Nicht einmalig von Eilith (HP/DM) ================================================================================ Kapitel 1: Nicht einmalig ------------------------- Als die Durchsage endlich kam, war der Heiltrank, an dem sie gearbeitet hatte, noch lange nicht fertig. Aus den Kesseln um sie herum dampfte es und auf dem großen Holztisch lagen noch alle Zutaten in einem wilden Durcheinander verstreut. „Code 1-5-1-0. Schutzschilde werden gesenkt. Alle Medikräfte in Halle 3 bereitmachen.“ Wie lange hatte sie schon gewartet? Und trotzdem hätte sie beinah zu viel von dem Nieswurzsud in den Kessel tropfen lassen, als Lees Stimme so unverhofft plötzlich durch die Gänge hallte. Kurz darauf kam auch die erlösende Durchsage. „Black Fox vollzählig. Schutzschilde aktiv. Willkommen zurück, Jungs.“ Endlich, sie waren zurück. Allesamt. Erst das Fehlen einer riesigen Last auf der Brust, ließ sie erkennen, wie angespannt sie gewesen war. Wenn sie sich beeilte, konnte sie in einer halben Stunde fertig sein. Bitte lass es ihm gut gehen. Aus dem Augenwinkel warf Hermine einen Blick auf den jungen Mann, der an der anderen Seite des Raumes an einem Wolfsbanntrank arbeitete. Draco Malfoy schien von der Rückkehr der Black Foxs so berührt zu sein, wie ein Meermann vom schlechten Wetter. Mit einem letzen Blick auf die Uhr fing sie an ihre Zutaten zurück zu ordnen. Doch als sie nach der Glasphiole mit der Gürteltiergalle griff, glitt sie ihr in der Eile durch die Finger und fiel zu Boden, wo sie klirrend zerbrach. „Mist!“, fluchte sie und bückte sich nach den Scherben. „Granger“, tönte es von der gegenüberliegenden Seite. Hermine blickte hoch. Draco musterte sie mit unbewegter Miene. „Du hast einen Zauberstab, um ihn zu benutzen, weißt du?“ Sie und Draco hatten ihre Feindschaft schon lange unter einem wissenschaftlichen Interesse an Zaubertränken begraben. Sie waren zwar keine Freunde, aber sie konnten zusammen arbeiten. Beide respektierten die Arbeit, die der andere leistete. In diesem Augenblick schüttelt Draco lediglich den Kopf über sie und Hermine glaubte noch ein gemurmeltes ‚Muggle‘ zu hören, war sich aber nicht sicher. „Los verschwinde. Ich mach den Rest alleine.“ Mit einem Wedeln seines Zauberstabs ließ er die Scherben und die Gürteltiergalle verschwinden. „Draco, ich kann wirklich noch-“, fing Hermine an. „Damit du mir noch mehr kaputt machen kannst? Auf keinen Fall! Geh und such diese rothaarige Plage, die du dir angelacht hast.“ Er klang unwirsch, aber Hermine wusste mittlerweile, dass es seine Art war mit anderen umzugehen. Nach mehreren Monaten gemeinsamer Arbeit wusste Hermine auch, dass es nichts brachte, aber sie versuchte es trotzdem. „Danke, Draco. Ich-“ Aber Draco drehte sich mit einem „Hau schon ab“ um und Hermine stand mit dem Kopf schüttelnd auf. Draco war vor fast vier Monaten quasi vor der Vordertür ihres Hauptquartiers apperiert und hatte verlangt auf ihre Seite zu wechseln. Nach vielen Verhören und Debatten ob man ihm trauen könnte oder nicht, hatte Dumbledore nach einem Gespräch mit ihm, über das niemand genauer Bescheid zu wissen schien, ihm nicht nur erlaubt zu bleiben, sondern auch sich an der Herstellung von Zaubertränken zu beteiligen. Seitdem hatte er hervorragende Arbeit geleistet, jedoch mit niemand Freundschaft geschlossen. Hermine hatte zuerst gedacht, dass sein distanziertes Verhalten ihr gegenüber auf ihre Muggelabstammung zurückzuführen wäre, aber ihr war mit der Zeit aufgefallen, dass er sich bei allen anderen ebenso reserviert verhielt. Wenn sie ehrlich war, musste sie allerdings zugeben, dass niemand wirklich versucht hatte ihn näher kennenzulernen. Ron schimpfte immer noch, wann immer er ihn sah. Und Harry hatte am Anfang versucht eine Reaktion aus Draco hervorzulocken, aber dieser war nicht auf die Provokationen eingegangen, sondern hatte sich immer entschuldigt und den Raum verlassen. Dann, von einem auf den anderen Tag, hatte Harry aufgehört Draco zu provozieren. Als sie ihren Freund gefragt hatte, wieso er Draco auf einmal in Frieden lassen würde, hatte Harry gesagt, dass sie jetzt alle auf einer Seite wären und man die Vergangenheit ruhen lassen sollte. Sie musste ihn sehr verblüfft angesehen haben, denn er hatte angefangen zu lachen und dann mit einem Schulterzucken behauptet, dass er vielleicht doch noch erwachsen werden würde. Hermine sah noch ein Mal zu der blonden Gestalt hin, die ihr wieder den Rücken zugewandt hat, dann zog sie ihren Kittel aus und hängte in auf. Gerade als sie sich zur Tür wendete, wurde diese geöffnet. „Harry!“ Mit einem Freudenschrei warf sich Hermine auf ihren Freund, der unter ihrem Ansturm leicht schwankte, sie dann aber ebenso fast drückte. „Hi, Hermine“, sagt er und sie blickte auf. Als sie sich von ihm löste, runzelte sie die Stirn. Ihr war nicht entgangen, wie er kurz zusammengezuckt war, als sie ihn umarmt hatte. „Bist du verletzt?“, fragte sie. Harry schüttelte den Kopf. „Harry, ich hab doch gemerkt, wie du gezuckt bist. Du musst zu einem Heiler. Was machst du hier eigentlich?“ „Mir geht es gut Hermine. Das sind nur ein paar Kratzer. Du sollst zu Ron.“ „Oh Gott, bitte sag mir nicht…“ Hermine spürte, wie die Angst ihr die Kehle zuschnürte. Harry griff schnell nach ihren Händen. „Nein! Nein, es geht ihm gut. Er hat nur eine Schnittverletzung am Bein. Die Heiler kümmern sich schon um ihn. Aber du weißt doch, wie er ist. Du solltest wirklich zu ihm gehen.“ Harry lächelte sie an. Hermine nickte langsam. Sie hatte das Gefühl, als wäre da noch mehr, aber Harry lächelte weiter und nickte ihr zu. „Kommst du mit?“, fragte sie schließlich und griff nach ihrer Tasche. Als nicht sofort eine Antwort von Harry kam, sah sie wieder zu ihm. Sein Blick war auf Draco gerichtet, der immer noch mit dem Rücken zu ihnen stand und Ingwerwurzeln kleinschnitt. Das Gefühl, dass sie irgendwas Wichtiges übersehen hatte, wurde stärker. Dracos Schultern wirkten angespannt. Dann drehte sich Harry wieder zu ihr. „Ich komm gleich nach.“ Das Messer hackte mit etwas zu viel Kraft auf die Ingwerwurzeln. „Harry…“ Sie war unentschlossen. Eigentlich wollte sie zu Ron, aber irgendwas verheimlichte Harry ihr. Sie blickte von Harry zu Draco und zurück. „Hermine, geh schon“, sagte Harry und drängte sie leicht Richtung Tür. „Ich komm gleich. Versprochen.“ „Okay“, sagte Hermine, dann stand sie auch schon auf dem Gang vor dem Labor und starrte auf die Holztür, die hinter ihr ins Schloss gefallen war. Was in drei Teufels Namen war das? Warum will er mit Malfoy alleine sein? Die beiden redeten doch sonst nicht miteinander. Wenn Harry wieder irgendeine Dummheit anstellen wollte, sollte sie ihn davon abhalten. Draco war kein freundlicher Mensch, aber er war ein guter Mann. Und Neugier lag in der Natur der Frauen. Sie konnte wirklich nicht anders. Wenn jemand sie später nach dem Grund ihres Handelns fragen sollte, dann würde sie antworten, dass es ein Naturgesetz sei. Schnell griff sie in ihre Tasche und zog ihren Zauberstab hervor. Wie gut, dass sie sich eine Liste der nützlichsten Zaubersprüche gemacht hatte und diese Auswendig gelernt hatte. Den Glasspionzauber aus einem der Schulbibliotheksbücher hatte sie bisher nicht anwenden können, aber jetzt war die perfekte Gelegenheit. Sie richtete ihren Zauberstab auf die Wand, sagte „Foris Perlucidis“ und zog einen Kreis über die Mauer in Höhe ihrer Augen. Die Stelle vor ihr wirkte nun wie ein Glas und sie konnte Draco und Harry auf der anderen Seite stehen sehen. Draco hatte Harry noch immer seinen Rücken zugewandt, sodass sie nur Harrys Gesicht im Profil sehen konnte. Aber er schien zu schweigen. Seine Lippen bewegten sich nicht. Fieberhaft überlegte sie, wie der Zauber für Geräuschdurchlässigkeit lautete. Während sie noch nachdachte drehte Draco sich um. Im Gegensatz zu Harry schwieg er nicht. Sein Mund bewegte sich sehr schnell. Ansonsten wirkte er jedoch so ruhig und distanziert, wie sie ihn kannte. „Foras Sonitus Futilis!“ Ha! „-beschäftigt. Wenn du also so freundlich wärst beim Rausgehen die Tür hinter dir zu schließen? Ich habe zu tun.“ Harry sah ihn nur an, blieb ansonsten aber stumm. „Potter, das beutet du sollst verschwinden, klar? Darin bist du doch so gut.“ Als Harry daraufhin leicht zusammenzuckte und einen Schritt auf ihn zu machte verengten sich Dracos Augen. Sie sahen sich an und Hermine hatte das Gefühl, dass falls sich die Spannung zwischen den Beiden entladen sollte, sie die Auswirkungen noch durch die Wand hindurch fühlen würde. „Sind wir wieder bei ‚Potter‘, Draco?“, fragte Harry und ging weiter auf Draco zu. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dir die Erlaubnis gegeben habe, meinen Vornamen zu benutzen. Und du warst nie was anderes außer Potter oder Narbengesicht.“ „Ach nein?“, fragte Harry und blieb dicht vor Draco stehen. Hermine konnte sich nicht erinnern ihn je etwas so durchdringend angesehen zu haben. „Soll ich dein Gedächtnis auffrischen, Draco?“, sagte er fast zu leise, als das Hermine es hören könnte. Aber eben nur fast. Als Draco vor Wut die Fäuste ballte, bemerkte Hermine jedoch, dass eine leichte Röte seine Wangen hochkroch. Hatte Harry da grad eine verdeckte Anspielung gemacht? Schließlich sah Draco weg und wandte sein Gesicht in Hermines Richtung. „Geh deine kleinen Freunde suchen, Potter. Sie warten bestimmt schon sehnsüchtig auf dich.“ Draco klang ruhig, aber sie konnte seine Augen sehen und diese starrten eher hart auf den grauen Steinboden. Und klang er wirklich ruhig, oder schwang da nicht doch etwas Bitterkeit mit? Hermine war sich nicht sicher. Als Harry eine Hand an Dracos Wange legte schien er genauso überrascht zu sein, wie Hermine. Während Draco sich jedoch recht schnell von Harry löste indem er einen Schritt zurück ging, verweilte Hermine noch für eine Weile in einem Schock ähnlichem Zustand. Oh Gott. Oh Gott, oh Gott! Wie konnte ich das nur übersehen haben? Harrys Hand blieb noch eine Weil in der Luft hängen, bevor er seinen Arm senkte. „Draco, ich war auf dem Weg um etwas zum Frühstück zu besorgen, als die Durchsage kam. Ich wollte nicht einfach verschwinden. Ich war auf dem Rückweg, aber dann bin ich Neville über den Weg gelaufen und… ich wusste nicht… ich wusste nicht, ob ich…“ „Du wusstest was nicht, Potter?“ „Ob ich ihm erzählen sollte. Von uns.“ Komischerweise war die Offenbarung, die diese Worte mit sich brachten, für Hermine ein geringerer Schock, als sie angenommen hätte. Es gab niemanden, der es so oft geschafft hatte Harrys Blut zum Kochen zu bringen, wie Draco. Und gleiches galt auch im umgekehrten Fall. Schon immer. Mein Gott! Wieso war ihr das nicht früher schon aufgefallen. Und dann dieser plötzliche Waffenstillstand zwischen den beiden. Ich war abgelenkt durch Ron. Sonst wäre mir das schon früher aufgefallen. „Da gibt es nichts zu erzählen, Potter. Wir haben eine Nacht miteinander verbracht, mehr nicht. Ende der Geschichte.“ Hermine holte scharf Luft und sah Harry das Gleiche tun. Vielleicht hatte sie voreilige Schlüsse gezogen und die Sache zwischen den Beiden war nur etwas Einmaliges gewesen. Harry starrte Draco an. „Ende der Geschichte? So einfach?“, fragte er leise und er trat wieder einen Schritt auf Draco zu, sodass dieser nun zwischen dem Tisch und ihm gefangen war, aber Draco schien ihm nicht in die Augen sehen zu wollen. „Es tut mir leid.“ Als Harry erneut nach Dracos Wange greifen wollte, schubste Draco ihn und starrte ihn dann an, als Harry vor Schmerz zusammenzuckte. „Nur ein Kratzer, Potter?“ Harry zuckte mit den Schultern. „Hast du dich überhaupt untersuchen lassen?“ Harry schüttelte den Kopf. „Du bist so ein Idiot! Hast du wenigstens die Welt gerettet, ja?“ „Draco, ich-“ Draco schüttelte den Kopf. „Geh, Potter. Das hier würde nie funktionieren.“ Im Kessel hinter ihm fing es laut an zu zischen und Draco drehte sich um. „Ich hab zu tun. Geh einfach. Dann kannst du weiter die Welt retten und dabei draufgehen. Es ist mir egal, ok? Dann muss ich mir wenigstens keine-“ Draco verstummte und Hermine konnte erkennen, dass er sich auf die Lippen biss. „Du hast dir Sorgen gemacht? Ist es das?“ Harry starrte Draco an, der sich mit einem Ruck zu ihm umdrehte und ihn wütend ansah. Dann explodierte er. „Was glaubst du denn, du Bastard!! Ich wusste nicht, wo du bist. Ich wusste nicht, warum du weg warst und wann du zurückkommen würdest! Und keiner redet mit mir, ich konnte niemanden fragen. Weißt du was das für ein Gefühl ist? Du Arschloch!“ Hermine konnte sehen wie Harry für einen Moment die Augen schloss. Als er sie wieder öffnete waren sie etwas glänzend. Sie wusste, dass es für Harry immer wieder ein Wunder war, wenn sich jemand um ihn sorgte. Und sie wusste, dass sie irgendwann einmal die Dursleys aufsuchen würde und dann würde sie dafür sorgen, dass sie bereuten, was sie ihrem Freund angetan hatten. Aber vorher musste sie noch eine Möglichkeit finden die Unverzeihlichen anzuwenden, ohne dass das Ministerium es mitbekam. Sie sah zu Draco hinüber, der zuvor so ausgesehen hatte, als ob er Harry jeden Moment schlagen würde und ihn jetzt mit einem Gesichtsausdruck musterte, den Hermine nicht wirklich deuten konnte. Es war klar, das Draco verletzt war, auch wenn er behauptete, dass die Nacht mit Harry ihm nichts bedeutet hatte. Seine Augen waren starr auf Harrys Gesicht gerichtet und er blickte auch nicht weg, als Harry wieder näher kam. Erst als Harry ihn bei den Schultern packte und in eine steife Umarmung zog schloss er die Augen. So standen sie eine Weile stumm da, bis Harry sich schließlich räusperte. „Danke“, sagte er. Draco zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer“, sagte er, aber Hermine fand, dass er etwas weicher klang. „Du stinkst. Geh dich endlich verbinden und steig unter die Dusche.“ Hermine verdrehte die Augen, Jungs!, aber sie konnte sehen, wie Harry schief grinste. „Kommst du mit?“ Wie auf Kommando zischte und dampfte es wieder laut aus den Kesseln und Draco löste sich aus Harrys Armen. „Ich bin hier noch nicht fertig, Potter.“ „Oh.“ Harrys Lächeln wackelte für einen Moment. Dann schluckte er und sah auf den Boden. „Okay, ich geh dann wohl, nehm ich an.“ Oh, Jungs, wirklich! Harry schien noch einen Moment zu zögern, dann wand er sich ab und ging einen Schritt auf die Tür zu. „Harry.“ Dracos Ausruf war kaum zu hören, aber Harry drehte sich um. Ihre Blicke trafen sich. „Ich komm nach“, sagte Draco und wurde wieder etwas rot. Harry lächelte und sah Draco mit einem Ausdruck an, der versprach da zu sein und zu warten und der Hermine etwas weich in den Knien werden ließ. Was, nicht mal ein Kuss? Was ist das denn? Bevor Hermine sich noch wundern konnte, woher dieser Gedanke gekommen war, hatte Harry Draco mit zwei langen Schritten wieder erreicht, ihn am Nacken gepackt und an sich gezogen. Uh-oh, dachte Hermine äußerst eloquent, während sie beobachtete, wie ihr Freund Dracos Kopf leicht zur Seite neigte, bevor seine Lippen ihr Ziel erreichten. Fasziniert sah sie zu, wie Dracos Arme sich um Harrys Hals schlangen und sich ihre Körper enger aneinander pressten. Dann kam ihr in den Sinn, dass dies vielleicht nicht der geeignetste Augenblick wäre, um ihre bisher unentdeckte voyeuristische Seite weiter zu ergründen und sie lieber die Gelegenheit nutzen sollte, um so schnell wie möglich den Zauber zu beenden und das Weite zu suchen. Sonst könnte es sein, dass sie eine Menge Dinge erklären müsste, die sie lieber nicht mit den beiden jungen Männern vor sich diskutieren wollte. Nein, stattdessen sollte sie sich lieber überlegen, wie sie das Ganze einem hitzköpfigen Rothaarigen erklären sollte, damit der nicht von einem frühzeitigen Herzstillstand niedergestreckt würde, wenn Harry und Draco beschlossen das Ganze offiziell zu machen. Denn so wie die beiden aussahen, wie sie so da standen und völlig ineinander versunken, war kein Zweifel, dass es nicht eine einmalige Sache war. Ganz und gar nicht einmalig. Fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)