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Fragen an die Gesellschaft

von

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Weißer Schnee

Weißer Schnee
 

Und wieder bin ich alleine. Ganz alleine, mitten in der weißen Wildnis. Überall nur Schnee, der Himmel trist und grau, also genauso wie ich mich fühle! Nichts um mich herum lebt, es ist irgendwie tot. Genauso wie ich mich fühle! Ich will ja schreien, aber bringt das irgendetwas? Hört mich hier mitten in der Pampa irgendjemand? Ich glaube nicht! Also, warum es dann tun? Die Welt um mich herum ist tot, oder schläft; was weiß denn ich? Auf jeden Fall ist sie nicht da. Und das liegt nicht an der Jahreszeit, denn auch im Sommer ist die Natur nicht für mich da. Niemand ist jemals irgendwann einmal für mich da! Nie! Auch wenn alle das Gegenteil behaupten; sie haben nicht Recht! Wenn sie Recht hätten, warum sehen sie dann nicht, dass es mir schlecht geht? Dass es ihre Schuld ist, dass ich mir selber wehtu, dass es ihre Schuld ist, weshalb ich mir meinen Finger in den Hals stecke, jedes Mal, gleich nach dem Essen? Warum sehen sie es nicht? Es schneit schon wieder. Und ich steh mitten drin. Ich kann es nicht ändern, aber sie! Der Schnee sieht aus wie eisige, langsam fließende Tränen, die aber bald vorbei gehen werden. Ob meine Tränen auch irgendwann verschwinden?

Keine Fehler!

Keine Fehler!

Diese Gesellschaft akzeptiert keine Fehler!

Dabei heißt es doch, irren ist menschlich und, jeder macht mal Fehler, oder aber, aus Fehlern lernt man. Aber wie sollen wir daraus lernen, wenn wir doch eigentlich gar keine Fehler machen dürfen? Man verspottet uns, lacht uns aus, macht uns fertig. Niemand ist perfekt, aber jeder erwartet genau dies.

Keiner darf Fehler machen, selbst Tiere müssen perfekt und fehlerfrei sein.

Ratten und Mäuse werden in Laboren für Experimente missbraucht, weil sie zu klein und des Lebens nicht wert sind, als dass man sie verschonen könnte. Katzen haben sich ihren eigenen Kopf bewahrt und landen im Tierheim, weil sie es sich nicht gefallen lassen, wenn kleine Kinder ihnen am Schwanz ziehen. Hunde, die innerhalb zwei Monate viermal die Umgebung wechseln mussten, dürfen jetzt keine Fehler aufweisen, keine Angst haben, keine Unsicherheit zeigen.

Menschen, die ständig Qualen erleiden, weil ihr Körper zu alt und zu geschunden ist, um jeden Tag körperliche Arbeit zu verrichten, dürfen keine Schwäche zeigen, sie dürfen keine Fehler machen, weil es ja sonst keinen Profit bringt. Kinder, die ständig geschlagen und misshandelt werden, müssen da drüber stehen, weil ihnen keiner glaubt, denn sie waren ja schon immer das schwarze Schaf in der Familie, den restlichen Geschwistern geht es ja gut! Azubis, die gerade mal einen Monat im Betrieb arbeiten, müssen nach dieser kurzen Zeit bereits alles perfekt können, dürfen keine Fehler mehr machen, ansonsten passt ja der Beruf nicht zur Person, weil man sich ja nicht genügend anstrengt!

Keine Schwäche zeigen, keine Fehler machen, immer perfekt sein und dabei glücklich und zufrieden werden.

Viel Spaß beim Leben!

Gedanken einer Armen

Ich habe nicht viel und ich kann auch nicht viel. Doch das was ich habe und kann, würde mir alleine reichen, um zu leben, aber es reicht nicht, um in dieser Welt zu überleben. Es reicht einfach nicht!

Die Gesellschaft, der Staat, die Welt; auch wenn sie es nicht beabsichtigen, aber sie vernichten mich. Alle denken nur an das große Geld und versuchen so viel Profit wie möglich raus zu schlagen, ohne auf die Not der kleinen Leute zu achten. Ohne darüber nachzudenken, dass jeder ein Recht auf Leben hat. Doch wie soll man heutzutage ohne genügend Geld überleben? Ich habe ja noch nicht einmal genügend Geld, um mir genug zu essen zu kaufen. Wenn ich kein Geld mehr hab, dann muss ich halt hungern. Ich lebe in einem Industrieland mit dem weltgrößten Export, und dennoch komme ich vor wie in einem Entwicklungsland. Ich hungere, ich stehe kurz davor, meine Wohnung zu verlieren, ich habe kein Telefon, kein Internet, keinen Computer und keinerlei Unterstützung meiner Familie. Mir geht es schlecht, doch diesen Bürokraten- und Beamtenstaat interessiert es nicht. Sie brauchen 4 - 6 Wochen, um einen Wohngeldantrag zu bearbeiten, doch bis dahin ist doch schon wieder die nächste Miete fällig. Wieso sollte ich einen Antrag auf Wohngeld stellen, wenn ich doch locker-flockig die nächste Miete bezahlen könnte? Und überhaupt: Wieso brauchen die immer so lange? Wieso dauert hier in diesem Staat generell alles so lange? Pakete brauchen 4 – 5 Tage, wenn man sie von A nach B schicken möchte, Anträge brauchen 4 – 6 Wochen, bis man sie überhaupt erst bearbeitet. Ständig muss man warten, ob nun in der Arztpraxis oder an einer Ampel.

Beamten, Chirurgen, die Post, Leute und Unternehmen mit viel Geld können sich alles rausnehmen, doch wehe wir kleinen Leute kommen mal zu spät oder kriegen irgendwann einmal etwas nicht pünktlich oder genau so wie gewünscht hin, wehe dem, der sich das raus nimmt.

Du wirst dafür bestraft.

Eisblock

Mir reicht’s! Weihnachten -ein Fest der Liebe! Tse! Das ich nicht lache! Weihnachten – das größte Fest der Heuchelei! Alle, wirklich alle heucheln sich doch nur gegenseitig die innige und tiefe Liebe vor, doch meistens hält dies noch nicht einmal die nächsten 6 Monate! Wo ist denn dann die Liebe hin? Hä? Auf und davon, nur um zum nächsten Weihnachtsfest erneute Liebe zu heucheln? Wenn das so ist, wann kommt dann denn dann diese Liebe, dieses Glück zu mir? Wo ist dieser allmächtige, gütige Gott denn, wenn man ihn braucht? Mir reicht’s! Ich brauch so ´nen Scheiß nicht mehr! Meine Familie ist zum Kotzen, meine Freunde melden sich nicht von alleine, Geld habe ich nicht und zu meiner „geliebten“ Freundin habe ich auch kaum noch Kontakt. Die findet es sowieso wesentlich interessanter die Vorweihnachtszeit mit ihrer Familie zu verbringen. Jeden Tag heuchelt sie mir vor, dass sie mich liebt und dass ich ihre große Liebe wäre; nur schade, dass ich davon nichts merke! Ich bin ihre große Liebe? Sieh mich an! Ich leb am anderen Ende Deutschlands! Ich mach das nicht mehr mit! Mir reicht’s! Wer braucht schon Gefühle wie die Liebe? Ich werde zu ´nem gefühlskalten Eisblock, dann kann mich keiner mehr enttäuschen!
 

Wieso musste es so weit kommen? Ich liebe sie! Ich will für immer mit ihr zusammen sein! Sie ist die Liebe meines Lebens! Ich will sie heiraten! Also, warum?

Gegenteil von Liebe

Scheiße, Mann! Was hast du nur mit mir angestellt? Ich komm nicht von dir los! Das ist jetzt schon ewig her mit uns, ich habe bereits eine Neue gefunden und auch du bist eine neue Beziehung eingegangen. Dennoch, es gibt Tage, da denke ich immer wieder auf’s Neue an dich! Ich krieg dich einfach nicht aus meinem Kopf! Doch, nicht du bist es, was mich so verwirrt, sondern die Gefühle, die ich empfinde, wenn dein Bild in meinem Kopf auftaucht. Nämlich gar keine! Und das verstehe ich nicht! Ich denke oft an dich, aber ich empfinde nichts mehr für dich! Weder Liebe, noch Hass. Da ist gar nichts! Weißt du, mir wurde einmal gesagt, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit sei. Ich glaube, es stimmt! Aber, dennoch versteh ich nicht, warum ich dein Bild nicht einfach löschen kann und vor allem, warum stört es mich so? An meine Beziehungen vor dir muss ich genauso oft denken, wahrscheinlich sogar noch öfter, als an dich; bei denen ist es genauso. Aber da stört’s mich merkwürdigerweise nicht. Ich kapier’s nicht. Ich weiß auch nicht, ob du genauso fühlst. Ob du nicht vielleicht doch ab und zu mal wieder an mich denkst. Aber das werde ich wohl auch nie erfahren, denn du wirst das hier niemals lesen!

Brennende Streifen und ein leuchtender Strang

Ich bin des Lebens überdrüssig,

Ich bin meines Lebens überdrüssig.

Ich will nicht mehr weiterleben,

Ich will so nicht mehr weiterleben.

Wieso funktioniert bei mir nie etwas, so wie ich es geplant?

Mein Inneres ist total kaputt,

Total zerfressen,

Mit schwarzen Löchern übersät.

Nur ein dünner Strang ist noch heil.

Er leuchtet,

Er leuchtet stark.

Dieses Leuchten ist schön und es sorgt dafür, dass langsam die schwarzen Löcher wieder zuwachsen.

Doch es läuft nichts, wie ich es geplant.

Und jetzt zerfrisst es sogar mein Äußeres.

Die schwarzen Löcher werden zu roten, brennenden Streifen,

Gleich einem Feuer.

Dieses Feuer tut gut, denn es ist genauso beruhigend wie dieses Leuchten.

Die Spuren des Feuers kann jeder sehen, der sehen kann,

Doch viele können nicht sehen, oder sie wollen es nicht.

Doch dieses Leuchten gehört nur mir

Und ich werde es beschützen.

Es hilft mir,

Es tut mir gut

Und deshalb werde ich dafür sorgen, dass dieser leuchtende Strang niemals zerreißt.

Espa

„Espa! Die Polizisten würden gerne mal mit dir reden!“, sagte die Lehrerin mitten in der Klassenarbeit. Kurz zuvor war ich fertig geworden und hatte auch schon alles in meine Tasche gepackt, als es an der Tür geklopft hatte und zwei Männer in grünen Polizeiuniformen dahinter standen. Jeder hatte sofort geglaubt, es ginge um Strolch.

„Was? Aber wieso?“

Ich stand auf und bemerkte, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren. Naja, nicht alle. Heather war natürlich total auf ihre Arbeit fixiert gewesen. Wie hätte es auch anders sein können?

Ich ging also aus dem Raum raus und stand mit den zwei Männern alleine im Flur. Sie musterten mich von oben bis unten.

„Sie sind Esparoba Verba?“, fragte einer der Herren und ich nickte. Sein Unterton sagte alles.

„Ich bin Bosch und das ist mein Kollege Ovid. Wir sind von der Kripo.“

Sie zeigten mir ihre Ausweise, ich schwieg.

„Kennen Sie eine Susanna Holbein?“, fragte Ovid.

„Susa?“, ich zögerte, irgendwas gefiel mir hier nicht, „ja!“

„Was für eine Beziehung pflegten Sie mit ihr?“ Was für ein geschwollener Ausdruck!

Ich machte es kurz: „Ich war mit ihr zusammen!“

Das hatte gesessen. Ich habe beide in die Sprachlosigkeit geschlagen. Dennoch wollte ich wissen, was sie von mir wollten!

„Ist irgendwas mit ihr?“

Immer noch vollkommen perplex starrten sie mich an, fanden jedoch relativ schnell ihre Stimmen wieder.

„Sie wurde am Wochenende zusammengeschlagen und lag bis gestern im Koma!“

„Was?“

Eins zu eins, diesmal war ich vollkommen perplex.

„Aber, wie? Wer? Wann? Wie geht es ihr?“

„Den Umständen entsprechend.“

„Wo waren Sie in der Nacht von Freitag zu Samstag?“, fragte Ovid.

„Zu Hause! Ich habe den Besuch meines Cousins mit Alkohol gefeiert!“

„Die ganze Nacht?“

„Wir sind erst um fünf Uhr im Bett gewesen!“

„Das werden wir selbstverständlich nachprüfen!“, meinte Bosch und zog einen Notizblock hervor und kritzelte irgendwas darein.

„Moment mal“, sagte ich, lauter als ich eigentlich wollte, „soll das heißen, ihr denkt, dass ich sie verprügelt habe?“

„Haben Sie denn?“

Ich war empört.

„Wenn die Zeit, nach der sie mich gefragt haben, die Tatzeit war, dann habe ich ein Alibi! Wo soll das überhaupt gewesen sein?“

„In Wismar, Nähe des Theaters.“

„Na, also! Ich bin siebzehn, ich hab noch keinen Führerschein. Ich habe gar keine Möglichkeit dorthin zu kommen!“

„Aber Sie hatten ein Motiv!“, meinte Ovid und Bosch stimmte ihm zu.

„Stimmt! Sie hat mit Ihnen Schluss gemacht, nachdem sie erfahren hatte, dass sie schwanger war!“

„Was?“ Zwei zu eins. Das wusste ich nicht.

„Sie ist schwanger? Susa bekommt ein Kind?“

Die restlichen Worte bekam ich zwar noch mit, bin aber die ganze Zeit die Geschichte von damals noch einen durchgegangen.

Susa war schwanger. Sie hatte mit mir Schluss gemacht. Sie hat ihr Kind bei diesem Überfall verloren. Sie hat gesagt, sie hat immer noch Gefühle für ihren Ex. Das Kind war bereits vier Monate alt. Sie meinte, sie könnte mir das nicht antun.

Mir war alles klar. Ja, natürlich. Anders konnte es gar nicht sein. Ich drehte mich um, rannte auf die Tür des Klassenzimmers zu. Die beiden Polizisten wussten gar nicht, was los war. Strolch würde büßen müssen! Ich riss die Tür auf, schrie: „Strolch!“ Er hatte sich dermaßen erschrocken, dass er vom Stuhl flog, binnen weniger Sekunden war ich bei ihm. Die Polizisten kamen gar nicht hinterher. Strolch war immer noch total verpeilt, als ich ihn vom Boden hochzog und aus der Ecke zog. Woher ich die Kraft für die nächsten fünf Minuten hatte, weiß ich immer noch nicht, aber vielleicht ist Samiel wirklich zuverlässiger als Gott.

Ich ging näher an Strolch heran.

„Hast du in den letzten vier Monaten mit Susa geschlafen?“

Jeder hatte die Frage verstanden, ich hörte sogar mehrere meinen Namen rufen. Strolch antwortete nicht, also musste ich härtere Geschütze aufziehen. Ich griff seine Eier und hielt sie fest.

„Wie wird sie von ihren Freunden genannt?“

„Espa!“ Das war nicht die Antwort auf die Frage, aber sie passte. Der Ruf kam von Peppi, einer sehr guten Freundin von mir.

Ich sprach jetzt leiser, aber laut genug, damit Strolch mich noch hörte.

„Hast du den hier“, mein Griff wurde fester, „vor vier Monaten bei Susa reingesteckt?“

„Ja“, brachte er gequält heraus.

Ich wurde immer wütender.

„Wusstest du, dass sie zu diesem Zeitpunkt eine Beziehung hatte?“

Er schwieg, er machte sich Sorgen um seine Weichteile.

„Wusstest du´s?“, ich schrie ihn anund griff gleichzeitig fester zu.

„Ja, ich wusste, dass sie mit dir zusammen ist!“

Ich ließ los, schlug ihm aber im nächsten Moment mit meiner Faust ins Gesicht.

„Espa!“ Das war diesmal einer der Polizisten.

Strolchs Lippe war aufgeplatzt.

Ich war überfordert mit der kompletten Situation.

„Warum? Warum, Strolch? Ist Sex mit der Ex wirklich so berauschend? Du hattest doch bereits die Chance gehabt, aber du hast doch damals wegen einer anderen Schluss gemacht! Du wolltest sie nicht mehr, du hast sie weggeworfen, wie ein Spielzeug. Ich liebte sie, Strolch, und jetzt ist es aus, wegen dir!“

Ich konnte nicht mehr. Ich war sauer und total fertig.

„Was habe ich damit zu tun?“ Er tastete seinen Mund ab. Er checkte es immer noch nicht.

Ich stieß ihm meine Faust in den Bauch. Er ging in die Knie. Ich tritt ihm mit meinen Boots in die Weichteile. So lustvoll habe ich ihn noch nie Stöhnen hören!

Ich war noch nicht fertig mit ihm, als ich von hinten gepackt wurde. Anhand der grünen Uniform konnte ich erkennen, dass es einer der Polizisten war. Ich versuchte mich aus seiner Umarmung frei zu zappeln.

„Espa! Komm mal wieder runter! Ich glaube, so langsam hat er verstanden, wie du dich fühlst!“

„Nein!“, schrie ich. Ich schrie aber nicht ihn an, meine ganze Wut galt Strolch, jedoch war ich dermaßen fertig mit den Nerven, dass mir die Tränen aus den Augen rollten, wie Regentropfen.

„Du mieses Arschloch! Du hast gar nichts verstanden, richtig? Mann, Strolch, ich war so glücklich! Bis du wieder in ihr Leben getreten bist, mit ihr geschlafen hast und nebenbei auch noch geschwängert!“ Das letzte Wort spuckte ich ihm mitten ins Gesicht.

Alle waren still, sogar der Griff des Polizisten lockerte sich. Mein Glück! Ich rammte ihm meinen Ellbogen in den Bauch, trat ihm heftigst auf den Fuß, stieß ihm meinen Handrücken gegen die Nase, drehte mich um und kickte ihm ebenfalls in die Eier. Kampfunfähig. Bosch war kampfunfähig.

„Espa!“ Eine meiner Freundinnen und gleichzeitig die beste Freundin von Susa war aufgesprungen. Ich hatte jedoch nur Augen für Strolch, ich war immer noch nicht fertig mit ihm, aber total erschöpft. Ovid gab irgendwelche Daten in sein Walkie-Talkie und forderte dann sowohl Unterstützung, als auch einen Krankenwagen.

„Du bist so ein arroganter Egoist. Du nimmst dir, was du willst. Ohne Rücksicht auf Verluste! Und so was wie du will ein Punk sein? Hah! Das ich nicht lache! Hörst du mich, Idiot? Ich lach dir ins Gesicht: Hahahahaa!“ Hierbei beugte ich mich tief über sein Gesicht, er wirkte aber irgendwie nicht erschrocken, total ruhig, relaxt.

„Du willst die Anarchie? Strolch, die Anarchie besteht nicht nur aus ficken, saufen, nicht zur Arbeit gehen. Die wahren Ziele der Punks hast du nicht verstanden. Du-“

Ein Klicken hinter mir. Ich drehte mich um und sah zu Ovid, der eine Waffe auf mich gerichtet hatte. Okay, jetzt war ich sauer! Ich ging auf Ovid zu und stand direkt vor seiner Waffe. Ob ich Angst hatte? Meine Wut und meine Verzweiflung waren stärker, ich hatte alles andere erfolgreich ausgeblendet.

„Stehenbleiben!“, schrie Ovid mich an, obwohl ich ihn auch so verstand.

Ich kickte seine Pistole weg. Glücklicherweise hatte ich vorher einen Selbstverteidigungskurs gemacht, sonst wär ich jetzt Mus. Danach ging ich einen weiteren Schritt auf ihn zu und schlug ihm meinen Handrücken gegen seine rechte Gesichtshälfte. Er flog regelrecht gegen eine Bank. Unglücklicherweise schlug er mit dem Kopf auf. Das wollte ich nun wirklich nicht, er hätte ja sterben können!

Nachdem ich das gesehen hatte und gecheckt hatte, dass ich niemals dermaßen hätte ausrasten dürfen, brach ich endgültig zusammen und heulte, hyperventilierte und bekam noch nicht einmal mit, wie mich die Verstärkung von Bosch und Ovid wegbrachte.

Tja, und nun sitze ich hier. In einer U-Haftzelle und habe keine Peilung, was ich jetzt machen soll!

Aber eins steht fest: Ich hatte alle an diesem Tag überrascht.

Zuerst meine Kleidung. Palituch, Nietenarmbänder und schwarzes T-Shirt waren normal für mich. Meine Boots und meine Dreads kannte auch schon jeder. Neu waren allerdings die schwarze Feinstrumpfhose und die schwarze, kurze Hose darüber. Sonst trug ich immer Jeans.

Das nächste Ding war meine unsagbar gute Laune und mein Ausraster, den ich hier eben beschrieben habe.

Ja, das war ein ereignisreicher Tag, aber noch mal so ein Ding überlebe ich bestimmt nicht!

Für sie

Jetzt steh ich hier und weiß nicht weiter. In zwei Minuten muss ich da rauf. Ist das vielleicht Lampenfieber? Nein, eigentlich nicht. Ich hab diesen Auftritt schon tausendmal durchgezogen, nein, Lampenfieber ist das ganz bestimmt nicht! Aber was dann? Ist doch auch egal! Ich muss da rauf! Es gibt kein zurück, ich muss! Ich muss es für sie tun. Sie! Meine kleine Schwester! Wenn ich hier gewinne und das Preisgeld bekomme, kann ich ihr ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen! Sie würde sich so drüber freuen! Meine Eltern schaffen das ja nicht. Für sie ist nur der Alkohol und nicht ihr Kind wichtig! Traurig, aber wahr! Und deshalb muss ich da hoch! Ich weiß, ich bin nicht perfekt und seh auch nicht so aus wie Heidi Klum, aber besser wie die anderen alle, bin ich allemal! Und deshalb muss ich da jetzt rauf, für meine Schwester, für ihren Wunsch und damit wenigstens einer stolz auf mich ist! Tief durchatmen und es besser machen, als die anderen, wird ja wohl nicht so schwer sein und zur Not reichen der zweite und der dritte Platz auch aus. Dann such ich mir halt noch einen weiteren Nebenjob, das wäre dann zwar schon mein vierter, aber für sie würde ich alles tun. Alles, nur damit meine kleine Schwester glücklich ist. Und jetzt rauf auf die Bühne! Ich werd es der Jury schon zeigen! Meine Schwester wird glücklich sein, an ihrem sechsten Geburtstag!

Gewitter

Die Wolken ziehen vorbei. Grau, schwer beladen mit Millionen von Wassertropfen, die sie jetzt alle auf einmal abwerfen. Es blitzt. Es donnert. Der Wind peitscht die Äste der Jahrzehnte alten Bäume umher. Die Blitze erhellen die triste, graue Landschaft. Und sie sitzt drinnen vorm Fenster und beobachtet, wie die Wolken über sie hinweg ziehen, wie die Regentropfen unregelmäßig, aber dennoch irgendwie beruhigend gegen ihr Fenster peitschen. Während sie dieses Naturschauspiel beobachtet, wartet sie. Sie wartet auf einen Rückruf ihres Schatzes. Wie lange sie noch warten muss, weiß sie nicht, doch um nicht in Sehnsucht zu vergehen, sitz sie vor dem Fenster und beobachtet die Wolken, den Regen und die Blitze und lauscht den Regentropfen, dem Wind und den Donnern. Sie sitzt und wartet. Sie beobachtet und wartet. Sie hört zu und wartet. Wie lange sie noch warten muss, das weiß sie nicht. Aber auf ihren Schatz wartet sie gerne.

Rücksicht auf andere

Warum sollte ich jetzt Rücksicht auf andere nehmen? Auf mich hat doch auch nie jemand Rücksicht genommen! Wunden des Körpers verheilen wieder, doch Schmerzen im Herzen bleiben für immer. Sie prägen dich, dich und dein Leben. Sie fressen dich auf. Langsam, aber spürbar. Und zu guter Letzt vernichten sie dich. Das einzige Heilmittel, das ich kenne, das dich da wieder rausholen kann, ist die Liebe. Doch wenn du auch da zu viele, zu große Enttäuschungen erlebt hast, so wie ich, dann siehst du sogar in der Liebe etwas Böses oder du wirst ein kleines, verschrecktes Kind und hast bittere Angst davor, erneut enttäuscht zu werden, erneut verletzt zu werden.

Ich nehme keine Rücksicht auf das Wohl fremder Menschen. Mich hat auch nie jemand mit Samthandschuhen angefasst. Es gibt nur ein paar Menschen, denen ich mein grenzenloses Vertrauen geschenkt habe und nur einen Menschen, den ich mein Leben geschenkt habe. Sie und die Tiere sind die einzigen, um dessen Wohl ich mich sorge. Alle anderen sind mir egal.

Warum sollte ich Rücksicht auf andere nehmen? Auf mich hat doch auch nie jemand Rücksicht genommen!

Tod und Verderben

Geduld ist eine Moral, ich habe keine Moral mehr! Mein Aggressionspotenzial ist schier unmessbar! Doch noch richtet sich meine ganze Aggression gegen mich selbst, doch die Frage ist: Wie lang noch? Denn bereits jetzt schon pöbel ich Unschuldige an! Ich zerstöre fremdes Eigentum. Was meint ihr, wie lange wird es noch dauern, bis ich richtig ausraste? Wie lange wird es dauern, bis ich meine Aggression an andere auslasse? An euch? Was meint ihr, wie weit ihr es noch treiben könnt? Ich versichere euch, sobald es einen Amoklauf in der Schule geben sollte, dann werde ich es wohl sein! Ich kann nicht mehr. Ich komm nicht mehr zur Ruhe, ich kann nicht mehr entspannen! Ihr nehmt mich nicht für voll, ihr erkennt die Gefahr nicht, doch das, genau das, könnte euer Verderben sein! Euren Tod bringen!

Meine Seele ist krank, durch sie werde ich sterben. Aber ihr werdet wohl eher sterben, durch mich! Denn ich werde Tod und Verderben bringen, wenn ihr nicht langsam aufwacht und euch ändert!

Ich bin schon dabei mich zu ändern, aber es lohnt sich nicht, wenn nur einer sich ändert! Versteht das oder ihr werdet untergehen!



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