Der letzte Termin des Richters von Hotepneith (Lord Sesshoumarus fünfzehnter Fall) ================================================================================ Kapitel 4: Die Aussagen der Wölfe --------------------------------- Auf dem Weg in die Kanzlei begegnete Sesshoumaru dem Sohn des Hauses. Lord Yami war ein junger Wolfsdämon, der auch hier eine Rüstung trug. Um seine Schultern schlang sich ein braunes Fell. Er neigte nur ein wenig den Kopf. „Darf ich Euch um einen Gefallen bitten, Lord Sesshoumaru?“ „Nun?“ „Ich möchte Euch begleiten. In der Tat bin ich neugierig. Unser Burgvogt erschien mir bislang äußerst fähig und ich möchte wissen, warum mein verehrter Vater auf den Vorschlag einging Euch ermitteln zu lassen. Nicht, dass ich an Euren Fähigkeiten zweifle - eher im Gegenteil.“ Schließlich war er dabei gewesen, als der Erbprinz den Mörder auf dem Treffen der zwölf ranghöchsten Fürsten überführt hatte. Sesshoumaru betrachtete ihn schweigend. So fuhr er dort: „Es ist nie unnütz zu lernen. Und, wie Ihr wohl selbst wisst, gibt es Dinge, die ein Fürst seinem Thronfolger überlässt, sei es zur Ausbildung, sei es…“ Weil es lästig war, aber das wollte er aus Loyalität zu seinem Vater nicht aussprechen. Sesshoumaru würde es schon wissen. Dieser wusste es in der Tat. Nun, was sollte es. Es gab unangenehmere Begleiter als Yami. Unter den Erbprinzen war dieser einer der geeigneteren: „Kommt. Euer Burgvogt ist wirklich äußerst fähig.“ „Das freut mich zu hören.“ Yami schloss sich dem Hundeprinzen an, achtete freilich darauf, einen Schritt zurück zu bleiben. Er war nur der Erbe Fürst Kuros, dies nicht nur der Erbe des Herrn der westlichen Länder sondern aus eigener Macht schon die Nummer Zwei der Fürstenrangstufen. „Ihr wollt in die Kanzlei?“ „Ryuichi.“ Natürlich. Zu der Lösung eines solchen Rätsel gehörten auch Befragungen. „Ich werde schweigen.“ Er wusste, warum er Yami schätzte, dachte Sesshoumaru prompt, antwortete jedoch nicht. Der Kanzleichef ließ unverzüglich bitten, als ihm gemeldet wurde, wer ihn zu sprechen wünschte und verneigte sich tief, als die beiden Prinzen vor ihm stehen blieben. „Wie kann ich Euch helfen?“ Er unterließ diplomatisch die Anrede, wollte er doch seinen eigenen Prinzen nicht brüskieren, nahm jedoch an, dass Lord Sesshoumaru etwas von ihm wollte. Dieser fragte auch direkt: „Richter Mamoru – arbeitete dieser dir zu oder hatte er einen eigenen Aufgabenbereich?“ „Er arbeitete allein, Lord Sesshoumaru. Nun, mit seinen Mitarbeitern der umliegenden Dörfer und Fujita. Er bereitete die Akten für Fürst Kuro vor. Manches entschied er auch selbst. Falls Ihr annehmt, ein derartiger Fall wäre der Grund für seinen Tod…“ „Ich sammele Fakten, ehe ich Theorien aufstelle. – Mamorus Frau starb vor wenigen Tagen?“ „Ja. Bei der Geburt ihres Welpen. Eine äußerst unglückliche Sache. Akiyama, unser Heiler war überaus peinlich berührt. Und Mamoru war förmlich außer sich. Es war eine sehr glückliche Ehe gewesen und ein solches Ende einer Geburt ist doch zum Glück recht selten.“ „Dennoch ließ er Akiyama wieder zu sich kommen, als er sich heute unwohl fühlte.“ „Nun, Akiyama ist unser Heiler, einer der wenigen Dämonen, die sich zu diesem Beruf hingezogen fühlen. Ihr habt ja Euren Neigi, der noch berühmter ist….“ „Das meinte ich nicht.“ „Es gibt hier niemand anderen. Und, so bedauerlich der Tod auch war…das ist eben Schicksal.“ „Der Burgvogt weiß, welcher Samurai Wache hatte und so mit Akiyama den Toten fand.“ „Ja, Lord Sesshoumaru. Allerdings könnte ich Euch den Namen auch sagen. Miki. Ich vermute, dass er sich im Moment in den Räumen der Samurai aufhält.“ Sesshoumaru nickte fast unmerklich, ehe er sich umdrehte und ging. Yami folgte ihm, nicht ohne dem Haushofmeister ebenfalls zugenickt zu haben. Erst draußen sagte er: „Ich möchte dazu etwas bemerken.“ „Zu was?“ „Mamoru war gestern Abend bei mir. Er wirkte unsicher, ungewöhnlich für ihn. Der Tod seiner Frau hatte ihn sehr mitgenommen und er erwähnte, dass er nicht glauben könne, dass sie sterben musste. Ich wies ihn darauf hin, dass das zwar unter Menschen häufiger vorkomme, aber eben auch bei Dämoninnen ab und an Komplikationen eintreten könnten. Dies bejahte er. Er war ein sehr sachlicher Mann und blieb es selbst in diesen schweren Stunden.“ „Kanntet Ihr ihn näher?“ „Nicht persönlich im Sinne von Freundschaft, aber doch als wertvollen Mitarbeiter meines verehrten Vaters. Darum überraschte mich seine Bitte um Audienz gestern Abend auch ein wenig.“ Lord Yami bemerkte den Seitenblick: „Ich mag der Erbprinz sein, aber gewöhnlich ziehen die Männer das direkte Gespräch mit dem Fürsten vor. Ich erhielt jedoch in den Minuten des Dialogs den Eindruck, dass Mamoru eben unsicher war, als ob er eine schwere Entscheidung treffen müsste. In Anbetracht seines Todes – ich sehe durchaus die Möglichkeit, dass er Selbstmord beging, um seiner Frau in den Tod zu folgen.“ „Und die Tatwaffe?“ knurrte Sesshoumaru prompt. Nichts wäre ihm lieber als das Ganze als Selbstmord zu den Akten legen zu können und dieses Schloss samt seiner Mutter zu ignorieren. „Ja“, gab Yami zu: „Das ist das Problem.“ Der Samurai ging eilig auf die Knie, als er bemerkte, wer ihn zu sprechen wünschte. Gleich zwei Prinzen auf einmal – und sein eigener Erbprinz hielt sich deutlich hinter dem anderen. „Miki.“ Der Hundedämon trat an das Fenster: „Du hattest Wache vor den Zimmern des Richters.“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ „Berichte den Ablauf des Morgens. Mamoru kam…?“ „Ja. Der Richter erschien wie jeden Morgen. Selbst vorgestern war er pünktlich, obwohl…ich meine, seine Gemahlin verstarb.“ „Weiter.“ „Er grüßte die Schreiber in dem großen Raum, wo ich auch wartete, ehe er durch die Tür in seine Arbeitsräume ging. Fujita, sein persönlicher Diener, war bei ihm. Ich hörte sie reden, achtete aber nicht weiter darauf. Das geht mich nichts an. – Nach ungefähr einer Stunde kam der Heiler und wollte zum Richter. Er sagte, er habe einen Termin bei ihm. Ich stand auf, wie es meine Pflicht ist, und wollte ihn schon begleiten, als Fujita kam, den der Richter bereits ausgeschickt hatte. Offenbar war dieser Termin beiden Seiten bekannt. So setzte ich mich wieder nieder und wartete. Plötzlich hörte ich den Ruf nach der Wache, den Wachen und lief so rasch ich konnte, hinein. Die Tür zum Arbeitszimmer des Richters war offen und ich konnte sehen, dass Akiyama neben ihm kniete und versuchte ihn zu behandeln. Ich blieb in der Tür stehen, für einen Moment, als er sagte, er sei tot. Mir war in diesem Augenblick bewusst, dass es sich um einen schweren Zwischenfall handelte. Auch Fujita kam aus seinem Zimmer gelaufen und befand sich hinter mir. Ich sandte ihn daher um den Burgvogt. Ich wollte den Toten, den…ja, den Ermordeten nicht verlassen.“ Der Samurai blickte vorsichtig ein wenig auf. Lord Yami betrachtete ihn wohlwollend, während dieser Hundeprinz ihm den Rücken zuwandte und aus dem Fenster sah. Warum tat er dies? „Nur kurz darauf kam der Burgvogt mit Kameraden von mir, aber auch dem Leiter der Kanzlei, Herrn Ryuichi. Das Zimmer und auch der Heiler wurden gründlich untersucht, aber es wurde keine Waffe gefunden. – Der Burgvogt entschuldigte sich bei Akiyama, dass diese etwas peinliche Durchsuchung notwendig sei, aber dieser meinte nur, das verstehe er schon. Dann wurde auch Fujita durchsucht.“ „Akiyama hat den Toten behandelt?“ „Ich vermute, dass er versuchte die Blutung zu stillen, ehe er erkannte, dass der Richter bereits tot war.“ „Er kniete neben ihm?“ „Ja. Er sagte aus, nach einer halben Stunde sei ihm die Warterei zu lang geworden und er habe wissen wollen, wann der Richter nun Zeit hätte, oder auch, ob er seinen eigenen Pflichten wieder nachgehen könnte. So öffnete er nach Anklopfen die Tür und sah ihn so liegen. Natürlich, er ist Heiler, und so versuchte er ihm zu helfen, ehe er erkannte, dass es zu spät sei.“ „Danach konnte er gehen. Und der Tote wurde in diese Kammer gebracht.“ „Ja, so lautete die Anweisung des Burgvogtes, der daraufhin Fürst Kuro Bericht erstattete. Mir wurde danach befohlen, mich zurückzuziehen und für weitere Befragungen zur Verfügung zu stehen.“ Sesshoumaru wandte sich langsam um. Offenbar hatte Tatayuki seine Männer nach seinem Vorbild geschult. Das war ein sachlicher Bericht – wenngleich leider nicht sonderlich hilfreich. Das gab es doch fast nicht. Wo war diese Tatwaffe? Dass es einen Geheimgang oder ähnliches gab, war praktisch auszuschließen. Diese Mühe machte sich niemand, zumal mitten in der Kanzlei. Nun, ein Gespräch mit dem Heiler war wohl notwendig – auch, wenn dessen Aussage vermutlich übereinstimmend mit der von Fujita und Miki war. Steckten alle drei unter einer Decke? Aber was verband sie? Fujita mochte hoffen der neue Richter zu werden. Was wäre der Vorteil des Samurai? Nein, so kam er hier nicht weiter. Er musste es schaffen das Wie zu finden. Wie war das Attentat auf den Richter geschehen? Oder war es doch Selbstmord? War die Leiche auf die Tatwaffe hin untersucht worden? Als Sakura sie prüfte hatte sie nichts gefunden, sonst hätte er es bemerkt und sie es ihm gesagt. „Ließ der Burgvogt auch den Toten nach der Waffe durchsuchen?“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ In Mikis Stimme lag gewisser Stolz. Sie hatten alles perfekt beachtet – nur half das offenbar leider wenig. Also musste er mit Akiyama selbst sprechen. Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Hundeprinz um und verließ den Raum. Lord Yami folgte eilig, wirklich neugierig, was der angeblich so geschickte Ermittler nun plante. Der Hundeprinz war nicht sonderlich begeistert, als er auf dem Weg in den Innenhof des Schlosses seine Mutter entdeckte, blieb aber notgedrungen höflich vor ihr stehen. „So fleißig, Sesshoumaru?“ „Euer Wunsch.“ „Ich hätte vermutet, dass du eher dieses Menschenmädchen ausschickst.“ „Auch dieses.“ Täuschte er sich oder war sie amüsiert? Natürlich darüber, ihn derart in eine schwierige Lage gebracht zu haben? Sie hatte sich schon immer gern auf diese Art auf Kosten anderer unterhalten. Eines Tages würde sie ihn auch frohen Mutes in die Hölle schicken…Er sollte wirklich zusehen, dass er diesen Fall bald abschloss. „Ihr gestattet…“ Ohne die ausgesprochene Erlaubnis abzuwarten ging er weiter. Die Hundefürstin blickte ihm nach, ohne dass Lord Yami es im Vorbeigehen vermocht hätte, ihre Gedanken zu lesen. Allerdings war er höflich genug gegenüber dem Gast seines Vaters, den Kopf zu neigen. === Im nächsten Kapitel geht es ums Medizinische. Seine Lordschaft interviewt den Heiler und Sakura erkundigt sich wegen der unglücklichen Geburt.... bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)