Stay (Faraway, So Close!) von Jessa_ ([Itachi/Sasuke- Centric]) ================================================================================ Kapitel 29: North and South of the River ---------------------------------------- Kapitel 29: North and South of the River I want to see, and I want to hear To understand your fears But we're north and south of the river Das Zimmer lag noch im Halbdunkel. Die Sonne musste scheinen, kämpfte sich durch die winzigen Ritzen der Jalousie und hatte Sasuke doch noch nie geweckt. Itachi schloss die Tür leise hinter sich und ging auf das Sofa zu. Er hockte sich zu dem Jungen hinunter und blickte in das kindliche Gesicht. Sasukes Züge waren immer ziemlich weich, doch im Schlaf waren sie es noch mehr; dann wirkte er fast, wie das Kind, dass er wohl nie wirklich gewesen war. Jedenfalls glaubte Itachi das, nach den Dingen die Sasuke ihm gestern anvertraut hatte und wegen der Dinge, die er wusste und die er sich denken konnte. Itachi beobachtete den Jungen noch einige Sekunden, streckte dann die Hand aus und rüttelte ganz leicht an dessen Schulter. Sasukes Augenlieder flackerten nur ein bisschen und er drehte den Kopf müde in Richtung Kissen, sodass beinahe sein ganzes Gesicht verdeckt war. Itachi grinste leicht. Doch ein kleiner Morgenmuffel? „Hey, Sasuke“, sagte Itachi mit gesenkter Stimme und rüttelte noch einmal ganz sachte an der Schulter des Jungen. „Mhh“, machte der jedoch nur im Halbschlaf und fasste den Zipfel der Decke, den er in der Hand hatte, ein wenig fester. Itachi wartete neben dem Sofa hockend, darauf das Sasuke ganz wach wurde, was auch bald geschah. Dennoch blieb dieser erst mal liegen und drehte nur seinen Kopf zur Seite. Irgendwie freute Itachi das. Es war wieder ein kleiner Fortschritt. Sonst, wenn er den Jungen geweckt hatte, war dieser immer sofort aufgestanden und hatte die Decke und das Kissen gerichtet. Klar, es war noch recht früh, gerade halb zehn am Morgen und sie waren wieder spät ins Bett gegangen und Sasuke war noch ein wenig müde, aber das hatte den Jüngeren zuvor auch nie davon angehalten, sofort aus der komfortablen Lage aufzuschrecken. „Noch müde?“, wollte Itachi leise wissen und erhob sich aus seiner Hocker, die auf längere Zeit hin etwas unbequem war. „Ja, bisschen, entschuldige.“ „Nicht so schlimm“, beruhigte Itachi sofort. „Ich geh mir einen Kaffee machen, bleib ruhig noch was liegen und dann geh duschen oder so. Wir fahren dann gleich in die Stadt, okay? Also nicht mehr einschlafen.“ „Ja“, murmelte Sasuke nur und Itachi wusste genau, dass der Junge Folge leisten würde. Wahrscheinlich mehr noch als Itachi es wollte; Sasuke würde bestimmt schon bald aufstehen und sich im Bad eilig fertig machen, damit er den Älteren nicht aufhielt. So war es dann auch. Sasuke blieb nicht mehr lange liegen. Das fand er, war unhöflich. Es war sogar unhöflich, dass er überhaupt liegen geblieben war, nachdem Itachi ihn geweckt hatte, aber er war wirklich noch müde. Dummkopf, schallte er sich dann selber, als er mit nackten Füßen und frischen Kleidern auf dem Arm auf dem Weg ins Badezimmer war, ohne Itachi wäre er jetzt nicht nur noch ein bisschen müde, sondern ihm wäre auch schrecklich kalt und er hätte in der vergangenen Nacht vor Hunger und der beißenden Kälte womöglich kein Auge zugetan. Deswegen und weil die Schuldgefühle dabei sofort wieder stärker wurden, machte er nur eine kurze Katzenwäsche, putzte sich die Zähne und zog sich eilig an, bevor er zu Itachi in die Küche ging. Dieser stellte gerade seine leere Kaffeetasse in die Spüle und grinste ihn schief an. „Na, dann wollen wir mal shoppen gehen“, meinte er und verzog das Gesicht noch ein bisschen mehr. Itachi öffnete die Tür, nachdem sie beide ihre Jacken und Schuhe angezogen hatten und lies Sasuke den Vortritt. Sie stiegen in Itachis Auto und fuhren, berieselt von seichter Radiomusik in die Innenstadt, wo Itachi seinen Volvo in der Tiefgarage parkte und gemeinsam mit Itachi hinaus auf die Straßen ging. „Ich hab einen Zettel gemacht für wen ich alles was holen will“, merkte Itachi an und kramte in seiner Hosentasche. „Ach, hier ist der ja. Also: Für meine Eltern, Kakashi, Iruka, Konan, Pein, dem Kind, Shizune, meinen Cousin, ein paar Kleinigkeiten für den Rest meiner Familie … ja, das war’s.“ Natürlich hatte Itachi noch jemanden auf seinem Zettel stehen. Gut, nicht auf der geschriebenen Liste, sondern auf der in seinem Kopf. Nämlich Sasuke. Er würde ihm mit Sicherheit etwas schenken und wenn es nur eine Kleinigkeit war, wie ein Buch. Darüber müsste er sich noch mal Gedanken machen und später mal schnell alleine in die Stadt düsen; jetzt hieß es erstmal was Gescheites für seine Lieben zu finden. „Und irgendeine Idee?“, wollte Itachi flachsig wissen. Sasuke schüttelte leicht den Kopf. Er hoffte, dass Itachi darüber nicht böse war, aber er kannte die Personen ja kaum bis gar nicht und auch wenn er sie einmal oder eben ein paar Mal, wie bei Kakashi, gesehen hatte, wusste er ja dennoch nicht, was ihnen gefallen mochte. „Na dann“, hörte der Teenager wieder Itachis Stimme. „Gehen wir erst mal ganz entspannt frühstücken. Haben schließlich den ganzen Tag Zeit und sind ideenlose Männer, stimmt’s Sasuke?“ „Uh… ja…“, murmelte dieser nur ein wenig verwirrt aufgrund Itachis Verhalten. Der wirkte heute irgendwie noch fröhlicher und entspannter als sonst, obwohl ihm das Geschenke kaufen wohl eindeutig überforderte. Vielleicht aber auch gerade deshalb; vielleicht war Itachi einfach kein Mensch der, wenn er überfordert war, die Dinge dramatisierte, sondern sich ein wenig über sich selbst amüsierte; die Dinge locker nahm – weil sie genau das waren. Er würde schon was zum Verschenken finden und musste sich keinen Stress machen. Das war eben eine ganz typisch männliche Überforderung – Geschenke kaufen. Nicht solch eine, die Itachi zuvor – nach Sasukes Vergewaltigung – im Umgang mit Sasuke gehabt hatte, sodass er Kakashi um Hilfe gebeten hatte. In einem kleinen, aber gemütlichen Café, unweit vom Parkhaus, suchten die beiden einen freien Platz am Fenster. Draußen nieselte es nur leicht, die Sonne schien; es war ein guter Tag. „Was möchtest du trinken?“, fragte Itachi sofort, nachdem er seinen Mantel neben sich auf die Sitzbank gelegt hatte. Sasuke zog auch seine Jacke aus und hängte sie unsicher über den Stuhl, auf dem er saß. Er schluckte. Sein Blick senkte sich auf die Tischplatte. Als Itachi das mit dem frühstücken gehen vorgeschlagen hatte, war Sasuke klar gewesen, das der Ältere wieder für ihn Geld ausgeben würde. Er wollte das nicht; immer noch nicht, aber er wollte Itachi auch nicht die gute Laune verderben, weswegen er leise, leicht fragend, murmelte: „Vielleicht einen Tee…?“ „Klar. Irgendeinen?“ Sasuke nickte nur scheu. Er fühlte sich, obwohl er nun gute Klamotten anhatte, immer noch fehl am Platz, in solch einem Café. Auch wenn es nicht übermäßig schick oder teuer, sondern eher bodenständig und gemütlich war, könnte er sich selbst hier nichts leisten. Er glaubte das war es, was ihn noch scheuer machte, als in Itachis Wohnung, wo er ja mittlerweile schon seit ein paar Tagen schlief. Als die Kellnerin kam, bestellte Itachi einen irischen Frühstückstee für Sasuke, einen schwarzen, gezuckerten Kaffee für sich selbst und die große Frühstücksplatte für zwei Personen, um Sasuke nicht in die Not zu bringen, sich selbst etwas zu Essen aussuchen zu müssen. Das war wohlmöglich noch einfach zu früh für den Jungen, glaubte Itachi. „Ich schätze ich mach das heute ganz klischeehaft“, merkte Itachi an, lehnte sich gegen die Rückenlehne und verschränkte die Arme locker vor der Brust. Sasuke wollte nachfragen, was Itachi damit meinte, aber er traute sich nicht. Wollte nicht nerven. Klar, wusste er, was Klischees waren, aber er wusste nicht was die typischen Geschenke waren, die Itachi meinte. Als sein Vater noch gelebt hatte, hatte er seinen Eltern meistens etwas gebastelt oder ihnen Gutscheine zum Kuscheln geschenkt und damals, als es für ihn noch nicht zum Standart geworden war, den ganzen Haushalt zu machen, Gutscheine für einmal Spülen oder so etwas. Er war schließlich noch klein gewesen, also ging das in Ordnung und seine Eltern – zumindest sein Vater – hatten sich aufrichtig über die kindlichen Geschenke gefreut. Den Kuschelgutschein hatte sein Papa meistens sofort eingelöst und seinen kleinen Sohn fast totgeknuddelt. Das hatte er gut gekonnt. Ihn ganz fest in den Arm nehmen und dabei hatte er immer dieses breite Grinsen, das Sasuke so gemocht hatte. Sasuke erinnerte sich noch an sein eigenes Lachen dann und dass er sich nie unwohl in den Armen seines Vaters gefühlt hatte, egal wie fest die Umarmung war. Weh getan hatte er ihm dabei ja nie. Er war nur immer sehr herzlich gewesen, sehr offen und impulsiv – aber all das auf eine gute Weise. An die Erinnerung denkend musste Sasuke leicht lächeln, was Itachi sofort auffiel. „Schöne Erinnerungen, Sasuke?“, fragte er deswegen und traf den Nagel damit auf den Kopf. Der Junge nickte nur leicht und blickte wieder auf die Tischplatte, bevor er murmelte: „An meinen Vater.“ „Er war bestimmt ein toller Mann“, wagte Itachi zu sagen, hoffte dass es stimmte; dass Sasuke nur schöne Erinnerungen an seinen Vater hatte. „Ja“, wisperte Sasuke; das Lächeln war schon wieder verschwunden, dachte er doch jetzt an den Tod seines Vaters. „Das… war er.“ Als die Getränke und das Frühstück gebracht wurden, griff fast sofort hungrig nach einem Brötchen, dass er mit Bacon belegte. Er mochte das Café, auch wenn es nicht das in der Galerie war, in dem er oft seine Mittagspause verbrachte. Vor allem das Frühstück hier war gut, da es zwar nicht ganz typisch irisch oder typisch britisch war, sondern auch, neben den roten Bohnen und den Würstchen, normalen Käse, Marmelade und Wurst enthielt. Und weil der ‚schwarze Pudding’, eine Art Blutwurst, nicht auf dem Teller lag, denn den hatte Itachi noch nie leiden können. Itachi biss in sein Brötchen und beobachtete Sasuke eine Weile dabei, wie er einen Schluck Tee nahm und zögerlich eine Scheibe Brot, die er mit Käse belegte. Immer wieder fiel Itachi auf, das Sasuke sein Verhalten nicht so leicht ablegen konnte. Er öffnete sich zwar ein wenig mehr, schien eine Art Vertrauen in ihn gefunden zu haben, aber im großen und ganzen, war er nicht viel selbstbewusster als zu Anfang geworden, dabei war er nun schon knapp zwei Wochen bei ihm. „Wie hat deine Mutter das gehandhabt – mit Essen, Duschen und solchen Dingen?“, fragte Itachi leise. Sie waren zwar beinahe die Einzigen Gäste im Café, aber er wollte Sasuke unter keinen Umständen in Verlegenheit bringen. Vor allem, da seine Frage recht brisant war. Sasuke wandte seinen Blick zur Seite und traute sich erst nach wenigen Minuten den Älteren anzusehen und leise zu antworten: „Ich hab… ich hab schon was zu Essen bekommen.“ „Aber nicht genug, stimmt’s?“ „Ich… brauch nicht so viel“, murmelte Sasuke ausweichend. Er wollte seine Mutter nicht weiter reinreiten. Itachi wusste im Grunde eh schon viel zu viel. Weil er sich hatte Dinge selber denken können, weil er ihn in dieser Gasse gefunden hatte und weil Sasuke zu viel erzählt hatte. Aber er hatte nicht anders gekonnt. Es hatte gut getan, zu sagen, dass Kabuto kein Fremder war; dass er der beste Freund seiner Mutter war und es hatte auch gut getan, zu sagen, was er am vergangenen Abend gesagt hatte. „Manchmal war sie auch lieb zu mir“, ergänzte Sasuke dann und wusste, dass es auf eine Weise sogar stimmte. Manchmal, wenn Kabuto nicht da war und sie ihren Rausch zum Teil ausgeschlafen hatte, aber immer noch blau genug war, um kotzend über dem Klo zu hängen, hatte er ihr manchmal die Haare aus dem Gesicht gehalten und einmal, daran konnte er sich noch erinnern, als sei es gestern gewesen, lag sie danach auf dem Teppichboden im Wohnzimmer, mit dem Kopf auf seinem Schoß. Sogar geweint hatte sie ein bisschen und gesagt, dass sie ihn lieb hätte. Sie hatte ihm versprochen, dass sie eine bessere Mutter werden würde und er hatte versucht ihr zu glauben. Sie meinte, sie wolle ab morgen für ihn kochen und waschen und sie würden fort ziehen, ganz weit fort. Doch schon ein paar Stunden später, am selben Abend noch, war Kabuto wieder gekommen und seine Mutter und er hatten sich vertragen. Da war alles wieder vorbei. Sie war nur so lieb gewesen, weil sie Streit gehabt hatte mit ihrem besten Freund und als wieder alles in Ordnung war, waren ihre Versprechungen vergessen; dann hatte sie doch nicht gehandelt, als Kabuto ihm noch in der selben Nacht wieder weh tat. Der Jugendliche riss sich selbst aus seinen Gedanken, weil sie weh taten und schaute in Itachis zweifelnde Miene. Klar, dass er ihm nicht glaubte. Sasuke glaubte sich ja selbst kaum mehr. Er wusste, dass seine Mutter mal lieb zu ihm gewesen war. Als sein Vater noch gelebt hatte und danach manchmal, manchmal ganz kurz, aber er wusste genauso, dass es gespielt war. War es doch, oder? Sasuke hob die Finger zum Mund und knabberte abwesend an seinen Nägeln, bevor er Itachi Hand an seiner Hand spürte. „Komm schon, lass das, Sasuke“, hörte er dessen ruhige Stimme und gehorchte. Sie schwiegen eine Weile, aßen ein bisschen, ohne wirklich darauf konzentriert zu sein und ohne dass es richtig schmeckte, weil sie beide ihren Gedanken nachhingen und ließen so eine Menge zurückgehen, als Itachi bezahlte und sie aus dem Café hinaus auf die Straße gingen. Dort legte Itachi eine Hand auf Sasukes Schulter und sagte leise. „Entschuldige, dass ich mit dem Thema angefangen habe. Ich wollte dir nicht wehtun.“ Sasukes Augen weiteten sich und er drehte sich zu Itachi um. „Du… du… es gibt keinen Grund… du musst dich nicht bei mir… entschuldigen.“ „Doch“, presste Itachi hinaus. „Weil das nie jemand gemacht hat.“ Sasuke blickte zu Boden und nickte. Es stimmte. Im Grunde stimmte das. Richtig hatte sich nie jemand bei ihm entschuldigt. Jedenfalls nie für die Dinge, die in den letzten Jahren geschehen waren. „Na, komm“, hörte er dann Itachis Stimme erneut, nun wieder versucht fröhlicher. „Lass uns die Geschenke kaufen, in Ordnung?“ Er ging ein paar Schritt nach vorne und wartete das Sasuke zu ihm aufrückte, ehe er ansetzte: „Und zieh die Kapuze über den Kopf. Es regnet.“ ~~ Bei der weiteren Shoppingtour waren keine unangenehmen Gespräche aufgetaucht, sodass sie, als sie fast alle Geschenke zusammenhatten, vor dem Starbucks standen und Itachi Sasuke beinahe in den Laden hineinzog. „Ich brauch einen Kaffee. Unbedingt. Wie steht es mit dir?“ Sasuke starrte auf die Karte, eine Minute, einundeinhalb Minuten und schob bald waren nur noch zwei Kunden vor ihnen, als sich Sasuke mit einem unwahrscheinlich ratlosen Blick zu Itachi umwandte. „Also… ich versteh kein Wort…“ Itachi lachte leise. „Keine Sorge. Das tut niemand.“ Er zwinkerte dem Jüngeren zu und fragte: „Wie wäre es mit einem Kakao?“ „Äh… ja“, murmelte Sasuke und blickte noch mal auf die Karte. Ach, da stand es ja. Hot Chocolate. Direkt unter Iced Peppermint White Chocolate Mocha und über Cinnamon Dolce Crème Frappuccino Blended Beverage. Sasuke schüttelte verwirrt den Kopf und wartete, das Itachi bestellte, als sie endlich dran waren. Er blickte neben sich und sah einen blonden Schopf, der ihm bekannt vorkam. Der Junge, der seinen Arm um ein dunkelhaariges Mädchen gelegt hatte, sprach mit sicherer Stimme zum Starbucks-Mitarbeiter: „Einmal Pumpkin Spice Frappuccino Blended Beverage für mich – und was möchtest du, Hinata?“ „Uhm… einen Iced Caramel Macchiato.” Während das Pärchen genau, wie Itachi und Sasuke auf ihre Getränke warteten, spürte Sasuke den Blick des Blonden auf sich und hörte dann dessen Stimme. „Sasuke? Alter, was tust du denn hier?“ Nun spürte Sasuke nicht mehr nur den Blick des Jungen auf sich sondern auch den dieser Hinata und den Itachis. Sasuke blickte zur Seite. Natürlich, deswegen war ihm das Gesicht so bekannt vorgekommen. Naruto hatte sich verändert, war brauner geworden und trug seine Haare anders, stilischere Klamotten – er war eben älter geworden und er war fort gewesen für ein Jahr bis zum vergangenen Sommer wahrscheinlich. Der Klassensprecher, der Clown. Naruto – sein irgendwie-Kumpel von damals, als er noch zur Schule ging. „Hey, hey, hey. Und der Kerl da ist doch der aus dem Werbespot, stimmt’s, Hinata? Ist er doch, oder?“ „Welchen Spot meinst du, Naruto?“, fragte sie leise und lies seinen Arm los, bevor sie die Getränke an sich nahm und bezahlte, weil sie wusste das ihr verwirrter Freund dazu momentan nicht im Stande zu war. „Du weißt schon, die von der Ino noch Wochen lang geschwärmt hat. Von dem Parfüm da, dass sie Shikamaru dann aufgeschwatzt hat!“ Sasuke sah, wie Itachi grinste und ebenfalls die Getränke an sich nahm. Gemeinsam gingen die vier dann hinaus auf die Straße, wo sie ein wenig abseits vom Laden beieinander stehen blieben. „Nun sag schon, Sasuke. Warum latscht du hier mit `nem Model-Typen herum? Wie kommt’s, Alter? Und warum bist du nicht mehr in der Schule, ey? Ich war echt sauer, als ich zurückkam und du nicht da warst, echt jetzt!“ „Wir sind… halt umgezogen“, log Sasuke und blickte auf den Boden, während Hinata an ihrem Getränk nippte. Sie kannte Sasuke nicht, denn Naruto kannte sie auch erst seit diesem Sommer, als er nach seinem Austauschjahr in Kalifornien die Neunte auch noch einmal in Irland machen musste. So war er eben in ihre Klasse gekommen und von Sasuke – nun von dem hatte er nur ein paar Mal erzählt, in der Zeit in der sie zusammen waren, was ja auch noch nicht all zu lange war. Ein paar Monate. Zwei um genau zu sein und drei Tage. So was merkte sie sich. „Ja und weiter? Was hat der Model-Typ damit zu tun?“ Naruto war immer noch verwirrt, während Sasuke weiterhin den Boden anstarrte. Itachi blickte auf die drei Jugendlichen und war völlig überfordert. Wer war dieser blonde Kerl und warum log Sasuke ihn an? Noch völlig in Gedanken und mit den beiden Pappbechern in der Hand, sah er wie das Mädchen den Jungen an der Schulter packte und mit dem Kopf schüttelte. „Naruto“, hörte er ihre leise Stimme. „Lass doch… gut sein, oder nicht?“ „Aber… Hinata! Er war mein Freund!“ „Ich bin… immer noch dein Freund“, antwortete Sasuke, obwohl Naruto eigentlich wirklich nur sein irgendwie-Kumpel gewesen war. Naruto hatte ihn nie zu Hause besucht, weil Sasuke das verständlicherweise nicht gewollt hatte und andersrum wollte Sasuke auch nicht wirklich mit zu Naruto, aus Angst seine Eltern wären zu Aufmerksam und natürlich hatte Sasuke auch niemals etwas von daheim erzählt. Deswegen war es vielleicht zu anmaßend sich als Freunde zu bezeichnen, aber wenn Sasuke überlegte, war Naruto doch derjenige gewesen, der einem Freund am nahesten gekommen war. Nur hatte Sasuke da auf der Straße nicht mehr drüber nachgedacht. Da hatte es dann nur noch ihn gegeben, und die Kälte, den Hunger, die Furcht vor Kabuto und die Trauer um seinen Vater. Also alles Dinge… von denen Naruto oder irgendjemand anders aus seiner damaligen Klasse nichts wissen konnte. „Dann musst du mir alles erzählen, okay? Wir treffen uns demnächst und du erzählst mir alles und ich erzähl dir von Kalifornien. Das war so Hammer!“ „In Ordnung“, stimmte Sasuke zu, nahm den Pappbecher, denn Itachi ihm entgegen hielt. Er würde Naruto mitnichten alles erzählen, aber Naruto hatte doch irgendwie ein Recht darauf, dass sie sich mal trafen. Außerdem wäre es vielleicht nicht schlecht, dachte Sasuke, einen Freund zu haben. Einen Freund dem er im Notfall doch was erzählen könnte. Doch dann blickte Sasuke zur Seite und sah in Itachis Gesicht. Denjenigen hatte er schon gefunden, schoss es ihm dann durch den Kopf. Vielleicht keinen Freund, aber auf jeden Fall einen Vertrauten, denn Itachi wusste Bescheid und Itachi behandelte ihn wie einen gleichwertigen Menschen, bemerkte Sasuke, als er an die Entschuldigung des Älteren zurückdachte. „Wir müssen los, Naruto“, sagte Hinata mit einer leisen und freundlichen Stimme. Sie wirkte nicht so, als wolle sie nicht, dass ihr Freund mit den beiden Männern sprach, eher so, als sei ihr die Situation wirklich unangenehm und das konnte Sasuke ihr nicht verübeln. Außerdem waren die beiden wohl auch gerade mit den Weihnachtseinkäufen beschäftigt. „Japp, japp. Lass mich nur noch schnell Sasukes Handynummer eintippen.“ „Ich… hab kein Handy.“ „Oh… okay, dann schreib ich dir meine auf, Sekunde!“ Damit flitzte Naruto auch schon zurück ins Starbucks und kam mit einem kleinen Zettelchen zurück, dass er Sasuke in die Hand drückte, bevor er wieder den Arm um Hinata legte und sich grinsend von Sasuke verabschiedete, natürlich nicht ohne noch mal zu erwähnen, dass Sasuke unbedingt anrufen müsste. „Was war das denn?“, fragte Itachi dann ganz perplex, als der blonde Wildfang und seine liebe Freundin nicht mehr im Sichtfeld der beiden waren. „Er war… ein Freund.“ Itachi nickte und fuhr sich durch die vom Regen feuchten, zusammengebundenen Haare und stellte fest, dass Sasuke zu dem Jungen eben noch gesagt hatte, sie seien immer noch Freunde. „Er war oder er ist?“, fragte der Ältere deswegen nach, wobei es ihm sofort wieder Leid tat, Sasuke wieder mit einem solch ungemütlichen Thema konfrontieren zu müssen. „Ich… hab keine Ahnung“, murmelte Sasuke dann und wandte seinen Blick ab. „Er weiß… nicht von den Dingen.“ „Ich verstehe“, entgegnete Itachi und bezeugte Sasuke wieder weiterzugehen. „Trotzdem solltest du ihn anrufen. Er schien irgendwie… besorgt.“ Itachi konnte sich nicht vorstellen, dass dieser blonde, aufgeweckte Kerl, niemals irgendetwas von Sasukes Problemen mitbekommen hatte. Gerade wenn sie irgendwie Freunde gewesen waren. Das war unvorstellbar. Er selber hatte schon in den ersten Tagen festgestellt, dass mit Sasuke grundsätzlich was nicht stimmen konnte und seine anfänglichen Vermutungen hatten sich ja dann leider Gottes bestätigt. Ein Freund hätte doch was merken müssen. Deswegen und wegen den Worten Naruto, die trotz all der jugendlichen Coolness eben irgendwie besorgt gewirkt hatten, fand Itachi es wichtig, dass Sasuke mal anrief. Nur um zu sagen, dass es ihm gut ginge oder eben um Dinge zu erzählen, falls er das denn wolle. Dafür könnte er gerne sein Telefon benutzen. Ohne Wenn und Aber. to be continued by Jessa_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)