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Shinji's World

(wo-men 2)
von

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13. - Eine bittersüße Überraschung

13. - Eine bittersüße Überraschung
 

Skater-Shinji
 

Zugegeben, ich war vor ein paar Wochen schon ziemlich überrascht gewesen, als ich nach Hause kam und meine Eltern eingekuschelt auf der Couch, jeden zudem mit einer kleinen Katze im Arm wiederfand. Aber als ich die traurige Geschichte der beiden Schicksale von Mapa erzählt bekam, verstand ich dessen Handeln und ich stimmte schnell zu, dass wir die beiden behalten würden. Nur Ryus überaus giftiger Blick gab mir zu denken…

Aber seit die beiden Kleinen bei uns waren, war es nie langweilig. Sie wuselten durch die Gegend und wuchsen; kuschelten gern oder erkundeten das Haus. Einmal schmissen sie etwas Porzellanmäßiges um -ich weiß nicht mehr was es war- aber Mapa sah mit einem Lächeln darüber hinweg. Es waren seine beiden Lieblinge und da durften sie so gut wie alles. Wenn wir zu den beiden lieb waren, also Dad und ich, standen wir ebenfalls in Mapas Gunst. Nur Ryu war weiterhin das schwarze Schaf, das pissig durch die Bude lief. Also zumindest noch eine ganze Weile lang.

Ich erinnere mich an einen unserer Familiensonntage… da hatte ich eine ganze Weile dagesessen und Ryu beobachtet, wie dieser wiederum den Kleinen beim Spielen zusah. Ich stellte mir seine Gedanken in etwa so vor, dass er einfach nicht wusste, wie man mit solchen kleinen Dingen umgehen sollte. In gewisser Art und Weise erinnerte er mich an Mapa. Wenn Dad von früher erzählt, dann stelle ich ihn mir auch so vor. Wie er unbeholfen das erste Mal vor meinem Bett stand und nicht wusste, wie man dieses kleine, schreiende Ding am besten ruhig stellte. Mapa natürlich behauptete, er hätte von Anfang an gewusst, wie er mit mir umzugehen habe…ob ich ihm das glauben sollte? Keine Ahnung, aber selbst wenn es nur meine Vorstellung war, Mapas Gesichtsausdruck in eben jener war unbezahlbar. Und Ryus auch.

Eben jener entschied sich dann doch irgendwann, die kleinen Fellknäuel mal anzustupsen mit der Nasenspitze. Erschrocken über seine eigene Reaktion zog er sich wieder zurück, beobachtete wieder, bevor er erneut langsam zu ihnen ging. Vorsichtig schnupperte er Snow (das Mädchen, der andere war ein Junge und hieß Storm) ab, bevor er -was mich und meine Eltern dann doch sehr überraschte- die Kleine abzuschlecken begann. Das war der Tag, seitdem die drei sich verstanden. Von da an durften sie Ryu als Kletterburg missbrauchen, während er wiederum auch Nähe suchte und man die drei manchmal einfach nur zusammen kuschelnd in ihrem Körbchen vorfand. Mapa freute sich tierisch darüber, dass unser Zoo sich nun so blendend verstand. Ja, bei uns ging es immer recht lustig zu.
 

Jetzt jedoch war ich mit etwas anderem beschäftigt. Ich mühte mich nämlich gerade mit meinen Knieschützern ab, die nicht so zu halten gedachten, wie ich es gern haben wollte. Egal, mit ein wenig Kraft hatte ich schließlich gewonnen. Ich wollte meinen Willen immerhin auch mal durchsetzen.

Warum ich mich nun also so in Watte wickelte -oder zumindest gut schützte? Tja, ich hatte noch etwas vor. Grinsend schlüpfte ich in meine Inliner.

Wir, also ich und meine Band, hatten uns ausgemacht, vor dem Proben noch ein wenig im Skaterpark Zeit zu verbringen. Satoru hatte zwar skeptisch gefragt, ob wir danach denn noch spielen könnten, aber er hatte nachgegeben. War immerhin genug Zeit, wir hatten ja Wochenende.

Noch schnell den Helm aufgesetzt -ohne hätte mich Mapa nie aus dem Haus gelassen-, dann rief ich auch schon nach eben jenem Manne. „Mapa!? Ich fahr dann jetzt!“

Michio kam aus der Küche, ein Geschirrtuch und einen Teller in den Händen. Sein Gesicht wirkte ruhig, bevor er zustimmend nickte.

„Viel Spaß Shin. Pass auf dich auf und wenn was ist, ruf an, wie immer.“

„Klar, ich weiß.“, schmunzelte ich über seine Angst und wank ihm noch einmal, dann stakste ich zur Haustür hinaus. Vor bis zum Tor gelaufen, dann konnte ich endlich fahren.

Wie sehr ich das doch vermisst hatte. Ich fuhr viel zu selten mit den Dingern, dafür, dass ich sie ganz gern hatte.

Endlich auf der Straße konnte ich es auch nicht länger erwarten und düste gleich los. Ich liebte es, wenn mir der Wind durch die Haare strich (zumindest die, die unter dem Helm hervorschauten- aber hey, mein Helm war ziemlich cool). Nicht nur beim Skaten; auch beim Rad und vor allem auch beim Motorrad fahren. Wie sehr ich letzteres doch vermisste. Aber ich hatte zurzeit einfach keine Lust, mich mit Mapa anzulegen oder es mir mal ganz mit ihm zu verderben. Dafür schätzte und liebte ich ihn viel zu sehr. Wahrscheinlich würde ich es mal heimlich machen, wenn sie auf Tour waren oder so, mal sehen…
 

In meiner üblichen Geschwindigkeit fuhr ich die Straßen entlang, schlängelt mich mal hier und da durch die Autos und war dann auch schon recht schnell beim Park angelangt. Als ich schon von Weitem die Halfpipes und Skater darin sehen konnte, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. Der Park war schön; man war vor der Sonne sowohl vor dem Regen durch die vielen Bäume ganz gut geschützt. Ich war froh, dass wir in so einer Gegend lebten- außerhalb der Großstadt und doch günstig gelegen.

Und so fuhr ich noch schnell die letzten hundert Meter, bevor ich irgendwann auch schon in der Mitte stand. Mit wachsamem Blick suchte ich die Umgebung nach einer Eule, einem Farbtopf und einem zuckersüßen Mädchen ab. Und ha, ich hatte sofort Erfolg. Lächelnd wank mir Mi-chan zu, dicht hinter ihr kamen auch Satoru und Nabu gelaufen. Neugierig ließ ich meinen Blick schweifen. Dass Nabu mit dem Skateboard und Satoru mit den Inlinern kommen würde, war mir klar gewesen. Jeder hatte so seine Favoriten. Aber bei unserer hübschen Gitarristin hätte ich eindeutig auf Inliner getippt. Stattdessen trug sie lässig, passend zu ihren Klamotten also, ein Skateboard unter dem Arm. Als sie da waren, stellte sie es ab und drückte mich, dann wurde ich eine Runde herum gereicht. Allmählich würde ich dafür mal Geld verlangen. Nur wusste ich nicht genau, wie viel Yen man für einmal Shinji knuddeln verlangen konnte- aber das würde ich mir noch ganz genau überlegen.
 

„Schön, dass du da bist, Shinji! Wir haben schon nach dir gesucht!“, begrüßte mich Mi-chan freudig.

„Ah…naja, Mapa halt…und dann hab ich die Zeit verpasst und naja…“

„Schieb es nicht immer auf deinen Mapa. Du Faulpelz.“, schimpfte Satoru fast schon liebevoll und grinste dabei ein wenig. Ich verdrehte nur die Augen; Nabu lachte. „Wie dem auch sei…Hauptsache du bist da, Shin. Und jetzt kannst du dir auch endlich Mi-chans Skateboard anschauen. Und das musst du auch, das Ding ist der Hammer sag ich dir!“, unser Farbtopf sprudelte vor Begeisterung geradezu über. Doch er hatte mein Interesse geweckt. Neugierig neigte ich den Kopf. „Was ist daran denn so toll?“

„Schau es dir doch mal an!“, Nabu zupfte daran herum, was schon ziemlich seltsam aussah, da Mi-chan es noch unter dem Arm hatte. Sie lachte verlegen und stellte es schließlich ab. „Nabu, so besonders ist das nicht…!~“

„Doch! Schau mal! Das ist genauso bunt und geil wie ihre Gitarre!“

Meine Augen weiteten sich, als ich verstand, was er meinte, „Hast du das selbst gemacht?“

„Ja, ich hatte Langeweile.“, grinste sie und kratzte sich an ihrer diesmal blau-schwarz gestreiften Mütze, „Ist nichts Besonderes.“

„Doch! Das sieht toll aus…ich hätte da ewig dran gesessen.“

„Ach was, so lang war das nicht…wie gesagt, mir war langweilig und gleichzeitig sah mir das Board zu langweilig aus, also hab ich es bunt gemacht.“, ein breites Grinsen folgte, was mich erst erstaunt blinzeln und dann anschließend lachen ließ.

„Trotzdem cool. Aber du hast wohl gar keine Inliner?“

„Doch, schon. Aber ich fahre lieber Skateboard. Wenn meine Freundinnen Inliner fahren gehen, fahre ich meistens mit dem Skateboard mit. Ist einfach so, das macht mir mehr Spaß.“

„Cool…“, murmelte ich erneut und grinste, „Ich dachte immer, dass Nabu unser Skateboardverrückte ist.“

„Hey, bin ich auch!“

Mi-chan musste lachen, „Ich mache dir den Posten nicht streitig, keine Angst. Mehr als das Skateboard liebe ich immer noch meine Gitarre. Und nach dem Skateboard kommt gleich der Fußball…“

„Irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, das wir doch eine Jungsband sind…“, nuschelte Satoru auf einmal leise und gedankenverloren neben mir in sich hinein. Ich stupste ihn nur mit dem Ellenbogen an, „Hey, sei nicht so fies!“

„Schon okay, Shin.“, lachte unsere Jüngste, „Ich bin das gewohnt und er hat ja Recht, besonders Mädchenhaft benehme ich mich manchmal nicht. Aber egal, das zu diskutieren sind wir jetzt nicht hier. Lasst uns endlich den Park unsicher machen!“
 

Sie hatte Recht. Wir waren wegen was anderem gekommen.

„Auf geht’s, ab geht’s, los geht’s!“, jauchzte Nabu freudig und schmiss sein Board zu Boden, nur um im nächsten Moment darauf zu springen und loszufahren. Mi-chan tat es ihm gleich und so waren beide schnell ziemlich weit voraus. Ich und Mister Eule neben mir blinzelten uns nur ziemlich dümmlich an. Dann jedoch stahl sich auf unsere Lippen fast synchron ein Grinsen, als wir gegenseitig unsere Gedanken errieten.

„Eins.“, begann Satoru und ging in Startposition, „Zwei.“, stieg dann auch ich ein.

„DREI!“, schrien wir schließlich und düsten auch schon los. „Eine Runde quer durch den Park!“

„Genau; und der Verlierer darf als erster das neue Videospiel des anderen zocken!“, lachte ich und legte mich ins Zeug.
 

~*~
 

Letztendlich waren wir beide fast gleichschnell bei den anderen gewesen, sodass wir uns entschieden, das nächste neue Spiel einfach im Multiplayermodus zu beginnen. Wir wollten ja fair bleiben.

Nabu und Mi-chan testeten sich gerade gegenseitig auf einigen Halfpipes. Es schien, als hätte Nabu da endlich einen ebenbürtigen Gegner gefunden… Okay, Gegner war etwas böse ausgedrückt. Aber Mi-chan hatte sichtlich genauso viel Spaß daran wie unser Farbtopf.

Ich und Satoru waren auch eine Weile auf einigen der Halfpipes gewesen, hatten uns aber irgendwann nochmal entschieden, lieber wieder durch den Park zu fahren oder aber auf den vielen Bänken zu quatschen und die beiden zu beobachten. Und wenn unsere Gitarristin und unser Drummer mal nicht zusammen auf einer der Halfpipes waren, machten wir zusammen Pause oder fuhren alle zusammen durch den Park.

Es machte wirklich Spaß mit Mi-chan. Das empfand nicht nur ich so, sondern auch Nabu und sogar Satoru, der sich die letzten Wochen eher bedeckt gehalten hatte. Gut, er redete oder schwärmte nicht so wie Nabu oder ich über sie und ihre Fähigkeiten, aber man konnte ihm die Bewunderung ansehen bzw. indirekt auch anhören. Mi-chan war eben kein normales Mädchen. Sie war ein Sport- und Musikfreak mit einem so lebhaften, kreativen Charakter, wie ich es selten erlebt hatte.
 

„Leute…ich glaube, wir sollten aufhören…Ich kann nachher sonst nicht mehr singen…“, keuchte Satoru neben mir atemlos, bevor er von unserer Gitarristin auch schon eine Wasserflasche in die Hand gedrückt bekam.

„Ja…denke ich auch…ich glaub, ich kann die Sticks sonst nicht mehr halten…“, murmelte nun auch Nabu, der sich ein paar seiner roten Strähnen aus den Augen strich.

Mi-chan blickte in die Runde, „Mir egal. Was sagst du, Shin?“

„Ich? Ehh…mir auch egal…“, murmelte ich überrascht, „Also mir geht’s noch gut. Aber vielleicht sollten wir wirklich lieber langsam zurück fahren.“

Sie nickte, „Okay, wenn ihr wollt. Na dann auf, zur Bandprobe!“
 

~*~
 

Es dauerte nicht lange, bis sich der Zoo, also wir, in seinem freiwilligen Gehege, also unserem Proberaum, einfand.

„Jungs?“, begann Mi-chan auch gleich, nachdem sie ihr Skateboard abgestellt hatte, „Ich will auch einen Tiernahmen! Denkt euch einen aus!“

Scheiße. Mein Gesicht fror ein. Konnte sie Gedankenlesen; hatte sie das mit dem Zoo mitbekommen?! Hatte ich etwa meine Gedanken ausgeplaudert?!

Doch Satoru nahm mir meine Entscheidung ab. Von ihm kam nur ein sehr geistreiches: „Bitte was?!“

„Du hast richtig gehört, Sato!“, se stemmte strahlend die Arme in die Seiten, „Ich mag auch! Ihr habt für euch alle so süße Namen~“

„Also ich finde Farbtopf nicht süß!“

„Ruhe, Nabu! Sonst bist du gleich ein Papagei!“, unterbrach ich ihn.

„Was? Warum?“

„Weil die auch bunt sind. Und die labern so viel wie du.“

„So viel Grütze, wohlbemerkt.“, ergänzte Sato.

„Halt die Klappe du blindes Federvieh!“

„Ich bin nicht blind!“

„LEUTE!“, schritt Mi-chan ein, „Zerfleischt euch doch bitte nicht gleich. Ich weiß, ihr seid alle aus unterschiedlichen Tiersorten, aber man kann sich trotzdem lieb haben, oder?“
 

Oha. Diese Zweideutigkeit….hörte nur ich sie gerade heraus? Und damit meinte ich nicht das lieb haben. Sondern das andere…wir hatten auf uns bezogen unterschiedliche Biografien, der eine leichter, der andere schwerer, und trotzdem sollten wir jedoch zusammenhalten.

„Sie hat Recht.“, erklärte ich deshalb monoton. Satoru runzelte die Stirn. „Mit was? Dass sie einen bekloppten Spitznamen verdient?“

„Ja, das auch…aber wir sollten uns nicht streiten. Auch nicht zum Spaß, dass kann so schnell Ernst werden und so..“

„Schon okay. Ich glaube, es haben alle verstanden.“, lächelte unsere Jüngste sanft. Nabu und Satoru nickten nur zustimmend, während ich den Kopf neigte. „Und? Sagt schon, bekomm ich jetzt einen Namen?~“

„Mir wär’s lieber, wenn sie uns ihren echten verrät…“, murmelte Satoru im Vorbeigehen leise, sodass nur ich es hörte. „Hab Geduld, Sato.“

„Wie lange denn noch?! Wir kennen sie schon lange genug.“

„Ja, mehrere Wochen…trotzdem, sie wird es schon sagen.“

„Wenn du meinst…“, murmelte er und tapste weiter, rief dann so laut, dass es alle hören konnten: „Na dann überlegt mal, ich geh mal schnell aufs Klo.“, er hob die Hand zum Gruß, dann war er weg. Blödmann.
 

Langsam drehte ich mich wieder zu Mi-chan um, die nun besorgt dreinschaute.

„Hab ich was falsch gemacht..?“

„Wie? Nein…er ist nur sauer…über seinen Spitznamen, wie immer halt.“

„Oh…ach so, verstehe.“, nickte sie, „Dann sollte ich wohl lieber nicht mehr damit nerven..“

„Quatsch, wir denken uns jetzt was aus.“, ich führte sie zur Couch. „Nabu! Ich brauch deine grauen Zellen!“

Er salutierte, „Eye eye, Käpt’n Shinji! Oder sowas in der Art…als, ein Name für die gnädige Dame?“

„Jap.“

Damit setzte er sich auch schon zu uns. Toll. Ein Bandmitglied auf dem Klo, eines erwartungsvoll dreinblickend und zwei, die es überlegend anstarrten. Das konnte ja was werden.
 

„Ich finde…zu Mi-chan könnte auch ein Papagei passen.“, meinte Nabu nach einer Weile schließlich. Verdutzt blickte ich ihn an, „Warum?“

„Sie hat auch sowas buntes, durchgeknalltes.“

Meine Augen wurden entsetzlich größer, während Mi-chan nur lachte. „Stimmt…du schließt auf meine eine Gitarre und meine Klamotten, hm? Aber stimmt…meine Haare hatten auch schon mal…eine bunte Färbung sag ich es mal ganz vorsichtig.“

„Wie kommt man denn auf solche Ideen?“, fragte ich erstaunt.

„Naja, du hast dir deine doch auch gefärbt.“

„Ey, meine sind nur hellbraun. Satoru seine auch…zwar etwas dunkler, aber egal. Nabu hingegen knallt einem ins Auge. Braun ist doch gar keine auffällige Farbe.“

„Nicht jeder Japaner hat braune Haare…ich hab auch schwarze, siehst du?“

„Weiß ich doch..! Aber so auffällig ist das doch gar nicht mehr…“

„Das dachte ich mir mit meinen bunten Haaren eben auch.“

„Warum hast du die bunt gefärbt?“

„Ich wollte mit einer Freundin zu einer Themenparty…und da war mir danach…auch wenn Mama es nicht so toll fand.“

„Und dein Dad?“

„Dem war das egal. Ich glaub der fand das eher lustig.“

Nun musste ich lachen. Doch Mi-chan fuhr fort: „Ich hatte auch schon ganz lustige Frisuren, ich hatte nämlich auch schon Männerhaarschnitte und so.“

Sofort blieb mir das Lachen im Hals stecken. „Ehrlich?!“

„Ja, sah cool aus und war toll im Sommer…aber Mama war traurig wegen meinen schönen Haaren, da habe ich sie wieder lang wachsen lassen.“

„Aha…gute Mutti…“

„Ach was. So schlimm sah es nicht aus….aber hey, ich wollte einen Tiernamen!“

„Oh, na gut…“

Und so überlegten wir weiter.
 

„An was erinner ich dich denn, Shinji?“

„Bitte wie?“

„Welches Tier, mein ich.“

„Ach so…Naja…ich finde, zu dir passt eine Katze.“

„Warum das?“

„Weiß nicht…die können so lieb sein aber auch ihre Krallen ausfahren und naja, wenn dir das durchgeknallt sein so viel bedeutet….unsere Katzen sind auch alle total verrückt.“

Sie begann zu lachen und klopfte mir auf die Schulter, „Geniale Idee. Und du hast sogar Recht.. ich kann verschmust sein, aber auch total eigenwillig, oh ja, das passt super! Ich bin jetzt ein Kätzchen~!“, freudig wackelte sie hin und her, während ich zu Nabu sah, der ratlos die Schultern zuckte, „Also ich find’s okay. Warum nicht.“

Ich nickte nur, als auch endlich Satoru mal wiederkam, „So Leute, ich hoffe, ihr hattet genug Zeit jetzt. Also können wir anfangen?“

Wir drei strahlten ihn an und standen schneller hinter den Instrumenten, als dass Sato ‚Zoo‘ hätte sagen können.
 

~*~
 

Die Probe machte wie immer viel Spaß. Mi-chan war verdammt gut darin gewesen, all unsere bisherigen Lieder, die wir so geschrieben hatten, aufzuholen. Bald hatte sie auch welche von sich mitgebracht, die wir nun ‚verbastelten‘. Es machte einfach Spaß, wenn jeder was beitragen konnte.

Auch heute bastelten wir an dem einen Song weiter, hatten dann aber einen Hänger und übten lieber noch ein wenig die anderen, bevor Satoru die Probe beendete. „Ich denke, dass reicht für heute. Immerhin hatten wir uns auch vorher schon reichlich ausgepowert und all so streng will ich nun auch nicht sein.“

„Danke Chefchen~“, grinste ich und begann, meinen Bass zu verstauen. Mi-chan sah auf ihr Handy, ehe sie es strahlend zuklappte. „Ich muss los, ihr drei…wann ist das nächste Mal? Morgen?“

„Ja, machen wir gleich Morgen weiter.“

„Okay, euch einen schönen Abend noch! Bis bald!“, sie wank uns und verschwand auch gleich. Auch Nabu folgte ihrem Beispiel und ging wenig später zur Tür hinaus. Satoru machte noch in Ruhe das Licht aus und schloss alles ab, dann machten auch wir uns auf den Heimweg.
 

„Die Probe war heut wieder cool.“, lächelte ich und schob mir meine Basstasche auf dem Rücken zurecht.

„Stimmt. Mi-chan passt von ihrem Gitarrenspiel her wirklich gut zu uns. Außerdem sieht man, dass du sie magst.“

„Stimmt, sie passt gu- Eh, was meinst du?“

„Tu nicht so. Shinji, ich kenne dich lange genug und auch wenn du nie richtig verliebt warst- jetzt bist du es.“

„Gar nicht wahr…“, nuschelte ich leise und senkte den Blick etwas, „Also ja, ich mag sie sehr gern…aber mehr ist da nicht so…also ich denke, da wird auch nie mehr sein. Sie gehört in unsere Band, sie ist eine super Freundin und Gitarristin, aber ich will da wegen der Band nicht-“

„Ist deine Sache, Shin. Bloß will ich nie, dass die Band unter solchen Dingen zu leiden hat.“

„Hm…ist ja auch egal, ich lasse die Finger von ihr.“

„Okay, wie du meinst…aber hey, ist sie das da vorn nicht sogar?“, Satoru deutete nach rechts in die Seitenstraße. Ich kniff die Augen zusammen. „Ja, könnte sein…das bei dem Auto meinst du doch, oder?“

„Ja, genau…da steht ja noch jemand…“

„Stimmt…der nimmt ihr gerade die Gitarre ab…hat sie doch einen Freund oder wie?!“

„Ne, der sieht älter als sie aus…“, überlegte meine schlaue Eule laut, ehe sich seine Augen weiteten, „Ach du scheiße.“

„Was? Was denn?!“, mich ergriff ein ungutes Gefühl. Wurde sie gerade entführt? Verschleppt? Was sah er?!

„Schau dir den genau an, Shinji. Den kennst du.“

„Was?!“, ich drehte den Kopf, musterte die Gestalt genau und stockte. „Verdammt, stimmt….aber…wie…das….“

„Jetzt ist alles klar. Kein Wunder, dass sie nie was gesagt hat.“

„Hat sie sich geschämt?“

„Ich weiß nicht. Am besten, du stellst sie zur Rede. Gleich morgen. Fang sie vor unserem Gebäude ab oder so.“

„Was?! Warum ich?!“

„Weil du am besten mit ihr kannst. Mach einfach, dir wird sie es sicher sagen.“

„Naja…na toll….“, das konnte ja was werden. Ich war geschockt und sollte morgen diesen Schock vielleicht noch vergrößern, je nach dem, was sie mir antworten würde.
 

~*~
 

Was sollte ich denn jetzt machen? Satoru hatte mich zuhause abgeliefert, aber so richtig da war ich sowieso nicht mehr. Meine Gedanken kreisten sich immer wieder um…..Mi-chan. Warum?, fragte ich mich. Warum hat sie uns das denn nicht gesagt? Ich musste mit ihr reden, Sato hatte Recht, aber wie sagte ich ihr das? Würde sie es locker aufnehmen und alles erklären? Oder wie würde sie reagieren…?

„Shinji? Alles okay?“, Mapa sah mich besorgt an. Ich kam wieder zu mir und begann mich zu bewegen. „Ja, klar...ich hab nur nachgedacht.“

„Über was denn? Du siehst so…schockiert aus.“, er half mir, mich von meiner Basstasche zu befreien- dass mich seine besorgten Blicke fast erschlugen, merkte er scheinbar gar nicht. Oh man, Mapa.

„Ach, nichts weiter besonderes…mir ist nur etwas aufgefallen bei der Probe heute und das will ich morgen halt ansprechen und da habe ich jetzt überlegt, wie ich das wohl anspreche.“, ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln zur Beruhigung. Scheinbar wirkte das ausnahmsweise mal auch, denn Mapa begann zu lächeln. „Ach so…das kenne ich. Ist bei uns manchmal auch so.“

„Genau…aber mach dir keine Sorgen, ich war wirklich nur in Gedanken.“, schnell schlüpfte ich noch aus meinen Schuhen, ehe meine Jacke den Weg an den Haken fand. Es war mittlerweile Herbstlich und recht kühl geworden, fand ich.
 

„Gehst du hoch?“, hielt Michio mich auf, als ich mir den Basskoffer nahm.

„Ja, wieso?“

„Komm gleich wieder runter, in fünf Minuten gibt es Abendessen. Dann dürfte auch dein Vater da sein.“

„Wo ist der denn?“, fragte ich verwundert.

„Frag nicht…Katzenfutter kaufen…“, damit ging die schwarzhaarige Schönheit namens Mapa wieder zurück in die Küche und ich hinauf in mein Zimmer.
 

Der Abend verlief ruhig, ich verbrachte ihn einfach mit meinen Eltern, zur Ablenkung. Wir sahen ein wenig fern und ich hörte mir das Neuste aus ihrer Band an. Es war immer wieder schön, wenn man als Erster alles erfuhr. Und dann auch das ganze Hintergrundwissen…man, ich liebte meine Familie.

Später jedoch, als ich im Bett lag, starrte ich seufzend die Decke an. Meine Gedanken kreisten immer wieder um sie und die Situation, die Satoru und ich zufällig mitbekommen hatten. Mir ging so vieles durch den Kopf, dass ich erst sehr spät zu Schlaf fand.
 

~*~
 

Am nächsten Morgen ging es wie gewohnt zur Uni. Aufpassen tat ich heute erst Recht nicht, aber das war egal. Sogar Satoru war total zerstreut und hörte mehr schlecht als recht zu.

Als wir dann am Nachmittag zum Proberaum gingen, war ich ganz nervös. Ich hatte lange überlegt, wie ich mit Mi-chan darüber sprechen sollte. Ich entschied mich dafür, sie einfach direkt darauf anzusprechen. Aber trotzdem war ich aufgeregt. Satoru ließ mich mein Basszeug abstellen, dann scheuchte er mich raus; ich sollte sie vor dem Gebäude abfangen. Immerhin wollte und sollte ich sie nicht vor allen bloßstellen. Vielleicht verfolgte Satoru damit ja auch noch andere Gedanken, ich wusste es nicht.
 

Auf jeden Fall stand ich mir die Beine dumm und dämlich in den Bauch. Nabu war schon lange da und unterhielt sich drinnen bestimmt mit Satoru.

Ich seufzte. Wäre ich Raucher wie meine Eltern, hätte ich jetzt in der Zeit, in der ich hier schon stand, bestimmt eine Schachtel verqualmt. So aber kaute ich auf meinem Kaugummi herum und….fror. Die Sonne schien zwar, aber langsam spürte man, dass es Winterlich wurde. Oder zumindest Spätherbst. Wenn ich ausatmete, konnte ich einer weißen Wolke hinterher schauen. Uha, erneut begann ich zu bibbern. Ich hätte mir mein Handy mitnehmen sollen, als Beschäftigungstherapie.
 

Doch so lange musste ich gar nicht mehr warten. Denn nur zwei Minuten später nach meinen sinnlosen Überlegungen sah ich von weitem ein Mädchen mit langen Haaren und Gitarrenkoffer. Ich konnte nicht anders und rannte ihr sofort entgegen. Ohne groß zu Überlegen rief ich -dumm wie ich war-: „LOVELIE!“
 


 

~~**~~
 


 

So, damit hoffe ich, dass eure Neugier in Bezug auf meine Mi-chan vorerst gestillt ist. Oder doch nicht...? ;)

Sorry, letzte Woche kam nichts, weil ich krank und somit auch völlig unfähig war, etwas anderes zu tun außer schlafen.
 

Liebsten Dank an:
 

@Sixty69Nine: Glaub mir, das mit den Katzen hatte ich auch schon durch...nur war es da kein Sack sondern Karton >.>" Menschen sind halt grausam... Aber halt, nicht verwechseln! Prinzessin war nicht der Tiername. Das war Loves antwort auf Shinjis Frage nach Spitznamen allgemein.
 

@Yoru_Kurayami: Ja, die beiden kommen oft leider etwas kurz...aber sie werden auch mal wieder stärker vorkommen, versprochen!
 

@Lucel: Keine Sorge: Ja, es hat sich wieder beruhigt, das tut es sich bei den beiden fast immer ;)
 

Bis bald.
 


 

~~**~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sixty69Nine
2010-12-05T20:55:21+00:00 05.12.2010 21:55
Was echt jetzt die ist Myvs Tocher da versteh ich gleich warum die so himmlisch Gitarre spielen kann, liegt also in den Genen xD ^__^v

Bin gespannt wies weiter geht <3
Von:  Tsuka
2010-12-04T16:46:13+00:00 04.12.2010 17:46
Ich hab's gewusst, ich hab's gewusst, ich hab's gewusst! xDDD
Ich hab mir von Anfang an gedacht, entweder ist das Miyavis oder Hydes Tochter x"DD
Schönes Kapitel, bin gespannt wie es weiter geht x3
Von: abgemeldet
2010-12-04T16:16:24+00:00 04.12.2010 17:16
OMG, hab ich das jetzt richtig verstanden? o.o das ist myvs tochter? XDDD kein wunder, dass ihr dad ihre gefärbten haare lustig fand XD
Von: abgemeldet
2010-12-04T12:25:55+00:00 04.12.2010 13:25
:D
und die katzen haben sich auch vertragen ^^

...aber der schluss hat mich jetz doch verwirrt!? o.O


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