Zuflucht von Araliay (Viktor x Ron) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Und doch endlich ist der nächste Teil draussen. Wenn ich denke das ich eigentlich schon bis Teil 11 fertig ist, krieg ich selbst schon die Krise. Aber was solls, das mit dem Beta finden ist einfach zu schwierig und meine Rechtschreibung zu schlecht um sie euch so anzutun. Desghalb ein extra großer Dank an VampireBlood fürs Beta lesen und euch noch viel spaß. **~** Über dem schmalen Küchentresen verteilt lag eine bunte Mischung aus Pflanzen und Kräutern, in dessen Mitte ein aufgeregt bezaubernder Kessel stand. Direkt unter der Decke hingegen hing eine leicht violett schimmernde Wolke, die sich trotz des fehlenden Windes hin und her bewegte. „Ich wusste ja das der Geruch schlimm wird, aber hierfür werde ich größeren Ärger mit den Nachbarn bekommen,“ sagte Percy verzweifelt. Der feste Griff am Fensterrahmen hielt seine wackeligen Beine vom einknicken ab. Die ungesunde, gelbliche Färbung besserte sich, trotz der frischen Luft aus dem weit geöffneten Fenster, kaum. Hektisch öffnete Viktor alle übrigen Fenster im Raum, um mehr von der kalten Luft hinein zu lassen, während er Percy's schwankende Gestalt im Auge behielt. Nach zwei Wochen und drei grundlos abgesagten Terminen, um mehr über die Herstellung des Vielsafttranks zu lernen, hatten sie beschlossen es allein zu versuchen. Ein offensichtlicher Fehler. Ruckartig schob Viktor das letzte Fenster auf, lehnte sich raus und sog gierig die nach Autoabgasen stinkende Luft ein. Innerlich wappnete er sich erneut, atmete ein letztes Mal tief ein und trat zurück in das Zimmer. Trotz des Versuches ausschließlich durch den Mund zu atmen, schaffte es der Gestank seine Nase hinauf zu kriechen. „Du gehst in dein Schlafzimmer und legst dich hin. Das hier werde ich entsorgen,“ sagte Viktor und umrundete den Tresen. Für kurze Zeit sah Percy aus, als wollte er etwas erwidern und trat sogar einen Schritt vor. Dann nahmen seine Augen einen glasigen Ausdruck an und er stützte sich wieder schwer auf dem Fensterrahmen ab. „In Ordnung. Aber nicht in den Ausguss. Sonst bringt es noch jemanden um,“ stammelte Percy. „Soll ich dir helfen?“ fragte Viktor und stellte sich neben ihn. „Nein, danke. Ich schaff das,“ wehrte Percy ab. Unter sichtlicher Anstrengung straffte sein Gastgeber die Schultern, richtete sich auf und drehte sich zur Tür. Steifbeinig stakste er los und Viktor machte sich bereit vorzuspringen, um zu helfen. Erstaunt beobachtete er jedoch, wie Percy ohne zu straucheln im Schlafzimmer verschwand. Schnell huschte er zur Tür, um sein Ohr dagegen zu pressen. Es folgte Stille und dann ein dumpfer Laut, der bedeutete, dass Percy auf sein Bett gefallen war und nicht den Fußboden. Beruhigt wandte sich Viktor dem misslungenen Vielsafttrank zu, der weiter vor sich hin köchelte. Dabei hatten sie vorhin, beim ersten Anzeichen von Problemen, die Flamme unter dem schwarzen Eisenkessel gelöscht. Kein gutes Zeichen. Die Versuchung, das Gebräu sofort in den Ausguss zu kippen, verstärkte sich mit jeder Sekunde und nur die Vorstellung von dutzenden, durch seine Schuld, gestorbenen Mugglen hielt ihn davon ab. Seufzend wandte er sich dem Herd zu, auf dem ein Buch über das Brauen von Zaubertränken lag. Glücklicherweise eine der neueren Ausgaben, in dem, laut Ministerium, auch die richtige Handhabung und Entsorgung von missglückten Tränken stehen musste. Zu Anfang hatte Viktor, wie alle anderen denen es vergönnt war einen Zauberstab zu schwingen, dieses Gesetz als ärgerlich empfunden. Zauberer waren, wie er selbst, eitel genug, um so etwas als Beleidigung anzusehen. Jetzt wo er hastig die Seiten nach einem Mittel gegen den Gestank durchsuchte, änderte sich seine Meinung. Sollte ihm etwas hier drin helfen, verfasste er persönlich einen Dankesbrief und machte eine eigene Kampagne für solche Sicherheitshinweise auf. „Das riecht man bis in den Flur.“ Die gedämpfte Stimme schreckte Viktor aus seinen Gedanken und er wirbelte kampfbereit mit dem Zauberstab in der Hand zur Tür. Den Kragen der Jacke bis über die Nase gezogen, eilte Ron auf den Tresen zu. Suchend huschte sein Blick über den Tisch, bevor er nach einem gelblichen Kraut griff. In einer fließenden Bewegung riss er zwei Blätter ab und warf sie in den Kessel. Plötzlich begann das Brodeln sich zu verstärken und das grünliche Gebräu drohte überzukochen. Viktor machte sich schon bereit in Deckung zu springen, als sich dir Farbe langsam änderte. Mit jeder Nuance die es dunkler wurde, beruhigte sich die Flüssigkeit, bis sie bräunlich grau wirkte und ganz still im Kessel ruhte. Sofort nahm Ron eine rotfleckige Knolle und eines der Messer auf der Theke. Vorsichtig schnitt er drei kleine, gleichgroße Vierecke zurecht. Danach warf er sie im Abstand von fünf Sekunden hinein. Zuerst bemerkte Viktor keinen Unterschied, bis seine Nase freudig ihre Funktion wieder aufnahm. Der Geruch hatte sich auf ungewaschene Quidditch Ausrüstung abgeschwächt und der Bulgare glaubte nie glücklicher über einen schlechten Geruch gewesen zu sein. „Du bist mein Retter. Woher wusstest du das nur so schnell? Du musst in der Schule bei Zaubertränken wirklich gut gewesen sein,“ sagte Viktor und lächelte Ron müde an. Der zog den Kragen nach unten und gab den Blick auf sein gerötetes Gesicht frei. „Der einzige Grund, warum jemand wie ich in so einem grauenvollen Fach gut sein konnte, ist eine lernbessesene Freundin. Beim Vielsafttrank ist das aber noch anders. Sie war so besessen davon, dass ich ihn im Schlaf brauen könnte,“ entgegnete Ron ruhig. Interessiert betrachtete er einige der zurecht geschnittenen Kräuter auf dem Tisch und vermied es so geschickt Viktor anzuschauen. „Ich wünschte, ich hätte eine solche Freundin gehabt. Der Lehrer hat mich nur bestehen lassen, weil ich Quidditch spiele. Ansonsten wäre ich bestimmt durchgefallen,“ erklärte Viktor und entlockte Ron damit ein zurückhaltendes Lächeln. „Dann sind die Schiefen wohl von dir,“ stellte Ron fest. Das erinnerte Viktor daran, dass die Geraden von seinem kranken Gastgeber stammten. „Percy! Er war auch dabei. Plötzlich schoss diese braune Wolke hoch und hat ihn kurz eingehüllt. Er war hinterher so wackelig auf den Beinen und ganz gelb im Gesicht, dass ich ihn zu Bett geschickt habe,“ erklärte Viktor rasch. Zwar wollte er die gute Stimmung nicht ruinieren, doch Ron wusste vielleicht, ob sein Bruder Hilfe brauchte oder nicht. „Die Stücke waren nicht eckig genug,“ sagte Ron schmunzelnd. „Was?“ fragte Viktor verwirrt. Die Vorstellung, dass etwas eckiger als eckig sein konnte, verwirrte ihn. „Ach nichts. Das mit Percy ist Harry und mir auch schon passiert. Lass ihn einfach schlafen. Wenn er aufwacht, sieht er wieder normal aus. Allerdings darf er für den Rest der Woche nichts gelbes essen. Das ist ziemlich wichtig,“ erklärte Ron. „Will ich überhaupt wissen, was sonst passiert?“ hakte Viktor nach und erhielt das erwartete Kopfschütteln. Gebannt sah er zu, wie Ron begann alles auf dem Tisch zu sortieren. Die ganze Situation erschien Viktor surreal. Ron sprach mit ihm und lächelte sogar, vermied dafür aber Augenkontakt. Und wieso war er überhaupt hier, wo ihre Treffen doch am laufenden Band abgesagt wurden? „Harry war in letzter Zeit etwas krank. Im Moment schläft er und Ginny passt auf ihn auf. Shaklebolt dachte, es wäre der perfekte Moment, um mich her zu bringen und euch möglicherweise von was Dummen abzuhalten. Nur leider bin ich etwas zu spät,“ antwortete Ron. Viktors Augen weiteten sich leicht, als er begriff, dass er den letzten Satz laut gesagt hatte und hoffte das die Bemerkung über das Lächeln nicht Teil seiner Nachlässigkeit war. Er musste sich mehr zusammen nehmen, den egal wie merkwürdig ihm das alles hier erschien, war es sehr real. „Was hat Harry denn? Hoffentlich nichts Schlimmes,“ sagte Viktor rasch, um ein weiteres Gespräch in diese Richtung zu vermeiden. „Harry ist . . . es ist schwer zu erklären. Ich glaube, ich darf es gar nicht wirklich. Geheimhaltung und so was. Aber mach dir keine Sorgen, es wird ihn bestimmt nicht umbringen. Es ist nur, dass es ihn manchmal nicht so gut geht,“ sagte Ron. Die Handgriffe, die zuvor noch zielstrebig für Ordnung gesorgt hatten, wurden mit jedem Wort fahriger und stoppten zuletzt ganz. Verloren starrte Ron ein hellgrünes Kraut in seiner Hand an. Erschreckt bemerkte Viktor, dass Ron's Gesicht immer mehr dem ihrer ersten Begegnung glich und verfluchte sich für seine schlechte Themenwahl. „Wie wäre es, wenn ich uns Tee aufsetze?“ sagte Viktor übertrieben laut. Der erwünschte Erfolg stellte sich schnell ein. Ron zwinkerte kurz mit den Augen und schaute ihn zum ersten Mal an. Leider zierte dabei wenig schmeichelhafter Zweifel sein Gesicht. „Ich mag vielleicht nicht der beste Koch sein, aber Tee bekomme ich noch hin,“ beschwichtigte ihn Viktor. „In der Zwischenzeit hast du vielleicht ein Herz für uns und sagst mir, wie wir es richtig machen können.“ „Für einen guten Tee, werde ich erst mal versuchen, das hier zu entschärfen. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir vielleicht sogar einen neuen Vielsafttrank aufzusetzen,“ sagte Ron und sein Lächeln war zurück gekehrt. „Das hier wird der beste Tee, den du jemals getrunken hast,“ versprach Viktor und drehte sich zügig zur Küchenzeile um. Während er die benötigten Utensilien aus den Schränken holte, begann Ron mit dem Messer weitere Kräuter zu bearbeiten. Fieberhaft dachte Viktor über ihre Unterhaltung nach und was sie bedeutete. Harry, dem großen Helden der Zaubererwelt, ging es schlecht? Sie hatten bereits Hermione im Kampf verloren. Da dieser Verlust ihn ebenfalls sehr schmerzte, respektierte er Ron's Entscheidung ihren Namen nicht zu benutzen. Das führte allerdings zu einem neuen Problem. Über was sollte er mit jemanden reden, wenn die einzigen zwei Gemeinsamkeiten wegfielen? Da blieb nur noch Quidditch. Er hoffte nur, Ron mochte das Spiel. **~** „Wie kann jemand nur so inkompetent sein? Ein QV-34 Formular mit dem QV/34 zu verwechseln? Das eine ist ein Antragsformular und das andere ist ein Bestellformular. So etwas unterschiedliches durcheinander zu bringen, ist doch lächerlich. Hätte ich diesen Fehler nicht bemerkt, dann . . .“ Gelangweilt blendete Viktor die Ausführungen seines Gastgebers aus. Zwar hatte er selbst sich gewünscht und darum bemüht ein gutes Verhältnis zu ihm aufzubauen, aber das hier war lächerlich. Kein Wunder das er hier nicht Gefahr lief, entdeckt zu werden. Niemand mit ein bisschen Verstand wagte sich freiwillig in die Nähe dieses Langweilers. „Möchtest du noch etwas Kaffee Viktor?“ Bevor er auf die Frage reagieren konnte, füllte Percy die Tasse erneut und fuhr mit seiner Geschichte fort. Einzig die Zeit, die er brauchte, um einen Bissen des allmorgendlichen Marmeladentoasts runter zuschlingen, brachte dem Bulgaren eine kurze Pause. In Anbetracht der Tatsache, dass Percy sein einziger Gesprächspartner war und er sich auf die wenigen Minuten menschlichen Kontakts freute, fühlte er sich sehr deprimiert. Zumindest hatte er das gestern begriffen, als es seinem Gastgeber zu schlecht ging, um mit ihm zu reden. So in Gedanken, knabberte Viktor weiter an seinem eigenen Käsetoast und bemerkte die kleine Eule gar nicht, die auf dem Fensterbrett landete. Tock. Tock. Tock. Mittlerweile versuchte Percy ihm händeringend den Unterschied zwischen einem schrägen und einem geraden Strich zu erklären. Tock. Tock. TOCK. Irritiert lehnte Viktor sich leicht zurück und schaute unter den Tisch, doch Percy's Füße standen ruhig auf einem Fleck. TOCK. TOCK. TOCK. TOCK. TOCK. Dem Geräusch folgend verließ sein blick Percy's Füße und wanderte an ihm vorbei zum Fenster. Verblüfft beobachtete er einen kleinen springenden Ball aus Federn. Es dauerte etwas, bevor er es schaffte diesen Vogel mit einer Eule in Verbindung zu bringen. „Am Fenster,“ zischte Viktor. Abgesehen von Percy's eigener Eule Hermes, war dies die erste, die hier aufgetaucht war. Das hatte einen guten Grund, denn niemand konnte wissen, ob sich hinter einer einfachen Posteule nicht ein Spion versteckte. „Was?“ Verstimmt über die Unterbrechung schaute Percy von Viktor zum Fenster. Sofort wandelte sich der Ausdruck in Besorgnis. Hastig sprang er auf und riss dabei fast seinen Teller mit sich. Kaum öffnete sich das Fenster, schoss der kleine Ball aus Federn in das Zimmer und flog im Zickzack um sie herum. Das offene Fenster vergessen, versuchte Percy die erstaunlich schnelle Eule zu fangen. Gerade, als das kleine Wesen vor ihm vorbeiflog, schnappte Viktor zu. „Natürlich. Es brauchte einen der weltbesten Sucher um das Vieh zu fangen,“ beschwerte sich Percy und beugte sich über den Tisch. Viktor schob die kleine Eule in seinen Händen so zurecht, dass das Beinchen, an dem ein Zettel hing, für Percy erreichbar war. Der nahm ihn vorsichtig ab und überflog ihn im stehen. Während Viktor auf Percy's Erklärung wartete, drehte er die kleine Eule in seinen Händen, um sicher zu gehen, dass er sie nicht verletzt hatte. Erstaunt betrachtete er den hellbraunen, fröhlich gurrenden Wust aus Federn, der anscheinend überglücklich an seinem Finger knabberte. „Ich soll dir von Ron bestellen, dass die Antwort 14 lautet. Er hat es nachgeschlagen,“ sagte Percy und sank erleichtert zurück auf seinen Hocker. „Das ist übrigens Pigwigdeon. Kurzform Pig. Er ist Ron's Eule und über jeden Zweifel erhaben. Die einzige Person, die es schafft, ihn abzufangen, obwohl die Nachricht nicht für ihn bestimmt ist, ist Ron selbst,“ erklärte Percy. Dann, als wäre es ihm gerade wieder eingefallen, stand er auf und schloss das Fenster. „Während du gestern geschlafen hast, haben wir uns ein bisschen über Quidditch gestritten. Wie es aussieht hatten wir beide unrecht,“ berichtete Viktor. Nachdem das Fenster fest verschlossen war, ließ Viktor die kleine Eule wieder los. Sofort schoss Pig los, umkreiste den unbegeisterten Percy ein paar Mal und setzte sich dann mitten auf dessen Teller, um über den verbliebenen Toast herzufallen. „Ihr habt euch über Quidditch unterhalten? Das ist ja schön. Ron hat viele Bücher. Wenn du möchtest, kannst du Pig ja eine Nachricht mitgeben. Vielleicht besitzt er etwas Interesantes, das er dir leihen kann,“ schlug Percy begeistert vor. Den kleinen Toasträuber vergessen, holte er aus einer Schublade hinter sich ein kleines Set Briefpapier, das Viktor früher schon aufgefallen war. „Ich habe das hier speziell wegen Pig's Größe gekauft. Wenn Ron tatsächlich etwas hat, schick ruhig meine Eule los, aber sprich vorher bitte ab, um welche Zeit,“ bat Percy und reichte das Papier über den Tisch. Die inoffizielle Erlaubnis in Briefkontakt mit einer anderen Person treten zu dürfen, begeisterte Viktor. Allerdings war er sich nicht ganz sicher, ob Ron diesen Kontakt akzeptieren würde. Das Gespräch am Vortag war sehr holprig verlaufen und einige Male ins stocken geraten. „Ich muss dich nur davor warnen, Pig in die Nähe meiner Eule zu lassen. Diese aufgedrehte Art ist ihr ein wenig zu viel. Genau wie den meisten anderen Lebewesen,“ zweifelnd schaute Percy auf die kleine Eule. Der Toast lag in Stückchen zerrissen über den ganzen Tisch verteilt, während der Schuldige begeistert an seinem Kaffee nippte. „Weg da. Das Letzte, was du brauchst, ist Koffein,“ rief Percy aus und griff nach Pig. Der entkam dem Fangversuch mit einigen flinken Flügelschlägen und nahm seinen Zickzack Kurs um ihn wieder auf. Die ganze Zeit über flötete Pig dabei in den höchsten Tönen vergnügt vor sich hin. In dem Versuch die kleine Eule zu verjagen, fuchtelte Percy wild mit den Händen doch Pig's Spieltrieb ließ sich einfach nicht stoppen. Erstaunt vernahm Viktor leises Fluchen und glaubte Worte, wie „verdammtes Vieh“ oder „was findet er nur an dem Biest“, heraus zu hören. Nach einigen Minuten des wilden Treibens und einer immer noch munteren Eule, gab sein Gastgeber auf. Und sank mit hochroten Kopf auf den Hocker nieder. „Ich glaube, den Rest vom Frühstück lasse ich ausfallen. Wenn du Pig losschicken willst, mach das Fenster auf und hoffe auf das Beste,“ wies Percy ihn an. Dann griff er nach einem Stück von dem zerbröselten Toast. „Hier Pig. Fang!“ rief Percy plötzlich und warf das Stück hoch. Wie auf Kommando stürzte die kleine Eule vor und griff nach der Beute. Im gleichen Moment sprang er auf, stürmte durch die Schlafzimmertür und warf sie hinter sich mit lautem Krachen zu. Viktor, der das ganze Schauspiel mit mühsam unterdrückter Schadenfreude verfolgt hatte, begann in der neu gefundenen Einsamkeit laut zu lachen. Das jedoch zog die Aufmerksamkeit des kleinen Pig auf sich, der suchend vor der Tür auf- und abflog. Laut Pfeifend bog die kleine Eule scharf nach rechts und setzte im Sturzflug auf den Tisch an. Für das wilde Flattern setzte der winzige Vogel wie Viktor fand, erstaunlich grazil vor seinem Teller auf. Fragend drehte die Eule das kleine Köpfchen nach links, hüpfte etwas näher an den Teller und pickte dann einmal gegen den Rand. Vorsichtig legte Viktor die verbliebene Hälfte des Käsetoast auf das weiße Porzellan und einen schnellen Flügelschlag später saß Pig auf dem Toast und zerrte munter an einem Stück bis es abriss. Danach warf er es glücklich gurrend von sich und begann von neuem. Grinsend beobachtete der Bulgare, wie sich die Federn des Winzlings bei seinem Spiel immer mehr aufplusterten. Ludowa, seine eigene Eule, war eines Tages von einem Botenflug nicht zurück gekehrt. Ihr Schicksal war zwar ungewiss, aber wenn eine Eule im Krieg verschwand, erwartete niemand ihre Rückkehr. Seitdem brachte er es nicht übers Herz sich eine neue zu suchen, um sie dann einer ähnlichen Gefahr auszusetzen. Auf diese Weise war er gezwungen gewesen, einige der merkwürdigsten Botenvögel zu mieten, die es für Geld gab. Aber an die hier reichte keine ran. „Wie kommt Ron nur an so eine kleine, schräge Eule wie dich?“ sprach Viktor seine Gedanken laut aus. Als Pig den Namen seines Besitzers hörte, hielt er kurz inne und schaute auf, bevor er weiter am Toast riss. Erstaunt faltete der Bulgare seine Hände auf dem Tisch und bettete seinen Kopf auf sie, um mit Pig auf einer Sichthöhe zu sein. „Ron,“ sagte Viktor leise. Wieder schaute ihn die Eule kurz an. „Und ich dachte du bist so beschäftigt, dass dich sonst nichts interessiert,“ versuchte es Viktor erneut. Doch diesmal ignorierte die Eule ihn, zugunsten des Toasts. „Kräcker,“ sagte Viktor deutlich, doch Pig würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen warf er ein Stück Toast direkt in sein Gesicht. Von der harschen Abfuhr überrascht, richtete der Bulgare sich wieder auf und wischte den Käse von seiner Stirn. Jede Eule, die er kannte, reagierte ekstatisch auf ein solches Angebot und dieses kleine Federvieh ignorierte ihn. „Ron,“ sagte Viktor und die kleine Eule schaute auf. „Kannst du einen Brief für mich zu Ron bringen?“ setzte er schnell nach. Pig schaute ihn einen Moment länger an, flötete laut und riss dann weiter an dem verbliebenen Stück Toast in seinen Krallen. „Die Frage ist nur, ob er überhaupt einen von mir will,“ flüsterte Viktor leise und schaute auf das Briefpapier. Plötzlich sprang Pig auf das Papier, flatterte wild mit den Flügeln und piepte fast schon beschwörend zu ihm auf. Verdutzt da er Ron's Namen gar nicht genannt hatte, starrte er auf die Eule. „Ich soll also schreiben?“ fragte Viktor nach. Das flattern hörte sogleich auf und Pig knickte das Köpfchen nach links, bevor es ihn anstarrte. „OK ich schreibe ihm,“ sagte Viktor. Dabei kam er sich etwas seltsam vor, der kleinen Eule so etwas zu versprechen. Diese flötete als Antwort einmal begeistert auf und hüpfte zurück zum Teller. Auf dem Weg dorthin hielt sie nur kurz inne, um ein Toaststück an einen anderen Ort zu befördern. Mittlerweile begriff er, warum Percy aus dem Zimmer geflohen war. Grinsend stand er auf, um sich einen Stift zu holen, denn den Zorn der kleinen Eule wollte er bestimmt nicht auf sich ziehen. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)