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Jumays Kinder

Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs
von

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Drohung

Lafila hatte Schmerzen. Sie fragte sich, ob sie auch so stark gewesen wären, wenn Mahrran sie zur Frau gemacht hätte. Sie war bereit dafür gewesen, hatte sogar bereits ihre Blutung gehabt, eigentlich hätte es keine Probleme geben dürfen.

Sie seufzte und schloss die Augen, als sie sich tiefer in die rituellen Felle sinken ließ, schwach versuchend, sich von der blutgetränkten Stelle zu entfernen. Es war normal, dass eine Frau bei ihrem ersten Mal blutete, hatte man ihr beigebracht, manche mehr und manche weniger... aber von einer, die wie eine geschlachtete Ziege ausgelaufen war und sich vor Schwindel und Schwäche in den nächsten Tagen garantiert nicht auf den Beinen würde halten können, hatte die junge Frau noch nie gehört. Aber das, was sie in der vergangenen Nacht erlebt hatte, war auch nicht normal gewesen und bewegte sich hart an den Grenzen dessen, was noch im Willen ihrer Ahnen lag und was diese zutiefst beleidigte. Sie keuchte schwach, als sie durch den Höhleneingang blinzelte, wo sich die ersten Sonnenstrahlen ankündigten. Oh nein... bald würde der neue Tag anbrechen, und dann musste sie aufstehen...

Shiran hatte den Raum direkt nach dem Ritual verlassen. Seitdem hockte er auf einem der zahlreichen Felsen der heiligen Insel und sah dem Sonnenaufgang sehnsüchtig entgegen. Er wollte weg von diesem schrecklichen Ort... und das ging erst, wenn der Tag angebrochen war.

Er hoffte, dass das Ekarett-Mädchen den Weg bis zum Boot und vom Strand nach Hause halbwegs allein schaffte... er hatte sie verletzt. Er hatte es in seiner Not nicht vermeiden können... immerhin hatte er es so geschafft, dass sie in ihrer Gebärfähigkeit nicht dauerhaft eingeschränkt sein würde, aber sie würde dennoch so bald wie möglich eine medizinische Versorgung brauchen, damit sie nicht fiebrig wurde. An sich hatte er gewusst, dass er den kleinen, schäbigen Dolch aus Knochen – die einzige Hinterlassenschaft seines Vaters – nicht zur Verteidigung auf der einsamen Insel brauchen würde. Und dennoch widerte ihn der Gedanke daran an... beinahe so sehr, dass er die recht stumpfe, alte Waffe, die er mehr als nur sorgfältig gereinigt hatte, am liebsten ins Meer geworfen hätte. Er tat es nicht, es hätte den Geist seines Vaters erzürnt und dennoch hatte der Mann beschlossen, das Erbstück sobald er dazu Gelegenheit hatte unter seinem Schlaflager zu verstecken und nie wieder hervor zu holen.

Diese Nacht war eine einzige Zeitverschwendung gewesen. Es gab Wichtigeres als seine Bestimmung als Seher in diesen Tagen; diese Bestimmung diente ihm nur als kleine Unterstützung. Mahrran widerte ihn an, ebenso die Tatsache, dass er noch länger mit ihm zusammen arbeiten musste.

Er erhob sich und zischte. Es war Absicht gewesen!
 

Natürlich. Mahrran grinste bei dem Gedanken daran... hoffentlich hatte er dem Ekarett-Mädchen nicht zu weh getan... der junge Mann war sich ziemlich sicher, dass Shiran es nicht geschafft hatte, sie selbstständig zur Frau zu machen. Die Götter hatten sich darüber auch nicht gerade ausgeschwiegen...

Dass er es geschafft hatte, Nadeshda zu schwängern, musste ein Zeichen epischen Ausmaßes sein. Alle Schicksalsgötter hatten es so gewollt, es war gut, mit dem zugegebenermaßen ziemlich zwielichtigen Seher zusammen zu arbeiten. Und noch schöner war der Gedanke, eine gewisse Macht über ihn zu haben, die seine Schwester mehr und mehr verlor... oh ja. Er kicherte in die Dunkelheit hinein, Kili etwas fester an sich drückend. Und ein tolles Spielzeug hatte er, beinahe konnte ihm seine größenwahnsinnige Schwester leidtun. Wobei, wer wäre an ihrer Stelle nicht größenwahnsinnig gewesen...?
 

„Mahrran!“

Der junge Mann sah beinahe überrascht zu seinem winzigen Gegenüber hinab, dass sich mühsam zu seiner Zimmertür hervor gekämpft hatte, noch ehe er diese hatte öffnen können. Er war spät an, dafür, dass er das Mädchen nicht zur Frau hatte machen wollen, aber zu viele Leute hatten ihn aufgehalten, nach seiner Schwester gefragt und dem weiteren Vorgehen und auch nach dem Grund, weshalb er eine Menschen-Frau bevorzugte. Dass ihr Fleisch besser war hatten viele kichernd hingenommen, aber nun wollte er zu seinem liebsten Spielzeug, seiner kleinen Puppe.

„Du siehst schlecht aus.“, stellte er dennoch gespielt besorgt fest und die Magierin keuchte leise und wäre beinahe zusammengebrochen unter ihrem eigenen, geringen Gewicht. Ihre Knie waren geschwollen und rot.

„Ich weiß.“, schnappte Nadeshda da erschöpft, „Ich brauche deine Hilfe, Mahrran.“

Beinahe passend gaben ihre Beine nach und hätte er sie nicht im letzten Moment gehalten, so wäre sie einfach ungeschützt zu Boden gestürzt. Er zog sie rasch wieder auf die Beine und half ihr, sich gegen die Wand zu lehnen, ehe er schnell wieder etwas Abstand hielt. Sie verabscheuten es, sich gegenseitig zu berühren... sie taten es nur, wenn es gerade nicht anders ging. Und obgleich der Magier sie aus dem Weg schaffen musste, wäre es unvorteilhaft gewesen, sich das so offensichtlich anmerken zu lassen, das verstand sogar er, dabei war er nie der Stratege gewesen...

„Danke...“, sie grummelte mehr, als dass sie wirklich sprach, als sie sich absichtlich ein paar der sehr langen Strähnen vor ihr Gesicht fallen ließ. Sie wollte nicht, dass er ihre Schwäche aus ihren Augen las... das war gerade lächerlich genug gewesen.

Wenn es ihn amüsierte, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.

„War wohl selbstverständlich... sprich, wie kann ich dir helfen?“

Auch ohne die Fähigkeiten eines Sehers hatten die Götter Mahrran das Offensichtliche sofort verraten. Er hätte sie aufgebrachter erwartet... sie musste wahrlich sehr erschöpft sein. Shiran war genial... und dass Alaji nicht hier war, musste auch ein Geschenk der Götter sein. Eine weitere Bestätigung, dass sie das Richtige taten.

„Ich... habe einen Fehler gemacht.“, begann die junge Frau da, mit den Händen über den kalten Stein hinter ihr streichend, „Ich... misstraue Shiran... aber er ist ein schöner Mann. Er ist wirklich ein... sehr schöner Mann, weißt du? Letztendlich erwarte ich nun ein Kind, das es nicht wird geben dürfen... du weißt, was ich für unseren Clan-Zweig geplant habe. Ich kann es nicht vernichten, ohne mir selbst zu sehr zu schaden – meine Beine machen mich so schwach, es würde mich umbringen – also bitte, du musst mir den Gefallen tun und dafür sorgen, dass es bald geboren wird, ohne Leben. Es ist wichtig.“

Mahrran musste sich beherrschen, um nicht laut loszulachen. Wie peinlich es ihr war... die Dunkelheit war zwar ihr Element, aber dem Mann entging die leichte Röte auf ihren hinter einem seichten Vorhang aus Haar versteckten Wangen dennoch nicht.

Er hob scheinbar überrascht beide Brauen.

„Was?“, entfuhr es ihm, „Du hast mit ihm verkehrt? Wie konnte es dazu kommen?“

Das war gemein. Sie verengte ihre Augen etwas, obwohl sie den Blick abgewandt hatte.

„Frage nicht weiter. Entferne es einfach.“

Beinahe schade, er hätte gern etwas über jenen sicherlich sehr lustigen Moment gehört. Dennoch setzte er einen grimmigen Blick auf.

„So einfach nicht! Du bist zwar eine Tochter des Himmels, aber auch nur eine Frau – was bist du für ein Vorbild, wenn du dich nicht an die Regeln hältst? Weiß Shiran...? Natürlich weiß er. Du solltest ihn zum Mann nehmen, er wird sicher bald danach fragen. Was das betrifft ist er vernünftig, da bin ich mir sicher.“

Noch ehe Nadeshda ihre Starre des blanken Entsetzens überwinden konnte, hatte ihr Bruder sich abgewandt und die Tür zu seinem Raum geöffnet.

„Deine Pläne sind hinfällig... wenn du nicht auf die Zeit des Monats achten kannst, dann musst du ab jetzt den Weg einer normalen Frau gehen.“

Dann war er eingetreten und hatte sie stehen lassen.
 

Ein zögerliches Klopfen an seine Tür ließ ihn den Kopf heben. Er murrte. Musste das nun sein?

„Was ist?“

Sie öffnete sich einen Spalt, aber niemand trat ein. In diesem Moment war dem jungen Mann klar, wer es nur sein konnte. Er ließ sich ignorant zurück in sein Lager fallen.

„Was, Mabalysca? Hat es nicht Zeit?“

Es dauerte einen kleinen Moment, ehe die hohe Stimme der jüngeren Schwester erklang. In diesem Zeitraum begann Kili, aufzuwachen.

„Ich... weiß nicht. Shiran ist da. Gerade gekommen. Du hast doch in letzter Zeit viel mit ihm zu tun...“

Die Menschen-Frau vergrub ihr Gesicht an der nackten Brust des Magiers. Der fuhr sich müde über sein Gesicht, als schwaches Sonnenlicht durch sein nach Norden gerichtetes Fenster ihn berührte. Da war es doch schon später, als er gedacht hatte.

„Will er mich denn sehen? Hat er nach mir verlangt?“

Vermutlich, wenn Mabalysca an seiner Tür stand, aber irgendwie vermittelten ihm die Götter des Wassermondes ein anderes Gefühl. Sie zögerte kurz.

„Nein. Er ist bei Nadeshda... ich glaube, sie ist nicht froh darum.“
 

Das war sie definitiv nicht. Und er auch nicht – es kam selten vor, dass der Seher sich seine schlechte Laune anmerken ließ und an diesem Tage hätte die kleine Frau ihm für seine ungewöhnliche Ehrlichkeit am liebsten in sein Gesicht geboxt. Aber sie war zu schwach, so versuchte sie es gar nicht erst – sie war mehr beschäftigt damit, sich aus seinem festen Griff zu befreien, mit dem er ihre schmalen Unterarme gepackt hatte.

„Stell dich nicht so an!“, zischte er sie mit einem bösartigen Funkeln in den Augen an, „Du wirst keine andere Wahl haben! Du kannst dich entweder so lange zieren, bis jeder deinen Bauch sieht oder du nimmst mich an – was denkst du ist wohl peinlicher für dich?“

Sie schnaubte, dann quiekte sie, weil er sie dichter zu sich zog und komplett umklammerte, sodass sie keine Chance hatte, sich zu befreien.

„Peinlich!“, fauchte sie zurück, „Denkst du, für eine Frau wie mich ist „peinlich“ von Belang? Ein solch gestörtes Werteverhältnis haben nur Männer! Ich bin eine Tochter des Himmels, das Oberhaupt dieses Dorfes und ich werde niemals deine Frau werden!“

Trotz ihrer Schwäche, die man ihr nach Tagen und Wochen des Auszehrens durch ihre kranken Beine und ihre Schwangerschaft nun deutlich ansah, ließ ihr Tonfall keinen Platz für Zweifel.

Das strahlende Licht der Morgensonne fiel durch ihr Fenster und mit einem Mal wurde der Magierin klar, weshalb Shiran so ungewöhnlich aggressiv war.

Mahrran hatte ihn indirekt ziemlich gedemütigt. Das sollte ihr recht sein, auch wenn sie mit ihrem Bruder ebenso noch das ein oder andere ernste Wort zu wechseln hatte.

Mit einer seiner Hände griff der Mann unterdessen in ihr langes Haar und zog so ihren Kopf nach hinten, so dass sie gezwungen war, ihm in sein hübsches, aber bleiches Gesicht zu sehen.

„Dann beleidigst du unsere Ahnen! Du beleidigst alle jungen Frauen dieses Dorfes, die nach einer Unachtsamkeit ebenso schwanger wurden wie du und deren Väter sie gezwungen haben, die unsittlichen Narren zu ehelichen, welche ihnen das Leben in einem dummen Moment eingepflanzt haben! Du bist vielleicht noch das weibliche Oberhaupt dieses Dorfes, aber es wird nicht mehr lange dauern, bis niemand dich mehr ernst nimmt, Nadeshda Tankana, du kleine Heuchlerin, denn dafür ist dieser Ort in zu vielen sicheren Händen.“
 

Sundri ahnte nicht, was sich gerade im Hause der Tankanas abspielte. Auch nicht, dass eine gute Freundin von ihr, die sie am Abend zuvor noch als neue Frau gefeiert hatten, nun fiebernd ihr definitiv nicht im Sinne der Ahnen verlaufenes Ritual auskurierte. Wie hätte sie auch sollen, sie war keine Seherin und obgleich ihre Götter dem eher unbegabten, aber aufmerksamen Mädchen, das eigentlich längst keines mehr war, vieles verrieten, so waren ihre Gedanken an diesem frühen Morgen ganz wo anders. Sie waren im Gebirge, das Zerit gerade durchquerte, um ein weiteres Mal mit dem Menschenstamm zu verhandeln – bloß dass die Bedingungen in diesen Tagen noch wesentlich unfairer sein würden als bei seinem ersten Besuch. Sie fand es im übrigen töricht, den jungen Mann ganz allein zu den Primitivlingen zu schicken, waren diese doch längst nicht so dumm und wehrlos wie viele noch immer annahmen. In ihr zog sich etwas schmerzlich zusammen, als sie auf dem kalten steinernen Boden saß und ihn wischte. Sie hatten Chejat etwas Schlimmes angetan... hoffentlich erging es Zerit nicht bald ebenso. Sie würden immer skrupelloser werden, je mehr sie das Volk der Kalenao kennen lernten. Das war verständlich und für ihr Überleben nötig, doch Sundri wäre es am liebsten gewesen, wenn sie nie wieder etwas mit den Menschen hätten zu tun haben müssen. Es hatte ohnehin bessere Möglichkeiten gegeben, als gleich einmal einen abzuschlachten, als Kajiras Brüder das fremde Land betreten hatten...

„Warum bemühst du dich schon so früh am Morgen, junge Frau?“

Die Blonde drehte ihren Kopf zu dem klapprigen alten Stuhl, auf dem der alte Mann saß und ihr sein eingefallenes Gesicht trotz seiner Blindheit wohlwollend lächelnd zugewandt hatte. Sie lächelte zurück, denn ebenso wie sein Enkel war er ein sehr passabler Magier und würde spüren, was sie in diesem Moment empfand.

„Ich möchte meine Arbeit einfach nur gut machen.“, gestand sie, „Zerit hat mich nicht aus Liebe zu sich genommen – genau genommen kennen wir uns kaum – aber er hatte seine Absichten, als er mich vor nicht all zu langer Zeit hergebracht hat. Ich habe ihm aus seinen Augen lesen können, was er sich gewünscht hat... Ihr seid ihm sehr wichtig.“

Sie wandte sich wieder ab und setzte das Säubern des verwitterten Bodens sorgsam fort. Es war seltsam gewesen, als sie einige Tage zuvor nichts ahnend durch den Ort gegangen war, hatte der etwas sonderbare junge Mann mit einem Mal vor ihr gestanden und ihr erklärt, dass sie ab nun seine Frau sein würde, mit der offiziellen Erlaubnis Nadeshdas. Dem bedurfte es keiner Widersetzung, auch wenn Sundri sich wie jedes Mädchen eigentlich erhofft hatte, eines Tages an der Seite eines Mannes zu gehen, den sie liebte. Zerit liebte sie nicht, aber sie war nicht ernsthaft traurig. Die Götter hatten ihr dieses Schicksal gegeben und sie würde das Beste daraus machen. Chejat hatte immer Recht gehabt, sie hatte einfach zu viel nachgedacht. Jetzt wollte sie einfach eine Frau sein. Sie wollte, dass Zerit staunte, wenn er in die kleine, schäbige Hütte zurückkehrte, weil sie strahlte wie frisch für ein Brautpaar höheren Standes erbaut. Sie wollte, dass er sich freute, weil es seinem Großvater gut ging und sie wollte, dass er sie begehrte – nicht aus Dankbarkeit, sondern als Frau. Sie errötete bei dem Gedanken, der ihr bisher immer fern gewesen war... natürlich hatte sie irgendwann einmal eine Gattin sein wollen, aber der Wunsch, unter einem Mann zu liegen und ihn glücklich zu machen war definitiv neu. Sie wischte automatisch schneller, als sie weiter dachte. Zerit war ein recht ansehnlicher Mann, die Vorstellung, ihn ganz nah ohne Kleidung zu sehen, ließ es in ihrem Unterleib kribbeln. Hoffentlich wollte er sich auch mit ihr vereinigen? Er hatte immerhin auch seine Pflichten als Mann, das musste er! Sie würde ihr hübschestes Kleid anlegen, überlegte sie sich, ohne störende Unterwäsche, und ihr blondes langes Haar würde sie offen tragen. Vielleicht würde sie es etwas schmücken... und sie würde sich mit dem guten Öl einreiben, das ihre Mutter ihr mitgegeben hatte als kleines Brautgeschenk. Man hatte schließlich nichts vorbereiten können... ob ihm ihr Körper überhaupt genügte?

Sie fuhr erschrocken auf, als der Alte leise lachte. Als sie sich ihm wieder zuwandte, hatte er seine Position kaum verändert. Die Morgensonne strahlte sanft durch das kleine Fensterloch neben ihm und enthüllte die gute Arbeit der jungen Frau in besten Licht. Hoffentlich würde Zerit an einem klaren Morgen zurückkehren...

„Wenn du ihm nicht genügen würdest, wärst du nicht hier, Sundri. Er hat nicht auf gut Glück gewählt... das passt nicht zu ihm, er überlässt nichts dem Zufall.“
 

Kajira fiel es schwer, sich an alles zu erinnern. Chejat war tot... und er war eine Weile fest davon überzeugt gewesen, dass er es auch war. Dann war er aufgewacht und sein von seiner mehr oder minder überstandenen Krankheit dröhnender Kopf hatte ihn schnell daran erinnert, dass er noch am Leben war – und bleiben musste. Das war er seinem Begleiter für gefühlte Ewigkeiten wahrlich schuldig. Jetzt lag er in einem anderen Zelt als dem, das er kannte, nicht gefesselt, aber auch unwillig, sich zu bewegen. Es stank nicht mehr so abartig nach irgendetwas Fauligem und das Innere war ordentlich und beinhaltete Dinge, die ein Mensch zum Leben brauchte, und nicht nur vergammelndes Fleisch. Augenscheinlich hatte irgendwer ihn mit in seine eigene Familienunterkunft genommen. Einen Moment lang wunderte er sich über diesen Leichtsinn, im nächsten fiel ihm ein, dass man ihm eigentlich ansehen musste, wie erbärmlich es ihm ging. Dennoch hatte er genügend Kraft, zusammen zu zucken, als sich ein Fellstück in der Außenwand zur Seite schob und ein junges Mädchen herein gekrabbelt kam, kurz inne haltend, als es entdeckte, dass er wach war. Es schien keine ernsthafte Angst vor ihm zu haben, bemerkte er jedoch recht schnell, denn in ihren braunen Augen stand nur wenig Verstand, obgleich sich bereits zierliche Rundungen an ihrem Körper abzeichneten. Es lächelte, dann murmelte es etwas auf seiner eigenen Sprache und kroch auf ihn zu, sich neugierig über ihn beugend. Er drehte sich schlapp auf den Rücken, positiv überrascht über die weichen Felle, auf denen er lag, und fletschte ohne wirklichen Elan kurz wirkungslos seine spitzen Zähne, als sie begann, mit ihrer dünnen Hand an ihm herum zu fummeln. Sie strich über seine Stirn, seine Wangen und durch sein Haar, vorbei an seinem Hals über seine Brust und auch seine Oberarme, dabei immer weiter auf ihn einredend. Er seufzte und schloss die Augen wieder, als er seine Götter leise flüstern hörte. Dieses Mädchen war nicht so weit, wie es aussah... es war nur ein kleines Kind, das ihn neugierig berührte, ohne weitere Hintergedanken. Aus Müdigkeit ließ er es geschehen, obgleich es dank seiner heftigen Kopfschmerzen zum Teil doch recht unangenehm war, dort berührt zu werden. Er musste leben... wenn er ihr etwas tat, war das wohl kaum vorteilhaft für ihn, auch wenn irgendetwas hartnäckig versuchte, ihm einzureden, dass das arme Ding keinem wirklich wichtig war.

Es wurde in seinem Spiel unterbrochen, als eine hagere Frau in das Zelt kam und ihre ohnehin schmalen Augen noch etwas verengte. Dann zischte sie und riss die Jüngere unsanft von dem Magier fort, ihr kräftig in ihr Gesicht schlagend. Kajira öffnete verwirrt die Augen, als das Mädchen wimmernd in einer anderen Ecke verschwand. Die dürre schwarzhaarige Frau musterte ihn kurz, dann legte sie ihm ein nasses Stück Fell, das sie mitgebracht hatte, auf die Stirn. Sie tat es definitiv nicht aus Zuneigung, auch wenn es gut tat, das machte sie mit ihren verächtlich gesprochenen Worten doch sehr deutlich. Wundervoll...
 

„Nadeshda hat Zerit schon wieder in das Menschen-Land geschickt.“

Irlak hob desinteressiert beide Brauen, als er Rato in einer Schale ein dunkelrotes Getränk servierte und sich mit einer eigenen zu ihm an den kleinen, hölzernen Tisch setzte. Unausgesprochen waren sie sich gegenseitig die Lieblingsbrüder unter ihren zahlreichen Geschwistern, so war es nicht seltsam, dass sie sich, wenn sich einmal die Zeit bot, kurz besuchten. Siwali, Irlaks Frau, hob bloß kurz den Kopf von ihrer kleinen Kochstelle, an der sie gerade etwas Holz aufgelegt und mittels eines Feuerzaubers entzündet hatte.

„Nicht einmal Mittag ist!“, schimpfte sie, „Müsst ihr euch da schon betrinken? Irlak, ich dachte, du hättest für besondere Anlässe gebraut!“

Der Mann verdrehte die Augen. Ja, das hatte er auch. Es war eigentlich für Lafilas Ritual gewesen, das er auf unschöne Weise geschwänzt hatte... Himmel sei Dank waren die Feuergötter Siwali nicht günstig genug gestimmt, um ihr seine schändlichen Machenschaften zu verraten. Sie hätte ihn dafür gehäutet...

„Gibt es denn in nächster Zeit welche?“, fragte er so mit gerümpfter Nase und eindeutiger Missgunst in der Stimme, „Lass mich doch mit meinem Bruder trinken!“

Die Frau schnaubte nur, sich wieder der Feuerstelle zuwendend.

„Wenn du mit allen deinen Brüdern einen trinken würdest, wenn du sie triffst, dann wärst du bald tot.“

Die Männer ignorierten die empörten Worte der Frau, die ohnehin nicht gewichtig waren, und Rato seufzte.

„Nein, mal ehrlich, ich glaube, es war ein Fehler.“, beinahe hätte Siwali gedacht, er bezöge sich auf den Alkoholkonsum am frühen Tage, hätte er nicht in jenem Moment aus seiner Schale getrunken. Er wandte den Blick auf den einfachen, dunklen Tisch. Er wollte ihm ja keine Vorwürfe machen...

Irlak trank ebenfalls.

„Ein Fehler? Moment, meinst du die Menschen?“

Er wandte sich um und warf kurz einen stolzen Blick auf den Schal aus guten Fellen, der ordentlich zusammen gelegt auf einem Schemel neben seiner Frau lag. Dann deutete er kurz grinsend darauf und sah dem Älteren wieder in sein Gesicht.

„Zu mehr taugen diese primitiven Dinger auch nicht.“

Rato senkte den Blick in sein Getränk. Er konnte sein Gesicht darin verschwommen erkennen, ehe er wieder aufsah.

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, wir waren damals zu voreilig. Sie sind so dumm... ich glaube, es wäre für Nadeshda ein Leichtes gewesen, das Land zu gewinnen, wenn wir ein klein wenig... nun ja, netter gewesen wären. Shiran hat ja gleich gesagt, es sei ein Fehler gewesen und...“

„Shiran?!“

Irlak verschluckte sich, als er seinen Bruder unterbrach. Auch Siwali hob kurz wieder den Kopf, enthielt sich aber – sie wurde ja ohnehin nicht ernst genommen. Diese törichten Spinner.

Der jüngere Mann schüttelte ungläubig den Kopf.

„Auf Shiran musst du nicht hören – solltest du zumindest nicht! Das ist ein Intrigant, vermutlich wäre es bloß für ihn besser verlaufen, wenn wir es anders gemacht hätten. Nein, wir sollten nur auf die Herrin hören.“

„Da hast du vollkommen recht! Bitte...“, seine Gattin war neben ihm getreten und hielt ihm eine Kochschale hin, die er ihr mit einer einfachen Handbewegung mit Wasser füllte, „Shiran war schon immer ein Egoist. Ich kenne ihn lange, ich habe immer in der Nähe von ihm gewohnt und in seinen Augen war immer etwas so zwielichtiges, dass selbst die Götter von mir unbegabtem Ding warnend gezischt haben. Aber hübsch ist er geworden, wenn ich an die Vogelscheuche denke, die er als Junge gewesen ist...“

Sie wandte sich ab und widmete sich wieder ihrer Arbeit.

„Meine Güte, er ist wirklich, wirklich hässlich gewesen. Aber schief sind seine Zähne noch immer...“

Irlak sah ihr kurz nach.

„Na, die richten sich nicht von selbst. Was interessierst du dich für seine Zähne...?“

„Wie dem auch sei.“, Rato lenkte hüstelnd die Aufmerksamkeit wieder auf sich, ehe er sein Getränk in einem letzten, großen Zug austrank. Etwas zu heftig, stellte er fest, als eine bekannte Hitze zusammen mit leichtem Schwindel in seinem Kopf aufstieg und ihn kurz inne halten ließ, ehe er etwas brüchiger als zuvor wieder weitersprach.

„Irgendwie macht das, was er sagt, oder angedeutet hat, doch Sinn, oder? Auch wenn er es für den eigenen Vorteil gewünscht hat, aber wären wir weniger... brutal vorgegangen, hätte die Herrin es jetzt leichter bei ihren Verhandlungen mit dem Häuptling. Oder wie das heißt...“

Und vor allen Dingen, der seltsame Zerit wäre sicherlich auch erfolgreicher gewesen – dass der spontan auf sein Gegenüber eingehen konnte, glaubte Rato nicht wirklich. Der Spinner, der nicht einmal seine eigene Sprache akzentfrei beherrschte, war doch mental völlig verkümmert...

„Ich vertraue der Herrin!“, Irlak lehnte sich ebenso leicht angeheitert in seinem knarrenden Stuhl zurück, vor sich hin grinsend, „Sie wird es richten. Ich höre auf sie, was Shiran mit seinem schiefen Gebiss sagt, ist mir herzlich egal, so lange es Nadeshda erfreut.“
 

Teco war definitiv der mutigste Mann der Welt, dessen war Alaji sich absolut sicher, als er sie langsam aber sicher durch eine zwar recht breite, aber verhältnismäßig seichte Stelle des großes Flusses brachte. Das Wasser stand ihr zwar bis an die Hüften, aber dank der guten Führung des jüngeren Mannes setzte sie sicher einen Fuß vor den anderen. Er war den Weg zuvor todesmutig einmal allein gegangen, nur, um festzustellen, dass er auch für die junge Frau geeignet war. Dabei hätte es doch auch hier versteckt Riesenechsen mit Lederhaut und Raubtiergebissen geben können! So ein selbstloser Kerl, und das für jemanden wie sie... auch wenn es früher oder später dank ihm für sie dennoch vorbei sein würde, aber sie würde ihm verzeihen, denn er war immer gut zu ihr gewesen.

Das bei der Hitze erstaunlich kühle Flusswasser schwappte immer wieder an ihr herauf, ließ sie erschaudern, aber sich niemals beschweren, wie auch Teco es nicht tat. Nein, er hatte es zudem viel schwerer als sie; mit der einen Hand hielt er sie fest, mit der anderen seinen besten Speer, die weniger guten auf den Rücken gebunden. Das spärliche Gepäck, das sie sich auf ihrer Reise selbst hergestellt hatten und das nun in ein Stück ledrige Haut gewickelt war, balancierte er dabei gekonnt auf dem Kopf, sich weder von der Strömung noch von seinem lahmen Bein aus dem Gleichgewicht bringen lassend. Ja, das war ein Mann...

Sie seufzte dankbar, als sie merkte, dass ihr das Wasser immer weniger hoch reichte und sie bald das andere Ufer erreichen würden. Das Land von Tecos Ahnen, das nach dem Willen der Zwillinge auch bald das Land der Nachfahren der Magier sein würde, war soweit sie verstanden hatte zwar gefährlicher, aber auch wildreicher und schöner als das sumpfige Gebiet auf der anderen Seite des Flusses. Sie würden nach den Spuren des Stammes der Menschen Ausschau halten und ihnen folgen. Und wenn sie sie fanden...

Alaji wandte den Blick vom Ufer ab, als sie kurz davor waren, es zu passieren. Wenn sie sie fanden, dann war es vorbei. Man würde sie als Magierin umbringen oder quälen, vermutlich beides... und sicherlich entehren.

Und als sie ihre Füße wieder auf trockenes Land setzten, schenkte Teco ihr einen Blick, der ihr eindeutig sagte, dass er ganz genau wusste, was sie nun denken musste.
 

Einige Tage waren vergangen, als Zerit die Menschen erneut erreichte. Dieses Mal hatte Iavenyas Karte nicht gestimmt, er hatte auf seine Götter hören müssen, die ihm den Weg dafür aber auch sicher gezeigt hatten. Die Primitivlinge waren ein wanderndes Volk, das wusste er, und so hatte er auch gar nicht erst ernsthaft darauf geachtet. Seine geübten Augen erkannten auch, dass es sich bei dem vor ihm nur um ein Übergangslager handelte und nicht um ein Herbstlager – dafür waren die hiesigen Jagdgründe auch nicht ergiebig genug. Bald würde die Reise weiter gehen, er sah bereits von weitem, dass die Menschen damit beschäftigt waren, ihre Zelte abzuschlagen und sich auf den weiten Weg vorzubereiten.

Er verengte die gelben Augen minimal. Was sollte er den armen Maden androhen? Nadeshda wollte ewige Dunkelheit über sie bringen... er zweifelte nicht daran, dass sie es auch wirklich tun würde, sie war eine begnadete Schattenmagierin. Und sie konnte grausam sein...

Verschwendung. Er dematerialisierte sich in dunklem Nebel, um nicht schon aus Sichtweite vor Speeren flüchten zu müssen.
 

Das unbemerkte Wandern beherrschte er nahezu perfekt. Kaum einen Jäger, der ihm gefährlich werden konnte, fand er bei dem Häuptling vor, als er direkt vor ihm wieder seine eigentliche Form annahm. Ein rothaariger junger Mann, der einzige, der hier, etwas abseits der anderen, bei ihm im Gras gesessen hatte, sprang geschockt schreiend auf und einen Schritt zurück, ehe sein Gesicht die selbe Farbe wie sein Haar annahm vor Scham über sein Verhalten. Moconi erhob sich empört.

„Wie kannst du es wagen, noch einmal zu uns zurück zu kehren?! Wie hast du uns gefunden?!“, fragte er grantig in seiner Sprache, während Zerit sich wie beim ersten Mal keine Gedanken oder Regungen anmerken ließ.

„Ich habe meiner Herrin ausgerichtet, was ihr letztes Mal zu mir gesagt habt. Sie war bedauerlicherweise höchst erzürnt.“

Der Häuptling senkte seine Brauen tief und sein Begleiter reichte ihm mit vor Scham abgewandtem Gesicht einen Speer, der neben ihnen im verdorrten Gras gelegen hatte. Er griff den Schaft grob und brachte die Waffe in eine Position, mit der er es schnell würde beenden können.

„Deine „Herrin“ ist mir so egal wie der Staub im Trockenland! Verschwinde wieder dahin, wo du hergekommen bist, oder ich erlege dich wie eine Antilope und fordere die Frauen auf, dich auch genau so zuzubereiten, ohne deinen Geist zu ehren, damit deine Seele für immer verirrt durch die Welt streifen muss!“

Er streckte ihm den Speer demonstrativ noch etwas mehr entgegen. Zerit ging nicht darauf ein.

„Ich überbringe neue Nachrichten meiner Herrin.“, erklärte er bloß gleichgültig, als auch der Rothaarige es wagte, den Fremden wieder anzusehen, mit deutlicher Missgunst im Blick.

„Die sind mir vollkommen gleich, Bestie, verschwinde wieder!“

Moconi stach mit aller Kraft zu, war aber nicht wirklich verwundert darüber, dass sein Gegenüber sich in diesem Moment wieder in schwarzen Rauch auflöste und nur zwei Fuß weiter wieder in voller Pracht erschien. Der Mann ließ seine Waffe sinken und zischte.

„Feigling.“

Als wäre nichts gewesen sprach der Magier weiter.

„Euer Verhalten ist ziemlich respektlos einer überlegenen Rasse gegenüber, dabei waren wir sehr entgegenkommend. Meine Herrin...“

Der Rothaarige unterbrach ihn empört.

„Überlegene Rasse?! Wir sind doch keine Tiere! Ins Nichts sollt ihr euch scheren, ihr unverschämten Missgeburten!“

Missgeburten, ja. Sie waren nicht primitiv genug für das, was Nadeshda von ihnen erwartete. Und jetzt hatten sie keine Ohren mehr für ihn. Dann anders.

Er verengte seine Augen minimal, als er weiter sprach.

„Meine Herrin ist mächtig. Sie fühlt sich sehr beleidigt durch euer törichtes Verhalten, aber abermals möchte sie gnädig sein und euch die Wahl lassen – entweder, ihr geht auf unseren Tausch ein, oder sie wird euren Stamm in ewige Finsternis stürzen; und zweifelt nicht daran, dass sie das kann.“

Ernsthaft wundern, dass sich in die Augen der beiden jungen Männer ihm gegenüber dennoch Zweifel schlichen und sie auch nicht ernsthaft versuchten, diese zu verstecken, tat er sich jedoch nicht.

Der Himmel zog sich langsam zu, als Zerit wieder auf den Häuptling zu trat, der darauf seine Brauen tiefer senkte, aber nichts weiter sagte. Der andere schielte kurz nach oben, wo sich die Wolken zu Bergen auftürmten. Bald würde es ein Gewitter geben...

Als ein dumpfes Grollen ertönte, hob der Magier seine rechte Hand.

„Wisst ihr, was es bedeutet, wenn meine Herrin euch und euer Land in Finsternis stürzt?“

„Es kann nicht schlimm genug sein, um den Stolz und die Kraft dieser Männer und Frauen zu brechen!“, grummelte Moconi bloß in einem Ton zurück, der der Sturmwolke hätte entsprungen sein können. Sein Begleiter schien nicht erfreut über die für andere vermutlich beängstigend wirkende Autorität des jungen Mannes zu sein, denn in seinem Blick lag eine Bösartigkeit, mit der er den Magier wohl aufgespießt hätte, wenn er gekonnt hätte.

„Es würde mich wundern.“, seufzte Zerit da und ehe der Häuptling die Chance dazu hatte, auszuweichen oder zurückzuschlagen, da hatte er ihm grob auf die Brust geboxt. Er nahm seine Hand nicht wieder weg, als der Mann überrascht nach Luft schnappte, sondern hielt sie in sehr geringen Abstand zu der Stelle, unter der das Herz des Menschen schlug, der darauf abermals mit dem Speer ausholen wollte, aber auf das Erscheinen eines dunklen Nebels vor seiner Brust und einer eisigen Kälte in seinem Inneren gezwungen war, inne zu halten. Er keuchte und riss die Augen weit auf wie ein Tier, das gerade im Angesicht des Todes stand. Beinahe hätte Zerit etwas Mitleid mit ihm gehabt... was er tat, war eine grausame Fähigkeit der Schattenmagier. Die Seele erfrieren und alle Gefühle bis auf einen tiefen, inneren Schmerz verkümmern lassen, bis der Betroffene kläglich daran krepierte. Man konnte es schnell machen und qualvoll langsam... oder die grausamste Art, mit Pausen, in denen die bis dahin geistig verwirrten Opfer seelisch gefangen in einer Welt, die irgendwo zwischen ihrer und selbiger im Dunkelzeitalter lag, von zu vielen Eindrücken und Gedanken erdrückt immer wahnsinniger wurden. Der junge Magier war sich sicher, dass Nadeshda nicht zögern würde, den gesamten Stamm und alle Beutetiere des baldigen Winterlagers mit dazu auf diese Weise zu richten. Was er tat war nur eine Warnung... und als er die Hand wieder sinken ließ, bemerkte er zum ersten Mal die Speerspitze, die sich hart gegen seinen Hals drückte. Er schielte neben sich, wo der rothaarige Kerl stand, mit der Waffe des nun in sich zusammen sinkenden und schmerzverzerrt stöhnenden Häuptlings in der Hand. In seinen Augen stand unermessliche Wut und vermutlich würde er bei einem falschen Wort ebenso wenig zögern wie Nadeshda, um ihn tatsächlich so zu erlegen wie eine gehbehinderte Antilope. Aber er wusste sich zu helfen.

„Sprich, Moconi... das war eine Warnung, möchtet ihr denn, dass es eurem Stamm so ergeht wie dir gerade eben? Nur länger, langsamer... grausamer... es wird euch wahnsinnig machen. Willst du darauf ernsthaft eingehen?“

Er spürte, wie sich der bearbeitete Obsidian noch etwas fester gegen ihn drückte und an einigen besonders scharfkantigen Stellen seine oberste Hautschicht verletzte. Er ignorierte es.

Der Häuptling sah ungewohnt blass in dem gebräunten Gesicht zu ihm auf. In seinen Augen stand noch immer der Schock, den er ihm auf so einfache Art und Weise zugefügt hatte, als er antwortete.

„Wir Menschen haben unseren Stolz, Bestie. In diesem Land haben wir immer gelebt. In diesem Land hat immer schon die Schlange gelebt, die wir traditionsgemäß verehren. Dieses Land ist unsere Heimat. Wir können und werden nicht zulassen, dass es jemals entehrt wird. Und wenn der Schutz dieser heiligen Ehre unser aller Tod bedeuten soll, dann soll es eben so sein.“

„Denn ihr bekommt schon eure gerechte Strafe!“, fügte der Rothaarige an.

Zerit schenkte beiden einen kurzen Blick. Wunderbar, irgendwie hatte er es geahnt. Sie würden nicht so einfach aufgeben... da musste die Herrin sich doch etwas anderes überlegen.

„Wir sehen uns wieder, ihr Schlangenverehrer.“

Und damit verschwand der Magier abermals in dunklem Rauch.
 

„Das wird eine langwierige Sache.“

Shiran stand an seinem gewohnten Platz zwischen den Felsen am Meer. Die See war unruhig und grau und der wolkenbedeckte Himmel hing tief über dem Land, schien die Bergspitzen nicht weit entfernt gar zu berühren. Mahrran schüttelte zischend den Kopf, während er auf auf einem anderen Felsen neben dem Seher stand.

„Das ist Unsinn! Was schert sie sich überhaupt derart um diese abscheulichen Dinger? Wir gehen einfach dorthin, nehmen uns unser Land und der, der sich widersetzt, dem werden wir...“

„Und darum muss Nadeshda bald ihre Macht verlieren. Und das wird sie. Spätestens am Ende des nächsten Mondes wird keiner sie mehr ernst nehmen...“

Die beiden Männer schwiegen kurz. Als sie sich gleichzeitig anschielten, stahl sich jeweils ein Grinsen in das Gesicht der beiden. Grinsen verschiedenster Arten und dank verschiedener gedanklicher Hintergründe...
 


 

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Hm, viel ist glaube ich nicht passiert. Zerit und Sundri wurden etwas ungalant zum Pairing, glaube ich, yai! XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Enyxis
2014-03-15T20:15:04+00:00 15.03.2014 21:15
Ich HASSE Shiran und Mahrran DXXXXX Die sind so böse...
Ich hoffe Teco versucht Alaji zu beschützen wenn die da auf den Stamm treffen sollten Q___Q Die sind doch so süß!
Hamma Kapitel!
Von:  Linchan
2011-01-11T16:53:27+00:00 11.01.2011 17:53
So, ja, hier ist also der Kommi <3 <3 Herzen!^^

Erstmal... oh nein, die arme Lafila XD Shiran ist... echt ein Opfer o__O er ist so opfer, ey... da sist echt hart óo

Mahrran ist so evil oô dieser sadistische berechnende Sack! XD Ich meine... ich kenne ja ein paar Kapis mehr... haha xDDD und die arme Nadi lässt er ja auch hängen, lol... xD irgendwie tut mir Nadi ja auch leid, sie wird von allen hintergangen und weggeschoben óo abe rich mochte die Szene da im Flashback mit ihr und Mahrran^^ die arme Nadi ist so sauer xDDD
Ich mag diese Szenen mit ihr und Shiran, die... die dissen sich die ganze zeit gegenseitig XD

Ach ja, und Sundri <3 <3 sie ist so süß... ich mag sie und Zerit als Paar total óo die sind einfach so herz! ^o^ und wie sie sich da freut, aaaw!^^

Kajira lebt auch noch xD naja er hat ja jetzt nicht viel gemacht, er ist halt da und Ardoma haut ihre Kinder... XD ach, lol, und dann die Szene mit Irlak und Rato XD die beidne sind rulig... vor allem irlak, Rato ist ja noch etwas normaler und mehr Checker... Irlak ist so ein Penner, hahaha xD ich mag ihn aber, er und sein Schal XDDDD

Und Teco und Alaji <3 sie herzen sich so an ó/////ò *schenkt ihnen niedliche kleine Tecoherzen* ♥

Aaah ja und Zerits Poserauftritt! xD Ich mag die Szene total... erstmal hust, was Tinash und Moconi wohl vorher gemacht haben ist ja... recht deutlich, ich denke.... hahaha XD ich fand diese Schattenzauber-sache unglaublich poser und böse, die Szene hat mich sehr beeindruckt o.o auch Tinash, der plötzlich sehr poser wurde o.o Und Moconi aber auch, als er wieder fit war... hier wurde zum ersten Mal die Schlange erwähnt ich denke <3 muss ja auch erwähnt sein ^o^

Ich maaag Kde, es ist so spannend ó/////ò *hibbelt herum* und was genau Shiran jetzt eigentlich vorhat weiß ich imme rnoch nicht, weil irgendwie hat er ja doch seine eigenen Ziele... oô hmm o.o wir werdne sehen und herumherzen ^o^
Von:  Decken-Diebin
2011-01-10T20:43:54+00:00 10.01.2011 21:43
Oh ja, Zerit und Sundri wurden tatsächlich etwas dreist verkuppelt xD Aber putzig ihre Gedanken beim Wischen <3
Heute nur wenig mit Teco und Alaji, aber auch Süßes, wie sie ihn da als Mann beschreibt. Mag <3
Dann mal eine kurze Szene der Tankana-Zwillinge. Haben wir auch selten, kann das sein? Aber sie mögen sich ja eh nicht so, wenn ich das richtig verstehe... und Nadeshda hat geschwächelt, haha... aber das macht sie menschlich (:
Und ich frage mich, was Moconi und Tinash da im Busch getrieben haben XD


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