Owner Of a Lonly Heart von Elfenkautz (The Star of Love) ================================================================================ Kapitel 28: Für und Wieder -------------------------- Apokal und Katas materialisierten keuchend und sanken auf die Knie. Apokal hatte den Schild zu schnell freigegeben, so war die Energie unkontrolliert ausgebrochen und der Rückstoß hatte sie erwischt und um ein Haar getötet. Mühsam richteten sich beide auf. Katas Augen funkelten vor Zorn. „Wolltest du uns umbringen?“ „Ich?! Du musstest doch unbedingt ein wenig Small Talk mit deinem Angebeteten betreiben. Wir hatten Venus fast.“ „Oho jetzt gibst du also mir die Schuld?!“ „Wem denn sonst? War es nötig alle Krieger einzuladen und sie dann noch zu provozieren?“ „Na wenigstens tue ich was. Denk nicht, es wäre mir nicht aufgefallen, dass du seit neulich überhaupt nicht mehr bei der Sache bist. Was ist? Hast du dich vielleicht in die kleine Schnepfe verguckt? Ja, möchtest du ein getreuer Speichellecker der Mondprinzessin werden, der zu ihren Füßen kriecht und hoffen muss, nicht irgendwann doch erledigt zu werden?“ „Was fällt dir ein!“ Apokal war außer sich vor Zorn. Es war nicht seine Schuld, dass sie versagt hatten und nie würde er sich den Kriegern des Lichts anschließen. Er wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, da fiel ihnen Kunzite ins Wort. Er hatte auf die beiden gewartet und ihren Kampf mit den Sailorkriegern im Suchspiegel beobachtet. „Seid still ihr beiden.“ Erschrocken fuhren Katas und Apokal herum. Sie hatten den General nicht bemerkt. Sofort knieten sie nieder. „General“ murmelten die beiden. Kunzite hob die Hand. Er war nicht an ihren halbherzigen Entschuldigungen interessiert. Sie hatten wieder versagt. Was noch schlimmer war - sie hatten es nicht geschafft, Venus gefangen zu nehmen. Er konnte nicht mehr in ihre Träume eindringen. Sie wurde neuerdings geschützt und er ahnte, wer dafür verantwortlich war. Eine unerfreuliche Wendung in seinem Plan. Schon bald würde der Einfluss, den er auf die Herrin der Liebe nahm, schwinden und dann würde nicht nur das verfluchte Kristalltokio entstehen, sondern es würde auch seine Pläne das Königreich des Dunkeln wiederzubeleben zunichte machen. „Schweigt! Ich wollte mich selbst überzeugen, wie weit ihr fortgeschritten seid. Hatte ich euch nicht gewarnt die Sailorkrieger offen anzugreifen?“ Beide schwiegen. „Ich dachte, meine Befehle wären eindeutig.“ Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos, doch spürte er die wachsende Spannung bei seinen Untergebenen. Es bereitete ihm Vergnügen, sie leiden zu sehen, wenn auch nicht so viel wie die Vernichtung Kristalltokios. Kunzite konzentrierte sich wieder auf seinen Zorn. Sie hatten seine Befehle missachtet. Katas hob den Kopf und schaute flehentlich in das Gesicht ihres Lehnsherrn. „ Das waren sie mein Lord, verzeiht uns.“ „Verzeihen Katas? Was denn, dass du versucht hast, Venus zu töten und nur das erscheinen deines Bruders und deine offensichtliche Schwäche für diesen Menschenjungen, dein Vorhaben vereitelt haben. Oder dass ihr wieder mit eurem Auftrag Sternenkristalle und die in ihr gebundene Energie zu sammeln, nicht nachgekommen seid?“ Kunzites Stimme blieb völlig ruhig. Fast schon sanft und sowohl Apokal als auch Katas stellten sich die Nackenhaare auf. In dieser sanften Stimme schwang mehr Gewalt und Unheil mit, als es in einem gebrüllten Befehl je möglich gewesen wäre. Katas senkte erneut ihr Haupt und wagte nicht zu atmen. Apokal machte keine Anstalten sich zu verteidigen oder ihr zu Hilfe zu eilen. Kunzite lächelte kalt, als er die Hand hob und schwarze Blitze aus seiner Handfläche zuckten und Katas erfassten. Sie schrie vor Schmerzen und wand sich in dem Sturm aus schwarzer Energie, der ihren Körper heimsuchte. Apokal schloss die Augen. Seine Ohren konnte er aber nicht vor dem Geschehenen verschließen, die Schreie seiner kleinen Schwester, die in seinen Ohren gellten, während sie von Kunzite gefoltert wurde. Der Preis für ihr Versagen. Schließlich endete der Lärm und Apokal wagte aufzublicken. Kunzite blickte angewidert auf Katas, die regungslos zu seinen Füßen lag. Dampfschwanden von versenkter Haut, Kleidung und Haar stiegen von ihr auf. Dann wandte er sich ohne jede weitere Regung an ihn selbst. Halb erwartete Apokal den Schmerz, doch war er entschlossen Kunzite keine Schwäche zu zeigen. Doch die erwartete Bestrafung blieb aus. „Wagt es nie wieder, meine Befehle in Frage zu stellen oder noch mal zu versagen. Fangt Venus lebend und sammelt die Sternenkristalle oder ich werde beim nächsten Mal nicht mehr so gnädig sein.“ Bei den letzen Worten umspielte ein freundliches Lächeln seine Lippen. Apokal verbeugte sich erneut und knirschte mit den Zähnen „Ja, mein Lord.“ Langsam lichtete sich der Staub. Die Szene, die sich Minako und Yaten präsentierte, hätte aus einem Kriegsdrama stammen können. Teile des Tunneldachs lagen im trüben Wasser und durch das Loch sickerte das Licht der Nachmittagssonne, welche vom Staub und den restlichen Dampfschwanden des Kampfes gedämpft wurde. Die Krieger lagen wild verstreut in den Überresten des Tunnels und rappelten sich mühsam wieder auf die Beine. Minako ließ das Szenario weiter auf sich wirken. Sie hatte sich von Yaten los gerissen, als eine Explosion das Gebäude erzittern ließ und war zu ihren Freunden zurückgeeilt, in der Hoffnung, etwas tun zu können. Jetzt stand sie am Rand des Geschehens und bestaunte ungläubig das Ausmaß. Selbst wenn sie rechtzeitig hier gewesen wäre, hätte sie gar nichts tun können, um das hier zu verhindern. Yaten der ihr nachgelaufen war, setzte sich in Bewegung und fiel neben Sailor Moon auf die Knie. Sie hatte sich im letzten Moment über Fighter geworfen, um sie vor den herabstürzenden Türmern zu bewahren. Jetzt erhob sie sich langsam und verstört, eine Beule zierte ihre Stirn, doch ansonsten schien die Mondprinzessin unverletzt. Auch Fighter kam wieder zu Bewusstsein, war jedoch wie alle anderen auch noch viel zu benommen, um sich auf etwas anders als den eigenen Schwindel zu konzentrieren. Yaten vergeudete keine Zeit mit Fragen. Es war ohnehin offensichtlich, was passiert war. Er kniete neben der Sailorkriegerin nieder und untersuchte sie. Inzwischen näherten sich die anderen. Minako blieb wo sie war. „Alles in Ordnung, jemand verletzt?“ Mars hatte sich am ehesten wieder gefangen und versuchte nun, Ordnung in das Geschehen zu bringen, etwas das sonst Minako getan hatte. Ihre Freunde schüttelten den Kopf. Yaten schloss die Untersuchung Fighters ab und meinte: „Nur eine Gehirnerschütterung, nichts ernsthaftes. Gut, dass du so ein Dickschädel bist.“ Damit wandte er sich Hotarus Bein zu, die jedoch winkte ab. „Nicht hier, wir sollten machen, dass wir hier fortkommen. Yaten zögerte einen Moment, nickte aber dann. Sie hatte recht. „Was ist mit den Unschuldigen?“ fragte er, während er sich aus dem Schlamm erhob. „Sie kamen gerade zu sich, als wir zu euch aufbrachen. Wir haben sie in die andere Richtung aus dem Tunnel geschickt“ klärte Maker ihn auf. „Ich hoffe nur, sie haben es alle geschafft“ murmelte Sailor Moon besorgt. „Bestimmt“ sprach Merkur. „Aber jetzt ist erst einmal wichtiger, dass wir schnell hier wegkommen.“ Sie wandten sich Richtung Ausgang und verwandelten sich zurück. Ohne weitere Schwierigkeiten schafften die Freunde es durch einen Darstellereingang ins Freie zu gelangen. Um das Loch im Liebestunnel hatte sich inzwischen eine beachtliche Menschenmenge gebildet. Es schien niemand sonst verletzt worden zu sein. So bewegte die Gruppe sich vom Aufruhr weg und suchten den Ausgang. Auf dem Parkplatz wollten sie sich schon auf die diversen Wagen aufteilen, als Hotaru sich suchend umsah. „Sagt mal, wo ist Minako?“ Jetzt fiel es auch den anderen auf. Minako war nicht mehr bei der Gruppe. Haruka blickte sich alarmiert um. „Im Tunnel war sie noch bei uns.“ Auch die anderen wirkten hoch besorgt. „Vielleicht ist sie noch mal schnell auf‘s Klo?“ schlug Makoto halbherzig vor. Dabei wusste sie, dass Minako nicht einfach verschwunden wär. Yaten fluchte leise. Er hatte gar nicht mehr auf die Blonde geachtet, nachdem sie die Krieger gefunden hatten. Mit einem mulmigen Gefühl blickte er zurück auf die Kirmes. Er wusste, es würde nichts bringen, jetzt zurück zugehen und nach ihr zu suchen. Dafür waren dort viel zu viele Menschen. Auch die anderen schienen ratlos. Schließlich sprach Setsuna das aus, was allen anderen klar war. „Wir sollten zurückfahren. Es hat keinen Sinn hier rumzustehen.“ „Ja, aber Minako…“ wendete Bunny ein. „Ich denke nicht, dass ihr etwas passiert ist. Vermutlich braucht sie etwas Zeit zum Nachtdenken.“ Bunny wollte schon erwidern, dass Minako sich durchaus immer noch in Gefahr befand, immerhin hatten ihre Feinde zuerst Minako angegriffen und nicht sie, doch Rei kam ihr zuvor. „Setsuna hat recht. Es war das erste Mal, dass sie nicht mitkämpfen konnte. Das war bestimmt schlimm für sie. Geben wir ihr etwas Zeit.“ Bunny war nicht überzeugt, sah aber ein, dass es zwecklos war. Wenn Minako allein sein wollte, dann würden sie sie sowieso nicht finden. Müde stieg sie ins Auto ein und fuhr mit den anderen zurück in den Tempel, um ihre nächsten Schritte zu besprechen. Minako achtete kaum wohin sie ging, es war ihr auch egal. In ihrem ganzen Leben war sie noch nie so hilflos gewesen. Gleich nachdem sie mit den anderen aus dem Tunnel raus war, hatte sie in der Menge Schutz gesucht. In dem Gedränge war es leicht gewesen, ihre Freunde schnell und unbemerkt zu verlassen. Die Bilder der Schlacht, vom Auftauchen ihrer Feinde bis zum eingestürzten Tunnel, hatten sich in ihr Gehirn gebrannt. Minako wusste, sie hatten schon schlimmere Kämpfe überstanden und es war auch niemand verletzt worden, aber es war nun mal ein Unterschied, ob man mit kämpfen oder nur zusehen konnte, wie die Menschen die man liebte, verletzt wurden. Was wenn beim nächsten Mal jemand getötet wurde? Zumindest schienen Katas und Apokal inzwischen zu allem entschlossen. Minako konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ihre Freunde und ihre Familie beim Kampf gegen das Böse den Tod finden konnten, während sie sich selbst sicher und behütet in irgendeiner dunklen Ecke versteckte. Bunny hatte ihr von dem prophetischen Traum und der Botschaft Königin Serenetys in einer ruhigen Minute erzählt, aber Minako bezweifelte inzwischen, dass es ihr möglich sein sollte, sich ohne die Hilfe ihres Stabes zu verwandeln. War sein Zerbrechen nicht ohnehin ein Zeichen ihrer Schwäche? Kunzite hatte ganze Arbeit geleistet. Sie war längst nicht so stark gewesen, wie sie vermutet hatte und jetzt? Jetzt war sie gar nichts mehr nur eine gewöhnliche Schülerin, ein Opfer und Spielball höherer Mächte. Sie brauchte Abstand zu all dem. Ihre Feinde hatten sich auf sie gestürzt und ihre Freunde mussten sich in eine Gefahr begeben, die vermeidbar gewesen wäre. Trotzdem, wie konnte sie ihnen begreiflich machen, dass es viel zu gefährlich war, wenn sie so weiter machten wie bisher? Wozu war all die Liebe, die sie in sich trug, wenn sie nicht einmal die beschützen konnte, die ihr am meisten bedeuteten? Tränen füllten Minakos Augen. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie unbewusst in den Park gegangen war und nun am Ufer eines kleinen Sees stand. Hier kam sie schon immer her, wenn sie aufgewühlt war. Der Ort hatte eine magische Anziehung auf sie und beruhigte sie auf eine Weise, wie es noch keinem Lebewesen möglich gewesen war. Sie wusste auch nicht, woran es lag. Es gab sehr viel schönere Plätze im Juban Park. Vielleicht war es die Abgeschiedenheit hier oder dass weder der See noch die kleine Waldlichtung hier von den Architekten geplant waren. Sie waren schon immer da gewesen und niemand bemühte sich, die unbelastete Natur hier in irgendein Schema zu pressen. Ein Angelkai und eine Holzbank am Seeufer waren die einzigen Zeugnisse, dass auch andere Menschen von diesem Platz wussten. Was auch immer es war - immer wenn sie hier gewesen war, fühlte sie sich leichter und konnte sich besser auf die Lösung ihrer Probleme konzentrieren. Seufzend ließ sie sich auf die Bank sinken. Die Sonne ging bereits unter und tauchte die Bäume und Büsche in goldenes Licht. Das Wasser glitzerte wie ein Kristall, während es die letzen Lichtstrahlen zurück warf. Es war malerisch schön, doch heute berührte sie dieser Ort kaum. Noch etwas, das sie dem Verlust ihrer Kräfte zuordnete. Schließlich erhob sie sich wieder. Sie wollte sich gerade zum gehen wenden, da bemerkte sie die einsame Gestalt, die wenig entfernt am Seeufer an einen Baum gelehnt stand und gedankenverloren auf die Wasseroberfläche schaute. Er schien sie nicht bemerkt zu haben und eigentlich wollte Minako auch keine Gesellschaft haben, erst recht nicht von Rayne. Dennoch fühlte sie sich ein wenig schuldig. In all dem Trubel hatte sie Rayne und seine Schwester völlig vergessen. Er wirkte müde und erschöpft, schien aber unversehrt. Minako wollte sich schon davon stehlen, da bemerkte der DJ die junge Frau. Er schien überrascht, sie zu sehen, um nicht zu sagen - ertappt. „Minako! Was machst du denn hier?“ fragte er sie verwirrt. Minako schimpfte mit sich selbst. Wieso war sie nicht einfach gegangen. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, erwiderte sie: „Spazieren! Ich brauchte ein wenig Ruhe und du? Wo hast du Angie gelassen?“ Rayne musterte sie intensiv, so als wolle er sie bei einer Lüge erwischen. Minako fühlte sich unwohl unter diesem Blick. „Ich hab sie Heim gebracht. Ich weiß nicht, was es war, aber irgendwie muss sie sich im Tunnel verletzt haben. Dann bin ich zurück gekommen, um nach euch zu suchen. Da hab ich gesehen, dass der Tunnel eingestürzt waren. Ich konnte euch nicht finden und der Rettungsdienst meinte, niemand sei ernsthaft zu Schaden gekommen. Geht es dir gut?“ Minako bekam ein schlechtes Gewissen. Er hatte nach ihnen gesucht und sie hatten vergessen, dass er überhaupt da war. „Ja, es geht uns allen gut, ein paar Kratzer und Schnittwunden, nicht gravierend. Seiya hat sich den Kopf gestoßen und eine Gehirnerschütterung, aber er wird bald wieder.“ Rayne verzog kaum merklich den Mundwinkel. „Das ist schön. Ich hab mir schon Sorgen gemacht.“ Minako nickte nur. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, also wechselte sie das Thema. „Kommst du oft hier her?“ Rayne wandte seinen Blick wieder dem See zu. „Ja, gelegentlich. Hier ist es ruhiger, als an den anderen Stellen. Außerdem mag ich es, wenn nicht dauernd alles mit Statuen, Springbrunnen und albernen Blumenbeeten zu gepflastert wird.“ Minako musterte Raynes Profil. Ohne es zu wollen, hatte er ihr aus der Seele gesprochen. Wieder blickte er sie an. „Und du? Kommst auch oft hier her?“ Minako überlegte einen Augenblick. Sie sprach nicht gern über solche Dinge, aber er hatte ihr eine ehrliche Antwort gegeben und sie fühlte sich nach wie vor schuldig, dass er und Angie heute in Gefahr gebracht wurden und sie nicht mal einen einzigen Gedanken an die beiden verschwendet hatte. „Auch gelegentlich, wenn ich nachdenken muss oder einfach nur mal allein sein möchte.“ Rayne nickte und lächelte sie an. Es schien das erste richtige Lächeln zu sein, welches er ihr gewährte und es machte ihn Minako um einiges sympathischer, als seine übliche Art. „Entschuldige, ich wollte deine Ruhe nicht stören.“ Minako erwiderte sein Lächeln ehrlich. „Nicht schlimm, ich werde heute sowieso keine Lösung mehr finden.“ Rayne nahm es ohne Reaktion hin. Nach einigen Minuten des Schweigens, in denen sie beide auf die glitzernde Wasseroberfläche blickten, fragte Rayne. „Wollen wir uns setzen?“ Er deute auf die Bank. Minako überlegte. Die anderen machten sich bestimmt schon Sorgen. Ihr Verschwinden war bestimmt schon aufgefallen. Andererseits hatte sie kein Interesse daran, über ein Problem zu diskutieren zu dessen Lösung sie ohnehin nichts beitragen konnte. Und neue Vorwürfe musste sie im Moment auch nicht haben. Sie stimmte zu und sie ließen sich auf das morsche Holz der Bank sinken. Ein leichter Modergeruch lag in der Luft, doch Minako empfand ihn keineswegs als unangenehm. Rayne griff den Faden wieder auf und sprach während er ein Blatt, das auf dem Wasser schwang, beobachtete. „Ich dachte immer, ich sei der Einzige, der diesen Platz kennt. Hätte nicht gedacht, dass es ausgerechnet dich hierhin verschlägt.“ Minako blinzelte ihn verwirrt an. „Wie meinst du das?“ Rayne schmunzelte. „Entschuldige, ich weiß ich bin sehr direkt, aber ich hätte nicht gedacht, dass du der Typ Mensch bist, der einen solchen Ort zu schätzen weiß.“ Nun war es an Minako zu schmunzeln. „Ja, mir geht es ähnlich. Du wirkst mehr wie der Fashionstyle Typ, der von einer Show zur nächsten tingelt.“ Jetzt lachte Rayne. „ Der bin ich auch, aber wenn man den ganzen Tag von Oberflächlichkeit und verliebten Teenies umgeben ist, dann braucht man einfach einen Ort, an den man sich zurück ziehen kann - etwas das ehrlich ist.“ Minako betrachte ihn von der Seite. „Das klingt so, als ob du deine Arbeit nicht sehr mögen würdest!?“ Rayne wurde wieder ernst und zuckte mit den Achseln. „Ich mag Musik und wenn das der Preis ist, den ich in Kauf nehmen muss, dann ist das eben so. Man kann sich sein Schicksal nicht aussuchen.“ Eigentlich hätte Minako ihm an dieser Stelle wiedersprechen müssen, aber irgendetwas hinderte sie. Rayne schien von ihrem inneren Zwiespalt nicht viel mitzukriegen, er sprach weiter. „Und magst du mir verraten was dich so beschäftigt?“ Minkao zuckte mit den Achseln. „ Nichts Bestimmtes.“ „Wirklich? Oder willst du einfach nicht drüber reden?“ Rayne schaute sie wieder an. Er musste das Unbehagen in ihrem Gesicht gesehen haben und hob abwehrend die Hände.“Schon gut, ich hätte nicht fragen sollen. Du musst es nicht erzählen.“ Minako lächelte schwach. „Versteh mich nicht falsch, aber ich kann nicht drüber reden.“ Er schien zu verstehen „Jeder hat eben seine kleinen Geheimnisse.“ Minako nickte. „Scheint wohl so.“ Rayne seufzte. „Was ist?“ „Naja, findest du es nicht auch schrecklich, dass wir immer Geheimnisse haben, die wir glauben vor anderen bewahren zu müssen? Was ist das für eine Welt, in der Ehrlichkeit bestraft wird.“ Minako musterte ihn überrascht, doch Rayne fuhr unbeirrt fort. Sein Gesicht hatte einen verbitterten Zug. „ Wir alle lügen und betrügen. Wir tun so, als wären wir jemand anderes, nur damit sich niemand Gedanken machen muss. Und so was nennt sich dann Harmonie. Welchen Nutzen hat es denn, wenn sich ein Mensch selbst zugrunde richtet, nur damit ein anderer fröhlich sein kann? Und wie kann der Mensch ein solches Handeln zu lassen?“ Jetzt fühlte sich Minako genötigt zu antworten, auch wenn sie nicht mehr Sailor Venus war, so hatte sie die Liebe doch lang genug vertreten. „Weil wir es so möchten, weil wir einander lieben. Es ist nichts Falsches daran, Menschen die man liebt, das Leid zu erleichtern.“ „Ja, aber tust du ihnen damit einen Gefallen?“ „Wie meinst du das?“ „Naja, nimm doch mal die Pflanzen hier. Niemand kümmert sich um sie. Dadurch können sie ihr volles Potential entwickeln, ohne dass jemand sie beschneidet und in eine Form presst, die ihm angemessen erscheint. Sicher, sie konkurrieren miteinander und die Schwachen fallen dem Starken zum Opfer. Aber ist das nicht immer noch besser, als das was ihren armen Vettern in den Beeten wiederfährt. Sie werden zwar gewässert und gedüngt, das Unkraut wird entfernt und dadurch sind ihre Farben, ihr Duft und ihre Blüten prachtvoller, aber dafür können sie sich nicht frei entfalten. Ihre Wurzeln sind in engen Betonbetten eingesperrt, in diesen festgebunden, damit sie in einer bestimmten Form wachsen und dies nur, damit die die sich kümmern sich erfreuen können. Und selbst dann noch besteht die Gefahr, dass sie abgeschnitten werden, um dann in einer Vase eine langsamen Tod zu finden. Und mit Menschen verhält es sich genauso. Niemand gibt ohne zu nehmen, besonders nicht in der Liebe.“ Minako hörte Rayne fasziniert zu. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte. Es schien, als würde er alles, für das sie als Venus gestanden hatte, in Frage stellen. Sie hatte das Gefühl, die Liebe verteidigen zu müssen, doch wollte ihr kein passendes Gegenargument einfallen. Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Rayne blickte sie erwartungsvoll an. „ Bist du anderer Ansicht?“ „ Nun ja, es besteht immer die Gefahr, dass man enttäuscht wird, aber das bedeutet nicht, dass man niemals Erfüllung findet.“ Rayne blickte skeptisch. Also versuchte Minako es anders. „ Bleiben wir bei dem Beispiel. Du hast recht, die Blumen an diesem abgelegenen Teich sind wilder und vielleicht auch freier, aber was bringt ihnen das, wenn es niemanden gibt der das bemerkt? Sie kämpfen den ganzen Tag ums Überleben, können niemals rasten oder sich mal ausruhen und trotzdem laufen sie Gefahr, ausgerissen zu werden, sobald jemand beschließt, dass es soweit ist. Liebe bedeutet doch nicht, dass du deine Freiheit aufgibst. Es bedeutet, dass du sie teilst, die schönen wie die schlechten Dinge. Ein anderer nimmt dir etwas von deinen Sorgen, damit du das Schöne im Leben wieder sehen kannst. Natürlich kann es passieren, dass du mal der falschen Person vertraust und man dir weh tut. Dann bist du beim nächsten Mal vorsichtiger, aber schließlich begegnet jeder von uns mal einer Person, der ihr das Leben lebenswerter erscheinen lässt.“ Minako lächelte Rayne an und er konnte nicht anders, als zurück zu lächeln. Sie unterhielten sich noch lange und philosophierten über die Liebe und das Leben. Als sie sich schließlich trennten, war die Sonne längst untergegangen. Rayne brachte Minako bis vor ihren Hauseingang und machte sich dann in die entgegengesetzte Richtung davon. Er hatte es geschafft, sie für ein paar Stunden von ihren Sorgen abzulenken und sie hatten sich wiedererwarten gut verstanden, dennoch beschlich Minako ein ungutes Gefühl bei den Dingen, die er ihr gesagt hatte - besonders über die Liebe. Es klang sehr nach der Auffassung, die ihre Feinde vertraten, aber das war es nicht. Sicher hatte sie gegenargumentiert. Auch wenn er ihr nicht zustimmte, hatte er ihr zugehört. Nein, was Minako wirklich beunruhigte war, dass ihre eigenen Argumente ihr nicht stark genug vorkamen und insgeheim gab sie Rayne in seiner Argumentation recht. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Soooo diese chap is ein bissel länger, sodass ich es erst spalten wollte, aber da ich die woche unterwegs bin, weiß ich nicht ob ich nächste woche zum hochladen komm, deswegen bleibt es komplett ;)..ich hoffe es hat euch gefallen. Ich bin wie immer für alle arten von Meinungen und Vorschlägen offen. lg kautz Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)