Squalo sei Dank! (Squalo x Reader) von Sherry-Yumi (oder auch: Einmal Varia, immer Varia!) ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1. ------------------ Teil 1. Donnergrollen und Blitze überziehen die kleine italienische Stadt, in der du dich gerade befindest. Das Wetter spiegelt erschreckender Weise deine Gefühle wieder. Wut, Enttäuschung, Verzweiflung und sogar ein bisschen Angst. Obwohl du am liebsten schnell nach Hause flüchten willst, um dich in deine Bedecke zu kuscheln, da du große Angst vor Gewitter hast, kannst du das im Moment leider nicht. Immer weiter tragen dich deine Füße auf den schlammbedeckten Straßen Richtung Mitte der Kleinstadt, bis du schließlich auf der Piazza stehst. Nun kannst du nicht mehr weiter. Du hast Seitenstechen vom Laufen und du bekommst kaum Luft. Deswegen lässt du dich erschöpft und niedergeschlagen auf den von Steinen umringten Brunnen, die eine gute Sitzgelegenheit darbieten, nieder und fängst bitterlich an zu weinen; was natürlich niemand mitbekommt. Denn zum einen ist kein Mensch so dumm, bei so einem Sturm sein Haus zu verlassen und zum anderen geht dein Wimmern im Toben des Gewitters unter und du bist so durchnässt, dass deine Tränen vom Regen gar nicht mehr zu unterscheiden sind. Du ziehst deine Beine hoch und umklammerst sie fest mit deinen Armen. Ein Vorteil dieser Schützenden Haltung ist, dass du so versuchen kannst, gleichzeitig das Zittern zu unterdrücken. Wieder spielt sich die Szene, die sich vor deiner Flucht aus dem Vongola Hauptquartier ereignet hat, vor deinem inneren Auge ab. Der Grund, warum du nun hier wie ein Häufchen Elend vor dich hinvegetierst, ist kein anderer als Gokudera Hayato. „Juudaime hier! Juudaime da! Ich kann es einfach nicht mehr hören!“ Wütend schreist du den Halbitaliener und deinen festen Freund vor dir an. Er scheint deine momentane Gefühlslage durchaus mit dir zu teilen, aber überhaupt nicht zu verstehen. „Verdammt! Wo liegt dein Problem, _______?! Ich hab mich tausendmal entschuldigt!“, kontert er, während er sich gestresst mit der rechten Hand durch seine Haare fährt, wobei sich ein Pferdeschwanz zu lockern beginnt. Wenn diese Situation anders gewesen wäre, wärst du jetzt ziemlich schwach geworden bei seinem Anblick, aber du bist zu aufgebracht, um es überhaupt zu bemerken. „Mir reicht es aber langsam mit deinen ewigen Entschuldigungen! Immer wieder versetzt du mich-!“ Eigentlich willst du weiter reden – beziehungsweise ihn weiter anschreien - aber er unterbricht dich sofort lautstark. „DAS stimmt überhaupt nicht! Du redest wirres Zeug!“ „Na klar! Immer bin ich schuld! Verdammt, Hayato! Du hörst mir überhaupt nicht zu! Immer sorgst du dich nur um Tsuna. Was Ich mache, ist dir doch völlig egal!“ „Spinnst du jetzt völlig, ______?! Natürlich sorge ich mich um dich!“, erwidert er, während du an seinem Gesichtsausdruck genau erkennen kannst, dass du ihn mit deiner Aussage doch etwas gekränkt zu haben scheinst. „Ach wirklich? So kam es mir in letzter Zeit aber nicht vor! Darf ich dich daran erinnern, dass du mich jetzt schon fünf Mal versetzt hast?“ Obwohl du gerade extra noch einmal tief eingeatmet hast, um weiter zu schreien, kommst du erneut nicht viel weiter, da du abermals von deinem Freund unterbrochen wirst. „Ich hab mich dafür entschuldigt! Es ging nicht anders! Juudaime brauchte mich. Und ich bin schließlich seine rechte Hand! Damit müsstest du dich doch mittlerweile schon abgefunden haben!“ Langsam versucht er seine Stimme etwas zu senken, damit nicht jeder euren Streit mitbekommt. „Na und?! Was genug ist, ist genug! Tsuna hat dir gestern EXTRA freigegeben, damit du mal Zeit für mich hast! Ich habe mich so darauf gefreut, endlich wieder mit dir einen ruhigen Abend verbringen zu dürfen… Aber was machst DU? Du schreibst mir eine lausige SMS mit den Worten: 'Tut mir leid, ich kann jetzt nicht. Tsuna braucht mich.' E basta! Nicht mehr! Und heute tust du so, als wäre nichts gewesen! Hayato! Tut mir leid, aber so kann es nicht mehr weiter gehen. Es tut mir leid. Ich kann nicht mehr.“ Von deiner anfänglichen Lautstärke ist jetzt nicht mehr viel übrig geblieben. Ganz leise verlassen die letzten Wörter deine Lippen. „_______? Dann- Dann heißt das jetzt… Es ist aus?“ Fassungslos sieht Gokudera dich an. Hat er überhaupt nicht mitbekommen, wie weh er dir immer getan hat? Liegt ihm gar nichts an dir? „Denke… schon.“, antwortest du zögernd und wartest darauf, dass du diese Handlung gleich bereuen wirst. „Okay… Dann ist das nun mal so. Deine Entscheidung. Ich muss jetzt eh zu Tsuna.“ Mit diesen Worten und einem letzten undefinierbaren Blick verlässt dein Jetzt-Exfreund den Raum und du hörst ihn mit schnellen Schritten davongehen. Jetzt bist du endgültig fertig mit der Welt. Dich überkommt das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, weshalb du schnell und schwer beginnst zu atmen. So schnell wie dich deine Füße tragen flüchtest du aus der Vongola-Basis, ohne das aufkommende Unwetter zu bemerken. Nun sitzt du also hier und hast keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Deine Kleidung klebt wie eine zweite Haut an dir, was sich ziemlich eklig anfühlt. Du zitterst mittlerweile immer heftiger, während du hoffst, dass der Schmerz in deiner Brust langsam abstumpft. Am liebsten würdest du aufschreien, aber du kannst es nicht. Schließlich würdest du dann doch bemerkt werden, und das willst du jetzt auf keinen Fall. Hinzukommend hast du dich mit deiner Stimme bei dem Streit eh total verausgabt. Und Kraft zu irgendetwas kannst du im Moment sowieso nicht aufbringen. Du hast jegliches Zeitgefühl verloren. Du weißt weder, wie lange du schon hier bist, noch wie viel Uhr es überhaupt ist. Langsam wird dir klar, dass du hier weg musst. Also stehst du entschlossen auf und rennst los. Einfach weg. Irgendwo hin. Nur nicht zurück zu Gokudera und Tsuna. Das Schicksal mag dich heute wieder besonders gerne. Zu schnell biegst du nämlich um die nächste Ecke und knallst so heftig gegen irgendetwas (beziehungsweise irgendjemanden), dass du mit einem dumpfen Aufprall auf dem schmutzigen Boden landest. Deine Kleidung kannst du jetzt auch noch vergessen. „Ahh!“ Vor Überraschung und Schmerz entfährt dir ein hoher Schrei. „VOOOIII! Pass doch gefälligst auf, wo du hin läufst!“ Erschrocken von so einer gewaltig lauten Stimme, die sogar das Gewitter übertönt, siehst du zu deinem Gegenüber auf, ohne etwas erwidern zu können. Zum ersten Mal seit langer Zeit bist du wirklich sprachlos. Genervt, wahrscheinlich weil du überhaupt keine Anstalten machst, dich zu bewegen, streckt der Mann, der ungefähr in deinem Alter sein könnte - vielleicht etwas älter -, dir seine Hand entgegen und sieht dir in die Augen. Den Schauer, der dir über den Rücken läuft, während du dich durch seine Hilfe wieder aufrichtest, versuchst du krampfhaft zu ignorieren. „Danke… und Entschuldigung.“ Bringst du leise hervor, während du anfängst, ihn genauer zu mustern. Dein Gegenüber hat lange, silberne Haare, die genauso nass und zerzaust sind wie deine eigenen, und auch die Uniform, die er trägt, lässt darauf schließen, dass er keinen Schirm besitzt. „Was machst du hier draußen bei so einem Scheißwetter?“, fragt er dich plötzlich. Und wieder hast du keinen Peil, was du antworten könntest. Schließlich kannst du dem Fremden nicht deine momentane - ziemlich persönliche - Situation so mir nichts, dir nichts schildern. Das ist schließlich deine private Angelegenheit. „Ich, ähm… geh spazieren?!“ Klingt nicht sehr überzeugend, deiner Meinung nach. „Aha. Ist klar.“ Und wie es zu erwarten war, kauft er dir deine Ausrede auch nicht ab. Du versuchst zu lächeln, um ihm klar zu machen, dass alles in Ordnung ist - was ja beim besten Willen nicht stimmt -, scheiterst aber natürlich dabei kläglich. Schon wieder hörst du den Mann genervt aufstöhnen. Du fängst an, dich zu fragen, ob er immer von allem und jedem genervt ist oder nur du dieses Talent bei ihm herausforderst. „VOI! Es interessiert mich einen Scheißdreck, warum du bei so einem Wetter draußen 'spazieren' gehst, aber du solltest jetzt schleunigst irgendwo ins Trockene verschwinden!“ Schreit dieser Typ immer? Wahrscheinlich kann er gar nicht normal reden, kommt es dir in den Sinn. Aber du hast das Gefühl, dass er es irgendwie nett mit dir meint. Du hast einen ausgeprägt optimistischen Realitätsverlust. „Oh mein Gott, da wäre ich ja nie drauf gekommen. DANKE! Und wohin soll ich bitte gehen?“ Endlich hast du deine alte Form wieder gefunden. Auch wenn es aus reiner Verzweiflung irgendeinem Fremden gegenüber ist. Im Moment interessiert dich das herzlich wenig. Deine Gemütsveränderung scheint ihn irritiert zu haben, denn er sieht dich nun verständnislos an. „Weiß doch ich nicht!! Nach Hause?!“, gibt er patzig zurück, weil er wahrscheinlich das Gefühl hat, dass du ihn verbal angegriffen hast. „Ha-ha. Sehr witzig! Das geht nicht; wäre ich sonst hier?!“ Langsam fragst du dich, ob Gokudera sich von dir entfernt hat, weil du immer auf Streit aus warst. Er ist zwar immer darauf eingegangen, aber vielleicht hatte er mit der Zeit einfach keinen Bock mehr darauf. Der Gedanke an deinen Exfreund schmerzt dich so sehr, dass dein Gegenüber schon deinen Stimmungswechsel bemerkt und versucht, nicht ganz so zu schreien. (Was ihm natürlich nicht wirklich gelingt.) „Wenn du kein Zuhause hast, dann komm mit! Hier allein kannst du nicht bleiben!“ „Bitte?“, antwortest du perplex und siehst den Mann vor dir direkt in die Augen. Dass er jetzt ein weiteres Mal genervt aufstöhnt, wundert dich schon nicht mehr, sondern lässt dein Herz sogar ein bisschen höher schlagen, da du es schon fast erwartet hast. „VOI! Ich mache dir dieses Angebot nur einmal.“ „Okay ich komm mit!“ Es ist dir in diesem Moment völlig egal, wer er ist. Du kennst weder seinen Namen, noch hast du eine Ahnung, wohin er dich bringt. Und es interessiert dich – wie er es ausdrücken würde - 'einen Scheißdreck'. Dein Ziel ist es nur, neu anzufangen. Weg von Gokudera und der Vongola Famiglia. Raus aus der ganzen Mafia-Sache. Dass Letzteres nie funktionieren wird, weißt du zum Glück bis jetzt nicht. Denn nun zählt nur der Gedanke an einen Neuanfang. (Vielleicht sogar mit dem mysteriösen, lauten und durch den Regen sehr gut aussehenden Fremden.) „Wie heißt du überhaupt?“, fragt der Silberhaarige dich, während ihr einen langen Waldweg entlang geht. Das Donnergrollen ist kaum noch zu hören, aber der Regen will einfach nicht nachlassen. Ihr seid jetzt nicht nur völlig durchnässt, sondern dazu auch noch mehr als schmutzig vom schlammigen Boden. „________ _______. Und du?“ „Superbi Squalo. Wie schon gesagt musst du mir nichts erzählen, was du dich nicht willst, da es mir total egal ist. Aber es wäre schon gut zu wissen wo du herkommst“, antwortet er dir in einer - für ihn - relativ normalen Lautstärke. Obwohl du eigentlich nicht willst und am liebsten antworten würdest, dass du dein Gedächtnis bei dem Zusammenstoß verloren hast, ringst du dich doch noch dazu durch, ihm die Wahrheit zu sagen. „Ich, ähm, 'bin' - beziehungsweise wahrscheinlich jetzt eher 'war' - Mitglied der Vongola-Familie…“ „VOOOIII!!!!!“ Wären bei diesem Unwetter Vögel in den Bäumen gewesen, wären sie jetzt wahrscheinlich aufgeschreckt davongeflogen. Da dem aber nicht so ist, bist du die Einzige, die heftig zusammen zuckt bei diesem Ausruf. „Äh - es tut mir leid. Ich weiß, ich hätte vorher erwähnen soll, dass ich bei der Mafia war…“ Und ohne es zu wollen beginnen erneut sich einzelne Tränen aus deinen Augen zu stehlen. Du hast so verdammte Angst, dass er dich jetzt wieder zurück schickt oder dich sonst einer gegnerischen Famiglia ausliefert. Du hättest dir hiermit alles versaut. (Was dich bei deinem Glück aber auch nicht gewundert hätte, schließlich wäre es ja sonst zu schön gewesen.) Aber entgegen deiner Erwartungen antwortet Squalo schon viel gelassener. „Allerdings, das hättest du. Aber jetzt ist es auch schon egal. Lass mich raten: Sie haben keinen Ahnung von deiner Flucht?“ Beschämt starrst du auf den Weg vor dir und nickst leicht, während du dir die Tränen schnell wegwischt. Sein genervtes Stöhnen nimmst du nur noch am Rande war. „Verfluchte Scheiße!! Und wir stehen jetzt wieder als die Bösen da!!“ Er fährt sich angepisst durch sein zerzaustes Haar. Das Einzige, was du zustande bringst, ist, deine Füße zu begutachten und dich ziemlich schuldig zu fühlen. Nachdem ein paar Minuten des Schweigens vergangen sind und du der Meinung bist, dass er sich wieder etwas beruhigt hat, ergreifst du erneut das Wort. „Schockiert es dich nicht, dass ich bei der Mafia war?“ Daraufhin erntest du ein so lautes Lachen, dass es sich kaum von einem „VOIIIII“ unterscheiden lässt. Irritiert und nervös beschließt du einfach, gar nichts mehr zu sagen und konzentrierst dich auf deine Haare, die du in Strähnen nervös um deinen Zeigefinger wickelst. „Du bist ernsthaft Mitglied in der Vongola-Familie und hast keine Ahnung, wer ich bin?“ Aus dem Augenwinkel erkennst du, wie er dich abschätzend mustert. Dir ist diese gesamte Situation sehr peinlich, daher bringst du nur schüchtern „Nicht wirklich“ hervor. Eigentlich hattest du schon wieder so einen komischen Aufschrei erwartet, aber er bleibt diesmal aus. Stattdessen redet der Mann neben dir weiter. „Oh Mann! Na dann, viel Spaß in der Varia!“ Das saß. Auch wenn dich Gokudera sonst so gut es ging aus den ganzen Mafia- Angelegenheiten raus gehalten hatte, so war dir der Name 'Varia' dennoch ein Begriff. „Na immerhin scheint dir das deinem Gesichtsausdruck nach etwas zu sagen!“ Du bist jetzt nicht nur nervös, sondern hypernervös. Daher fängst du an, auf deiner Unterlippe herumzukauen, in der Hoffnung, dass es dir so leichter fiele, irgendetwas zu sagen. Auf einmal fällt dir auf, dass Squalo gar nicht mehr neben dir ist. Erschrocken fährst du herum. Umso erleichterter bist du dann, als du ihn nur zwei Meter hinter dir entdeckst. Anscheinend ist er stehen geblieben. Nun blickst du fragend in seine steingrauen Augen. „Ich hoffe, du weißt, dass es für dich im Moment nur zwei Optionen gibt, zwischen denen du wählen kannst.“ Mit ernster Miene erwiderst du seinen Blick und forderst ihn durch ein Nicken auf, fortzufahren. „Die erste Möglichkeit ist: Du drehst dich um, gehst zurück zu deiner Famiglia, und diese Begegnung hat nie stattgefunden. Die andere Option ist: Du kommst mit, rufst Tsuna an und erklärst ihm die Situation, und steigst bei der Varia ein ohne Rückzug. Beim Letzteren besteht natürlich die Gefahr, dass du die ersten Wochen nicht überlebst.“ Diese kühle Argumentation beeindruckt dich. Du hast keine Ahnung, was du antworten sollst, schließlich stellt er dich hier vor ein Ultimatum: Vongola oder Varia. Irgendetwas fehlt dir gerade bei seiner kleinen Rede. Angestrengt runzelst du die Stirn. „VOIIII! Hast du's jetzt bald!? Ich will endlich aus dieser Scheiße raus!!“ Ah okay, DAS ist dir abgegangen. So etwas Sachliches und vollkommen Ernstes hat überhaupt nicht zu deinem Gegenüber gepasst. Entschuldigend lachst du nervös auf und hoffst, deine Entscheidung später nicht zu bereuen. „Okay, gehen wir weiter!“ Du siehst, wie Squalo erstaunt seine Augenbrauen in die Höhe zieht. Dem Anschein nach hatte er wirklich erwartet, dass du kurz vor Schluss deinen nicht existenten Schwanz einziehst und wie ein kleines Mädchen nach Hause fliehst. Aber jetzt, wo du schon so weit gekommen bist, gibst du natürlich nicht so einfach auf. Auch wenn dich der Gedanke an Xanxus und seine Reaktion auf dich erschaudern lässt, blickst du dem Silberhaarigen tapfer entgegen und setzt mit ihm den Weg Richtung Varia-Residenz fort. Nach einem fünfzehnminütigen Fußmarsch mitten durch die Pampa kannst du in der Ferne endlich die Umrisse eines imposanten Gebäudes, das eher einer Villa oder einem kleinen Schloss ähnelt, erkennen. Je schneller ihr euch den Mauern nähert, desto mulmiger wird dir. Die ersten Zweifel keimen schon in dir auf, obwohl du noch nicht mal richtig dort bist. Von deinem anfänglichen Mut ist nicht mehr viel übrig geblieben. Nervös schielst du zu deinem Begleiter hinüber. Dieser jedoch sieht nur stur geradeaus und ist in Gedanken wahrscheinlich schon bei einer heißen Dusche und gutem Wein, während deine Gedanken um deine eigene Beerdigung kreisen. Schneller als gedacht steht ihr nun also vor der großen Holztür und wartet darauf, dass diese geöffnet wird. Nach ein paar Minuten ist dies zum Glück – für dich mehr oder weniger - der Fall. „Squalo, wenn du noch einmal deinen Schlüssel vergisst, kostet dich das aber noch mehr als diese bescheuerte Weinflasche, die du mir das letzte Mal angedreht hast!“ Das musste Mammon sein, der/die/das Illusionist/in. (Du bist dir da nicht ganz sicher, deswegen bezeichnest du den Arcobaleno einfach als „es“.) „Verpiss dich und halt hier keine Volksreden!!“ Damit schubst er 'das Etwas' zur Seite und zieht dich an der Hand schleifend ins Haus. Stolpernd lässt du dich mitschleppen. Bevor du Squalo fragen kannst, wohin er dich so eilig bringt, klopft er schon an der nächsten Tür und ohne dass du jemanden hast antworten hören öffnet er diese einfach. „VOOIII! Lussuria!!“ Er schubst dich in das Zimmer und schließt die Tür hinter euch ab. Aus einem Nebenraum siehst du den Gerufenen schon herbeieilen. „Mooii~! Squ-chan!! Da bist du ja wieder! Ich hab mir schon solche Sorgen gemacht, bei diesem Unwetter! Uhhh~ Wer ist denn dieses süße kleine Ding da an deiner Seite?“ Völlig begeistert schwänzelt er um euch herum, was dich ziemlich nervös macht und du deshalb ungewollt näher an deinen Begleiter heran rückst. Deine Gedanken Lussuria betreffend sind: 'Weiche von mir böser/schwuler Dämon!' „Halt die Fresse, Lussuria! Sie wird ab sofort bei uns wohnen. Also sieh zu, dass du ihr ein Zimmer mit Bad herrichtest!!“ An diese ganzen Kraftausdrücke und den Umgangston, den die Varia-Mitglieder hier - nicht nur untereinander, sondern auch generell - alle an den Tag legen, wirst du dich noch stark gewöhnen müssen. „Echt jetzt?? Wie toll! Hihihi… Weiß der Boss denn von ihr?“, fragt Lussuria, während er immer noch neugierig vor euch herum tänzelt. „Noch nicht. Aber sie wird sich im Haushalt nützlich machen!“ Diese Erkenntnis, die mehr wie ein Befehl klingt, ist dir neu, aber du hast ganz ehrlich schon mit so etwas gerechnet, schließlich kannst du ja nicht den ganzen Tag lang bloß blöd rumsitzen und darauf warten, getötet zu werden. Wobei das natürlich auch sehr verlockend für dich klingt. „Uhhh~ wie toll! Dann werden wir uns sicher gut verstehen! Du bist ja total durchnässt, Kleines. Wir suchen dir jetzt ein nettes Zimmer und Sachen zum Anziehen. Die Kleider der anderen Dienstmädchen werden dir sicher passen, bis du Neue hast!“ Dieser Typ ist echt so irre, dass er dir schon fast Angst macht mit seiner Euphorie. Geplättet bringst du als Bestätigung seines Vorhabens ein Nicken zustande. Auch Squalo bedient sich deiner Geste, dreht sich zu dir um und verschwindet mit den Worten „Man sieht sich!!“. Du willst antworten „Wenn ich bis dahin noch lebe“, schluckst den Versuch aber tapfer hinunter und lächelst ihm aufmunternd zu. Wobei du dich damit eigentlich eher selbst aufmuntern willst und nicht Squalo. Etwa eine Stunde später befindest du dich endlich, frisch gebadet und umgezogen, in deinem Zimmer auf deinem neuen Bett wieder. Während du dich, auf dem Rücken liegend, streckst und die Decke anstarrst, denkst du über deine derzeitige Situation nach. Noch lebst du. Denn noch ist dir Xanxus nicht begegnet. Nachdem Lussuria dir geholfen hat, dich etwas zurecht zu finden, und er dir Anziehsachen gebracht hat, ist er wieder verschwunden, um sich um das Abendessen zu kümmern Das heißt so viel, wie dem Koch die Hölle heiß zu machen. Sollte Xanxus zufrieden mit dem Essen sein – was leider selten der Fall ist -, hast du gute Chancen, mit ihm reden zu können und glimpflich davon zu kommen, hat der Verrückte dir erzählt, der dir immer sympathischer wird. In deinem Fall würde es dir aber schon reichen, wenn Xanxus dich nicht töten und dir erlauben würde, hier zu bleiben. Ein weiterer positiver Aspekt - bis jetzt - ist, dass du noch keinem anderen Varia-Mitglied begegnet bist So ist dir also noch die Freude entgangen, Belphegor, den Psychopaten, und Leviathan über den Weg zu laufen. Insgeheim hoffst du, dass du nicht zum Abendessen erscheinen musst, sondern es hier in deinem Raum zu dir nehmen darfst. Aber das ist so unwahrscheinlich, wie dass Xanxus dich mit offenen Armen begrüßen wird. Du seufzt und drehst dich mit dem Gesicht zur Wand. Was wohl Gokudera gerade macht? Solche Gedanken solltest du jetzt wirklich nicht haben, denn der Schmerz in deiner Brust hat sich zwar für kurze Zeit nicht mehr bei dir gemeldet, aber trotzdem ist er noch da und kann jede Sekunde wieder von Neuem beginnen. Wahrscheinlich schwänzelt er – wie Lussuria es getan hat - um seinen Juudaime herum, während er dich total vergessen hat. Vielleicht ist er schwul? NEIIIN! Das wird es sicher nicht sein. Du gruselst dich bei dem Gedanken, wie Gokudera dich mit Tsuna betrügt. Der aufkommende Würgereiz lässt deinen Körper verkrampfen. Du versuchst, schnell die Gedanken an deine Familie zu verdrängen und bereitest dich geistig so gut es geht auf dein Zusammentreffen mit Xanxus vor. Diese Vorbereitung besteht aber nur aus beten und hoffen. Ein Klopfen an deiner Zimmertür lässt dich aus deiner Überlebensmeditation hochschrecken. „Herein!“, rufst du zögerlich und etwas nervös. „VOI, _______! Abendessen ist fertig!“ Squalo tritt in den Raum und lehnt sich lässig am Türrahmen an, was du irgendwie total sexy findest. Du erkennst, dass er nicht mehr seine Varia-Uniform trägt, sondern ein schlichtes weißes Hemd, bei dem er die ersten drei Knöpfe offen gelassen hat, und eine Schwarze Jeans mit passenden Gürtel. Seine Haare fallen frisch gewaschen samtig um seinen Körper und du kannst die Wärme die deinen Körper durchströmt überhaupt nicht regulieren. Was dir im Moment ziemlich unangenehm ist, da du dich vor ein paar Stunden erst von deinem Freund getrennt hast. „Ähm…?“ Dein Wortschatz ist mal wieder erstklassig. Genervt und fragend sieht dich der Silberhaarige an, bevor er seufzt und zu reden beginnt. „Jetzt hab dich nicht so! Die passende Uniform als neues Dienstmädchen hast du schon an! Xanxus will nur Abendessen, er bringt dich nicht sofort um!“ Ha! Genau das ist es! 'Nicht sofort', na super, aber nach dem Essen, wenn er völlig satt ist, aber feststellen muss, dass er nie zufrieden sein wird und dann natürlich auf den Gedanken kommt, das neue Hausmädchen gleich zu erledigen, bevor es die Chance hat, irgendwelchen Ärger zu bereiten. Entsetzt und verzweifelt siehst du ihn an, was der Kommandant natürlich nicht versteht. Schließlich glaubst du nicht, dass er mit Frauen viel zu tun hat –außer vielleicht ein paar schnellen Nummern - und daher von der Denkweise des weiblichen Geschlechts keinen blassen Schimmer hat. Und ihn das, nur am Rande erwähnt, natürlich auch einen Scheißdreck interessiert. „Also gut… Ich komm ja schon.“ Tapfer quälst du dich mit Absicht extrem langsam aus dem Bett und gehst auf Squalo zu. „Sollte dass meine Henkersmahlzeit werden oder ich schon vorher drauf gehen, möchte ich mich dafür bedanken, dass du's nett mit mir gemeint hast.“ So, das wolltest du unbedingt noch loswerden. Jetzt kannst du in Ruhe abtreten, oder auch nicht. „VOI! Hör auf, so einen Scheiß zu labern und kommt mit!“ Energisch und irgendwie wütend wirkend, reißt er die Tür auf und schleppt dich, wieder mal hinter sich herziehend, den großen Flur hinunter. Gemeinsam betretet ihr das große Esszimmer. Lussuria hatte vorher erwähnt, dass die normalen Dienstmädchen eigentlich mit den anderen Rekruten im Nebengebäude speisen und das Hauptgebäude – in dem du dich derzeit befindest -, eigentlich nur betreten, um sauber zu machen und ihnen das Essen zu servieren. Aber du bist natürlich jetzt die Ausnahme, da Squalo dich höchst persönlich aufgelesen hat und dich hierher gebracht hat. (Und die Tatsache nicht vergessend, dass du ursprünglich ja gar nicht als Dienstmädchen gedacht warst.) Zu deiner Erleichterung stellst du fest, dass Xanxus noch nicht anwesend ist. Die anderen - sprich Belphegor, Leviathan und sogar Fran - sitzen bereits am Tisch und unterhalten sich über irgendeinen Auftrag, bei dem sie haufenweise Leute (oder Zombies, das hast du nicht sicher heraushören können) abschlachten durften, was ihnen offenbar verdammt viel Spaß bereitet hat. Leicht angewidert und irritiert lässt du dich von Squalo auf dem Platz neben sich bugsieren. Komischerweise beruhigt dich der Gedanke, neben deinem Retter - was sich als Formulierung für dich irgendwie falsch anhört - zu sitzen. Aber ob er dir auch helfen wird, wenn Belphegor dir ein Messer ins Herz wirft, der dummerweise dir genau gegenüber sitzt? Da bist du dir nicht ganz so sicher. „Ushishishi! Lussuria hat uns schon von dir erzählt, Vongola-Göre.“ Mit dem berühmt-berüchtigten psychopathischen Grinsen lächelt dich dein Gegenüber an, was es dir eiskalt den Rücken hinunterlaufen lässt. Bevor Squalo jedoch was sagen kann, da er weiß, dass von dir nichts kommen wird, wird die Tür zum Speiseraum gewaltsam geöffnet und der Boss der Varia betritt ziemlich angepisst den Raum. Du hast dir sagen lassen, dass das sein normaler Zustand ist. Jetzt musst du selbst herausfinden, ob das für dich gut oder schlecht ist. Nervös knetest du deine Hände unter dem Tisch und hoffst, dass er dich einfach nicht bemerkt. (Weil du ja in deiner azurblauen Uniform, zwei Plätze von ihm entfernt, so leicht zu übersehen bist.) „Was zum Teufel macht ein Dienstmädchen an meinem Tisch, Abschaum!?“ Relativ gelassen blickt Xanxus einem nach dem anderen finster ins Gesicht und du könntest schwören, eine Ader (oder eine seiner Narben) in seinem Gesicht gefährlich zucken zu sehen. Das ist definitiv kein gutes Zeichen. „Ushishishi!“ Dass Bel sich über die Aussage seines Bosses auch noch amüsiert, trägt nicht wirklich viel zur Verbesserung deiner momentanen Lage bei. „Sie ist kein Dienstmädchen, Boss.“ Du bist zwar etwas erleichtert, dass Squalo bereit ist, eine Diskussion zu starten, dennoch bemerkst du auch, dass er mit dieser Formulierung Xanxus beleidigt, da man an deiner Kleidung ziemlich deutlichen erkennen kann, dass du ein Dienstmädchen darstellst. „Willst du mich verarschen?!“ Sollte Xanxus Squalo jetzt wirklich umbringen – und so hat es wirklich den Anschein - würdest du dich für seinen Tod ziemlich verantwortlich fühlen. Zu gern würdest du dich erklären, hast aber große Angst davor das Zeitliche (vor Squalo) zu segnen. „VOIII! Boss! Lass mich den Scheiß verdammt noch mal erklären, bevor du hier ein Blutbad veranstaltest!“ Daraufhin gibt der Angesprochene zwar mehr ein Knurren als einen anständigen Laut von sich, aber im Klartext heißt das wohl, dass er seinem Kommandanten erlaubt, fortzufahren. Mittlerweile steigt wieder Panik in dir auf, denn du weißt, dass Xanxus, wenn er alleine schon den Namen „Sawada Tsunayoshi“ hört, total austickt. Was in deinem Falle ja fast nicht vermeidbar ist. Am liebsten würdest du jetzt Squalos Hand ganz fest drücken und mit ihm abhauen. Aber aus diversen Gründen, von denen einer ist, dass er gerade mit beiden Händen heftig gestikuliert, ist das leider nicht möglich. „Sie hasst ihre alte Familie, für das was sie ihr angetan hat. Und als ich sie alleine mitten auf der Piazza entdeckt habe, hab ich ihr angeboten bei uns einzusteigen, damit sie ihren Hass ausleben kann!!“ Okay, so kann man die ganze Geschichte auch auslegen, wenn man diese Erklärung als eine super Hyperbel ansieht. Denn, dass du die 'ganze Familie' hasst, stimmt so nicht. Du hast zwar im Moment eine ziemliche Wut auf Gokudera und Tsuna, aber wenn dies dein Leben retten sollte, bist du mit dieser Übertreibung völlig zufrieden. „Lebst du jetzt deine soziale Seite auf Kosten der Varia aus oder was!?“ Leider ist der Erfolg nicht ganz so groß wie erhofft. „Xanxus!! Sie ist aus der Vongola-Familie ausgestiegen! Sie teilt deinen Hass auf den zehnten Boss und die anderen Wächter, sie passt hier super rein!!“ Und das scheint bei dem Boss der Varia doch durchzukommen. Abfällig und gleichgültig zuckt er mit den Schultern, sieht dich an und antwortet: „Von mir aus kann sie bleiben. Aber nur so lange sie uns keinen Ärger bereitet und nicht auf unsere Kosten lebt! Und wehe sie kommt auf die Scheißidee, wieder Kontakt mit ihrer alten Familie aufzunehmen, dann bring ich sie um!“ „Ushishishi, sollte sie es überhaupt so lang aushalten!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)