Voiceless Screaming von Ryuuko (Es gibt nie ein glückliches Ende. Denn nichts endet. [Sasuke x Naruto]) ================================================================================ Kapitel 11: Elftes Kapitel (Special Nr. 1) ------------------------------------------ Nicht fähig, etwas zu sagen, stand er da, als Sasuke zu Boden fiel; die Augen weit aufgerissen und unfähig, sich zu bewegen, geschweige denn zu atmen. Sein Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen. Der Augenblick verging wie in Zeitlupe. Ein paar winzige Blutstropfen spritzten auf Narutos Gesicht, stachen seine kalte Haut mit ihrer intensiven Wärme, flossen seine Wange hinunter. Sie stammten aus dem Körper seines Freundes, welcher nun regungslos vor ihm lag. „Sasuke...“, flüsterte der Blonde nahezu apathisch und stürzte sich Angesprochenem auf den Boden. Ohne, dass er es wirklich wahrnahm, füllten seine Augen sich mit heißen Tränen und ließen sein Blickfeld verschwimmen. „Verdammt“, brüllte er verzweifelt, „du darfst nicht sterben! Nicht so!“ Unsanft packte er den Uchiha an den Schultern und rüttelte ihn, dass er endlich aufwachen möge. Die Nadellanzetten, die den gesamten Körper – allem voran die Halsregion – durchbohrten, ignorierte er in seiner Aufgebrachtheit. „Siehst du zum ersten Mal einen Kameraden sterben?“, fragte der Junge mir der Maske, der für den Zustand Sasukes verantwortlich war. Seine Stimme war voll von einem Ernst, der vermuten ließ, das Töten sei für ihn etwas Alltägliches, jedoch wirkte sein Kommentar angesichts der Situation ironisch. Er machte einen Schritt auf die beiden zu. „Als Ninja solltest du dich schnellstens daran gewöhnen. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.“ „Halt die Klappe!“, fauchte Naruto den Maskierten an und machte einen Buckel. Deutlich spürte er, wie ihn eine Wut überkam, doch war es nicht die Emotion, das Gefühl, seinen Gegner in Stücke zu reißen, sondern etwas anderes. Es fühlte sich an, als könnte man es anfassen, als wäre es eine Kraft, die ihn von außen umgab und wie eine Marionette steuerte, ihm dabei aber gleichzeitig die Kraft gab, seiner Mordlust nachzugehen. Obgleich furchteinflößend, durchströmte diese Kraft jede einzelne Zelle von Narutos Körper und verlieh ihm ungeahntes Selbstbewusstsein. Aus seiner Kehle drang ein unheilvolles Knurren. „.Das wirst du bereuen...!“ Mit einem Aufschrei erwachte Naruto aus seinem Traum und riss die Augen auf. Sein Atem war hektisch und ihm war unsagbar heiß. Er saß kerzengerade in seinem Futon aufgerichtet uns starrte verständnislos die Wand vor sich an. Ein Traum... Schwer atmend fasste er sich an den Kopf. Es war nur ein Traum..., wiederholte er immer wieder in Gedanken. Ihm fiel es schwer, in der Realität zu bleiben, tauchten die Bilder doch immer wieder vor seinem inneren Auge auf. Der graue Steinboden. Das schwarze Haar. Das rote Blut. Es trieb Naruto in den blanken Wahnsinn. Schon oft hatte er solche Albträume gehabt, bloß waren sie selten so intensiv gewesen. Etwas Nasses tropfte auf Narutos Brust; eine Träne aus seinem Gesicht. Er hatte sie nicht bemerkt. Draußen hörte man Gewittergrollen und für den Bruchteil einer Sekunde durchzuckte das Licht eines Blitzes den Raum. „Alles in Ordnung mit dir?“ Die Stimme ließ den Jungen zusammenschrecken. Schnell wischte er sich die Nässe aus dem Gesicht – es war mehr als gedacht. „Was ist?“, wollte Naruto wissen und tat, als wenn nichts wäre. In der Dunkelheit setzte Sasuke sich auf. In seinem Ton hat ein Hauch von Besorgnis mitgeschwungen, schließlich war Naruto nach wie vor sein Freund. „Du warst ziemlich unruhig.“ „Es ist nichts.“, behauptete Naruto trotzig und guckte weg, als hätte man ihm im Dunkeln trotzdem ausreichend erkennen können. Insgeheim schämte er sich für seine Schwäche und wollte vermeiden, diese zu zeigen; er wollte stark sein, auch wenn ihn die schlimmen Erlebnisse seines noch jungen Lebens immerzu zu verfolgen schienen, als wollten sie verhindern, dass er die Anerkennung bekam, die er erstrebte. Entgegen seiner indirekten Aufforderung, in Ruhe gelassen zu werden, hörte er dumpfe Schritt. Kurz darauf war der Raum in ein helles Licht getaucht, das beide etwas blendete. Der Blick Sasukes sah aus dem Stand ziemlich vorwurfsvoll aus. „Dafür, dass es nichts ist, hattest du im Schlaf aber viel zu sagen.“ Sein Gegenüber presste die Lippen aufeinander und vermied, dass es zum Augenkontakt kam. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, von jemandem darüber ausgefragt zu werden, was ihn belastete, Freundschaft hin oder her. „Es ist wirklich nichts.“, log Naruto weiterhin und zog die Beine an. „Ein schlechter Traum, sonst nichts. Mach kein Drama daraus.“ Zögernd zwang er sich dazu, zu Sasuke hochzugucken. „Aber... lass das Licht trotzdem an.“ Es war ihm peinlich und er fühlte sich wie ein kleines, schwächliches Kind. Der Schwarzhaarige nickte nur und setzte sich zurück auf seinen Schlafplatz. Wenn sein Freund nicht reden wollte, akzeptierte er diese Entscheidung ohne Widerstand. Im Vorbeigehen fielen dem Blonden kleine Narben an Sasukes als auf. „...Sasuke?“, kam es zaghaft von Narutos Seite. Seine Stimme war ungewohnt, aber angenehm, leise. „Was willst du?“ Der Gefragte war gerade dabei, unter seine Decke zu kriechen. „Tut es noch weg?“ Beim Fragen hielt Naruto den Blick auf seine Hände, die er im Schoß hatte, gerichtet. Der Angesprochene drehte sich verwundert um. „Was soll wehtun?“ Während er sprach, zog er die Decke über seine Beine. „Die Narben von damals...“, murmelte der Uzumaki und krallte seine Finger in die Decke. „Als wir gegen Haku und Zabuza gekämpft haben.“ Reflexartig griff Sasuke sich an den Hals – die Stelle seines Körpers, die mit Abstand am stärksten vernarbt war. „Baka. Wunden tun weh; wenn man Narben hat, heißt das, dass diese verheilt sind. Narben tun nicht weh.“ Teilweisen waren die kleinen Stellen und den Fingern zu spüren. „Warum interessiert dich das auf einmal?“ Statt darauf zu antworten, stellte Naruto eine Gegenfrage. „Warum hast du dich damals vor mich geworfen?“, wollte er wissen. Die ganzen Jahre über hatten sie das Thema nicht aufgegriffen, dabei brannte dies in seinem Gewissen. „Dafür sind Kameraden da.“ Kameraden also. Die Erklärung klang wenig von sich selbst überzeugt. Es sollte wohl so klingen, als hätte Sasuke es für jeden anderen auch getan, dabei wusste er selber nicht einmal, weshalb er überhaupt Naruto hatte beschützen wollen. Vielleicht hatte er gewusst, dass er nicht so einfach sterben würde, und deshalb die Schmerzen auf sich genommen. Denn Schmerzen waren immer noch erträglicher als der Tod einer wichtigen Person. Womöglich war aus auch einfach eine feige Reaktion seines Unterbewusstseins, lieber zu sterben, denn einen Freund sterben sehen zu müssen. Der junge Shinobi wusste es nicht. Ihm war lediglich bewusst, dass sich sein Körper tatsächlich zu diesem Zeitpunkt verselbstständigt hatte und er begann, sich zu fragen, ob er bei einer anderen Person auch so selbstlos gehandelt hätte. „Du hättest sterben können...“, merkte Naruto an, was nichts daran änderte, dass es nun mal gekommen war, wie es war. Dennoch fühlte er sich schuldig. Schuldig, Sasuke in Gefahr gebracht zu haben, und ging es nur am das bloße Risiko dieser. Die alleinige Erwägung ließ ihn erschaudern. Schnell wollte er die unangenehme Wahrheit wieder aus seinem Kopf verbannen. „Das gehört zum Job als Ninja dazu.“, behauptete Sasuke mit einer Unbekümmertheit, die es schwermachte, ihm zuzutrauen, seine Arbeit gewissenhaft zu erledigen. Es klang, als würde er sein Dasein auf die leichte Schulter nehmen und keine Angst vor dem Tag haben, an dem er dem Tod ins Auge blicken muss. Voller Bewunderung schaute Naruto zu seinem Freund und biss sich auf die Unterlippe, als dieser sich hinlegte. „Hast du Angst vor dem Tod?“, wollte dieser plötzlich wissen und erwiderte den Blick. So direkt darauf angesprochen zu werden, verunsicherte Naruto und er gab sich Mühe, das nicht so offensichtlich zu machen. „Ich weiß es selber nicht so genau. Ich weiß ja nicht, was mich da genau erwartet. Aber ich glaube nicht, dass es sonderlich angenehm ist, zu sterben.“ Dabei verschwieg er, dass seine Angst größtenteils der Befürchtung galt, aus dem Leben zu scheiden, ehe er seinen Traum, Hokage zu werden, verwirklichen konnte. „Ich meine nicht das Sterben, Baka. Ich meine den Tod.“, wies Sasuke ihn zurecht. „Wo ist da der Unterschied?“, halte jener nach, weil er die Zurechtweisung nicht verstand. „Ist das nicht das Gleiche?“ „Nein,“, meinte Sasuke, „ich meine nämlich nicht, wie der letzte Moment deines Lebens sein wird, sondern was ,danach' kommt.“ Daraufhin machte Naruto ein angestrengtes Gesicht. „Hm...! Ich weiß nicht...!“ Beim Nachdenken verschränkte er die Arme vor der Brust. „Jedenfalls glaube ich, dass es ganz anders als hier ist... Irgendwie... ach, ich will nicht daran denken!“ Nun legte er sich ebenfalls hin und heftete seinen Blick an die Decke. „Wenn es so weit sein wird, werde ich es ja von alleine erfahren! Da will ich meine Zeit als Lebender nicht damit verschwenden, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wo das doch so unwichtig ist!“ Sasuke schien zu überlegen. „So unwichtig ist es doch gar nicht. Ich finde, wenn man in seinem Leben tagtäglich mit dem Tod konfrontiert wird, vor allem mit dem eigenen, sollte man sich Gedanken darüber machen.“ Auch er schien Löcher in die Decke zu starren. Einige Minuten lang schwiegen sie sich an der Uchiha sich wieder zu Wort meldete. „Kann ich das Licht jetzt ausmachen?“ „Warum?“, kam die prompte Erwiderung, fast entsetzt. „Weil wir schlafen sollten. Wer weiß, was Kakashi morgen mit uns vorhat; wir sollten ausgeruht sein.“ „Kann das Licht da nicht anbleiben?“ Die ständige Widerrede brachte Sasuke zum Nachdenken. „Hast du etwa Angst, Dobe?“ Er hob skeptisch eine Augenbraue. Schon wieder dieser Blick... „Natürlich nicht!“, ging Naruto in die Defensive. Natürlich wollte er nicht zugeben, dass er sich fürchtete; besonders, sah sie bis eben doch noch über den Tod gesprochen hatten. Es erfüllte ihn mit Unbehagen. „Was ist so schlimm daran, wenn das Licht aus ist?“, wollte Sasuke wiederum wissen. „Es kann doch nichts passieren. Außerdem bin ich da.“, merkte er an. „Wenn ich dich nicht sehen kann, bringt mir das aber nichts, dass du da bist.“, murrte Naruto und senkte die Augenbrauen. Er befürchtete, dass das soeben ziemlich wie aus dem Mund eines verängstigten Kindes geklungen haben musste. Ein wenig genervt seufzte Sasuke. „Warte.“ Ohne, dass er verriet, was er vor hatte, legte er seinen Futon näher an Narutos; statt am anderen Ende des Zimmers lagen sie nun noch etwa einen Meter auseinander. Nun schaltete er das Licht aus und legte sich unter seine Decke – dabei griff er nach Narutos Ärmel. „Ist es besser so?“ Es erinnerte ihn an die Zeit, als er noch ein Kind gewesen war und bei Gewittern immer zu seinem Bruder mit unter die Decke gekrochen war. Auch, wenn Naruto bei Weitem älter war, empfand er für ihn wie für einen jüngeren Bruder. Zuerst war Naruto ein wenig verwundert, schnell entspannt er sich jedoch wieder. „Mhmh.“, machte er, drehte seinen Kopf dabei weg. Es war angenehm, jemanden bei sich zu haben, auch wenn sie sich nicht einmal berührten. „Dafür bist du mir etwas schuldig.“, meinte Sasuke.“ „Ach, halt die Klappe.“ Naruto musste sich ein Grinsen verkneifen. Oder war es ein Lächeln? Es war egal. Er war glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)