Prinzessin Serenity von MamoChan (Usagi X Mamoru (Gegenwart)) ================================================================================ Kapitel 35: Rivalen ------------------- Hallo zusammen! ^^ Es tut mir wirklich leid, dass ich euch wieder so lange auf das nächste Kapitel habe warten lassen, und auch noch nicht dazu gekommen bin euch allen für eure Kommentare zu danken. Leider kann ich nicht versprechen, dass es in Zukunft besser wird, denn wir erwarten derzeit Nachwuchs, und deshalb geht es gerade alles drunter und drüber. Es ist furchtbar viel zu tun, und deshalb muss die Geschichte leider gerade ein wenig hinten anstehen. Zwar arbeite ich noch immer an der Überarbeitung, aber es dauert halt ein wenig länger, da ich derzeit wirklich wenig Zeit habe. Ich hoffe, ihr habt nun dennoch Spaß beim Lesen.^^ ------------------------------------------------------------------ Nein, nein, nein, ging es Mamoru durch den Kopf, als man ihm den Arm hinter dem Rücken verbog und ihn so in die Knie zwang. Er hatte damit gerechnet, dass er durch seine nicht wirklich vollständig durchdachte Aktion Folgen nach sich ziehen würde, aber dass diese derart plötzlich eintrafen überraschte ihn schon. Nicht nur würde Usagi bald den erwähnten Treffpunkt aufsuchen um ihn dort zu empfangen, auch musste er Rei wiederfinden. Doch in diesem Augenblick war an keines von beiden zu denken. Mamoru verzog das Gesicht und schaffte es nicht ganz einen kurzen Schrei zu unterdrücken, als ein weiterer stechender Schmerz durch seine Schulter fuhr. Man hatte ihn fest im Griff, und je mehr er versuchte sich zu befreien, desto stärker wurde die Umklammerung. Es gab kein Entkommen, dachte Mamoru und beschloss deshalb sich zumindest vorübergehend so lange zu fügen, bis er die Situation besser überblicken und einen eventuellen Vorteil erkennen konnte. „Was soll das?“, rief er, doch die beiden schwiegen nur und zogen ihn wieder nach oben, ohne jedoch den Griff zu lockern, mit dem man ihn unter Kontrolle hielt. „Ich will sofort wissen, was hier vor sich geht!“ Wütend starrte er die beiden an, während er sich von ihnen weiter in den Gang hinein führen ließ. Jedoch zeigten sie sich davon recht wenig beeindruckt. Mit stoischer Miene sahen sie einfach nur geradeaus und würdigten ihm nicht mal eines Blickes. Am Ende machte der Flur einen Knick und nachdem sie um die Ecke bogen, hielt Mamoru erschrocken inne. Da die beiden Männer jedoch ihren Weg unbeirrt fortsetzten und ihn so mit sich zogen, geriet er ins Stolpern und wäre um ein Haar bäuchlings auf dem Teppich gelandet, hätte man ihn nicht noch immer fest im Griff gehabt. Völlig perplex starrte er auf den Kronprinzen, der sie dort bereits erwartete und nicht den Eindruck vermittelte, er wäre über diese Begegnung sonderlich glücklich. Mamoru wusste nicht, wann dieser es geschafft hatte unbemerkt den Saal zu verlassen, aber das war zur Zeit auch kaum von Bedeutung, denn vielmehr beunruhigte ihn dessen grimmiger Gesichtsausdruck, der ganz offensichtlich ihm galt. Mit einem Kopfnicken deutete Seiya den beiden an Mamoru loszulassen. Erleichtert atmete er auf als sie endlich von ihm abließen und er sich wieder frei bewegen konnte. Während er sich den schmerzenden Arm rieb, blickte er zu Seiya, welcher anscheinend ebenso auf eine erste Regung wartete. Schließlich war dann doch Seiya, der die Stille durchbrach und das Wort ergriff. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns einmal persönlich begegnen.“ „Was hat zu bedeuten?“, begann Mamoru ohne Hoffnung den Satz jemals zu beenden. „Ich habe -“ „Hören Sie schon auf damit! Sie wissen sehr wohl weshalb ich um diese Unterhaltung gebeten habe.“ Interessante Formulierung, dachte Mamoru, während er Seiya mit erhobener Augenbraue ansah und dagegen ankämpfte laut aufzulachen. „Gebeten? Also Wenn ich wirklich gefragt worden wäre, hätte es nicht dieser... Begleitung bedurft.“ Mamoru deutete auf die beiden Männer an seiner Seite, die ihn noch immer keine Sekunde aus den Augen ließen. „Vielleicht wollte ich auch einfach nur sichergehen, dass Sie sich von meiner Frau fernhalten.“ Die letzten Worte waren extra scharf betont worden und ließen Mamoru erahnen, dass sein Treffen mit Usagi nun ernstlich in Gefahr war. Seiyas Stimme war kalt wie Eis geworden, und Mamoru spürte wie ihm eine Gänsehaut dem Rücken entlanglief. Was hatten sie mit ihm vor? „Ich werde es nicht zulassen, dass Sie noch einmal mit ihr reden.“, fügte der Kronprinz noch hinzu, und seine Wangen wurden deutlich rot, während er die Hände zu Fäusten ballte. „So ist das also“, bemerkte Mamoru leise. „Sie ist meine Frau, hörst du?“ Aha, die Höflichkeiten sind also vorbei, dachte Mamoru, als Seiya jegliche Förmlichkeiten beiseite ließ und sich nun weit weniger hoheitlich gebar. „Ich weiß wer du bist, und was du ihr angetan hast. Sie spricht niemals mit mir über das, was in jenen Tagen geschehen ist, aber jeden Tag habe ich erleben müssen, wie sie sich verändert hat. Seit sie zurückgekehrt ist, weicht sie mir aus, kann mir nicht einmal mehr in die Augen schauen, und noch dazu muss ich mit ansehen, wie deine Brut in ihr heranwächst. Aber lass dir gesagt sein, ich bin mit ihr verheiratet, und dieses Kind wird auch mein Sohn sein und später den Thron erben. Ich werde alles tun um meine Familie zu schützen. Du...“, Seiya streckte die Hand aus und zeigte drohend mit dem Finger auf Mamoru. „Du wirst völlig aus ihrem Leben verschwunden sein.“ Eigentlich hatte diese Begegnung die Aufgabe Mamoru einzuschüchtern, doch in Wahrheit fühlte er sich der Situation unangemessen selbstsicher und konnte auch nicht verhindern, dass er tatsächlich eine gewisse Genugtuung verspürte, aber gleichzeitig tat ihm auch der Kronprinz leid, der trotz all seiner Möglichkeiten und seines Einflusses in diesem Augenblick einfach nur hilflos wenn nicht sogar verzweifelt wirkte. „Nein, nichts wird mich jetzt noch von ihr fernhalten“, gab Mamoru trotzig von sich. „Das wird sich sehr bald herausstellen“, erwiderte Seiya in einem seltsamen Tonfall, der ein gewisses Maß an Bedauern erkennen ließ und nickte dem Mann zu Mamorus Rechten zu. Beinahe zeitgleich hatten die beiden ihn wieder gepackt und hielten ihn dann wieder in jenem eisernen Klammergriff, den Mamoru inzwischen leider nur zu gut kannte. „Was soll das?“, rief er wütend. „Das hier ist doch wohl lächerlich!“ „Zunächst will ich einfach nur sichergehen, dass Sie ihr heute nicht noch einmal zu nahe kommen. Ihr Tanz hat schon für genug Aufmerksamkeit gesorgt und wird bestimmt für viele Fragen sorgen. Darum werden wir Sie für diesen Abend in Gewahrsam nehmen.“ Mamoru warf Seiya einen Blick zu, der andere Leute veranlasst hätte das Zimmer zu verlassen oder die Straßenseite zu wechseln, hätten sie ihn gesehen. Seiya blieb jedoch völlig ungerührt. „Ich möchte nur, dass Beste für meine Frau, und ich werde nicht zulassen, dass Sie sich derart in ihr Leben drängen“, sagte Seiya und schaute Mamoru ernst an. Er wirkte nicht herablassend, die leicht arrogante Art, die Mamoru schon immer an ihm erkannt zu haben glaubte, war völlig von Seiya abgefallen. „Ich werde gut für meine Gattin sorgen, und eines Tages wird eure Begegnung für sie nur noch eine wage Erinnerung sein.“ Mamoru biss die Zähne zusammen. „Ihr wisst genauso wie ich, dass nicht Ihr derjenige seid, für den ihr Herz schlägt.“ Mamoru wusste nicht, ob dies nun jener besagte Tropfen war, der das sprichwörtliche Fass zum überlaufen brachte, oder ob er einfach nur einen wunden Punkt getroffen hatte, jedenfalls sah er Seiya wütend das Gesicht verziehen und auf ihn losgehen. Noch immer in dem festen Haltegriff der beiden Männer, musste Mamoru völlig hilflos über sich ergehen lassen, wie der Kronprinz ausholte und ihm die Faust in den Magen rammte. Schmerz und Übelkeit breitete sich von seiner Körpermitte aus, während es vor seinen Augen flackerte und seine Knie nachgaben. Keuchend hing er in den Armen der beiden Männer, die nunmehr dafür sorgte, dass er nicht nach vorne überfiel, rang nach Luft und kämpfte gegen die Übelkeit an. Er bekam nur am Rande mit, wir eine der Türen aufgerissen wurde und stellte nur überrascht fest, dass er den Boden unter den Füssen verlor, als man ihn durch die Tür in eine kleine Kammer warf. Hilfesuchend streckte er die Arme aus, bevor er mit dem Rücken gegen eine Reihe von Regalen stieß. Durch den Aufprall wurde ihm erneut die Luft aus den Lungen getrieben. Da ihn seine Beine nicht trugen, und seine Hände keinen Halt fanden, rutschte er langsam zu Boden und landete schließlich neben einigen Eimern. „Ihr könnt mich wegschließen, mich von ihr fernhalten, Ihr könnt mich sogar verschwinden lassen und in irgendeiner Grube verscharren, aber seid Gewiss, dass ich immer bei ihr sein werde. Sie wird mich niemals vergessen und Euch wird sie niemals mit denselben Augen ansehen wie mich. Wenn sie die Augen schließt wird sie mein Bild vor sich sehen, wenn sie ihr Kind in den Armen hält, wird sie stets mein Gesicht darin erkennen. Glaubt mir, wann immer Ihr in ihre Augen seht, werdet Ihr darin erkennen, dass ich es bin, der den Platz in ihrem Herzen einnimmt, den ihr auch so ersehnt.“ Als er kurz bevor die Tür geschlossen und verriegelt wurde, den Ausdruck auf Seiyas Gesicht sah, wusste Mamoru, dass er ihn mit diesen Worten nicht weniger hart getroffen hatte, wie dieser ihn mit dem Schlag in die Magengrube. Mamoru wusste, dass es im Grunde genommen unfair war, dies zu sagen, aber nun verspürte er eine gewisse Genugtuung und konnte auch das hämische Grinsen nicht verkneifen bevor es im Raum gänzlich dunkel wurde. Erst danach stöhnte er leise auf, und hielt sich den Bauch. Rei hatte vorhin bei Weitem nicht derart hart zugeschlagen wie der Kronprinz. Als der junge Mann schnellen Schrittes auf ihn zukam, stand Andrew Philips gerade draußen und genoss seine Zigarre in vollen Zügen. Doch als er dann sah, dass dieser tatsächlich direkt auf ihn zukam, musste Andrew bekümmert feststellen, dass es mit diesem Vergnügen nun offensichtlich vorüber war. „Entschuldigen Sie, aber wir haben Ihnen doch bereits vorhin gesagt, dass das Rauchen im Gebäude nicht gestattet ist.“ Obwohl er bemüht war seinen höflichen Tonfall beizubehalten, bemerkte Andrew sofort wie es unter der Oberfläche des jungen Mannes geradezu brodelte. Er schien stinksauer zu sein, und ganz egal, was der Grund dafür zu sein schien, so wie es jetzt aussah, hatte er vor, diese Wut an Andrew auszulassen. Andrew hob eine Augenbraue, legte den Kopf in den Nacken und sah zum Sternenhimmel über sich. Anschließend setzte er ein unsympathisches Grinsen auf und steckte sich die Zigarre wieder zwischen die Zähne. „Dann entschuldigen Sie mich auch, wenn ich jetzt mal feststelle, dass ich mich überhaupt nicht im Gebäude aufhalte. Sehen sie?“ Andrew machte eine ausladende Handbewegung über dem Hof hinter sich und amüsierte sich über das verkniffene Gesicht des jungen Mannes. „Sie wissen, was ich meine. Das Rauchen im Gebäude ist nicht gestattet, und das habe ich Ihnen auch vorhin bereits gesagt, als ich sie mit der da...“ Er deutete unhöflich auf die Zigarre, die Andrew seelenruhig paffte, „Im Ballsaal erwischt habe.“ „Hey, ich habe nur dran geschnuppert, und sie war nicht angezündet. Ich wollte nur kurz Feuer und wäre dann eh ins Freie gegangen. Ich bin mir auch drüber im klaren, dass ich in dem Gemäuer hier nicht rauchen kann. Ich kenne mich auf diesem Gebiet nämlich recht gut aus.“ „Und dennoch ist der gesamte vordere Flur verqualmt. Wer, wenn ich fragen darf, sollte denn dafür verantwortlich sein?“ „Ok, das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder?“ Andrew hatte inzwischen aufgehört sich über den Störenfried zu amüsieren und begann nun langsam sich wirklich zu ärgern, weshalb er auch jegliche Höflichkeitsformeln gekonnt ignorierte. „Als ob ich der Einzige hier wäre, der euch einen Flur zuqualmen könnte, noch dazu mit einer einzigen Zigarre.“ Er hielt die Zigarre, die nun kaum noch mehr als ein Stummel war, nach oben. „Und damit soll ich euch also den Flur vollgeräuchert haben?“ Als der junge Mann durch sein stures Nicken deutlich machte, dass er an seiner vorherrschenden Meinung den Verantwortlichen nun vor sich zu haben, nicht abweichen würde, rollte Andrew mit den Augen und stöhnte genervt auf. Seufzend bückte er sich und drückte seine beinahe erloschene Zigarre in den Sand. „So, dann zeig mir mal, wo ich angeblich geraucht haben soll.“ Am ganzen Leib zitternd hatte Rei sich in einer der Nischen hinter den großen Pflanzenkübeln zusammengekauert und versuchte verzweifelt gegen die Tränen anzukämpfen. Wie konnte das einfach geschehen? Was hatte sie getan? Noch nie in ihrem Leben war sie derart wütend gewesen wie an diesem heutigen Abend, aber sie hatte sich auch noch nie so verletzlich gefühlt. Sie konnte einfach nicht glauben, was geschehen war. Noch vor wenigen Minuten hatten sie miteinander geredet, getanzt, gescherzt, und dann war urplötzlich ihre ganze Welt mit einem Schlag in sich zusammengebrochen. Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen, bis ihr Kiefer schmerzte. Solange es ihr möglich war, klammerte sie sich an ihre Wut, denn sie wusste, wenn diese erstmal verraucht war, würde der Schmerz zu Tage kommen, und dann würde es erst richtig losgehen und sie würde sie sich dann erst so wirklich elend fühlen. Aus der Ferne hörte sie Stimmen, Musik und Gelächter aus dem Ballsaal. Sie alle hatten gesehen, wie Mamoru mit der Prinzessin getanzt hatte. Zuerst hatte sie selbst lachend zugesehen wie sich Mamoru ihr genähert hatte um sie zum Tanz aufzufordern. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch vorgehabt ihn später damit aufzuziehen, wenn die Prinzessin oder gar ihr Sicherheitspersonal ihn abgewiesen hätte. Doch dann kam es ganz anders. Rei hatte plötzlich wieder das Bild vor Augen, wie er die Prinzessin ansprach, und sie selbst mitten in ihrer Bewegung verharrte, als die Prinzessin entgegen allen Erwartungen Mamoru anschaute und ihn über das ganze Gesicht anstrahlte. „Ach verdammt!“ Wütend schlug sie mit der Faust gegen den Tontopf neben sich und war bemüht ihre Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Ihre Unterlippe bebte, und ihr Hals schmerzte. Sie war geflüchtet, weil sie nicht wollte, dass sie irgendjemand auf diese Weise sah. Sie war stets stark, und nie würde sie zulassen, wie Fremde sie in einem Zustand wie dem Jetzigen sahen. Dabei hätte es sie doch eigentlich nichtmal überraschen dürfen. Mamoru hatte ihr sogar alles gebeichtet. Mehr oder weniger. Aber sie hatte es nicht ernst genommen. Nein, es war schlimmer. Im Grunde hatte sie gewusst, dass er die Wahrheit gesagt hatte, doch sie wollte es nicht wahrhaben, sie hatte die Wahrheit von sich geschoben und nicht an sich heranlassen wollen. Diesen Abend hatte sie sich gänzlich anders vorgestellt. Sie hatte wirklich geglaubt heute alles wieder ändern zu können, dass Mamoru sich an ihre schönste Zeit erinnern und seine Gefühle für sie neu entdecken würde. Aber er war ihr nicht einmal gefolgt. Als sie die Treppe hinaufgegangen war, hatte Rei insgeheim gehofft, dass Mamoru ihr dennoch nachlaufen würde. Aber er kam nicht, und das hatte sie weitaus schlimmer getroffen als seinen Tanz mit der Prinzessin mit ansehen zu müssen. Minutenlang hatte sie hier gewartet, und wenn er nach ihr gesucht hätte, wäre er zwangsläufig an ihr vorbeigekommen. Traurig ließ Rei den Kopf sinken. Dass sie ihm wirklich so wenig bedeutete, hätte sie sich niemals einfallen lassen. In Gedanken versunken hätte sie beinahe das leise Geräusch überhört, als nicht weit von ihr eine Tür geschlossen wurde. Ruckartig hob Rei den Kopf und versuchte über den Rand des Blumentopfes zu schauen. Außer dem Flur mit der schwachen Beleuchtung und dem roten Teppich konnte sie jedoch nichts ausmachen. Langsam stand sie auf, lugte hinter der Nische hervor um sicherzugehen, dass niemand da war um sie zu beobachten, und trat dann schließlich auf den Flur und folgte diesem ein Stück. Ob Mamoru hier vorbeigekommen war? Wie groß mochte die Wahrscheinlichkeit sein, dass er gerade eben hier war und nun nach ihr suchte, war wohl verschwindend gering. Natürlich war sie sich dessen bewusst, wie absurd dieser Gedanke war, dennoch trieb sie die Neugier voran. Am Ende des Ganges legte sie vorsichtig die Hand auf die Klinke und drückte das Ohr an die Tür. Aus dem Inneren des Zimmers drangen Geräusche, also befand sich tatsächlich jemand darin. Sie fasste sich ein Herz und drückte die Klinke herunter. Falls sie sich irrte, und es nicht Mamoru war, der sich in diesem Zimmer befand, würde sie ganz erheblich in Erklärungsnot kommen. Aber auf der anderen Seite wiederum, was konnte Ihr an diesem Abend schon noch passieren, was schlimmer war als das, was sie bereits durchmachen musste? Rei betrat den Raum und erstarrte für einen Moment, kaum dass sie sie erblickt hatte. Vor ihr stand sie. Prinzessin Serenity, die sie noch vor kurzer Zeit bewundert hatte, stand ihn Fleisch und Blut vor ihr. Auch jetzt schaffte sie es trotz ihrer Offensichtlichen Überraschung Würde zu bewahren. Freundlich lächelnd schaute sie Rei in die Augen. Sie konnte nichts Böses darin ausmachen, kein Hohn, nicht mal der leiseste Anflug der aristokratischen Arroganz, der sie überall an diesem Abend schon begegnet war. Noch vor einer halben Stunde hatte Rei sie bewundert, sie als die unerreichbare Märchenprinzessin angesehen, als die man sie in den Medien präsentiert bekam, doch nun hatte sich alles verändert. In diesem Augenblick war sie für Rei einfach nur die Frau, mit der ihr Mamoru sie betrogen hatte. Noch bevor eine von ihnen verstand, was geschah, war Rei bereits schnellen Schrittes auf die Prinzessin zugegangen, die Hand erhoben und sie mit aller Kraft geohrfeigt. Dann schlug sie erneut zu, wieder und wieder, bis ihre Hand vor Schmerz brannte. Die Prinzessin war zur Seite gestolpert und hielt sich das Gesicht, welches sich an der Stelle, an der Rei sie getroffen hatte, rot färbte. Wütend verzog Rei die Lippen und holte erneut aus. Die Prinzessin ließ langsam die Hand sinken und schloss einfach nur die Augen, um auf den nächsten Schlag zu warten. Weder verzog sie furchtsam das Gesicht noch zuckte sie bei Reis Anblick zusammen, stattdessen wartete sie einfach nur ab. Rei hielt mitten in der Bewegung inne. Ihre Wut war noch immer so groß wie zuvor, aber mit einem Mal schien sie jegliche Kraft verlassen zu haben. Sie sah die Prinzessin vor sich, spürte den Zorn, aber sie konnte sie nicht wieder schlagen. Langsam ließ Rei die Hand sinken, und spürte wie sie am ganzen Körper zitterte. „Ihr...“, begann sie bevor ihr die Stimme versagte. Die Prinzessin richtete sich wieder auf und kam mit einem traurigen Ausdruck in den Augen auf sie zu. „Es tut mir leid Rei. Ich habe nicht gewollt, das irgendjemand verletzt wird.“ Rei war völlig perplex und vergaß für den Bruchteil einer Sekunde selbst ihren Zorn. Sie kannte nicht nur ihren Namen, sondern wusste sogar wer sie war? Die Erkenntnis versetzte Ihr einen weiteren Stich im Herzen. Wieviel hatte Mamoru ihr erzählt? Was hatte er alles mit ihr geteilt? „Es tut Euch leid?“ rief Rei laut und lief dabei rot an. „Wie könnt Ihr es wagen? Mamoru ist mein Ehemann, wir sind seit Jahren verheiratet. Wir waren glücklich, bis Ihr gekommen seid!“ Rei vergaß jegliche Selbstbeherrschung. Es war ihr egal, ob sie hysterisch klang und dass man sie vermutlich im gesamten Gebäude hören konnte. Sie schleuderte der Prinzessin, der Frau, die Mamoru den Kopf verdreht hatte, all ihren Zorn entgegen. Doch das Schlimmste war, dass diese all die Beschimpfungen, die Rei ihr entgegenbrachte, still über sich ergehen ließ. „Steht nicht einfach nur da, sondern sagt etwas, verdammt nochmal!“ „Nichts, was ich sagen könnte, würde ungeschehen machen, was passiert ist. Aber bitte glaube mir, dass ich niemals wollte, dass jemand wegen mir leiden muss.“ „Einen Teufel werde ich tun!“, giftete Rei sie an. „Seitdem ihr euch getroffen hattet, ist Mamoru anders. Er ist immer nur in seine Arbeit vertieft, spricht kaum zu mir, sieht mich nicht an, berührt mich nicht. Wir sind praktisch Fremde geworden!“ „Ich war geblendet von diesem kurzen Augenblick des Glücks“, sagte die Prinzessin und schluckte. „Du wirst mir keinen Glauben schenken, aber diese wenigen Tage waren tatsächlich die Schönsten in meinem Leben. Aber es wäre eine Lüge zu sagen, ich würde es bereuen und mir diese Zeit mit ihm nicht zurücksehnen. Ich stand vor einer Hochzeit, die ich nie wollte, steckte in einem Leben, das mir die Luft zum Atmen nahm. Ich wollte fliehen, rannte davon und lief Mamo-chan in die Arme.“ „Nenn ihn nicht so!“ knurrte Rei durch ihre zusammengebissenen Zähne. „Ich habe mich verliebt. Obwohl ich wusste, dass es falsch war, konnte ich mich dennoch nicht dagegen wehren. Zum ersten Mal war ich wirklich glücklich, und ich weiß auch, wie stark der Schmerz ist, wenn man dieses Glück wieder verliert.“ „Nichts wisst Ihr!“, fauchte Rei. „Ein paar Tage in einer Hütte! Ich bin schon lange mit Mamoru verheiratet, ich kenne ihn viel besser als Ihr! Wir haben so viel erlebt und wir waren glücklich. Und nun wollt Ihr mir von dem Schmerz erzählen, wie es ist, etwas derartiges zu verlieren? Könnt Ihr denn nachempfinden, wie es ist zu sehen, dass der Geliebte bei einer anderen Frau war? Ihr sein Herz geschenkt hat? Könnt Ihr mir sagen, wieso er mich in all den Jahren kein einziges Mal so angesehen hat, wie er auch heute Abend angeblickt hatte?“ Bei den letzten Worten brach Reis Stimme, und nun konnte sie auch nicht mehr verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Ihre Knie zitterten so stark, dass sie nachgaben und Rei in der nächsten Sekunde auf dem Boden hockte und die Welt um sich herum nur noch aus einem verschwommenen Schleier aus Tränen wahrnahm. „Das ist nicht gerecht“, sagte sie, bevor ihr die Stimme erneut versagte. Im nächsten Augenblick spürte sie eine Hand, die sie sanft an der Schulter berührte, ein Arm wurde um sie gelegt und drückte sie ganz sacht. Rei wollte sie wegstoßen, doch fehlte ihr dazu die Kraft. Sie wollte nicht, dass die Prinzessin sie so sah, niemand sollte sie eigentlich so zu sehen bekommen. Rei hasste nichts so sehr wie Momente, in denen sie sich derart schwach fühlte. „Es ist alles in Ordnung“, hörte sie die sanfte Stimme der Prinzessin neben sich, während diese sie beruhigend im Arm hielt. Auf der einen Seite wollte sie sie von sich stoßen, aber gleichzeitig genoss sie auch diese Trost spendende Berührung. „Ihr seid doch verheiratet, weshalb lasst Ihr Mamoru nicht in Ruhe?“ „Er bedeutet dir sehr viel.“ Rei nickte. „Ich habe das alles nicht gewollt. Weder dir noch Mamoru wollte ich Schaden zufügen. Er sollte zu dir zurückkehren und sein Glück finden, damit wenigstens er ein gutes Leben führen kann.“ „Und was ist mit Euch? So leicht hättet Ihr ihn aufgegeben?“ „Nein, aber ich musste doch etwas tun um ihn zu beschützen. Man hatte gedroht in einzusperren, ihn anzuklagen, seine Familie, zugrunde zu richten. Also auch dich. Aber jeden Tag habe ich an ihn gedacht, und jeden Tag hat es mir das Herz zerrissen, wenn ich daran erinnert wurde, wie glücklich ich bei ihm war und das ich ihn vielleicht niemals wiedersehen würde. Doch das Leben, dass ich mir wünschte, steht mir nicht zu, und als wir getrennt wurden bat ich ihn, dir dieses glückliche Leben zu schenken.“ Rei hörte schweigend zu. Noch immer rannen ihr stetig Tränen über das Gesicht während sie ausdruckslos ins Leere starrte. Ihre Wut schien für den Moment verraucht und war Resignation gewichen. „Das Kind“, sagte Rei schließlich leise. „Es ist von ihm, nicht wahr?“ Sie wartete und das Schweigen der Prinzessin tat ihr mehr weh als alle Worte es jemals hätten tun können. „Mamoru hatte Kinder gewollt, schon immer, aber ich habe ihn immer auf später vertröstet. Ich dachte, dafür bliebe noch genug Zeit. Ich habe wohl alles falsch gemacht.“ „Nein, du warst ihm eine gute Ehefrau“, sagte die Prinzessin neben ihr und strich Rei tröstend durch das Haar. „Und warum verliere ich ihn dann?“ Darauf hatte auch die Prinzessin keine Antwort oder aber wollte sie nicht mit Rei teilen. Langsam erhob sich Rei und schob die Hände der Prinzessin beiseite. Als sie sich erhob, zitterte sie noch immer am ganzen Leib. „Ich gebe ihn nicht her“, sagte Rei leise. „Auch wenn er euch sein Herz geschenkt haben mag, weigere ich mich zu glauben, dass ihm unser Leben nichts bedeutet. Ich werde um ihn kämpfen. Wenn seine Liebe für mich nicht vollends erloschen ist, werde ich alles tun um sie wieder zu entfachen.“ „Ich weiß“, sagte die Prinzessin in ruhigem Tonfall, während Rei das Zimmer verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)