Zum Inhalt der Seite

Reqium of Darkness & Quiet Symphony

Walker x Kanda
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auf der Suche

Mit Tim an meiner Seite war der Weg, der vor mir lag, eindeutig. Der Schauplatz des Kampfes, auf der er verschollen war, lag keine einhundert Kilometer entfernt und ich nahm den ersten Zug, der sich mir anbot.

Ich wusste nicht, wie ich die Suche zu beginnen hatte. Meine bisherigen Aufgaben hatten viel damit gemein und doch war dieses Vorhaben so anders. Es belangte mich persönlich, belangte viele, die mit mir arbeiteten und war fürs Erste soviel bedeutsamer, als der Sammlung ein weiteres Innocence hinzuzufügen. Das taten andere… während ich dafür sorgte, dass unsere Zahl nicht schrumpfte, dass unsere Gruppe nicht kleiner wurde und wir unsere Arbeit mit derselben Stärke fortführen konnten.

Drei Stunden saß ich in meinem Abteil, beinahe unablässig damit beschäftigt, mir die Aufzeichnungen des Golems anzusehen. Immer wieder und jedes Mal umso genauer, umso kritischer. Nach vorn gebeugt, die Ellbogen auf den Knien starrte ich in die verschwommenen Bilder, versuchte sie zu deuten, ihnen einfach etwas abzugewinnen, das mir einen Anhaltspunkt verschaffte. Doch letztendlich war es genauso, wie es Komui sagte. Die Aufzeichnungen waren beinahe wertlos. Es waren keine besonderen Gefechte, die sich mir zeigten. Keine besonders gefährlichen Gegner. Nur Level 1, berstende Häuserfassaden… die gewohnte Unruhe eines Gefechtes und darunter nur kurz das Aufblitzen des weißen Schopfes, bevor der Junge von einer pechschwarzen Rauchwolke verschluckt wurde.

Vermutlich der Moment seines Verschwindens und es war ein seltsames Gefühl, sich diesen Moment immer und immer wieder zu Gemüte zu führen. Er war so ausschlaggebend und bald achtete ich nicht mehr auf das weiße Haar, versuchte viel eher, mit den Augen die Rauchwolke zu durchdringen, jede Ecke der Aufzeichnung zu studieren.

Es war eine Mission, wie jede andere. Ich stieß auf keine Besonderheiten, nichts, das das Verschwinden des Jungen begründen könnte. Schreiende Finder, Explosionen und das Aufblitzen des Innocence’ inmitten des undurchdringlichen Getümmels.
 

Es waren schwere Kämpfe gewesen und die Stadt offenbarte sich mir als ein einziges Trümmerfeld. Viel war hier noch nicht passiert und ich stieg durch den Schutt, zog durch die Menschenmassen, die sich ziellos zwischen den jämmerlichen Überbleibseln ihres Eigentums bewegten. Neben mir löste sich noch vereinzeltes Gestein aus den Fassaden. Überall bröckelte und rieselte es und eine ferne Staubwolke ließ erahnen, dass ein Haus dem angerichteten Schaden nachgegeben hatte.

Flatternd bewegte sich der Golem neben mir, als ich mir dieses Dilemma anschaute und es doch nur oberflächlich und durchaus desinteressiert tat. Es war ein Ort, wie jeder andere. Viele Städte ließen wir so zurück und hatten anschließend nichts mehr mit ihnen zu tun. Vereinzelt kamen mir auch Finder entgegen. In geschäftige Arbeit vertieft, eilten sie von einem Gebäude zum anderen und nur wenigen schaute ich nach.

In alle Richtungen schweiften meine Augen, viele Eindrücke wirkten auf mich und die ersten Schritte tat ich völlig ziellos. Ich wollte mir einen ersten Eindruck verschaffen, mich von übereilten Beurteilungen fernhalten… und verlangsamte meinen Gang nach wenigen Minuten abrupt. Ich hatte etwas erspäht… nur flüchtig und trotzdem setzte ich mich sofort in Bewegung, machte kehrt und bog zur Seite. Von dem Gehweg hinab auf die vielbegangene Straße und in eine plötzliche Eile verstrickt.

Ein schwarzer Mantel hatte sich in der Masse der anderen Straßenseite erhoben. Eine Uniform, die eine hochgewachsene Gestalt kleidete und aufmerksam behielt ich ihn im Auge, während ich mir meinen Weg bahnte.

Ein anderer Exorzist!

Völlig unerwartet traf ich hier einen solchen an und musste diese Gelegenheit ergreifen.

Ich pirschte mich an einer Kutsche vorbei, schob mich durch eine kleine Gruppe von Menschen und ließ nach wenigen Schritten schon die andere Bordsteinkante hinter mir.

„Warte…!“ Schnellen Schrittes holte ich ihn ein, ließ ihn innehalten und stehen bleiben. Uniformen dieser Art übersah ich nicht. Ich hatte nicht damit gerechnet, einen anderen Kollegen zu treffen und auch er wirkte etwas überrascht. Mit ihm hatte ich zu früheren Zeiten des Öfteren zusammengearbeitet, ihn sofort wiedererkannt. Und ich war nicht der Einzige.

„Kanda.“ Grüßend nickte er mir zu, ließ den Gurt einer schweren Tasche von der Schulter rutschen und wurde auf den Golem aufmerksam, der mir sicher gefolgt war.

„Shermer.“ Ich erwiderte das Nicken nur flüchtig, wollte keine Zeit verschwenden. Er selbst schien auch in Mission zu sein und vermutlich tat ich nichts Schlechtes, wenn ich ihn nicht lange aufhielt. „Hast du hier in der Gegend zu tun?“

„Mm-mm.“ Mein Gegenüber nutzte die kurze Pause. Die Tasche fand ihren Platz zu seinen Füßen und kopfschüttelnd rieb er sich die Hände. „Nur auf der Durchreise. Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Ich suche einen Kollegen“, antwortete ich. „Er ist sehr jung, heißt Walker.“

„Ah.“ Unerwartet erhellte sich das Gesicht des Kollegen und sofort wurde ich aufmerksamer, gepackt von vorsichtigen Erwartungen hob ich die Brauen. „Weiße Haare.“

„Hast du ihn gesehen?“, erkundigte ich mich sofort, versuchte eine undeutliche Kopfbewegung zu deuten.

„Ich habe vor zwei Wochen mit ihm gearbeitet. Ein fähiger Kollege.“

Ja, das war er… einer der nebensächlichen Gründe, weshalb ich ihn suchte.

Es war mir unangenehm, dass er mir diese Tatsache vor Augen führte, den Jungen so hochschätzte, obwohl ich am Beginn meiner Suche stand… bisher ohne Ergebnisse, ohne Spur. Es setzte mich unter Druck.

„Er ist verschwunden.“ Unter einem tiefen Atemzug stemmte ich die Hände in die Hüften, spähte an ihm vorbei und schürzte die Lippen. „Ich brauche jeden Hinweis.“

„Ich bin erst seit gestern in der Stadt“, meinte Shermer daraufhin und seiner Stimme war zu entnehmen, dass die Angelegenheit nicht völlig unbedacht an ihm vorbeidriftete. „Wenn ich Zeit hätte, würde ich dir ja helfen aber…“

Ja, natürlich. Weshalb er dazu nicht imstande war, wusste jeder, der unsere Uniform trug. Ich nickte und er verstummte, zuckte bedauernd mit den Schultern.

Schallend umgaben uns die Schritte der Passanten, rauschend auch die Fetzen verschiedenster Stimmen und ich stand hier inmitten der Mengen, ohne den Anhaltspunkt, auf den ich gehofft hatte!

Ich brauchte auch keinen Begleiter!

Ich brauchte ein Ziel!

„Habt ihr keine Vermutungen? Niemand verschwindet grundlos.“

Was für eine Aussage…

„Er verschwand während schwerer Gefechte.“

Um ehrlich zu sein, sah ich keinen Grund, ihm mehr darüber zu erzählen. Er wäre mir wohl keine Hilfe. Ganz gleich, wie viel er über die Angelegenheit wusste.

„Vielleicht ist er gefallen?“

„Vielleicht aber auch nicht?“ Meine Antwort kam schnell. Beinahe unterbrach ich ihn und unterstrich diese Meinung mit einem knappen Blick.

Ich ging einfach nicht davon aus.

Sein Tod war kein Teil meiner Erwartungen.

Das war er noch nie gewesen und ich wehrte mich dagegen, auch nur einen Augenblick weiter in diese Richtung zu driften.

„Wenn du seit gestern hier bist, ist dir in der Umgebung vielleicht etwas aufgefallen?“

„Nichts. Wären hier in der Umgebung noch Akuma gewesen, wären sie es jetzt nicht mehr. Hier und in der nahen Umgebung ist es friedlich.“ Mit dem Fuß schob er ein kleines Trümmerteil zur Seite. „Aber ich weiß jetzt Bescheid und wenn ich auf dem Weg etwas sehe, melde ich mich bei dir.“

„Ja.“

Nicht sehr hoffnungsvoll…

Ich wandte mich bereits ab, legte keinen Wert mehr in die Unterhaltung. Neben mir bückte sich Shermer nach seiner Tasche.

„Sehr lobenswert, dass Komui jemanden zur Suche schickt. Es kommt so oft vor, dass einer von uns verloren geht.“ Ich lugte zu ihm. „Aber deswegen sollte man die Hoffnung nicht aufgeben.“

Mit diesen Worten schulterte er die Tasche neu. „Viel Glück.“

„Mm.“ Ich wusste nichts mehr zu sagen und so blieb es letztendlich bei einem verabschiedenden Zunicken und dabei, dass wir wieder unserer Wege gingen. Er weitaus zielstrebiger, als ich. Schlendernd und trottend ging ich wenige Stunden, darin vertieft, mir den Mund zu reiben und hinab auf den Weg zu spähen.

Diese Stadt wirkte mit jedem Augenblick weniger danach, als würde sie etwas vor mir verstecken. Als würde sie… ihn… vor mir verstecken.

Es war unmöglich, dass niemand ihn sah, wenn er sich hier oder in der Umgebung aufhielt. Er war kein Mensch, der in der Masse unterging.

Und ich blieb stehen.

Hier weiterzusuchen, würde mir vielleicht nichts bringen, als enttäuschte Erwartungen.

Ich blinzelte, fühlte mich für wenige Augenblicke verloren in dieser Masse aus Menschen, die einem bestimmten Weg folgten. Sie alle hatten ihre Ziele, sie alle wussten, wo sie das fanden, wonach sie suchten.

Langsam löste ich die Hand von meinem Mund, blickte auf…

Ein Ziel blieb mir auch noch. Ein Plan, in den ich nicht allzu viel Hoffnungen setzte. Aber Hoffnung hatte ich in anderen Fällen überhaupt nicht, weshalb mir wohl nichts anderes übrig blieb, als dieser einen Möglichkeit zu folgen.

Ich ließ beinahe einen gesamten Stadtteil hinter mir, bevor ich auf einen Finder aufmerksam wurde, der mir möglicherweise helfen konnte.

Meine Augen würden hier auf nichts stoßen, das anderen Augen entging. Ich hatte woanders anzufangen, hatte einen anderen Weg zu gehen, als die, die seit Tagen suchten. Bei mir musste es anders sein und so winkte ich den Mann zu mir. Sofort wurde er seinem Weg untreu und suchte sich einen sicheren Pfad durch die Trümmer.

„Ihr wurdet mit der Suche nach einem Exorzisten beauftragt.“ Ich spähte neben ihm vorbei, nahm das Nicken nur beiläufig wahr und wurde auf eine Gruppe von Findern aufmerksam. „Ich will den Verantwortlichen sprechen.“

„Natürlich.“ Sofort wandte sich der Finder zur Seite. „Ich hole ihn sofort. Warten Sie bitte!“

Er wurden seinen Worten gerecht, kehrte mir sofort den Rücken und verschwand in einem nahen Gebäude. Mit gemischten Gefühlen sah ihm nicht und erwartete nicht zuviel.

Ich war es nicht gewohnt, mich auf Finder zu verlassen. Wie seltsam wäre es, wenn sie sich in einer solch wichtigen Angelegenheit als nützlich erweisen würden.

Es dauerte nicht lange. Ich vertrat mir nur kurz die Beine, sicherte den Halt meiner Waffe und wurde dann auf eine ganze Gruppe von Findern aufmerksam, die aus dem Gebäude strömten. Unter ihnen der Hilfsbereite und mit einem Wink wurde einer von ihnen in meine Richtung gelotst.

Er wurde schnell auf mich aufmerksam, löste sich aus der Gruppe der Finder und kam mir entgegen. Durchaus überrascht und unvorbereitet, offensichtlich nervös und jung.

Der Suchbeauftragte?

Noch bevor ich ihn erreichte, verfluchte ich seine Unerfahrenheit, mit der er dieser Aufgabe niemals hätte gerecht werden können! Natürlich fanden sie ihn nicht! Sie waren an diese Stadt gebunden und an die Aufgaben, die sie hier zu verrichten hatten!

„Kanda?“ Stolpernd erreichte er mich. „Wir haben Sie nicht erwar…“

„Ihr habt die Suche übernommen?“ Mürrisch unterbrach ich ihn, wollte dem Bild, das sich mir hier bot, keinen Glauben schenken. Seine Miene erzitterte unsicher und es war nicht schwer, zu wissen, dass er keine Ahnung hatte, wovon ich sprach. „Ein Exorzist wird vermisst!“, half ich zischend aus und sofort fuhr er in die Höhe.

„Ja… ja, natürlich! Die Suche!“

Wenn man von Glück sprechen konnte, hatten sie zwei Stunden ihrer Zeit dafür hergegeben!

Wie hatte Komui sich all das vorgestellt!

Die Wut pulsierte in mir, ließ mich die Finger spreizen und zu Fäusten ballen.

„Wir haben zwei Zweiertrupps einmal rund um die Stadt geschickt.“

„In welchem Umkreis“, erkundigte ich mich tief durchatmend. Und das hatte ich nötig. Bisher war ich von der Initiative dieser Männer wenig beeindruckt.

Ich würdigte den Finder keines Blickes, starrte an ihm vorbei und zu all den anderen, die Zeit hatten, sich miteinander zu unterhalten!

„Einen Kilom…“

„Einen?!“ Ungläubig fuhr ich zu ihm herum, starrte ihn nun doch an. „Ihr kamt nicht weiter von der Stadt weg, als einen lächerlichen Kilometer?! Was soll sich in diesem Umkreis befinden?!“

Eingeschüchtert wich er um einen Schritt zurück.

„E-es tut mir leid aber wir haben hier unsere Befehle! Es war mir unmöglich, mehr der Männer für die Suche abzuziehen…!“

Unter einem scharfen Keuchen wandte ich mich ab, rieb mir den Mund und dachte für wenige Momente an gar nichts mehr.

Zu mehr war Komui nicht imstande gewesen?! Vier Männer?! Ein Kilometer?!

Derartige Zustände hatte ich nicht erwartet. Wie lange lag die Suche der Finder zurück, wenn sich dieser kaum noch daran erinnerte?!

Abermals atmete ich tief durch, stemmte die Hände in die Hüften und rang mich zu weiteren Fragen durch. Mir stand der Sinn danach, mich einfach wortlos umzudrehen und ihn stehenzulassen, damit er seinen wichtigen Befehlen auch weiterhin fleißig nachgehen konnte!

„Was habt ihr gesehen.“

„Ich selbst habe Walker nur einmal und kurz vor den Gefechten getroffen aber andere waren direkt dabei, als er verschwand.“ Kaum war er verstummt, da winkte ich ihn auch schon weiter. „Er hat vielen von uns das Leben gerettet… driftete während der Kämpfe aber immer mehr zum nördlichen Teil der Stadt ab, wobei die Akuma ihm irgendwann einfach folgten.“ Er reckte den Arm und kurz spähte ich in die vorgegebene Richtung. „Er schien den Gegnern gewachsen zu sein, doch als sich die Brände rasend schnell vermehrten, wurde er wie vom Erdboden verschluckt.“

Ich erinnerte mich… die Umrisse seiner Statur, die von einer dichten Rauchwolke verschlungen wurde. Ich hatte die Bilder gesehen und der Finder zog sich die Kapuze vom Kopf, kratzte sich innig und unentschlossen.

„Wir… haben sein Verschwinden vorerst nicht bemerkt, haben gedacht, dass er die flüchtenden Akuma vielleicht verfolgt hat?“

„Einige sind geflüchtet?“ Eine neue Information und sofort wurde ich hellhörig… und mir gegenüber wurde mit den Schultern gezuckt.

„Wäre doch möglich…?“

„Ist einigen Akuma die Flucht gelungen, oder nicht!“

Von Unsicherheit hatte ich selbst genug! Sie waren hier vor Ort gewesen, sie hatten Augen und meine Stimme entgleiste mir erneut.

Wie nachvollziehbar wäre seine Verfolgung der Flüchtenden! Nichts passte besser zu ihm, als ein solches Handeln und wie begrüßte ich die Möglichkeit, er wäre seit Tagen lediglich in die Verfolgung vertieft!

Dass unsere Sorgen unbegründet waren!

Dass es ihm gut ging!

Selbst Timcanpy könnte ihn inmitten des Tumults verlieren, wenn er es eilig hätte und nur Augen für den Feind!

So war er doch…?

Genau so.

„Es wäre möglich!“ Sichtlich überfordert versteckte sich der Finder hinter seinen Händen. „Hier herrschte das blanke Chaos… es tut mir leid aber wir konnten nicht darauf achten!“

„Norden, also?“

Fünf Tage… er hatte einen Vorsprung, den ich nicht auf die Schnelle aufholen könnte!

Aber es war ein Hinweis und somit mehr, als ich erwartet hatte!

„Ja, dort wurde er zuletzt gesehen.“
 

Es waren die letzten Worte, die ich mit ihm tauschte, bevor ich mich umdrehte und gen Norden wandte. Es war ein langer Weg, den besagten Stadtteil zu erreichen und zwei Stunden stieg ich nur durch Trümmer, schob mich durch Gassen und unruhige Menschen. Sie wurden unruhiger, irrten zielloser umher, je näher ich meinem Ziel kam. Aufgebrachte Stimmen erhoben sich zu all meinen Seiten, während mich meine eigene Unruhe stets vorantrieb.

Die Ziele, die ich mir hier setzte, stellten mich nicht zufrieden. Vergangene Gespräche verliefen sich im Sand, blieben letztendlich nichts, als eine Zeitverschwendung, die ich mir nicht leisten wollte. Und ich fluchte auf die vergeudeten Stunden, fluchte bei jedem Schritt, den ich tat und erreichte das fragwürdige Ziel.

Das Nordviertel, in welchem er verschwand… spurlos.

Und ich verlangsamte die Schritte, als ich das sah, was sich auch seinen Augen geboten hatte. Nirgends war die Zerstörung so augenscheinlich, wie hier. Es waren keine Häuser mehr, die mich umgaben. Es waren Grundmauern, jämmerliche Überbleibsel, die auf einen Kampf hinwiesen, mit dem niemand gerechnet hatte. Ein Angriff, dem sich ein einziger Exorzist in den Weg gestellt hatte.

Den Mund leicht und sprachlos geöffnet, betrachtete ich mir diese Ausmaße. Selbst das Gestein der Straße war zerstört. Auf den Straßen klafften tiefe Löcher, umgeben von den Bergen der Trümmer, belastet von der Schicht des hinab geregneten Staubes.

Es wirkte so trostlos und die Menschen, die meinen Weg kreuzten, als wären sie mit ihren Kräften am Ende. Ihnen schenkte ich kaum Beachtung, konzentrierte mich viel eher auf mögliche Hinweise, auf Zeichen, die mich weiterführten. So stand ich minutenlang an einem Fleck, bevor ich mich wieder in Bewegung setzte, auch hier noch vereinzelte Finder erspähte.

Vor allem sie… auf ihre Hilfe fluchte ich am meisten. Keine wirkliche Unterstützung, eher ein jämmerliches Unterfangen, um die Befolgung der Befehle vorzuweisen.

Knirschend knackte das Gestein unter den festen Sohlen meiner Stiefel, als ich eine Straße verließ, über die Bordsteinkante stieg und kurz darauf über ein klaffendes Loch im Boden.

Wie viele Akuma waren es gewesen…?

Was in dieser Stadt und um alles in der Welt hatte sie angelockt!

Hastend zogen eilige Schritte an mir vorbei, ließen mich aufblicken. Ich spürte einen kalten Luftzug, blickte dem Mann nach, der sich hastig an mir vorbeigekämpft hatte, die Straße hinab rannte… und kurz darauf gehörte meine Aufmerksamkeit wieder allein dem Boden.

Diese Ausnahmezustände kannte ich. Sie begegneten mir bei fast jeder Mission, hatten mich nicht zu interessieren. Die Angelegenheiten dieser Stadt erreichten mich nicht und auch, als es zwei weitere Menschen eilig hatten, blickte ich nur flüchtig auf, runzelte die Stirn. Keuchend hatten sich mich hinter sich gelassen und folgten der Straße.

Dem ziellosen Gang treu bleibend, hakte ich den Daumen in den Gürtel, zog die Nase hoch und spähte auf. Das Keuchen einer Frau erreichte mich und kurz darauf eilte auch diese an mir vorbei. Krampfhaft hielt sie ihr Kleid, stolperte beinahe über wahlloses Gestein und blieb der Eile dennoch treu. Sie alle strebten einer bestimmten Richtung vorbei und zum ersten Mal blickte ich aufmerksamer um mich, drehte mich und beobachtete eine Gruppe aus vier Männern, die über die andere Straßenseite hasteten.

Abermals stieg ich über ein Loch hinweg, sah ihnen nach.

„Was ist los?!“ Aufgeschreckt streckte sich ein Mann aus einem nahen Fenster, winkte der hastigen Gruppe nach und keuchend drehte sich einer der Männer um.

„Eine Leiche…!“ Deutlich erhob sich seine Stimme auf der Straße, erreichte mich schallend. „Draußen vor der Stadt!“

Schon wandte er sich ab, holte seine Gruppe ein und verschwand hinter einem der Häuser.

Meine Schritte hatten sich verlangsamt. Ich hatte es kaum bemerkt aber es war schon nach den ersten Worten passiert und die nächsten Schritte tat ich völlig abwesend und perplex.

Eine Leiche…?

War das denn so ungewöhnlich nach einem solchen Angriff?

Irritiert verzogen sich meine Brauen, abermals schweigsam bewegte ich die Lippen und umging ein riesiges Loch. Die Hand löste sich von meinem Gürtel, streifte das Mugen und unter einem knappen Kopfschütteln versuchte ich die knappe Verwirrung loszuwerden. Kaum achtete ich dabei auf weitere Menschen, die an mir vorbeihasteten. Sie hatten es alle so eilig, wirkten so verstört…

Ich rümpfte die Nase, presste die Lippen aufeinander und schlenderte mich aus, bis ich zum Stehen kam. Reglos blieb ich dort auf meiner Straßenseite, während auf der anderen abermals schnelle Schritte ertönten. Die Augen auf den Boden fixiert, schnitt ich mich flüchtig ab von den Begebenheiten der Realität und spreizte die Finger.

Was brachte mich zum stocken…?

Beklemmt starrte ich zur Seite, schweifte ziellos über die raue Fassade eines Hauses und schöpfte tiefen Atem.

Und kurz darauf rannte ich.

Schlagartig schloss ich mich den aufgeschreckten Menschen an, war von einem Moment zum nächsten zum alten Leben erwacht und angespornt von einer Befürchtung, die grausamer nicht sein konnte.

Ich rannte diese Straße hinab, überholte eine der Gruppen und vergaß für kurze Zeit selbst das Atmen, strebte nur diesem einen Ort entgegen und der Entdeckung, die man dort gemacht hatte.

Eine Leiche…!

Es war so unwirklich! Es war unmöglich und kein Teil meiner Vorstellungen und umso grausiger war die plötzliche Aufregung, die mich gnadenlos antrieb. Rasch schallten meine Schritte auf der Straße, mit einem weiten Satz ließ ich eine Grube hinter mir, schloss mich einfach der Eile der anderen Menschen an und nahm den kurzen Weg als so endlos wahr. Ein Sprint, der mir nicht viel Kraft abverlangte und dennoch raste mein Atem, als ich hinter einer Hauswand hervorschlitterte und die Menge erspähte, die mir jede Sicht versperrte. Ächzen und Raunen lag in der Luft, unruhig regten sich die Menschen nahe beieinander und in meiner Hast stellte ich mir nicht einmal die Frage, ob ich es überhaupt sehen wollte.

Ob ich die Kraft dazu hätte…

Nur wenige Momente, bis ich die Menge erreichte und mir mit der Wucht meiner Hast einen Pfad bahnte. Keuchend stolperten die Menschen zur Seite, gnadenlos drängte ich sie aus meinem Weg. Starr und schockiert, waren es nur wenige empörte Rufe, die mir folgten, als ich mich mit den Ellbogen nach vorn kämpfte und einen Mann zur Seite stieß. Keine einzige Stimme drang in mein Bewusstsein, als ich diese Augenblicke durchlebte, nur noch Sekunden von einer Wahrheit getrennt war… und als ich die erste Reihe durchbrach, fiel mein Atem, als hätte ich sprintend eine Steppe überquert. Keuchend schob ich mich ins Freie, schlitterte zu der tiefen Grube, die sich vor mir auftat und starrte nach unten.

Geweitet suchten meine Augen, beinahe schmerzhaft pulsierte das Blut in meinen Venen und lautlos öffnete sich mein Mund, als ich den Toten erspähte. Das Meer der Menschen, die in meinem Rücken standen, schien von einem Augenblick zum nächsten zu verblassen, atemlos blickte ich hinab und keuchte in der staubigen, trockenen Luft.

Vom Blut annähernd schwarz gefärbt war der hölzerne Balken, der aus dem jungen Körper ragte… zertrümmert und verdreht das Bein, das aus den steinernen Trümmern hing und vom Dreck verdunkelt die Hand, die reglos auf einem Stein gebettet lag. Der Schopf zerzaust, darunter verborgen ein kaum erkenntliches Gesicht.

Und nur schwer gelang mir das Schlucken. Mein Mund war so trocken und kurz darauf erzitterte ich schier unter einem eiskalten Schauer, der mich von Kopf bis Fuß durchfuhr. So eisig, dass ich kaum den gellenden Schrei der Frau wahrnahm, die mich zur Seite stieß, fahrig und hysterisch in die Grube sprang und jedem Griff entkam. Ich hatte nur einen Schritt getan, hatte das alte Gleichgewicht wieder und löste die Augen keinen Augenblick von dem zertrümmerten, leblosen Körper. Fortwährend erschallte das Schluchzen der Mutter, eilig folgten ihr wenige Männer in die Grube und kurz darauf taten es so viele und ließen mich in ihrer Masse untergehen.

Ein Junge… kaum älter, als der, nach dem ich suchte und erst, als die Menschen mir jede Sicht versperrten, sich die Leiche meinem Blick entzog, blinzelte ich mich in die Realität zurück und wandte mich ab.
 

Das Herz raste immer noch in meiner Brust, nachdem ich mich kurz darauf einfach auf einer nahen Bank niedergelassen hatte, die Beine von mir streckte und die Menschen ihrer Trauer überließ. Ich teilte sie nicht mit ihnen.

Noch nie war ich bei dem Anblick einer Leiche so erleichtert gewesen.

Mein Körper hing dieser Entlastung jedoch nach, besaß nicht die Schnelligkeit des Geistes, der mit der entsetzlichen Situation schon abgeschlossen hatte, der begriff, dass sich die Befürchtungen einfach nicht bestätigten.

Dass nicht er es war, der leblos in der dreckigen Grube lag.

Dass es nicht sein Körper war, der aufgespießt wurde.

Geräuschvoll fiel mein Atem, als ich ziellos um mich blickte, bald die Hand auf meiner Brust bettete, das Luftholen zu kontrollieren versuchte. Die Gänsehaut blieb, auch ein kühler Schauer bei dem Gedanken, dass sich meinen Augen auch ein anderes Bild hätte bieten können.

Dass ich von vornherein nicht von seinem Tod ausgegangen war, hätte diese Sache in ein schier unerträgliches Maß gesteigert. Eine Belastung, unter der ich in die Knie gegangen war.

Aber es war ja nicht der Fall, es war anders, soviel anders…

Und ich sagte es mir immer und immer wieder, als hätte ich es tief in meinem Inneren immer noch nicht begriffen.

Nach einem tiefen Luftholen stoppte ich die Atmung, presste die Lippen aufeinander und rieb meine Brust. Die Stimmen der Menschen erhoben sich noch immer aufgelöst und laut in der Nähe. Eilige Schritte zogen an mir vorbei, durchbrochen von den Schreien der Mutter, die auch meine hätte sein können.

Bewusst versuchte ich nicht darauf zu achten, es einfach aus meiner Wahrnehmung zu verbannen und stattdessen zu akzeptieren, dass ich keinen Schritt vorangekommen war. Das Nordviertel war erreicht aber mit ihm keine neue Einsicht. Erwartet hatte mich nur ein Vorfall, den man als düsteres Zeichen deuten könnte. Aber das tat ich nicht und als ich meinen Körper allmählich unter die alte Kontrolle brachte, war ich auch frei genug für die alten und permanenten Gedanken.

Was nun?

Diese Stadt und selbst dieses Viertel hielten mich nur auf. Ich hatte mit diesem Ort abzuschließen und meine Suche auf einen anderen zu beziehen.

Auf welchen?

Langsam wandte ich das Gesicht, blickte über die Köpfe der Menschen zum Horizont.

Norden…

Weit und flach erstreckte sich das Land in dieser Richtung. Recht überschaubar, strahlte es nichts Geheimnisvolles aus. Es wäre vermutlich ein langer Weg, bevor man auf Plätze stieß, die etwas Zuversicht weckten… an denen einfach etwas passierte. Aber meine Möglichkeiten waren so begrenzt… auf einen einzigen Weg beschränkt. Und ich nahm ihn auf mich, ohne ihn in Frage zu stellen. Jeder weitere Gedanke, jedes Fünkchen Skepsis würden mir nur den Mut nehmen und so zog ich mich kurz in ein Restaurant zurück, um mich für den fremden Weg zu stärken. Ich aß nicht viel, trank viel eher und gerade erst waren die frühen Abendstunden angebrochen, als ich der Stadt den Rücken kehrte, die Mauern hinter mir ließ und einfach gen Horizont zog.

Ich setzte mich keiner Hast aus, ließ mir jedoch nicht zuviel Zeit und nichts entgehen. Aufmerksam nahm ich an der Umwelt teil, während ich die Wiesenlandschaft verließ und durch ein Feld streifte. Raschelnd glitten die Haferhalme an mir vorbei, matt schien mir die Sonne in den Rücken und vereinzelt begegneten mir auf meinem stundenlangen Fußmarsch Bauern. In weiter Ferne gingen sie ihrer Wege oder der Arbeit nach, kreuzten meinen Pfad und wurden allesamt durchmustert. Einen nach dem anderen sah ich mir an, bevor wir schweigsam aneinander vorbeizogen und mit jeder dieser Begegnungen wirkte diese Richtung friedlicher. So still und ruhig, dass die alten Zweifel nach mir griffen.

Keiner dieser Menschen wirkte, als hätte er vor kurzer Zeit etwas Erschreckendes zu Gesicht bekommen… nichts Außergewöhnliches, das sie beschäftigte. Aber das war es, wonach ich letztendlich suchte. Etwas, das einem der stärksten Exorzisten Grund genug war, zu verschwinden… unterzutauchen, unter Druck zu stehen. Etwas, das die Zustände erklärte. Und blind zog ich weiter, ließ Felder und Wiesen hinter mir, zog an Bauernhöfen vorbei und tat bis zum Einbruch der Dunkelheit auch nichts anderes.

Der Horizont verfinsterte sich vor mir und bald darauf spähte ich vermehrt hinauf zum Himmel, atmete diese Luft und nahm in ihr eine Feuchtigkeit wahr, die neue Befürchtungen mit sich brachte. Die Nacht hatte ich nicht als Pause eingeplant. Viel eher, mich nach meinen Kräften zu richten und erst nachzugeben, wenn auch mein Körper kurz davor war. Stur führte ich meinen Weg also fort, doch es dauerte keine Stunde, bis ein leises Grollen über mich hinweg zog, dumpf durch die finstere Wolkendecke krauchte und mir vor Augen führte, dass die Vermutung kein Irrtum war. Ein Gewitter zog auf, schickte einen feuchten Kälteschwall voraus und brachte mir unbeschreibliche Verbitterung. Wenn mir der dichte Regenschauer die Sicht versperrt, wäre es annähernd tölpisch, dennoch weiterzugehen. Es wäre keine Suche mehr, nicht derartiges, da ich an Hinweisen vorbeiziehen könnte, die nicht weiter entfernt waren, als zwei Meter.

Und es verging keine Stunde, bis meine Stiefel im Matsch des Bodens versanken, der Regen trommelnd auf mich niederprasselte und mich der graue Schauer wie eine Mauer umgab. Triefend nass streiften die Getreidehalme des nächsten Feldes an mir vorbei und bald streckte ich die Hand über die Augen und blinzelte um mich. Nass haftete das Haar in meinem Gesicht, während ich jeden einzelnen Tropfen spürte, das Gewicht des Schauers, der mich an allem hinderte, was ich mir vorgenommen hatte.

Der Norden brachte mir Hürden, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht überwinden konnte und permanent blinzelte ich auch unter den Rinnsälen, die mein Gesicht hinab liefen. Schwer und nass haftete der Stoff der Uniform auf meinen Schultern und pfeifend lebte auch der Wind in grausiger Stärke auf, ließ den Schauer umschwenken und ungehindert gegen mich prasseln. Beinahe lautlos waren die Flügelschläge Timcanpy’s, der sich verbittert auf meiner Schulter hielt, unter der nächsten schneidigen Böe selbst die Zähne in den Kragen schlug, um sich zu festigen. Ich drehte mich, wandte mich von einer Seite zur anderen und hielt Ausschau nach möglichen Unterschlüpfen. Ich hatte kapituliert, spürte mit jeder Faser meines Körpers, dass es von hieran kein Vorankommen mehr gab.

Und es nahm so einige Zeit in Anspruch, bis mir der Schauer matte Lichter in weiter Ferne offenbarte und ich ihnen sofort entgegen zog. So verließ ich meinen Weg, kämpfte mich weiterhin durch das Feld und erreichte nach einem beschwerlichen Marsch einen abgelegenen Bauernhof.

Das Licht hinter den verschlossenen Türen hatte mich dabei nicht zu interessieren. Ich machte sogar einen Bogen um das Wohnhaus, überquerte den Hof und war dabei nahe davor, vor Kälte und Nässe zu zittern. Zwei Versuche brauchte meine Hand, bis sie den hölzernen Hebel des Scheunentors sicher zu fassen bekam und hastig schob ich mich in die trockene Finsternis des hölzernen Gebäudes, stemmte mich mit dem Rücken gegen die Tür und schöpfte zum ersten Mal tiefen Atem. Trommelnd prasselte der Regen von außen gegen das massive Holz, in kleinen Ecken pfiff der schneidige Wind, dem ich soeben entkommen war. In schnellem Takt tropfte das Wasser aus meiner Uniform und weites schüttelte ich von meinen Ärmeln, als ich mich von der Tür löste, flüchtig um mich blickend. Das Glück war mir hold. Eigentlich seltsam.

Es war kein stinkendes Vieh, das mich erwartete. Viel eher wurden hier nur Heuballen gelagert und ich nahm mir die hölzerne Leiter zum Ziel. Sie führte in den abgegrenzten Dachboden, auf welchem ich für die nächsten Stunden einen sicheren Unterschlupf finden würde. Raschelnd hatte sich Timcanpy von mir gelöst. Auch er befreite sich von der Nässe, taumelte, vom Unwetter gelähmt, erst einmal in eine ziellose Richtung und schlug heftig mit den Flügeln.

Ich selbst tastete bereits nach den Riemen meiner Uniform und hatte den Kragen geöffnet, bis ich die Leiter erreichte, die Sprossen bestieg und die nächste Etage flink erreichte. In rauen Maßen umgab mich das Heu, als ich mich durch die Luke schob und das erste, was ich tat, war, den Waffengürtel loszuwerden. Er landete nicht weit entfernt im Heu und kurz darauf streifte ich mir auch die triefende Uniform von den Schultern. Wenigstens etwas konnte sie während der Pause trocknen und sie fand ihren Platz über dem hölzernen Geländer, zog das darunterliegende Heu sofort in Mitleidenschaft.

Bis hierher, also…

Unter einem tiefen Atemzug stemmte ich die Hände in die Hüften, musterte auch diese Umgebung und machte es mir kurz darauf bequem. Im Heu ließ es sich recht gut aushalten und so saß ich anschließend mittendrin, lehnte mich gegen einen Ballen und zupfte an meinem klammen Hemd. Auch den Zopf wrang ich aus, band ihn zu einem Knäuel und rückte eine Weile hin und her, bis ich nichts mehr zu beanstanden hatte. Nicht weit entfernt, suchte sich auch der Golem einen Platz und irgendwann gab es nur noch das Pfeifen des Windes, das Dröhnen des Gewitters und die vereinzelten Flügelschläge Timcanpy’s.

Die Beine leicht gewinkelt, zwischen ihnen und auf meiner Schulter das Mugen, starrte ich auf ein kleines, rundes Fenster, verfolgte das Treiben des Unwetters und regte nur selten den Hinterkopf auf der weichen Unterlage.

Ich hatte nicht vorgehabt, zu schlafen… nur ausruhen wollte ich mich und dennoch spürte ich nach einer Weile die Schwere meiner Lider und gab dieser nach. Es wäre wohl in Ordnung, für wenige Stunden die Augen zuzumachen und die Hände über der Scheide des Mugen gefaltet, tat ich es eher, als ich mir bewusst war.

Es wurde so dunkel um mich herum… noch eher ich meinen letzten, bewussten Atemzug tat, mich ein letztes Mal an dem Strohballen regte.

Eine schwer wallende Finsternis, soviel schwärzer als die Nacht es sein könnte.

Das Dröhnen des Gewitters wich einer Stille, welche sich als stickiges Gewicht offenbarte. Trübe betrachtete ich mir die tiefen Schatten, während sich meine Ohren in völliger Geräuschlosigkeit entspannten, jede Nässe an Deutlichkeit verlor.

Es kam selten vor, dass ich so rasch zu meinem persönlichen Ort driftete, mich so schnell von der Realität löste und die allgegenwärtige Wärme spürte. In jeder Faser meines Körpers, den sie zu durchfluten schien. Keine Zeit… hier war es immer dunkel und still… und abgeschieden. Kein Geruch… keine Kälte, keine Einflüsse, die Existenz bewiesen. Die Wirklichkeit, verbunden mit all den Sorgen und Ängsten lag woanders und abgekapselt von jeglichem Denken schien ich meine Reise von neuem zu beginnen, kehrte zurück zum Anfang, an dem ich einst gestanden hatte.

Es gab keine Angst, keine Besorgnis, als ich mich vorbereitet meinem Weg hingab.

Als ich auf all die Menschen traf und irgendwann diese steinerne, trockene Stadt erreichte. Ein Plan hatte mich dorthin geführt, eine sichere Route, wie ich sie in der Realität nicht besaß.

Und eine Zuversicht, die mich mit überzeugter Ruhe erfüllte.

‚Wenn nicht heute, dann morgen’, sagte ich mir, als ich auf der Straße den Kollegen traf und er über meine Erzählung nur mit den Schultern zuckte.

Wirklich, letztendlich hatte ich keinen Grund zur Angst. Es passierte oft, das sagte selbst er. Es war nicht Außergewöhnliches und bis ich ihn fand nur eine Frage der Zeit.

Auch, als ich bald darauf vor diesem Finder stand und mich über die ergriffenen Maßnahmen informieren ließ, nickte ich nur und tat die Leistungen der Männer mit Gleichgültigkeit ab.

Sie hatten ihn nicht gefunden. Vermutlich war er nicht mehr in der Stadt und gemächlich folgte ich meinem Weg weiterhin, zog durch die Trümmer, an den Grundmauern der Häuser vorbei und fühlte mich bei jedem Schritt so bestätigt.

Wenn nicht heute, dann morgen. Auch nach dem Morgen gab es noch einen Tag. Ich tat das Richtige und war so frei von jeder Hast, wie ich es noch nie gewesen war.

Bedächtig bewegte ich mich so in meiner Welt, folgte einem nicht ersichtlichen Pfad. Der steinerne Weg zu meinen Füßen, der blaue Himmel über meinem Kopf und der weit entfernte, glänzende Horizont, dem ich entgegenstrebte. Sicher setzte ich einen Fuß vor den anderen und entfernte mich von meinem Punkt. Keinen anderen schien es hier zu geben und doch unzählige von ihnen, die an mir vorbeihasteten, sich in der zerstörten Heimat tummelten. Und mit jedem Schritt, mit jeder Bewegung näherte ich mich anderen Gefilden.

Die Stadt schien abrupt zu enden.

Kurz vor mir ragte kein weiteres Haus in die Höhe und ich atmete diese frische Luft, sah die Menschen, die in einer Gruppe standen, mir die Rücken kehrten.

Wie erschüttert sie wirkten, wie erstarrt… ganz anders, als ich.

Langsam hob ich die Arme. Weit streckte ich sie von mir, durchstreifte mit den Händen das Nichts, tat weitere Schritte, schloss die Augen.

Wie leicht fühlte ich mich in diesen Augenblicken. Wie gut mit der Gewissheit des baldigen Wiedersehens. Als hätte man sich verabredet. Als träfe man geplant aufeinander und machte keinen Hehl daraus.

Bald… noch war ich alleine dort.

Still lebten diese Gedanken in mir auf, warm umfing mich der Schleier der Tatsachen und meine Arme senkten sich, während sich ein Fuß noch immer vor den Anderen setzte, ich mich geruhsam durch diese Menschen schob. Sie gaben mir meinen Weg frei. Ich spürte keine einzige Berührung, als ich ihre Reihen durchschritt.

Meine Lider hoben sich, drifteten zur Seite und fanden vorerst kein Ziel… doch meine Schritte verlangsamten sich, bis ich bedächtig vor dieser tiefen Grube zum Stehen kam.

Ich erinnerte mich und langsam senkte ich das Gesicht, sowie meine Augen zu einem bestimmten Punkt hinab. Gestein erstreckte sich unter meinen Stiefeln. Es wirkte scharf, kantig und ich verharrte reglos, starrte hinab in das Loch, das sich vor mir erstreckte.

An diesem Punkt war ich schon einmal gewesen. Ich hatte es eilig gehabt, war so aufgewühlt gewesen… eigentlich seltsam, da ich doch wusste, dass sich hier keine Befürchtungen bestätigten.

Ich stand dort oben, stand sicher und ruhig, nahm den Dunst des Todes wahr, der zu mir hinaufzog, meinen Körper und meinen Geist völlig unberührt ließ.

Es war kein Tod, der mich ergriff. Das Sterben begleitete mich, begleitete jeden von uns. Ein einzelnes Schicksal war unbedeutend.

Teilnahmslos widerstand ich dieser gedrungenen Atmosphäre, blickte auf den zerschmetterten Körper hinab. Der hölzerne Pflock hatte ihn einfach durchbohrt. Es musste ein Stützpfeiler sein, ging es mir durch den Kopf. Vermutlich war dieser Junge sofort tot gewesen.

So war das Leben.

Es endete abrupt.

Ich musste nicht hierbleiben, nicht hier stehen. Zeit hatte ich zur Genüge, doch dieser Anblick hielt mich nicht. Es war keine Besonderheit und so wandte ich mich um, spähte zurück zu den Menschen. Ich erinnerte mich an ihr Tuscheln, an ihr Ächzen. Sie waren so etwas nicht gewohnt. In meinem Rücken hatten sich permanent Geräusche erhoben und nachdenklich nahm ich diese Stille wahr, blickte in verwischte, dunkle Gesichter… allesamt gesenkt, teilweise hinter Kapuzen verborgen und in jeder Facette so abgeschottet. Nicht einmal das Kratzen des Gesteins unter ihren Schuhen… keine Mutter, die schluchzend heranstürzte.

Hatte dieser Junge denn niemanden, der ihn betrauerte?

Ein einzelnes Geräusch lenkte sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. In meinem Rücken knirschte der Schutt unter stockenden Bewegungen und teilnahmslos behielt ich meine Ruhe bei, als ich mich umdrehte und es mir an jeder Verwunderung fehlte. Ich sah zurück zu dieser Leiche, verfolgte das zuckende Aufleben des zertrümmerten Beines. Ziellos und verkrampft bewegte sich der schwarze Stiefel über die Trümmer, während sich die Finger der hervorragenden Hand knirschend spreizten. Es hörte sich an, als wäre jeder Knochen des Körpers gebrochen, kaum noch zu einer Bewegung fähig und mit einem Mal stiebte der Staub, der das Gesicht unter sich verbarg. Unter einem heftigen Atemzug schoss er in die Höhe, rieselte lautlos hinab, sowie sich der gesamte Schutt in Bewegung setzte und die Leiche zu altem Leben erwachte.

Rasselnd glitt das Gestein von den sich regenden Gliedern, als sich auch die zweite Hand einen Weg aus den Trümmern bahnte. Kaum war die schwarze Haut unter dem Staub zu erkennen, als sich die Finger um den hölzernen Pfosten legten, die Hand dem Körper genügend Halt gab, um sich etwas aufzurichten. Geschmeidig glitten die weißen Strähnen über den Boden, als sich der Junge etwas höher zog, röchelnden Atem ausstieß und kurz darauf einen Schwall aus Blut, das glitzernd über sein Kinn perlte.

Nur flüchtig trieb meine eigene Hand durch mein Blickfeld.

Sie erhob sich zum entspannten Gruß.

Na bitte… ich sah mich in meiner Ruhe bestätigt… hatte ihn eher gefunden, als erwartet.

Mit einem Mal starrte ich in diese Dunkelheit… hatte die Augen aufgerissen und mich aus dem Schlaf gelöst, ohne mich zu bewegen. Ich lehnte immer noch an diesem Heuballen, hielt die Beine von mir gestreckt und lauschte in den ersten Augenblicken nur atemlos dem leisen Plätschern, das vom Ende des Gewitters zeugte. Meine Schultern hoben und senkten sich bald unter geräuschvollen Atemzügen und auch binnen der nächsten Momente war ich nicht einmal zu einem Blinzeln fähig.

Alles in mir schien erstarrt, meine Gedanken alles andere, als wach und irgendwann richtete ich mich nur auf, löste den Rücken von dem Heu und ließ das Mugen haltlos zur Seite rutschen. Mein Gesicht… ich rieb es mir, schloss die Augen unter meinen Händen und presste die Lippen aufeinander. Raschelnd erwachte der goldene Golem neben mir zum Leben und ich nahm es kaum wahr, zog nur die Beine zu mir und stemmte die Ellbogen auf die Knie, die Stirn in die Handflächen und verharrte so.

Es war ein oberflächliches Entsetzen, das mich gefangen hielt, das mich förmlich in dieser Haltung bannte und meine Gedanken schwerlich folgen ließ. Ich konnte nicht darüber nachdenken… ich fühlte mich, als wäre ich immer noch nicht wach und beinahe unerklärlich war meine plötzliche Beweglichkeit. Mit einem Mal ließ ich die Hände sinken, reckte den Kopf und starrte zurück zu diesem Fenster. Es war eine Reaktion… eine unerklärliche Regung, die mich von einer Situation in die Nächste riss und mich abermals atemlos ausharren ließ. Die Hände noch immer leicht erhoben, starrte ich auf den nächtlichen Himmel hinter den dreckigen Scheiben, lauschte in das leise Plätschern des letzten Regens und schnellte mit einem Mal zur Seite.

Ein kalter Schauer überkam mich. Mit einem Mal bekam ich die alte Realität zu spüren und bevor ich mich versah, war ich auf die Beine gesprungen. Meine Hand erreichte gerade noch das Mugen, bevor ich mich in die Höhe stemmte, beinahe hastend durch das allseitige Heu stieg und direkt zu diesem Fenster. Angelockt von einem fragwürdigen Zeichen, dem ich jedoch ohne Denken und Zweifeln folgte. Einfach aus einem Reflex, einer Intuition, der ich stets Vertrauen schenkte. Weiß beschlug mein zitternder Atem an dem kalten Glas, auch die Hand bettete ich darauf, als ich nach draußen starrte und auf die weite Umgebung, die sich unter dem beinahe klaren Nachthimmel gut überschauen ließ.

Von einer Seite spähte ich zur anderen und nur kurz erblickte ich die Schatten. Die Kreaturen, die ich wahrgenommen hatte, ohne meine Augen zu benutzen und abrupt stoppte mein Atem. Meine Augen weiteten sich, zuckend regte ich die Hand am Glas, als ich die finsteren, runden Körper der Akuma vom Bauernhof aus, zu einem weit entfernten Wald driften sah und keine Sekunde gab ich mich länger der Beobachtung hin.

Ein seltsames Geschick, dass ich im rechten Moment wach geworden war und mein Körper offenbarte die alte Schnelligkeit. In kürzester Zeit hatte ich meine Uniform erreicht, sie von dem Geländer gezerrt und nach dem Golem gegriffen, bevor ich die Leiter mit einem Sprung umging, sicher auf dem Boden der Scheune aufsetzte und zur hölzernen Tür sprintete.

Ein Ziel… endlich traf ich auf etwas, das mir möglicherweise eine Hilfe war und kaum hatte ich die Scheune verlassen, ließ ich Timcanpy los, schlüpfte in kopflosem Durcheinander in die Uniform und setzte mir einem weiteren Sprung über den abgrenzenden Zaun hinweg. Sie hatten einen gewaltigen Vorsprung… ich lag soweit zurück und lange war ich nicht mehr so gerannt. Die nasse Uniform blieb offen, das Mugen fest in meiner Hand, während ich mich durch die weite Wiese kämpfte, der Gruppe aus dunklen Schatten gehetzt folgte. Peitschend streiften die langen Grashalme meine Beine, den leichten Regen nahm ich kaum wahr, ebenso wenig, wie ich auf den Golem achtete und darauf, ob er mir folgte.

Sie hatten es wirklich auf den Wald abgesehen und verbittert versuchte ich mir noch größere Leistungen abzuverlangen, hastete durch all das wuchernde Gras und befürchtete, sie zu verlieren, sobald sie den Waldrand passierten.

Etwas hatte sie hierher geführt! Sie schienen einem bestimmten Weg zu folgen und die Distanz zwischen uns war immer noch groß, als ihre schweren Körper zwischen den schwarzen Stämmen verschwanden.

Ein scharfes Keuchen entrann mir. Verbittert biss ich die Zähne zusammen, sprang über eine kleine Grube hinweg und ließ die letzten Meter hinter mir. Hoch ragten die Bäume vor mir auf und beinahe lautlos sprang ich zwischen die Stämme und verließ die offene Flur. Der Waldboden erstreckte sich finster zu meinen Füßen und die ersten Schritte tat ich noch hastend und unruhig, mich jedoch bald auf ein Vorhaben besinnend.

Wenn ich sie fand, und das musste ich, würde ich meiner Natur zuwider handeln.

Bedacht schob ich mich an den Stämmen vorbei, tastete mich voran und war dabei so konzentriert, dass mein plötzlich aus dem Schlaf gerissener Verstand beinahe dagegen protestierte. Scharf durchforsteten meine Augen die Umgebung.

Ich würde nicht angreifen… diesmal der stille Beobachter sein, der ihren Weg auskundschaftete und ihnen folgte. Wohin auch immer sie zogen. Vielleicht führten sie mich an einen Ort, an dem meine Suche endete.

Ich stieg über Sträucher hinweg, umging größere Äste und hielt selbst den Atem zurück, um jedes noch so kleinste Geräusch aufzufangen.

Möglicherweise handelte es hier um eine einmalige Gelegenheit. Solange ich unbemerkt blieb. Ich hatte alles daran zu setzen, so vorsichtig zu sein, wie nur irgend möglich und lautlos ging ich in die Knie, als ich jene Schatten abermals zwischen den Stämmen erspähte. Ich ließ sie nicht aus den Augen, befeuchtete meine trockenen Lippen nur flüchtig mit der Zunge und ertastete unter mir das weiche, feuchte Moos. Eine Lichtung war es, die sich vor mir erstreckte, auf der sie innegehalten hatten.

Nur leise und kontrolliert fiel mein Atem, als ich mich mit dem Rücken gegen einen breiten Stamm schob, hinter ihm den bestmöglichen Sichtschutz fand und den Golem zu fassen bekam. Selbst ein weiterer seiner Flügelschläge könnte all das hier zunichte machen und so hielt ich ihn sicher und nahe bei mir, presste ihn gegen meine Brust. Gleichzeitig wandte ich den Kopf, lehnte mich leicht zur Seite und spähte hinter der Rinde hervor.

Keine zehn Meter waren sie von mir entfernt und die Distanz wuchs auch nicht.

Sie wirkten so organisiert… als würden sie warten. Von einem Moment zum nächsten hatten sie hier gestoppt und schwebten auf dem Platz. Beinahe reglos und ich schürzte die Lippen, packte den goldenen Golem fester, als er sich gegen meinen Griff zur Wehr setzte.

Keine Regung, kein schneller Atemzug…!

Nur stockend rückte ich um ein Stück zur Seite, verfolgte das undurchschaubare Treiben dieser Kreaturen scharf und lauernd. Sie warteten wirklich. Kein Stück bewegten sie sich voran, schwebten auf dem Platz und achteten dabei nicht einmal sonderlich auf ihre Umgebung.

Was ging hier vor…?

Ich tat es ihnen nicht gleich, löste kurz die Beobachtung, um nach allen Seiten zu spähen, mich zu überzeugen, dass wir derzeit wirklich die Einzigen hier waren. Ein Hinterhalt wäre fatal und mit jedem Augenblick stieg meine eigene Anspannung. Es war so ungewohnt, so erdrückend… diese Untätigkeit, dieses Abwarten. Noch nie hatte ich mich vor ihnen versteckt, war noch nie einem Kampf aus dem Weg gegangen.

Aber ich hatte Gründe und abermals richtete ich mich auf, verschwand hinter dem Stamm und blickte auf den goldenen Golem hinab. Unruhig regte er sich in meiner Hand, versuchte die Flügel zu befreien. Unentwegt und auch während der nächsten Minuten, die ich dort ausharrte und darauf hoffte, dass sich all das auszahlte. Wie verbittert war ich, wie vernagelt in diesen einen Versuch. Möglicherweise hatte ich nicht mit einer zweiten Gelegenheit zu rechnen und kaum drang die leichte Regung an meinem Gürtel in mein fixiertes Bewusstsein. Erneut spähte ich hinter dem Stamm hervor, drückte Timcanpy hinab auf das feuchte Moos und presste die Lippen aufeinander. Feucht hafteten vereinzelte Strähnen in meinem Gesicht aber ich wagte es nicht einmal, die Hand zu heben. Selbst das kleinste Geräusch würde mich verraten… die Sinne der Akuma waren nicht zu unterschätzen und gedankenlos tastete ich nach meinem Gürtel.

Mir war, als hätte ich dort eine Bewegung gespürt, doch letztendlich tastete ich ins Leere und bettete die Hand zurück auf dem kalten, nassen Waldboden.

Beinahe hatten sie mir allesamt die Rücken gekehrt. Mein Versteck war sicher und…

Laut erhob sich ein Rauschen. Von einem Moment zum Nächsten, recht nahe bei mir und der erschrockene Stich durchfuhr mich von Kopf bis Fuß, als ich herumfuhr und auf meinen schwarzen Golem starrte, der vor meinem Gesicht auf und ab flatterte.

Ein Signal…?!

Jemand versuchte Verbindung zu mir aufzustellen und für wenige Augenblicke nach Atem ringend, entging mir das Treiben auf der Lichtung gänzlich. Viel eher riss ich den Golem aus der Luft, presste ihn in der Hand und in das Moos hinab, um jeden Laut zu ersticken. Eine seltsame Reaktion, so unnütz und ein trockenes Keuchen entrann mir, als sich pechschwarze Schatten über mich neigten, über den Platz, an dem ich mich sicher glaubte.

Und ich schrie innerlich, verfluchte alles an dieser Situation und riss mich von den Golems los. Blendend tauchte sich die Umgebung in ein gleißendes Licht und sofort setzte ich mich in Bewegung. Ich stemmte mich hinauf, umklammerte das Heft des Mugen und kurz nachdem ich zur Seite gesprungen war, wurde der Baum unter einer heftigen Explosion in Stücke gerissen. Prasselnd ging die Rinde auf mich hinab, sowie das dröhnende Donnern der Schüsse die Luft erfüllte und hastig rollte ich mich ab, fand strauchelnd Halt auf den Beinen und riss das Mugen aus der Scheide.

Es brach alles in sich zusammen und einen verbitterten Fluch ausstoßend, schleuderte ich die Schwertscheide zur Seite und aktivierte das Innocence.

Ich war nicht auf einen Kampf aus gewesen…!

Meine Erwartung hatte sich auf etwas anderes gerichtet und beinahe trunken vor Wut, stürzte ich aus dem Wald und hinein in die Gruppe der Akuma, in die ich soviel Hoffnung setzte.
 

~*tbc*~



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-11-30T20:25:57+00:00 30.11.2010 21:25
Ich hoffe alles wird gut!
Ö.Ö
Von: abgemeldet
2010-11-25T14:58:49+00:00 25.11.2010 15:58
hoiffentlich schafft kanda es! Allen kann ja schlecht verschwunden seinn!!


Zurück