Dark Destiny von Niela_DeAhrel (SSxHG) ================================================================================ Kapitel 2: Part 02: Severus Snape --------------------------------- Dark Destiny Part 2: Severus Snape Düster waren die Kerker im Anwesen des Dunklen Lords. Die Luft roch nach feuchtem Moder und eine unbarmherzige Kälte kroch durch die Gänge, fraß sich regelrecht durch die dicksten Stoffe. Wenn sich Bedienstete hierher begeben mussten, bemühten sie sich ihre aufgetragenen Aufgaben so schnell wie möglich zu verrichten, um rasch wieder aus den dunkeln Gemäuern verschwinden zu können. Die Abneigung gegenüber den Kellerräumen beruhte einerseits darauf, dass dort unten Nagini nach Ratten jagte und offenbar sogar auch einen Menschen nicht verschmähte, der dumm genug war, vor ihr hungriges Maul zu treten. Zum anderen war dies das Refugium eines mürrischen Zaubertränkemeisters, der es nur wenig schätzte, in seinem Heiligtum gestört zu werden. Es hielt sich unter der Dienerschaft das neckische Gerücht, dass es angenehmer wäre, von Nagini lebendig gefressen und verdaut zu werden, als sich einem Wortgefecht mit Severus Snape zu stellen. Dennoch gab dieses Gerücht Severus nicht die ersehnte Ruhe, die er sich dadurch erwartet hatte. „Ich hab hier wieder Aufträge für dich. Du solltest schneller arbeiten.“, spöttelte Wurmschwanz und warf eine dicke Pergamentrolle auf den Stapel der zu erledigenden Aufträge. Severus gab sich nicht einmal mehr die Mühe aufzusehen, geschweige denn die Sticheleien mit einem abwertenden Kommentar oder einem Augenrollen zu quittieren. Sorgfältig hackte er weiter seine Baldrianwurzeln, bevor er sie in den brodelnden Kesseln über der Feuerstelle gab. Der darin befindliche Trank nahm kurzzeitig eine hellgelbe Farbe an, dann wechselte der Ton zu einem klaren Ocker. Zufrieden rührte Severus dreimal im Uhrzeigersinn und stellte den Kessel vom Feuer. Der Trank musste nun 2 Stunden ohne Wärmezufuhr ruhen, bevor er an ihm weiterarbeiten konnte. In der Zwischenzeit, würde er beginnen einen neuen Kessel Veritaserum anzusetzen, das ständig von ihm verlangt wurde. Da es eine Mondphase lang reifen musste, war es klug sich einen ordentlichen Vorrat davon zusammenzubrauen. Severus hörte Wurmschwanz hinter sich wütend schnauben, doch er wusste, dass der Animagus sich nicht wagte, ihm gegenüber ausfällige Beleidigungen auszusprechen. Er hatte es einmal versucht und war aufgrund von mangelnder Sprachgewandtheit und armseliger Argumentation kläglich gescheitert. „Der Dunkle Lord will dich sehen.“ Die Jobberknoll-Federn, die der Tränkemeister gerade ob ihrer Qualität überprüft hatte, segelten zurück in ihre Aufbewahrungsgefäß. „Was will er denn jetzt schon wieder?“, fauchte er Wurmschwanz an, der sogar eingeschüchtert ein wenig zurückwich. „Wahrscheinlich, wie an jedem Samstag, eine Bestandsauflistung.“, schnarrte Pettigrew. Erstaunt warf Severus einen unscheinbaren Blick auf seinen Tischkalender. Tatsächlich, es war schon wieder Samstag. Er hatte scheinbar drei Tage und Nächte durchgearbeitet, um die Fülle an Aufträgen auf ein Mindestmaß zu reduzieren – mal wieder! Ein Blick auf den Auftragseingang teilte ihm jedoch unverkennbar mit, dass seine Mühen vergebens gewesen waren. „Diese kleinen Exkursionen nach oben stören ständig meinen Arbeitsfluss…“ grummelte Severus genervt vor sich hin und machte sich mit wehendem Umhang auf den Weg nach oben, ohne Wurmschwanz eines weiteren Blickes zu würdigen. Er passierte steinerne Korridore, die sich wie ein verzweigtes Labyrinth in der unteren Etage des großen Anwesens erstreckten und erklomm schließlich die Treppe, die ihn aus dem Keller hinaus zur Eingangshalle führte. Über einen smaragdgrünen, verstaubten Läufer schritt er in den Salon. Der Dunkle Lord und zwei weitere Zauberer, von denen Severus wusste, dass sie der Leiter der Abteilung für Außenpolitik und der für Innenpolitik des Zaubereiministeriums waren, saßen an der großen Ebenholztafel und gingen einige Schriften miteinander durch. „Ah, Snape, genau zum rechten Zeitpunkt, Grimsby und Mablethorpe wollten gerade gehen.“, Die verwirrten Blicke der beiden Betroffenen sagten etwas ganz anderes, doch natürlich widersprachen Sie dem Dunklen Lord nicht. Eifrig erhoben sich die Herren von ihrem Platz, räumten ihren Papierkram vom Tisch in ihre Taschen und verabschiedeten Voldemort mit einem Auswuchs an Speichelleckereien, deren Ausmaße Snape auf den Magen schlugen. Gelangweilt scheuchte der Dunkle Lord die Beiden aus dem Salon und widmete sich dann wieder dem Tränkemeister zu: „Wurmschwanz berichtete mir, dass du deine Aufträge nicht termingerecht erfüllst. Ist dem so?“ „Das mag durchaus sein.“, gab Severus trocken zurück. Früher hätte ihm solch eine provozierende Antwort ohne jedwede Rechtfertigung seines offensichtlichen Versagens mindestens einen Cruciatus eingebracht. Doch davor fürchtete er sich nicht mehr. Der Schmerz mochte vielleicht für die Dauer des Fluches unerträglich sein, aber es hörte auch immer irgendwann auf. Zudem konnte der Cruciatus wahnsinnig machen, was durchaus ein verlockender Gedanke war, für Jemanden, dem der Sinn im Leben fehlte. Doch der Dunkle Lord griff nicht nach seinem Zauberstab. Stattdessen grinste er teuflisch, als lache er über Severus kärglichen Versuch, eine Bestrafung zu erhalten. „Erkläre, woran liegt das?“ „Unter anderem am Auftragsvolumen.“, erwiderte Severus leicht angesäuert. Vor allem aber an diesen sinnlosen Gesprächen mit Ihnen, die mir meine wertvolle Zeit und zudem auch noch die Nerven rauben, fügte er im Geiste hinzu. Drei Tage und Nächte hatte er durchgearbeitet ohne es zu bemerken und nun sollte er sich dafür rechtfertigen, dass er keine acht Arme hatte? War er wirklich wegen eines solchen Nonsens hier hoch beordert worden? „Du bist also überfordert.“ Autsch! Zu Severus Leidwesen, kratzte diese spitze Bemerkung mehr an seinem Ego, als er erwartet hatte. Es hatte ihn nicht überfordert Dumbledores Doppelspion zu sein und auch auf diesen unerträglichen Potterjungen aufzupassen, der die Gefahr angezogen hatte wie das Licht die Motten, war kein unlösbares Problem gewesen. Aber nun sollte ihn das einfache Brauen von Zaubertränken überfordern? Die Erkenntnis war mehr als ärgerlich. „Eventuell könnte ich ein wenig Unterstützung, was die Vorbereitung der Zutaten betrifft, gebrauchen.“, presste Severus hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. „Jemanden mit Ahnung vom Fach!“, fügte er schnell noch hinzu, bevor der Dunkle Lord auf die Idee kam, ihm die Ratte als Assistenten aufzuhalsen. Wurmschwanz war unfähig in seiner ganzen Existenz. Auf so eine Hilfe konnte Severus getrost verzichten. Voldemort ließ seine Hand über die Kante des Ebenholztisches fahren. Seine obskur langen Fingernägel hinterließen dabei leichte Kratzrinnen auf der oberen Schicht der Tafel. „Ich weiß von jemandem im Hause Malfoy, der sich für diese Aufgabe eignen könnte.“ „Draco? Der ist durchaus passabel, aber ich glaube nicht, dass er sich protestlos unter meine Fittiche nehmen lässt.“ Es war sicherlich unter der Würde der Malfoys, einem Verräter zu assistieren. „Er würde.“, sagte der Dunkle Lord bestimmt, wahrscheinlich nur um Severus noch einmal auf seine unangefochtene Machtposition Aufmerksamkeit zu machen. „Wie dem auch sei, es ist jemand anderes. Auch Sie war eine Schüler von dir.“ Ein süffisantes Grinsen zog sich über den lippenlosen Mund. „Die kleine, beste Freundin von Potter.“ Granger? Sie lebte noch? Severus dachte einen kurzen Augenblick darüber nach, ob er sie nicht doch im Getümmel der letzten Schlacht hatte sterben sehen, dann verwarf er diesen unnötigen Gedanken und überlegte, ob sie sich tatsächlich als eine gute Assistentin für ihn erweisen würde. Granger war durchaus begabt gewesen in seinem Unterricht und hatte stets solide Ergebnisse abgeliefert. Dies setzte voraus, dass sie ihre Zutaten den Anweisungen entsprechend präpariert haben musste, was wiederum für ihre Qualitäten sprach. Es gab aber auf der anderen Seite auch so viele Eigenschaften, die gegen sie sprachen: Ihre unmögliche Sturheit, diese übertriebene Emotionalität und dann noch das besserwisserische Gehabe, mit dem Sie selbst ihre Freunde zeitweise genervt hatte. Das würde er, trotz seiner unendlichen Geduld, nicht einen Tag lang ertragen können, ohne die kleine Göre eigenhändig zu erwürgen. Und dies würde ihn wieder allein vor dem riesigen Berg an Aufträgen dastehen lassen und somit hätte sich im Vergleich zu jetzt nichts geändert. „Granger ist nicht geeignet.“, lautete deshalb Severus‘ Urteil. „Sie mag durchaus das fachliche Geschick mitbringen, doch sie ist viel zu emotional und stur. Das würde sich eher negativ auf meine Arbeitsgeschwindigkeit auswirken.“ Die Augen des Dunklen Lords verengten sich zu Schlitzen, doch sein Grinsen verbreiterte sich. „Du wirst dir heute Abend ein Bild über sie machen können. Heute Abend sind wir in Malfoy Manor eingeladen. Du natürlich nur als Mitbringsel, dennoch wird sich Lucius sicherlich freuen, dich wieder zu sehen.“ Severus knurrte. Irgendwie schoss ihm ein Bild von einem Geier, der sich an einem Stück Aas labte, in den Kopf. Es war Severus zuwider sich den Spitzfindigkeiten seines ehemaligen Todesserkollegen auszusetzen. Jedoch würden Voldemort seine Argumente bezüglich seiner Müdigkeit und seinem Unwillen Lucius Malfoy unter die Augen zu treten kaum überzeugen. Sie würden ihn wahrscheinlich nur noch zu weiteren Ärgernissen anstacheln. Was für eine Wahl hatte er also? „Keine Einwände?“, sprach der Dunkle Lord süffisant, als habe er Severus‘ Gedankengänge erraten. „Gut, dann kannst du jetzt wieder deiner Arbeit nachgehen. Die Bestände zeigst du mir morgen.“ Grummelnd setzte sich Severus in Bewegung. Seiner Arbeit nachgehen? Mitnichten! Er würde sich jetzt erst einmal eine ordentliche Portion Schlaf genehmigen, um für den heutigen Abend gewappnet zu sein. -TBC- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)