Geisterjagen für Anfänger von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Die Convention - Teil 3 ----------------------------------- Ich weiß, ich weiß, ich bin böse. Es gibt gar keine Worte, die ausreichen würden um mich…ausreichend…für die lange Pause zu entschuldigen. Ich war nachlässig, faul und unkreativ. Und kam nicht mehr in meinen Account rein. Monatelang. Aber ich bin wieder da! Yay! ~*~ Kapitel 8 Nachdenklich biss sich Emi auf ihre Unterlippe und fragte: "Und was jetzt? Wir können doch nicht einfach so auf wildfremde Leute zugehen und sie nach einer Leiche fragen!" Da sie inzwischen wieder auf den mit Menschen bepackten Wegen zwischen den Ständen liefen konnten einige Passanten sie überhören, doch auf einer Versammlung für Geisterjäger sprachen manche Leute über wesentlich suspektere Sachen, daher wurde ihrem Gespräch wenig Beachtung geschenkt. Dennoch fauchte Satori sofort: "Nicht so laut! Willst du, dass man uns überhört? Was ist wenn der Mörder gerade direkt neben uns steht?" Sofort blickte der schmächtige Jugendliche sich nervös um, durch seine eigenen Worte paranoid geworden. Masaru und Emi rückten näher aneinander und Masaru packte den jüngeren Geisterjäger an der Schulter, trotz des giftigen Blickes, den er dafür zu geworfen bekam. "Wir sollten zumindest nicht das Wort Leiche erwähnen. Wie wäre es mit einem Decknamen?", überlegte Masaru laut und blickte nachdenklich in den Himmel. "Vielleicht einfach nur Körper?" "Oh ja, weil das ja dann niemand in dem Kontext verstehen könnte", murmelte Satori höchst sarkastisch. Wütend, dass er es gewagt die Idee ihres Mentor zu kritisieren, fauchte Emi sofort: "Dann überleg dir doch etwas besseres!" "Wie wäre es mit...Frau? Schön unauffällig in einem Gespräch." "Das nennst du besser?", fragte das dunkelhäutige Mädchen ungläubig, bevor plötzlich ein schadenfroher Ausdruck sich über ihr Gesicht legte und sie anfing leise zu kichern. "Lippenstift wäre viel besser." "Haha, vor lauter Lachen tut das schon weh. Nein ehrlich, das tut wirklich nur noch weh." "Kinder, Kinder, kein Grund zum streiten!", meinte Masaru besänftigend, bevor er leise seufzte. "Vielleicht war das hier doch keine gute Idee...wir lassen uns viel zu leicht ablenken." "Natürlich war das keine gute Idee!", erwiderte Satori und betrachtete seine Begleiter skeptisch. "Wir sind hier doch alle der Meinung, dass das keine gute Idee ist, aber wir tun's trotzdem!" Misstrauisch betrachtete er die Personen in ihrer Umgebung, nebenbei als nachträglichen Gedanken noch Masarus Hand von seiner Schulter wegschlagend. "Wir können nicht einfach jede Person hier fragen, ob sie irgendetwas über diese Frau, dessen Namen wir nicht einmal kennen, wissen.", gab er zu Bedenken, woraufhin Emi den Kopf schieflegte und vorschlug: "Wie wäre es mit den Leuten der Top zehn? Die haben hier am meisten Ahnung." "Naja, also ich kenne hier eigentlich kaum jemanden. Da müssten wir schon jemanden fragen, der länger dabei ist, also einen der richtig Guten", meinte Masaru nachdenklich. Satori schnaubte skeptisch und murmelte leise vor sich hin: "Ja und hoffen, dass die nicht auch mit drin stecken..." Plötzlich blieb er stehen und sein Gesicht wurde merkwürdig blank. Als Masaru und Emi auffiel, dass der rothaarige Jugendliche nicht mehr neben ihnen herlief blickten sie sich verwirrt nach ihm um. "Erm...Satori, bist du da noch drin?", fragte Emi, als sie in sein ausdrucksloses Gesicht blickte. Vorsichtshalber wedelte sie mit einer Hand vor seinem Gesicht umher. Diese wurde sofort weggeschlagen. Satoris Gesicht nahm wieder seinen üblichen schlechtgelaunten Ausdruck an, doch seine Stimme klang dennoch nicht überzeugend verärgert. "Ich habe nur nachgedacht! Also eigentlich bedeutet das ja, dass wir, jetzt nur zum Beispiel, so jemanden wie...ach, ich weiß nicht, hmm... Dread ansprechen müssten? Schließlich ist er ja auf Platz zwei..." Tatsächlich klang Satori ungewöhnlich enthusiastisch, als er hinzufügte: "Auch wenn er eigentlich viel besser ist als dieser aufgeblasene Dusche-Typie, also sollten wir jetzt sofort Dread suchen gehen!" Emi und Masaru starrten ihn an. Er starrte zurück. "Okay...", sagte Masaru langsam und blickte Emi fragend an. Diese zuckte mit den Schultern und fragte lediglich: "Und wie sollen wir ihn hier finden?" Satoris Antwort bestand darin eine an ihnen vorbeilaufende Geisterjägerin am Arm zu packen und schroff zu fragen: "Wo ist Dread?" Sichtlich überrumpelt und leicht verschreckt durch das vermutlich rothaarige Kind, dass sie so böse anfunkelte, antwortete sie rasch: "I-ich glaube der unterhält sich gerade mit anderen der Top zehn bei den Bänken, in der Nähe der Bühne..." Sie lachte nervös und versuchte den Todesgriff vom Ärmel ihres neonpinken, mit Karotten verzierten Kimonos zu lösen. Da Satori die gewünschte Information erhalten hatte ließ er dies zu, sodass sie sich schnell von ihm entfernen konnte, dabei leise murmelnd: "Alles nur Spinner hier!" "Also, auf geht‘s! Die Bühne ist in der Richtung!" Satori deutete in die Richtung, in die sie sich sowieso schon zuvor bewegt hatten und hörte sich dabei sogar richtig motiviert an. Erneut wechselten Masaru und Emi einen verwirrten Blick. Motivation und Masaru waren zwei Konzepte, die man einfach nicht miteinander verbinden konnte oder zumindest nur, wenn ein ordentlicher Paycheck winkte. Obwohl dies zuvor ein anerkannter Fakt gewesen war marschierte Satori bereits entschlossen los und so hatten die beiden anderen Geisterjäger keine Wahl als ihm zu folgen. In der Nähe der Bühne, von der keiner ganz sicher sagen konnte, weshalb sie jedes Jahr wieder aufgebaut wurde, obwohl sie nie verwendet wurde, außer natürlich dieses eine Mal im Jahr 1997, als es zu einer Massenprügelei gekommen war und sich die Wände der Bühne dabei als ausgezeichneter Ort, um Köpfe gegenzuschlagen, entpuppt hatten, standen ein paar Tische und Bänke, so wie man sie in Biergärten oft fand. Da es so ziemlich die einzigen Bänke auf der gesamten Convention waren, wurden sie verständlicherweise auch nur von den wirklich angesehenen Persönlichkeiten in Anspruch genommen, schließlich war niemand dumm genug um zu versuchen, einer Gruppe talentierter und erfolgreicher Geisterjäger den Sitzplatz wegzunehmen. Wer auf der Rangliste zu niedrig war, um andere von den Bänken wegzuscheuchen, musste sich eben auf die Bühne setzen. Vielleicht war dies ja sogar ihr wahrer Nutzen und der Grund ihrer weiterbestehenden Existenz. Sicherlich wäre es praktischer gewesen, die Bühne abzuschaffen und stattdessen ein paar zusätzliche Bänke aufzustellen, doch inzwischen war die Bühne zur Tradition geworden und man wollte die etwas empfindlicheren oder verrückteren, wie man sie auch gerne nannte, Geisterjäger nicht in Panik versetzen, indem man den natürlichen Lauf der Dinge abänderte. Also saßen die wirklich wichtigen Persönlichkeiten, wenn sie gerade keine Lust hatten, sinnlos umherzulaufen, auf den Bänken. Als Satori, Emi und Masaru dort ankamen, saßen auf den Bänken, nur ein paar Personen, doch um sie herum stand eine ganze Horde aufgeregter Menschen, vermutlich Fans, wenn man von ihren T-Shirts ausging, auf denen Aussagen standen wie 'I Love Parvati' oder 'Piper, du bist so bezaubernd' und eine ganze Reihe schlechter Wortwitze, die sich die jeweiligen Fans anscheinend mit Filzstift selbst auf ihre Oberteile gekritzelt hatten. Satori verzog das Gesicht angewidert. "Na klar, sie ist eine Hexe, also ist sie bezaubernd, wie witzig!", meinte er zynisch, bevor er sich auf die Zehenspitzen stellte und versuchte über die Menschenmenge hinweg zu spähen. Verfluchte etwas-geringer-als-durchschnittlich-Größe! Nach ungefähr ganzen fünf Sekunden gab er auf und drängelte sich einfach mit Hilfe von seinen knochigen Ellenbogen einen Weg durch die Masse und schon bald erblickten seine Augen die Person, nach der er gesucht hatte. Er blieb so plötzlich stehen, dass Emi und Masaru gegen ihn stießen, bevor sie selbst stehen bleiben konnten, doch er war zu beschäftigt, um sie deswegen anzumeckern. Während es um die Bänke herum mit Menschen vollgepackt war, so gab es doch eine, zu der ein paar Meter Sicherheitsabstand gehalten wurde. Auf dieser Bank saß nur eine Person, ein Mann, dessen Alter alles zwischen zwanzig und dreißig hätte sein können. Lange pechschwarze Strähnen hingen über seinem attraktiven Gesicht und verdeckten zum Teil seine apathisch wirkenden Züge, doch seine blutroten Augen stachen leuchtend hervor. Seine Haut war ungewöhnlich blass, was durch den schwarzen Mantel, den er trug, nur noch betont wurde - doch das Auffälligste an ihm war sein Aura. Anders als viele Geisterjäger trug er keine unzähligen Accessoires, wie zum Beispiel die junge Frau, die ihm gegenüber saß. Sie war die einzige, die sich anscheinend näher als drei Meter traute. Auch ihre Haare waren schwarz, doch die Spitzen waren gefärbt in einem dunkellila Ton und ihre Haut war nicht einfach nur blass, sie war beinahe schon grau. Dies, gepaart mit dem zerfetzten und blutbespritztem Brautkleid, dessen weiter Rock bis über ihre Füße reichte, ließ sie albtraumhaft erscheinen. Man hätte sie für längst verstorben halten können und ihre Augen, welche vielleicht noch einen Funken Leben an ihr gezeigt hätten, wurden von ihrem Pony, der die obere Hälfte ihres Gesichts verdeckte, versteckt. Sie war bekannt als Eclipse, in dem Jahr auf Platz sieben und eindeutig eine Frau, der man nicht im Dunkeln begegnen wollte. Oder im Licht. Oder überhaupt irgendwann, irgendwo. Ihr Aussehen war ein eindeutiger Hinweis darauf, wie gefährlich sie sein konnte, doch der Mann, der ihr gegenüber saß, schaffte es denselben Eindruck zu wecken, ohne dass er sich dafür anstrengen musste. Das Wetter war über den Verlauf des Tages immer schlechter geworden, doch in seiner Nähe schien es noch düsterer, und die Spitzen seines Mantels schienen leicht im Wind zu wehen, so als ob sie von einem Höllenwind angehoben wurden. Satori starrte ihn mit einem breiten Grinsen und glänzenden Augen an. Hätte man Emi und Masaru gefragt, wer in dem Moment ihnen am unheimlichsten war, der bedrohliche Mann, die leichenähnliche Frau im Brautkleid oder ein bedingungslos glücklich und begeistert wirkender Satori, so hätten sie vermutlich doch auf Satori getippt, allein schon, weil es so unnatürlich war, ihn so zu sehen. "Alles in Ordnung?", fragte Masaru, besorgt über Satoris Gemütszustand. "In Echt sieht Dread sogar noch cooler aus!", quietschte Satori begeistert. Ja, quietschte. "Hast du gerade gequietscht?", fragte Emi ungläubig. Sie bekam keine Antwort, da der rothaarige Geisterjäger damit beschäftigt war, den düsteren Mann voller Verehrung anzustarren. Leise seufzte sie und schüttelte ihren Kopf, dabei murmelnd: "Na klar, ausnahmsweise hat er mal Respekt für irgendjemanden und dann ist es natürlich Dread..." "So toll ist der nicht!", murmelte Masaru seinerseits, leicht beleidigt klingend. "Spinnst du?!", krisch Satori sofort. "Auch wenn er nur Platz zwei ist, ist er trotzdem der beste Geisterjäger überhaupt! Er hat schon hunderte von Dämonen zur Strecke gebracht! Normale Geister sind nicht einmal seine Zeit wert!" Aufgeregt stellte er sich auf die Zehenspitzen und nahm beide Hände zusammen, immer noch mit einem Ausdruck der kindlichen Freude auf seinem Gesicht. Masaru legte eine Hand auf seine Schulter und drückte ihn wieder auf dem Boden, dabei mit fester Stimme sagend: "Wir sind aus einem wichtigen Grund hier!" Verwirrt legte Satori den Kopf schief und starrte den anderen schweigend an. "Du weißt schon, Mord und so", erinnerte der ältere Geisterjäger ihn. "Stimmt, also müssen wir...Dread...ansprechen..." Satoris Stimme wurde immer leiser, doch dann rief er plötzlich: "Ich kann das nicht! Ich kann doch nicht mit ihm reden!" Er klammerte sich zu Emis Entsetzen an ihren Arm und vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter. Panisch schüttelte sie ihn ab, hoffend, dass was auch immer er plötzlich hatte nicht ansteckend war. Masaru schritt mit entschlossenem Gesichtsausdruck vorwärts, unwillig zu warten, bis Satori seinen kleinen Fanboy-Anfall überwunden hatte. Seine Entschlossenheit begann jedoch schon bald nachzugeben, ungefähr ab dem Zeitpunkt, ab dem er Dread näher als drei Meter kam. Es war als ob in der Luft um ihn herum die Gefühle des Grauens und der Verzweiflung wie Wolken umherschwebten, sodass jeder einzige Schritt schwieriger wurde. Doch am Schlimmsten war es, als Dread auch noch aufblickte und sein Blick sich mit Masarus kreuzte. Der blauhaarige Geisterjäger konnte nicht anders als wie erfroren stehen zu bleiben, die Augen des Anderen schienen wie Höllenfeuer zu glühen und er konnte Dreads erdrückende Aura deutlich spüren. Es wurde sicherlich nicht einfacher, dadurch dass Dread ihn einfach nur vollkommen ausdruckslos anstarrte, vermutlich sich fragend, weshalb jemand es wagen würde, sich ihm zu nähern. Dennoch gab sich Masaru einen Ruck, schließlich ging es hier um eine ernste Sache. Mit einem tiefen Schaudern schritt er die letzten paar Meter nach vorne und fragte zögerlich und mit äußerst höflicher Stimme: "Entschuldigung wenn ich störe, aber könnte ich vielleicht ein paar Minuten ihrer Zeit in Anspruch nehmen?" Er klang wie einer dieser Leute, die rumgehen und versuchen andere Personen dazu zu bringen, Umfragen auszufüllen. Dread hob eine Augenbraue hoch. "E-es ist ziemlich wichtig!", betonte Masaru, doch konnte dabei nicht verhindern, dass er leicht stotterte. Anstatt dass Dread antwortete meldete sich die Frau neben ihm zu Wort. "Was willst du?", fragte sie in einem Tonfall, der barsch geklungen hätte, wäre ihre Stimme mehr als nur ein kehliges Flüstern gewesen. Masaru zuckte zusammen, doch fuhr tapfer fort, indem er sich nun an die Gothlady wandte. "Ich wollte nur fragen, ob sie vielleicht eine Frau kennen, ungefähr so groß..." Er hob seine Hand auf die Höhe seine Schultern an bevor er hinzufügte: "Braune kurze Haare, war hier auf der Convention. Trug ein Camouflage-Top und Shorts." Eclipse legte ihren Kopf schief und antwortete mit monotoner Stimme: "Das klingt wie Maike. Sie ist auf Platz Fünf, war früher einer der Besten. Was ist mit ihr?" Unsicher, ob man den zwei Geisterjägern trauen konnte, schließlich war ja auch Ass-Geisterjäger Duvauchelle auf irgendeine Art an der Sache beteiligt und so konnte es sein, dass auch andere Rangmitglieder Teil daran hatten, murmelte er: "Nichts, ich habe sie einfach nur gesehn und war neugierig." Schnell drehte Masaru sich um und wollte gehen, doch er wurde aufgehalten, als eine Hand sich auf seine Schulter legte und er wieder rumgedreht wurde. Dreads blasses Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter von seinem. "Du bist ein grausamer Lügner", sagte dieser in einer tiefen, dunklen Stimme. Masaru hätte schwören können, dass sein Herz in diesem Moment stehen blieb. Dieser Gedanke allein war zum Glück Panik auslösend genug, dass sein Herz sofort begann wieder panisch zu schlagen. Genau das Gleiche hätte auch Emi schwören können, als sie, aus sicherer Entfernung, sah wie der, ja, DER, Dread ihrem geliebten Masaru so nahe kam, dass seine dunkle Aura sicherlich bereits begann Masarus Klamotten zu desintegrieren. Dieser Gedanke war ihr kaum gekommen, da fragte sie sich bereits schon, was zur Hölle aus ihrem gesunden Menschenverstand geworden war. Satori hätte einfach nur schwören können, dass er in dem Moment ernsthaft darüber nachdachte, Masarus Schulter, die gerade von DEM Dread angefasst wurde, später abzuschneiden und als Trophäe in seiner Wohnung aufzuhängen. Dieser Gedanke wurde prompt verdrängt und vergessen, schließlich hatte Satori nicht vor dem Beispiel unzähliger Geisterjäger zu folgen und wahnsinnig zu werden. Doch nicht nur Masaru, Emi und Satori reagierten auf dieses Ereignis vollkommen entgeistert, sondern auch alle Anwesenden in einem zwanzig Meter Radius. Der einzige, der nicht geschockt darauf reagierte, dass DER Dread jemanden anfasste, war natürlich Dread selbst, der auf Masarus erschrockenes Zusammenzucken lediglich eine Augenbraue leicht anhob. „Also…?“, fragte er und starrte Masaru erwartungsvoll aus tiefroten Augen an. Der blauhaarige Jugendliche war sich ziemlich sicher, dass das eine Frage gewesen war und er vermutlich antworten sollte, leider brachte sein Gehirn in dem Moment nichts anderes heraus, als ein leises: „Ähm…jaaaa…?“ Dread war anscheinend diese Reaktion bereits gewohnt, denn er blieb völlig gelassen, als er fragte: „Du wirkst aufgewühlt, ist mit Maike etwas geschehen?“ Natürlich war Masaru bewusst, dass es sehr gefährlich sein könnte, diese Frage ehrlich zu beantworten, schließlich wusste er nicht, wem er hier noch vertrauen konnte, gleichzeitig war ihm jedoch auch bewusst, dass es sehr gefährlich sein würde den schwarzhaarigen Mann anzulügen, schließlich war es Dread. Also senkt er die Stimme, sodass ihre neugierigen Zuschauer ihn nicht hören würden, und sagte: „Wir haben sie tot auf der Frauentoilette gefunden.“ Falls Dread überrascht war, dies zu hören, oder sich sich fragte was Masaru auf der Frauentoilette gesucht hatte, dann sah man es ihm nicht an. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, als er seine Hand von Masarus Schulter fallen ließ und vollkommen gelassen fragte: „Wer weiß noch davon?“ „Duvauchelle. Wir haben die Polizei angerufen, aber er war der Meinung, dass man das ohne sie regeln sollte.“ „Dann werden sie auch nicht kommen. Duvauchelle ist recht einflussreich. Führe mich hin.“ Verwirrt starrte Masaru den düsteren Geisterjäger an einen Moment lang an, bevor er verstand was dieser von ihm wollte. „Zur Toilette? O-okay, hier entlang…“, erwiderte er zögerlich und drehte sich um. Emi und Masarus Augen wurden weit, als sie sahen, wie Dread hinter Masaru herlief, direkt auf sie zu. „Er möchte die Szene des Verbrechens sehen“, erklärte der blauhaarige Geisterjäger den Beiden, als er bei ihnen angekommen war. „D-du hast es ihm erzählt?“, fragte Emi entsetzt. „Was, wenn er auch darin verwick-„ Sie brach jäh ab, als Dread ihr einen ausdruckslosen Blick zuwarf und rückte instinktive näher an die Person neben ihr heran, die zufälligerweise Satori war. Normalerweise hätte dieser sich sofort über das jüngere Mädchen lustig gemacht, doch in dem Moment war er viel zu beschäftigt damit Dread voller Bewunderung anzustarren. Der Weg zurück zum Toilettenhaus war einer der surrealsten Momente Masarus Lebens. Die ganze Zeit war ihm deutlichst bewusst, dass er gerade den Dread, Nummer zwei auf der Geisterjägerliste und einer der gefürchtesten Männer des Landes, zu einem Toilettenhaus führte, er gerade versuchte einen Mordfall aufzuklären und dass Satori jemanden mit offensichtlicher Verehrung ansah. Das letzte war vielleicht sogar noch am merkwürdigsten. Der angespannte Blauschopf ließ einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie endlich am Ziel angekommen waren, doch seine Erleichterung verschwand, als sein Blick auf die vier Personen fiel, die sich vor dem Häuschen aufhielten. Ihre Haare glänzten im Sonnenlicht, ihre blaue Kleidung saß perfekt und selbst aus der Entfernung war ihr Lächeln blendend. Natürlich waren es Duvauchelle und seine Angestellten. Masaru verzog das Gesicht, als er daran denken musste, wie leicht sie ihn das letzte Mal um den Finger gewickelten hatten. Sein Blick wanderte automatisch zu Satori, der ihn bereits böse anfunkelte, als ob er wusste, woran er gerade dachte. „Ah, Dread, welch eine Freude dich hier zu sehen!“, rief Duvauchelle in seiner wohlklingenden Stimme. Sein Blick wanderte zu Masaru, Satori und Emi. „Et vous…“ Obwohl sein Lächeln noch genauso charmant wirkte, klang er weniger erfreut, als er fragte: „Und was führt euch hierher?“ Ohne Umschweife fragte Dread mit emotionsloser Stimme: „Hast du Maike umgebracht?“ Entsetzen breitete sich auf Duvauchelles attraktivem Gesicht aus, als er empört erwiderte: „Non, natürlich nicht! Haben dir diese Kinder das erzählt?“ „Und wieso wollt ihr dann nicht, dass die Polizei kommt?“, fragte Satori ungläubig. „Das würde nur unnötige Panik auslösen. Außerdem sterben Geisterjäger andauernd unter mysteriösen Umständen, das ist la police vollkommen egal.“ Marigold Susan warf ihr golden strahlendes Haar zurück und hauchte: „Die würden es einfach nur als Arbeitsunfall abstempeln. Wir aber haben vor, diesen Fall tatsächlich zu lösen. Dafür brauchen wir keine Hilfe!“ „Wenn ihr aufklären möchtet, was ihr wiederfahren ist, werde ich helfen“, sagte Dread in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete. Duvauchelle verengte seine Augen, doch antwortete mit freundlicher Stimme: „Nun gut, wir waren gerade mit der Arbeitsaufteilung beschäftigt.“ Satori starrte den blondhaarigen Mann ungläubig an. „Damit fangt ihr jetzt an? Wir waren ewig weg, was habt ihr die ganze Zeit gemacht?“ Die einzige Antwort darauf war ein empörtes Naserümpfen, bevor Duvauchelle weitersprach. „Dread, sicherlich wirst du mit mir die Leiche inspizieren wollen. Sally Sue wird uns dabei behilflich sein, während Marygold Susan und Merry May die Umgebung nach Hinweisen absuchen.“ Er wedelte desinteressiert mit der Hand in die Richtung der anderen. „Und ihr…könnt euch irgendwie aufteilen.“ Er hatte kaum fertig gesprochen, als Merry May bereits auf Emi zu hüpfte und sich prompt bei ihr einhakte. Diese zuckte überrascht zusammen, sie war zuvor vollkommen vertieft darin gewesen, Duvauchelle mit hochrotem Gesicht anzustarren. „Du kannst mit mir kommen, ich weiß einfach, dass wir uns super verstehen werden!“, flötete das energetische Mädchen glücklich. „Dann werde ich bei Dread und Duvauchelle mitgehen“, beschloss Masaru, bevor er fragend Satori ansah. „So gerne ich mir auch zerfetzte Leichen anschaue, irgendjemand muss ja auf Emi aufpassen“, murmelte dieser und gesellte sich zu den Mädchen, dabei geschickt Masarus besorgten Blick ausweichend. Er würde ja wohl mit ein paar Mädchen klarkommen und imstande sein, auf sich selbst aufzupassen. Merry May streckte ihm die Zunge raus, während Emi ihn wütend anfunkelte. Marygold warf lediglich ihr leuchtendes Haar zurück. Das fing ja gut an. „Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier.“ Schon nach fünf Minuten begann Satori zu denken, dass es bei der Leiche vielleicht angenehmer gewesen wäre. Merry May war anscheinend noch immer wütend auf ihn, nur weil er bei ihrem ersten Treffen früher am Tage nicht sofort ihrem Charme erlegen gewesen war, Emi zickte ihn sowieso nur an und Marygold verbrachte ihre Zeit damit ihr Haar zurückzuwerfen und die Welt um sich herum mit Verachten zu betrachten. Außerdem war es fürchterlich langweilig, irgendwelche Büsche nach möglichen Indizien abzusuchen. Alles was er fand waren leere Chipstüten. „Und ist er wirklich talentiert! Und so freundlich, immer bereit sein Autogramm zu vergeben!“ Außerdem sprach Merry May ohne Pause über ihren Boss. Die ganze Zeit. „Und überhaupt nicht aufgeblasen, nein gar nicht!“, murmelte der schlechtgelaunte Geisterjäger leise, jedoch anscheinend nicht leise genug, denn im nächsten Moment packte eine Hand ihn fest am Oberarm und Marygolds kalte Stimme erklang. „Wag es nicht ihn zu beleidigen! Niemals!“ Ihre goldenen Augen glühten vor Wut und Satori fiel prompt auf, dass sie eine ziemlich große Frau war, auf jeden Fall größer als er und wenn sie wollte konnte sie anscheinend sehr angsteinflößend aussehen. Satoris Augen verengten sich und er riss sich von ihrem Griff los. „Fass mich nicht an!“, fauchte er und rieb sich den Arm. „Du hast sie nicht mehr alle!“ „Entschuldige dich. Sofort.“ „Sie hat recht, anscheinend ist er ja doch ein guter Kerl“, meinte Emi plötzlich. Satori rollte mit genervt mit den Augen und antwortete: „Natürlich würdest du das sagen, du hast ihn ja auch angestarrt als ob du ihn aufessen wolltest!“ Prompt wurde Emi rot und wollte gerade etwas bissiges erwidern, doch Merry kam ihr zuvor: „Du bist einfach nur neidisch, weil er ein ganzer Mann ist!“ Der zierliche Jugendliche musste den starken Drang, sein Gesicht in seinen Händen zu vergraben unterdrücken. Er konnte Fangirls nicht ausstehen, selbst wenn er sich selbst bei Dread genauso verhalten hatte, ein Gedanke, der stur unterdrückt wurde. „Lasst uns einfach weitersuchen, okay? Wonach suchen wir überhaupt? Ich bezweifel, dass der Täter einfach so die Mordwaffe in die Gebüsche hinter den Ständen geworfen hat!“ Merry May verzog das Gesicht und fragte Emi entnervt: „Ist er immer so?“ „Meistens ist er schlimmer.“ „Hah. Hah. Witzig“, keifte dieser schlechtgelaunt und begann in die Richtung ein paar einsamer Bäume abseits loszulaufen. Er bezweifelte wirklich daran, etwas Nützliches zu finden, erst Recht, da keiner von ihnen überhaupt wusste, wonach sie eigentlich suchten. Dies war reine Zeitverschwendung. „Er hat schon unzähligen Menschen das Leben gerettet.“ Erschrocken wirbelte Satori herum und fand sich erneut Marygold gegenüber. Er hatte nicht einmal gehört, wie sie ihm gefolgt war. Wieso war das Universum nur so erpicht darauf, ihm einen Herzinfarkt zu bescheren? „Und als Geisterjäger ist er ungeschlagen.“ Erwartungsvoll starrte die wunderschöne Frau ihn an. Er war sich nicht ganz sicher, was sie eigentlich erwartete. „Okay“, erwiderte er. „Also entschuldigst du dich?“ Ungläubig schossen seine Augenbrauen in die Höhe. „Glaubst du nicht, dass du übertreibst? Wenn du den Kerl so toll findest, schön für dich, aber ich kann ihn halt nicht ausstehen.“ „Das ergibt keinen Sinn! Er ist perfekt!“, fauchte Marygold Susan, dabei ihre makellosen, strahlend weißen Zähne feindselig entblößend. Sie stemmte beide Hände gegen ihre Hüften und baute sich bedrohlich vor ihm auf. Satori seufzte genervt und rollte mit den Augen. „Können wir nicht einfach das Thema wechseln? Solltest du nicht lieber aufpassen, dass die Anderen auch tatsächlich arbeiten?“ Er ließ seinen Blick über die menschenleere Gegend streifen, doch Emi und Merry waren nicht zu sehen. Marygold verschrenkte die Arme vor der beachtlichen Brust und starrte missbilligend auf ihn herab. „Da du einfach davon gestürmt bist, haben wir uns entschlossen, uns aufzuteilen.“ Als Antwort zuckte Satori mit den Schultern und beugte sich hinunter um zwischen die Wurzeln, des Baumes, neben dem er stand, zu spähen. Auch wenn er sich immer noch sehr dämlich dabei fühlte, einfach wahllos durch die Gegend zu stöbern. Schon bald beschlich ihn jedoch das unangenehme Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Zögerlich drehte er sich um und musste zu seiner wachsenden Unruhe feststellen, dass Marygold ihn noch immer feindselig anstarrte und sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Erneut seufzte Satori laut. „Was ist jetzt los?“ „Ich warte darauf, dass du deine Meinung änderst.“ „Du bist wirklich wahnsinnig, oder?“, platzte es dem rothaarigen Jugendlichen entgeistert heraus. Anscheinend war es nicht was sie hören wollte, denn ihr hübsches Gesicht verfinsterte sich noch weiter. „Du bist wahnsinnig, wenn du nicht verstehen kannst, wie wunderbar Guizot Gérard Duvauchelle ist!“ Genervt rieb sich Satori die Augen. Diese Frau wusste wirklich nicht wann Schluss war, doch auch Satori war zu stur, um jetzt nachzugeben. Er weigerte sich, so zu tun, als ob er den Mistkerl mochte, wenn er ihn einfach nicht ausstehen konnte, also antwortete er bissig: „Der Kerl ist ein aufgeblähter Schnösel, der nur beliebt ist, weil er reich ist und damit Werbung für sich macht. Außerdem weiß jeder, dass er die meisten Aufträge nicht mal selbst erfüllt, sondern einfach andere dafür bezahlt, aber dann den Ruhm erntet!“ Er ließ seinen Blick über Marygold gleiten und lächelte spöttisch, bevor er fortfuhr: „So wie dich. An deiner Stelle würde es mich echt ankotzen, wenn ich die Arbeit erledige, aber nie-„ Satoris kleine Rede wurde grob unterbrochen, als er plötzlich an den Schultern gepackt wurde und mit überraschender Kraft gegen den Baum gestoßen wurde. „Wie kannst du es wagen, solche Dinge über ihn zu sagen?! Guizot ist ein ehrlicher, vorbildlicher Mann!“, rief Marygold wutentbrannt. Ihre Hände, die noch immer Satoris Schultern schmerzhaft umklammerten, bebten vor Zorn. Der junge Geisterjäger starrte sie wortlos an, vollkommen überrumpelt von ihrem plötzlichen Angriff. Seine Trance wurde erst gebrochen, als die ältere Frau ihn grob durchschüttelte und in sein Gesicht schrie: „Und ich bin dankbar, Guizot dienen zu können! Ich würde alles für ihn tun! Alles!“ Panisch und mit weit aufgerissenen Augen versuchte Satori ihre Hände zu entfernen, doch sie war viel stärker, als er vermutet hatte. Und viel wahnsinniger. Nicht gut. Für einen kurzen Moment fragte er sich, wie er nur immer in solche Situationen geriet, doch dann wandte sich seine Aufmerksamkeit schnell wieder dem aktuellen Problem zu, genauer gesagt, der Frau, die kurz davor war entweder seine Schultern abzureißen oder seinen Kopf am Baum hinter ihm zu zerschlagen. „Okay, ganz ruhig, kein Grund für Gewalt. Lass uns einfach darüber reden“, schlug er schnell vor, doch sie schien ihn nicht einmal zu hören. „Ich lasse nicht zu, dass jemand schlecht über ihn redet!“, schrie sie schrill und verfestigte ihren Griff, als Satori wieder begann dagegen anzukämpfen. Die Situation war eindeutig außer Kontrolle geraten und mit jeder Sekunde, die sie ihn festhielt, stieg seine Panik an. Sie war überraschend stark und Satori schaffte es nicht sie wegzuschubsen. Mit einem verzweifelten Knurren trat er ihr auf den Fuß, so fest er konnte. Mit einem lauten Aufschrei stolperte sie zurück und der kleinere Geisterjäger nutzte die Chance um an ihr vorbeizustürzen, doch er kam nicht weit. Nur wenige Sekunden später legte sich ein schweres Gewicht auf ihn und riss ihn zu Boden, sodass er Gesicht zuerst auf dem kühlen Gras landete. Schlanke, doch starke Arme schlangen sich um ihn und drückten zu, bis seine Rippen schmerzten und er kaum noch atmen konnte. Marygolds Körper lag schwer über seinem, zu schwer, als dass er sich hätte aufrichten können. Verzweifelt schlug er wild um sich, während er versuchte sich umzudrehen und schaffte es, sie von sich zu schubsen. Im nächsten Moment blitzte etwas im Sonnenlicht auf und Satori rollte instinktive zur Seite, jedoch nicht schnell genug, denn ein stechender Schmerz zog sich durch seinen linken Arm. Entsetzt schnellte sein Blick von der Wunde, einem tiefen Schnitt an der Oberseite seines Unterarms, zu Marygold und dem Messer, dass sie in ihrer rechten Hand hielt. Mit dem anderen Arm stützte sie sich auf dem weichen Boden, auf dem sie kniete, ab. Ihre Haltung war angespannt, so als ob sie jeden Moment wie eine Katze losspringen würde, während ihr Atem in laut und schnell durch die umgebende Stille schnitt und ihre Augen sich mit beunruhigender Intensität in die ihres Gegenübers bohrten. Noch lauter als ihr Atem, war Satoris, als dieser panisch nach Luft schnappte ohne dabei das Messer außer Sicht zu lassen. Während sein Kopf noch damit beschäftigt war, sich zu fragen, wieso jetzt plötzlich Waffen im Spiel waren und wie es überhauptdazu gekommen war, reagierte sein Körper bereits. Panisch krabbelte er nach hinten, weg von der Frau, die ihn anscheinend plötzlich umbringen wollte. Bei der Bewegung stürzte sich Marygold ohne Vorwarnung nach vorne und erneut musste sich Satori schnell zur Seite rollen. Im nächsten Moment war er auf den Füßen, sein Herz wild hämmernd und das Geräusch des Rauschens seines Blutes in den Ohren, als er lossprintete. Das Geräusch war nicht laut genug um die Schritte seiner Verfolgerin zu übertönen, als diese hinter ihm her hechtete und laut rief: „Niemand darf so über ihn sprechen!“ Als er hinter seine Schulter blickte, musste er zu seinem Entsetzen feststellen, dass sie dabei war, aufzuholen und dass trotz der langen Absätze an ihren Stiefeln. ‚Ich muss mehr Sport machen‘, schoss es Satori vollkommen unkonstruktiv durch den Kopf. Wenn ihm nicht ein Ausweg aus dieser Situation einfiel, würde seine Gesundheit nie wieder eine Rolle spielen. Hoffnung stieg in dem verzweifelten Jugendlichen auf, als er die Rückseiten ein paar Stände sehen konnte. Wenn er Glück hatte, würde er es bis zu den Buden und den Teilen des Grundstücks, in denen sich die Leute aufhielten, schaffen. Ein weiterer Blick nach hinten ließ diese Hoffnung zerplatzen. Marygold war schon viel zu nahe, sie brauchte nur ihre Hand auszustrecken und… In einem plötzlichen Moment der Inspiration ließ Satori sich zu Boden fallen. Die Bewegung kam so plötzlich und unerwartet, dass Marygold sich nicht rechtzeitig halten konnte und mit einem lauten Aufschrei über ihn stolperte und zu Boden stürzte. Satori ächzte schmerzerfüllt, als ihre Stiefel ihn trafen, doch er wusste, dass er es sich nicht leisten konnte, zu zögern. Den Schmerz ignorierend, stieß er sich vom Boden ab und sprang schnell auf, doch bevor er davon laufen konnte, ergriff eine Hand seinen Knöchel und zog sein Bein unter ihm weg. Der erneute Aufschlag auf den Boden raubte ihm den Atem und bevor er sich wehren konnte, war ein schwerer Körper auf ihn geklettert. Die größere Frau setzte sich auf seine Beine und drückte mit beiden Händen Satoris Schultern gegen den Boden. Triumphierend grinste Marygold auf ihn hinab. „Jeder der Guizot nicht respektiert muss sterben, egal ob es jemand der Top Ten wie Maike ist oder einfach nur ein Niemand wie du!“ Ihre Hände wanderten zu seinem Hals und drückten erbarmungslos zu. Verzweifelt versuchte er ihre Hände wegzudrücken, doch schon bald spürte er, wie seine Bemühungen schwächer würden. Es fühlte sich an, als ob sein Hals und seine Lungen verbrennen würden und schwarze Punkte begannen vor seinen Augen zu tanzen. Er konnte immer noch kaum glauben, was gerade geschah und fragte sich, wie es sein konnte, dass er nur ein paar Minuten weg von den Anderen war und bereits jemand versuchte ihn zu erwürgen. Sein Blick heftete sich an Marygolds Gesicht, an ihr starres Grinsen und dem wahnsinnigen Schimmer in ihren goldenen Augen. Augen, die sich im nächsten Moment überrascht weiteten und sich dann schlossen, als Marygolds Körper plötzlich nach vorne sackte und schmerzhaft auf Satori aufprallte. Doch dann wurde der Körper von ihm herunter geschleift und Satori konnte endlich wieder verzweifelt nach Luft schnappen. Das letzte, was er sah, bevor seine Sicht vollkommen von der Dunkelheit verschlungen wurde, war eine über ihm stehende Emi, mit einem entschlossenen, doch besorgten Gesichtsausdruck und einem großen Ast in ihren Händen. Schmerzen. Höllische Schmerzen. Sein Kopf pochte und sein Hals brannte. Wieso wachte er nur ständig unter Schmerzen auf? Noch komischer war, dass ihn jemand in den Armen zu halten schien, zumindest fühlte es sich so an. Ein Gefühl, dass er eigentlich eher weniger gewohnt war, da er in der Regel potentielle Umarmer erfolgreich abschreckte. Außer natürlich Masaru, der, trotz Satoris Androhung körperliche Gewalt gegen ihn anzuwenden, immer wieder Ausreden fand, ihn anzufassen. Allein der Gedanke ließ Satori verärgert mit den Zähnen knirschen. Wehe ihm, wenn es Masarus Arme waren, die er gerade um sich spürte. Natürlich war das Erste, was er sah, als er seine Augen aufschlug, Masarus besorgtes Gesicht. Viel zu nah an seinem. „Satori! Du bist wach!“, rief dieser sofort freudig, doch senkte schnell seine Stimme, als diese Satoris Kopfschmerzen nur verschlimmerte und ihn zusammenzucken ließ. „Sorry, es geht dir wohl noch nicht so gut…Sally hat eine Arztausbildung und meinte, es wird dir bald wieder gut gehen“, fuhr er sanft fort, die Erleichterung in seiner Stimme offensichtlich. „Aber zumindest den Rest des Tages solltest du nicht sprechen und deinen Hals schonen.“ Masaru war so nahe, dass sein Atem bei jedem Wort Satoris Wange streifte. Der jüngere Geisterjäger verzog das Gesicht und setzte sich auf, dabei Masaru, mit Hilfe einer strategisch in seinem Gesicht platzierten Hand, wegschiebend. Dann starrte er den blauhaarigen Mann ungeduldig an. Dieser starrte einen Moment lang verwirrt zurück, bevor er plötzlich leise auflachte und meinte: „Du willst wohl wissen, was passiert ist? Mann, das wird echt komisch, einen ganzen Tag mit dir, ohne, dass du reden darfst!“ In Erwiderung funkelte Satori ihn böse an. Wie kam Masaru überhaupt darauf, dass er den Rest des Tages mit ihm verbringen würde? „Guck mich nicht so an, ich weiß, dass dein Bruder heute erst spät nach Hause kommt und wie du vorhin bewiesen hast, kann man dich keine zehn Minuten alleine lassen“, antwortete Masaru schmunzelnd, fast so als hätte er seine Gedanken gelesen. Satori war kurz davor ihm den Mittelfinger zu zeigen, als er einen genaueren Blick auf Masarus Gesicht warf. Trotz seinem scherzenden Tonfalls waren seine Muskeln angespannt und er wirkte aufrichtig besorgt und während Satoris erster Gedanke in Reaktion dazu war, dass er vollkommen fähig war, sich um sich selbst zu kümmern, musste er zugeben, dass es vielleicht nicht so eine schlechte Idee war, sich von Masaru zumindest nach Hause begleiten zu lassen. Natürlich nur für den Fall, dass er auf dem Weg Jemanden brauchen würde, der für ihn sprechen konnte. Er musste ihn dafür ja nicht einmal ins Haus lassen, schließlich war es sehr unwahrscheinlich, dass in seinem Wandschrank noch mehr Psychotanten darauf warteten, ihn zu erdrosseln. Nicht, dass er in dem Fall Masarus Hilfe gebraucht hätte. Vorhin war es ja sowieso Emi gewesen, die ihn gerettet hatte, auch wenn das noch peinlicher war. Naja, auf jeden Fall sah es wieder nach Regen aus, also würde er Masaru wohl doch wenigstens die Chance geben, in seiner Wohnung wieder etwas trocken zu werden, bevor er ihn erneut in den Regen hinausschickte. Gerade als Satori der Gedanke kam, dass seine eigenen Gedanken ihn gerade ausgetrickst und verraten hatten, begann Masaru wieder zu sprechen und lenkte ihn somit geschickt, wenn auch unbeabsichtigt ab. „Während du ohnmächtig warst haben die Anderen schließlich doch die Polizei gerufen und Marygold verhaften lassen. Emi wurde schon verhört und du sollst in den nächsten Tagen auch hin, aber sie hat wohl auch ein Geständnis abgegeben, scheint es aber nicht zu bereuen. Schreit irgendwas von der Stärke ihrer Liebe rum oder so ähnlich…“ Nachdenklich kratzte er sich den Hinterkopf und spähte in den Himmel. „Was noch…ach ja, Emis Eltern sind gekommen, um sie abzuholen. Ich glaube sie hassen mich jetzt endgültig. Und Duvauchelle hat mir seine Nummer gegeben, du sollst dich bei ihm melden, er fühlt sich wohl schuldig.“ Er kniff die Augen zusammen und murmelte: „Eindeutig Regen.“ Sein Blick wanderte zögerlich zu Satori und er biss sich unschlüssig auf die Unterlippe, bevor er sagte: „Ich habe ihm einfach mal erzählt, dass du, wenn du aufwachst einfach nur nach Hause willst und wir uns dann verdrücken. Also, ich meine, wenn das mit dir in Ordnung ist und du nicht erst einmal noch Dread sehen willst oder so, ich glaube, er hängt hier noch irgendwo rum…“ Gegen Ende des Satzes wurde seine Stimme immer leiser, bis sie schließlich nur noch ein leises Murmeln war. So verlockend der Gedanke, sein Idol zu sehen war, wollte Satori wirklich nur noch zu Hause. Der Tag war viel zu merkwürdig und schmerzhaft gewesen, also schüttelte er einfach nur müde den Kopf und war überrascht, als sich ein strahlendes Grinsen über Masarus Gesicht ausbreitete. Der blauhaarige Mann sprang sofort auf und hielt dem jüngeren Geisterjäger, immer noch lächelnd, die Hand entgegen. „Na dann los, den nächsten Zug kriegen wir noch!“ Und Satori dachte nicht einmal daran, dass er die ihm angebotene Hand normalerweise wegschlagen würde, als seine Mundwinkel in Erwiderung leicht nach oben zuckten und er sich aufhelfen ließ. Also dann, wie immer großen Dank an alle, besonders, an die, die nach all der Zeit, das hier immer noch lesen^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)