Sommer, Sonne und geschmolzene Schokolade von Nate_River ================================================================================ Kapitel 10: Zerteilte Schokolade -------------------------------- Kapitel 9: zerteilte Schokolade Mello seufzte schwer und lehnte sich gegen die Wand. Neben ihm hockte Matt und ließ seine Finger über die Tasten des Joysticks der Playstation rasen. Mello hatte sich aus Langeweile mit zu Matt ins Spielzimmer gesetzt. L saß mit Near auf der Terasse und spielte Schach. Eigentlich wollte Mello die ganze Zeit zu Near, um eine Antwort auf die Frage zu bekommen, die ihm seit dem vorgestrigen Tag im Kopf rumschwirrte: Was hatte Near gemeint und was war mit ihm los? Seit zwei Tagen hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen, noch waren sie einen Augeblick allein gewesen. Matt schien das alles nicht aufgefallen zu sein, er war ungewöhnlich gut gelaunt. Wieder entwich Mello ein schweres Seufzen. Ohne wirklich darauf zu achten, starrte er auf den Fernsehbildschirm, über den irgendwas mit leichbekleideten Mädchen mit -doppeldeutig- schlagkräftigen Argumenten flimmerte. "Du scheinst bedrückt, Mello", sagte Matt auf einmal. Er drückte auf den "Start"-Button, um das Spiel in den Pause-Modus zu schalten und wandte seinen Kopf zu Mello um. "Nein, nein", winkte Mello ab, "ich bin nur etwas müde. Bei der Hitze hier schlafe ich schlecht." "Hmmm...", machte Matt, doch er schien nicht wirklich überzeugt zu sein. "Wenn du müde wärst, dann würdest du dich einfach hinlegen und pennen." Matt legte den Joystick nun ganz aus der Hand und blickte Mello mit prüfendem Blick an. "Und jemand, der müde ist, seufzt nicht so wie du." Als Mello nichts erwiderte, beugte sich Matt unvermittelt zu ihm hinüber. Mello erstarrte. Was zum...? "Mello, ich kenne dich nun schon seit etwa 8 Jahren. Ich kenne dich." Matts Hand legte sich leicht auf Mellos Arm. "Und wenn du Hilfe brauchst, dann kannst du zu mir kommen. Ich bin immer für dich da." Sein Gesicht kam Mellos immer näher und Mello blieb die Luft weg. Doch im gleichen Moment kam Mello der Gedanke, dass dies genau das war, was er Near sagen wollte. Er musste mit ihm sprechen, jetzt sofort! Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang Mello auf und rannte aus dem Zimmer. Matt rief ihm irgendetwas hinterher, das er jedoch nicht mehr hörte. Seine Füßen trugen ihn ohne Zögern direkt auf die Terasse, auf der L und Near zusammen am Tisch saßen, zwischen ihnen ein Schachbrett. Als Mello auf die Terasse gerannt kam, hoben beide die Köpfe und starrten den blonden Jungen verwirrt an. "Mello?", sagte L, "was hast du denn? Ist alles in Ordnung?" Mello reagierte überhaupt nicht auf das, was L gerade zu ihm gesagt hatte; seine Augen klebten wie Magnete an Near fest, der unsicher zurücksah. "Near", keuchte Mello atemlos, "ich muss mit dir reden, jetzt gleich, bitte!" Near schluckte schwer, bevor er erwiderte: "Was willst du denn mit dir reden, Mello? Ich bin gerade beschäftigt." Mello traute seinen Ohren kaum. Warum war Near so verdammt abweisend zu ihm? Aber warum sah er dabei so unsicher und verzweifelt aus? Mello trat einen Schritt näher an Near heran und packte seinen Arm. Near zuckte zusammen und wollte von Mello wegrücken, doch der Junge hielt den anderen fest im Griff. In diesem Moment war es Mello vollkommen egal, ob L zuhörte oder nicht, es war ihm auch egal, was dieser denken könnte. "Near!", rief Mello und plötzlich spürte er, wie ihm heiße Tränen in die Augen schossen. "Ich liebe dich! Weich mir nicht länger aus, bitte!" Und voller Erstaunen bemerkte er, dass Near Tränen die Wangen hinabliefen. "Mello, was soll das heißen?", ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund. Entsetzt wandte sich Mello um und starrte direkt in die Augen von Matt, der ihn unverwandt ansah. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein Mund vor Überraschung geöffnet. "Matt...?" "Lass mich los, Mello!", rief Near plötzlich, schlug Mellos Hand weg, die ihn immer noch am Arm gepackt hielt und sprang von seinem Stuhl auf. "Lass mich endlich in Ruhe! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!" Near sah Mello nicht in die Augen; seine Hände waren zu Fäusten geballt und die Tränen rauschten wie ein Bach. "Aber Near...?" Mello brachte kaum ein Wort heraus, die Zeit schien still zu stehen. Was hatte Near gerade zu ihm gesagt? Er konnte gar nicht reagieren, als Near sich umdrehte und wegrannte. Wenige Augenblicke später war er verschwunden und das Gartentor zum Strand knarrte leise. "Mello, was hat das zu bedeuten?", flüsterte Matt und kam langsam auf Mello zu. Sein Gesicht ähnelte dem eines Menschen, der sich verraten fühlt. "Matt..." Zögernd senkte Mello den Kopf. Am liebsten wäre auch er jetzt weggerannt, Near hinterher. "Ich hätte es dir früher sagen sollen, ich weiß, aber ich konnte nicht. Ich habe Angst davor gehabt, dass du kein Verständnis dafür haben könntest. Ich liebe Near. Er ist nicht länger mein Rivale." "Wie lange...?" "Eigentlich schon immer, aber ich weiß es erst seit etwa einem Jahr." "Ich weiß es länger!", meldete sich unvermittelt L zu Wort. Mellos und Matts Augen wanderten langsam zu L hinüber und starrten ihn wortlos an. Matt räusperte sich schließlich. "Also, ähm, du und Near- ihr...?" "Ja." "Na ja, das ändert ja nichts daran, dass ich dein bester Freund bin, oder?" Mello sah Matt durchdringend an. Trotz seiner Trauer und Angst um Near musste er lächeln, als er Matts fragenden, ja, zögerlichen Blick begegnete. "Wo denkst du hin?", erwiderte Mello und knuffte Matt in die Seite. Auch Matts Mund verzog sich nun zu einem Lächeln. "Na los, lauf schon. Du willst doch bestimmt zu ihm, oder etwa nicht?" Matt schob Mello die Verandatreppe hinunter und schubste ihn leicht an. "Ich danke dir, Matt. Wir sind bald wieder da!" Ohne weiter zu zögern, sprintete Mello los und war auch schon durch das Tor verschwunden. Auf der Veranda blieben L und Matt zurück. Ein paar Augenblicke verstrichen, während L seine tiefliegenden Augen auf Matt fixierte. "Game Over würde ich sagen", bemerkte L. Das nasse Glitzern in Matts Augen war ihm nicht entgangen- wie ihm auch sonst nie etwas entging. "Ach, halt die Klappe!", grummelte Matt. "Gib mir lieber was zu Essen von dir!" Und ohne auf eine Erwiderung Ls zu warten, schnappte sich der rothaarige Junge Schokolade, die L zuvor für sich selbst in kleine Stücke zerteilt hatte und stopfte es sich in den Mund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)