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Die Sinne eines Jägers

Wer hat Angst vorm Haifischmann?
von

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Distanz

Die schockierte Alverliekin hatte sich in Kisames Zimmer geflüchtet.

Dort hockte sie nun schluchzend auf dem Teppich vor dem Bett, das Gesicht in ihren zitternden Händen vergraben, an welchen noch das Blut des Jashinisten klebte.

Wenige Augenblicke später betrat ihr Sempai den Raum, und schloss leise die Tür hinter sich.

Wortlos setzte er sich neben die in Tränen aufgelöste junge Frau, und wartete ab, bis sie sich wieder gefangen hatte.
 

„Ich habe dir nicht erlaubt, einfach davonzulaufen!“ schnarrte Kisame tonlos, weil er nicht recht wusste, was er sagen sollte, als Tilya ihn plötzlich unvermittelt direkt ins Gesicht schaute.

„Verzeihung…“ wisperte Tilya mit bebenden Lippen.

Kisame hob den Arm, um ihn versöhnlich um die junge Frau zu legen, aber Tilya zuckte erschrocken zusammen, kniff ihre Augen zu, und zog reflexartig den gefiederten Kopf schützend zwischen ihre schmalen Schultern.

„Verdammt, was soll das?!“ brüllte der Nuke-nin die verängstigte Alverliekin an. „Denkst du etwa, ich will dich schlagen? Denkst du das?!! Dafür sollte ich dir jetzt wirklich eine scheuern, Mädchen!“

Tilya zitterte am ganzen Leib, und starrte ihn an, als wäre er…ein Monster…

Eine dicke Träne kullerte ihre Wange hinab.

Was dachte sie wohl nun von ihm?
 

Kisame schwankte zwischen dem innigen Wunsch, sein kleines Mädchen tröstend in seine Arme zu ziehen, und dem Impuls, die Alverliekin einfach aus dem Hauptquartier zu werfen, damit er nicht länger ihren durchdringenden Blick ertragen musste, der ihm durch Mark und Bein ging.

Der Haifischmann erhob sich langsam.

Es hatte alles keinen Sinn.

Er war, was er eben war.
 

Heute hatte Tilya zum ersten Mal eine blasse, eine sehr, sehr blasse Vorstellung von dem wahren Kisame bekommen; und das war eben jener blutrünstige, brutale, kaltblütige Killer, den er ihr am liebsten für immer vorenthalten hätte.

Aber wie lange konnte der Akatsuki ihr und auch sich selbst etwas vormachen?

Nach und nach würde Tilya zwangsläufig seine dunkelsten Seiten, seine tiefsten Abgründe kennen lernen.

Das ließ sich nicht vermeiden.

Und dann würde sie endlich begreifen, dass er nichts weiter als ein entsetzliches Ungeheuer war; nicht nur äußerlich, sondern auch bis tief in seine unmenschliche Seele hinein.

Er konnte das Untier in sich nicht bis in alle Ewigkeit verleugnen und gewaltsam zurückhalten, nur, damit er vielleicht irgendwann ihr Vertrauen gewann.

Oder ihr Herz…

Und was nutzte es, wenn sie nur dem Mann ihre Zuneigung schenkte, den er vorgab, zu sein?

Die Wahrheit – nämlich seine bestialische Natur – würde früher oder später ihren Weg ans Tageslicht finden, und alle Illusionen zerstören.
 

Ja, verdammt, es bereitete ihm eben sadistische Genugtuung und ein geradezu dämonisches Vergnügen, wenn er seine Opfer jagte, verletzte und tötete; er genoss es, wenn das Blut in Strömen floss!

Und daran konnte niemand etwas ändern.

Auch nicht Tilya.

Diese teuflischen Triebe lagen in seiner grausamen Natur.

Es war nur noch eine Frage der Zeit, dann würde Tilya ihn endgültig mit anderen Augen sehen.

Irgendwann würde sie schließlich den Glauben an das Gute in seiner Seele verlieren, und sich mit der kalten Realität abfinden.

Kisame fragte sich nur, ob er ihren Blick dann noch würde ertragen können…

Und er hatte wirklich daran geglaubt dass sie ihn vielleicht, irgendwann…
 

Es war nicht so, dass er Tilya liebte.

Nein, derart romantisch waren seine Gefühle für sie nicht!

Keinesfalls!

Jedoch war sie für ihn so etwas wie ein kleiner, seltener, bunter Fisch, den man beschützen und vor allem Unheil bewahren musste, damit man sich weiter an seinem Anblick erfreuen konnte.

Kisame mochte ihr unkonventionelles, offenes Wesen, ihre klaren, meeresblauen Augen, ihr schelmisches Lachen, ihre behutsamen kleinen Hände.

Ihre Wärme.

Den Duft ihrer Federn.

Er beobachtete sie gern.

Er spürte sie gern.

Er hatte…sie eben…gern.

Das war auch schon alles.
 

Nun aber brauchte er Zeit.

Zeit, und vor allem Abstand von dem Mädchen, das all diese haltlosen Hoffnungen und utopischen, realitätsfernen Wünsche in ihm geweckt hatte.

Er musste sich Gedanken darüber machen, ob er die junge Frau wirklich bei sich behalten konnte,- oder wollte.

Mit Sicherheit würde er sie jedoch ohnehin bald verlieren, also machte es Sinn, wenn er sich schon einmal daran gewöhnte, wie es war, wieder ohne sie zu sein.

Der Haifischmann verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal nach der Alverliekin umzudrehen.
 

„Dreihundertvierundzwanzig, dreihundertfünfundzwanzig, dreihundertsechsund…-„

„Haben Sie Kisame gesehen, Kakuzu?“

Die Sonne war bereits untergegangen, und endlich hatte Tilya Kisames Zimmer verlassen, um nach ihrem Meister zu suchen, und sich mit ihm auszusprechen.

Viel hatte die kleine Alverliekin nachgedacht; über ihre eigene augenblickliche Situation, über Akatsuki, und vor allem über das Verhalten und das Wesen ihres Meisters, der sie sowohl einschüchterte, als auch faszinierte.

Und sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie in seiner Schuld stand, da sie ihm mehr oder weniger ihr Leben verdankte.

Egal, wer Kisame war, was er getan hatte und noch tun würde; ganz gleich, ob sie seine Gedankengänge, seine Motivationen und Überzeugungen nachvollziehen konnte oder nicht;- er verdiente ihre uneingeschränkte Loyalität,- was aber nicht hieß, dass sie seine Absichten in jeder Hinsicht unterstützen würde!

Tilyas alverliekische Prinzipien, was Ethik und Moral betraf, würden weiterhin vorrangig bleiben.

Eine schwierige Zeit stand ihr nun bevor.
 

Tilyas Augen waren noch gerötet vom vielen Weinen, so dass sie denen des Schatzmeisters, den sie gerade beim Zasterzählen unterbrochen hatte, auf groteske Weise ähnelte.

„Dreihundertsechsundzwanzig, dreihundertsiebenundzwanzig,- hau ab, Kind! Dreihundertachtundzwanzig, dreihundert..-„

Kakuzu hockte auf dem Boden, umgeben von Truhen, Säckchen, Geldscheinpäckchen, Münzrollen, und Notizbüchern.

„Bitte, Herr Kakuzu, ich muss dringend mit ihm sprechen, aber ich kann ihn nicht finden!“

„DreihundertNEUNundzwanzig, Dreihundertdreißig. Dreihundertdreißig…“ Kakuzu kritzelte etwas in ein kleines Büchlein, und verschob eine Kugel auf dem Abakus, dann wandte er sich mit hasserfülltem Blick dem gefiederten kleinen Störenfried zu.

„Kisame ist weg! Und jetzt verschwinde, Mädchen, ich bin beschäftigt!“

„Er ist weg?! Einfach so? Ohne mich? Aber…wohin ist er denn gegangen?“ Tilyas Augen weiteten sich vor Schreck.

Ihr Meister konnte sie doch nicht so einfach allein lassen, mit all diesen Verrückten hier!

Und dazu noch, ohne ihr ein Sterbenswörtchen davon zu erzählen…ohne sich von ihr zu verabschieden…

Sicherlich hatte er das getan, weil sie ihn zuvor verärgert hatte… Oder hatte ihn vielleicht Tilyas Hasenfüßigkeit enttäuscht?
 

„Dein Meister hat Pein spontan einen lukrativen Auftrag abgeschwatzt, der eigentlich für Hidan und mich vorgesehen war!“ grummelte Kakuzu missgelaunt. „Er hat sich vor ´ner halben Stunde mit Itachi auf den Weg gemacht.“

„Was für ein Auftrag soll das sein? Auf den Weg wohin haben sich die beiden gemacht?“ fragte Tilya aufgeregt.

„Geht dich ´nen feuchten Kehricht an. Das ist nichts für kleine Mädchen!“ brummte der Schatzmeister ungeduldig.

„Bitte, Kakuzu! Vielleicht erwische ich ihn ja noch!“

„All meine Finanzpläne hat der verdammte Fischkopf damit ruiniert! Hoffentlich verreckt der blaue Mistkerl bei der Mission!“

„Wie können Sie sich nur so etwas Furchtbares wünschen?“ rief Tilya fassungslos, und trat wütend gegen einige Münzstapel, die Kakuzu fein säuberlich vor seiner Kasse aufgebaut hatte.

Der Schatzmeister erblasste vor Zorn, als sich die mühsam abgezählten Türme aus Geldstücken in einen chaotischen, klimpernden und rollenden Haufen Metallscheiben verwandelten.

„Das…wird dir noch leidtun…“ hauchte er drohend, und langsam erhob sich der große Mann vom Boden.

Tilya erschrak vor ihrer eigenen Courage. „Ähm…Verzeihung…Wiedersehen…“ stammelte sie, taumelte rückwärts aus dem Raum, und knallte die Türe zu.
 

„Ich bring dich um, du unverschämtes Stück!!“ hörte sie den furiosen Schatzmeister aus seiner Kammer krakeelen.

Wie der geölte Blitz flitzte Tilya den Flur entlang, wobei sie kurz einen ängstlichen Blick hinter sich warf, und in derselben Sekunde unsanft mit einer sich plötzlich öffnenden Türe zusammenprallte.

Ächzend sank sie zu Boden.

Ein betäubender Schmerz hämmerte in ihrer Schläfe, und sie sah Sterne vor ihren Augen tanzen.

„Oh nein, Tilya, hm! Geht´s dir gut, hm? Das tut mir leid, hm!“

Deidara hatte, alarmiert von Kakuzus Gebrüll, die Tür seines Zimmers geöffnet, um einen neugierigen Blick in den Flur werden zu können, und die kleine Alverliekin war in diesem Moment auf ihrer panischen Flucht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.

Schnell half der blonde Akatsuki dem Mädchen wieder auf die Füße, und zog sie an der Hand mit sich in sein Zimmer, bevor Kakuzu seiner Drohung noch Taten folgen lassen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-08-02T18:13:11+00:00 02.08.2010 20:13
Wenn Kisame nicht verliebt ist, vögelt Hidan Pain! ^^
Aber so wies aussieht, bekommt er noch Konkurrenz von Deidei^^
Schreib weiter, damit ich weiß, ob ich recht habe

Von:  Judi-goes-RawR
2010-08-02T17:18:06+00:00 02.08.2010 19:18
Wieder so gut geschrieben (wie immer eigentlich)...
Deidara soll öfter vorkommen :D Aber ich habe in diesem Kapitel Hidans Flüche vermisst :'(
Mach weiter :D


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