La tragedia de una vida irrescatable (Die Tragödie eines unrettbar verlorenen Lebens) von P3rs3phon3 (El juego peligroso con la obscuridad (Das gefährliche Spiel mit der Dunkelheit)) ================================================================================ Kapitel 1: El Chupinazo (Gezielter Schuss) ------------------------------------------ Im folgenden werde ich die Einträge meines Tagebuchs und meine Erinnerung zu einer Geschichte zusammenfügen, die von einer Tragödie berichtet, deren Tiefen und Abgründe die menschliche Seele in einem anderen, einem dunklen Licht erscheinen lassen wird. Nun denn... Mein Weg führte mich von Spanien nach Deutschland, wo ich als Wanderarzt mein tägliches Brot verdiente. Warum? Nun, mein Ruf in Spanien selbst war nicht der beste, meine Praktiken waren altmodisch und mit denen eines Krankenhauses nicht zu messen. Nicht, dass ich ein schlechter Arzt gewesen wäre, jedoch fehlte mir etwas. Jeder Verlust eines Patienten, jeder Vorwurf seiner Angehörigen riss ein Stück aus mir. Wie nur konnte man dem Tod ein Schnippchen geschlagen? Wie nur ein Leben eines Menschen retten? Und da stieß ich auf eine Kunst: die Nekromantik. Damit nicht genug, ich stieß auch auf einen Namen: Faust. Der Gedanke, in dieser Weise jemanden retten zu können, hielt mich in seinem Bann und ich machte mich auf in die Stadt, die seine Nachfahren beherrbergen sollte. Ich hatte auf meinem Weg dorthin ein bisschen der deutschen Sprache erworben, so konnte ich mich durchfragen bis ich endlich vor seinem Hause stand. Jede Frage nach dieser Familie brachte mir jedoch ein mitleidiges Lächeln ein. Nekromantik sei eine Legende, ein Märchen und wenn überhaupt dann Teufelswerk. Der junge Herr im Hause sei zwar etwas seltsam und verschlossen, aber niemand glaubte, dass er damit etwas zu schaffen hätte. Er sei frisch verliebt, wie zwei Vögelchen sollte die beiden im Leben schweben. Da sollte doch niemand den Teufel des Todes an die Wand malen. Da auf ein Klopfen niemand öffnete, begab ich mich auf den Marktplatz, um meine Dienste als Heiler anzubieten. Seit Generationen war dies Tradition meiner Familie - kein Krankenhaus der Welt kannte die Geheimnisse dieses uralten Wissens. Die moderne Medizin ekelte mich an - sie war herzlos, ohne Leidenschaft für das Leben selbst. Ich besaß diese Leidenschaft und das Wohlwollen der Natur auf meiner Seite. Jede Pille, die die Chemie dieser Tage hervorbrachte, vermochte die Kunst meiner Familie zu übertreffen. Ich hatte nur einen Feind. Den Tod. Wenn ich ihn überwinden könnte, hätte ich das ewige Leben in der Hand. Das Ziel all meiner Leidenschaft. All meine Reisen durch die ganze Welt, durch die ich meine Lehren der Medizin vervollkommnet hatte, während denen ich unzählige Urvölker nach ihrem Wissen befragt und es in mich aufgenommen hatte - ohne das Faustsche Wissen wären sie allesamt nutzlos. Während ich also eine alte Dame fand, die noch in die Künste der alten Welt vertraute und unter einem schlimmen Husten litt, vereitelte mir eine junge Frau mit wallendem, blonden Haar mein Geschäft. "Mutter! Was hab ich dir gesagt? Hör nicht auf diese Quaksalber! Johann kann deinen Husten tausendmal schneller heilen als sie! Komm mit nach Hause! Sofort!" Mit diesen Worten packte sie sie energisch am Arm und zog sie von mir fort. Ich sah im Gesicht der jungen Frau, dass sie eine schlimme Krankheit überstanden haben musste und fragte sie, ob dieser "Johann" sie denn auch seinerzeit geheilt hätte. "Ich wüsste nicht was Sie das angeht, aber ja, das hat er. Er wird eines Tages der beste Arzt der Welt sein! Heute Nachmittag schon eröffnen wir unser gemeinsames Krankenhaus und in spätestens einem Jahr wird der Name "Faust" in aller Munde sein! Komm jetzt Mutter, lassen wir diesen Kräuteropa andere vergiften." Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Menge. FAUST! Hatte sie das wirklich gerade gesagt? Aller Ärger über das verlorene Geschäft war vergessen, wenn sie mich nur zu ihm brachte. Ich folgte ihr so gut es ging. Wenn sie seine große Liebe war, konnte ich verstehen, warum niemand an den Tod denken wollte. Sie war eine Schönheit und scheinbar sehr bemüht um jeden, den sie liebte und sie glaubte fest an ihren "Johann". Ich war so beeindruckt von ihrer inneren Stärke, dass ich fast davon überzeugt war, dass in ihrer tiefen Liebe und Zuneigung der Schlüssel zur Unendlichkeit liegen musste. Wusste Faust um das Geheimnis so war er wirklich ein besserer Arzt als ich selbst und sie hatte alles Recht der Welt mir diese alte Frau zu seinen Gunsten zu stehlen. Der Weg führte auf einen Hügel, feierlich abgesperrt mit einem rotglänzenden Seidenband, das alle Schaulustigen von einem Krankenhausgebäude trennte, das es wie einen langgehüteten Schatz umschlang. Und da stand er. Ein hochgewachsener junger Mann, ebenso blond wie sie. "Eliza!", rief er aus tiefstem Herzen als sie ihm in die Arme fiel und ihn nach einem sanften Kuss bat, ihre Mutter doch endlich von ihrem Husten zu befreien. "Sind sie nicht herzallerliebst, Hilde?", seufzte eine ältere Dame sentimental zu meiner Linken. "Ja, Trude, zu schön - wie in einem Märchen. Der Prinz und die Prinzessin ziehen aus, um die Welt zu retten. Sie kennen sich seit sie klein waren. Du weißt ja, wie krank die Arme früher war! Schrecklich! Wie er immer unter ihrem Fenster stand, das Medizinbuch unter dem Arm, um sie irgendwann zu heilen." "Täglich hat er sie besucht!", pflichtete ihr Trude bei. "Jaja, die zarten Bande der Liebe heilen am Ende besser als jedes Buch! Ihre Mutter hat es ja nicht gern gesehen, dass er sie so oft besucht hat... Wie hat sie auf dem Markt immer geschimpft! Aber die Jugend hat schon immer ihren Weg gefunden... Selbst die verschlungsten Wege des Schicksals treffen sich eines Tages..." "Und wie glücklich er war! Der kleine Johann mit der Brille - sieh nur, was für ein stattlicher Mann aus ihm geworden ist...", seufzte Hilde. "Bald werden sie Kinder haben und es weht ein frischer Wind durch diese Stadt. Auch wenn ihr Liebesgeturtel schon auf die Dauer etwas anstrengend ist." Lachend gingen die beiden Weiber weiter und in mir bestätigte sich mein Glaube an die Kraft der Liebe. Sie könnte vieles überwinden - nur den Tod nicht und das wusste ich nur zu schmerzhaft. Nachdem was die Menge murmelte, musste die Eröffnung kurz bevorstehen. Ich nahm mir vor ihn sofort danach zu beglückwünschen, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er musste mir das Geheimnis einfach verraten. Ich wandte meinen Blick wieder dem Band zu, als das Paar betont langsam den Hügel mit einer goldenen Schere herabschritt. Ihre Blicke gingen tief - Liebe und Vertrauen gaben sich die Hand und versprachen sich die Ewigkeit. Alles Gefühl entlud sich in fröhlichem Gelächter. Seine Hand hielt ihre Hüfte zärtlich umschlungen, aufdass nichts und niemand sie jemals trennen solle. Faust Gestik verriet, dass ihr der feierliche Schritt überlassen sein würde, er ließ ihr den Vortritt. Lächelnd ließ sie sich von ihm umarmen und die Schere zerschnitt mit dem Band jeden Zweifel in aller Herzen, dass dieser Tag kein glückliches Ende nehmen musste. Die ganze Stadt hatte sich versammelt und applaudierte. Ein Kuss besiegelte ihre Zukunft - so sah es zumindest aus. Es wirkte alles so unwirklich glücklich, dass mich ein plötzlich banges Gefühl überkam, doch ich schüttelte es ab. Es würde schon alles gutgehen. Sie kehrten mit der Ankündigung, ab heute jeden in der Stadt zu kurieren in das neueröffnete Krankenhaus zurück und ich sah meine Chance. Meine alten Füße trugen mich den Hügel hinauf und aufgeregt wie ein kleiner Junge blieb ich atemlos hinter dem jungen Herrn Faust stehen. Lachen unterhielt er sich mit späteren Patienten, die ihn heute noch beglückwünschten und Elisa Blumen überreichten. Sie verabschiedete sich, um eine Vase zu suchen und verschwand in ein Hinterzimmer. Ich werde den Blick niemals vergessen, mit dem er ihr hinterhersah. Gerade wandte er sich mir, dem Fremden zu, als ein Schuss die Luft zerriss und das vollkommene Glück in seinem Blick in einem Strudel des Entsetzens ertrank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)