Tease von Anemia ================================================================================ Kapitel 22: Das Dr.-Sommer-Team klärt auf / Was ist ein 'Ashley'? ----------------------------------------------------------------- Ich habe mich letztendlich doch breitschlagen lassen und finde mich Minuten später mitsamt Michi und Tommy in der Straßenbahn Richtung Heimatland wieder. Tschüss, Emohausen, ich verkriech mich wieder in mein Schneckenhäuschen. Das dumme ist nur, was sage ich Mama, wenn die merkt, dass ich nun schon mit zwei Emos statt einem nach Hause komme? Die haben sich vermehrt? Michi ist Tommys und mein leibliches Kind? Die zeigt mir doch den Vogel und ruft das bunte Auto, wenn ich so einen depperten Schmarrn erzähle. Nachdem ich in meinem Kopf verzweifelt nach einer Ausrede gesucht habe, ist auch schon mein Häuschen in Sicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mich besonders auf mein kuscheliges Bettchen freue. Nein, nicht, weil ich dort mit Tommy schlimme Sachen vorhabe, sondern weil ich müde von den vielen Emos geworden bin. Sie du mal den ganzen Tag schwarz, du denkst ja, die Nacht ist hereingebrochen. “Tretet ein, meine Kinder”, seufze ich, während ich hinter Tommy und Michi über die Schwelle getreten bin. “Mein Reich ist gleich die erste Tür rechts.” Aber Michi macht keine Anstalten, mein Zimmer aufzusuchen, vielmehr interessiert er sich für das mysteriöse Päckchen, welches auf der Flurgarderobe liegt. “Was is’n das?”, will er wissen und hält mir, oh Schreck, eine Packung Kondome unter die Nase. Doch ehe ich antworten kann, schreitet glücklicherweise mein Freund ein, legt den Arm um die Schulter des Kleinen und begleitet ihn in mein Zimmer. “Das ist nichts für Kinder, Herzchen”, erklärt er schon wieder auf seine mütterliche Art dem Emo, der die Kondome aber immer noch in der Hand hält und neugierig die aufgedruckten Buchstaben entziffert. “Kondome”, nuschelt er. “Kondome.” Uh, Kondome, wie weltfremd ist der Junge eigentlich? Ich habe schon mit Kondomen gespielt, als ich im Kindergarten war. Mit Freunden haben wir die immer aufgepustet und uns gefreut, wenn sie mit einem lauten Knall geplatzt sind. Aber sicherlich will der Kleine uns nur verarschen und spielt das unschuldige Kleinkind. “Kondome sind Gummis”, versuche ich den Inhalt der Schachtel näher zu beschreiben. “Kaugummis!”, jubelt Michi daraufhin, mir jedoch platzt endgültig der Kragen, deswegen entreiße ich ihm das Päckchen und halte ihm einen der Gummis unter die Nase. “Nein, keine Kaugummis”, sage ich in allwissendem Ton. “Diese hier braucht man für Sex, die kann man nicht essen.” “Denni”, ermahnt mich mein Freund und guckt mich vorwurfsvoll an. “Nicht vor dem Kind.” “Du hast heute gesagt, dass frühe Aufklärung gut ist, ich befolge nur deinen Ratschlag”, rechtfertige ich mich. “Michi, komm mit, wir klären dich jetzt auf. Live und in Farbe. Du musst gerüstet sein für den Ernst des Lebens.” Doch als ich die Tür hinter mir schließe, erkenne ich, dass das kein besonders guter Vorschlag meinerseits war. Gott, Dennis, was war das denn für eine Kurzschlussreaktion? Fuck. Hoffentlich zieht Tommy mir den Karren aus dem Dreck. “Setz dich, Michi”, fordert mein Freund den Jüngeren auf und weist ihm einen Platz auf meinem Bett zu, obwohl er genau weiß, wie ich es verabscheue, wenn fremde Leute dort was zu suchen haben. Doch im Moment hab ich gerade ein wichtigeres, viel schlimmeres Problem. “Ähm…”, mache ich Tommy auf mich aufmerksam und ziehe ihn am Arm zu mir heran. “Das geht jetzt aber nicht, wir können doch keinen Sex haben, wenn Michi zuschaut.” “Warum sagst du mir das?”, fragt Tommy verwundert und guckt mich herausfordernd an. “Du hast doch diese tolle Idee gehabt, also mach was draus.” Das macht er absichtlich, grrr… Ich werde nun ein wenig sauer, denn ich hätte schon erwartet, dass Tommy mir hilft. Der hat schließlich sonst immer so gute Einfälle. “Willst du etwa den Milchbubi dein bestes Stück zeigen?”, fordere ich ihn heraus und gucke auf den Kleinen, der erwartungsvoll vom Bett aus zu uns hinüberschaut. Aber Tommys Reaktion fällt auch diesmal anders aus als erwartet. “Is mir doch schnuppe”, zuckt er nur die Schulter und zieht eine Schnute. “Schließlich ist der vorzeigbar, nicht so wie deiner.” “Haha”, lache ich gestellt, Tommy aber reagiert nicht mehr darauf und ich hoffe, dass das letze nur Spaß war. Sonst hab ich echt Hemmungen, mit Tommy ins Bett zu gehen. Es wäre schon nicht schön, wenn der Emo mich nicht attraktiv fände, gelinde gesprochen. Ehrlich gesagt wäre es eine Katastrophe auf höchster Stufe! Genau wie die jetzige Situation. Michi kriegt einen Liveporn und Tommy lacht über meinen Schwanz. Gute Nacht. “Komm jetzt endlich her, Denni-Boy”, lächelt mir Tommy zu und steht wieder vom Bett auf. “Michi ist schon ganz gespannt und ich möchte auf deinem Schoß sitzen, wenn wir Hoppe-Hoppe-Reiter machen.” “Wir können auch zusammen Hoppe-Hoppe-Reiter spielen, Tommy”, mischt sich der Milchbubi freudestrahlend ein und mein Freund lacht mal wieder auf diese mütterlich-beschützende Art. Mir hingegen wird immer mehr klar, dass Michi-Schatzi uns nur verarscht und heimlich zweideutige Hintergedanken in seinem kleinen Hirn produziert. Wer weiß, vielleicht ist der nicht mal mehr Jungfrau und das ist seine Masche. ‘Zeig mir, wie das geht, ich hab davon noch nie was gehört.’ Jaja, darauf falle ich nicht herein. “Nein, Spätzchen”, erklärt Tommy. “Du bist noch zu jung, um so ein großes Pferd wie Denni oder mich zu reiten.” Michi guckt ein wenig fragend, denn der Vergleich war wirklich ziemlich seltsam. Ich glaube, wenn ich mal mit Tommy schlafe, fühle ich mich zwangsläufig wie ein Pferd. Wie unerotisch. “Du hast ja so einen roten Kopf”, meint Tommy plötzlich, als ich noch immer wie angewurzelt an der Tür stehe. “Hast du Samenstau? Soll ich deine Banane mal durchkneten, bis ich die Bananenmilch auflecken kann? Mjam.” Da mir die ständigen Neckereien zu bunt werden, beschließe ich doch neben Michi Platz zu nehmen. Tommy krabbelt sofort auf meinen Schoß und fängt mit rhythmischen Hoppe-Hoppe-Reiter-Bewegungen an. Michi reißt interessiert die Augen auf, seine Mundwinkel zucken leicht, ich habs genau gesehen, du kleiner Satansbraten! “Können wir dem Kleinen nicht lieber einen Porno zeigen, so als Lehrfilm?”, jammere ich, denn ich weiß, dass Tommy so hemmungslos ist und mit mir auch vor Zuschauern schläft. “Nein”, schüttelt der Emo den Kopf und wendet sich nun dem Bübchen zu, fängt an zu erklären. “Also, Denni und ich haben uns sehr lieb. Sieht man ja.” Zur Bestätigung nimmt mich mein Freund in den Arm, knuddelt mich sehr fest, viel zu fest. Mein roter Samenstau-Kopf leuchtet wie eine Feuerwehrsirene. “Und wenn man sich so lieb hat wie wir beide, dann zieht man sich aus, ganzumgar. Denni, ausziehen!” “Nö”, protestiere ich lautstark. “Zieh du dich doch aus, wenn du denkst, dass du der schärfste Kerl in diesem Haus bist.” “Du hast es so gewollt”, meint Tommy gleichgültig, zieht sich flux sein T-Shirt über den Kopf, richtet sich noch mal schnell die Haare, die dadurch leicht in Unordnung geraten sind und öffnet dann seinen Hosenknopf. “Michi, du hast ja auch Samenstau!”, bemerkt Tommy ganz überrascht, als sein Blick auf den ebenfalls krebsroten Kopf des Kleinen fällt, uh, er hat wenigstens ein Schamgefühl im Gegensatz zu meinem Freund! “Man, da hab ich ja heut ne Menge zu tun.” “Halt, halt!”, sage ich schnell, bevor der Emo sich ganz ausziehen kann und halte sein Handgelenk fest. “Ich hab ne bessere Idee.” Kaum habe ich das ausgesprochen, springe ich auf und stürze in die Küche. Ich öffne alle Schränke, alle Schubladen bis ich genau das gefunden habe, was ich suche. Lang und hart und dick. Was kann das nur sein? Ich beeile mich, schnell wieder zu den anderen zu kommen, schnappe mir aber noch die auf der Flurgarderobe liegenden Kondome. “Ah, eine Banane”, staunt Tommy und sieht beeindruckt aus. “Keinen Dildo im Schlafzimmer deiner Eltern gefunden? Oder hast du nicht selber einen? Gibs zu, du befriedigst dich heimlich anal, ohne mir.” “Sei still, Tommy”, weise ich den Kleinen gelassen an, nähere mich ihm und halte ihm die Banane zwischen die Beine. “Guck, Michi, das kennst du bestimmt. Eine Schwanzprothese!”, erklärt mein Freund dem Bübchen, welches langsam immer verschämter wirkt, aber doch interessiert oder besser gesagt amüsiert über unseren peinlichen Aufklärungsversuch. “Du bist so schamlos, Tommy”, schüttle ich seufzend den Kopf, während ich ihm die gelbe Frucht in den geöffneten Hosenstall stecke. “Und du bist kindisch, Denni”, kontert mein Freund sofort. “Michi will doch bestimmt mal einen echten Schwanz sehen außer seinem eigenen.” “Aber nicht deinen!” Tommy verdreht die Augen, entreißt mir dann das Päckchen Kondome und holt eines heraus. “Da zeigen wir dir eben nur etwas langweiliges, aber sehr wichtiges”, meint Tommy lustlos und winkt mich zu sich heran. “Komm, Denni, du rollst das mit dem Mund ab.” “Ich will nicht wieder die blöde Bananenschale ablecken müssen, das war letztes Mal schon so eklig”, schmolle ich, aber ehe ich noch irgendwie handeln kann, klingelt Tommys Handy. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn vielleicht lässt der Emo dann die Banane Banane sein und die Kondome Kondome. “Hey, Alex”, meint Tommy ungewohnt schüchtern und errötet sogar ein wenig. Jetzt hat der auch Samenstau. Also bei dem Streifenhörnchen kein Wunder. “Du willst dich mal wieder mit mir treffen….? Äh…jetzt gleich? Hast du Samenstau?” Grrr…..Tommy, lock den ruhig her, ich schieb ihm die Banane in den Hals, da kann er Deep Throat damit machen, so lange, bis er kotzt. Die beiden verabreden sich wirklich, das dumme wie gute ist aber, dass das Streifenhörnchen gleich vor meiner Tür stehen wird. Dumm, weil ich den Typen nicht abkann. Gut, weil Tommy dann nicht alleine mit dem ist und er nicht die Chance hat, über meinen Freund herzufallen. Dass Tommy sowieso mit wildfremden Männern vögelt, verdränge ich täglich mehrere Male, denn dass mich diese Tatsache sehr verletzt, brauche ich nicht noch einmal zu erwähnen. Klingelinge ling, klinge linge ling, jetzt kommt der Eiermann… Ähm…hüstel. Diese Zweideutigkeit hat der Typ nicht verdient. Gespannt öffne ich dem Streifenhörnchen, gespannt deshalb, weil ich nicht weiß, was er mit uns vorhat. Tommy steht hinter mir, schlingt die Arme um meinen Oberkörper und begrüßt das Streifenhörnchen in meinen Augen viel zu nett. “Ach, jetzt seid ihr wohl doch zusammen”, bemerkt der Typ als erstes, Tommy küsst mich zur Bestätigung sanft in den Nacken und brummelt süß. “Mh”, sagt er verliebt. “Wir lieben uns ganz doll.” “Das freut mich für euch”, lächelt Alex milde, hey, ich muss erkennen, dass er heute gar nicht so bescheuert ist wie letztes mal. “Ihr passt echt gut zusammen. Ich will auch gar nicht länger stören, denn…” “Du störst nicht, komm ruhig rein”, meint Tommy gleich ganz aus dem Häuschen, lässt mich los und packt dafür Alex am Arm. “Da gibt’s jemanden, den wir dir vorstellen wollen.” “Ich hab keine Zeit, ich wollt mich nur…”, versucht der Kerl zu erlären, doch so wie man Tommy kennt, lässt er keine Widerrede zu. Seinen Dickschädel setzt er immer durch, koste es was es wolle. “Michi, das ist Alex. Alex, das ist Michi.” Alex steht wie angewurzelt vor dem Bett, auf dem der kleine Emo sitzt und guckt mit rotem Kopf zu ihm hinunter. Auch Michi wird krebsrot und lächelt verlegen, schaut lieber den Fußboden als den Neuankömmling an. “Was is’n jetzt kaputt?”, flüstere ich Tommy zu, der vielsagend grinst und den Arm um meine Hüfte legt. “Samenstau?” “Nee”, schüttelt mein Freund den Kopf, guckt zuerst mich an und dann die beiden Jungs, die inzwischen nebeneinander auf meinem Bett sitzen und schüchterne Blicke tauschen. “Ich würde sagen: Liebe auf den ersten Blick.” Oh my fucking god. Sowas gibt’s? “Also ist Michi wirklich schwul”, stelle ich erstaunt fest. “Natürlich ist er das”, meint Tommy verständnisvoll. “Genau wie wir.” “Ich bin nicht schwul!” Mein Gezeter hat keinen Zweck. Der Emo zieht mich in seine Arme, streichelt über meine Wange, während ich ihm in seine Augen schaue wie ein Betrunkener. “Doch, bist du”, beharrt Tommy auf seiner Meinung. “Und darüber bin ich sehr froh.” Vorsichtig drückt er mir seine weichen Lippen auf, ich erwidere so gut ich kann den Kuss, obwohl ich mir immer so unbeholfen vorkomme, wenn wir knutschen. Aber eigentlich bin ich auch recht froh über meine Homosexualität. Wäre ich nicht schwul, hätte Tommy sich zum Mädchen umoperieren lassen müssen, damit ich erkenne, wie sehr ich diesen Menschen liebe. Nach ein paar Minuten ist unser sentimentaler Moment mal wieder vorbei und wir beschließen einstimmig, dass Alex den kleinen Michi aufklären soll. “Michi wollte erst schon unbedingt Hoppe-Hoppe-Reiter spielen”, meint Tommy an das Streifenhörnchen gewandt. “Warum nimmst du ihn nicht auf deinen Schoß und bist sein Pferdchen?” Ich finde es zu witzig, zu sehen, wie der kleine Michi sich zunächst ziert. Doch er hat nicht mit Tommy gerechnet. Wrestler Tommy hebt den Kleinen schwuppdiwupp ein wenig an und setzt ihn auf Alex’ Schoß ab. Dieser guckt ziemlich peinlich berührt, aber schließlich, als Tommy seinen Kopf anhebt und ihn so hält, dass er Michi anschauen muss, legt er sanft seine Hand auf Michis Hüfte. “Am besten, wir fangen klein an”, befiehlt Tommy und drückt Michi am Rücken noch näher zu Alex heran. “Küssen. Los. Macht schon! Schenk Michi seinen ersten Kuss.” “Man, Tommy, die beiden kennen sich doch erst seit ein paar Minuten”, mische ich mich ein, aber mein Freund steht inzwischen neben mir und zupft mich am Ärmel. “Sieh nur.” “Gott, muss Liebe schön sein.” Alex und Michi knutschen sich vorsichtig auf den Mund. Pah. Ich sags ja immer wieder: Die Emos sind ein komisches Volk. Knutschen ist bei denen ein Nationalsport, Geschlecht und Gefühle egal. “Hab ich das nicht gut gemacht?”, fragt Tommy mich freudestrahlend und erwartet ein ‘Ja’, welches ich ihm dann auch gebe. “Warum wirst du nicht Heiratsvermittler? Deine rabiaten Methoden scheinen schließlich zu wirken.” “Ich werd dir gleich meine rabiaten Methoden vorführen”, grinst der Emo frech und kneift mir in die rechte Arschbacke. Mir ist das aber egal. Denn wo wir sind, werden alle Leute glücklich. Erst Tobi und Marki und jetzt Alex und Michi. Der Himmel hängt voller Bassgeigen, denn Tommy hat erfolgreich Amor gespielt. ***** Alex hat Michi gleich mitgenommen, als er seinen Besuch beendete. Nachdem die Tür hinter den Beiden zugefallen ist, jubiliere und tanze ich ausgelassen durch den Flur. “Juchee, sturmfrei!”, brülle ich und reiße Tommy mit mir, buxiere ihn zurück in mein Zimmer, wo mein kuscheliges Bettchen bereits auf uns und die Auslebung unserer Liebe wartet. “Tommy, mach dich frei, ich hab Pläne für uns zwei!” “Denni!”, lacht er. “Du bist doch sonst nicht so stürmisch.” Da Tommy viel zu sehr trödelt und es gar nicht so eilig zu haben scheint wie ich, hebe ich den Kleineren hoch und lege ihn über meine Schulter. “What the fuck, what the hell, Tommy ich will’s jetzt ganz schnell!”, reime ich und lasse mich gleichzeitig mit Tommy auf mein Bett fallen. Rumps. Rumpel. Krach. Bumm. Verdammter Mist. Jetzt gings aber abwärts. “Ähm”, meint Tommy, der auf mir drauf liegt und sich in meinem T-Shirt festkrallt. “War dein Bett immer schon so niedrig?” “Nein, Tommy”, erkläre ich in gelassener Tonlage, während ich in die Augen meines Freundes sehe. “Wir sind nur gerade eingekracht. Das ist alles.” “Oh.” Die Haare fallen dem Emo in die Augen. “Aber ich bin doch nicht schuld daran, oder?” Ohne eine Antwort zu geben rapple ich mich auf, lasse Tommy unbeholfen auf dem Bauch liegen und gucke mir die Bescherung von weitem an. “Oh mein Gott. Mein schönes Bettchen. Eine Tragödie!” Vor Trauer bedecke ich mein Gesicht, ich kann den Trümmerhaufen einfach nicht ansehen. “Wir waren wohl etwas zu wild und leidenschaftlich”, meint Tommy unsicher und wird rot. “Tut mir echt leid. Heut Nacht werden wir wohl auf der Couch pennen müssen.” “Ich werde auf der Couch pennen. Und zwar im Wohnzimmer.” “Denni, ich will aber bei dir sein und nicht hier in deinem Zimmer alleine.” “Du kannst auch gerne heimgehen.” Stinkig bin ich. Auf mich selber. “Was ist hier für ein Geschrei?” Meine Blick wendet sich zur Tür, wo ich meine Mutter unbeweglich mit verschränkten Armen stehen sehe. “Ach, hallo Mama”, begrüße ich sie gleichgültig. “Mein Bett ist eingefallen wie ein Kartenhaus. Wegen Tommys fetten Arsch.” “Du hast selber einen fetten Arsch. Schwuchtel”, schimpft Tommy, eigentlich ist es irgendwie lustig, wenn Tommy aufgebracht ist. Da sträuben sich seine Haare immer so lustig in alle Richtungen. Die ‘Schwuchtel’ nehme ich ihm natürlich auch nicht übel, denn das Wort werfen wir uns häufig gegenseitig an den Kopf, um herauszufinden, wer von uns beiden die größere Schwuchtel ist. Bis jetzt hat Tommy immer gewonnen, denn schwuler als er kann man einfach nicht sein. So sehr man sich auch bemüht. “Jetzt hört aber auf!”, wettert Mama und wirft Tommy einen bösen Blick zu. Wahrscheinlich nimmt sie ihm im Gegensatz zu mir die ‘Schwuchtel’ übel. “Dennis, du schläfst im Wohnzimmer, bis wir ein neues Bett besorgt haben.” “Sag ich doch”, sage ich zungeherausstreckend zu meinem Freund, der dumm aus der Wäsche guckt. Mama möchte gerade den Raum verlassen, doch sie dreht sich noch mal zu mir um. “Ach, und bevor ichs vergesse, nächste Woche zieht dein Cousin hier ein”, erzählt sie mir. “Wegen seiner Ausbildung.” “Du hast einen Cousin?”, will Tommy ganz aufgeregt wissen, das kaputte Bett scheint durch diese Neuigkeit völlig vergessen. “Ist er hübsch? Oder sieht er aus wie ein misslungener chemischer Versuch?” “Was weiß ich”, stöhne ich, denn Tommy springt an mir auf und ab, was mich ganz nervös macht. “Und jetzt hör auf hier rumzuhoppen. Du wirst ihn schon noch früh genug kennen lernen.” “Au ja!”, freut sich Tommy. “Bestimmt sieht er dir ähnlich. Hm, da muss er ja verdammt sexy sein, wenn er auch nur annähernd so aussieht wie du.” Was war das denn? Liebeserklärung und mir untreu werden in einem? Passt das überhaupt zusammen? Am liebsten würde ich Tommy meinen Cousin gar nicht erst zeigen. Klar, ich weiß auch nicht, wie er heute aussieht, zu letzt gesehen habe ich ihn, als ich vier Jahre alt war. Seitdem meine Mutter sich heftig mit ihrer Schwester zerstritten hat, herrscht Funkstille mit unseren Verwandten. Das einzige, was ich noch über meinen Cousin weiß, ist, dass er drei oder vier Jahre älter als ich sein muss und auf den Namen Ashley hört. Wie schwul muss man eigentlich sein, um Ashley zu heißen? Das ist ein englischer Mädchenname und keine Bezeichnung für einen anständigen Kerl. Wenn Mama mich so genannt hätte, wäre ich wahrscheinlich schon längst von der Brücke gesprungen und hätte auf Nimmerwiedersehen zu dieser Welt gesagt. ***** “So, Tommy”, weise ich meinen Freund an. “Du hörst jetzt auf, von Jungs zu schwärmen, die dir nicht gehören. Wenn du schwärmen willst, dann nur von mir. Ich bin dein Schatz, dein Herzchen.” “Nein, Michi ist mein Herzchen”, rechtfertigt sich Tommy. “Merk es dir: Du bist der Fickfrosch.” Ich verziehe auf merkwürdige Weise mein Gesicht, stelle mich dann vor den Schrank, um zu sehen, ob ich noch eine saubere Decke für Tommy habe, der ja unbedingt hier schlafen will. Schießlich finde ich eine etwas abgenutzte in der hintersten Ecke. Mh, Blümchen für den klischeeschwulen Tommy. Passt doch 1a. Doch als ich ihm die Decke zeige, macht der Emo ein wenig begeistertes Gesicht. “Da hast du bestimmt schon draufgewichst, so wie ich dich kenne, Denni”, meint er und sieht mich vorwurfsvoll an, ich aber bin empört. “Na hör mal”, rechtfertige ich mich. “Ich kann meinen Samenerguss doch noch recht gut kontrollieren, schließlich bin ich kein Opi.” “Da hab ich im Park aber anderes erlebt”, kichert Tommy, nimmt dann aber doch die Decke an sich und breitet sie auf der kleinen Couch in meinem Zimmer aus. Für mich wäre sie zum schlafen zu schmal und kurz, aber für Tommy geht sie gerade noch so, wenn er nicht gerade herumstrampelt wie ein Baby. Ich habe Mama überredet, dass sie heute mal für fünf Personen kocht, denn der dünne Tommy braucht meiner Meinung nach unbedingt etwas in seinem Magen, bevor er zu Bett oder besser gesagt zu Couch geht. Also sitzen wir Punkt 18.00 Uhr um den Küchentisch und nehmen uns alle etwas von dem ‘leckeren’ Gemüseeintopf. “Ich mag kein Gemüse”, grummelt Tommy, der sich nur eine Kelle voll Suppe genommen hat und darin lustlos mit dem Löffel Kreise beschreibt. “Kann ich mir ein Nutella-Brot machen?” “Davon wirst du nicht satt”, rede ich auf den schmollenden Kleinen ein und klopfe ihm auf die Schulter, um ihn vielleicht doch noch zum Essen zu bewegen. “Morgen früh bekommst du ein Brot, okay? Aber nur, wenn du deine Suppe isst, du Suppenkasper.” Mama muss über meine neu entdeckte väterliche Art schmunzeln, wenn sie wüsste, dass Tommy sehr mütterlich sein kann, wären wir in ihren Augen sicher wie ein altes Ehepaar. Der Emo hat meinen Überredungskünsten glücklicherweise nicht standgehalten und führt seinen Löffel zum Mund, um geräuschvoll seinen Eintopf davon zu schlürfen. “Warum schläfst du denn überhaupt so oft bei uns?”, will meine Mutter plötzlich wissen. “Nicht, dass der Freund meines Sohnes nicht willkommen wäre, aber manchmal mache ich mir schon ein paar Sorgen um dich.” Sie macht eine kurze Pause und sieht in mein erschrockenes Gesicht, denn ich möchte nicht, dass sie von Tommys psychischen Problemen erfährt. “Wirst du zu Hause geschlagen?” “Nein”, antwortet Tommy blitzschnell. “Mit mir ist alles in Ordnung. Ich bin nur gerne bei Denni.” “Aha.” Mama sieht nicht besonders überzeugt aus, besorgt sieht sie zu meinem Vater, der ebenfalls keinen Rat weiß. “Aber wenn was ist, du kannst jederzeit zu uns kommen”, bietet Papa an. “Schließlich bist du nun auch so was wie unser Sohn.” Ich kann mir ein gerührtes Lächeln einfach nicht verkneifen. Es macht mich sehr glücklich, dass meine Eltern Tommy so gut in die Familie aufgenommen haben, obwohl es doch sicher nicht einfach für Mutter und Vater ist, wenn sie erfahren, dass einer ihrer Söhne ‘plötzlich’ schwul wird. Mama wendet sich nun wieder an mich. “Wir müssen unbedingt ein neues Bett für dich besorgen, denn wenn Ashley hier einzieht, muss er auf der Couch schlafen.” Sie klingt nicht sonderlich begeistert, ich bin es auch nicht wirklich. “Jetzt, wo Susannes Sohn eine Lehre zum Mediengestalter anfängt, sind wir ihr wieder lieb und teuer, damit der Junge sich ja nicht eine WG suchen muss. Obwohl die doch reich genug sind. Aber vielleicht geht es auch um etwas ganz anderes.” “Um was denn?”, platzt es mir voller Neugierde heraus, während ich große Augen mache. Mama nimmt sich noch eine Kelle Suppe aus dem Topf und rührt darin herum. “Ihr verzogenes Söhnchen kann unmöglich mit fremden Leuten zusammen wohnen. Sie würden ihn vielleicht nicht bei sich integrieren. Er ist doch so sensibel.” Die Ironie meiner Mutter bringt uns alle zum lachen, aber ich muss mir eingestehen, dass ich langsam ziemlich neugierig auf meinen verwöhnten Cousin werde. Erstens, weil ich da ein neues Schikaneopfer habe, wenn er wirklich so bescheuert ist, wie meine Mutter sagt und zweitens kann ich da mal wieder so richtig den Macho raushängen lassen, damit der Typ merkt, wie uncool er ist. Bestimmt ist Ashley genauso, wie man sich einen reichen Schnösel vorstellt. Ordentlich gebundene Krawatte, Bügelfalte in der Hose und bis oben hin zugeknöpftes Hemdchen. Haha, dem werde ich seine guten Manieren austreiben, darauf kann er sich verlassen. ***** “Oh, Denni, ich würd mich jetzt am liebsten von dir im Stehen ficken lassen.” Ich ziehe nach ‘What the fuck’-Manier eine Augenbraue in die Höhe und mustere meinen Freund, der sich bis auf die Unterhose auszieht und dann mit dem Arsch zu mir vor der Couch steht. Naja, ich muss schon sagen, Tommys Hintern kann man nicht einfach so widerstehen, der will regelrecht angefasst und gestreichelt werden. Und nicht nur das. “Eigentlich…bin ich ziemlich müde”, gebe ich bekannt und gähne zur Bestätigung. “Lass uns das lieber auf Morgen verschieben, okay?” “Na gut”, schmollt der Emo und wendet sich mir zu, nimmt mich in den Arm, während er sich ein Kussi abholt. “Dann schlaf schön.” “Du auch”, brummle ich in sein Haar, man, ich hab ihn so verdammt lieb. “Aber nur von mir träumen und nicht von Spießer-Ashley.” Tommy grinst nur, dann legt er sich auf das Sofa und kuschelt sich unter die Decke. Noch einmal muss ich gähnen, schließlich schließe ich die Tür hinter mir und verkrümle mich ins Wohnzimmer, um dort schäfchenzählend einzuschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)