Fallin' Down - Wenn Engel die Erde berühren von Minamimoto (Saso x Dei) ================================================================================ Kapitel 1: Dankbarkeit ---------------------- Ein Knacken eines Astes ließ ihn aufwachen. Er lag nach wie vor im Wald, bewegungslos und verletzt. Er wusste nicht, wie lange er schon dort lag, aber es mussten mehrere Tage gewesen sein. Die Verletzungen waren mittlerweile geronnen und schmerzten nicht mehr so sehr. Er hielt die Augen geschlossen, als er eine Stimme vernahm „Chiyo-baa!" Eindeutig war es ein Kind, welches ihn gefunden hatte. „Chiyo-baa! Hier liegt ein Junge!" Der Engel fragte sich, was sich das Kind bei seinem Anblick dachte. Sicherlich hatte es noch nie einen Engel gesehen, wie auch? Doch er war kein Engel mehr. Er sah lediglich anders aus; blasser als blass mit langen, wasserstoffblonden Haaren. Und bildschön. Wahrscheinlich kümmerte sich das Kind aber gar nicht um das Aussehen des jungen Mannes, sondern fragte sich viel mehr, was er dort unten - schlafend - in einer Blutlache zu suchen hatte. Er hörte Schritte. Doch noch immer wollte er seine Augen nicht öffnen, wollte die Welt nicht sehen, in der er gelandet war. „Herrje, der Arme. Schnell, wir müssen ihn versorgen!" Diese Stimme war eindeutig von einer älteren Frau. Als er wieder aufwachte, befand er sich wo anders. Auf etwas Weicherem. Fast so weich wie eine Wolke. Er musste wohl wieder eingeschlafen sein. „Du könntest ruhig langsam aufwachen" vermerkte die Stimme der alten Frau. Doch der ehemalige Engel dachte gar nicht daran, seine Augen zu öffnen. „Wenn du nicht wach wirst, verhungerst du noch. Du siehst sehr dünn aus." Er zögerte. Zwar wäre er lieber tot gewesen statt ein ganzes Jahr lang auf der Erde zu leben, doch vorher sterben durfte er nicht. Würde er sterben bevor das Jahr um ist, würde ihn das Licht nicht umhüllen, würde zum einem Haustier der Dämonen werden. Und das wäre noch schlimmer als das Licht. Er öffnete die Augen. Es war alles so grell, so ungewöhnlich als würde zum aller ersten Mal das Licht der Welt erblicken. Sozusagen tat er das auch. „Na bitte, geht doch." Er befand sich in einem Bett, zugedeckt mit einer himmelblauen Wolldecke. Das Zimmer hielt sich schlicht, ein dunkelroter Teppich auf dem Boden, die Wände weiß und die Schränke dunkelbraun. Vor dem Bett stand die alte Frau in einer dunkelblauen Weste. „Hier, eine Suppe. Habe ich selbst gemacht." Sie streckte ihm einen Teller entgegen, den der Blonde nach kurzem Überlegen annahm. Er setzte sich auf und beobachtete die schwimmenden Buchstabennudeln. „Mein Name ist Chiyo." Er nickte. „Du hast vielleicht Manieren. Verrate mir deinen Namen" sie klang aufdringlicher. Der Blonde blickte auf und sah sie an. „Deidara." Die Alte lächelte. „Ein ungewöhnlicher Name. Er klingt schön." Deidara nahm den Löffel und schaufelte sich damit die Suppe in den Mund. „Chiyo-baa? Darf ich Playstation spielen?" rief wieder diese Kinderstimme aus einem anderen Zimmer. Da Chiyo nicht schnell genug reagiere, lief der Kleine zu ihr. Es war ein kleiner Junge, vielleicht acht Jahre alt mit einer roten Zottelfrisur. Er sah zu Deidara. „Er ist ja wach." Die Alte nickte. „Das ist Gaara, mein jüngster Neffe" stellte sie den Kleinen vor. Dieser rannte zu dem Bett. „Und wie heißt du?" „Deidara" antwortete er wieder. Er kam sich wirklich dämlich in seiner Situation vor. Die einzigen Wörter die er bereits sprach, war sein Name. „Cool! Magst du Playstation?" Chiyo drückte Gaara beiseite. „Jetzt lass ihn erst einmal seine Suppe aufessen" bestimmte sie. Gaara verzog die Mundwinkel. „Spielst du mit mir, wenn du wieder gesund bist?" Gefühle; Freude, Hoffnung, Hass und Liebe. Kummer und Glück. All das kennt ein Engel nicht. Als Mensch wirst du es kennenlernen. Aber was sollte er fühlen? Deidara entschied sich zu einem Lächeln, als er in die erwartungsvollen grünen Augen des kleinen Jungen sah. Er hatte keine Ahnung, was eine Playstation war, obwohl er die Menschen von seiner Wolke aus oft beobachtet hatte, um sie verstehen zu können. Trotzdem nickte er. Gaara streckte freudig die Hände nach oben und jubelte. Dann lief der Kleine aus dem Zimmer. „Die Jugend von heute..." meldete sich Chiyo zu Wort und nahm dem Blonden den Teller ab. „Ich schlage vor, du schläfst nun noch etwas. Morgen früh wird es dir bestimmt besser gehen." Am nächsten morgen lag der Engel noch lange im Bett, wobei er schon längst wach gewesen war. Du bist also der Erzengel? Dich zu fürchten war eine Verschwendung. Mühselig rappelte er sich auf und ging zu der Tür. Es war ohne Flügel ungewohnt, zu laufen und es kostete ihm viel Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Er drückte die Klinke herunter und schaute ins andere Zimmer. Dort stand ein grünes Sofa vor einem gläsernen Tisch und davor ein kleiner schwarzer Fernseher. Deidara musste unwillkürlich lächeln. Beim Fernsehen sahen die Menschen anderen Menschen bei ihren Leben zu, genau wie die Engel die Leute auf der Erde beobachteten. Im gleichen Moment jedoch fragte er sich, wieso er nun die Mundwinkel nach oben zog. Im heiligen Reich lächelte man zur Begrüßung oder zum Abschied, es war eine Form der Höflichkeit, aber jetzt war niemand da, zu dem er höflich sein konnte. Bei diesen Überlegungen zog er die Mundwinkel wieder herunter und sah sich weiter im Raum um. Vor dem Fernseher stand noch ein kleiner schwarzer Kasten, mit der Flimmerkiste verbunden, mit einem Kabel daran und an diesem Kabel ein... Ding mit Knöpfen. Der Engel hatte auch schon Menschen, meistens Kinder und junge Erwachsene gesehen, die auf diese Knöpfe drückten und Menschen und Tieren somit Befehle erteilen und die diese auf dem Bildschirm verfolgen konnten. Ein grauenvolles Gerät. Plötzlich hörte er ein Klirren. Er sah nach rechts, wo das Geräusch herkam. „Kind, pass doch auf." „'tschuldigung." Der Blonde ging auf die Stimmen zu und befand sich letztendlich in der Küche. Auf einem Stuhl saß Gaara, vor ihm kniete seine Großmutter, die die Milch vom Boden putzte und die Scherben aufhob. Schließlich erhob sie sich und lächelte den Besucher an. „Guten Morgen, Deidara. Hast du gut geschlafen?" Deidara erwiderte das Lächeln und nickte. Gaara klopfte mit der Hand neben sich auf den Stuhl. „Setz dich doch!" Gehorsam schritt der Engel zu dem Platz und setzte sich. „Magst du Cornflakes?" fragte der Kleine. „Ich weiß es nicht" antwortete der Blauäugige während er die alte Dame dabei beobachtete, wie sie die Scherben entsorgte. Der Rotschopf sprang auf, lief zu einem Schrank, holte einen Löffel, Schüssel heraus und Cornflakes und Milch und schüttete beides in diese. „Pass jetzt aber besser auf" ermahnte Chiyo. „Ja ja" gab Gaara zurück und stellte die Schüssel vor dem Engel ab. „Dann probier doch mal!" Deidara nahm den Löffel in die Hand und schaufelte sich damit ein wenig in den Mund. „Und?" fragte er ganz aufgeregt. Es schmeckte wirklich ganz ausgezeichnet! „Schmeckt gut" bemerkte der Blonde und schob sich den nächsten Löffel in den Mund. Gaara grinste breit und auch Chiyo lachte. Ihr Gast aß zum ersten mal Cornflakes und war auch noch ganz begeistert davon. Es sah einfach zu süß aus. „Ich muss jetzt in die Schule, Herr Deidara." Deidara sah zu dem Kind auf. „Wenn ich wieder komme, spielen wir zusammen etwas, ja?" Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte der Wirbelwind aus der Küche hinaus, „Bis später! Tschüss, Chiyo-baa!" und knallte die Tür. Deidara wandte sich wieder seinem Essen zu, als die Alte das Sprechen begann: „Sag mal, wo wohnst du eigentlich?" Beinahe hätte er sich bei dieser Frage verschluckt, beherrschte sich aber und zuckte lediglich mit den Schultern. Er konnte ihr schließlich nicht sagen, dass er "oben" wohnt. „Verstehe" sagte sie und der Blonde hob eine Augenbraue. „Mein ältester Neffe besitzt ein Hotel, gar nicht so weit von hier. Er ist momentan auf Geschäftreise, aber morgen können wir ihn besuchen gehen und fragen, ob du ein Zimmer bekommen kannst. Und für heute nacht kannst du dich auf die Couch legen." Wie nennt diese alte Frau doch war, einen Fremden, dazu auch noch wortkargen Mann so herzlichst aufzunehmen. Es war angenehm, dass sie keine sonstigen Fragen stellte, die er ihr nicht hätte beantworten können. Er war dankbar dafür, dass er aufgenommen wurde. Es war auf jeden Fall schöner als das gesamte Jahr auf dem Waldboden zu verbringen. Dankbarkeit... War das etwa das erste Gefühl, welches er jemals fühlte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)