Q: Are we not strange? von Mimmy-chan (Bronzeshipping, Sickleshipping, Tendershipping) ================================================================================ Kapitel 25: Hilf mir! --------------------- 25. Kapitel: Hilf mir! ~~~~~~~~~~~~~~~~ Geschafft schließe ich die Tür hinter mir und lehne mich dagegen. Es geht eine angenehme Kühle von dem Holz aus, welche meinen erhitzenden Körper zumindest ein wenig beruhigt. Vielleicht hätte ich nicht den ganzen Weg bis nach Hause rennen sollen. Doch nach der Verabschiedung mit Amane konnte ich einfach nicht anders. Der Fluchtinstinkt war zu überwältigend, als das ich ihn hätte widerstehen können. Ein nicht wirklich leises Seufzen verlässt meine Lippen, bevor ich mein gesamtes Gesicht hinter den eignen Händen vergrabe. "Bei Ra, wieso ich?" Das kann doch alles nur ein verdammter Albtraum sein. Ich verstehe überhaupt nichts mehr! Wieso küsst Ishtar mich plötzlich und wird dann so furchterregend sauer? Und seit wann bitte habe ich Amane einen Grund gegeben sich in mich zu verlieben? Wir sehen uns doch gar nicht so oft. Gerade mal in der Schule und wenn ich zufällig bei Ryou aufkreuze. Mit diesen schwer verdaulichen Gedanken im Kopf tapse ich durch den kleinen Flur der gemeinsamen WG. Meine Tasche lasse ich dabei achtlos auf den Schuhschrank fallen, als ich an diesem vorbei gehe. Gerade will ich mein Zimmer ansteuern, da umschmeichelt der betörende Duft von gebratenem Fleisch meine Nase. Vergessen sind alle Sorgen als sich der immer noch leere Magen zu Wort meldet. Da ich sowieso nichts Besseres zu tun habe, als mir den Kopf zu zerbrechen, folge ich dem Verlangen einfach und laufe der würzigen Note von Curry nach. Sie führt mich in die Küche wo mein bester Freund schwer beschäftigt an verschiedenen Pfannen herum werkelt. Wie ein professioneller Koch wendet Bakura eine reichliche Portion Gemüse in der Luft, bevor er sich wieder dem bereits braun gerösteten Steak zuwendet. Die weißen Haare hat er zu einem Zopf zusammen gebunden, damit sie nicht ins Essen fallen. Bei dem Anblick weiß ich genau, warum ich so gerne nach Hause komme. Es ist einfach schön zu wissen, dass jemand da ist und auf einen wartet. Vor allem wenn diese Person hervorragend kocht. Leicht grinsend überwinde ich die kurze Distanz bis zum Herd und bleibe hinter Bakura stehen. Seine Haltung lädt gerade so dazu ein, ihm auf die Pelle zu rücken, darum schlinge ich sogleich meine Arme um ihn. Den vom Grübeln schwer gewordenen Kopf bette ich auf der linken Schulter. Zu Beginn unserer Freundschaft hat sich der Wirbelwind stets tierisch darüber aufgeregt, dass ich ihm nicht so nahe kommen solle, weil er kuscheln und ähnliches nicht ausstehen kann, doch mit der Zeit war er es einfach müde immer und immer wieder daran erinnern zu müssen, bis er es letztendlich aufgegeben hat. Nun habe ich die einzigartige Erlaubnis ihm so nahe zu kommen wie es mir beliebt, allerdings unter der Bedingung, dass ich diesen Trumpf nur in Ausnahmesituationen ausspielen darf. Meiner Meinung nach ist jetzt genau so ein Zeitpunkt, da mir die Erlebnisse des Tages schwer auf dem Gemüt lasten und ich nun einfach Beistand brauche. Wer weiß – vielleicht kann mir Bakura ja auch helfen eine Lösung für die verzwickte Situation zu finden. "Wie kommt es, dass du schon so früh zurück bist?" Ohne sich von meiner Anhänglichkeit stören zu lassen, schaltet er eine der Herdplatten ab und schiebt das Gemüse in der noch erhitzten Pfanne hin und her. Ich hingegen senke den Blick und starre auf seine Finger. "Lief heute nicht so toll. ... " Halb bei mir, halb bei seiner Arbeit dreht er auch den zweiten Knauf auf null. Sein Kopf bewegt sich leicht in meine Richtung. "Habt ihr euch zerstritten?", fragt er amüsiert und hoffend zugleich. Es passt ihm nicht, dass ich so viel Zeit mit Ishtar verbringe. Der Typ sei 'eine Schande', 'ein Gehirn Apportierter', 'ein psychisch gestörter Freak'. ... Zumindest Bakuras Meinung nach. Wenn es nach ihm ginge, würde er mir den Kontakt gar verbieten. Anscheinend fürchtet er den schlechten Einfluss, der von dem Millionärssohn ausgehen könnte. Irgendwie verrückt, wenn man bedenkt, dass Bakura selbst auch nicht der beste Umgang ist, den man haben kann. Naja, auf jeden Fall tut er gerne so. "Schlimmer." Seufzend löse ich mich von ihm los und öffne den Schrank zu meiner rechten. Daraus entnehme ich zwei Teller, welche behutsam auf die Arbeitsplatte neben dem Herd abgestellt werden. So kann mein Kumpel das Essen gleich hier auftun und muss nicht mit den heißen Pfannen zum Tisch rüber wanken. "Hat er dich geschlagen?", kommt es auf meinen Seufzer etwas gereizter von meinem WG- Genossen. "Wenn es so wäre, könnte ich mich heute noch darum kümmern!" Bedrohlich lässt er die Knöchel knacksen, doch ich winke rasch ab. "Nein, hat er nicht. Und selbst wenn, kann ich das ja wohl selber regeln ... wie du nur allzu gut wissen müsstest." Das scheint nicht die Antwort zu sein, auf die er gewartet hat. Murrend lässt er die Hände sinken und kehrt zu den Pfannen zurück. Die mit dem Fleisch krallt er sich zuerst. Je eines der Steaks wird auf unsere Teller geschlichtet, wobei er natürlich das größere bekommt. Dafür häuft er dann ohne Ende Gemüse auf meinen. "Zu Schade, das wäre mal ein motivierender Grund gewesen mit dem Wichser abzurechnen. Aber gut – was dann?" "Nun ja ..." Ich muss aufpassen, dass Bakura nicht zu weit am Herd, den Kochgeräten oder gar in der Nähe des Geschirrs steht, wenn ich mit der Wahrheit herausrücke. Sonst knallt er, in seinem Entsetzen und der mit Sicherheit folgenden Wut, irgendwas auf den Boden oder verbrennt sich ganz fürchterlich. In der Hinsicht ist es wirklich ratsam daran zu denken, denn der aufbrausende junge Mann schaltet er nur zu gerne sein Gehirn ganz ab und lässt den Emotionen freien Lauf. Um diesen Horrorszenarien vorzubeugen, warte ich bis die vollen Teller auf unserem Tisch stehen und die Pfannen in Sicherheit gebracht worden sind. Dann schnappe ich mir Bakuras rechten Arm und ziehe ihn mit mir mit. "Hey, ich dachte, wir wollen essen!", beschwert er sich gleich, doch ich habe schon meine Gründe. In meinem Zimmer angekommen, schließe ich die Tür hinter uns und weise meinem besten Freund an, sich auf mein Bett zu setzen. Dieser mustert mich mit viel Skepsis, aber er kommt der Aufforderung nach. Ich hingegen lasse mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Okay, so weit, so gut. In einem Umkreis von eine Meter ist nun nichts mehr, was kaputt gehen könnte oder ihn verletzen würde, wenn er sein Temperament daran auslässt. Damit sollte er sich nichts tun können. Fest in dem Glauben, dass nun kaum noch was schief gehen kann, räuspere ich mich. "Ähm also ... denk jetzt bitte nichts Falsches. Es ist ... etwas schwer zu verstehen und nach dem Schlimmsten noch lange nicht vorbei, darum ... bitte ich dich mir bis zum Schluss zuzuhören, bevor du dein Statement dazu abgibst, okay?" Ein genervtes mit dem Augen rollen, ist dann aber auch schon alles was seine Reaktion auf meine Bitte ausmacht. Nun gut ... es ist nun einmal Bakura. Viel mehr kann da gar nicht kommen. "Sehr schön. Also ... wo fange ich nur an. ... Am besten einfach dort, wo das Schlamassel angefangen hat. Stell dir folgendes vor: Ich hatte mich gerade wieder einmal mit Ishtar gezankt. Er lief wie ein kleines Kind weg und ich bin natürlich gleich hinter her. Als ich ihn fand haben wir uns ausgesprochen und versucht einander zu verstehen ...." "Kotz." "Bakura, bitte. Das ist wichtig! Jedenfalls ... saßen wir da nur zu zweit unter so einem Baum und dann kam er mir plötzlich näher. Es hat mich nicht einmal gestört, im Gegenteil es war eine angenehme Abwechslung. Aber er wollte gar nicht aufhören mit näher kommen und irgendwann habe ich seinen Atem im Gesicht gespürt. Dann plötzlich hat er mich geküsst und ich hatte keine Ahnung mehr was ich tun sollte. Zuerst wollte ich ihn weg stoßen, aber so schlecht fühlte es sich dann gar nicht an, darum habe ich erwidert und ... oh Gott ich könnte mich dafür jetzt noch ohrfeigen ... jedenfalls bin ich dann doch noch zu mir gekommen und habe mich sofort von ihm getrennt. Gleich habe ich klargestellt, dass es ein Versehen war, aber anstatt mich zu verstehen ist er ganz sauer geworden. Er hat mir gedroht, dass ich das sofort zurück nehmen sollte und hob mich am Kragen an. Ich bekam kaum noch Luft, da mir der Anblick seines wütenden Gesichts so eine Heidenangst eingejagt hat. Nur aufgrund von jede Menge Glück habe ich es dann geschafft zu entkommen. Ich habe nicht einmal mitbekommen in welche Richtung ich jetzt rannte, aber ich bin fast über Amane drüber gefallen, weil die plötzlich in meinem Weg stand. Doch trotz meines Versuches ihr schonend beizubringen, dass wir uns ein anders Mal in ein Café setzen, bin ich ihr dann gefolgt, weil ich dem weinerlichen Gesicht nichts abschlagen konnte. In dem Kaffeehäuschen haben wir dann geredet und ich versuchte mich dadurch von Ishtar abzulenken, aber da meinte Amane plötzlich, dass sie mich lieben würde. Ich... ich habe es kaum fassen können. Was sollte ich nun tun? Ich konnte ja schlecht sagen. 'Du sorry Kleines, aber ich hatte nie dergleichen im Sinn'. Und wie ich da so ratlos sitze, schließen sich plötzlich zwei Hände um mein Gesicht. VON HINTEN! Sie zwangen mich dazu den Kopf zu schütteln. Total unheimlich! Als ich mich dann zu der Person umdrehte, konnte ich gerade noch sehen wie Kura Ishtar aus der Tür gezerrt hat. Damit bin ich mir also relativ sicher, dass er es war. Danach hetzte ich so schnell wie möglich heim. ... Hu~uch." Ganz erschöpft von meiner 'kurzen' Wiederdarbietung des Tages schnappe ich nach Luft. Beim Erzählen habe ich mich irgendwie so sehr in die Situation herein gesteigert, dass ich immer schneller gesprochen und so gar nicht mehr ans Einatmen gedacht habe. Fraglich ob Bakura überhaupt alles verstanden hat. Ein kurzer Blick in seine Richtung lässt erahnen, dass er wohl das Wichtigste mitgeschnitten hat. Wie ein tollwütiger Wolf stiert er mich an: "Er ... HAT WAS?!" ... und springt gleich darauf auf. Okay, damit, dass er sauer wird, habe ich ja gerechnet. ... Allerdings war es nicht vorgesehen, dass sich ein dunkler Schatten zwischen seinen Augen bildet ... oder dass er seine Hände zu Fäusten ballt ... o... oder, dass er sich vom Bett entfernt. Aus Furcht schiebe ich mich mit dem Stuhl etwas weiter nach hinten, aber Bakura erkennt das stumme Zeichnen, dass er es gut sein lassen soll, nicht. Stur hält er auf mich zu und bleibt genau vor mir stehen: "UND DU GEHST SOGAR DARAUF EIN?!", schreit er außer sich. Ehe ich es mir versehe, werde ich am Kragen gepackt und zur Seite geschleudert. Völlig überrumpelt stolpere ich eine kurze Strecke in meinem Zimmer herum. Doch der Schwung, der von meinem Mitbewohner ausgegangen ist, und die von Natur aus schwache Balance lassen mich doch noch aufs Kreuz fliegen. "Bakura!", keuche ich erschrocken, doch da pflanzt sich mein bester Freund schon auf meine Hüfte. Mithilfe des ihm anlastenden Gewichts hält er mich am Boden und verhindert gleichzeitig mit seinen, je rechts und links von mir platzierten, Oberschenkeln jeglichen Ausbruchsversuch. Sofort will ich ihn von mir herunter stoßen, doch er fängt meine Handgelenke ein, als ob es die eines Kleinkindes wären. Um sie zu zähmen, braucht er gerade mal fünf Finger. Die anderen krallt er in meine Haare. Gewaltsam zieht er mich daran hoch. Es war wohl doch keine gute Idee mit ihm darüber zu reden. Vielleicht wäre Ryou die bessere Adresse gewesen. Der strafende Blick meines Freundes fesselt mich mit einem unausgesprochenen Fluch an den Teppich unter mir. Normalerweise würde ich mich jetzt gegen dieses Verhalten auflehnen und ihm zeigen, was er sich erlauben kann und was nicht, aber nach diesem mehr als stressigen Sonntag, fehlt mir einfach die Kraft dafür ebenfalls brutal zu werden. "Lass mich los! Du tust mir weh!", fordere ich stattdessen, doch ich stoße dabei nur auf taube Ohren. "Ich habe dir gesagt, du sollst dich in Acht nehmen, – habe ich doch, nicht?", presst er zwischen den Zähnen hervor, um mir nicht das Trommelfell weg zu sprengen. Allerdings wäre es mir gerade lieber er würde laut werden, denn dieser fast schon geflüsterte Ton ist viel schlimmer. Er geht unter die Haut und vergiftet dort meine verbliebenen Nervenstränge. "Bakura hör auf mit dem Mist! Ich weiß selber, dass ich einen Fehler gemacht habe. Trotzdem ist das kein Grund gleich so grob zu werden!" "OH DOCH!" Zum Beweis, dass mein bester Freund es auch wirklich ernst meint, lässt er meinen Kopf auf den Fußboden knallen. Zwar liegt Teppich aus, aber das lindert den Schmerz nicht. "AH!" Es ist eindeutig zu lange her, dass wir uns geprügelt haben, sonst würde mir eine derartige Kleinigkeit nicht so sehr wehtun. Mensch, bin ich ein Weichei geworden. Dabei haben wir in der Highschool so hart daran gearbeitet, dass ich mehr als ein paar Schläge wegstecken kann. "Du hast versprochen, dass du ihm nicht zu nahe kommst, – erinnerst du dich daran?!" "Bakura!" Verdammt, was ist nur mit ihm los? Gut, ... ich weiß, dass er eine ablehnende Haltung gegenüber Homosexualität hat, aber diese Abscheu, erklärt sein unreifes Verhalten in keiner Weise! Wie ein Fisch an Land winde ich mich unter dem Albino, doch er fällt nicht herunter. Unnachgiebig wie ein Rodeoreiter, verharrt er auf meinem tobenden Körper und sieht mich finster an. "Mensch, Marik! Verstehst du nicht was hier abgeht?" "Du hast einen deiner Anfälle, nicht wahr?" Es wäre zumindest eine logische Erklärung. "NEIN! ICH VERSUCHE DIR WAS KLAR ZU MACHEN!!!" "Oh ja, weil Gewalt schon immer die beste Lösung war, um jemanden etwas begreiflich zum Machen. Tut mir echt furchtbar leid, dass ich nicht von alleine darauf gekommen bin!", zische ich gereizt zurück und kassiere dafür eine Ohrfeige. Dann beugt sich Bakura zu mir herunter. Sein Gewicht lastet schwer auf mir. ... Urgh, seit wann ist er denn so schwer? ... Und seit wann sind wir wieder in der Grundschule uns auf so einer niederen Ebene bewegen zu müssen? Ich meine 'HALLO'? Er ist 22, studiert und unabhängig von seinen Eltern, da muss ihm doch etwas Besseres einfallen als mich an zu brüllen und am Boden festzunageln?!!! Grrr ... Aus all diesen Gründen ist es mir fast schon zuwider seinen zornigen Blick zu erwidern, da ich einfach nicht einsehe, wofür diese Kinderei gut sein soll. "Du – gn – ARG!" Von den eigenen Emotionen hin und her gerissen, wendet Bakura kurz den Blick ab, schließt die Augen und murmelt ein paar unverständliche Worte zu sich selbst. ... Also wenn er so weiter macht, bin ich es, der sich Sorgen machen muss. Bei dem muss doch eine Sicherung durchgebrannt sein! Nach einem weiteren tiefen Luftholen habe ich schließlich wieder seine ganze Aufmerksamkeit. "Bakura ... ich weiß nicht was auch immer du mir vielleicht gerade sagen willst, aber was es auch ist ich hör dir auch so zu. Dafür musst du mich nicht ...", versuche ich es in einem ruhigerem Ton, mit der Hoffnung, dass dieser meinem Freund den verloren gegangenen Verstand zurück bringt, da platzen seine Gedanken, doch noch aus ihm heraus: "Du bist dabei dich auf diese Kröte einzulassen!" ... Wie bitte? .... Welche Kröte? ... . Pure Ratlosigkeit verformt meine Züge als ich Bakura mit offenem Mund anstarre. Dieser hingegen scheint froh, seine Befürchtung doch noch über die Lippen gebracht zu haben. Er wirkt gleich um einiges entspannter, doch noch lässt er mich, aus unerfindlichen Gründen, nicht los. Stattdessen sieht er mich einfach nur an, bevor er mit wesentlich leiserer Stimme fortfährt: "Ich habe schon länger angenommen, dass er einen negativen Einfluss auf dich ausübt, aber wer hätte so eine Entwicklung, auch nur erahnen können? – Ich muss zugeben enttäuscht zu sein, dass du echt Sympathie für diese – diese Flasche entwickelst. Nein, sogar mehr als das – du verknallst dich in ihn." Mich in Ishtar verknallen? Wie ... Bakura meint doch nicht, dass ich ... dass ich mich auf diese eine spezielle Weise für Ishtar... nein! Nun doch sichtlich entsetzt, reiße ich die Augen auf und starre meinen besten Freund ungläubig an. "Nein, das ist nicht wahr." Der strenge Ausdruck in seinem Gesicht weicht daraufhin leicht auf und wird mitleidig. "Doch. Ich befürchte schon. Sonst hättest du den Kuss nicht erwidert." Die Erkenntnis trifft mich wie der Schlag. Leidlich presse ich die Lippen aufeinander. Er hat Recht. Er hat ja so Recht! Wieso sonst sollte ich denken, dass es sich gut anfühlte? Warum sonst gefällt es mir, wenn er mir näher kommt und mich dabei so verschlagen angrinst? VERDAMMT! Ich mag Ishtar! Das darf doch nicht wahr sein. "Und wenn er dir sogar bis zu dem Date mit Amane nachgelaufen ist, dann will er mit Sicherheit was von dir. Da kannst du Gift drauf nehmen." Ich merke nur halbherzig wie Bakura meine Handgelenke loslässt und obwohl ich nun fast frei bin, bleibe ich so liegen. Wieso sollte ich aufstehen? Es ändert nichts an meiner verfahrenen Situation. Außerdem habe ich nun keine Zeit um mir über solche Kleinigkeiten wie Aufstehen den Kopf zu zerbrechen. "Was ... was mache ich denn jetzt?" Das geht einfach nicht! Es ... es passt nicht in mein Leben rein mich mal eben in so einen dahergelaufenen, durchgeknallten Snob zu vergucken! Es wird mir nur Probleme bringen, denn dieser ... dieser TYP ist die reinste Baustelle! Er stinkt, vögelt sich wie ein Karnickel durch die Gegend, schmeißt das hart verdiente Geld seiner Eltern zum Fenster raus, nimmt sein Studium nicht ernst und wurde schon mehrmals von der Polizei aufgeschnappt. Mit so einem kann ich mir niemals ein Leben aufbauen, geschweige denn eine Familie gründen! Aber soweit würde es ja nicht einmal kommen. Er hat mir ja schon klar gemacht, dass Beziehungen nichts für ihn sind. Somit ist es ausgeschlossen, dass er ernsthafte Gefühle für mich entwickeln könnte. Ich wäre ein Spielzeug ... und das nur so lange bis er ein neues haben will. Und mich wirft er dann weg so wie all die anderen zuvor. Und in den soll ich mich... soll ich mich... . "Ich... ich will mich nicht in ihn verlieben, Bakura." Keine Ahnung warum, aber der Gedanke, dass ich vielleicht schon verknallt bin, treibt mir die Tränen in die Augen. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich mich das letzte Mal so hilflos gefühlt habe. Und das ist auch eigentlich gut so, denn wenn irgendwas mein Gemüt angreift, dann eine Situation, in der ich nicht eingreifen kann. ... Am liebsten würde ich jederzeit überall mitmischen können, das liegt einfach in meiner Natur als Kontrollfreak. Und nun das hier? Das ist zu viel! ... So war das nicht geplant. Ich sollte ihm doch nur Nachhilfe geben, mehr nicht. Warum musste es jetzt hierauf hinaus laufen? Das ist doch nicht fair! ... Von wegen Ishtar 'hält mich'! Er reiß mir die letzten Rettungsseile durch und lässt mich ganz tief die verdammte Realität hinein fallen. So ein Scheusal! Ich will doch ein ganz normales Leben haben und nicht so ... so ein heilloses Durcheinander. Beschwichtigend und ein wenig unbeholfen streicht Bakura mir durchs Haar, aber dadurch wird es nur noch schlimmer. Verzweifelt hebe ich einen Arm an und lege ihn mir über die Augen, damit der Albino meine Schwäche nicht sehen kann. Jedoch hilft es reichlich wenig, da die salzigen Tropfen von meinen Augen über die heißen Wangen laufen. "Marik – " "Ich will kein Chaos! Ist es denn zu viel verlangt ein anständiges, geordnetes Leben haben zu wollen? Ich ... ich habe mir doch schon alles durchgeplant! Nach meinem Abschluss muss ich erst einmal ein paar Jahre arbeiten bis ich dann das Geld habe ein süßes, liebes Mädchen zu finden und es heiraten zu können. Außerdem will ich Kin... Kinder haben und selbst für den Unterhalt meiner Familie sorgen. ... Hgn... . Es passt nirgends hinein, dass ich was mit einem verwöhnten Weiberhelden anfange!" Ich weiß, dass viele behaupten, dass man sich nicht zu stark an ein gewisses Ideal für seine Zukunft krallen soll, doch ich bin da halt anderer Meinung. Je konkreter etwas geplant ist, desto besser kann man auf das Ereignis hinarbeiten. Man weiß, worauf man achten muss und was unwichtig sein wird. Das ist es, was mein effizientes Planungssystem ausmacht…. Und jetzt? Soll ich mir das kaputt machen lassen? "Schsch – ist ja gut Marik. Ich kann dir doch helfen", flüstert mein bester Freund kaum hörbar. Daraufhin gebe ich meine verschanzte Position auf und schlinge die Arme fest um seinen Nacken. "Bakura!" Schluchzend kralle ich mich an ihm fest, während sich seine Arme zunächst zurück halten, doch dann langsam und Schutz gebend um meinen Körper schließen. Ich will mir meine so schön vorgestellte Zukunft nicht von ein paar aufkommenden Gefühlen kaputt machen lassen! Es würde doch sowieso nicht halten, dass zwischen mir und dem Weiberhelden auch wenn er mir momentan sehr interessant zu sein scheint. ... Wieso sollte er gerade wegen mir die große Ausnahme machen und innerhalb einer Beziehung treu bleiben? Warum überhaupt sollte er mehr wollen als eine Nacht, wenn er nebenbei bemerkt auch noch Kura hat. ... Ghn ... Widerlich dieses herum huren ... und ich falle auch noch darauf rein! In meiner Suche nach Halt kuschle ich mich tief in die Schulter meines besten Freundes, der den Kopf leicht gegen den meinigen lehnt. Um mich aufzumuntern spricht er leise zu mir. "Weiß du Marik, – zwischen Männern sollte es generell keine Beziehungen in dieser Hinsicht geben. Letztendlich beruhen sie immer auf Sex. Und wenn man doch glaubt, dass man geliebt wird, stellt sich heraus, dass alles gelogen war. – Ich bin überzeugt, dass dieser Wichser dich auch nur besteigen und dann fallen lassen will. Dann hätte er eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten und du wärst totunglücklich. Aber das hat er sich so gedacht, ha. – Wir werden dem einen Strich durch die Rechnung machen! Marik Ishutāru bekommt er nicht, da kann er sich auf den Kopf stellen oder sonst was, okay?" "Das klingt gut", murmle ich mit verheulter Stimme, froh, dass Bakura mir Mut macht. "Natürlich klingt das gut, ist schließlich von mir", lacht er zuversichtlich. Mir ein Glucksen nicht verkneifen könnend, bringe ich zumindest so viel Abstand zwischen uns, dass ich Bakura ansehen kann. Ein kleines Grinsen ziert seine Lippen, sodass ich es einfach erwidern muss. "Siehst du, kein Grund zum Flennen. Wir packen das schon." Langsam zieht er einen seiner Arme von unterhalb meines Rückens heraus und wischt mir die lästigen Tränen aus dem Gesicht. "Das hättest du mir auch a..anders beibringen können, Blöd..Blödmann. Gn. ... aber danke." Auch wenn Bakura meist stur, ungehobelt und grob ist, letztendlich ist er echt immer für mich da und versucht mich überall raus zu hauen. Sogar jetzt hat er gemerkt, dass ich Gefahr laufe Probleme zu bekommen, obwohl ich es mir nicht einmal selbst bewusst war. "Ich wusste nicht wie. Eigentlich wollte ich es dir gar nicht sagen, aber vielleicht ist es besser der Gefahr ins Auge zu sehen als davor davon zu laufen. – Okay, eventuell wäre es nicht nötig gewesen dich zu schlagen, aber – naja – ich wollte halt sicher gehen, dass du weißt wie ernst es mir ist." So ein Trottel, doch ... . "Was würde ich nur ohne dich machen?“ "Hm – sicherlich, immer noch kein Wort sagen, weil du dich für deine Aussprache schämst." Schmunzelnd lege ich den Kopf schief. "Ach, daran erinnerst du dich noch? Ist doch schon Jahre her." "Ich habe ein gutes Gedächtnis." Nun da mein bester Freund meint, dass wir das Kind schon schaukeln werden, habe ich keine Angst mehr von dem was in den nächsten Tagen auf uns zukommen wird. Befreit von meiner Unsicherheit schaue ich zur Zimmerdecke hoch, während Bakura versucht seine Finger wieder aus meiner Mähne zu bekommen. Doch diese haben sich so sehr darin verknotetet, dass eine ganze Weile dauert, bis er es schafft. Während er also beschäftigt ist, denke ich an früher zurück: "Damals waren wir in der 1. Stufe der Highschool. Draußen war es Frühling und die Kirschblüten haben geblüht." "Atsss, jetzt klingt es wie aus einem Shojomanga." "Alter Spielverderber. Es war doch so." "Aber das kann man anders ausdrücken. Sag doch einfach, dass die Kirschbäume ihr verwesendes Laub abwarfen?" "... Idiot." [Rückblende: ] Es ist mein erster Frühling in Japan und der sechzehnte meines Lebens, wenn man die Zeit in Ägypten mitzählt. Um mich zu beeindrucken hat Mutternatur sich anscheinend gedacht, dass sie ihr aller schönstes Wetter aus der Schublade ziehen muss. Kaum eine Wolke ist am strahlend blauen Himmel und die, welche vorhanden sind, sehen weiß und flauschig aus. Ein sachter Wind streicht durch meine Haare und weht wieder einmal ein paar zart rosafarbene Kirschblüten von den blühenden Bäumen herunter. Schmunzelt betrachte ich wie die Blätter zu Boden sinken und den Fußweg mit einem Teppich auslegen. Hach, wenn ich jetzt eine Freundin hätte, wäre das Ganze perfekt. Schade nur, dass es nicht so ist. Ein leises Seufzen verlässt meine Lippen als ich mich wieder auf den Weg zur Schule konzentriere. Dieser ist zwar nicht wirklich weit, aber da ich nur Berg auf stiefeln muss, erweist sich die Strecke als echt mühsam. Da kann ich es wirklich nicht verstehen, dass es tatsächlich so kaputte Schüler gibt, die es ernsthaft schaffen mit dem Fahrrad hier hoch zu radeln. Das müssen Übermenschen sein! Oder Japaner haben von Grund auf stählerne Waden. Hm~m, komisch nur, dass schon seit ein paar Minuten keiner mehr an mir vorbei gekommen ist. Das Schlimmste befürchtend, werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Sieben Uhr 34 zeigt diese an, woraufhin mir ein murrendes Knurren entweicht. Schon wieder zu spät, das darf doch wohl nicht wahr sein! Gehetzt sprinte ich los, doch es dauert dennoch zehn weitere Minuten, bis ich endlich vor dem Schultor stehe. Da der Hausmeister ziemlich faul ist, wurde auch diesmal nicht abgeschlossen. So kann ich geschwind hindurch huschen. Als ich dann jedoch an der Tür zum Gebäude ankomme, habe ich nicht so viel Glück. Fluchend rüttle ich an dem Knauf, aber er lockert sich nicht. Mist! Wieso immer ich? Ratlos schaue ich mich um, aber die Klingel zum Sekretariat sieht mir dann doch zu suspekt aus. Bis jetzt war ich zwar nur einmal in dem kleinen muffigen Raum mit der schlecht gelaunten, grauhaarigen Frau, aber das reicht völlig aus, damit ich mir sicher sein kann, dass sie es in meiner Akte vermerken würde, dass ich sie bei ihrem Morgentee störe. ... Na gut, da mir so oder so nichts anders übrig bleibt, werde ich Englisch wohl ausfallen lasse müssen. – Was für ein toller Start in den Tag, aber naja, ich habe keine Wahl, wenn ich mich nicht blamieren will. Zur zweiten Stunde kann ich ja behaupten, dass wir zuhause ein Problem hatten. Ich bin mir sicher der gutmütige Biologielehrer wird das verstehen. ... Doch was mache ich in der Zwischenzeit? Unschlüssig spaziere ich über den Pausenhof und entdecke dabei unter vielen anderen Sitzgelegenheiten einen gemütlich wirkenden Platz unter einem einzelnen Baum. Dieser steht etwas abseits von all den anderen, da er bereits unter Denkmalschutz gestellt wurde. Er erinnert mich ein wenig an einen einsamen und doch eitlen Samurai wie man es aus den Mangas kennt, darum nehme ich kurzerhand Kurs auf ihn. Unter dem schattigen Blätterdach lasse ich meine Schultasche auf den Boden fallen und setze mich mit dem Rücken zur rauen Rinde hin. Ein Bein leicht angezogen ziehe ich ein dickes Buch aus der braunen Ledertasche und blättere herum. Auf Seite 278 meines Romans finde ich sogar die Stelle wieder, wo ich heute Nacht gegen drei Uhr aufgehört habe. In der Lektüre geht es um einen jungen Schriftsteller aus dem Finnland des siebzehnten Jahrhunderts. Er hat es sich in den Kopf gesetzt die beste Story aller Zeiten in seine Zeitung drucken zu lassen und dann wird er plötzlich Zeuge eines mysteriösen Mordes. Bereits nach den ersten Sätzen bin ich wieder voll in der Materie und bekomme nichts mehr um mich herum mit. '[...]Bitter lachend drehte er sich zu seinen Kameraden um und zeigte ihnen das furchterregendes Gesicht. "Ich soll also wahnsinnig sein? Ja, da mögt ihr wohl recht haben, aber im Vergleich zum Wahnsinn dieser Welt ist es gar nichts!" Plötzlich sprang die Tür auf und ein [...]' Mit angehaltenem Atem will ich gerade die Seite umblättern, da fällt mir aus heiterem Himmel ein Schlüsselbund auf das Blatt. Entsetzt schrecke ich hoch und muss mehrmals blinzeln, bevor ich das unerwartete Ereignis verarbeiten kann. Was haben wir denn da? Ein wenig von Unschlüssigkeit geprägt, hebe ich das Bündel mit nur zwei Fingern hoch. Einige eiserne Schlüssel klirren dabei munter eine unbekannte Melodie. Noch bevor ich die unausgesprochene Frage nach dem Besitzer dieses Stücks stellen kann, wandert mein voreiliger Kopf automatisch in den Nacken und schaut hinauf in die Baumkrone. Das Licht fällt gerade ziemlich ungünstig, sodass ich eine ganze Weile genau hinschauen muss, bevor ich eine dunkle Silhouette entdecke. Gemutmaßt würde ich behaupten, dass es die eines Jungen ist und er scheint auf einem der starken Äste sein Nickerchen zu machen. Dass ihm etwas fehlt, hat er wohl noch nicht bemerkt. Komischer Kauz. Wenn er nicht zum Unterricht geht, dann soll er zuhause schlafen. ... Andererseits ... wie komme gerade ICH dazu anderen eine Predigt zu halten? Naja, ist momentan auch nicht wichtig. Eher ist interessant, ob ich dem anderen einfach zurufen soll, dass er etwas hat fallen lassen oder ob ich so tun soll, als habe das nichts mit mir zu tun. Hm... . Normalerweise würde ich immer die erste Variante wählen, da mir Ehrlichkeit sehr wichtig ist… und wäre ich gerade in Ägypten, käme etwas anders gar nicht in Frage, ... aber das hier ist Japan. Ein Land voller feindseliger Menschen, die nur darauf warten, dass sie einen Aussprachefehler bei Immigranten finden, um sich dann nach Herzenslust darüber lustig zu machen. Zu allem Überfluss ist gerade in meiner Klasse dieser Tatbestand ein weit verbreitetes Phänomen. Sowohl die Jungen als auch die Mädchen regen sich jedes Mal ganz künstlich darüber auf, wenn ich bestimmte Laute nicht ordentlich über die Lippen bringe. Sie nehmen nicht den Hauch einer Rücksicht, dass ich gerade Mal seit drei Monaten in Japan bin und tuscheln stattdessen lieber aufgeregt miteinander. Inzwischen traue ich mir schon gar nicht mehr mich im Unterricht zu melden und bei Partnerarbeiten mache ich meist ganz allein die Vorbereitung, damit die anderen dann den Vortrag halten. Eine unfaire Angelegenheit, aber wenn es mir die lästigen Blicke erspart, nehme ich das doch glatt auf mich. Außerdem ist es eine gute Vorbereitung für das Berufsleben ... zumindest rede ich mir das nur zu gerne ein, damit ich mir nicht eingestehen muss, dass ich der Depp vom Dienst bin. Während ich mir genau diese Sachverhalte wieder ins Gedächtnis rufe, weicht mein Blick nicht von dem schlafenden Jungen, der nicht den Hauch einer Ahnung hat, was für eine schwere Bürde er mir, mit dem Verlust seines Schlüssels, auferlegt hat. Diesen drehe ich gedankenverloren zwischen meinen unruhigen Fingern. Soll ich ... oder lieber doch nicht? ... Eigentlich kann es doch gar nicht sein, dass alle Japaner so oberflächlich sind wie meine Klassenkameraden. Vielleicht ist er ja sogar ganz nett und wir könnten uns anfreunden. Dann hätte ich zumindest eine Person, der ich gerne im Schulflur begegne, auch wenn das die stetige Baustelle: 'Freunde für Marik finden' nicht gleich auf Eis legen würde. Doch ein Anfang wäre es zumindest. ... Und selbst wenn nicht, tut es meinem Selbstvertrauen auch sicher gut einen kleinen Dank für meine Mühe zu bekommen. ... Gut, ich werde es versuchen! Falls er sich dann auch als so ein Blödmann entpuppt, schmeiße ich ihm sein Eigentum einfach an den Kopf und verdufte ohne ein weiteres Wort. All meinen Mut zusammen nehmend, balle ich meine Hände zu Fäusten. "Hey du", rufe ich mit klarer, deutlicher Stimme, woraufhin die Person tatsächlich zusammen zuckt. Doch anstatt aufzuwachen und sich mir zuzuwenden, verliert der Unbekannte vor Schreck sein Gleichgewicht und stürzt vom Kirschbaumast hinunter. Da ich ebenfalls nicht damit gerechnet habe, kann ich nicht einmal die Arme ausstrecken und ihn auffangen. Mit schlechtem Gewissen muss ich ansehen, wie der Junge neben mir im Gras landet. Mist, das wollte ich nun auch nicht. Ein Glück, dass ihm dabei nichts Schlimmes passiert. Lediglich ein leises Zischen ist zu hören, als er sich aufrappelt. Etwas ratlos wie ich mich nun dafür entschuldigen soll, werfe ich mein Buch zur Seite und drehe mich zu ihm um. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Ist alles in Ordnung?" Kurz zögere ich als meine Hand ganz automatisch den Weg zu seiner Schulter finden will, doch dann ziehe ich sie rasch wieder weg. Seine dunklen Augen habe mir praktisch entgegen geschrien, dass ich meine Griffel bei mir lassen soll, darum folge ich der stummen Aufforderung kommentarlos. Warum mir gerade seine rot-braunen Iren zuerst auffallen, bemerke ich erst bei genauerem Hinsehen, denn bis auf diese ist der ganze Körper des Ungekannten wahnsinnig hell. Angefangen bei den schneeweißen Haaren bis hin zur reinen Porzellanhaut. "Was fällt dir ein mich zu wecken, du Idiot?", murrt mein Gegenüber derweilen und reibt sich den Kopf, auf welchen er gefallen ist. Trotz der harten Ansprache macht er jedoch keine Anstalten auf mich los zu gehen. Stattdessen zupft er sich Kirschblüten aus langen Zotteln. "Ich .. ich ... ich." Vor Aufregung, weil ich nichts Falsches sagen will, entfallen mir plötzlich alle möglichen Worte als ich auf seine Frage antworten will. Bei jeden weiterem 'ich' werde ich außerdem noch nervöser bis mir letztendlich die Stimme versagt. Beschämt beiße ich mir auf die Unterlippe und ziehe dann einfach den Schlüssel heraus. Mein Gegenüber staunt nicht schlecht und greift sich probehalber an die Gurthalter seiner Uniform, doch da kann er nichts mehr finden. Sofort schnappt er nach seinem Eigentum, was ich nur allzu bereitwillig loslasse. "Wo hast du das her? Geklaut?" Das Entsetzen über diese Verdächtigung lässt mich meine Stimme abrupt wiederfinden, sodass ich gleich kontern kann. "Nein habe ich nicht! Was soll ich denn mit einem Schlüssel, von dem ich nicht weiß wo er hingehört? Er ist dir heruntergefallen als du da oben geschlafen hast." Energisch deute ich auf den Ast und blicke dem anderen dabei fest in die Augen. Nach einem kurzen Moment des Schweigens hat der Unbekannte sich dann genug vergewissert, dass ich ihn nicht anlüge und lehnt sich weshalb gleich viel verspannter zurück. "Ah ja verstehe." Wie ... kein 'Danke?' Was sind denn das für Manieren? Ich dachte Japaner überschlagen sich fast vor Höflichkeitsfloskeln, wenn sie jemand Fremden gegenüber stehen. Also entweder ist das ein ganz fieses Gerücht oder der Typ hier ist genau wie der Rest meiner blöden Klasse und pfeift auch auf allgemeinen Umgangsnormen. Na toll. Dann brauche ich auch keine weitere Mühe an den zu verschwenden. Enttäuscht, weil es wieder einmal keine gute Idee war mir falsche Hoffnungen zu machen, ziehe ich mir wieder mein Buch heran und suche erneut nach der entsprechenden Seite. "Hihihi. Sind Ägypter alle von Grund auf so herrlich temperamentvoll?" Perplex sehe ich hoch. Bis jetzt hat noch niemand auch nur ein positives Wort über meine Herkunft verlauten lassen. Weder mein Lehrer, der das Wort 'Afrika' mit so einem angewiderten Unterton ausgesprochen hat, als wäre es eine Schmach von diesem Kontinent zu kommen, noch meine viel verhassten Schulkameraden. Umso erstaunter bin ich, dass gerade der Junge vor mir, der nun wirklich keinen Anhaltspunkt bezüglich meiner Persönlichkeit haben kann, schon einen positiven Eindruck, allein meiner Herkunft wegen, hat. Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, schleicht sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. "Nein, nicht alle." Okay, eigentlich kenne ich nicht genug Ägypter um eine allgemeine Aussage treffen zu können, weil mein altes Dorf gerade mal an die 500 Einwohner hatte, aber das spielt jetzt auch keine Rolle. Nunmehr neugierig geworden, weil der Junge eine ganz anderen Einstellung als die anderen zu meiner Heimat zu haben scheint, mustere ich mein Gegenüber doch noch einmal genauer. "Wie .. wie kommst du denn darauf?" Lässig zuckt er mit den Schultern und stützt sich dann mit den Armen im Gras hinter sich ab. "Hab da einen Verwandten, bei dem ist das auch so. Außerdem hast du bei meiner anscheinend unberechtigten Anschuldigung sofort am Rad gedreht", meint er bloß und grinst mich dann verschlagen an. Da hat er Recht. … Hach, wenn ich nur solche Leute wie ihn in meiner Klasse hätte, es wäre sicher einfacher. Apropos ... in welcher Klasse er wohl sein mag? Dem Anstecker an seiner Jacke nach zu urteilen, ist er wie ich in der ersten Stufe. Fragt sich nur wo genau. Doch bevor ich fragen kann, setzt der andre schon an: "Du bist in der 1B nicht? Ich glaube mich zu erinnern, dich schon mal mit denen gesehen zu haben." Jetzt bin ich baff. Wieso bin ich ihm da aufgefallen? "Ja genau." "Ha, wusste ich es doch. Ich bin in der E, darum sind wir uns noch nicht wirklich begegnet. Bist mir dennoch wegen der ägyptischen Ausstrahlung und der gebückten Haltung aufgefallen. Hab dich einmal fast umgerannt. Sorry, deshalb. Ach und bevor ich es vergesse. Mein Name ist Bakura. Wie ist deiner?" "Ma..Marik." Ich bin immer noch ganz durcheinander, warum der Unbekannte ... nein ... warum Bakura plötzlich so locker drauf ist. Habe ich nun doch durch meine Aktion einen Stein bei ihm ins Brett bekommen, oder veralbert er mich gerade ohne Ende? ... Wäre zu schön, wenn das hier wirklich zu einer ersten Freundschaft führen könnte. Außerdem hat er noch kein Wort über meine Aussprache gesagt. "Marik – hm – den müsste ich mir merken können." Ja, merke ihn dir! Bitte! BITTE! "Ist echt beschissen in der B, oder? Die anderen meinen alle, dass es dort nur Zicken und Trottel geben würde." "Wie?" Erstaunt weite ich die Augen. Also bin ich gar nicht allein mit der Idee, dass diese Menschen verabscheuungswürdig sind? Das wäre ja herrlich! "Sag bloß, dass ist dir noch nicht aufgefallen? Die Idioten sind nicht umsonst in der B. B wie blöde. Ist gar nicht zu übersehen. Wenn du mich fragst ist die Welt für die immer noch eine Scheibe." Noch während er das sagt zeigt er eine kreisende Bewegung seines Zeigefingers an seiner rechten Schläfe und beginnt dabei zu schielen. Das Ganze sieht so lustig aus, dass ich gar nicht anders kann, als laut loszulachen. "Hahahaha, hihihihi ja, ja genauso i..hihihi ist es", puste ich los und muss mir glatt den Bauch halten, damit er nicht zerspringt. Wir reden noch die ganze Stunde und die darauf folgende Pause lang über meine bescheuerte Klasse und auch über so einige andere Dinge, doch dann ertönt die Schulklingen ein letztes Mal und unterbricht unsere heitere Diskussion darüber, ob man beim Cornflakes Essen zuerst die Milch oder zuerst das Süßzeug in die Schüssel geben sollte. Unser gemeinsamer Weg ins Schulgebäude endet dann aber leider viel zu schnell, denn während ich im Erdgeschoss bleiben kann, muss Bakura nach ganz oben stiefeln. Wir verabschieden uns anhand eines Grinsens bevor jeder zu seiner Klasse zurückkehrt. Komischerweise macht es mir heute auch mal nichts aus, dass die anderen sich gleich wieder das Maul über mich zerreißen, als ich durch die Tür komme. Höchst zufrieden lasse ich mich auf meinen Platz fallen und denke noch einmal über alles nach was Bakura mir über sich erzählt hat, damit ich es ja nicht vergesse. Bakura ... Bakura Touzoku ... echt ein netter Kerl. Wo der wohl seine gute Laune tankt, so wie er die ganze Zeit am Lachen ist? ERZÄHLER: Während Marik sich an seinem heutigen Erlebnis erfreut, tapst Bakura weiter brav die Treppe hoch. Doch sein Ziel ist nicht der Lateinraum wo der Rest seiner Klasse nun sitzt, sondern es liegt ein paar Zimmer weiter. Mit freudiger Erwartung vergewissert sich der Albino ein letztes Mal, dass ihn niemand beobachtet, als er die für normale Schüler eigentlich nicht zugängliche Tür des Schülerrates ansteuert. Aus seiner Tasche zieht er den von Marik wieder gegebenen Schlüsselbund und fummelt den benötigten Schlüssel aus der Auswahl heraus. Im Schloss dreht er ihn zwei Mal um und verschwindet dann im Inneren des Raumes. Auf dem Flur hört man nur das leise Klicken als auf der anderen Seite wieder verriegelt wird. Trotz dessen, dass es draußen schon recht hell ist, hat man in dem kleinen Raum noch nicht die Jalousien beiseite gezogen. Das dämmerige Licht taucht den Raum in eine verbotene Atmosphäre, aber Bakura stört sich daran nicht. Im Gegenteil. Es gibt dem öden Zimmer, das gerade mal mit einem großer runder Tisch, ein paar Stühle drum herum, einem kleiner Schrank in der linken hinteren Ecke und einer Präsentationstafel ausgestattet ist, zumindest einen Hauch von Charisma. Doch dieser kleine Krümmel an Stimmung ist es natürlich nicht, der Bakura immer wieder hier her lockt. Nein, es ist die Person, welche sich vor Scharen liebestoller Mädchen irgendwo verstecken muss. Tja, der Schülersprecher hat es einfach nicht leicht. – Bakura könnte fast Mitleid haben, wenn er nicht wüsste, dass jedes dieser Mädchen eine potenzielle Bedrohung für ihn wäre. Kaum steht der Albino ein paar Meter von der Tür entfernt, kann er auch schon den heiß begehrten Schüler entdecken. Müde hat er seinen Kopf auf der Tischplatte gebetet und die Arme wie eine Festung davor geschlungen. Um ihn herum liegen Planungsunterlagen bezüglich des Schulfestes und der geplanten Aktionen auf eben diesem. Mit einem höchst zufriedenen Lächeln auf den Lippen geht Albino um den Holztisch herum und legt seine Hände auf die breiten Schultern des Dösenden. Dann beugt er sich zu diesem herunter und beißt sacht in das linke Ohrläppchen. " – Baku." " – " " – Hast du heute Ausfall, dass du bereits da sein kannst?", fragt Akefia mit einem hörbaren Grinsen und dreht den Kopf leicht zur Seite. Ein paar der frechen Haarsträhnen stehlen sich dabei vor seine Augen. Die quer über sein rechtes Auge verlaufende, einfache Narbe entstellt sein Gesicht in keiner Weise. Im Gegenteil. Sie gibt ihm etwas verwegenes, welchem bisher niemand widerstehen konnte. "Nicht ganz", gibt Bakura zu, hört dabei aber nicht auf sich einen Weg vom Ohr seines Geliebten bis zu dessen Nacken zu küssen. "Hach, was mache ich nur mit dir." Ein zweifelndes Seufzen verlässt die Lippen des nun 18-jährigen. Doch die Ungewissheit in seiner Stimme ist nicht einmal halb so ernst gemeint wie er es vorzugeben versucht. Akefia weiß schließlich genau, was er mit seinem Halbbruder vorhat. Er will ihn an sich binden. Für immer. Und damit soll Bakura verflixt nochmal glücklich sein, sonst muss der Ägypter noch mal nachhelfen. "Da würde mir so einiges einfallen." Schnurrend zieht der jüngere der beiden etwas am Kragen der Schuluniform des anderen umso mehr Fläche zum Erkunden zu haben. Ihm schwebt sichtlich gerade eine andere Art von 'glücklich' im Kopf herum, als seinem Partner. Allerdings ist auch dieser Wunsch mehr als einfach erfüllt – zumindest für ihn. "Ach ja?" Langsam richtet sich der Schulsprecher auf und schnappt sich dann seinen Halbbruder an der Taille. Besitzergreifend zieht er ihn sich auf den Schoß und schaut tief in die rot-braunen Augen. Das Feuer was er darin immer wieder vorfindet, fasziniert ihn und macht die eigentlich angestrebte Enthaltsamkeit in der Schule nur umso schwieriger. Eigentlich sollten sie nicht hier sein – sollten sich nicht der Versuchung hingeben und sich gedulden bis sie zuhause sind. Doch wenn man fast schon in einem Abstand von etwa zwanzig Metern Pärchen auf dem Schulflur herum turteln sieht, ist es sagenhaft schwer sich zu beherrschen und nicht zum jeweils anderen zu rennen um ebenfalls das Recht auf Zuneigung anzufordern. "Sag so was nicht, sonst verliere ich gleich die Kontrolle über mich." "Mach doch", flüstert Bakura daraufhin leise gegen die Lippen des anderen, der nur noch breiter grinst. Seine Hände machen sich selbstständig, als sie ganz von selbst unter die Jacke und gleich auch unter das weiße Hemd des jüngere gleiten. Langsam streichen sie über die helle Haut, verirren sich aber nicht weiter nach unten. Das wäre zu gefährlich und ginge eindeutig zu weit. Vor allem, da Bakura nicht leise sein kann. Es ist verboten, was sie da tun und das wissen beide, aber gegen ihre Gefühle für einander können sie nichts tun. Hilflos den Emotionen ausgeliefert tauschen Bakura und Akefia Küsse aus, die bald schon mehr als harmlose Spielerei sind. Wieso auch vortäuschen was nicht da ist. Das zwischen ihnen ist ernst. Sehr ernst, das haben die vergangenen elf Monate ihrer Beziehung bereits bewiesen. MARIK Endlich ist es soweit! Nachdem wir Schüler uns Wochen lang darauf vorbereitet haben ist heute das große Schulfest. Zahlreiche Stände wurden aufgebaut und viel zu viele Girlanden an den Fenstern der Klassenzimmer angebracht. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen, es fehlt nur noch an ein paar Dutzend Luftballons, die in diesem Moment mühevoll aufgeblasen werden. Natürlich sind es nicht vier, fünf Freiwillige wie es die Lehrerin angeordnet hat, als sie den Raum verließ, sondern es ist nur ein unterdrückter Außenseiter. Ein dummer, der sich von den anderen herum schubsen lässt, welche sich mittlerweile aus dem Staub gemacht haben um die Begrüßungsrede des ach so beliebten Schulsprechers hören zu können. Pfff, vor allem die Mädchen sind ganz wild auf den angeblich perfekten Akefia. Es soll auch nicht aus Japan stammen, doch da es da AKEFIA ist, geht das natürlich in Ordnung. Tsss. Zu allem Überfluss ist der Typ sogar so heiß begehrt, dass ich noch nie auch nur einen Blick erhaschen konnte. Immer steht irgendjemand beziehungsweise eine ganze Herde davor und umringen ihn wie einen Popstar. ... Gemeinheit. Dabei wüsste ich nur zu gern wie der Schülersprecher aussieht, damit ich sauer auf ihn sein kann. Was muss er auch so verboten heiß sein, dass ich deswegen ganz allein 200 Luftballons aufblasen muss? Obwohl ... warum mache ich mir überhaupt Gedanken? Die hätten mich doch so oder so alleine gelassen, dafür kann Mister Universum noch nicht einmal etwas. Meinen Seufzer gleich nutzend, spitze ich die Lippen und blase Ballon Nummer 56 auf. Zum Schluss hin wird meine Puste immer geringer bis nur noch ein pupsendes Geräusch zu hören ist. Wenig begeistert starre ich den nicht einmal halb aufgeblasenen Gummi an, welcher leblos herunter hängt. "Tut mir leid Kumpel." "Das verzeihe ich dir nicht", flüstert mir eine heiße Stimme in Ohr, sodass ich vor Entsetzen darüber ich den Ballon fallen lasse. Daraufhin entweicht die wenige Luft, welche ich so mühsam hinein gebracht habe auch wieder, doch das ist erst einmal zweitrangig. Zuerst muss ich mich um meinen Erschrecker kümmern. Mit einem tadelnden Blick drehe ich den Kopf ein wenig zur Seite und schaue zu der Person hoch, die ganz frech hinter mir steht und unschlüssig mit meinen Haaren hantiert. "Bakura~a." "Ma~arik." Ich kann gar nicht anders als über diese schlichte Erwiderung zu lachen. Breit grinsend entferne ich seine Hände auf meinen Haaren und werfe die blonden Strähnen wieder in ihre Form. "Na du Halunke, was machst du hier? Solltest du nicht bei der Rede des Schülersprechers sein?" Bedächtig wiegt mein einziger Freund den Kopf leicht hin und her. "Ich müsste – könnte – wäre dazu in der Lage, aber wieso soll ich mir dieses Teeny Geschwärme der Weiber anhören? Auf einen Tinnitus bin ich nun wirklich nicht scharf." Das leuchtet ein. "Und warum bist du ausgerechnet hier?" Mit so einer Ahnung im Bauch angle ich mir den nächsten Luftballon. Seine violette Farbe finde ich ganz besonders schön, darum gebe ich ihm zumindest die Chance halbfertig aufgeblasen zu werden. "Ich habe von ein paar B's zufällig aufgeschnappt, dass sie dich hier allein zurück gelassen haben. Daraufhin habe ich ihnen eine verpasst und nun bin ich hier." Ohne dass ich meine Muskel weiter unter Kontrolle habe, geklatscht mein Gummi wieder auf den Tisch vor mir. "Du hast was?" "Ich habe gehört wie sie dich ausgelacht haben." "Nein, das danach", stottere ich mit heißer werdenden Wangen. Auf die Reaktion meinerseits hin reckt Bakura das Kinn und geht um den Tisch herum. Mir gegenüber stehend, ballt er dann eine Hand zur Faust und knallt sie mir entgegen. Gerade mal ein paar Millimeter vor meiner Nase macht er halt und grinst nur noch breiter. "Ich habe ihnen eine rein gehauen. Genauso. Daraufhin ist einer sogar in Tränen ausgebrochen und weggelaufen. Die anderen haben sich verkrümelt. Hehehe." Sprachlos schiele ich auf die Fingerknöchel der bleichen Hand als diese sich nur langsam wieder von mir entfernt. Bakura ist so cool. Er hat sich wirklich mit mehreren Jungs angelegt und sogar gewonnen. Noch dazu waren es diese bulligen Typen, die mir schon seit Monaten nur Angst und Schrecken bereiten. ... Ich wünschte ich wäre so mutig wie er, dann würde ich mich nicht mehr so herum schubsen lassen. ... Aber das bleibt wohl nur eine Illusion. Als ob ich so was könnte. "Sehen ziemlich mitleiderregend aus, deine Ballons." Von dieser unbekümmerten Äußerung aus meinen Gedanken gerissen, folgt mein Blick dem Fingerdeut des Albinos. In der Tat könnten meine ... nennen wir es mal Luftsäcke ... etwas mehr Volumen vertragen, aber mir ist inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes die Puste ausgegangen. Doch das werde ich vor Bakura nicht zugeben. Wie sähe das denn auch aus? Während er mehren Jungs auf einmal zur Schnecke macht, schaffe ich es nicht einmal heiße Luft zu fabrizieren? So etwas Peinliches! Um diesem Tatbestand also aus dem Weg zu gehen, bin nun ich der, der die geschmeidige Geste mit der Hand ... versucht ... (Gemein bei ihm sah das so einfach aus!) und dann das selbstsicher das Kinn vorstreckt. "Mir gefallen die so." Belustigt kickt Bakura einen Luftsack mit dem Fuß weg, der daraufhin träge über den Boden rollt und schon nach ein paar Drehungen, müde von der Anstrengung der letzten 1 ½ Meter, liegen bleibt. "Da rollen die überfahrenden Frösche auf der Straße ja besser." Nun doch etwas gekränkt, aber gleichermaßen enttäuscht sehe ich auf meine Rasselbande von Bodenkriechern. Ich kann nichts dagegen tun, das mir dabei die Schultern durchhängen. "Gib mal einen von den Dingen." Ohne weiter auf einen Kommentar von mir zu achten, schnappt sich Bakura einen der Gummis und bringt ihn in Form. Dann spitzt er die Lippen und bläst kraftvoll hinein. Doch anstatt dass der Ballon nun rund und prall wird, saugt der Junge mit den weißen Haaren anscheinend die Farbe auf dem Material. Das sonst so bleiche Gesicht nimmt einen statten Rotton an und ich muss mir sogar eine Hand vor den Mund halten, damit ich nicht allzu laut lache. Erst als Bakura überhaupt keine Kraft mehr hat, gibt er letztendlich auf und lässt die Hände mitsamt Ballon sinken. Vorwurfsvoll und noch etwas keuchend, sieht er mich, als ob ich etwas dafür könnte. "Boah ist das scheiße schwer!" So erwachsen wie möglich ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe und nicke. "Gut, dass du das sagt, alleine hätte ich es nicht heraus gefunden." Schade, dass Bakura mir wohl auch keine Hilfe ist, aber zumindest hat er mir gezeigt, dass man noch schlechter als ich Ballons aufzublasen kann, was mir wiederum genug Mut gibt es weiter zu versuchen. Zwanzig Bodenkriecher später dingt ein zögerliches Klopfen an die Tür des Klassenzimmers. Überrascht sehen wir beide. "Ja?", fragt Bakura reichlich verwirrt, woraufhin die Tür behutsam aufgeschoben wird. Zum Vorschein kommt eine kleine und sehr zierliche Person. Sie hat dieselben weißen Haare wie mein Freund, nur dass dies gerade mal bis zu den Schultern reichen. Verschüchtert druckst der mir Unbekannte herum, bevor er ein megaleises Piepsen von sich gibt. "Ba...Bakura du .. du wirst gesu... gesucht." Genervt verdreht der Angesprochene die Augen. "Wieso? Was soll so wichtig sein?" "De..der Stan.. Stand von u...unserer Kl..Kla. ." "Ah ja schon klar. Bin gleich da." Fragend beobachte ich wie mein Gegenüber aufsteht, doch dieser winkt nur ab. "Nein, das ist keine jüngere Version von mir, sondern lediglich mein Cousin Ryou." Ui, kann er Gedanken lesen? Genau das wollte ich wissen. Obwohl es mich bei der Ähnlichkeit wundert, dass es keine Zwillinge sind. "Ich muss mich um den Stand unten kümmern – ohne mich habe die keinen, der die weibliche Kundschaft anlockt, wenn du verstehst was ich meine." Schief grinsend fährt er sich durchs Haar und versucht dabei anscheinend so gut wie möglich auszusehen. Doch das zeigt bei mir einfach keine Wirkung, da seine Pheromone auf mich wohl nicht wirken. "A..aber du sollst ... sollst nichts sa..sagen, sonst ... sonst verschreckst du die Ku..Kunden wieder", nuschelt der Kleine hinter dem Angeber und fummelt dabei nervös mit seinen Finger herum. "Aja~, da dient jemand nur aus Schaufensterpuppe?", frage ich darauf höhnisch, woraufhin Bakura nun doch weniger eingebildet die Arme sinken lässt, die er eben noch wie ein junger ägyptischer Gott in Pose gebracht hat. "Pfffff, musst du so auf meinem Selbstwertgefühl herum trampeln?" "Ich denke du hast genug davon." Fröhlich schnappe ich mir den nächsten Ballon und blase etwas Luft hinein. Gng .. meine Lippen sind schon ganz taub und meine Lunge brennt. "Auch wieder wahr. Also dann – bis später." Damit verabschiedet sich Bakura und verlässt, dicht gefolgt von Ryou den Raum. Also ich bin ja schon schüchtern, aber der Junge ist ja die Krönung. Man muss direkt Angst haben, dass er nicht umfällt, wenn man zu laut hustet. Naja ... jedem Tierchen sein Blessierchen, nicht wahr? Nachdem ein paar Minuten vergangen sind, geht die Tür wieder auf. Sofort bin ich voller Hoffnung, dass Bakura schon wieder da ist. Lächelnd sehe ich auf und erstarre daraufhin fast zu Stein, als auf der Schwelle zum Klassenzimmer die drei schlimmsten Fieslinge der B stehen. Einer davon trägt ein blaues Auge und dieses starr mich wütend an. Ob ... ob das die Jungs sind, die Bakura geschlagen hat? Mit einem ganz flauen Gefühl im Magen, schaue ich schnell wieder auf meine Beschäftigung und blase eifrig in einen der Luftballons. Ironischerweise wird der Gummi dadurch das erste Mal so richtig prall. "Hey Neger ..." Als hätte ich die Beleidigung nicht gehört, fahre ich mit meiner Arbeit fort und verknote den Gummi mit zitternden Händen. Komm schon Marik! Du darfst dir nichts anmerken lassen! Tu einfach so, als wüstest du nicht worum es geht. "Hey NE~EGER, hab' ich gesagt! Hör gefälligst zu, du Kakaobohne!" Ehe ich mich versehen kann, wird eine bullige Faust auf meinen Tisch geschmettert. Innerlich schon tausend Tode gestorben, kneife ich die Augen zu. "I..ich habe es gehört, a..aber darauf reagiere ich nicht. M..Mein Name ist Marik", stottere ich so selbstbewusst wie möglich, aber das hilft mir nicht wirklich weiter. Stattdessen, dass die drei aufhören, fangen sie an ein böses Lachen zu schmettern. Dann packt mich einer davon auf einmal am Kragen und zieht mich über den Tisch ganz nah an sich heran. Sein ekliger Atem schlägt mir ins Gesicht, sodass mir richtig schlecht davon wird. Urg ... der hat wohl noch nie was von Zahnpasta gehört. "Warst du petzen, Neger? Hast du uns bei deinem Freund Bakura verpetzt?" Wild schüttle ich den Kopf, aber das wird sofort durch eine Rüttelattacke unterbunden. "Lüg' nicht! Und jetzt sieh mal, sieh mal, was er mit Tetsu gemacht hat! Daran bist du schuld!" Zitternd folge ich mit den Augen dem Deut des Jungen und lande dabei genau auf dem blauen Auge. "Du hast Bakura gesagt, dass er das machen soll, nicht? Na warte, dafür büßt du uns!" Während mir der eine noch droht, holt ein anderer derweilen den Tafelschwamm vom Lehrertisch. "Der kommt in deine vorlaute Fresse, damit du keinen Unsinn mehr von dir geben kannst, während wir dich vermöbeln", grinst dieser verschlagen und auch der Dritte lacht schadenfroh. Voll und ganz meiner Panik ausgeliefert, versuche ich mich loszureißen, aber der Griff des Größeren ist einfach zu stark. Allerdings gebe ich nicht so leicht auf. Anstatt es mit purer Gewalt zu versuchen, nutze ich meinen Kopf. "Ja ihr habt ja Recht. Wie konnte ich auch nur glauben, solchen Mukiejungs wie euch gewachsen zu sein", nuschle ich leise, aber so deutlich, dass sie es hören. "Ja, da hast du recht. Wärst nicht darauf gekommen, dass wir Bakura auch von dir weglocken lassen können, nicht?" gespielt beeindruckt mache ich große Augen: "Dann hat, Ryou gelogen?" Daraufhin schüttelt der Dritte den Kopf. "Nicht direkt. Er hat nur weitergegeben, was wir ihm gesagt haben. Pfpfpfpfpf so ein Hosenscheißer. Aber naja, nun zu dir. Du hast unsere Gastfreundschaft in der Klasse ausgenutzt und du lässt deine Mitschüler verprügeln. Ich finde, das schreit nach einer passenden Strafe, nicht Jungs?" Einstimmiges Grunzen. Dann geht der Typ, welcher meinen Kragen festhält, ein paar Schritte zur Seite, um mich ganz betrachten zu können. Doch genau darauf habe ich gewartet. Ohne zu zögern jage ich diesem mein Knie zwischen die Beine, woraufhin er mich jaulend loslässt und schmerzerfüllt in die Knie geht. Die anderen beiden lassen das natürlich nicht auf sich sitzen. Nunmehr echt wütend, stürzen sie sich auf mich, doch den Weg bis zur hinteren Tür schaffe ich noch rechtzeitig, um zumindest auf den Gang gelangen zu können. Jedoch währt die Freude nicht lang. Kurz darauf werde ich eingeholt und da ich nicht der schnellste Läufer bin, ist es den Raudies ein leichtes mich zu erwischen. Hart werde ich gegen die Wand geschleudert und mein ganzer Körper dagegen gepresst. Fluchend beiße ich die Zähne zusammen, als mein Gesicht am rauen Putz entlang riffelt. "Dummer Drecksneger! Dafür büßt du!" Verdammt ... ich bin gefangen! Nur noch auf mein Glück vertrauend, kneife ich die Augen zusammen und bete im Stillen, dass doch bitte ein Wunder gesehene soll. .. Allerdings bleibt dieses aus. Der erste Schlag sitzt, der zweite sitzt ... und irgendwann spüre ich gar nicht mehr die Schmerzen, sondern nur noch das warme Blut, was meine Stirn herunter rinnt. Bereits in dem Glauben, dass diese Tutor erst aufhört, wenn mein Körper nicht länger mitmacht, spüre ich plötzlich wie die Arme, die mich eben noch festhielten auf einmal von mir ablassen. Oh ... wow ... ist ihnen nun endlich die Puste ausgegangen? ... Ich würde ja gerne gucken, aber vielleicht bedeutet das ja noch mehr Schläge, also bleibe ich unschlüssig stehen. ... oder besser ich versuche es, denn meine Knie geben ganz von alleine nach. Der Einzige Trost, den ich dabei habe, ist, dass ich in den Armen einer anderen Person und nicht auf dem Flurboden lande. Hinter mir vernehme ich laute Schreie und irgendwie erkenne ich Bakura darunter, doch das wäre viel zu schön um wahr zu sein. Erschöpft lass ich mich in den Armen meines Fängers hängen, der mich allerdings nicht so gut festhalten kann, wie geplant. Er schwankt nämlich tüchtig, aber naja ... was soll' s. Zumindest riecht er gut. ... Nach einer ganzen Weile ist es dann schon wieder stiller. Nur leises Geflüster dringt an mein Ohr, aber da es nicht an mich gerichtet ist, lausche ich nicht genauer hin. Erst als mein Name mehrmals fällt, öffne ich träge die Augen. "Hey Marik! Marik! Ma~arik!" Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich den weißen Schopf erkenne. "Ey Bakura~a", flüstere ich mit kaum noch vorhandener Stimme, da der Kreideschwamm wirklich sein Bestes gegeben hat, mit den Hals auszutrocknen. "Hey du – nicht schlapp machen!" Unschlüssig was ich machen soll, bekomme ich mit wie mein Körper von einem zum anderen Träger hingereicht wird. Der neue schlingt seine Arme unter meinen Achseln hindurch und legt meinen Arm um seine Schultern, dann läuft er los und der erste Träger saust in die gegenüberliegende Richtung. "Ryou holt die Krankenschwester vom Fest. Derweil stolzieren wir ins Krankenzimmer, klar?" " 'Stolzieren' ", wiederhole ich seine Wortwahl belustigt, doch das Lachen bleibt mir im Hals stecken. Die schier endlos scheinende Strecke bis zum Krankenzimmer ist dann doch schneller geschafft als gedacht, auch wenn jeder Schritt ein Schritt zu viel ist. Müde lass ich mich auf das weiche Lacken fallen. Bakura setzt sich in der Zwischenzeit auf den Rand des Bettes und betrachtet mich skeptisch. ... Ich spüre seine Blicke noch durch meine geschlossenen Lider hindurch. "Sag einfach nichts", flüstere ich geknickt und lege mir dann einen Arm über die feucht werdenden Augen. Erste verdächtige Zucken erschüttern meinen Brustkorb, aber ich gebe den Tränen nicht nach. Zumindest so viel Würde will ich mir bewahren. Wenn doch wenigstens Musik laufen würde, welche die Stille durchbricht oder zumindest das Hicksen verschluckt, was sich nun aus meiner Kehle schleicht. "Tut mir leid, Marik." Verwirrt hebe ich meinen Arm leicht an und sehe zu Bakura. Er sitzt seitwärts zu mir und starrt die Wand gegenüber von sich an. Die Hände hat er ratlos gefaltete. "Wofür?", presse ich mühevoll hervor, woraufhin er sich auf die Unterlippe beißt. Dann schließt er die Augen und rattert seine Erklärung so schnell wie möglich hinunter, damit er es hinter sich hat. "Ich habe nicht daran gedacht, dass diese Idioten sich bei dir für meine Schläge rächen. Normalerweise trägt man so was ja auch von Mann zu Mann aus – wer hätte gedacht, dass die nicht einmal zusammen ein Ei in der Hose habe. Tzz. Solche Luschen, sich einfach an Schwächeren zu vergreifen. Aber – das bereuen die, versprochen!" Entschlossen wendet er den Blick von der Wand zu mir. "Ich mach das wieder gut. Morgen werden sie sich wünschen nie geboren worden zu sein! – Das heißt – wenn du willst, dass ich sie dafür nochmal richtig verdresche. Heute war nicht genug Zeit, da wir uns erst einmal um dich kümmern wollten." Nachdenklich lasse ich mir den Vorschlag durch den Kopf gehen. Die Lösung wäre wirklich einfach, ... aber ist der einfache Weg der richtige? Soll ich Bakura die Arbeit machen lasse und dann darauf hoffen, dass ich das Nächste Mal nicht allein bin, wenn mich wieder jemand bedroht? .... Ich denke nicht. Darum... . "Das ist echt lieb von dir, Bakura, aber ..." "Warum aber? Haben sie es nicht verdient? Schau dir an, was sie mit dir gemacht haben!" Auf den aufgebrachten Kommentar meines Freundes schüttle ich bedächtig den Kopf. "Nein, dass ..." Mit viel zu viel Energie gesegnet, springt der Weißschopf auf. "Sag jetzt nicht: Gewalt ist keine Lösung! Es gibt Momente, da regeln nur die Fäuste was das Hirn nicht austragen kann!" "So ein Quatsch." Leicht grinsend, sehe ich den Albino an, der sofort wieder etwas erwidern will, aber diesmal halte ich den Mund zu. "Pscht jetzt rede ich. Also ... wie kommst du darauf, dass ich die einfach so ziehen lassen will, ohne, dass sie für ihre Taten bestraft wurden?" Ein mehr und mehr ahnendes Grinsen breitet sich hinter meiner Handfläche aus, welches ich nur zu gerne erwidere. "Natürlich bekommen die eine Abreibung ... aber ich lass dich nicht allein gehen, darum .... will ich, dass du mir das Prügeln beibringst, Bakura. Geht das?" Erst in dem Moment lass ich von den Lippen des anderen ab, woraufhin er bestätigend nickt. "Ist gebongt. Die machen wir fertig!" Zum Zeichen dieser Abmachung schlagen wir leicht unsere Fäuste zusammen. Das mir dabei fast wieder die Tränen kommen, weil Bakura so verdammt grob ist, lass ich mir nicht anmerken. Au Backe, das kann ja heiter werden! Als ich an diesem Tag nachhause komme, fällt meine Schwester Ishizu bei dem Anblick meines malträtiertem Gesichts in Ohnmacht. Gut, das ihr Verlobter Reshid da ist, um sie aufzufangen. ERZÄHLER Es dauert eine halbe Ewigkeit bis Bakura von Marik aus nach Hause gelaufen ist, doch letztendlich erreicht er sein Ziel. Geschafft betritt er das Einfamilienhaus seines Vaters und wird auch gleich von der Mutter empfangen. Diese schimpft darüber, dass er so spät da ist, doch der Junge hört kaum zu. Wirklich interessieren tut es ihn sowieso nicht. Nach einem stärkendem Abendessen und einer langen Dusche – der Tag war dann wirklich wie im Flug vergangen – trottet der Albino die Treppe in das gemeinsame Zimmer von ihm und seinem Halbbruder. Dieser ist noch nicht da, darum macht es sich der 16-jährige einfach in dessen Bett gemütlich, woraufhin er drei Minuten später eingeschlafen ist. Als Akefia halb drei Uhr morgens wieder einmal durchs Fenster in das Zimmer hinein klettert, findet er Bakura immer noch tief und fest schlafend. Rasch wird der lange rote Mantel in die Ecke gefeuert, bevor er sich zu seinem Liebsten dazulegen kann. Dieser gibt ein kurzes Murren von sich, als er etwas zur Seite geschoben wird, doch als Akefia im Gegensatz dafür seinen Arm als Kissen anbietet ist die Umrück-Aktion bereits genehmigt. Ein Schmunzeln schleicht sich auf die Lippen des Älteren als dieser die Decke noch soweit hochzieht, dass beiden bedeckt sind und er dann, nach getaner Arbeit, die Augen schließt. MARIK Gut drei Monate müssen vergehen bis ich mich einigermaßen anständig prügeln kann und Bakura der Meinung ist, dass mir niemand mehr so einfach etwas anhaben könne, denn neben einfachen Sachen wie zuschlagen und ducken hat er mir auch kleine Schrittfolgen gezeigt, die wahrscheinlich aus irgend einem Karatefilm stammen, jedoch überraschend effektiv sind. Aber wie auch immer, heute ist jedenfalls der große Tag und ich kann es kaum erwarten endlich Rache zu üben für das, was mir angetan wurde! Freudig verlasse ich das Haus, vor dem auch schon mein bester Freund steht und mich für die Schule abholt. Gemeinsam treten wir den langen Marsch in die Schule an. Es ist inzwischen Sommer geworden doch so wirklich heiß ist es heute auch nicht. ... Okay, das ist nicht die allgemeine Meinung, da um mich herum die Menschen nur am Jammern sind, doch meiner Meinung nach, sind sie einfach an nichts gewöhnt, sonst würden ihnen die freundlichen 36° Tagsüber auch nichts ausmachen. Bakura zum Beispiel ist so jemand, der gar nicht mehr mit Meckern aufhören kann und dabei ist er komischerweise nicht einmal annähernd so überhitzt wie der Rest der Japaner. Einerseits könnte es daran liegen, dass er irgendwie immer zwei, drei Grad kälter ist als der Durchschnitt oder es liegt an dem Getränk, an welchem er schon den ganzen Weg lang nuckelt. "Fühlst du dich bereit?", kommt auf einmal die Frage des Tages. Breit grinsend nicke ich daraufhin und schaue dann nach vorne. "Ich kann es kaum erwarten!" Der Unterricht kam mir noch nie so schleppend vor, da ich eigentlich ein sehr aufmerksamer Schüler bin, doch heute ziehen sich die Monologe der Lehrer ewig in die Länge. Ra sei Dank vergeht aber auch das, sodass ich mit Bakura nach der letzten Stunde endlich zum vereinbartem Treffpunkt gehen kann. Dieser ist in unserem Falle der Sportplatz hinter der Schule. Da bald die großen Sommerferien vor der Tür stehen, ist auch kaum jemand hier. Aufgeregt lasse ich meine Tasche am Rand des Platzes fallen und warte dann gespannt ab, wann die Idioten endlich aufkreuzen. Zu meinem Glück lasse die sich auch gar nicht lange Zeit und erscheinen bereits fünf Minuten später. Vor Vorfreude ganz hibbelig lasse ich die Knöchel knacksen. "Cool Marik! Die können dir gar nichts mehr. Ich wette sogar, dass du im Nachhinein enttäuscht sein wirst, weil es so einfach war." "Da wäre ich mir nicht so sicher, ihr Tussis!", höhnt es daraufhin von der anderen Seite des Schlachtfeldes. "Wie war das?", zischt Bakura daraufhin gereizt und begibt sich dann ebenfalls in Position, als wir uns gegenüber stehen. Die Jungs von damals haben sich Verstärkung gesucht, sodass es nun fünf gegen zwei steht. Doch obwohl mich diese Tatsache beunruhigt, scheint mein bester Freund nur noch motivierter, die vorlauten Mäuler zu stopfen. "T-u-s-s-i-s! Weil ihr so mädchenhaft lange Haare habt – und dann erst die Schminke in eurem Gesichtern. Hahaha, das ihr euch nicht schämt. Hnghng, aber wie auch immer. LOS geht’ s!", grunzt der Anführer der Versagerbande und stürmt dann mit seinem Trupp auf uns zu. "Bakura?" "Hm?" "Gib mir Deckung." "Immer." Kaum kommt die erste Faust auf mich zu gepfiffen, da erkenne ich die Gefahr bereits und halte den entsprechenden Arm einfach fest. Mein Angreifer begreift gar nicht was angeht, da drehe ich mich bereits mit dem Rücken zu ihm und schleudere ihn genau auf Bakura zu, der breit grinsend seine Faust gegen das bestürzte Gesicht krachen lässt. Währenddessen knöpfe ich mir bereits den Nächsten vor, indem ich ihm gezielt in den Bauch trete. Keuchend krümmt er sich, doch die Rache seines Kumpels ist nicht weit. Rasend vor Wut will er sich von hinten auf mich stürzen, doch da kommt ihm mein bester Freund bereits zuvor. [...] So einfach wie gedacht ist es letztendlich dann doch nicht. Die eine oder andere Wunde trage ich an diesem Tag von dannen, aber letztendlich gelingt es uns alle fünf in die Knie zu zwingen. Schwer schnaufend bleibe ich vor dem sich am Boden befindlichen Chef stehen und blicke auf ihn herab. Der Schweiß rinnt mir vom Gesicht, doch das stört mich momentan nicht. "Gn..Gnade", jammert man mir endlich entgegen, doch bevor ich auch nur ein Wort darauf antworten kann, tritt Bakura bereits gegen den geschundenen Körper. "Ja! Bettle lauter! Wir können dich nicht Hö~ören!", jauchzt mein Kumpel ganz dem Adrenalinrausch verfallen. "Bakura..." Nur mühselig verkneife ich mir ein sadistisches Grinsen bei dem Anblick, doch mein Gewissen meint, dass wir es meinen Peinigern nun genug heimgezahlt haben. Bestimmt ziehe ich Bakura an der Uniform ein Stück weit von dem Typen weg. Ein böser Blick trifft mich dafür, aber mein Kopfschütteln zeigt wohl eindeutig genug, dass die Grenze erreicht ist. Murrend verdreht der Albino die Augen und verschränkt dann die Arme, bereit … jederzeit wieder einzugreifen. "Okay, hör gut zu Tetsu. Die ganze Sache hier ..." Tief in seinem Stolz gekränkt wendet mein ehemaliger Widersacher den Kopf ab, doch ich mache ihm dabei einen Strich durch die Rechnung. Gnadenlos zerre ich sein Gesicht so weit in meine Richtung, dass er mich anschauen muss. "... wird unter uns bleiben", beende ich meinen Satz und ernte dafür von allen Seiten fragende Blicke. "Da...danke." Anscheinend hatte hier jeder damit gerechnet, dass ich nun unbedingt das Amt des gefährlichsten Schlägers an der Schule haben wollen würde, damit mich keiner mehr angeht. ... Die Überlegung mag ja nicht dumm sein, aber es würde einfach nicht meinem Charakter entsprechen, viel mehr hingegen folgendes: "Es gibt nichts zu danken. Ich will nur etwas klar machen. ... Gewalt erzeugt immer Gegengewalt. Und wenn ihr meint andere verprügeln zu müssen, weil ihr euch dann überlegen fühlt, dann solltet ihr stets daran denken, dass sich der Unterdrückte irgendwann in irgendeiner Weise rächen wollen wird. Das muss nicht einmal durch eine Prügelei geschehen. Es kann auch eine Manipulation der Noten sein oder ähnliches. ... Wir ... also Bakura und ich ... werden keinen von euch vor den anderen bloß stellen. Erstens haben wir das nicht nötig und zum Zweiten, weil ich fest der Überzeugung bin, dass es nichts bringen würde. Ihr würdest euch nur dafür rächen und dann müssten wir uns wieder bemühen etwas noch schrecklicheres auszuhecken und he~ey ich habe echt besseres mit meiner Freizeit vor als solchem Mist zu verzapfen. Seht dass heute als Rache für das Mobben der letzten Monate. Damit wären wir dann quitt." Und mit diesen letzten Worten richte ich mich wieder vollständig auf. "Ich denke mehr gibt es nicht zu sagen. Komm Bakura, lass uns gehen." Verdattert wie auch der Rest der Anwesenden sieht der Gerufene mich an. "Ja, aber ich dachte –“ Daraufhin schlinge ich einen Arm kumpelhaft um die Schultern meines besten Freundes. "..., dass es Zeit ist zu gehen? Hervorragend! Du bist echt klasse in Gedankenlesen." Breit grinsend führe ich meinen verwunderten Freund von den anderen weg. Bevor wir den Sportplatz verlassen, schnappen wir uns dann aber doch noch unsere Taschen, schließlich werden die noch gebraucht. Ich merke genau wie Bakura sich beim Bücken nach seiner Mappe nochmal kurz umschaut, doch seine stumme Frage ignoriere ich einfach und hake mich dann bei ihm ein. Über und über mit Schürfwunden und blauen Flecken bestückt, machen wir uns dann auf den Heimweg. Trotz der Schmerzen fühle ich mich wie neugeboren und ich glaube, dass kann man mir auch gut ansehen. Zumindest würde das den Seufzer meines Freundes erklären. "Du bist so 'ne Moralapostel, Marik.’Das soll euch eine Lehre sein.' Pfff – hättest ihnen eher das Fürchten beibringen sollen, dann würde dich mit Sicherheit keiner mehr angehen." Lachend knuffe ich Bakura für diesen Kommentar in die Seite und lasse dann von ihm ab, um die Arme lässig hinter meinen zerwühlten Haaren zu verschränken. "Ich finde, wir hätten es nicht besser machen können." "Idiot." "Selber." Dann ist es eine Weile stumm, bis zur Abwechslung mal Bakuras Zuhause in Sicht kommt. Als wir vor dem europäisch gehaltenem Gartenzaun stehen, sagt zunächst niemand ein Wort. Lediglich ein zufriedenes, wenn auch geschafftes, Grinsen ziert unsere aufgeplatzten Lippen. "Danke nochmal. Ohne dich hätte ich das nicht gepackt", gebe ich verlegen zu und sehe dann betreten zu Boden. Diesen Sieg habe ich wirklich nur Bakura zu verdanken. Überhaupt habe ich mich in der Zeit, in der wir uns nun kennen sehr verändert. Es macht mir nun nichts mehr aus, wenn meine Klasse lästert. Erstaunlicherweise ist es sogar so, dass die meisten mit dem Munkeln aufhört haben und sich stattdessen nicht um mich scheren. Für mich ist das eine viel angenehmere Atmosphäre und ... wer weiß ... vielleicht bin ich nach den Sommerferien und der neuen Klassenaufteilung, sogar mit Bakura in einer Klasse und muss mich gar nicht mehr mit den Idioten herum ärgern. ... Hach, dass wäre schön. Nachdem ich mich bedankt habe, tritt eine weite Stille zwischen mir und dem Wirbelwind ein, bis ich schließlich in die Arme geschlossen werde. Vor lauter Erstaunen, weiß ich gar nicht was ich dazu sagen soll. Noch nie kam etwas Derartiges von Bakura aus. Perplex mustere ich sein bleiches Gesicht, als er sich nach einigen Sekunden wieder von mir löst. "Mach dir keinen Kopf. ... Hat doch Spaß gemacht." Glücklich erwidere ich das etwas beschämte Lächeln meines Gegenübers. "Mag sein, dennoch, ich ...", doch meine Worte werden abrupt erstickt, denn eine freche bleiche Hand hat sich auf meinen Mund verirrt. "Jetzt halt endlich die Schnauze. Ich will keinen gefühlsduseligen Müll hören. Wir sehen uns morgen, klar?" Leise lachend nicke ich die Forderung ab. So ist Bakura nun mal ... ich werde damit leben müssen, dass er keiner für große Gefühle ist. Naja, mach ich mich eben auf den Heimweg. Ein letztes Mal verabschiede ich mich von meinem besten Freund der daraufhin im Haus verschwindet. ERZÄHLER: Kaum ist die Tür geschlossen, da wird Bakura auch schon gegen die nächstbeste Wand gepresst. Verwirrt sieht er auf und blickt in die zornigen Augen seines Halbbruders. An sich ist das nichts Besonderes, da es schon ab und an vor kommt, dass die beiden Streit haben, aber heute scheint es einen äußerst delikaten Grund zu geben,zumindest wenn man den dunklen Schatten zischen den hellen Irren eine große Bedeutung beimisst. "Sind die Eltern nicht da, dass du nicht bis oben warten kannst?", versucht es Bakura mit einer zweideutigen Andeutung, doch diese scheint auf staube Ohren zu stoßen. "Das war doch dieser Marik, oder?", kommt es stattdessen gereizt von dem Älteren der Brüder. Nun doch gänzlich neben der Spur, legt Bakura den Kopf schief. "Ja~a? Mein bester Freund. Ich habe dir doch von ihm erzählt, woraufhin DU meintest ihr solltest euch nicht kennen lernen." Tief holt Akefia daraufhin Luft und bläst sie anschließend wieder aus. Wie ein wütender Stier, dem man das rote Tuch gezeigt hat. "Ja, das habe ich. Und nun rate mal warum, mein Schatz." Lässig zuckt Bakura mit den Schultern. "Weiß nicht. Vielleicht passt dir seine Visage nicht." Daraufhin schüttelt Akefia kräftig den Kopf und drückt Bakura dann einen unbeherrschten Kuss auf die Lippen. "Ake...gnh... nh ...hmm." Zuerst noch total überrumpelt, dann aber ganz hin und weg von der Intensität der Berührung schließt Bakura ganz automatisch die Augen und lässt seine Tasche fallen, damit er seine Arme um die Schultern des anderen schlingen kann. "Du schmeckst nach Blut", flüstert der Ältere grimmig gegen die Lippen seines Geliebten, doch der hört kaum zu als er angehoben und die Treppen hoch getragen wird: "Prügelei", ist der einzige Kommentar, welchen Akefia auf seine Frage bekommt, bevor er seinen Fang aufs Bett fallen lassen kann. Kaum, dass Bakura auf dem Lacken liegt, nestelt der Ältere bereits an der Uniform herum. Eigentlich würde Bakura dazu niemals nein sagen, aber die Auseinandersetzung mit den Schlägern, war dann doch genug Anstrengung für ihn, als dass er sich jetzt noch zu Sex überreden lassen würde. Sacht legt er seine Hände auf die seines Halbbruders, der ihn mürrisch ansieht. "Baby, ich hab heute echt keine Power mehr dafür. Lass uns das morgen machen." "Keine Chance", entgegnet Akefia bestimmt und zieht dem Jungen unter ihm damit das Hemd über den Kopf. "Akefia was soll da – AH!? Oh... Fuck, werde nicht unfair! Gn – hm." Ein Schmunzeln ziert daraufhin die Lippen des Älteren, weiß er doch genau was er machen muss, damit Bakura mitspielt. "Doch werde ich. Aber dafür bist du ganz alleine der Schuldige." "Wi..ieso?!" Bereits kaum noch zu einem 'nein' fähig, krallt sich Bakura in den weißen Haaren des anderen fest und schließt genüsslich die Augen. Als noch nach Minuten keine Antwort von seinem Bruder kommt, hält der Jüngere es vor Spannung und Lust nicht mehr aus. Gierig zieht er Akefia am Kragen zu sich nach oben und beginnt dessen Hals und Nacken ab zu küssen. "Gut – du hast mich. Aber dafür musst du mir auch sagen, was nun mit Marik ist ", schnurrt er jedes Mal wenn er kurz absetzt, woraufhin ein zufriedenes Seufzen von dem anderen kommt. Dann streicht eine der dunklen Hände ein paar Haarsträhnen zur Seite um besser in das Ohr des erregten Albinos zu flüstern. "Du hast ihn umarmt. – Das macht mich rasend vor Eifersucht. Lass so was gefälligst, sonst tu ich Marik wirklich noch was an." Doch die Drohung nimmt Bakura nicht ernst. Zu groß ist die Freude über die kaum bekannten Seite seines Liebsten. Breit grinsend fährt er mit seiner Handlung fort. … Ende Hilf mir! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hiho X3 Wenn wir nun schon einmal bei den Highschool Erfahrungen von Marik und Bakura sind, möchte ich auch gleich im Anschluss dazu übergehen, was zwischen den beiden Halbgeschwistern vorgefallen ist. Darum werden die nächsten zwei Kapitel sich weiterhin in dieser Zeit ereignen. ich hoffe mal wir sehen uns wieder +winkwink+ o(^.-)/ Hosted by Animexx e.V. 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