur vom Zirpen der Grillen begleitet wurde. Jetzt liege ich hier an unserem Versteck vor der Welt. Alles was ich noch von dir besitze ist ein altes Hemd. Es hat noch immer deinen Geruch an sich. Warm, wie ein Sonnenstrahl riecht es und es ist als wärst du hier bei mir. Ich spüre deine zarte dunkle Haut unter meinen Händen, deine Finger in meinem Haar, deine Lippen an meinem Hals. Deine Stimme hallt in meinem Kopf, ruft meinen Namen, lacht, flüstert und ruft erneut. Und ich – ich schreie. Meine Tränen versuchen den Kummer aus meinem Herzen zu waschen. Doch nichts kann das Loch füllen, das du hinterlässt. Als die Tränen versiegen fühle ich mich leer, als wären die salzigen Tropfen zu dem kleinen See geworden, dem einzigen Ort, an dem es ein uns geben durfte. Ich wate ins Wasser, lasse mich bäuchlings hineinfallen und treibe mit geschlossenen Augen. Es kommt dem Gefühl gleich, das ich bei dir hatte – Schweben. Schwerelos und gelöst von allem weltlichen. Und doch kann ich vom Gefühl des Hasses nicht lassen. Dein Bruder hat unsere verbotene Liebe entdeckt, hat Blicke gedeutet und ist uns gefolgt. Er hat uns verraten. Als gottlose Schweine, haben die Leute uns daraufhin beschimpft. Niemals hätte auch nur eine Seele etwas von uns erfahren sollen. Doch es war geschehen. Zwei Tage nachdem das Dorf von uns wusste, haben Unbekannte dich gefoltert und ermordet. Nur weil sie glauben, dass die Liebe zwischen Männern nicht gottgewollt ist. Sogar dein Grab haben sie geschändet. Ich bin geflohen, bald werden sie auch mich finden. Sie können mit meinem Fleisch machen was sie wollen, doch meine Seele wird dich zuvor erreichen, ich entscheide selbst wie ich gehe. Vielleicht gibt es dann ein glückliches Ende – vielleicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)