Reqium of Darkness & Quiet Symphony von abgemeldet (Walker x Kanda) ================================================================================ Kapitel 31: Reqium of Darkness~ The End --------------------------------------- Langsam ging ich durch den engen Flur des Zuges. Hinter den Fenstern, die an mir vorbeizogen, erhob sich die bekannte, vertraute Umgebung. Gerade fuhr der Zug in den Bahnhof ein und mit müden Knien blieb ich vor der schmalen Tür stehen. Meine Hand tastete nach einem kleinen Geländer, meine Finger schlossen sich um das kühle Metall und mit vernebeltem Blick blieb ich stehen und starrte mit geröteten, müden Augen aus dem kleinen Fenster. Ich war wieder da. Die Uhren wiesen mich darauf hin, dass es in den frühen Abendstunden war. Alles blieb alles trostlos und grau. So kalt und gedämpft, wie ich mich selbst auch fühlte. Was hinter mir lag, war eine Nacht voller Schrecken. Ein unruhiger, kurzer Schlaf, aus dem ich schreiend erwachte und mich völlig schweißgebadet vorfand. Zitternd und doch ohne Erinnerung, was mir in meinen Träumen widerfahren war. Es gab keine Bilder in meinem Kopf, keine Gedanken. Ich wusste es mir nicht zu erklären und wollte es eigentlich auch nicht. Das einzige, wessen ich mir bewusst war, war die Tatsache, dass mein Problem zu einer solchen angewachsen war, dass ich es nicht länger missachten konnte. So riesig, so hünenhaft und schwer baute es sich vor mir auf, dass mich meine verzweifelten Gedanken im vornherein fast zu Krankenstation führten, wo ich um etwas bettelte, das mich schlafen ließ. Ein tiefer Fall. Unter anderen Umständen wäre es undenklich. Doch... ich war am Ende. Eine weitere Nacht ohne Stärkung. Mein Kopf war leer, mein Befinden so schwer und zermarternd, dass ich seit Stunden nichts anderes tat, als gegen den Druck in meinem Hals zu schlucken. Alles war verengt, alles schien so verstopft, dass ich mich danach sehnte, die Augen zu schließen und nichts mehr mitzukriegen. Das Innocence war bei mir. Ich hatte es sicher Nachhause gebracht, hatte meine Mission erfüllt, doch all das spielte keine Rolle mehr. Nur selten hatte ich die Welt und alles was dazugehörte, so gehasst. Das Quietschen der Zugkurbeln schmerzte in meinen Ohren, ich schwankte, als er zum Stillstand kam und ließ die schmale, steile Treppe mit allerlei Konzentration hinter mir. Nicht stolpern. Ich befürchtete, nicht mehr aufzustehen, nachdem ich zu Boden ging. Selbst mein Haar zeugte von der unruhigen Nacht. Wie es mir zuberge stand. Nicht zu zähmen, während Tim sich energiegeladen und aktiv über meinem zerzausten Schopf bewegte. Meine bleiche Miene wandte sich ihm nicht zu, ich ließ ihn völlig unbeachtet und tat es den gesamten Weg über. Ich war seiner Kraft nicht gewachsen. Schon wenn ich ihn in den Böen auf und abflattern sah, empfand ich es als reine Belastung. Die ganze Welt... der Schlamm des Schnees, der eisige Wind... jede Facette des Winters. Es widerte mich an. Ich stülpte mir die Kapuze über, verkroch mich in meinem Mantel und versuchte nicht auszurutschen. So ließ ich Meter um Meter hinter mir, bis ich in den schmalen Tunnel des Ordens trat und vor dem Fahrstuhl stehenblieb. Vielleicht, ging es mir durch den Kopf, als ich die Kabine rief, vielleicht musste ich weitermachen, bis ich kaum noch stehen konnte? Vielleicht brauchte es nur die richtige Erschöpfung, um mich in einen tiefen, erholsamen Schlaf zu stürzen? Noch hielten mich meine Knie, noch explodierte mein Kopf nicht vor lauter Schmerz, der in ihm zuckte. Noch ging es. Vielleicht war gerade das mein Problem. Untere einem leisen Knarren kam die Kabine des Fahrstuhles zum Stillstand und schlürfend trat ich ein. Meine Füße mochten sich kaum noch vom Boden heben, meine Schulter kaum noch Spannung aufbauen und wie zusammengesunken musste ich dort stehen, während mich der Fahrstuhl geradewegs in das tiefste Geschoss und zu Hevlaska brachte. Die Augen abwesend auf einen nicht existenten Punkt gerichtet, bis sich die Türen vor mir öffneten und ich meine Beine weiterhin nötigen musste. Nur noch ein bisschen. Weit würde ich mit ihnen nicht mehr gehen und ich sprach kaum ein Wort, während ich Hevlaska das Innocence reichte und ihre gleißende, aus Licht bestehende Hand jenes Fragment entgegennahm. Nur trübe verfolgte ich, wie sie es verinnerlichte, wie es hinab sank und seinen Platz inmitten der Sammlung fand. Ein schönes Vorgehen, ein Geschehnis, das mich stets in seinen Bann zog, doch wandte ich mich diesmal einfach ab und machte mich auf den Weg zu meinem nächsten Ziel. Zurück in den Fahrstuhl, hinauf in die oberen Geschosse und wie abwesend folgte ich dem bekannten Pfad, der mich zu Komui führte. Hoffentlich hatte er nicht zuviel auf dem Herzen. Ich betete wirklich dafür, dass er mich rasch genug gehen ließ, damit ich mir Gedanken machen und dementsprechend handeln konnte. Ich würde mich wohl wach halten. Nur noch wenige Stunden, bis es vor den Fenstern dämmerte. Ich lugte zu einem von ihnen, an dem ich schleppend vorbeizog. Der Wissenschaftsabteilung nicht mehr fern und nun auch in das Hoffen verstrickt, dass Johnny Besseres zu tun hatte, als sich nach meinen Meinungen zu erkundigen. Kanda wäre nicht immer da, um mich vor ihm zu schützen. Ich konnte nicht immer auf ihn bauen und verstrickt in so einige Befürchtungen, öffnete ich dann diese Tür und trat ein. Es war eine angenehme Stille, die mich erwartete. Eine Atmosphäre, in der jeder in seine Arbeit vertieft war. Nur River eiste sich kurz von seinen Unterlagen los, um grüßend die Hand zu heben und nur leicht erwiderte ich die Geste, als ich an allen vorbeizog. War die Uniform schon immer so schwer gewesen? Sie kam mir plötzlich so vor. Während ich an Komuis Tür klopfte, sofort eine Antwort erhielt und nach der Klinke tastete, zog es mich fast hinab. Meine Kräfte schienen nicht einmal dieser Herausforderung gewachsen. Hier und jetzt war alles schwer und ich suchte mir in der Klinke eine unauffällige Stütze, als ich durch den Türrahmen trat. Ich hatte sie nötig, diese kleine Absicherung und spürte das Schwanken meines Leibes, als ich mich von ihr löste. Die am Boden liegenden Unterlagen raschelten, als sich Komui auf seinem Stuhl zurechtrückte und mich erkannte. „Komm rein“, winkte er mich näher, rückte wieder zur Seite und lehnte sich zurück, um ein Blatt anzustarren, das sich in dem hinteren Bein seines Stuhles verfangen hatte. Er verzog nur das Gesicht und richtete sich wieder auf. Vor ihm stapelten sich alle möglichen Arbeiten und er nahm sich die Brille von der Nase, griff nach seiner Tasse und runzelte die Stirn, als diese leer war. Unterdessen blieb ich auf der anderen Seite des Schreibtisches stehen und Komui fand weitere Ablenkung in den vor sich liegenden Unterlagen, die er flüchtig musterte und zur Seite schob. „Du bist aber schnell wieder da“, murmelte er unterdessen und ich schöpfte tiefen Atem. Sofort räusperte ich mich und Komui schickte mir einen knappen Blick, bevor er sich wieder den Unterlagen zuwandte, jedoch in jeglichen Bewegungen inne hielt. Er runzelte die Stirn, blickte abermals auf und schenkte mir seine vollendete Aufmerksamkeit. Keine Sache, die ich begrüßte. Ich wusste, wie ich aussah. Komuis Brauen verzogen sich, als er meine Miene musterte. Anschließend lehnte er sich zurück und registrierte sogar meine Haltung, die zugegeben etwas in sich zusammengerutscht war. „Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte er sich kurz darauf. „Alles in Ordnung.“ Ich starrte an Komui vorbei; der direkte Blickkontakt war mir irgendwie unangenehm. Er durchschaute mich und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Er las mein Befinden an meinem Gesicht ab und antwortete mir nicht sofort. Abwesend starrte ich auf den Rücken eines dicken Buches, während ich noch immer gemustert wurde. Ein Schweigen brach über uns herein und Komui beendete dieses mit einem leisen Seufzen, mit welchem er sich wieder aufrichtete und an den Zetteln zu rücken begann. „Geh ins Bett und schlaf dich ordentlich aus, ja?“ „Ja.“ Er hatte ja keine Ahnung, was er da von mir verlangte... Als meine Augen zu brennen begannen, blinzelte ich müde, riss mich von dem Buch los und zog die Nase hoch. Es verlangte mir viel ab, mich auf den Beinen zu halten und ich hoffte, schnell entlassen zu werden. Und wirklich... wenigstens dieses eine Mal hatte ich Glück und wieder hinausgewinkt. Ich verließ die Wissenschaftsabteilung und fühlte mich dabei so abgetrieben, so teilnahmslos, wie ich es nur selten gewesen war. Kaum drangen die Eindrücke der Umwelt in mein Bewusstsein. Die Kälte des Ganges, das Gefühl der Klinke unter meiner nackten Hand... Tims Flügel, der meine Schulter streifte. Als geschehe all das in einer parallelen Welt, in die ich nicht hineinreichte. Zu weit entfernt, zu laut, zu anstrengend. Meine Sinne schienen sich abgeschaltet zu haben und meine Lider waren so schwer, als wollten sie mich tückisch zu meinem Bett führen und ohne Umschweife hinein. Sie hatten sich mit dem Alp verbündet... anders konnte es nicht sein. Sie arbeiteten Hand in Hand an meiner Vernichtung. Mit gesenktem Kopf blieb ich für eine Weile stehen, drückte konzentriert die Knie durch und kam letztlich nicht um ein tiefes Durchatmen. Es wurde nicht leichter. Alles in mir blieb schwer und zusammengesunken wandte ich mich kurz darauf ab und ging meinen unbekannten Weg. Wohin ich wollte, das wusste ich nicht. Irgendwohin, wo ich Komuis Ratschlag missachten und mich vielleicht ein wenig ablenken konnte. Doch davor diese Uniform loszuwerden, war keine schlechte Idee. Ich würde alles tun, um mich zu entlasten... und blieb stehen. Langsam blickte ich auf, musterte meine Umgebung. Ich war in der falschen Richtung unterwegs und lustlos machte ich kehrt und zog erneut an jener großen Tür vorbei. Vielleicht, dachte ich mir während dieser schleppenden Schritte, vielleicht konnte ich mir wirklich etwas besorgen, das es mir einfacher machte. Ich war kein Freund der Medizin, doch auch kein Freund dieser abgrundtiefen Erschöpfung, die sich nicht nur auf meinen Körper bezog. Alles in mir war genauso ermüdet. Strauchelnd zogen mich meine Schritte zur Seite, leicht schrammte ich mit der Schulter die Ecke und bog zur Seite. Ich betrat einen weiteren, schmalen Gang, nur stockend blickte ich auf und mit einem Mal verlangsamten sich meine Schritte. Meine in sich verzerrte Miene entspannte sich. Es geschah mit einem Mal und mit den letzten Kräften richtete ich mich auf. Mein Mund öffnete sich lautlos und kurz darauf ging ich weiter. Gemächlicher als zuvor. Mir kam jemand entgegen. So stark und zielstrebig, dass ich nicht mithalten könnte. Auch seine Schritte waren kurz ins Stocken geraten, soviel kürzer, als meine und weiterhin kam er mir nun entgegen, zeigte dabei soviel weniger Erschöpfung, als ich. Die Uniform, der Mantel... schallend trafen die festen Sohlen seiner Stiefel auf den Boden. Kanda... Er sah aus, ja, wenn ich mich nicht irrte, wirkte er, als wäre auch er gerade erst zurückgekehrt. Von einer ebenso kurzen Mission, wie meine eine gewesen war. Sein Gesicht war leicht verschmutzt, seine Hand ruhte auf dem Knauf Mugens und seine Augen fest auf meinem Gesicht. Er musterte mich und unter einem gebrechlichen Lächeln ließ ich den Kopf sinken. Wie erbärmlich... Ich fuhr mir über den Nacken, sachte schüttelte sich mein Kopf und es waren nur wenige, weitere Schritte, bis wir voreinander stehenblieben. Meine trübe Aufmerksamkeit ruhte auf dem Boden, meine Hand glitt aus meinem Nacken und unter einem stummen Seufzen blickte ich zu ihm auf. Er sah es... hatte es deutlich vor sich. Mein Zustand... leider musste ich ihn enttäuschen. Trotz dieser Mission konnte ich mich ihm nicht so präsentieren, wie er es sich vermutlich erhofft hatte. Wie gerne hätte ich ihm ein kraftvolles, vertrauenswürdiges Lächeln geschenkt, ihm einfach nur zugenickt und vor Augen geführt, dass sich seine Fürsorge ausgezahlt hatte. Wie gerne würde ich aufgerichtet und gestärkt vor ihm stehen. So, wie er es tat. Doch es war nicht der Fall. Seine Augen tasteten mein Gesicht ab. Ich sah es, verfolgte jede Regung an ihm und auch, wie sich seine Stirn runzelte. Er legte den Kopf schief, senkte ihn und betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Was sah er? Ich löste mich nicht von seinem Gesicht, schloss mich seiner Betrachtung nicht an. Ich wusste doch, wie ich aussah. Als würde ich mich kaum noch auf den Beinen halten können. Es war mir unangenehm. Nur ein wenig und so zuckte ich mit den Schultern, schüttelte den Kopf erneut und völlig ratlos. Ich wusste nicht, was mir fehlte oder was mir helfen würde. Ich wusste es wirklich nicht. Wie könnte er es also? Er war nicht allmächtig. Vor allem nicht in Bezug auf mich. Aber es war in Ordnung. Er hatte sein Bestes getan und ich wusste es zu würdigen. Mehr konnte ich nicht von ihm verlangen... ich wollte es auch nicht kurz darauf blickte er auf und sah mich an. Seine Mission schien bei weitem aufreibender gewesen zu sein, als meine. Der leichte Dreck auf seinem schwarzen Mantel zeugte von Kämpfen. Von Kopf bis Fuß sah er aus, als hätte er einiges durchgemacht und hatte trotzdem noch seine Kraftreserven. Die Situation war klar, war deutlich. Es brauchte keine Worte und doch sah er nicht aus, als hätte er vor, mich stehen zu lassen. Er blieb bei mir, stand vor mir und wie trübe verfolgte ich, wie er sich doch in Bewegung setzte. Diese Stille, die uns umgab, ich hörte das leise Kratzen seines Schrittes, um welchen er sich mir näherte. Er trat zu mir, stockend blickte ich auf und wie erstarrte ich, als unsere Körper aufeinandertrafen. Er kam mir nahe, tat es mit einem Mal und hob einen Arm über meine Schulter. Eine seltsame Regung, eine Unerwartete und wie starr lehnte ich kurz darauf an ihm und in seiner Umarmung. Mein Leib verspannte sich unter der wohltuenden Wärme, die mir sogleich entgegen drang. Seine Wärme, die mein Körper noch nicht gewohnt war. Es war fast schon fremd. Wie sich seine Hand auf meinem Kreuz bettete, er mich zu sich zog und einfach so verharrte. Was geschah...? Meine Wange traf auf seine Schulter, traf auf die Stärke seiner Muskeln und mit offenem Mund lieferte ich mich dieser Geste aus. Ich blinzelte... tat es so irritiert und versuchte mich doch fallen zu lassen. Er hielt mich... er stützte mich... bot mir ein solches Verhalten und jede Gelegenheit. Eine stumme Antwort auf meine blasse Miene, auf meine Erschöpfung und unter einem tiefen Durchatmen ließ ich mich doch einfach gegen ihn sinken. Meine Lider wurden schwer, trübe verblasste das Bild vor meinen Augen und kurz darauf schloss ich sie einfach und atmete den allmählich vertrauten Geruch ein. Es half... es tat mir so gut und ich konnte es mir nicht erklären. Ich wusste nicht, warum dem so war, doch wollte ich diese Sache in diesen Momenten auch nicht hinterfragen. Wozu brauchte ich Erklärungen. Alles was ich spürte, war richtig. Auch ohne Erklärung... auch ohne Worte. Ich spürte ihn... die Bewegungen seiner Finger auf meinem Rücken. Er regte sie und es entstand eine seltsame Geste. Streichelte er? Kraulte er? Ich atmete tief durch, schmiegte mich an den robusten Stoff seiner Uniform und wie müde wurde ich in dieser warmen Umarmung. Alles an mir wurde schwer und umso stärker spürte ich mein Schlafdefizit. Es war wohl an der Zeit, das Bett aufzusuchen und so entließ er mich auch bald. Ich wusste nicht, ob er etwas gehört hatte, ob er jemanden in der Nähe befürchtete aber mit einem Mal lockerte sich die Umarmung und während ich nur stehenblieb, trat er zurück. Seine Hände glitten von meinen Schultern, flüchtig begegneten sich unsere Blicke und still brachte ich ihm meinen Dank entgegen. Es war gut... nein, es war herrlich, zu wissen, dass es diesen Halt gab. Diese Stärke, die man nutzen durfte, wenn es einem schlecht erging. Dass ich auf ihn zählen konnte, auf ihn bauen, wenn ich mich in so einem Zustand befand und er schien es zu verstehen. Meine Dankbarkeit schien zu ihm dringen, denn er vertiefte sich in dieses stumme Nicken, trat langsam an mir vorbei. Länger hafteten unsere Augen aneinander... noch ein wenig länger, bevor er sich gemächlich nach vorn wandte und seinen Weg zu Komuis Büro fortsetzte. Ich sah ihm nicht nach. Nachdenklich fanden meine Augen zum Boden und schon spürte ich dieses Gähnen in mir. Es stieg höher, gerne ließ ich es gewähren und so ging auch ich weiter. Leise ertönten noch seine Schritte hinter mir. Sie wurden leiser, wir entfernten uns voneinander und irgendwann hörte ich gar nichts mehr. Ich erreichte das Treppenhaus, erreichte meine Tür und betrat mein Zimmer. Ich musste schlafen... musste es so dringend. Ich wusste nicht, wie lange ich diesen Zustand noch aushielt, wie lange ich noch ich selbst sein konnte mit diesem Befinden. Tim flatterte an mir vorbei, leise schloss ich die Tür hinter mir und begann mich von meiner Uniform zu befreien. Ich bewegte mich matt, lahm und träge. Selbst meinen Armen fiel es schwer, die Stoff von sich zu streifen und am Ende landete dieser auch nur neben dem Stuhl. Ich achtete nicht darauf. Mir war alles egal und unter einem leisen Ächzen hob ich die Decke an und schob mich darunter. Meine Augen schlossen sich, sobald mein Kopf auf das Kissen sank und schleppend kroch ich in mich zusammen und zog die Decke über mein Gesicht. Es funktionierte nicht. Natürlich tat es das nicht. Nur wenige Stunden behielt ich die Augen geschlossen, bevor ich in die Höhe fuhr und mich zitternd in die Decke klammerte. Mir war gleichzeitig heiß und kalt. Mein schweißnasses Gesicht glühte, während ich mit Leib und Seele fror und für einige Momente nur sitzen blieb und mit geweiteten Augen auf die gegenüberliegende Wand starrte. Das Haar haftete in meinem Gesicht, auf meiner Stirn und wie trocken wurde mein Mund binnen kürzester Zeit unter einem schallenden Keuchen. Eine Gänsehaut... ich erschauderte unter ihr, zuckte zusammen und versuchte den Griff meiner Hände zu lockern. Er war so verkrampft, dass es schmerzte und als bräuchten meine Hände irgendeinen Halt, ließen sie sich nicht von der Decke lösen. Mein Körper zitterte, meine Augen brannten und wie tief saß der Schrecken des vergangenen Traumes. Mana... Wie lange ich hatte ich nicht mehr von ihm geträumt. Wie lange nicht mehr mein damaliges Vergehen vor Augen gehabt. Alle Fehler, die ich begangen, jeder Gedanke, den ich unüberlegt geführt hatte... alles hatte mich soeben wieder heimgesucht und ich schluckte, würgte es regelrecht hinunter und spürte diesen Druck in meinem Hals. Um mich herum war es dunkel, war es still und es dauerte seine Zeit, bis ich dazu imstande war, den Kopf zu drehen und zum Fenster zu blicken. Ich konnte meinen Mund nicht schließen, nicht einmal blinzeln und heiser keuchte und ächzte ich weiter, als ich da diesen finsteren Nachthimmel erspähte. Ein Fluch... auf mir lastete nicht nur einer. Es waren Mehrere, die sich abwechselnd zu Tage brachten. Gnadenlos... und mir in dieser Nacht die Tränen in die Augen trieben. Ich war alleine, als ich diese Nässe spürte. Wie sie sich aus meinem Augenwinkel löste, kitzelnd über mein erstarrtes, bleiches Gesicht rann. Wie viel Kraft hatte es mich gekostet, mich von diesen Bildern loszureißen. Kraft, die ich nicht mehr besaß und nur langsam hob ich die Hand zu meiner Wange und strich die Feuchtigkeit fort. Meine Haut badete im Schweiße meines Gesichtes, begann selbst zu glühen unter der Hitze, die es ausstrahle und sank kurz darauf hinab. Ich zog die Nase hoch, regte die Beine nur stockend und bis in die tiefsten Grundfesten ermattet, griff ich dann nach der Decke und zog sie zu mir. Ich rückte zum Bett, zog die Beine über die Kante der Matratze und sank auch in dieser Haltung sofort wieder in mich zusammen. Meine Ellbogen trafen auf die Oberschenkel, meine Stirn sank in meine Hände und mit demselben schweren Atem blieb ich hocken, während Tim völlig reglos neben dem Kopfkissen ausharrte. Er war völlig entspannt, er war entrückt und mein Blick, der sich kurz auf ihn richtete, brodelte nur so vor Neid. Ich hatte nicht mehr gezählt. Wie lange die letzte, lange und ruhige Nacht zurücklag. Hier und jetzt hatte ich eher das Gefühl, als würde ich so etwas noch gar nicht kennen. Entspannt zu schlafen, ohne etwas anderes vor sich zu sehen, als das schwarze, warme Nichts. Eine weitere Träne perlte hinab, streifte meine Nase und tropfte auf mein Knie. Die Hand an meiner Stirn regte sich, ballte sich und ein Zittern suchte meine Lippen heim, bevor ich sie aufeinanderpresste und erneut gegen den Druck in meinem Hals anschluckte. Mein Inneres zog es hinab. Weiter.. immer weiter und bis in fürchterliche Tiefen. Es wurde schwer... so unsagbar schwer. Einfach alles in mir. Ich hatte meinen Tiefpunkt erreicht... des Absoluten, Vollkommenen. Wie erbärmlich... Ich weinte, kroch in mich zusammen und ließ den Oberkörper dann einfach die Beine sinken. Die Bilder... die alten, vertrauten Stimmen... all das hatte mich so schmerzhaft getroffen, wie es keine Waffe könnte. Mana’s Worte... die Letzten, die er an mich richtete, bevor mein sehnsüchtiger Verstand jenes Desaster einleitete. Ein Fehler, wie er nicht wieder gut zu machen war. Ein Fehler, für den keine Buße reichte. Es war in Ordnung, doch schwer zu akzeptieren. Seit über einem Jahr gehörte ich nun dem Orden an, ging seit dieser Zeit einen neuen Weg, der mich zufrieden machte und mir genügte. Monate waren vergangen, Zeiten dahingesiecht, bis ich hier an diesem Punkt stand und noch immer keinerlei Erlösung fand. Wie sollte ich mich auch damit arrangieren...? Stockend umschloss ich meinen Leib mit den Armen, presste mich auf die Oberschenkel hinab und vernahm das eigene, leise Schluchzen. Es tat so weh... So fürchterlich weh. Man konnte sich nicht an alles gewöhnen. Es ging einfach nicht...! Alles an mir wehrte sich bis zum heutigen Tag gegen jene Tatsachen. Verstehen war da, nur keine Kraft mehr, all das wieder und wieder zu sehen. Hieß es nicht Vergangenheit, weil die Dinge vergingen? Weil sie verschwanden? Wie nannte man also das, was hinter mir lag...? Gegenwart... Zukunft... Es war anwesend. Immer. Fürs erste gab ich mich meinen Tränen hin... all dem Leid dieser Nacht und hoffte während jedes Momentes, dass diese Tränen etwas hinfort spülten. Dass durch sie etwas verschwand... dass ich leichter wurde, wenn ich einfach nachgab und mich ihnen hin. Ich umklammerte mich, ich bebte vor Schluchzen, bewegte den Kopf auf den Knien und versank mit jedem Moment mehr. Es gab diese Zeiten, in denen ich mich nicht wehrte, in denen ich alles über mich ergehen ließ, weil mir schlicht und ergreifend keine andere Möglichkeit blieb. Sie standen mir einfach nicht offen und gleichzeitig gab ich sie mir auch nicht. Manchmal ließ ich mich wirklich umstoßen und das von jeder noch so kleinen Brise. Aber es war in Ordnung... das musste es. Irgendwann waren meine Augen trocken und jede Träne versiegt. Irgendwann... nach einer langen Zeit, die mich nur weitere Kräfte gekostet hatte. Woher ich diese nahm, wusste ich nicht. Ich meinte, meine Grenze längst übertreten zu haben, längt in jenem Gebiet zu stehen, aus dem ich nicht mehr schöpfen konnte. Stockend richtete ich mich auf. Meine Augen brannten und ich musste mehrfach blinzeln, bevor sie mir das dunkle Bild meiner Umgebung preisgaben. Nur leichte Umrisse in der Nacht und ich richtete mich um ein Stückchen auf, um zur Tür zu spähen. Dunkel erhob sich dort ihr Kontrast und ich überlegte nicht lange. Ich wollte mein Zimmer verlassen. Verzweifelt und ohne Ziel... wenn es auch nur Laufen war, etwas unterwegs zu sein, mich mit den Bildern meiner Umgebung abzulenken, um nicht einzig und allein auf die innere Schwere zu achten. Meine Schuhe ließ ich liegen. Auch gegen die Knitterfalten meines Hemdes tat ich nichts, trat einfach in Shorts in das Treppenhaus hinaus und verschränkte fröstelnd die Arme vor dem Bauch. Mein Gesicht spannte, flammte kühl auf durch all den Schweiß, der es noch immer bedeckte. Ich spürte ihn deutlich, rieb mir die Stirn und sah mich nach beiden Seiten um. Wo entlang...? Nach rechts... nach links? Wohin sollte ich in diesem Zustand? Nicht unter fremde Augen... nur nicht von jemandem gesehen werden. Doch welcher Ort brachte mir das, was ich benötigte? Was brauchte ich denn? Welche Art von Hilfe konnte ich mir selbst verschaffen? Es war kalt... ich spürte es mit jedem Moment stärker und umso dringlicher war mir danach, weiterzugehen. Nur wohin...? Wohin? Ich rieb mir die Arme weiterhin, vertrat mir die nackten Füße auf dem kühlen Boden und presste die Lippen aufeinander. Und ich konnte es mir nicht erklären, doch meine Augen zog es mit einem Mal zu dieser nicht sehr weit entfernten Tür. Sie drifteten einfach zu ihr, wie zu einem sicheren Ziel und wie starr blieb ich unter dieser Beobachtung stehen. Kandas Tür... Was trieb mich zu ihr? War es in diesen Momenten richtig, so auf sie aufmerksam zu werden? Was erhoffte ich mir von ihr? Ich grübelte, soweit mein Kopf es zuließ... suchte nach dieser Antwort und fand sie doch recht schnell. Er hatte mir so oft geholfen... mich so oft unterstützt. In Momenten, in denen ich es brauchte. Momente, wie dieser einer war. Gerade dieser, an dem man mir meine Bedürftigkeit von Kopf bis Fuß ansah. Konnte ich auch jetzt auf seine Hilfe bauen? Wie sollte diese Hilfe aussehen? Plötzlich setzte ich mich in Bewegung. Ich kontrollierte es nicht, meine Beine entwickelten ein Eigenleben und trugen mich durch das Treppenhaus und näher und näher zu dieser Tür. Ich wollte sie erreichen sowie ich mich von ihr fernhalten wollte. Es war ein nicht geringer Anteil an Respekt vor diesem Handeln, der mich aufhielt und eine schier begreifliche Sehnsucht, die mich anzog, wie das Licht eine verlorene Motte. Ich taumelte ihm entgegen, sah mich um... befürchtete jemanden. Befürchtete Schritte, Augen... einfach alles, was mir in diesen Augenblicken nicht widerfahren sollte. Niemand sollte mich sehen. Ich wusste ja nicht einmal selbst, was ich hier tat und dann stand ich vor dieser Tür und fror noch mehr. Die Arme um den Bauch geschlungen, auf müden, weichen Knien und einerseits so entschlossen, wie ich unsicher war. Ich starrte auf dieses kalte Material, das mich von Kanda trennte, sehnte mich danach, es zu durchschauen. Schlief er? War er noch wach? Inwieweit würde ich ihn stören? Was ließ mich zögern? War es nur die Angst vor einer Abweisung? Angst vor seinem Zorn, da es doch gerade so gut zu laufen schien. Hatte ich Angst, etwas kaputt zu machen? Schritte...! Sofort blickte ich auf, trat einen Schritt zurück und vermutete sie doch nur in einem der höheren Stockwerke. So eilig... vermutlich irgendein Arbeiter auf seinen nächtlichen Wegen. Er konnte mich nicht sehen. Ganz bestimmt würde er nicht hinab kommen und wenn er es doch tat, dann blieb mir jede Zeit, von dieser Tür wegzutreten und so zu tun, als wäre auch ich unterwegs zu einem anderen Ziel. Ich presste die Lippen aufeinander... war so erleichtert, als die Schritte hinter dem Klicken einer Tür verstummten und nach kurzer Zeit fiel mir auf, wie dümmlich ich nun aussehen musste. Ich wusste doch stets, was ich tat...? Wozu ich mich entschied, das tat ich doch auch...? Ich fürchtete doch nichts... und nun fürchtete ich diese Tür? Es wurde so kalt... meine Füße waren wie Eis, die Gänsehaut ein ständiger Begleiter und nachdenklich blickte ich zu meinem Zimmer zurück. Mein Herz raste noch immer so schmerzhaft in meiner Brust, alles an mir zitterte und ich konnte es nicht nur auf die Kälte schieben. Mir ging es so armselig... und mit zusammengebissenen Zähnen trat ich vor, hob die Hand und klopfte. Ich hatte mich dazu gezwungen und erschrak selbst über mein Handeln. So kopflos. Ich bereute es sofort und schüttelte den Kopf. Was sollte ich tun? Verschwinden? Hinter der Tür schien sich nichts zu regen und überaus schnell war ich bereit, die Sache aufzugeben und wirklich zu verschwinden. Er würde niemals erfahren, wer hier mitten in der Nacht vor seiner Tür gestanden hatte. Vorausgesetzt er hatte es überhaupt gehört. Ich legte den Arm zurück um meinen Bauch, straffte die Schultern und leicht geduckt wandte ich mich letztendlich doch ab. Ich hatte es versucht. Ich war gescheitert. Es war schon in Ordnung, doch kaum hatte ich mich zur Seite gewandt, da erhob sich dieses leise Klicken und ließ mich in meiner Haltung erstarren. Ich meinte zuerst, es wäre eine andere Tür, die sich öffnete, doch als meine Augen zu Kandas Türe zurückfanden, da bewegte sich diese Klinke und kaum versah ich mich, da öffnete sich wirklich die Tür. Ein Stich in der Herzgegend... ich war beinahe geschockt, mit einem Mal erfüllt von Befürchtungen und Schwarzseherei. Bestimmt hatte er geschlafen... bestimmt war er schlecht gelaunt und da erschien er auch schon im Spalt der Tür und erblickte mich. Sein Haar... offen und strähnig bahnte es sich seinen Weg über seine Schultern, die von einem simplen, weißen Shirt gewärmt wurden. Seine Beine steckten in einer langen Leinenhose und kaum trafen sich unsere Blicke, da suchte er sich seinen Halt an der Tür und rieb sich die Augen. Als würde er ihnen nicht trauen... als wolle er genauer hinsehen und zusammengesunken blieb ich stehen und wandte mich ihm nur langsam zu. Was er loswerden wollte, konnte er es jetzt loswerden. Es war ohnehin geschehen. Es gab kein Zurück und unter einem leisen Quietschen öffnete sich die Tür ein bisschen weiter. Er tat einen Schritt, strich sich das Haar mit einer Bewegung zurück, unter der ich zerfließen wollte und nahm mich anschließend in Augenschein. Doch... so neutral... Es war keine Wut, die sich in seinem Gesicht abzeichnete. Er starrte mich einfach an, tastete nach einer Strähne und schürzte die Lippen. Ich hatte mir keine Worte zurechtgelegt. Unter keinen Umständen wäre mir etwas eingefallen und so atmete ich tief durch und versuchte einen Arm von meinem Leib zu lösen. Wenigstens ein Wink, eine Geste... doch klammerte ich mich so sehr an mich selbst, dass es mir nicht gelingen wollte. Ich blieb stehen, ließ mich anstarren und vertraute darauf, dass meine bleiche Miene ihm alles verriet, was er gerne wissen wollte. Das mein fahles Aussehen jede Frage beantwortete und ihn zu einer Reaktion führte. Wie erbärmlich musste ich aussehen, wie seltsam musste mein Schweigen sein. Immerhin war ich derjenige, der bei ihm auftauchte. Mit einem Anliegen... mit einem Wunsch, den ich niemals über die Lippen bekommen würde. Vorausgesetzt, ich würde ihn selbst kennen. Es waren Schranken, an die ich hier stieß... Grenzen... und schweigend musterte er mich von Kopf bis Fuß. Meine Haltung... wenn man es noch als so etwas bezeichnen konnte... Wie viele Momente wir so voreinander standen... ich wusste es nicht. Es erschien mir wir eine Ewigkeit und so wie ich wartete, schien er sich erst einmal sammeln zu müssen. Er tastete sich über die Kante der Tür, regte die Schulter und plötzlich lehnte er sich in das Treppenhaus und spähte nach allen Seiten. Einfach an mir vorbei. Nach oben, nach beiden Seiten. Er lauschte in die Stille und irritiert verfolgte ich diese knappe Musterung. Ich folgte seinen Blicken, war alarmiert, doch er beendete diese Vorsichtsmaßnahme rasch. So trat er zurück, quietschend öffnete sich die Tür weiter und plötzlich verschwand er in seinem Zimmer und ließ mich vor der Tür zurück. Und sie stand immer noch offen. Wie entrüstet starrte ich sie an. Ich wagte es nicht, das offensichtliche Zeichen zu deuten, wollte Kandas Bereitschaft kaum realisieren und so blieb ich stehen und befeuchtete meine trockenen Lippen mit der Zunge. Meinte er es ernst? Durfte ich wirklich...? Kein Laut drang aus dem Zimmer. Ich stand wieder in völliger Stille und es waren erneute Schritte, die mich in mich zusammenfahren ließen. Diesmal schien es fast so, als würden sie unsere Etage betreffen. Als würde sich wirklich jemand nähern und nervös tat ich einen Schritt, näherte mich der Tür und schindete doch nur weiterhin Zeit. Noch hatten die Schritte das Treppenhaus nicht erreicht, noch hatte ich Zeit zum zögern. Ich näherte mich dem Türrahmen, tat einen weiteren Schritt, erreichte ihn und ein leises Quietschen brachte mich dazu, jedes Zögern über Bord zu werfen. Das Zeichen war deutlich. Etwas drängte mich in dieses Zimmer und wie ehrfürchtig betrat ich es letztendlich und zog die Tür hinter mir zu. Ein fremdes Gebiet, ein unbekanntes Territorium und was für eine Gänsehaut überkam mich, als ich es realisierte. Ich stand in Kandas Zimmer. Es offenbarte mir alles, was sich stets vor meinen Augen verborgen gehalten hatte. Die Tür hinter mir war in der Zwischenzeit geschlossen. Ich hatte sie in den Rahmen gezogen und während Kanda schweigend in sein Bett zurückstieg und die Decke zurückwarf, stand ich noch immer recht verloren dort. Das Fenster… meine Augen drifteten über das verschiedenfarbige Glas, fanden auch zu dem Riss, der dieses durchzog und es dauerte nicht lange, da blickte ich auch zu jener Sanduhr. Ich hatte sie schon einmal gesehen. Nur ganz kurz, während ich Kanda sein Essen reichte. Nun hatte ich mehr Zeit, sie mir zu betrachten, ohne, dass es mich zu einer Einsicht führte. Ich wusste nicht, was sie für ihn bedeutete, doch es blieb ein interessanter Wink. Langsam rieb ich meinen Arm weiter, spähte zu einem einsamen Stuhl, der am Tisch stand. Der Kleiderschrank, der Kleiderständer… es waren die einzigen Dinge, die in diesem Zimmer zu finden waren und so wirkte es durchaus kahl. Kalt. Es spiegelte in den Moment wider, was ich fühlte. Ich fror noch immer, konnte mich nicht bewegen, doch wie weiteten sich meine Augen, als ich auf dem Bett eine weitere Regung ausmachte. Kanda hatte es sich bereits auf dem Kissen bequem gemacht. Die Decke wärmte ihn bereits, doch nun zog er sie zurück, hob sie an. Ich wusste nicht, ob er mich ansah. Ich konnte es in der Finsternis des Raumes nicht erkennen, doch dieses Zeichen zu deuten, war nicht schwierig. Er bat mich zu sich… War es Wirklichkeit oder war ich meinem Wahn verfallen? Mein Mund öffnete sich lautlos, meine Augen weiteten sich flüchtig und bevor ich meinen Körper dazu aufforderte, tat er den ersten Schritt. Er bewegte sich auf dieses Bett zu, näherte sich der Wärme wie ein Falter dem Licht. Es zog mich an. Er… zog mich an und wie stockend ließ ich mich kurz darauf auf die Matratze sinken. Durfte ich ihm näherkommen? Noch näher…? Seine Augen… aus dieser Nähe erkannte ich sie. Sie waren wirklich geöffnet, erwartungsvoll auf mich gerichtet. Sie gaben mir jede Erlaubnis, die ich brauchte und wie versuchte ich meinen aufgeregten Atem zu beruhigen, als ich mich zögerlich zu ihm schob. Unter die Decke, die er angehoben hatte und kaum lag ich nahe genug, da wurde sie sinken gelassen. Sie sank auf meinen Leib hinab, sofort wurde mir fremde Wärme zuteil und während ich mich noch auf einen Ellbogen stützte, ließ sich Kanda auf das Kissen sinken und rückte sich zurecht. Und ich lag bei ihm. Unsere Beine berührten sich, so nahe war ich ihm und wie ehrfürchtig erschauderte mein Leib erneut. Es geschah wirklich. Es war die Realität, in der ich mich befand und der ich keinen Glauben schenken wollte. Durfte ich mich niederlegen? Durfte ich hierbleiben? Ich schluckte schwer. Ein unangenehmer Druck hatte sich in meinem Hals gebildet, doch mit einem Mal regte sich Kanda erneut. Er hob den Arm, angespannt verfolgten meine Augen die Bewegung und haltlos sank die Hand auf meinen Kopf hinab und drängte mich nieder. Mit auf das Kissen, direkt zu ihm und wie ergeben ließ ich mich sinken. Ich kam seinem Gesicht so nahe. Mein Kopf bettete sich genau vor ihm und wie erstarrt spürte ich, wie er die Decke weiter über mich zog und wie sein Arm seinen Platz auf meinem Körper fand. Er bettete sich auf meinem Oberkörper, ihm schien es dort zu gefallen und so umarmte er mich, während er in den Schlaf zurücksank. Noch immer waren meine Augen geöffnet, glaubenslos auf meinen Nebenmann gerichtet. Ich hörte das leise Rauschen meines Atems. Wie aufgeregt erhob er sich noch immer, während Kanda ruhig und regelmäßig atmete, war ich es, der beinahe keuchte unter dieser Situation. Und ich war verspannt, fand noch nicht die rechte Bequemlichkeit auf dem Kissen und wagte es nicht, mich zu regen. Viel zu viel Respekt hatte ich. Ich blinzelte, spürte die Wärme seines Armes und nur zögerlich tastete ich nach der Decke und zog sie um ein Stück höher. Kanda bewegte sich nicht mehr. Er machte den Eindruck, bereits zu schlafen und so blieb ich still und betrachtete mir sein entspanntes Gesicht. Und der Druck in meinem Hals ließ nach. Meine stillen Tränen trockneten und mit jedem Moment, den ich neben ihm lag, fühlte ich mich leichter… einfach besser. Der Krampf in meiner Brust löste sich, tief konnte ich bald durchatmen und anschließend konzentrierte ich mich darauf, meinen Leib zu lockern. Ich hatte nicht angespannt zu sein. Es gab einfach keinen Grund dazu. Hier war ich sicher, hier war ich willkommen und es vergingen nur wenige Minuten, bis ich gelockert neben Kanda lag und seinen Atem auf meinem Gesicht spürte. Zärtlich und kitzelnd strich er über meine Wange hinweg und ich blinzelte unter ihm, spürte irgendwann, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen entfaltete. Er schlief und ich tat es nicht. Viel zu kostbar war dieser Moment, um die Besinnung zu verlieren. Ich hatte ihn auszukosten, ich hatte ihn zu genießen und wie leicht und ehrlich war das Lächeln, das einfach nicht von meinen Lippen weichen wollte. Ich genoss diese Geste und ich nahm es mir nach einigen Momenten heraus, die Hand zu seinem Gesicht zu heben und ihm eine Strähne aus der Stirn zu streichen. Und noch immer… keine Regung. Er blieb liegen, er atmete tief durch und kurz rückte ich mich zurecht. Seine bloße Anwesenheit schien mich zu retten. Sein pures Dasein schenkte mir diese heitere Leichtigkeit und wie begann ich zu grübeln, während ich dort neben ihm lag und die Nacht sang- und klanglos an uns vorüberzog. Ich denke, ich hatte meinen Hafen gefunden. Einen Ort, der mir Sicherheit schenkte. Eine Hand, die mich zurück auf die Beine zog, wenn ich gestolpert war. Etwaige Ziele meines Lebens schienen sich in diesem Moment zu erfüllen. ~*Reqium of Darkness ~ The End*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)