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Die Sinne eines Jägers

Wer hat Angst vorm Haifischmann?
von

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Das Portrait

So langsam aber sicher fühlte sich der Haifischmann von den ihn umgebenden Winzlingen nicht mehr als ernstzunehmende Person wahrgenommen, sondern vielmehr als eine große, blaue, und ziemlich dämliche Witzfigur.

Gerade, als er seinem Ärger Luft machen und sich damit wieder den nötigen Respekt verschaffen wollte, kehrte Deidara, bewaffnet mit seinen geliebten Kreidestiften und einem Zeichenblock, wieder in die Küche zurück.

Argwöhnisch überließ der Blonde seinem kindsköpfigen Partner sein geliebtes Zeichenmaterial, und Tobi begann sofort, drauflos zu kritzeln, wobei er ausschweifenden Gebrauch von allen Farben des Regenbogens machte, was Deidara mit knirschenden Zähnen zur Kenntnis nahm.

„Bitte lächeln, Fräulein Alverliekin!“ forderte der Maskenträger höflich. „Nein, nicht gucken, Deidara-Sempai!“

Die geschmeichelte Tilya posierte freundlich grinsend vor der mit einem Glasdeckel verschlossenen Pfanne, in welcher der Seehecht fröhlich vor sich hin dünstete.
 

Schon kurz nachdem Tilya den Fisch zum ersten Mal wenden musste, hatte Tobi sein Werk vollendet.

„Tadaa!“ stolz hielt der Akatsuki den Block in die Höhe.

Mit Befriedigung bemerkte Kisame, wie sich Tilyas Mimik versteinerte. „Das soll ich sein?“

„Wie aus dem Gesicht geschnitten!“ lobte der gehässig schmunzelnde Kiri-nin den Zeichner wohlwollend.

„Um Himmels Willen, hm! Baka, das kann man ja nicht mal mehr als abstrakte Kunst bezeichnen, hm!“mokierte sich jedoch Deidara, als er einen Blick auf das Gekritzel geworfen hatte. „Und dafür hast du meine teuren Farben verschwendet, Tobi, hm? Dieses… Ding da sieht Tilya nun wirklich nicht im Geringsten ähnlich, hm! Mann, das grenzt ja schon an fast eine Beleidigung,…“ Er deutete auf die leicht geknickte Alverliekin. „…an Sachbeschädigung,….“Nun wies er auf seine kostbaren Zeichenmaterialien. „…ja,sogar an Körperverletzung, hm!“ Deidara lenkte bei seinen letzten Worten seine Zeigefinger auf die eigenen, weit aufgerissenen Augen, und starrte Tobi vernichtend aus eben jenen an.

„Also, mir gefällt es.“ meinte Kisame trocken, und grinste seinem Mädchen herausfordernd zu.

Tilya begutachtete skeptisch das sogenannte Gemälde, welches nicht gerade dazu beitrug ihre negative Selbsteinschätzung aufzuwerten.
 

Es zeigte ein Strichmännchen mit winzigem Körperchen, langem, dünnen Hals, viel zu großen Füßen und Händen, und einem überdimensionalen Kopf.

Zwei riesige, blaue Kreise, in denen je ein senkrechter, schwarzer Strich eingezeichnet war, stellten die Augen dar, die Tilya irgendwie an die einer Eule erinnerten.

Einer Eule, die eindeutig unter Drogen stand, um genau zu sein…

Darunter prangte ein ebenso übergroßer, roter Mund, dessen Winkel weit über das runde Gesicht hinausragten, und der große, quadratische Schneidezähne offenbarte, deren Monstrosität nur noch von den säbelzahntigerhaften Fängen überboten wurde.

Die spitzen Ohren ragten bis in die liebevoll gezeichneten Wolken, aus denen übrigens Blitze hervor züngelten, die sich in dem kunterbunten, wüsten, in alle Himmelsrichtungen abstehenden Federhaar von Tilyas ´Ebenbild´ entluden.

Es war scheußlich… aber trotzdem… irgendwie… eindeutig…
 

„Die Ähnlichkeit ist schon verblüffend…“ musste die Alverliekin etwas erschrocken anerkennen. „Du liebe Zeit, habe ich etwa wirklich so große Zähne und diesen seltsamen, irren Blick?“

„Ja!“ bestätigte Tobi. „Und nicht zu vergessen, den Entenhals!“

Unwillkürlich fuhr sich Tilya selbstkritisch über die Kehle

„Ach, Quatsch, hm!“ schimpfte Deidara, und riss Tobi verächtlich schnaubend den Block aus der Hand. „Dieser Kunstbanause hat doch keine Ahnung, hm! Vergiss besser sofort, was du eben gesehen hast, meine Liebe, hm! Jetzt zeichnet dir der Meister nämlich ein Portrait, das deiner gerecht wird, hm!“

Kisame grunzte nur belustigt.

Deidara jedoch schnappte sich unbeirrt die Stifte, und legte gleich los.

Währenddessen kümmerte sich die immer noch nachhaltig leicht entsetzte Tilya um den Seehecht, der ihr fast in der Pfanne angebrannt wäre.

Der hungrige Kisame linste ihr ungeduldig über die Schulter, ätzte, dass der ganze Firlefanz ihm viel zu lange dauerte, dass er den Fisch doch lieber roh, am Stück, und mitsamt Innereien und Gräten hätte verspeisen sollen, und schlurfte dann missgelaunt wieder an den Küchentisch zurück.

Er bemerkte nicht, dass Tilya ihm glücklich lächelnd nachblickte.

Es war das erste Mal, dass sie eigenständig, und nur für ihren Meister, dessen Leibspeise zubereitete. Irgendwie ein schönes Gefühl…
 

Deidara entging das Strahlen in Tilyas Augen nicht, und hochkonzentriert fing er alles mit seinen Zeichenutensilien ein.

Zufrieden begutachtete er schließlich sein fertiges Kunstwerk.

„Oh, wie hübsch! Fast so hübsch, wie Tobis Bild!“ krächzte der Maskenträger, der sich über seinen Partner gelehnt hatte, und wurde sogleich, wie eine lästige Fliege, mit einer ungeduldigen Handbewegung des Blonden verscheucht.

Neugierig schielte nun auch Kisame auf den Block.

Was er sah, verschlug ihm erst einmal die Sprache.

In warmen, zarten Pastelltönen hatte Deidara sein Mädchen elfengleich eingefangen.

Das Federhaar trug sie so adrett hochgesteckt, wie am vergangenen Abend, und statt eines unvorteilhaften, dunklen Männerpullovers verdeckte nur der dünne Stoff eines weißen Spitzenhemdchens ihren Oberkörper.

Die gezeichnete Tilya lächelte dem Betrachter kess, ja beinahe verführerisch entgegen, die verliekischen Augen leuchteten in fast demselben, zauberhaften Meeresblau, wie die des Originals.

Deidara hatte die junge Alverliekin zugleich niedlich, aber auch ziemlich sexy auf Papier gebannt…
 

Kisame knurrte dunkel auf, und fixierte den Künstler aus seinen stechenden Iriden.

„SO siehst du sie also?!“ blaffte er den Blonden an. „Tobis Bild trifft sie eher, wenn du mich fragst! So attraktiv, wie du sie dargestellt hast, sieht sie nämlich bei Weitem nicht aus! Und ihr Blick erst! So kokett schaut sie niemanden an! Zumindest MICH nicht…“

Lauernd starrte der Kiri-nin den vermeintlichen Schwerenöter an, der sich aber nicht davon beeindrucken ließ.

„Dann solltest du vielleicht mal genauer hingucken, hm!“ zischte Deidara trotzig. „Du kannst dich glücklich schätzen, ein solches Schmuckstück an deiner Seite zu haben, du Holzkopf, hm! Und exakt mit diesem Blick“, er deutete überzeugt auf seine Zeichnung, „sieht sie mich an – wenn sie mir von DIR erzählt, hm!“

Deidara schüttelte resigniert das blonde Haupt, und hielt ihm das Bild vor die Nase. „Hier, schenk ich dir, hm. Vielleicht fällt es dir ja irgendwann einmal wie Schuppen von den Augen, wenn du dir dieses Bild nur oft genug ansiehst, hm… Womöglich wird dir erst dann endlich richtig klar, was dir da überhaupt für etwas Schönes und Wertvolles in den Schoß gefallen ist, hm!“

„Pah!“ spuckte Kisame aus. „Wozu brauch ich eine Kopie, wenn ich das Original rund um die Uhr um mich herum haben kann?“

„Sei dir da mal nicht so sicher, hm! Wenn du ungehobelter Trampel sie weiterhin so schlecht behandelst, dann wirst du sie vielleicht irgendwann doch noch verlieren, und dann wirst du froh sein, wenn dich wenigstens dieses Portrait noch an sie erinnert, hm!“

„Natürlich… Behalte das Bild lieber selbst, du Suppenkasper; wie es mir scheint, hast du es nötig! Du kannst es ja jeden Abend aus deinem Nachttisch hervorholen, und dir darauf einen runterh…“
 

„Der Fisch ist sofort fertig!“ unterbrach Tilyas übermütiges Jauchzen den Streit am Esstisch.

Die arglose Alverliekin gesellte sich erwartungsvoll zu ihrem Meister und ihrem Freund. „Und? Das Bild auch?“

Stolz präsentierte Deidara der staunenden Tilya daraufhin sein Meisterwerk.

Die junge Frau quietschte begeistert auf, und sofort begannen die beiden zierlichen Persönchen herumzukichern, und miteinander zu albern, wie zwei überdrehte Teenager.

„Wow! Mann, Deidara…! Das ist ja der Wahnsinn! Aber… so hübsch sehe ich doch gar nicht aus!“

„Stimmt, hm…. Du bist noch viel, viel hübscher, hm!“

„Aber natürlich!“ Die Alverliekin lachte, und wuschelte dem Blonden keck durch die akkurate Frisur, was eine liebevolle, kleine Rangelei zwischen den beiden Freunden zur Folge hatte.

Kisame beobachtete das Schauspiel mit wachsendem Unmut, bis es ihm endgültig zu bunt wurde. „Tilya, der Fisch brennt an!“

„Oh, Mist!“ Das Mädchen ließ von Deidaras Haaren ab und flitzte sofort zum Herd.

„Und du, Bürschchen, kommst jetzt mal mit mir vor die Tür…!“ raunte der Kiri-nin dem Blonden unheilvoll zu, bevor er den schwach protestierenden jungen Bombenleger an seinem Zopf aus der Küche zerrte.
 

„Hey, Sempai, was machen Sie denn da? Wo wollt ihr hin, es gibt gleich Essen!“

„Bleib da, wo du bist, Kleine!“ herrschte Kisame seine Sklavin an. „Mach deine Arbeit, und stör uns nicht, das hier wird ein Gespräch unter Männern!“

Und damit knallte der Haifischmann auch schon die Wohnzimmertür hinter sich und dem blonden Nuke-nin zu, und ließ einen schulterzuckenden Tobi, einen fast fertigen Fisch, und eine ratlose Tilya in der Küche zurück.

„Kisame wird manchmal etwas ungemütlich, wenn er hungrig ist.“ versuchte der Maskierte zu erklären, während er kritisch seine eigene Kritzelei mit Deidaras Gemälde verglich.

Tilya schnalzte gedankenverloren mit der Zunge. „Ach so… Kann es vielleicht sein, dass Kisame-Sempai IMMER hungrig ist…?“

Sorgenvoll warf die Alverliekin einen Blick zur Tür, hinter der ihr Meister mit dem jüngeren Akatsuki verschwunden war.

Nach dem lautstarken Streit zu urteilen, der aus dem Wohnzimmer drang, knurrte dem Ex-Shinobi-Schwertkämpfer gerade ganz gewaltig der Magen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-04-12T20:13:34+00:00 12.04.2011 22:13
Haha,
sehr genial, wie eifersüchtig Kisame eigentlich ist ^^
Hauptsache er macht Deidara für Alles verantwortlich :)
Guter Mann xD
Macht schnell weiter :)
Von: abgemeldet
2011-04-12T12:10:54+00:00 12.04.2011 14:10
*grins*
*Bildervergleich mach*
Passen doch beide oO
Was sie nur hat~
Tilya glaubt aber auch alles, oder?
o.O
Die Frau wär mir zu kompliziert~
da müsste man ja aufpassen, was man sagt~
und im Wohnzimmer gibt es Mord und Totschlag~
Typisch Akatsuki :3
Schreib schnell weiter~


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