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La tragedia de una vida irrescatable (Die Tragödie eines unrettbar verlorenen Lebens)

El juego peligroso con la obscuridad (Das gefährliche Spiel mit der Dunkelheit)
von

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Querido diario...(Liebes Tagebuch...)

Buenos dias o mejor buenas noches...
 

Me llamo Juan Pablo Sanador.

Aunque soy un hombre español, escribiré mis experiencias en alemán, porque Alemania es el país en que todas las cosas escritas habían occurido.
 

Es una historia muy triste de dos personas jovenes, que eran enamoradas hasta las cachas y se desvivían por otro hasta dividieron a el destino.
 

Sus nombres eran Johann y Eliza...
 

(Guten Tag o besser gute Nacht...
 

Man nennt mich Juan Pablo Sanador.

Obwohl ich ein Spanier bin, werde ich meine Erlebnisse auf Deutsch niederschreiben, weil Deutschland das Land ist, in dem sich alle niedergeschriebenen Dinge abgespielt haben.
 

Es ist eine traurige Geschichte von zwei jungen Menschen, die über beide Ohren verliebt waren und sich für den anderen aufopferten bis sie vom Schicksal getrennt wurden.
 

Ihre Namen waren Johann und Eliza... )

El Chupinazo (Gezielter Schuss)

Im folgenden werde ich die Einträge meines Tagebuchs und meine Erinnerung zu einer Geschichte zusammenfügen, die von einer Tragödie berichtet, deren Tiefen und Abgründe die menschliche Seele in einem anderen, einem dunklen Licht erscheinen lassen wird.
 

Nun denn...
 

Mein Weg führte mich von Spanien nach Deutschland, wo ich als Wanderarzt mein tägliches Brot verdiente.

Warum?

Nun, mein Ruf in Spanien selbst war nicht der beste, meine Praktiken waren altmodisch und mit denen eines Krankenhauses nicht zu messen.

Nicht, dass ich ein schlechter Arzt gewesen wäre, jedoch fehlte mir etwas.

Jeder Verlust eines Patienten, jeder Vorwurf seiner Angehörigen riss ein Stück aus mir.
 

Wie nur konnte man dem Tod ein Schnippchen geschlagen?

Wie nur ein Leben eines Menschen retten?
 

Und da stieß ich auf eine Kunst: die Nekromantik.

Damit nicht genug, ich stieß auch auf einen Namen: Faust.
 

Der Gedanke, in dieser Weise jemanden retten zu können, hielt mich in seinem Bann und ich machte mich auf in die Stadt, die seine Nachfahren beherrbergen sollte.
 

Ich hatte auf meinem Weg dorthin ein bisschen der deutschen Sprache erworben, so konnte ich mich durchfragen bis ich endlich vor seinem Hause stand.
 

Jede Frage nach dieser Familie brachte mir jedoch ein mitleidiges Lächeln ein.

Nekromantik sei eine Legende, ein Märchen und wenn überhaupt dann Teufelswerk.

Der junge Herr im Hause sei zwar etwas seltsam und verschlossen,

aber niemand glaubte, dass er damit etwas zu schaffen hätte.

Er sei frisch verliebt, wie zwei Vögelchen sollte die beiden im Leben schweben.

Da sollte doch niemand den Teufel des Todes an die Wand malen.
 

Da auf ein Klopfen niemand öffnete, begab ich mich auf den Marktplatz, um meine Dienste als Heiler anzubieten.

Seit Generationen war dies Tradition meiner Familie - kein Krankenhaus der Welt kannte die Geheimnisse dieses uralten Wissens.

Die moderne Medizin ekelte mich an - sie war herzlos, ohne Leidenschaft für das Leben selbst.

Ich besaß diese Leidenschaft und das Wohlwollen der Natur auf meiner Seite.

Jede Pille, die die Chemie dieser Tage hervorbrachte, vermochte die Kunst meiner Familie zu übertreffen.

Ich hatte nur einen Feind.
 

Den Tod.
 

Wenn ich ihn überwinden könnte, hätte ich das ewige Leben in der Hand.

Das Ziel all meiner Leidenschaft.

All meine Reisen durch die ganze Welt, durch die ich meine Lehren der Medizin vervollkommnet hatte, während denen ich unzählige Urvölker nach ihrem Wissen befragt und es in mich aufgenommen hatte - ohne das Faustsche Wissen wären sie allesamt nutzlos.
 

Während ich also eine alte Dame fand, die noch in die Künste der alten Welt vertraute und unter einem schlimmen Husten litt, vereitelte mir eine junge Frau mit wallendem, blonden Haar mein Geschäft.
 

"Mutter!

Was hab ich dir gesagt?

Hör nicht auf diese Quaksalber!

Johann kann deinen Husten tausendmal schneller heilen als sie!

Komm mit nach Hause!

Sofort!"
 

Mit diesen Worten packte sie sie energisch am Arm und zog sie von mir fort.

Ich sah im Gesicht der jungen Frau, dass sie eine schlimme Krankheit überstanden haben musste und fragte sie, ob dieser "Johann" sie denn auch seinerzeit geheilt hätte.
 

"Ich wüsste nicht was Sie das angeht, aber ja, das hat er.

Er wird eines Tages der beste Arzt der Welt sein!

Heute Nachmittag schon eröffnen wir unser gemeinsames Krankenhaus und in spätestens einem Jahr wird der Name "Faust" in aller Munde sein!

Komm jetzt Mutter, lassen wir diesen Kräuteropa andere vergiften."
 

Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Menge.
 

FAUST!

Hatte sie das wirklich gerade gesagt?

Aller Ärger über das verlorene Geschäft war vergessen, wenn sie mich nur zu ihm brachte.

Ich folgte ihr so gut es ging.

Wenn sie seine große Liebe war, konnte ich verstehen, warum niemand an den Tod denken wollte.

Sie war eine Schönheit und scheinbar sehr bemüht um jeden, den sie liebte und sie glaubte fest an ihren "Johann".

Ich war so beeindruckt von ihrer inneren Stärke, dass ich fast davon überzeugt war, dass in ihrer tiefen Liebe und Zuneigung der Schlüssel zur Unendlichkeit liegen musste.

Wusste Faust um das Geheimnis so war er wirklich ein besserer Arzt als ich selbst und sie hatte alles Recht der Welt mir diese alte Frau zu seinen Gunsten zu stehlen.
 

Der Weg führte auf einen Hügel, feierlich abgesperrt mit einem rotglänzenden Seidenband, das alle Schaulustigen von einem Krankenhausgebäude trennte, das es wie einen langgehüteten Schatz umschlang.

Und da stand er.
 

Ein hochgewachsener junger Mann, ebenso blond wie sie.
 

"Eliza!", rief er aus tiefstem Herzen als sie ihm in die Arme fiel und ihn nach einem sanften Kuss bat, ihre Mutter doch endlich von ihrem Husten zu befreien.
 

"Sind sie nicht herzallerliebst, Hilde?", seufzte eine ältere Dame sentimental zu meiner Linken.

"Ja, Trude, zu schön - wie in einem Märchen.

Der Prinz und die Prinzessin ziehen aus, um die Welt zu retten.

Sie kennen sich seit sie klein waren.

Du weißt ja, wie krank die Arme früher war!

Schrecklich!

Wie er immer unter ihrem Fenster stand, das Medizinbuch unter dem Arm, um sie irgendwann zu heilen."
 

"Täglich hat er sie besucht!", pflichtete ihr Trude bei.

"Jaja, die zarten Bande der Liebe heilen am Ende besser als jedes Buch!

Ihre Mutter hat es ja nicht gern gesehen, dass er sie so oft besucht hat...

Wie hat sie auf dem Markt immer geschimpft!

Aber die Jugend hat schon immer ihren Weg gefunden...

Selbst die verschlungsten Wege des Schicksals treffen sich eines Tages..."
 

"Und wie glücklich er war!

Der kleine Johann mit der Brille - sieh nur, was für ein stattlicher Mann aus ihm geworden ist...", seufzte Hilde.

"Bald werden sie Kinder haben und es weht ein frischer Wind durch diese Stadt.

Auch wenn ihr Liebesgeturtel schon auf die Dauer etwas anstrengend ist."
 

Lachend gingen die beiden Weiber weiter und in mir bestätigte sich mein Glaube an die Kraft der Liebe.

Sie könnte vieles überwinden - nur den Tod nicht und das wusste ich nur zu schmerzhaft.
 

Nachdem was die Menge murmelte, musste die Eröffnung kurz bevorstehen.

Ich nahm mir vor ihn sofort danach zu beglückwünschen, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Er musste mir das Geheimnis einfach verraten.
 

Ich wandte meinen Blick wieder dem Band zu, als das Paar betont langsam den Hügel mit einer goldenen Schere herabschritt.

Ihre Blicke gingen tief - Liebe und Vertrauen gaben sich die Hand und versprachen sich die Ewigkeit.

Alles Gefühl entlud sich in fröhlichem Gelächter.

Seine Hand hielt ihre Hüfte zärtlich umschlungen, aufdass nichts und niemand

sie jemals trennen solle.

Faust Gestik verriet, dass ihr der feierliche Schritt überlassen sein würde, er ließ ihr den Vortritt.

Lächelnd ließ sie sich von ihm umarmen und die Schere zerschnitt mit dem Band jeden Zweifel in aller Herzen, dass dieser Tag kein glückliches Ende nehmen musste.
 

Die ganze Stadt hatte sich versammelt und applaudierte.

Ein Kuss besiegelte ihre Zukunft - so sah es zumindest aus.

Es wirkte alles so unwirklich glücklich, dass mich ein plötzlich banges Gefühl überkam, doch ich schüttelte es ab.

Es würde schon alles gutgehen.
 

Sie kehrten mit der Ankündigung, ab heute jeden in der Stadt zu kurieren in das neueröffnete Krankenhaus zurück und ich sah meine Chance.

Meine alten Füße trugen mich den Hügel hinauf und aufgeregt wie ein kleiner Junge blieb ich atemlos hinter dem jungen Herrn Faust stehen.

Lachen unterhielt er sich mit späteren Patienten, die ihn heute noch beglückwünschten und Elisa Blumen überreichten.

Sie verabschiedete sich, um eine Vase zu suchen und verschwand in ein Hinterzimmer.

Ich werde den Blick niemals vergessen, mit dem er ihr hinterhersah.
 

Gerade wandte er sich mir, dem Fremden zu, als ein Schuss die Luft zerriss und das vollkommene Glück in seinem Blick in einem Strudel des Entsetzens ertrank.

La Bella Durmiente (Dornröschen)

Für eine endlose Sekunde schien die Zeit wie stillzustehen.
 

"ELIZAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!"
 

Ein Raunen und Getuschel ging durch die Menge, als Faust in Richtung des Schusses davoneilte als ahnte er was geschehen war - sein Schrei ging jedem einzelnen durch Mark und Bein, wie gelähmt verfolgten wir die Szene und befürchteten das Schlimmste.
 

Wie grausam schien jetzt die kurze Erinnerung an ihr Gelächter!

Als hätte jemand alles Glück in ihm erstickt und durch unheilvolles Schweigen ersetzt.

Niemand wagte sich auch nur zu rühren.
 

"Eliza!

Sie ist tot!

Sie wurde erschossen!", rief ein kleiner Junge, der verstört aus Richtung des Schusses gelaufen kam, gefolgt von einem unförmigen Schatten, der erst bei näherem Hinsehen seine wahre Form preisgab.
 

Rot verschmiert war sein einst weißer Kittel als er schweren Schrittes die leblose Eliza mit gesenktem Haupt in seinen Armen trug.

Wie eine Feder wirkte sie - vorsichtig getragen wie ein zerbrechliches Kind.

Das Blond ihres Haars getüncht in tiefstem Rot - es war unübersehbar wo die Kugel sie tödlich getroffen hatte.

Wie die Glieder einer Puppe hingen ihre unbewegt und kraftlos der Erde entgegen.
 

Je näher er kam, desto stärker wankte er, als ob sein Körper das grausame Unglück nicht länger zu tragen vermochten.

Sein Schluchzen wurde vernehmbar als er auf die Knie sank und seine Liebste so fest er konnte an sich drückte.
 

"Eliza!

Meine liebste Eliza!"
 

Ein paar wagten sich näher an ihn in seinem Elend heran, doch er scheuchte sie fort. Seine Stimme klang verzerrt und unwirklich.
 

"VERSCHWINDET! ALLE! SOFORT!

Seht ihr nicht, dass meine Elisa Ruhe braucht?

Sie, sie ist sicher nur ohnmächtig, sie kommt sicher bald wieder zu sich,

nicht wahr, Eliza?

Sag ihnen, dass es dir gut geht...

SAG ES!"
 

Seine Hand umfasste sanft ihre Wange und hob ihr blutüberströmtes

Gesicht zu ihm auf.
 

"Sag es..."
 

Seine Stimme war nur noch ein klägliches Flüstern.

Er wollte und konnte es nicht wahr haben.

Alles in seinem Unterbewusstsein schien verdrängen zu wollen was der Arzt in ihm längst festgestellt hatte.

Eliza war tot und niemals wieder sollte sie ihm antworten können.
 

Weinend vergrub er sein Gesicht in ihrer Brust, in der kein Herz mehr für ihn schlug.
 

"ELIZAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!"
 

Sein verzweifelter Ruf nach ihr, fast erstickt von seinen Tränen.
 

So klingt es, wenn ein Leben abrupt endet - ohne dass der Körper stirbt.

Wenn eine Seele in den Abgrund des Todes zu rutschen scheint,

lang bevor ihre Zeit gekommen ist.

Wenn die Leere in den Körper fließt und sie zu ersetzen kommt.

Der qualvollste Ton, den die Tiefen der Erde kennen und der älteste der Zeit.
 

Woher ich das weiß?

Nun, ich selbst musste ihn einmal von mir geben.

Und er ist ebenso schmerzvoll zu erzeugen wie mitanzuhören.

Meine kleine Schwester verließ mich gleichsam unerwartet, als der Tod sie mir aus meinen Kinderarmen riss.

Sie ist der Grund weshalb ich das Geheimnis seiner Familie brauchte und ich war mir sicher, das Eliza seiner sein würde.
 

Jeder, der versuchte ihn zu trösten wurde mit wilden Hieben und Worten der Verzweiflung davongetrieben, als wollte er nicht getröstet werden.

Als wüsste er, dass es niemand außer Elisa jemals gekonnt hätte...

Als wollte er mit ihr untergehen ohne das Meer des Todes je gesehen zu haben.
 

In solch einer Situation kann einem niemand helfen.

Niemand versteht es - wie auch?

Jeder Verlust ist anders, niemand fühlt den gleichen Schmerz...

Ich selbst kann nur erahnen was er wirklich fühlte...

Aber ich hörte in seinen Schreien, dass es der größte Verlust in seinem jungen Leben gewesen sein musste.
 

"Was redet ihr da?

Verschwindet doch!

Ich brauche euch und euer Mitleid nicht!

Sie ist nicht tot!

Lasst uns allein!

Sie braucht Ruhe!

Ihr werde sie sofort untersuchen...

Ich werde sie retten!

Ihr, ihr werdet schon sehen!

ALLE!"
 

Als hätte die Trauer ihm neue Kraft gegeben fand er den Weg auf die Beine, ohne seine Liebste auch nur einmal loszulassen.

Er trug sie ins Krankenhaus zurück und die schweren Türen schlugen hinter ihm zu.

Der Tod ist grausam, doch grausamer ist nur noch der Mensch selbst.
 

"Der ist doch wahnsinnig!"
 

"Undankbar!"
 

"Und von dem wollten wir uns untersuchen lassen!

Komm, Junge, wir gehen!"
 

"Ich wusste immer *hust*, dass er meinem Kind nur Unglück bringen wird!

Hätte ich ihn doch von vorneherein *hust* aus dem Haus gejagt!"
 

Jeder um mich herum warf ihm ein böses Wort hinterher als er ging - vom Milchmädchen bis zur Schwiegermutter, kalt als hätte es niemanden getroffen.

Der Platz vor dem Hügel leerte sich und das rote Band flatterte im Wind davon.

Faust hatte Recht - nichts von ihrem Mitleid schien echt gewesen zu sein.

Diese Stadt war ein egoistischer Haufen ohne jegliches Verständnis.

Nun waren alle Märchenschwärmereien vergessen, man hörte "Sonderlinge" und "schlechter Einfluss", dass es hätte so kommen müssen.
 

"Mein armer Junge...", flüsterte es neben mir als alle anderen fort waren.

Eine Frau, Mitte sechzig vielleicht, war wie in Tränen aufgelöst.
 

"Sie waren doch so glücklich gewesen!

Was muss das nur für ein Gott sein, der soetwas zulässt??!"
 

Ich erfuhr von ihr, dass sie seine Pflegemutter sei, die ihn aufgenommen hatte, nachdem ein Hausbrand ihn früh zum Waisen gemacht hatte.

Sie wüsste nicht was sie mehr erschütterte - der Tod seiner jungen Frau oder seine tiefe Verzweiflung, die ihr das Herz brach.
 

"Wenn man jemanden solange bei sich hat, ist es wie ein eigenes Kind.

Ich fühle wie seine Mutter...auch sie war wie eine Tochter für mich.

Wie kann soetwas Schreckliches nur passieren?"
 

Die Trauer in ihrer zitternden Stimme wechselte mit einer tiefsitzenden Wut.
 

"Und diese verlogene Brut hat nichts Besseres zu tun als sich in ihrem gekränkten Stolz zu winden!

Ihre Mutter hat nicht eine Träne verloren!

Dieses gefühllose alte Weib!"
 

Ich bat ihr meine Dienste als Arzt an, falls sie etwas zur Beruhigung brauchen sollte, um ein wenig des Schocks zu überwinden.

Sie lehnte dankend ab und setzte sich unter eine alten Weide.
 

"Meine Zeit kommt noch früh genug - ich werde darüber hinwegkommen.

Aber kümmer dich um ihn.

Es sollen schon Menschen an gebrochenem Herzen gestorben sein.

Johann ist der einzige, dem soetwas in einer solch herzlosen Stadt passieren könnte..."
 

Ich beherzigte den Wunsch der weisen, alten Dame und empfahl mich.
 

Auf dem Hügel angekommen, schlich ich um das verriegelte Krankenhaus.

Es musste doch einen Weg hinein geben...

Ich spitzte den Ohren, um heraus zu bekommen wo sie waren, bis ich ein offenes Fenster fand.
 

"Es wird alles wieder gut, Eliza...

Es ist nur eine kleine Wunde..."
 

Faust saß weinend an einem Krankenbett und hielt ihre Hand.

Er hatte Eliza vom Blut gesäubert und ihre Wunde versorgt.

So wie sie nun dalag, hätte man denken können, dass sie lediglich schlief.
 

"Es ist wie früher, nicht wahr?

Ich sitze am Bett und warte, dass du wieder gesund wirst...

Ich hab dir doch versprochen immer für dich da zu sein, Elisa...

Immer...

Du solltest nie mehr allein sein...

Das hab ich dir damals geschworen, weißt du noch?"
 

Seine Stimme war höher und seine Worte vom Schluchzen verzerrt.
 

"Deine Mutter wollte nie, dass ich bei dir war...

Du wärest krank und ich würde es nur schlimmer machen...

Aber ich wollte doch Arzt werden...

Ich wollte dir um jeden Preis helfen...

Ich...ich habe Buch um Buch gelesen...doch nichts konnte ich darin finden..."
 

Ein Lächeln flog über sein Gesicht.
 

"Ich bin immer zum Fenster hereingeklettert, wenn deine Mutter mich nicht hereinließ...

Das Fenster, an dem ich dich zum ersten Mal sah...

Wie schön du warst!

Wie ein Engel..."
 

Seine Wand strich über ihre blasse Wange.
 

"Der bist du heute noch...

Mein Engel...

Einmal warst du eingeschlafen, als ich die ein Märchen gegen deine Alpträume vorgelesen hatte...

"Dornröschen", erinnerst du dich?

Vielleicht wachst du ja auf, wenn ich dich küsse?"
 

Sein Blick verriet wie nahe er dem Wahnsinn mittlerweile war.

Der Tod hatte zwar Dornen, die einer Rosenhecke gleichkamen,

sein Duft war jedoch schwerer als der jeder Blume.
 

"Wollen wir es versuchen, mein Herz?"
 

Er näherte sich ihren selbst im Tod noch rosigen Lippen, doch sie schlug ihre Augen nicht auf.

Das Leben war grausamer als jedes Märchen.

Schläft man für 100 Jahre, wacht man nie mehr auf.

Man wird nur einmal vom Wolf gefressen.

Und das Schlimmste ist, dass die Bösen IMMER gewinnen.

Ob nun Hexe, Gnom oder Schwarzer Mann - wer dich holt hat dich für immer.

Letzteres gilt auch für den Tod (?).
 

"Warum schaust du mich nicht an, Prinzessin?

Soll ich am Ende nicht der echte Prinz sein?

Wenn das so ist, so will ich mich neben dich legen...

Und mit dir warten..."
 

Mit diesen Worten zog ein Messer hervor und legte es sich an den Hals.
 

"Rosenrot wie du es warst will ich dir in die Traumwelt folgen, in die du gegangen bist..."
 

Ich erschrak aus meiner Regungslosigkeit, rief ihm zu er solle aufhören und gab mich zu erkennen.

Mit Mühe kam ich durch das Fenster.

Faust jedoch lächelte nur und zog das Messer seines Weges.
 

"Niemand hält mich auf, meinem Dornröschen dorthin zu folgen wohin es gehen möchte!

Sieh nur Eliza!

Ich gebe dir die Rosen, die du mir wert bist, meine Liebe!"

Los Artes Prohibidos (Die verbotenen Künste)

Ich werde den Anblick wohl niemals vergessen, wie Faust wirr lachend die eigene Kehle zerschnitt, ohne dass ich auch nur irgendetwas dagegen tun konnte.

Er hatte Recht.

Rosenrotes Blut schoss mir entgegen und erschuf eine bizarre Szenerie.
 

Was danach geschah, kann ich nicht mehr genau sagen.

Ich reagierte einfach wie es in meinem Wesen als Arzt lag.

Ich funktionierte ohne lange nachzudenken.

Adrenalin vernebelte meine Sinne und als ich wieder klar wurde,

war seine Schnittwunde vernäht und verbunden und die Diagnose brannte in meinem Hinterkopf.
 

Er hatte tief genug geschnitten um viel Blut zu verlieren,

und doch nicht tief genug, um unweigerlich an den Tod verloren zu sein.
 

In mir manifestierte sich eine unbestimmte Angst vor seinem Erwachen.

Ich hatte ihn gegen seinen Willen gerettet -

Ich hatte ihn erneut von seiner Eliza getrennt...

Ich wusste nicht wozu er fähig war.

So war es immer.

Diese Momente gehören zu denen eines Arztes, an die man sich nie gewöhnte.
 

Während ich mich müde auf einen Stuhl fallen ließ und mein Gesicht erschöpft

in meinen Händen verbarg drang ein Murmeln an mein Ohr.
 

"Eliza..."
 

Erschrocken fuhr ich auf und verbat ihm zu sprechen, seine Verletzung würde das noch nicht zu lassen ohne wieder aufzubrechen.
 

"Wo...ist Eliza?"
 

Es war nicht mehr als ein Röcheln, aber mir wurde klar, dass er noch nicht bei Verstand war, wenn er das in den letzten Stunden überhaupt gewesen war.
 

Sollte ich ihm sagen was geschehen war?

Nein, dass würde er noch nicht verkraften.

Nicht in diesem Zustand.
 

Seine Hand fuhr mit fragender Miene zu seiner Kehle auf und fand sie verbunden.

Meine Augen musterten ihn ganz genau.

Sie folgten seinen durch das blutgetränkte kleine Zimmer, über das Messer in der Ecke, das ich mittlerweile als eine Art Skalpell identifiziert hatte,

und blieb an meiner blutgetränkten Kleidung hängen.

Der Schmerz schien ihn erreicht zu haben und ihn am Sprechen zu hindern.

Seine Augen ersetzten seine Stimme, übertrafen mit ihrem Blick alles was er jemals hätte fragen können.
 

Sie waren die durchdringenden Augen eines Menschen, der sein Leben nicht mehr verstand, der ein Stück seines Selbsts in sich verloren hatte, genau das Stück, das einem bei bohrenden Fragen im Nacken sitzt und die Frage von selbst beantwortet.

Sicherlich war es noch da, sein Bewusstsein über das was nach dem Schuss geschehen war bis zu der Sekunde in der das Reich des Unbewussten betreten hatte, jedoch versteckte es sich gut.

Eine Art ungewollter Selbstschutz.
 

Ich hatte diesen Blick schon oft gesehen.

Er war tiefer als ein "Warum?" je hätte sein können und trauriger als jedes "Weshalb?" - ungeachtet der eigentlichen Frage.

Er wusste, dass er es eigentlich wusste.

Und ich wusste, dass er noch lange darauf warten müsste, dass diese Lücke schmerzhaft wieder gefüllt werden würde - Gesetz dem Fall sein Wissen stimmte zu.
 

Zu dem "Warum?" gesellte sich eine nachdrückliche Verzweiflung,

sie sich durch eine stille Träne einen Ausweg suchte.

Mitleid und Hilfsbereitschaft zogen an mir und überrannten meine ärztliche Rationalität.

Unter diesen Umständen fühlte ich mich wie von einer unsichtbaren Macht gezwungen ihm zu sagen, was geschehen war.

Ich schloss die Augen, um mich gegen diese Kraft in meinem Inneren zu wehren -

doch vergebens.

Sein Bild erschien erschreckend real vor meinem inneren Auge.
 

>Sag es mir, Fremder...

Sag mir alles...<
 

"...oder ich hol es mir" ergänzte seine Körpersprache.
 

Wie war das möglich?

Dieses Bild stand in seiner Stärke im krassem Gegensatz zu dem Elend vor mir auf dem Krankenbett.

Mich traf die Erkenntnis über mich selbst.
 

Ärzte neigen nicht dazu, sich selbst ihre Schwächen einzugestehen.

Sie suchen neue Methoden und sagen sich immer wieder, dass sie sie beherrschen werden, ohne darüber nachzudenken.

Sobald sie das tun, räumen sie die Chance des Versagens ein.

Diese Angst hatte ich nun.

Wollte ich wirklich wissen wonach ich suchte?
 

Ich hatte ihn wie einen einfachen Patienten behandelt -

vergessen mit wem ich es zu tun hatte.

Er war schließlich ein Faust.

Allein dessen geistige Präsenz flößte mir Respekt ein.
 

>Wo ist Eliza?<
 

Als ich erneut schwieg schnürrte sich mir plötzlich die Luft ab.
 

>WO?<
 

Er würde mich töten, das fühlte ich.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und versuchte ihm zu antworten.
 

"Sie ist von uns gegangen...

Sie wurde erschossen...

Und du hast versucht, dir das Leben zu nehmen, um ihr zu folgen.

Ich...habe dich gerettet."
 

>LüGNER!<
 

Auf einen Schlag verschwand sein Bild in meinem Kopf und ich ging nach Luft schnappend zu Boden.

Um jeden Hauch Sauerstoff kämpfend versuchte ich mich zu erinnern, wo ich solch eine Macht das letzte Mal erlebt hatte.

Sie war nicht menschlich, fühlte sich aber auch nicht nach der des Teufels an.
 

Erneut sah ich zu ihm auf.

Nicht nur mich schien eine Erkenntnis getroffen zu haben.
 

Er hatte sich aufgesetzt und sah sich suchend im Zimmer um, als wolle er sich vom Gegenteil überzeugen.

Ich hatte Eliza ins Nebenzimmer gebracht und führte ihn dorthin.
 

Faust stürzte auf sie zu, berührte ihr blasses Gesicht, fuhr ungläubig ihre Konturen nach, während sein Wissen ihn einzuholen schien.

Das Loch in ihrer sonst makellosen Stirn bestätigte seine Angst.

Seine Fäuste trafen hart auf der Matratze auf-

Kraftlos sank er mit hängenden Schultern vor ihrem Bett auf die Knie.

Sein zum Himmel schreiendes Schweigen fühlte den Raum.
 

Er hatte sie verloren.

Und mit ihr den Sinn seines Lebens, das fühlte man.

Und ohne Sinn, gab es nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnte.

Doch ohne Kampf gab es kein Überleben in dieser Welt.

Ein Teufelskreis.
 

Johanns Augen wandten sich mir hasserfüllt zu.
 

>Warum hast du mich nicht gehen lassen?

Was soll ich noch hier?

Es gibt keinen anderen Weg um bei ihr zu sein!<
 

Keinen Weg?

Wusste er etwa nicht um seine Herkunft?
 

"Es gibt einen Weg, doch es scheint mir als kennst du ihn nicht."
 

Faust wurde stutzig.
 

> Mach dich nicht lustig über mich!

Welchen Weg sollte es schon geben?

Du, augenscheinlich Arzt wie ich, solltest wissen, dass es kein Entrinnen aus den Fängen des Todes gibt.<
 

Ein ungläubiges Lächeln flog über meine Lippen.

Er wusste es nicht.
 

"Alle Welt spricht von diesem Weg im Zusammenhang mit deinem Namen und du willst mir weismachen, du hast noch nie davon gehört?"
 

Keine Antwort.

Ich hatte also ins Schwarze getroffen.

Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

"Nekromantik - schwarze Magie.

Totenbeschwörung auch genannt, eine verbotene Kunst.

Dein Vorfahr war ein Schamane, der sich mit ihr einen Namen machte.

Ich bin hierher gekommen um sie von dir zu erlernen.

Und nun finde ich dich unwissend.

Was soll man dazu sagen?"
 

Ich reichte ihm die Hand und zog ihn auf die Beine.

Er schien noch immer skeptisch.
 

>Schamanen und schwarze Magie?

Das ich nicht lache - von einem Arzt hätte ich mehr erwartet.

Das ist nichts als Aberglaube!

Damit hab ich nichts zu schaffen...<
 

Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
 

"Dann willst du mir also sagen, es sei normal sich mit mir im Geiste zu unterhalten und mich nur durch mentale Kräfte fast zu erdrosseln?

Wenn dem so ist, stimme ich dir voll und ganz zu.

Alles Aberglaube..."
 

Er stand da wie angewurzelt.

Verzweiflung und Leere hatten ihm die Sinne vernebelt, so dass es ihm nicht einmal aufgefallen war.
 

Vielleicht hatte es auch erst diesen Verlust gebraucht, um seine Kräfte zu befreien.

Wie dem auch sei.

Die Hoffnung kehrte in seinen Blick zurück und ich sah, wie er ihr schwor sie um jeden Preis zurückzuholen.

¡Calla como un muerto! (Schweige wie ein Grab!)

Hoffnung.

Gibt es etwas Kraftvolleres neben der Liebe?

Meist gehen sie Hand in Hand und ziehen ihre Freundin aus der Tiefe,

sollte sie fallen...

Wenn die Liebe nicht weiterweiß und sich mit dem Zweifel trifft,

ist es die Hoffnung, die sie bei der Hand nimmt und weit von ihm wegführt.

Hoffnung ist meist der Faden an dem alles zusammenhält.

Und verliert man sie, kann einem nur noch die Liebe aus dem Dilemma helfen.
 

Eine Liebe so stark wie zwischen Johann und Eliza.
 

Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt.

Liebe aber ist unsterblich sobald sich die beiden richtigen Menschen gefunden haben.

Nur aus deren Verbindung kann verlorene Hoffnung neu geboren werden.
 

Neue Hoffnung kann vielerlei Gestalt annehmen...

Es kann ein gemeinsames Kind sein...

Es kann eine Zukunftsperspektive sein...

Es kann der Rückhalt sein, den man sich immer gewünscht hat...

Oder wie in diesem Falle ist sie eine innere Kraft...

Hoffnung in ihrer reinsten und strahlensten Form, wenn man sie nutzen kann...
 

Fausts aufopfernde Liebe zu Eliza hatte durch ihren Verlust die Kräfte geweckt, die zukünftige Schamanen seit der Geburt in sich tragen.

Zwar war sie noch unkontrolliert und nur im Affekt einsetzbar,

doch sie war vorhanden und das war es das am Ende zählte.
 

Ich versprach, mich mit ihm auf die Suche nach seiner Vergangenheit zu machen...

Nach all den dunklen Künsten seines Vorfahren...

Ich würde ihm helfen, seine Kräfte bündeln zu lernen...
 

Ein Schamane war ich selbst zwar nicht, doch ich fühlte, dass die alte Dame unter der Weide ihn nicht umsonst und grundlos zu sich genommen hatte.

Von ihr ging eine solche Weisheit und Energie aus, dass sie kein Mensch wie du und ich hätte sein können.
 

Im Gegenzug dafür, sollte ich alle Geheimnisse seiner Familie für meine Zwecke nutzen dürfen, soweit dies in meiner Macht stand.
 

Wir gaben uns die Hand und besiegelten unser Versprechen.
 

Eliza musste zu ihm zurückkehren und ich sah in seinem Blick, dass er nichts unversucht lassen würde.
 

Ich bat ihn, sich noch etwas zu schonen, damit er aus den Vollen schöpfen könne.

Erst sträubte er sich, doch als ich ihm klarmachte, wie wenig er doch in dieser Stadt ohne seine Stimme erreichen konnte, fügte er sich gezwungener Maßen.

Doch nicht bevor ich ihm versprochen hatte, mich noch heute für ihn auf die Suche zu machen.
 

"Abgemacht."
 

Während er im Krankenhaus verblieb, machte ich mich auf den Weg in die Stadt hinab.

Es war mittlerweile stockfinster.

Ich hatte völlig die Zeit vergessen!

Wie sollte ich so nur etwas Brauchbares an Erkundigungen anstellen?
 

Seufzend ließ ich mich auf einem Stein nieder, den ich in der Dunkelheit ausgemacht hatte.

Ich konnte noch nicht zurück...

Er würde mir nicht mehr vertrauen und alle meine Bemühungen wären vergebens...

Ich hatte keine Wahl - ich musste weitergehen.
 

Der Arzt in mir redete mir gut zu -

man hätte sich die Arbeitszeit schließlich noch nie aussuchen können.

Wo er Recht hatte.

Es gibt rund um die Uhr Menschen in Not.

Und Johann Faust war mein bisschen dringenster Fall, zudem noch die einzige Chance, das Geheimnis zu erfahren, nach dem ich mich verzehrte.
 

Das dringende Bedürfnis in mir, ihn aus seinem Elend wieder aufzurichten,

trieb mich innerlich und so fasste ich den Entschluss auch in der Dunkelheit mein Glück zu versuchen.

Ich konnte diesen Schmerz in seinem Blick nicht ertragen.

ICh würde alles tun, um sein Glück, seine Eliza zu ihm zurück zu bringen -

ungeachtet jeden Mittels.
 

>Bravo, Juan...

Das ist der richtige Weg...!<
 

Was war das?

Ich drehte mich um mich selbst und fand mich einsam.
 

>Hier drüber, Juan...<
 

Wieder sprach jemand in meinem Kopf.

Eine Frau.

Es war ein zugleich sehr befremdliches und vertrautes Gefühl.

Wie das eines Babys im Bauch der Mutter, wenn sich jemand dagegen lehnt und ein paar nette Worte fallen ließ - mit dem Unterschied, das ich mir bewusst war, was die Worte bedeuteten.
 

>Schließ die Augen, dann kannst du mich erkennen...<
 

So paradox es auch klang, ich tat was sie verlangte und sah sie vor mir.

Es war die Frau, die sich mir als "Pflegemutter" vorgestellt hatte.

Sie war also wirklich jemand Besonderes.
 

"Woher kennst du meinen Namen?"
 

>Ich kenne jeden Namen.<
 

"Verrätst du mir dann auch deinen eigenen, wenn es unnötig ist, mich vorzustellen?"
 

>In deiner Sprache heiße ich "alma del sauce"*, aber ich habe viele Namen.

Man nennt mich willow, saule - es gibt so viele Sprachen und so viele Reisende.

Nenn mich wie du möchtest.

Hier in Deutschland bin ich die Seele dieser Weide hier.<
 

Sie deutete vor meinen geschlossenen Augen auf die von der Dunkelheit verschluckte Weide und ließ sie erstrahlen.
 

>Ich passe auf den kleinen Johann auf, seit seine Eltern bei einem Brand ums Leben kamen. Ich erschien ihm in der Gestalt der Frau, die auch du gerade siehst, als er unter meiner Krone Schutz suchte, um zu trauern.

Er stammt aus einer renomierten Ärztefamilie, die jedoch letztendlich

von ihrem Nachnamen vernichtet wurde.

Oder besser gesagt, von der Angst dieser Stadt vor dem Teufel.

Das Haus hat sich nicht von selbst entzündet, musst du wissen.

Es war kein Unfall.

Sie schreckten nicht davor zurück, die einzigen Ärzte dieser Stadt auszulöschen, um sich die Gunst ihres Gottes zu verschaffen.

Leider gibt es weder den Teufel, noch ihren Gott.

Es gibt die Erde und Mächte der Natur.

Doch das wollen sie nicht wahrhaben.

Es war ein Dorn in ihren Augen, dass Johann überlebt hatte.

Zumal er ja auch noch mit der totkranken Eliza weiterhin Kontakt hatte.

Ihre Mutter hatte furchtbare Angst vor ihm.

Sie schob ihm und seiner Familie, die sie behandelte, die Schuld an ihrer Krankheit in die Schuhe.

Teufelswerk und Hexerei hieß es.

Du willst nicht wissen, was mir die Balken ihres Hauses bis heute erzählen.

Sei froh, dass du die Schreie der Balken im Faustschen Hause nicht hören konntest, als sie qualvoll verbrannten.

Hilf Johann sich mit Hilfe seiner Ahnen selbst zu helfen.

Faust I. war kein einfacher Hexer - er war Schamane.

Er war Alchemist und Astrologe - damit wurde er gefährlich.

Er wusste zu viel und war zu mächtig.

Ein Außenseiter "im Bund mit dem Teufel".

Er wurde ausgegrenzt und fand letztendlich seine einzigen Gefährten in den Gebeinen des Friedhofs.

Du hast sicher schon von der Nekromantik gehört.

"Schwarze Magie", die aber rein gar nichts mit dem Teufel zu tun hat,

wie du dir jetzt denken kannst.

Sie ist nur die Umkehr der Natur, die "Weiße Magie" für sich beansprucht.

Ich habe ihn bis heute nicht damit in Verbindung gebracht, um sein bürgerliches Leben zu schützen.

Das ist jetzt Vergangenheit.

Ich sehe in deiner Seele, dass du sie beherrschen willst.

Lass dich nicht von deiner Gier blenden.

Hilf ihm und nicht dir, dann wirst du am Ende auch erfolgreich sein.<
 

Wie paralysiert hatte ich der Flut von Informationen gelauscht.

Sein Schicksal traf mich und bestärkte mich in meinem Wunsch.
 

"Ich verspreche es.

Wo kann ich die Infomationen finden, die er braucht?

Wie kann ich ihm helfen?

Ich bin nicht mehr der Jüngste und wir haben nicht viel Zeit!"
 

Wenn eine Wiede lächeln konnte, dann tat sie das in diesem Moment.

Es wurde immer wärmer.
 

>Verzeih, dass ich dich aufhalte.

Aber ich sehe die Aufrichtigkeit in deinem Herzen.

Das ist selten dieser Tage.

Sonst bekomme ich nur Falschheit und Egoismus zu sehen, mein Freund.<
 

Wie sollte ich jetzt noch egoistisch meinen Plan verfolgen?

Ich war auf das tragischste Schicksal getroffen, hatte eine Seele bis in die Tiefen der Erde klagen hören.

Und ich unterhielt mich gerade mit einer sprechenden Weide.

Das verschärfte die Lage in mir.

Woran sollte ich sonst noch glauben außer an das was mein Herz mir just sagte?
 

Als hätte sie meine Gedanken gelesen und sich über meinen Gesichtsausdruck genug amüsiert, fuhr sie fort.
 

>Das Haus zu dem du am Anfang deiner Reise geschickt wurdest,

ist das, in dem Johann JETZT lebt.

Es ist das falsche.

Such das einzige halb niedergebrannte Haus in der Stadt.

Dort gibt es einen Raum, in dem Fausts Vermächnis auf dich wartet.

Hilf Johann damit so gut du kannst, aber du musst schweigen.

Schweigen wie ein Grab, damit die Stadt sich dich nicht auch noch holt.<
 

Mit diesen Worten verschwand sie aus meinem Kopf und zurück blieb eine Weide in der Dunkelheit.

Ich nahm mir vor, bis zu Sonnenaufgang zu warten und mir währenddessen einen Vorwand auszudenken, mit dem ich in das Haus gelassen wurde, ohne aufzufallen.

Außerdem musste ich diese seltsame Weide noch verarbeiten.

Sowas geschah schließlich nicht alle Tage.
 

Es dauerte eine Weile, bis mir auffiel, dass ich sie nicht gefragt hatte WIE ich Faust genau helfen sollte.

Wie ich den Schamanen in ihm stärkte.

Wie ich ihm was Magie betraf helfen sollte.
 

Verwirrt ließ ich mich neben der Weide nieder und fiel in einen tiefen Schlaf,

der mich nach all diesen Ereignissen prompt übermannte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

*[gesprochen Sa U se, nicht dass mir hier wer an Saucen denkt xD]

La Mascarada de las Sombras I (Schattenmaskerade)

Als ich die Augen nach meinem kurzen, unbequemen Schlaf wieder aufschlug,

brauchte ich eine Weile, um in diese seltsame Welt, in der ich mich befand, zurück zu finden...
 

Was war nicht alles in der Zeit eines kurzen Tages geschehen?
 

Wie schnell konnte sich ein Schicksal nur ändern?

Doch...

Hatte es sich geändert?

War es Schicksal gewesen, dass mich mein Weg genau hierhin verschlug?

War der Mord Schicksal?

War es Johanns Schicksal ein Schamane zu werden?
 

So viele Fragen...

Würde ich in dieser Stadt jemals auch nur eine Antwort bekommen?
 

Ich klopfte gedankenverloren den Staub von meinen Hosenbeinen als mich die Weide aufmuntern streifte als wolle sie mir Glück wünschen.

Ich lächelte sie an.
 

"Muchas gracias, señora..."
 

Der Weg in die Stadt war nicht lang genug, um mir einen Vorwand auszudenken.

Wie sollte ich nur unbemerkt in eine solche Ruine kommen?

Geschweige denn diese zunächst einmal finden?
 

Die Häuser der Stadt kamen immer näher...

Fachwerk, soweit ich nur sehen konnte...

Eine alte Kunst, die selbst in ihrer Unvollkommenheit vollkommen schien...

Ein paar schiefe Balken gaben einer Stadt schließlich Charakter, nicht wahr?

Und wenn ich mir vorstellte, dass sie alle eine Seele, gar eine Stimme hatten, wie die Weide es beschrieben hatte, waren diese Häuser auch nur ein Abbild der menschlichen Zusammensetzung dieser Stadt...
 

Soweit ich es beobachten konnte, lebten die Ältesten in den windschiefsten, morschesten Häusern, die ich je gesehen hatte, während sich junge, aufstrebende Familienväter neue Häuser aus geraden Balken bauten...

Wenn auch nur, um sich mit der Fassade dem Stadtbild anzupassen...
 

Wie hatte wohl das Haus einer so alteingesässenen Familie ausgesehen?

Alte Balken, unterstützt von neuen?

Neue Balken, die die alten längst ersetzt hatten?

Oder ganz anders?
 

Eines stand jedoch fest:

So schön Fachwerk auch sein mag, es brennt wie Zunder.

Wenn man es also auf jemanden abgesehen hatte, so brauchte man nur ein Feuer zu legen um eine komplette Existenz in den Ruin zu schicken...
 

Während ich also durch die Straßen wanderte und auf den Marktplatz kam,

brach sich eine Idee ihre Bahn...
 

Diese Stadt hatte Angst vor dem Teufel.

Und das scheinbar noch heute.

Wieso nicht ihre Angst nutzen?
 

Welcher Ort außer dem Marktplatz war prädestinierter um ein Gerücht zu streuen?
 

Zwei alte Weiber zu meiner Rechte tuschelten bereits und ich spitzte sogleich meine Ohren.
 

"Hast du gehört, Inge?

Die Eliza ist tot!

Ermordet, sag ich dir!"
 

"Ach Quatsch!

Mord!

Sie war verflucht!

Dieser faustsche Junge und seine Familie sind daran Schuld...

Das Haus wird mit Sicherheit immer noch vom Teufel heimgesucht, Grete!"
 

Und hier sah ich meine Zeit gekommen...
 

"Von Tod und Teufel sprecht ihr, und kennt weder den einen noch den anderen!

Darf ich mich vorstellen?

Johann Bader, mein Name!

Meine Berufung ist das Exorzieren von Teufeln aller Art!

Wenn ich meine Dienste in Aussicht stellen darf?"
 

Zugegeben, mein falscher Name war nicht besonders kreativ.

Aber schließlich bedeutet Juan nicht viel mehr als Johann.

Und als Artz der Künste meiner Familie bekleidete ich natürlich auch das Amt des Baders.
 

"Exorzismus ist genau das, was wir brauchen, Inge!

Und dieser Mann scheint mir kein Scharlatan zu sein!"
 

Ich konnte es noch nie leiden wenn andere Menschen in der dritten Person über einen sprachen, obwohl man direkt dabei stand...

Aber alte Damen tun das scheinbar in ihrer eigentümlichen Art und Weise herzlich gerne, um sich nicht aufzudrängen...

Gefolgt von einer beißenden Naivität...
 

"Guter Mann, was verlangen Sie dafür?"
 

Ein Lächeln flog über meine Lippen, ich hatte sie an der Angel, wie man so schön sagt.
 

"Nichts, ich werde es tun im Dienste des Herrn.

Jedoch werde ich jegliches, schwarzmagisches Indiz im Hause im Namen des Vatikans an mich nehmen müssen.

Ich hoffe, Sie verstehen mich."
 

"Gewiss, gewiss!

Nun, wollen Sie sofort beginnen?

Dieses teuflische Haus steht nur drei Straßen weiter!

Wünschen Sie etwas Bestimmtes, um Ihrer Arbeit nachzugehen?"
 

Sie spielten mir in die Hände ohne es zu ahnen.
 

"Das scheint mir ein dringender Fall zu sein,

wenn so inständig um himmlischen Beistand gebeten wird!

Wohlan, denn!

Ich wünsche mir jedoch, dass mich niemand in meinem Werke stört!

Verkündet in der ganzen Stadt, dass sich in den nächsten drei Stunden, niemand, ich wiederhole, niemand in der Nähe dieses Gemäuers aufzuhalten hat!

Aus Sicherheitsgründen, versteht sich.

Es will sicherlich niemand besessen werden, nicht wahr?"
 

"Gott bewahre, nein!

Komm, Grete, wir machen es in der ganzen Stadt bekannt!

Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Pater!"
 

"Danket nur dem Herrn, der mich in seiner unendlichen Güte zu euch sandte!"
 

"Sie wissen gar nicht, welche Last Sie damit von dieser Stadt zu nehmen im Stande sind!

Komm, Inge, Gott wollen wir preisen, dass er seinen Vertreter hier zu uns schickte!"
 

Gackernd wir die letzten Hühner machten sich die beiden auf.

Irgendwie taten sie mir Leid in ihrer Verblendung.

Aber andererseits wurde mir selbst schlecht wenn ich mich so heucheln hörte...

Als Mann der Wissenschaft glaubte ich nicht so sehr an Gott wie ich an die Kräfte der Natur glaubte...
 

Tatsächlich waren innerhalb der nächsten halben Stunde, die ich brauchte, um das Haus überhaupt zu finden, alle Straßen wie leer gefegt...

Nur ein paar Kinder rannten an mir vorbei in ihre Häuser und wünschten mir Glück.
 

Und wenn ich das verfallene Haus so ansah, würde ich das auch brauchen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Nitrameo
2010-07-25T09:05:47+00:00 25.07.2010 11:05
"Hilf Johann sich mit Hilfe seiner Ahnen selbst zu helfen." mein Lieblingssatz in dem Kapitel ^* aber er ist wohl war
spannend geschrieben :*
*auf neues kapitel wart*
achso was ich noch los werden wollte: scheiß herzlose mutter UND bekloppten dorfeinwohner *ähem* ja ich glaube das war wichtig x3
Von:  Naschkatze
2010-07-24T13:07:12+00:00 24.07.2010 15:07
Mir gefällt die Weide x3
Echt jetzt^^
Ich bin echt gespannt wie es weitergeht >-<
Und wieder einfach nur toll geschrieben *___*
*schnurr*
Von:  Naschkatze
2010-07-24T07:59:36+00:00 24.07.2010 09:59
Argh >///<
Wieder nen super Kapitel *__*
*hin und weg ist*
Dein Schreibstil ist super <3
Man kann sich alles so schön vorstellen und awww~
Einfach toll x333
Ich bin gespannt wie es weitergeht x3
Von:  Nitrameo
2010-07-23T21:01:01+00:00 23.07.2010 23:01
ich kann mich dem kommi nur anschließen,aber ich bin als faust nicht so durchgedreht.... ähm hoff ich.. naja gab ja auch nie einen grund, oder elisaaaaaaaaa?
Von:  Nitrameo
2010-07-23T21:00:15+00:00 23.07.2010 23:00
Alle drei Kapitel lassen sich sehr schön lesen. Es gibt selten Texte bei denen man sich alles so bildlich vorstellen kann. Ich würde es jedem empfehlen, was aber an dieser Stelle schlecht wäre, weil nicht jeder meinen Kommi ließt, ich tuh es trotzdem. :* LEEEEEST xD
Von:  Nitrameo
2010-07-23T20:33:12+00:00 23.07.2010 22:33
wirklich sehr toll geschrieben
mir gefällt besonders das ende in dem faust elisa nachschaut ^*
ich kanns mir bildlich vorstellen wie alles andere in diesem kapitel ^^ :*
Von:  Naschkatze
2010-07-23T11:11:30+00:00 23.07.2010 13:11
Gott, wie traurig Q___Q
Aber ich kann ihn so gut verstehen v.v
Und dann noch die blöden Leute ey...als Faust wäre ich ausgrastet aber so richtig >-<
Freuen sich das er heilen kann und wehe er weint mal und zeigt schwäche dann ist er der böse und verrückte x.x

Aber Elisa tut mir auch so leid q.q *nick*
Mach bitte weiter ich möchte echt gerne wissen wie es weitergeht >///<
Super gemacht Kekschen <3333
Von:  Naschkatze
2010-07-23T11:02:31+00:00 23.07.2010 13:02
Wow dein Schreibstil ist so klasse *___*
Also darin hast du dich 100 pro verbessert <3

Und awwww~ ist die Story toll *voll geladen bin*
Awww~
Ich muss weiterlesen >-<
Dass das hier niemand lesen will ist echt...scheiße?
Ich werd auf jeden Werbung für dich machen >-<
Die Story ist großartig <3
Von:  Naschkatze
2010-07-23T10:52:44+00:00 23.07.2010 12:52
Argh wenn ich spanisch lesen könnte~
*träum*
Awww~


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