122 Tage... von abgemeldet (122 Tage, die alles zerstörten.) ================================================================================ Kapitel 4 --------- Tag 47 / 122 T.O.P Eigentlich war ich der Meinung, dass sich die Stimmung aufgelockert hatte und der Abend letztendlich vielleicht doch noch ein voller Erfolg werden könnte. Aber scheinbar lag ich da falsch. Deinem bittenden Blick und dem Zerren an meinem Jackenärmel kann ich entnehmen, dass du schnellstens hier raus möchtest. “Warte! Wir kommen mit… alleine feiern ist eh blöd!” Mit einem kurzen Winken in mehrere Richtungen gelingt es Kevin, seine Freunde um den Tisch zu versammeln und ihnen zu erklären, dass es für heute genug ist. Meist widerwillig setzen sich die meisten von ihnen in Bewegung. Ich kann spüren, wie sich der Griff um meinen Ärmel lockert und sich deine Gesichtszüge entspannen. “Boah nee… Es schüttet wie aus Eimern! Scheiße man!” Einige der Jungs versuchen, sich mit Kapuzen oder ihren Händen vor den Regentropfen zu schützen, die meisten machen jedoch auf dem Absatz kehrt und erklären, dass sie die Bar erst verlassen werden, wenn es entweder aufgehört hat, zu regnen oder sie Sanitäter auf Tragen aus dem Lokal schaffen müssen. “Soll ich dir beim Reißverschluss helfen? Moment… ich helf dir eben, damit du nicht völlig durchnässt bist, ehe wir daheim ankommen…” Mit einigen geschickten Handgriffen hast du es geschafft, meine Jacke zu verschließen und schon nach wenigen Sekunden spüre ich, wie du anschließend versuchst, die Kapuze meines Pullovers unter der Jacke herauszuziehen. “Wusste gar nicht, dass du so ein Baby bist… füttert dein Freund dich auch und setzt dich aufs Töpfchen, wenn du auf die Toilette gehen musst…?” Höhnisch lachend sehen einige der Jungs zu, wie du, die dummen Sprüche scheinbar ignorierend, weiter versuchst, mich wetterfest einzupacken. Sanft drücke ich deine Hände weg. Es ist mir peinlich, vor meinen Freunden von dir bemuttert zu werden. Mir ist klar, dass du es gut meinst, aber im Moment blamierst du mich damit mehr, als dass du mir hilfst. “Wenn du keine Kapuze aufsetzt, wirst du sicher krank!” Abermals versuchst du, die Kopfbedeckung herauszuziehen. Deine Größe macht es dir schwer, selbst, wenn du dich auf die Zehenspitzen stellst, ist es immer noch schwer für dich, bis an meinen Kopf zu gelangen. Ein weiteres mal versuche ich, deine Hände wegzudrücken. Es fällt mir nicht schwer - ich bin dir körperlich weit überlegen. Wieder ertönt Gekicher aus der Richtung von Kevin und Co. Langsam fängt G-D an, mich zu nerven. Sieht er nicht? Dass er mich vor den Jungs total lächerlich macht? “Ist doch nur Regen… Lass mich, G-D!” Beleidigt zuckst du mit den Schultern und wühlst in deiner Tasche. Nach nur wenigen Sekunden ziehst du einen Schirm hervor, öffnest ihn über deinem Kopf und stellst dich näher zu mir, um auch mich vor den Tropfen zu schützen. Abermals johlen und lachen die anderen laut auf. Da platzt mir der Kragen. Tag 47 / 122 G-Dragon “Ich brauch’ deinen beschissenen Schirm nicht! Hör auf, mich wie ein Baby zu behandeln!” Unwirsch drückst du mich zur Seite. Um ein Haar wäre ich gegen eine Straßenlaterne geprallt. Merkst du nicht, dass ich dir nur helfen will? Klar, im Moment mag es dir lächerlich vorkommen, doch wenn du dir erst einmal eine Lungenentzündung eingefangen hättest, würdest du dir wünschen, du wärst besser vor dem Regen geschützt gewesen. Spätestens morgen, wenn auch der letzte Tropfen Alkohol deine Blutlaufbahn verlassen hat und deine Kumpels ein neues Opfer gefunden haben, über das sie sich lustig machen können, wirst du mein Verhalten verstehen und mir für meine Hilfe dankbar sein. Seufzend renne ich ein paar Schritte, um wieder mit dir auf gleicher Höhe zu sein und halte den Schirm so, dass er auch den Großteil deines Kopfes bedeckt. “Du checkst es nicht, oder?! Hör auf, mich lächerlich zu machen!” Plötzlich geht alles furchtbar schnell. Deine ruckartige Bewegung, die meinen Schirm in den nächstbesten Garten befördert. Deine zornigen Worte. Dein eiskalter, glasiger Blick. “Ich brauch’ keine Jacke, keinen Schirm und vor allem keine Nervensäge, die mich vor allen anderen blamiert! Weißt du was?! Hau einfach ab, ja?” Ein paar deiner Kumpels klatschen und johlen. “Okay… keinen Schirm. Komm… komm einfach mit nach Hause, ja…?” Inzwischen ist mir völlig egal, ob wir nass werden oder nicht. Ich will einfach nur noch nach Hause. Weg von den johlenden Betrunkenen. Leicht fordernd ziehe ich an deiner Hand, um dich in Richtung Wohnviertel zu bugsieren. Tag 47 / 122 T.O.P Schon wieder versuchst du, mich in deine Richtung zu ziehen. Ich kann spüren, wie die Menge mich erwartungsvoll ansieht. Ich kann sehen, wie sich um einige Münder ein spöttisches Grinsen legt. Ich kann spüren, wie dein Griff fordernder wird. Ich kann hören, dass die ersten anfangen, laut zu lachen. Und dann spüre ich nur noch eine unkontrollierbare Wut in mir aufsteigen. Es kam für dich völlig unerwartet. Keine Warnung, nur ein einziger, gezielter Stoß. Völlig überrumpelt taumelst du einige Schritte rückwärts und prallst mit voller Wucht gegen eine herumstehende Mülltonne und bleibst regungslos liegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)