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Viele Jahre gingen ins Land und wir lebten zufrieden in unserer kleinen Welt. Die Abstände, in denen sie für kurze Zeit in den Himmel zurückkehrte wurden

immer länger und irgendwann blieb sie ganz bei mir. Ich hätte ahnen sollen, dass das keine gute Idee war. Doch ich war so seelig dass ich nicht

in Erwägung zog das dieser Umstand sich irgendwann ändern könnte.
 

Eines Tages als wir uns gemeinsam den Tanz der Fische im Meer ansahen, sagte sie mir etwas, dass mich in meinen Grundfesten erschütterte.
 

"Ich wünsche mir ein Kind mit dir!"
 

Auch wenn ich damals noch nicht alles über das Ritual wusste, war mir doch klar, dass ich - als der Mischblüter der ich nun einmal war - kein Recht darauf

hatte ein Kind zu erschaffen.
 

Jahrelang versuchte ich es ihr auszureden, bat sie meine Sorgen zu verstehen...doch ich hatte keinen Erfolg. Sie war wie besessen von der Idee unsere

Liebe in einem Kind greifbar zu machen - so beschrieb sie mir ihre Vorstellung.
 

Ich sagte ihr, wie ich gelitten hatte weil ich ein Mischwesen war - und was sollte dabei herauskommen wenn ICH mich mit einem Engel vereine?
 

Sie sagte: "Wo Liebe ist, gibt es keine Sünde." Und lächelte dabei ihr flehendes Lächeln bis ich irgendwann anfing die Idee ganz reizvoll zu finden.
 

Wer hatte diese Regeln aufgestellt? Wenn es doch noch nie versucht wurde, woher sollte man wissen, dass es nicht gut gehen kann?
 

Ich wünsche mir immernoch, ich hätte an meinen Zweifeln festgehalten oder mich auf meinen Instinkt verlassen...
 

Stattdessen wollte ich ihr Flehen erhören und beschloss alles über das Ritual zu erlernen um ihren Traum wahr werden zu lassen - so wie sie meinen hatte wahr werden lassen mit ihrer

blossen Existenz.
 

So ging ich das erste Mal zum Ort meiner Kindheit zurück um die Teufel zu befragen. Ich hörte mir all die Dinge an die wichtig waren, ich lernte

wie man den Armknochen zum Vorschein brachte und formte. Wohin man mit der Klinge stoßen musste, wie die Formel war um aus Blut,

Knochen und Liebe ein neues Lebewesen zu formen.
 

Während ich meine Möglichkeiten ausschöpfte um mein Wissen zu erweitern, tat sie das selbe mit großer Begeisterung im Himmel. Dies sollte

allerdings nicht ohne Folgen bleiben.
 

Am ersten Frühlingstag meines achthunderfünfzigsten Lebensjahres war es soweit. Wir beschlossen das Ritual zu vollziehen. Wir fühlten uns

beide bereit und freudig erregt als wir uns die Hände gaben und emporstiegen - getragen von ihren 6 weißen Schwingen.
 

In der Mitte zwischen Himmel und Erde begannen wir, die magische Formel zu sprechen und konnten spüren wie sich etwas Wundervolles regte.
 

Die Armknochen geborgen hielten wir noch einmal inne, genossen die Intimität des Augenblicks, die Intensität der Empfindungen, die uns durchströmte.
 

Es gab nur noch uns beide auf der Welt - uns beide und den Wunsch, den Traum der uns verband.
 

Doch dann fing es an aus dem Ruder zu laufen. Ich sah hinter ihr plötzlich noch viel mehr Schwingen...sie gehörten nicht zu ihr. Es waren andere

Seraphim die vom Himmel herabstiegen.

Ich kannte diese Formation - sie wollten uns aufhalten. Sie sahen genauso aus, wie diejenigen, die damals meine Eltern richteten.
 

Ich geriet in Panik - ich versuchte ihr zu sagen was um uns herum geschah, aber sie lächelte und meinte: "Mach dir keine Sorgen Geliebter, sie

wollen uns nichts Böses!"
 

Warum in aller Welt habe ich ihr geglaubt? Ich war verwirrt aber doch auf unheimliche Weise beruhigt. Ich dachte wirklich - wie sie auch - das

sie gekommen wären um diesem Zauber beizuwohnen.
 

Es kam zum heikelsten Teil des Rituals - wir schnitten uns gegenseitig in den Brustkorb um unser Herzblut zu fördern. Ich konzentrierte mich

so sehr - und es hat funktioniert! Ich bin nicht zu einer wahnsinnigen, blutrünstigen Bestie geworden die Amok läuft. Ich habe mich beherrscht und

war erleichtert.
 

Gerade als wir die Hände von den Knochen nehmen wollten um mit der Zeremonie fortzufahren geschah es.
 

Der Cherub hinter mir stieß mich nach vorne. Ohne es zu wollen drang die Klinge die ich hielt weiter in ihre Brust - ihr cremig, weißes Blut strömte

mir kalt über die Hand während sich ihre Augen vor Schreck weiteten. Sie keuchte und sah an sich herab während ich völlig überfordert

nur dumm verharrte.
 

Wir begannen zu fallen - sie konnte nicht mehr fliegen.
 

Einer der Krieger schrie: "Da! Diese Vereinigung wird nichts Gutes hervorbringen! Er hat bereits die Beherrschung verloren und sie verletzt - tötet ihn!"
 

Als wir auf der Erdoberfläche aufschlugen hielt ich sie im Arm und schützte sie von dem Sturz. Ich hörte ein lautes Krachen aus meinem Inneren. Auch

wenn wir davon nicht sterben, Knochenbrüche tun uns weh. Eine Zeit lang lag ich betäubt da und hielt sie umklammert.
 

Sie wisperte mir ins Ohr: "Es tut mir leid Liebster, ich war zu gierig - verzeih mir!"
 

Ich bat sie nicht zu reden, alles würde gut werden.
 

Doch sie schüttelte traurig den Kopf und fragte mit schwacher Stimme: "Hast du dich nie gewundert, warum ich dir nichts von meiner Berufung erzählt habe?"
 

Scham erfüllte mich, denn bis sie mich das fragte, war mir nie bewusst geworden, dass sie kaum etwas über sich preisgegeben hatte, ausser

ihren Gefühle für mich. Und ich hatte nicht gefragt...
 

"Sie werden dich nicht verschonen - du musst fliehen! Schnell bevor sie uns erreichen!"
 

Ich verneinte.
 

Sie bat mich vernünftig zu sein, ich solle keine Angst um sie haben.
 

Ich sagte ihr, dass das eine völlig unsinnige Bitte war, denn sie war mein Leben.
 

Daraufhin lächelte sie und meinte: "Sie werden mir nichts tun, denn ich bin der Engel der Nacht. Bei uns gibt es eine Hierachie und ich bin einer

der 2 Engel der Gezeiten. Es gibt den Engel des Tages und mich. Über uns steht nur die Engel von Mond und Sonne - und Gott. Verstehst du? Sonst hätten

sie mich längst vernichtet! Sie wollen mich erhalten weil mein Ableben fatale Folgen haben könnte. Doch in dir sehen sie meinen Feind. Sie glauben du hättest mich

beschmutzt und ins Verderben gestürzt. Du musst fort von hier!"
 

Ich gab ihnen recht - ich war ihr Verderben. Ich bereute, dass sie zurückgekommen war nach jenem ersten Aufeinandertreffen, dass ich zu schwach war mich von ihr fernzuhalten...dass

ich sie so verzweifelt liebte.
 

Während ich so mit meinem Schicksal haderte und laut vor mich hindachte wurde sie schrecklich traurig. Das ich soetwas Dummes in ihren

letzten Momenten sagte kann ich mir noch immer nicht verzeihen. Das ich bereute sie geliebt zu haben brach ihr das Herz. Zum ersten

Mal sah ich sie leiden...und ihre Tränen...eisige, kleine Kristalle fielen ihr aus den seidenen Wimpern. Als ich begriff was ich angestellt hatte war

es zu spät.
 

Wir waren eingekreist, die Cherubim standen um uns herum und fluchten, schrien und stachen mit ihren Schwertern auf mich ein, auf das ich abließ vom "Angeli Noctem" wie sie sie nannten.
 

Sie sagte: "Ich liebe dich. Und ich glaube nicht das es ein Fehler war zu träumen. Doch ich will und kann nicht ohne dich sein. Du wirst jetzt und für immer

den Preis für unsere Liebe bezahlen - und deshalb sollst du kein schlechtes Gewissen haben. Denn ich handle jetzt aus purem Egoismus!"
 

Noch bevor ich verstand was sie meinte griff sie an meinen Unterarmknochen, welcher immer noch aus ihr herausragte und rammte ihn tiefer in sich hinein.
 

"NEIN!" schrie ich und packte sie an den Schultern.
 

Doch sie hörte nicht auf, sie trieb ihn tiefer und tiefer. Das Engelsblut schoß aus ihr heraus und bildete eine schimmernde Lache unter ihrem

schmalen Rücken. Dann zog sie die Schneide heraus und griff in ihren Brustkorb. Was sie hervorholte schockierte mich ohne Gleichen.
 

Eine weiße Blume...ihr Herz...
 

Sie gab einen gurgelnden Laut von sich, Blut lief ihr aus dem Mundwinkel und perlte über ihr Kinn. Dann holte sie aus - ihre Hand umklammerte ihr Herz - und sie stieß sie in die Öffnung in meiner Brust. Sie ersetzte mein kleines,

schwaches, sterbliches Herz durch ihres.
 

Sogar die Krieger waren wie eingefroren vor Schreck. Als die Engel schließlich in Aufruhr gerieten und sich bewegten war sie bereits tot.
 

Ich saß da und weinte hemmungslos. Ich hielt ihren erschlafften, leeren Körper im Arm, sah in ihre halboffenen Augen die ihren Glanz für immer verloren hatten, streichelte wie besessen ihr Gesicht und verfluchte mich.
 

Dann wurde es schwarz um mich - ich verstand zuerst nicht was geschah...wer hätte gedacht das der Nachthimmel sich für immer verdunkelte, weil die Sterne die schwärzesten Tränen um den Engel der Nacht weinten.
 

Die Dunkelheit war damit aus dem Tod meines Engels geboren worden. Mein Lachen wiederum starb in jenem Augenblick...



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