Gegen das Gesetz II von Saya_Takahashi ================================================================================ Kapitel 5: Brummbär ------------------- Sakura wusste, dass Sasuke neben ihr saß. Sie hielt ihre Augen zwar fest verschlossen, weil sie sich fürchtete, ihm ins Gesicht zu blicken, aber trotzdem wusste sie es ganz genau, auch wenn er keinen Ton von sich gegeben hatte. Es konnte nicht die junge Ärztin sein, sagte sie sich. Hinata hätte sie einfach angesprochen, sie untersucht oder irgendetwas getan, um Sakuras aufgewühlte Nerven zu beruhigen. Sie wäre nicht so sehr darauf bedacht gewesen, sie nicht zu wecken, weil es für sie wichtiger war zu wissen, ob Sakura Schmerzen hatte. Sasuke dagegen – ihm konnte es egal sein … Sakura spürte, wie sich die Tränen zu ihren Augen hinaufkämpften. Sie wollte Sasuke vielleicht nicht sehen, aber allein zu wissen, dass er da war – es war, als wäre er in der Lage eine Wand um sie zu schaffen, die sie vom Restlichen trennte. Von Kabuto und Sai, von ihren Problemen und der wachsenden Gefahr. Von allem einfach, sogar von der Vergangenheit. Doch dann hörte Sakura Kenjis Weinen aus dem Nebenzimmer. Wie von selbst schoss ihr Oberkörper nach oben und mit geweiteten Augen sah sie Sasuke an, der sie dagegen mit leeren Blick fixierte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte, wie er da auf dem Stuhl neben ihrem Bett saß, fast wie eine Statue, in der kein Leben steckte. Sakura hielt seinen Blick nicht mehr stand, und erst als sie ihm auswich und aufstehen wollte, erhob er die Stimme. „Bleib liegen, Sakura“, sagte er kühl, dass es der jungen Mutter eisig über den Rücken lief. Seine Stimme wieder bewusst zu hören war so anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Es schien, dass sich in den letzten sechs Monaten alles verändert hatte, dass alles zerstört war, was es einst gegeben hatte. So wie das seltsam starke Band zwischen ihnen, dass ihr nun so fern vorkam, als würde es längst nicht mehr existieren. „Ist Kenji okay?“, begann Sakura rau zu sprechen, doch Sasukes Züge, die vorher starr gewesen waren, entspannten sich wie aus dem Nichts, so dass Sakura nicht anders konnte, als irritiert inne zu halten. In wenigen Sekunden nur, durch den Blick des Mannes, der zuvor so finster geschaut hatte, erwachte in ihr etwas, was sie verloren geglaubt hatte. „Du Idiot“, sagte sie weinerlich, auch wenn sie einfach Schmunzeln musste. „Du bist so ein idiotischer, verdammter, dämlicher Idiot! Wieso hörst du nicht auf mich? Wieso bist du nicht einfach verschwunden? Warum kommst du zurück und …“ Sakura musste sich auf die Lippen beißen damit sie nicht schluchzte, wischte sich über die Augen und lehnte sich erschöpft gegen die Kissen. „Gott, verdammt …“ „Fertig?“, brummte Sasuke, und auch er lehnte sich zurück, so das ein Außenstehender, hätte er die beiden beobachtet, nichts mit dieser Situation hätte anfangen können. Wie Fremde saßen sie sich gegenüber, wie alte Freunde sprachen sie miteinander, und sie sahen sich an wie Menschen, die einander trotz allem vermisst hatten. So war es. So, und nicht anders. ------------------------------- „Und du glaubst, dass ihr in Amerika sicherer seid?“ Naruto sah nicht begeistert aus, und er schüttelte bedachtsam den Kopf, als er Sakura und Kenji beobachtete, wie sie miteinander auf dem Teppich spielten. „Kabuto wird seine Leute überall haben. Sasuke. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass ihr ihn durch einen Ortwechsel los sein werdet.“ „Das sicher nicht, aber für den Anfang ist es eine chancengrößere Alternative, als hier in Tokio zu bleiben, wo die Yakuza ihr Quartier beziehen.“ Sasukes Gesicht blieb ernst, aber auch er beobachtete Sakura und ihren Sohn. Doch im Gegensatz zu Naruto, der ab und an belustig lächeln musste, verzog er keine Miene. „Und warum gleich Japan verlassen?“ „Weil ich nicht in Japan lebe“, gab Sasuke knurrig zurück. „Ich habe Leute in Maine, die helfen können.“ „Ich kann auch helfen!“ „Möglich“, sagte Sasuke und zuckte mit den Schultern. „Aber ich ziehe Maine vor.“ Er wusste, dass es hart klang, aber Naruto würde sicher irgendwann verstehen, dass es so das Beste war. Für ihn und seine Verlobte, um nicht mehr in der Schusslinie zu stehen. „Ba“, hörte er plötzlich Kenji rufen, den er kurz aus den Augen gelassen hatte. Der Junge war dabei, auf ihn zu zukrabbeln und versuchte sich mit Sakuras Hilfe, die gleich hinter ihm her krabbelte, an Sasukes Beinen hochzuziehen. „Ba!“, rief er wieder, als er sich an Sasukes Hose hielt und auf und ab wippte. Es schien ihm zu gefallen, denn er begann zu lächeln und nach Sasukes Shirt zu greifen. „Es heißt nicht Ba“, sagte Sakura kichernd, die sich im Schneidersitz vor Sasuke platzierte. „Es heißt Brummbär, Kenji. Das haben wir doch geübt.“ Kenji lachte etwas lauter, kaum das Sasuke seine Brauen hochzog und Sakura mürrisch ansah. „Buuum“, machte er dann und ließ sich auf Sasukes Füße plumpsen. „Bu … brum …“ Als er das R zu rollen versuchte, spuckte er ordentlich, dass selbst Naruto nicht mehr aus dem Lachen herauskam. Der Junge deutete dabei mit der Hand auf Sasuke, der nur seine Arme verschränkte und ein genervtes Gesicht zog. „Genau, Spätzchen. Brrrummbär. So heißt der Onkel …“ „Bring dem Wurm doch keinen Mist bei“, zischte Sasuke, doch sah Sakura ihn sofort tadelnd an. „Musst du solche Wörter vor ihm in den Mund nehmen?“ Sie schüttelte herrisch den Kopf, ehe sie Kenji an der Hand nahm und zu sich herumdrehte. „Hör nicht auf den Brummbären, Kenji. Du wirst einmal ein ganz anständiger Mann werden. Lass dir keine Schimpfwörter beibringen.“ „Anständig?“ Sasukes rechte Braue zog sich noch mehr in die Höhe. „Und woher soll er den Anstand nehmen?“ „Von mir natürlich!“ „So?“ Nun war es Sasuke, der zu grinsen begann. „Wenn du deinen Anstand da mal nicht überschätzt …“ „Pah!“, machte Sakura eingeschnappt und nahm Kenji auf die Arme. „Du wirst dich wundern! Ich geh jetzt sein Mittag machen, so!“ Sasuke nickte grinsend. „Wundern würde ich mich tatsächlich.“ „Idiot!“, fauchte Sakura, hielt Kenjis Hand auf Sasuke und sah ihren Sohn bedeutsam an. „Das darfst du ausnahmsweise lernen, Spätzchen. Der brummige Onkel da heißt … I-d-i-o-t!“ Dann rauschte sie mit Kenji davon, der das Ganze scheinbar äußerst amüsant gefunden hatte. Später am Tage, als Kenji Mittagsschlaf hielt und Sakura neben seinen Bettchen wachte und selbst immer wieder eindöste, klingelte das Telefon. „Das war Hinata“, sagte Naruto kurz darauf. „Ich hol sie von ihrer Schicht ab. In einer halben Stunde sind wir zurück.“ Sasuke nickte, doch sah er nicht von seinem Buch auf, mit dem er es sich auf der Couch bequem gemacht hatte. Eigentlich las er nicht einmal, sondern blätterte nur automatisiert um, denn nebenbei überlegte er, wie sie am Heilsten aus der Klemme kommen konnten. Auch gab es eine Menge Fragen, die ihm Sakura beantworten würde müssen, doch wie schon damals sah er in ihr das junge zerbrechliche Ding, dessen Nerven nicht die besten waren. Er mochte es zwar nicht zugeben, aber in Wahrheit traute er sich nicht, sie anzusprechen. Er konnte Sakura nicht gut genug einschätzen um zu wissen, wie sie reagieren würde, zumal sie erst seit dem Morgen wach war. Es wäre – und Sasuke nickte innerlich bei dem Gedanken – am besten auf Hinata zu warten, die im Notfall einer Eskalation eingreifen konnte. Doch dann fiel Sasuke ein, wie er Sakura damals in der Klinik vorgefunden hatte. Betäubt und mit Tabletten beruhigt; in den Augen die Tränen und so leblos, als würde sie längst tot sein. Er hatte eine Wut auf diese Medikamente bekommen, und auch jetzt war er dagegen. Gestern Morgen, als sie Sakura gefunden und zu Hinata gebracht hatten, da hatten sie keine andere Wahl gehabt, außer Sakura Medikamente zu verabreichen. Bis zum nächsten Tag hatte sie durchgeschlafen, und Hinata hatte gemeint, dass es ein langer und ungestörter Schlaf die beste Medizin war. Aber nun? „Nun hör schon auf nachzugrübeln“, riss Sakuras leise Stimme Sasuke aus den Gedanken. Wie ertappt sah er dabei auf und in ihr grinsendes Gesicht. „Ich lese“, brummte er zurück. „Tust du nicht“, sagte Sakura amüsiert, streichelte dem schlafenden Kenji über die dunklen Haare und setzte sich zu Sasuke auf die Couch. „Man sieht es dir an, Sasuke. Frag … doch einfach.“ Sakura atmete tief ein, blickte noch einmal zu ihren Jungen und begegnete dann Sasukes Blick, der fast etwas unsicher wirkte. Sie lächelte, aber es war nur erzwungen. „Willst du wissen, warum ich abgehauen bin?“ „Das weiß ich“, gab Sasuke kühl zurück, um seine Anspannung nicht zu zeigen. „Hemming hat herausgefunden, dass du Yakushi Geld gegeben hast. Du hast dich mit ihm getroffen …“ „Er kam zu mir, nicht umgekehrt. Kabuto wusste von Meyersfield Versuch, in die Datenbanken der Yakuza zu dringen. Ich dachte, ich hätte damals alle Spuren beseitigt – ich bin mir sicher, dass ich das getan habe – aber irgendwie kam er dahinter. Genauso wie er herausfand, dass mich General Hemming frei ließ, nachdem ich im FBI-Netzwerk eingedrungen war. Ich schätze, Peddington hatte es irgendwie geschafft, Kabuto eine Nachricht zukommen zu lassen …“ „Peddington sitzt in Einzelhaft und es wurde jede Möglichkeit ausgeschlossen, dass er Kontakt nach Draußen hat, Sakura. Er konnte unmöglich …“ „Ich kann es nicht ändern, aber Kabuto wusste bescheid.“ Sakura seufzte schwer. „Und er wusste von Kenji …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)