122 Tage... von abgemeldet (122 Tage, die alles zerstörten.) ================================================================================ Kapitel 6 --------- Tag 48 / 122 T.O.P “Es tut mir wahnsinnig leid… Ich… ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Der Alkohol, das Lachen - ich hab die Beherrschung verloren! Bitte… es tut mir wirklich leid… Es wird nie wieder passieren!” Es tut mir so unglaublich leid. Wie du vor mir stehst… so klein, eingeschüchtert und traurig. Es bringt mich innerlich um, dich so zu sehen und zu wissen, dass es meine Schuld ist. “Bitte G-D… Es tut mir so leid…” Ich strecke meine Hand nach dir aus. Du machst keine Anstalten, sie zu ergreifen. Allerdings machst du auch keinen Schritt zurück. Du stehst einfach nur vor mir und siehst mich traurig an. “… sag mir, wie ich es wieder gut machen kann.” Da ich nicht davon ausgehe, dass du von alleine meine Hand nehmen würdest, greife ich nach deinen Händen und ziehe dich an mich heran. Es tut gut, deine Nähe zu spüren. Erst jetzt fällt mir auf, dass wir uns seit mehreren Wochen nicht mehr so nahe waren, wie in diesem Moment. Wann hielt ich ihn das letzte mal in meinen Armen? Wann hat er sich das letzte mal während einem spannenden Horrorfilm an mich gedrückt? “Hör mit dem Trinken auf, such dir andere Freunde… Tu mir nicht mehr weh.” Dein letzter Satz lässt mich zusammenzucken. Was bin ich für ein erbärmlicher Freund, wenn du mich darum bitten musst, dich nicht zu verletzen? Sollte das nicht das oberste Gebot in einer Beziehung sein? “Ich verspreche es dir…” Du schmiegst deinen Kopf an meine Brust und ich drücke dich eng an mich. Ich werde dir nie wieder weh tun. Tag 52 / 122 T.O.P “Horrorfilm oder Drama?” Ich zucke mit den Schultern. Im Endeffekt interessiert mich weder der eine, noch der andere Film. Aber außer auf dem Sofa liegen und DVDs gucken, ist momentan leider nicht viel möglich. Du versuchst, es zu verheimlichen aber ich weiß, wie sehr dir teilweise alltägliche Bewegungen wie das Anziehen einer Jacke, das Bücken, wenn du etwas aufheben willst oder sogar nur das bloße Liegen im Bett weh tun. “Dann das Drama!” Schnell steigst du auf einen Stuhl, damit du dich nicht strecken und somit deine Schulter belasten musst. Es wäre nicht nötig gewesen. Du hättest mich fragen können, ob ich dir die DVD herunterholen könnte. Du musst nicht so tun, als hätte ich dir das nicht angetan. “Haben wir noch Chips? Ich hätte total Lust auf Paprika-Chips!” Eine Lüge. Du isst nie Chips, wenn du einen Film anschaust. Du lässt dich innerhalb von wenigen Sekunden total in den Bann der Story ziehen und beachtest Knabbereien nicht einmal. Ich weiß, was du eigentlich erreichen willst: Ich soll das Wohnzimmer verlassen, damit ich nicht sehen kann, welche Probleme es dir auch mehrere Tage nach meinem Ausraster macht, dich zu bücken, um den DVD-Player anzuschalten. Ich tu dir den Gefallen. Sobald ich mich umdrehe und mich wenige Schritte von dir entfernt habe, kann ich dich leise aufstöhnen hören. Im Türrahmen bleibe ich stehen und drehe mich um. Es zerreißt mir das Herz, dich so zu sehen. Eine Hand an deinem Bauch, die andere Hand am Schrank abgestützt, bückst du dich auf die Höhe des Power-Knopfes. “Lass mich dir helfen…” Leise habe ich das Zimmer betreten. Es hat sich so falsch angefühlt, dir dabei zuzusehen, wie du all die Schmerzen erträgst, nur damit ich mich nicht schlecht fühlen muss. Ich nehme dir die DVD ab, lege sie ins Laufwerk und helfe dir auf und ziehe dich auf’s Sofa. Tag 55 / 122 G-Dragon Zum ersten mal seit längerer Zeit wache ich auf, ohne mich wie gerädert zu fühlen. Ein kurzer Blick unter mein Shirt bestätigt meine Vermutung - die Wunden sind fast verheilt und schmerzen bei normaler Belastung nicht mehr. Auch meine Schulter lässt sich wieder einwandfrei bewegen. Gähnend rolle ich mich näher an dich, kuschle meinen Kopf an deine Brust und schließe die Augen. Ich bin so froh, dass wir wieder zueinander gefunden haben. Natürlich wird es noch eine Weile dauern, bis alles wieder so wird, wie es war aber wir befinden uns auf einem guten Weg dahin. Soweit ich es mitbekommen habe, hast du seit diesem Abend Kevin und die anderen nicht wieder getroffen. Auch von Alkohol und Partys hast du dich ferngehalten. Ich weiß, wie sehr dich die Abende vor dem Fernseher langweilen aber ich habe Angst davor, was passieren könnte, wenn ich dich wieder fortgehen lasse. Habe ich das Recht, dir zu verbieten, Spaß zu haben? Ist es fair, dich zu zwingen, dich Abend für Abend zu langweilen, nur, weil du einmal einen Fehler begangen hast? Ich habe einen Entschluss gefasst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)