Zum Inhalt der Seite

Hint of the Dead

[~CissneixZack]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dreaming

"Nein! Zack! Zack! Zack, wach auf!"

"Cissnei..."

"Geh weg! Lass mich!"

"Cissnei, du kannst ihm nicht mehr helfen!"

"Nein! Lass mich los! Zack! Mach die Augen auf! Bitte!!"

"Ey, was machen die denn hier? Reno!..."

"Ich weiß, Mann! Dann helf mir mal!"

"Holt eure Pfoten weg! Nein! Lass mich!! Lasst mich los!!"

"Er ist tot, verdammt! Du kannst ihn nicht mehr retten! Wir kriegen Stress, jetzt beruhig' dich!"

"NEIN!!"
 

Schweißgebadet schrak die junge Frau in ihrem Bett hoch. Keuchend fuhr sie sich zittrig über die Stirn.

Jede Nacht das Gleiche... jede Nacht der selbe beschissene Traum.

Ihre eigenen Schreie hallten in ihrem Kopf wieder, bereiteten ihr Kopfschmerzen ohnegleichen.

Über zwei Jahre war es her, dass Reno und Rude seinen toten Körper gefunden hatten. Wenig später war sie eingetroffen...

Eigentlich wollten sie ihn mitnehmen, seinen toten Körper nicht dort liegen lassen, doch kamen sie gar nicht dazu, weil fast zur selben Zeit Hojo mit Shin-Ra-Truppen auftauchte. So sehr sie es auch gewollt und versucht hatte, war es ein Ding der Unmöglichkeit und ein Verrat an Shin-Ra zu versuchen, Hojo Zacks Leichnam zu verwehren.

Was nach Abzug der Truppen mit ihm geschah, war Cissnei unklar.

Noch heute trieben sie Schuldgefühle, zu spät gekommen zu sein. Sie hatte versprochen, ihn rechtzeitig zu finden! Sie hatte es versprochen!

Noch nach Jahren brannten ihr fast jeden Tag Tränen in den Augen, wenn sie an seinen Verlust dachte.

Es war nicht so, als wären sie ein Paar gewesen. Im Gegenteil. Sie hatte akzeptiert, dass er mit dieser Kleinen zusammen war.

Wenn sie in der Lage gewesen wäre, neutral darüber zu denken, dann wäre ihr klar gewesen, dass sie einfach zusammen gehört hatten.

Cissnei konnte sich gar nicht vorstellen, welchen Schmerz dieses Mädchen erlitten hatte. Wenn sie sich recht entsann, musste Aerith sogar vor ihr Bescheid gewusst haben.

Sie war nicht da gewesen... dennoch war diese Frau in der Lage die Stimmen der Menschen zu hören, die in den Lebensstrom eingingen. Und Zacks Stimme hätte selbst sie unter tausenden anderen wiedererkannt.

Müßig rappelte Cissnei sich auf und setzte den Fuß auf den kühlen Boden neben ihrem Bett.

Zitternd erhob sie sich und ging zum Fenster, schaute hinaus.

Es war mitten in der Nacht und trotzdem war Edge durch Leuchtreklamen und Autoscheinwerfer recht hell erleuchtet.

Damals, als sie noch in Midgar selbst lebte, hatte sie es mal genossen nachts durch die hell erleuchteten Straßen zu ziehen...

Doch heute gab es eigentlich wenig, was sie überhaupt noch interessierte oder ihr gar gefiel.

Sie war nicht in der Lage gewesen, mit Aerith zu reden, wenn es auch ihr Auftrag gewesen war, ihr die restlichen 88 Briefe zurückzubringen, die sie Zack geschrieben hatte, aber nie bei ihm ankamen. Außerdem sollte sie ihr offiziell seinen Tod mitteilen. Zumindest war es das gewesen, was Tseng von ihr wollte.

Dennoch konnte sie es nicht. Soweit sie sich erinnern konnte war es der erste Auftrag gewesen, den sie jemals abgelehnt hatte.

Reno wollte die Aufgabe für sie übernehmen, doch war ihr bester Freund schlimmer, als ein Elefant im Porzellanladen und das konnte man dem Mädchen nun wirklich nicht antun. Also war es Tseng selbst, der sich der Aufgabe annahm und Aerith die Hiobsbotschaft überbrachte.

Zack und Cloud hatten also Shin-Ra verraten. Zumindest war es das, was man versuchte, allen weiß zu machen.

Sechs Tage nach Zacks Tod endete dann auch für sie ihr Leben als Turk. Fast kam sie im Kampf gegen Zirconiade, das von der Terroristengruppe AVALANCHE beschworene Monster, um, und das war es auch, was Shin-Ra zu glauben schien.

Alleinig zur Hilfe bei der Evakuierung Midgars, vor dem Aufprall des, von Sephiroth beschworenen Meteors, tauchte sie mit weiteren totgeglaubten Turks wieder auf.

Danach baute sie sich aus eigener Kraft ein neues Leben auf, arbeitete nur noch semi-mäßig und aus reinen Geldgründen für Shin-Ra.

Der Konzern ging allerdings ziemlich den Bach runter. Nachdem rauskam, dass Shin-Ra für den schlechten Zustand des Planeten verantwortlich war und Sephiroth abdrehte, weil er herausfand, dass er nur das Opfer eines bizarren Experiments war, schien es fast lachhaft mitzubekommen, wie Rufus Shinra Pläne schmiedete, um den Planeten zu retten. Zur Zeit breitete sich eine seltsame Krankheit über den Planeten aus, die man Geostigma nannte.

Cissnei entfuhr ein Schnauben.

"Wir kriegen alles tausendfach zurück...", murmelte die Frau und setzte sich auf einen Stuhl vor ihrem Fenster. Sephiroth wurde von Cloud getötet, doch das Ausmaß der Zerstörung war groß.

Wenn sie es richtig mitbekommen hatte, hatte Sephiroth Aerith zuvor sogar getötet. So nahm eben alles sein Ende.
 

Cissnei seufzte und fuhr sich durch die Haare.

An schlafen war sowieso nicht mehr zu denken. Jede Nacht das gleiche Theater. Sie konnte sich nicht dran erinnern, wann sie das letzte Mal durchgeschlafen hatte.

Immer und immer wieder dieser Traum und jedes Mal machte er sie auf ihr eigenes Versagen aufmerksam.

Heute wünschte sie sich, sie hätte ihm zumindest sagen können, was sie für ihn empfunden hatte. Nicht, dass sie eine Antwort erwartet hätte, aber zumindest hätte sie dann heute nicht das Gefühl, dass ihr diese Worte schwer auf der Zunge lagen und ihr den Hals zuschnürten.
 

Plötzlich klingelte es an der Türe. Man könnte meinen, es würde die etwa Mitte Zwanzigjährige verwundern, doch von ihr kam nur ein etwas entnervtes "Ich bin nicht da...". Dennoch trat sie in den Flur ihrer Wohnung.

"Ja klar, Prinzesschen, natürlich nicht", ertönte es dumpf von draußen.

"Jetzt komm schon, mach die Tür auf!"

"Lass mich zufrieden."

Plötzliche Stille von der anderen Seite der Türe brachte Cissnei dazu, etwas misstrauisch zum Eingang zu schauen.

War er echt weg?

"Hör mal... Ich will nur mit dir reden! Ist wichtig! Und morgen bin ich nicht da-"

Natürlich war er nicht weg...

Zögernd berührte sie den Schlüssel mit den Fingerspitzen.

"Jetzt komm schon." Auf einmal schien seine Stimme mehr besorgt als alles andere, was die Frau nun dazu verleitete, dem nachzugeben und die Wohnungstüre aufzuschließen.

Draußen hörte man ein leises Klacken und der Turk murmelte nur: "Geht doch."

Er betrat die dunkle Wohnung und sah Cissnei ins Wohnzimmer gehen, den Rücken zu ihm gewandt.

Leise schloss Reno die Türe und lehnte sich dagegen, die Hände in den Hosentaschen.

"Hattest du wieder diesen Traum? Ich hab dich von untem am Fenster sitzen sehen und du wirst kaum auf mich gewartet haben."

Die Frau schaute ihn nicht an. "Und wenn schon. Es ist nicht wichtig. Was willst du?"

Reno verdrehte genervt die Augen, stieß sich dann von der Tür ab und ging auf sie zu. Mit ausgebreiteten Armen und sich genervt neigendem Kopf blieb er dann hinter ihr stehen.

"Ja, scheiße, dass es sehr wohl wichtig ist! Is' jetzt nicht so, als hätte es mir groß was ausgemacht, jede Nacht um Punkt drei Uhr von Schreien im Nebenzimmer wach zu werden..." Oh ja, man hörte deutlich Renos Sarkasmus, den er scheinbar in keiner Situation zu verlieren schien.

Mit fast schon aggressivem Blick wandte sie sich schlagartig zu ihm um.

"Das musst du ja jetzt nicht mehr hören! Also was soll das?"

"Cissnei, hör zu. Ich werd' mich morgen mit Elena und Tseng auf dem Weg zum Nordkrater machen, um den Grad der Verwüstung zu untersuchen, die Sephiroth angerichtet hat."

"Aha, weiter", kam von ihr deutlich desinteressiert.

Ihr Blick ging wieder in Richtung Fenster. "Du wirst wohl einen besseren Grund haben, mitten in der Nacht vor meiner Haustüre zu stehen, als nur, um mir Bescheid zu sagen, dass du morgen nicht da bist."

"Mann! Ich hab mir Sorgen gemacht, das ist alles. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, siehst du aus, als hättest du nicht geschlafen und wie oft hab ich damals deine fanatischen Schreie mitbekommen?!", fing er plötzlich wieder an.

Wenn Blicke töten könnten, wäre Reno nach dem Spruch wohl tot umgefallen.

"Laber keinen Scheiß. Du bist ein verdammter Egoist, also spuck' s schon aus! Was willst du wirklich?"

Einen kurzen Moment herrschte Stille, bis Reno seufzte und wieder das Wort erhob. "Also schön. Glaub mir halt nicht. Rufus will dich zurück bei den Turk. Weißt du, unser Bestand ist echt rar und scheinbar hat er was unseren morgigen Auftrag angeht, 'nen scheiß beschissenes Gefühl. Und-"

"Nein."

Die Antwort kam schneller, als Reno damit gerechnet hätte.

Ohne weiter auf ihn zu achten, machte sie sich auf den Weg zur Küche und schmiss die Kaffeemaschine an. "Auch einen?", fragte sie dann, als wäre nichts gewesen.

Reno, der die Frage gekonnt ignorierte, folgte ihr in die Küche. "Komm schon! Wie früher, so-"

"Reno. Ich sagte nein."

"Warum denn nicht?", kam nun schon fast flehend.

Cissnei wandte sich mit verschränkten Armen zu ihm um und musterte ihn todernst.

"Weil Shin-Ra für mich gestorben ist, deshalb!"

"Eh, zeig mal was Respekt für die, die dich großgezogen haben. Außerdem arbeitest du doch immer noch zeitweise für Rufus. Also wieso nicht auch wieder voll?"

"Ich mache das nur des Geldes wegen. Ich werde mein Leben Shin-Ra nicht wieder völlig in die Hände legen. Außerdem scheinst du vergessen zu haben, dass Shin-Ra Zack auf dem Gewissen hat!"

"Er war' n verdammter Verräter!"

"Und Shinra und du sind verdammte Idioten!"

Dann wäre das ja geklärt. Cissnei blickte Reno kalt an. "Meine Antwort bleibt nein."

"Du hast doch früher nichts in Frage gestellt!"

"Früher war ich auch zu verblendet, um irgendwas in Frage zu stellen! Und jetzt geh!"

Der Turk schien zu erkennen, dass er keine Chance hatte, die aufgebrachte Frau umzustimmen. Hatte er ja mal wieder toll gemacht. Trotz allem wurde er nun doch patzig.

"Du bist mir echt ein Schätzchen. Heulst Jahre lang 'nem toten SOLDAT nach, statt mal anzufangen, vernünftig zu leben."

"Mein Leben geht dich nichts an, Reno", kam es ruhig von ihr. "Du weißt, wo die Türe ist."

Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf, hob eine Hand zum Abschied und wenige Sekunden später hörte Cissnei, wie die Tür ins Schloss fiel.

Evil Tidings

Am nächsten Tag fühlte sich Cissnei wie gerädert. Wieso wunderte sie das nicht? Irgendwie war es ja schon Standard.

Auf dem Sofa war sie, Stunden nachdem Reno gegangen war, endlich vor dem Fernseher eingeschlafen. Wach wurde sie erst am späten Vormittag. Die Sonne schien kaum noch, war hinter einer dichten Wolkendecke verschwunden.

Die Stadt war in reinstes Grau gehüllt. Keine Sonne, kein Grün.

Also war alles wie immer. Vom Sofa hüpfend setzte Cissnei neues Wasser für Kaffee auf und sprang unter die Dusche.

Sie schloss die Augen und seufzte ruhig, als das Wasser beruhigend über ihren Oberkörper lief.

Doch plötzlich schoss ihr ein Bild durch den Kopf. Aerith. Wieder, schon wieder... Und sie hörte ihre Stimme, wie sie ihr etwas zu sagen versuchte, was Cissnei jedoch nicht verstand.

Ihr wurde schwindlig und sie stützte sich an der Wand ab, hielt sich den Kopf.

Sie war vollkommen verrückt geworden. Seitdem sie erfahren hatte, dass Aerith tot war, hatte sie fast tagtäglich diese seltsame Art von Täuschung vor ihrem inneren Auge.

Immer wieder sah sie die Frau, die ihr ruhig etwas zuflüsterte. Doch Cissnei war nicht dazu in der Lage es zu verstehen oder aufzunehmen. Sie wollte es nicht.

Nach außen hin wirkte sie noch immer stark und gefasst und das sollte auch so bleiben. Sie wollte gar nicht wissen, wie bescheuert sie werden würde, wenn sie auf einmal anfing, mit Toten zu reden. Oder viel mehr, wenn sie anfing, Selbstgespräche zu führen.

Da konnte sie sich ja gleich einweisen!

Etwas benommen schüttelte sie den Kopf und griff nach einem großen Handtuch.

Dann stieg sie aus der Dusche und ihr Blick fiel auf die Uhr, die auf der Fensterbank ihren Platz hatte.

Noch hatte sie Zeit. In ein paar Stunden würde sie allerdings arbeiten müssen.

Nebenbei jobbte sie nämlich als Kellnerin in einem Restaurant. Eigentlich überhaupt nicht ihre Art von Arbeit, aber was sollte man machen, wenn man nichts anderes fand? Jobs waren eben eine Rarität und sie konnte sich glücklich schätzen, gleich zwei, na ja, anderthalb davon zu haben.

Also trocknete sie sich ab und zog sich an.

Es war Sommer und recht warm eigentlich. Wenn auch definitiv die Sonne fehlte.

Cissnei schüttelte langsam den Kopf und blickte in den Spiegel.

Es war mal wieder an der Zeit, sich zusammenzureißen. Manchmal fehlte ihr echt ihr Optimismus. Nur war der irgendwie mit Zack gestorben.
 

"Hey! Tag Ciss."

Cissnei hob grüßend die Hand, als sie das Restaurant betrat. Sie war doch echt dankbar darüber, dass man sie bei ihrem Code- nun, mittlerweile eher Spitznamen nannte und nicht bei ihrem echten Namen.

Lächelnd ging sie auf ihre Mitarbeiterin und Freundin zu.

"Wie geht' s?", wurde sie direkt gefragt.

Die ehemalige Turk nickte nur mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. "Gut! Ich hoffe mal, dass heute was Vernünftiges bei rum kommt."

"Eh, bei dir doch immer! Du kriegst meistens das Dreifache an Trinkgeld von mir!"

Cissnei hob entschuldigend die Schultern, berührte die Frau namens Tatja kurz am Arm und ging sich dann umziehen.

Der Arbeitstag verlief ab dem Punkt recht ruhig. Das Restaurant war nur mäßig voll und das Kellnern war sogar recht angenehm und mit keinem großen Stress verbunden.
 

Allerdings klingelte nach zwei Stunden plötzlich ihr Handy...

Sich entschuldigend verschwand Cissnei auf der Bediensteten-Toilette.

"Reno, was willst-"

Dann stockte sie. "Hör mal, ich find das echt nicht witzig! Behalt deine Späße für dich!", keifte sie ihn erst an. Doch daraufhin wurde ihr Gesicht todernst und geschockt.

"Nein..."

Sie schüttelte ungläubig den Kopf. "Nein... nein... nein!"

Ihre Hände fingen an zu zittern und sie sank an der Wand herab auf den Boden.

Das Handy nur noch in der Hand, nicht einmal mehr am Ohr, lehnte sie den Kopf zurück und schloss die Augen. Dann legte sie einfach auf.

Tseng und Elena. Wenn Reno die Wahrheit gesagt hatte, waren beide bei der Mission getötet worden.

Hasserfüllt und aggressiv schlug sie mit leichtem Druck den Kopf nach hinten gegen die Wand.

"Verdammt!", ertönte dann ihre verzweifelte Stimme.

Plötzlich öffnete sich die Toilettentüre.

"Ciss, stimmt was nicht?" Tatja stand in der Türe.

Ihre langen blonden Haare fielen ihr über die Schultern und ihre grauen Augen zeigten Besorgnis.

Sie war noch kleiner und jünger als Cissnei, doch wirkte sie in dem Moment, in dem diese in Tränen ausbrach irgendwie eher wie eine große Schwester.

Sofort sank sie vor ihrer Freundin auf die Knie und lehnte den Kopf gegen Cissneis. "Was ist passiert?"
 

"Dein alter Chef und eine gute Freundin...", wiederholte Tatja fassungslos, als sie einige Zeit später zusammen in einer Bar saßen. "Unbegreiflich...", meinte sie leise.

"Wie ist das passiert?" Cissnei schüttelte nur ratlos den Kopf und stützte den Kopf auf die Arme, die Hände gegen die Stirn gelehnt. "Ich habe keine Ahnung... ich hab nicht mehr zugehört."

"Du solltest vielleicht zu dem Freund fahren und dich erkundigen", meinte die Blonde lieb und strich Cissnei über den Rücken.

"Kollege...", verbesserte sie. Sie mochte es nicht, Reno offen als Freund zu bezeichnen. Das hatte er gar nicht verdient- wenn er es wohl auch irgendwo war.

Tatja nahm es nickend zur Kenntnis. "Soll ich dich hinfahren?"

Cissnei schüttelte den Kopf. "Nicht nötig, ich fahr mit' m Zug."

Ihre Freundin seufzte und verzog besorgt den Mund.

In der Bar war außer ihnen kaum einer. Es war düster, nur eine flackernde Birne erleuchtete die Ecke, in der sie saßen. Die Holztische und -stühle quietschten, allerdings war man hier meistens ungestört.

Cissnei trank ihre Cola aus, ehe sie aufstand und Geld auf den Tisch legte.

"Ich sollte mich auf den Weg machen."

Tatja nickte gezwungen lächelnd.
 

Doch kaum trat sie vor die Kneipe, standen Rude und Reno vor ihr. "Hey, Cissnei..."

Die junge Frau wandte leicht den Blick ab. Zwar dämmerte es schon, aber man sah ihr an, dass sie geweint hatte.

Rude stieß Reno leicht in die Seite. Dieser schaute ihn nur völlig unbeholfen an. "Was' n?"

Sein Kollege pustete genervt Luft aus, als er Reno leicht nach vorn stieß.

Cissnei schielte zu den beiden, schüttelte dann schwer seufzend den Kopf. "Mach dir keine Mühe, Rude. Wenn ich von Reno jemals hätte erwarten können, zuvorkommend zu sein und mir nicht immernoch denken würde, dass er irgendwie schwul ist, hätte ich mich vielleicht auch mal für ihn interessiert."

Rude zog leicht amüsiert einen Mundwinkel nach oben, während Reno mit offenem Mund von Cissnei zu seinem Kollegen schaute und etwas hektisch irgendwelche perplexen Handbewegungen in Richtung "What did she say?!", machte.

Die ehemalige Turk ignorierte es und stieß Reno leicht von der Seite an. "Ihr müsst mir erzählen, was passiert ist. Gehen wir in meine Wohnung. Ich denke, das ist wohl näher..."

"Geht klar", meinte Rude knapp, als sie sich auf den Weg machten.

Reno sah man allerdings direkt an, dass ihm wohl eine Laus über die Leber gelaufen war. Er und schwul. Sonst ging' s noch.

"Und wenn du nicht am laufenden Band Fair hinterherheulen würdest, wäre ich auch vielleicht mal nicht ganz so genervt...", knirschte er dann im Nachhinein.

"Effekt verfehlt, Reno. Das hat zu lange gedauert", kam es dann trocken von Rude und Cissnei ignorierte den blöden Kommentar.

Bei ihr in der Wohnung angekommen, die im zweiten Stock über einem Laden und der Wohnung von dessen Besitzerin lag, schloss Cissnei nun die Türe auf und ließ die beiden eintreten, ehe sie die Tür hinter sich zuzog.

Die Wohnung war zwar klein, aber geräumig und ordentlich. Eben so, wie man es von Cissnei erwartete.

"Wollt ihr was trinken?"

"Déjà-Vu...", murmelte Reno schon fast singend. „Hier war ich heut irgendwie schonmal."

Cissnei seufzte resigniert und ließ sich auf' s Sofa sinken. "Dann nicht. Also sag schon. Was ist passiert?"

Reno blieb gegen die Wohnzimmerwand gelehnt stehen, Rude ging zum Fenster.

"Ich kann' s dir ehrlich gesagt nicht wirklich sagen. Ich saß im Heli und dann fingen die beiden aus dem Krater an zu schreien wie am Spieß. Als ich niedriger gefolgen bin sah ich nur drei komische Kerle, die auf sie schossen. Na ja, ich hörte Elena noch sagen, ich solle verschwinden. Das hab ich dann auch getan.“

"Du bist einfach abgehauen?!", fragte Cissnei ungläubig und schaute ihn mit geweiteten Augen an.

"Das ist nicht dein ernst!"

"Mann, ich konnte nichts mehr tun! Ich bin nicht blöd genug, um gegen drei Kerle alleine zu kämpfen!" Reno schüttelte verständnislos den Kopf.

"Aber..." Cissnei schaute ihn hasserfüllt an.

"Du hast sie einfach dort gelassen? Vielleicht haben sie es überlebt! Vielleicht hättest du was tun können! Ich meine... Reno. Du-“

"Cissnei", kam zwar noch ruhig, aber nah an der Grenze zum Schreien, von dem Rothaarigen.

"Denkst du vielleicht, dass ich sie freiwillig zurückgelassen habe?", knirschte er gereizt.

Die ehemalige Turk ging auf ihn zu. "Du bist ein verdammter Egoist! Das hab ich dir heut' schonmal gesagt! Wieso hast du keine Hilfe geholt! Wieso hast du, ach weiß der Geier!"

Dass Reno eigentlich nahe am Verzweifeln war, war Cissnei dabei egal. Überhaupt war sie weit weniger ruhig, als sie es mal gewesen war. Ihr Leben war mehr als schwierig und sie fühlte sich irgendwo allein gelassen. Immerhin hatte sie früher immer jemanden um sich gehabt und nun kam es ihr vor, als würde sie jeden verlieren, der ihr wichtig war.

"Rude! Sag mal was!", murrte der Rothaarige genervt und legte den Kopf schief in Richtung des Partners.

Dieser schüttelte allerdings nur den Kopf. Er hatte nicht vor, sich mit Cissnei anzulegen.

Eigentlich war es nicht ihre Art, vor anderen Gefühlsausbrüche hinzulegen, aber sie war eben schwächer geworden, wie sie wieder bemerkte.

Ihre Sicht verschwamm leicht und ihr Körper verkrampfte sich kurz, als sie merkte, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen.

Reno wirkte etwas überrumpelt, als die Frau den Kopf abwandte.

"Schon gut, ich hab' s zu Kenntnis genommen. Wir sehen uns", schluckte sie mit mehr als nur ein bisschen Willenskraft.

Kurz die Mundwinkel verziehend und zu Rude blickend, der nur eine Augenbraue hochzog, seufzte Reno dann plötzlich und zog Cissnei einfach in seinen Arm.

"Komm her..."

Im Trösten war er 'ne Katastrophe. Und dass seine beste Freundin hier auf einmal anfing zu flennen, was nun gar nicht ihre Art war, machte das nicht gerade besser.

Er schielte Rude an und deutete zur Tür. Doch der war schon längst auf halbem Weg und hob kurz die Hand, was soviel hieß, wie: "Bis später!"

Sobald die Tür ins Schloss fiel, fing Cissnei an zu schluchzen...

Reno schloss, kurz tief Luft holend, die Augen und drückte sie fester an sich, eine Hand auf ihrem Kopf. "Das wird... alles schon wieder", meinte er ruhig, wenn er auch wusste, dass es gelogen war und es ihr absolut nicht helfen würde. Aber nun wusste selbst er, dass es der falsche Augenblick war, um sie noch einmal zu fragen, ob sie nicht wieder zurückkommen wolle...

Memories

Als Cissnei die Augen öffnete, war es draußen noch recht ruhig und düster, was vermuten ließ, dass es noch früh am Morgen war.

Etwas verwirrt setzte sie sich auf und blickte sie um. Wie war sie ins Bett gekommen?

Die ehemalige Turk rieb sich den schmerzenden Kopf, blickte dann prüfend an sich herab. Noch immer schien sie ihre Straßenkleidung vom Vortag zu tragen. Aber wieso? Seit wann legte sie sich denn damit ins Bett?

Verdattert stieg sie aus ihrem Bett und verließ lautlos ihr Schlafzimmer, um sich in der Wohnung umzuschauen.

Im Wohnzimmer herrschte noch absolute Dunkelheit. Wieso war der Rollladen runtergezogen? Sie rieb sich kurz über die Augen und versuchte, sich an den Vorabend zu erinnern.

Dann blickte sie erschrocken auf. "Elena, Tseng..." Doch bevor sie zu geschockt reagieren konnte, nahm sie eine Bewegung im Wohnzimmer wahr.

Ihr Blick streifte schlagartig in die Richtung, aus der das Geräusch kam, ihr Gesicht wurde misstrauisch. Einige Schritte in den Raum tretend lockerte sich ihre Anspannung allerdings wieder.

"Reno", murmelte sie irgendwo erleichtert, aber auch schwermütig, als sie Den Turk in eine Wolldecke gerollt auf dem Sofa sah.

War er etwa den ganzen Abend bei ihr gewesen? Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, dass sich Reno mit ihr auf das Sofa gesetzt und sie getröstet hatte. Sie hatte sich gar nicht wirklich beruhigen wollen. Wenn sie nun darüber nachdachte, mussten sie doch eine halbe Ewigkeit dort gesessen haben. War sie eingeschlafen?

Traurig senkte sie den Kopf und seufzte resigniert, als sie sich auf der Sofakante niederließ und an die Wand starrte. Ihr Rücken war dabei Reno zugewandt, der ein verschlafenes Murren von sich gab, als er langsam wach wurde.

"Danke...", meinte sie ehrlich und schaute ihn aus den Augenwinkeln an.

Der Rothaarige, immer noch im Halbschlaf, murmelte gequält etwas von: "Oh scheiße... Hab ich verschlafen?"

Cissnei blickte zur Uhr. "Eher nicht. Es ist sechs Uhr morgens. Hast noch was Zeit."

Um vernünftig wach zu werden, setzte Reno sich nun auf und knackte mit Rücken und Nacken.

Nachdem er sich dann ausgiebig gestreckt hatte, meinte er dann in einem erstaunlich wachen Ton: "Scheinst ruhig geschlafen zu haben, diesmal. Hat echt ewig gedauert, bis du weggenickt bist."

Die junge Frau blickte ihn an. "Hast du mich ins Bett getragen?"

Blöde Frage. Natürlich hatte er das...

"Nee, nicht direkt. Du bist geflogen", witzelte er ironisch.

Kopfschüttelnd stand Cissnei auf. "Danke...", entfuhr es ihr erneut.

Reno schien ihrem Blick auszuweichen und rieb sich den Nacken. "Wofür? Immerhin hatte ich Zack als Idioten und Verräter bezeichnet. Das war nich' so gemeint." Oh, er war in der Lage zu denken? Kam ja nicht oft vor.

Cissnei schmunzelte nun auf einmal. "Ich weiß." Ihre Stimme klang direkt so, als wäre ihr das eh klar gewesen.

Dann schaute er sie durchdringlich an. "Aber trotzdem. Schieb mir nich' die Schuld in die Schuhe was Elena und Tseng betrifft. Ich hab getan, was ich konnte."

Daraufhin stand er auf.

Und da war wieder der Elefant im Porzellanladen. Oder eher der Bulldozer.

Cissnei senkte kurz den Kopf, schluckte ihre Trauer, wollte gerade etwas sagen, als Reno fragte: "Du willst mir doch Kaffee machen, oder?"

Schmunzelnd verdrehte die ehemalige Turk die Augen. "Wollte ich eh gerade."

Also ging sie in die Küche und kümmerte sich um die Kaffeemaschine.

"Eh, Schnuckilein? Hast du was gegen Kopfweh da?", ertönte es dann aus dem Wohnzimmer.

"Im rechten Badschrank!", rief sie nur zurück und fing an, die Spülmaschine auszuräumen.

Plötzlich wurde ihr wieder schwarz vor Augen, dann leuchtend weiß.

Nein, nicht schon wieder. Warum ließ sie sie nicht in Frieden? Ich versteh dich nicht... Aerith, lass es, ich versteh dich nicht...

Ein kurzes Blitzen vor ihren Augen und sie sah zum ersten Mal Aerith Augen in diesem seltsamen Zustand, sah wie sie mit den Lippen Worte formte. Doch Cissnei schloss mit Mühe die Augenlider und das Bild verschwamm.

Zittrig hielt sie sich an der Arbeitsplatte aufrecht, den Kopf gesenkt und schwer atmend.

"Verdammt!", knirschte sie.

Dann ertönte auf einmal ein Handy. Cissnei blickte auf.

Kurz tief durchatmend und sich wieder fangend rief sie dann durch die Wohnung: "Reno! Dein Handy!"

Sie hörte die Badtüre und wie der Turk zum Sofa stürzte.

Während Cissnei die Spülmaschine fertig ausräumte, lauschte sie mit einem Ohr dem Telefongespräch.

"Ich soll Cloud...? - Geht klar - Wohin? - Hä? - Kadaj, ja...? - Alles klar. Mache mich gleich auf die Socken. - Jo, geht in Ordnung."

Cissnei schaute neugierig aus der Küche, als Reno auflegte. „Was ist los?“

"Sorry, Cissnei. Ich muss los. Arbeit ruft!"

Renos Gesicht schien allerdings besorgter als sonst, was die Frau skeptisch die Augenbrauen hochziehen ließ.

"Hey, wart mal. Was gibt es Neues?"

Reno wandte sich seufzend um, war schon auf dem halben Weg zur Tür. "Rufus hat Informationen über die drei Kerle, die Elena und Tseng auf dem Gewissen haben. Ich soll wohl gleich bei Cloud durchklingeln, wir brauchen seine Hilfe."

Cissneis Gesichtsausdruck zeigte Verwunderung, aber auch Nachdenklichkeit.

"Ruf mich bitte an, wenn' s was Neues gibt."

Der Turk verabschiedete sich mit einem kurzen Wink der Hand und war dann auch schon verschwunden.

Seufzend verschränkte Cissnei die Arme vor der Brust, rieb sie leicht und lehnte sich in den Türrahmen der Küche.

Was kam da nun wieder auf sie zu?

Es fiel ihr furchtbar schwer, sich nicht unterkriegen zu lassen und alleine der Gedanke an Elena tat weh. Sie kannte sie zwar noch nicht so lange, da sie erst zu den Turk stieß, als sie schon weg war, aber dennoch hatten sie schnell eine recht enge Freundschaft aufgebaut.

Seufzend fuhr sie sich durch die Haare und ging zurück in die Küche, um ihren Kaffee herunterzukippen.

Dann entschied sie sich, sich noch einmal hinzulegen. Vielleicht würde schlafen wenigstens etwas helfen.

Müde ließ sie sich aufs Bett fallen, zog die Decke über den Kopf.

Doch Pustekuchen mit Erholung...
 

"Ich nehme an, dass du ein SOLDAT erster Klasse bist. Du bist wirkich stark."

"Die Turks und die Mitglieder von SOLDAT unterscheiden sich nicht in vielen Dingen. Kämpfen ist unser Job."

"Hier! Das ist dafür, dass du mich vorhin gerettet hast. Nun ja, ich mache mich jetzt besser wieder an meine Arbeit. Du selber, hast doch auch einen Job zu erledigen, ... an einem anderen Ort. Richtig?"
 

Szenenwechsel.
 

"Woher weißt du von Aerith? Werd' ich beobachtet?"

"Nein, sie ist diejenige, die beobachtet wird..."
 

Szenenwechsel.
 

"Bring ihn zurück! Ich hab noch 88 Briefe für ihn..."

"Ich verspreche es!"
 

Szenenwechsel.
 

"Nein! Zack! Zack! Zack, wach auf!"

"Cissnei..."

"Geh weg! Lass mich!"

"Cissnei, du kannst ihm nicht mehr helfen!"

"Nein! Lass mich los! Zack! Mach die Augen auf! Bitte!!"

"Ey, was machen die denn hier? Reno!"

"Ich weiß, Mann! Dann helf mir mal!"

"Holt eure Pfoten weg! Nein! Lass mich!! Lasst mich los!!"

"Er ist tot, verdammt! Du kannst ihn nicht mehr retten! Wir kriegen Stress, jetzt beruhig' dich!"

"NEIN!!"
 

"Cissnei! Der Schein-"
 

"Nein!" Cissnei schreckte in ihrem Bett auf. Nervös schaute sie sich um. Ihr Atem ging unruhig, ihr Herz schien zu rasen.

Langsam legte sie sich die linke Hand aufs Dekolleté.

Dann strich sie ihre Haare aus dem Gesicht.

Wenn sie sich richtig entsann... war das am Ende Aerith?

"Ich drehe völlig durch..."

Sie ließ sich zurück in die Kissen fallen, schielte zum Fenster, dann zur Uhr.

Schweren Herzens entschied sie sich, zu Zacks Grab zu gehen.

Nur einmal hatte sie es bisher fertig gebracht. Doch irgendwie konnte sie nicht anders. Egal, wie weh es tat, sie war sowieso nicht in der Lage, es zu vergessen. Also wieso sollte sie sich weiterhin davor drücken?
 

Noch am Vormittag kam sie dann bei dem Grab nahe Midgars an. Dabei wusste sie allerdings nicht, dass sie Cloud und die Gang um den Kerl namens Kadaj nur um ein Haar verpasste.

In der Ödnis herrschte absolute Stille. Trauernd kniete sich Cissnei vor dem Meisterschwert nieder, das Zacks Grabmal kennzeichnete. Die letzten Tage war sie in der Lage gewesen zu weinen... und das sogar vor Reno. Und nun hätte sie am liebsten geweint oder geschrien, doch der Schmerz schnürte ihr die Brust zu und raubte ihr den Atem.

"Zack..."

Sie senkte den Kopf und ihr ganzer Körper spannte sich unangenehm an. Bilder schossen ihr durch den Kopf. Bilder, die sie längst vergessen oder verdrängt hatte.

Bilder von ihm, wie er sie anschaute. Seine Worten brannten sich schmerzlich in ihre Gedanken und sein endloser Optimismus kam ihr einfach nur noch unsinnig vor.

Sanft berührte sie das Schwert. Noch immer stellte sie sich die Frage, wie es soweit kommen konnte. Doch das würde ihr niemand mehr beantworten können...

Plötzlich fing Cissnei an zu zittern, legte die Arme um ihren Oberkörper, saß völlig zusammengekauert vor dem Schwert.

Sie schloss mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen, doch als sie sie wieder öffnete, schaute sie ausdruckslos auf die Tropfen, die ihre Hose und den Boden benetzten.

Und das war der Punkt, an dem sie zwanglos stille Tränen zu weinen begann.

Sie vergrub das Gesicht in den Händen, doch war sie kaum in der Lage dazu, auch nur irgendwie zu schreien. Der Schmerz saß einfach zu tief. Wieder musste sie daran denken, wie Reno sie damals von Zack wegzerrte. Damals hatte ihr jeglicher Trost gefehlt. Niemand hatte nach ihr gefragt. Reno wusste es, von Anfang an. Außerdem war auch er derjenige, der jede Nacht ihre verzweifelten Schreie und die Schlaflosigkeit teilen musste, da ihre Zimmer nebeneinander lagen.

Es war grausam gewesen. Doch wenn sie heute darüber nachdachte, fühlte sie sich jetzt einsamer, als damals.

Ihre Hände verkrampften sich und sie senkte sie.

Doch plötzlich löste sich die Spannung in ihrem Körper.

Die von Tränen nassen Händen lagen bewegungslos auf ihrem Schoß und sie erhob den Kopf.

Fast sah es so aus, als würde sie aufgeben.

"Aerith...", flüsterte sie. "Was versuchst du mir seit Ewigkeiten zu sagen?"

Es war egal. Sie hatte für sich mit ihrer Stärke abgeschlossen. Cissnei fühlte sich gar nicht mehr dazu in der Lage, ihren Zustand zu ignorieren.

Und in dem Moment kam ihr ihr Leben eher als ein simples Existieren vor...
 

Cissnei hatte an dem Tag frei und war am Nachmittag wieder zu Hause. Doch kaum betrat sie die Wohnung, klingelte ihr Telefon. Ihre Sachen auf einem Sessel abstellend, ging sie zum Telefon.

Zögerlich hob sie ab. "Ja?"

Einen Moment lang schien sie nur zuzuhören. Allerdings wurde ich Blick immer erschrockener.

"Was?! Die drei haben Kinder aus der Stadt entführt?", wiederholte sie dann ungläubig.

"Hey, Reno, hör zu... Ich habe damit- Nein."

Erneut schien der Gesprächspartner etwas zu erklären. Eine ganze Weile schwieg Cissnei, bis sie dann resigniert meinte: "Schick mir jemanden mit dem Heli vorbei gib mir ein paar Stunden. Weit können sie nicht gekommen sein..."

Dann legte sie auf.

Ihr Blick hatte sich verändert. Vielleicht war es doch Shin-Ra, das ihr ihren Willen zurückgab. Wie sie wieder merkte: sie konnte irgendwie nicht anders!

Seufzend wandte sie sich um, sammelte ein paar Sachen zusammen und ging schnellen Schrittes zur Türe. Keine viertel Stunde später wurde sie aufgesammelt. Und es war doch klar gewesen: Reno wusste, dass sie helfen würde!
 

"Fliegt Richtung Ausgrabungsstätte. Mir wurde gesagt, sie seien Richtung Nordwesten gezogen", wies Cissnei den Piloten des Helikopters an und zeigte in eine Richtung, als sie bereits abgehoben hatten.

Dann setzte sie sich die Kopfhörer auf.

"Wie sicher sind die Quellen?", fragte der Shin-Ra-Pilot unsicher, aber recht laut, um den Lärm des Helikopters zu übertönen.

"Sehr sicher, sie wurden in der Richtung gesichtet!", kam von Cissnei ohne Zögern zurück und sie hob den Daumen zum Abflug.

Schweigend hoffte die Frau nur, dass es den Kindern gut ging. Allerdings übermannte sie absolute Verständnislosigkeit diesbezüglich. Was wollten diese Freaks mit einer Horde Kindern?

Es schien ihr unbegreiflich.
 

Sie war etwas in Gedanken versunken. Doch noch schneller als sie erwartet hatte, rief der Pilot plötzlich: "Da sind sie!"

"Die Stadt des Alten Volkes...", murmelte Cissnei vor sich hin. Dann meinte sie lauter: "Leichter als angenommen! Machen wir kehrt! Und zwar schnell, bevor sie uns entdecken..."

Zugegebenermaßen machte der Heli einen ziemlichen Krach. Allerdings war es auch nicht schwer einen Haufen von Kindern auf Entfernung zu entdecken.

Zwar wusste Cissnei nicht wirklich, wieso sie das nun hatte machen sollen, aber ihr dämmerte, dass es nur ein weiterer Versuch war, sie zu den Turk zurückzubewegen.

Noch auf dem Rückweg funkte sie Reno an.

"Wir haben sie! In der Stadt des Alten Volkes."

Zwar war sie nun wirklich an dem Punkt, an dem sie sagte, sie würde mit dorthin fahren, doch komischerweise lehnte Reno es ab. Er erklärte ihr, dass Cloud die Sache regeln würde und Cissnei nahm es so hin.

Allerdings hatte sie irgendwie das Gefühl, dass es für Cloud alleine eng werden würde. Na ja, er musste wissen, was er tat... Immerhin war er alt genug.

Also ließ sie sich nach Hause bringen, wo sie am Abend ankam.

Die Sachen in eine Ecke werfend zog sie sich etwas Gemütlicheres an.

Sie hoffte, dass Reno oder Rude ihr Bescheid geben würden, wenn es Neuigkeiten gab.

Gut, nun war sie doch fast dabei, wieder bei Shin-Ra einzusteigen. Sie war doch echt völlig übergeschnappt, oder?

Wenn sie intelligent wäre, würde sie eher versuchen, es Reno auszureden, ihn dazu zu bringen, auszusteigen. Zu viele waren schon gestorben oder getötet worden. Und auch wenn Reno unkaputtbar schien, machte sie sich ehrliche Sorgen darum, dass ihm irgendetwas passieren könnte.

Nun. Es war wohl an der Zeit, wirklich zuzugeben, dass er ihr bester Freund geworden war, wenn auch auf eine irgendwie verkorkste Art und Weise...

Guardian Angel...?

Am nächsten Tag wurde Cissnei von aufgebrachten Schreien aus dem Schlaf gerissen. Etwas benommen sprang sie auf und ging zum Fenster.

Was war denn nun los? Von ihrer Wohnung sah sie genau auf den Platz mit dem Denkmal und es herrschte absolutes Chaos...?

Fast die ganze Stadt schien dort versammelt zu sein. Und direkt um das Denkmal herum... Waren das die vermissten Kinder?

Cissnei ahnte Schlimmes. Schnell schnappte sie sich ihre Klamotten, die sie am Vorabend zurechtgelegt hatte und stürzte förmlich ins Bad. Hektisch wusch sie sich und zog sich an.

Doch gerade, als sie aus der Wohnung stürmen wollte: das übliche Bild. Im Flur trieb es sie in die Knie und fluchend hielt sich Cissnei den Kopf. Aerith...

Doch zum ersten Mal schien sie zu verstehen, was sie ihr sagte...?
 

"Geh nicht! Du darfst nicht gehen!"
 

Und trotzdem. Sie hatte es gehört, doch mit Mühe richtete sie sich wieder auf.

"Ich muss!", schien sie mehr sich selbst überzeugen zu wollen, als Aerith.

Wenn sie es denn wirklich war und nicht eigene ihre Fantasie...
 

"Cissnei... bleib zu Hause, du darfst nicht gehen!"
 

Sie hielt sich etwas benommen die Stirn, verließ dennoch die Wohnung und rannte in Richtung des Platzes.
 

"Kehr um! Geh zurück nach Hause!"
 

"Verdammt... wieso?", murmelte Cissnei, als sie aber schon bei der Menschenmenge ankam. Wieso war es dieses Mal so penetrant? Sonst hatte sich es doch meistens nach wenigen Sekunden erledigt...
 

"Es ist zu gefährlich!"
 

Aerith, danke. Wie auch immer.

Sie hatte es zur Kenntnis genommen. Doch der ehemaligen Turk war egal, dass es möglicherweise 'gefährlich' war, wenn sie auch nicht so genau wusste, warum. Doch es hatte sie dorthin gezogen und sie wollte nun wissen, was hier vor sich ging.

Sie kämpfte sich durch die tobende Menge, bis sie erkennen konnte, was los war.

"Oh nein...", entfuhr es ihr.

Zwei Mitglieder von Kadajs Gang standen vor dem Denkmal und um sie herum: alle entführten Kinder. Zwar hatte sie die Entführer nie gesehen, doch der Auflauf und die Kinder schienen ein sicheres Indiz. Außerdem sahen beide Sephiroth ziemlich ähnlich.

Und Cissnei sah sofort, dass noch etwas nicht stimmte. Die Kinder... sie schienen zu schlafen oder in einer Art Trance zu sein. Ihre Augen waren leer, die Köpfe gesenkt. Fast wie Puppen standen sie einfach nur da.

Unruhig blickte sich Cissnei nach bekannten Gesichtern um. Ihr Handy hatte sie vergessen, was sie gerade wirklich bereute.
 

"Geht erstmal zum Frisör, ihr Hippies!", hallte es aus der tobenden Menge.
 

Und schneller, als Cissnei gucken konnte, beschwor einer der beiden Freaks plötzlich mehrere düstere Schatten, die sich materialisierten und zu Bestien wurden.

Die Menge wich zurück, viele ergriffen die Flucht.

In der aufgebrachten Menge hatte Cissnei ihre Schwierigkeiten, sich weiter nach vorne zu kämpfen. Die Bestien gingen auf die Menschen los...

Dann sah sie Reno und Rude. Allerdings kam sie nicht dazu, zu ihnen zu laufen.

Sie bekam noch mit, wie die beiden sich mit den Sephiroth-Verschnitten anlegten. Doch etwas anderes zog ihre Aufmerksamkeit auf sich...

Ein kleines Mädchen fiel hin und eine der Schattenbestien stürzte auf es zu. Geistesgegenwärtig rannte Cissnei zu dem Kind und zog es beiseite. Schützend wandte sie den Rücken zu der Bestie, die sie komisch knurrend anschaute.

Das Mädchen fing an zu weinen, dass es zu seiner Mutter wolle und Cissnei konnte nicht anders, als der Bestie auszuweichen. Wegrennen war gerade nicht, weil immer noch Menschen kreuz und quer liefen und sie musste die Mutter des Kindes finden!

Hektisch schaute sie sich um. "Siehst du deine Mama?", fragte sie dann, doch das Kind weinte nur laut und schüttelte den Kopf.

"Verdammt!", knirschte sie und sah aus dem Augenwinkeln wieder die Bestie, die sich erneut zum Angriff bereit machte. Doch soweit kam es nicht.

Plötzlich verdunkelte sich der Himmel und Cissnei war sofort klar, dass es absolut kein gutes Zeichen war.

Und sie hatte recht. Aus den dichten Wolken erhob sich ein riesiges drachenähnliches Monster.

"Oh Gott...", keuchte Cissnei und das war der Moment, in dem sie sich entschloss, nun doch abzuhauen.

Das riesige Ding riss das Monument um und die ehemalige Turk sah nur aus den Augenwinkeln noch Reno und Rude, die die Flucht ergriffen. Hey, sie hatten was dazu gelernt!

Dann fiel ihre eine junge Frau ins Auge, die zu einem Jungen stürzte. Die Kinder blieben einfach dort stehen?!

Das Mädchen auf ihrem Arm kreischte, als sie erneut von einer Bestie angegriffen wurden. Doch Cissnei erkannte sie trotz allem zu spät und das Schattenmonster riss sie von den Füßen.

"Mist!" Schnell legte sie schützend die Arme um das Kind, erhob sich dann, als sie eine Frau nach ihrem Kind rufen sah.

Das Mädchen in ihrem Arm zeigte total hektisch auf sie. "Mama! Maaamaaa!!"

Mit einem letzten Blick zu der aggressiven Schattenbestie stürzte Cissnei zu der Frau, drückte ihr das Mädchen in die Hand.

"Hier! Verschwinden Sie!"

Sie Frau nahm zittrig und danken die ihre Tochter entgegen und ließ sich nicht zweimal sagen, dass sie verschwinden solle. Die meisten Menschen waren geflüchtet. Einige wurden getötet.

Und als sich Cissnei umwandte, wusste sie, was Aerith meinte. Das Monster erhob sich riesig auf dem Platz. Dann sah sie noch Reno und Rude gegen die beiden Gangmitglieder kämpfen. Die Frau, die zuvor bei dem Jungen gestanden hatte, wurde von dem Monster erwischt und ging zu Boden.

Erst jetzt wurde Cissnei klar, wer diese Frau war. "Tifa...?"

Geschockt wollte sie zu ihr rennen.
 

"Cissnei!"
 

Doch als sie erneut Aerith Stimme wahrnahm, drehte sie sich reflexartig um.

Sie sah noch den riesigen Schwanz des Monsters das Gebäude hinter ihr einreißen und obwohl sie noch annähernd ausweichen konnte, erwischte sie ein mittelgroßer Felsbrocken, sowie einige kleine und begruben sie unter sich...

Schmerzen durchströmten ihren Körper und machten ihn taub. Der Aufprall auf dem Boden war hart und sie spürte und hörte noch ein Knacken. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Auf der anderen Seite des Platzes tobten die Kämpfe, doch um Hilfe zu rufen, gelang ihr nicht mehr.

Dann, einen Bruchteil einer Sekunde, glaubte sie ein grelles weißes Licht zu sehen und kam sich schwerelos vor. Die Schmerzen waren wie nie da gewesen... Doch dann wurde sie mit einem ziemlichen Ruck zurück ins Leben gerissen. Ein gequältes Keuchen entwich ihrer Kehle.

Mit Mühen öffnete sie langsam die Augen. Sich unter einem der Felsen hervorkämpfend, krabbelte sie zur nächsten Hauswand und schaffte es, mit größeren Problemen, aufzustehen

Ihr Blick war verschwommen und ihr linkes Auge schmerzte. Komischerweise tat ihr sonst kaum etwas weh. Nur ihre Beine versagten unter ihr.

Noch immer herrschte der Kampf am anderen Ende des Platzes und Cissnei erkannte Cloud unter ihnen.

Völlig benommen tastete sie sich an der Wand entlang. Ihr Kopf schien auf einmal wie leer.

Keine Gedanken, kein Schmerz, keine Angst oder Panik...

Und etwa zehn Minuten später fand sie sich in ihrer Wohnung wieder.

Unter Mühen kämpfte sie sich ins Bad. Und als ihr Blick in den Spiegel fiel, keuchte sie erschrocken und ihr Hals fühlte sich an, wie zugeschnürt.

Eine klaffende Wunde zog sich über ihren Kopf und Blut lief ihr durchs Gesicht.

Ihr linkes Auge war rot und dick, ihr Gesicht und Hals, eben was sie sah, voll mit Schrammen und Flecken.

"..."

Als sie an sich hinab blickte, erkannte sie weitere offene Wunden. Ihre Kleidung war zum Teil zerrissen.

Die ehemalige Turk blickte ein weiteres Mal in den Spiegel. Dann schmeckte sie Blut und als sie leicht die Lippen öffnete, floss ein kleiner Rinnsal aus ihrem Mundwinkel.

Schlagartig kehrten die Schmerzen zurück, als der Schock überwunden war. Sie wurde panisch, atmete schwer und sie stützte sich am Waschbecken ab.

Nein... nein.

Sie zitterte wie Espenlaub.

Dann verschwamm ihr Blick und sie rutschte haltlos hinab, hinterließ mit den Händen Blutspuren am Waschbecken. Sollte es etwa so mit ihr enden?

Kurz erschien Aerith vor ihrem inneren Auge. Doch sie schien den Kopf zu schütteln. Erst kam sie auf sie zu, doch dann entfernte sie sich plötzlich wieder von ihr.

Aerith? Bin ich tot?
 

"Cissnei! Halte durch!"
 

Erst hielt sie es für Aerith Stimme, die in ihrem Kopf widerhallte. Doch als sie noch einmal die Augen für den Bruchteil einer Sekunde öffnete, wurde ihr klar, dass sie Stimme männlich gewesen war.

Und es war nicht Renos oder Rudes Gesicht, in das sie blickte.

Blaue Augen strahlten ihr förmlich entgegen und bildeten sich auf ihrem inneren Auge ab, als sie wieder das Bewusstsein verlor.

"Zack..."

Until the end

Als Cissnei wieder zu sich kam, blickte sie in gleißend helles Licht. Mit einem Stöhnen schloss sie die Augen. Ihr Ohren waren zu, doch sie hörte Stimmen. War sie noch am Leben?

Sie erinnerte sich kaum an das, was passiert war und ihre Augen brannten.

So sehr sie sich bemühte, erkannte sie im ersten Moment nichts, als diese unerträgliche Helligkeit.

Nur langsam langsam klärte sich ihr Blickfeld.

"Hey, sie is' wach", ertönte eine Stimme noch immer unscharf über ihr.

Erst nach und nach erkannte sie die unverkennbar roten Haare Renos und konnte nun auch die Stimme zuordnen-

Also war es ein Traum gewesen. Es war doch Reno gewesen. Zu schön, um wahr zu sein, dass er-

"Cissnei?", kam dann aber plötzlich eine weitere Stimme. Sie klang besorgter als Renos und irgendwie... kam sie ihr bekannt vor.

Ihre Augen hatten sich an die Helligkeit langsam gewöhnt, dennoch brannten Tränen darin.

Dann allerdings schien ihr Benommenheitszustand sich zu klären und sie setzte sich mit einem Ruck im Bett auf. "Zack?!"

Und wirklich. Ihre Augen täuschten sie nicht. Am Ende ihres Bettes stand Zack Fair, lebendig wie nie.

Sie blinzelte vollkommen neben der Spur, spürte dann aber einen Schmerz im Rücken und sank unter einem gequälten Stöhnen zurück ins Krankenbett.

"Reno... sind wir tot?"

Ihr bester Freund verdrehte die Augen und wippte ungeduldig auf der Stelle hin und her.

"Alter, ich hab dir doch gesagt, du bist jetz' zu viel für sie!", meinte er lässig zu Zack, der irgendwie entschuldigend schmunzelte.

"'Tschuldige Cissnei. Hier herrscht wohl Erklärungsnot, was?"

Die ehemalige Turk blickte benommen von Reno zum vermeintlichen Zack.

"Maaann, Ciss. Wir sind nicht tot. Fair lebt, das ist alles!" Reno schien ein wenig ungeduldig.

Ach ja?! Das war also alles?!

Immernoch total neben der Spur öffnete Cissnei langsam den Mund.

"Erzählt mir das nochmal, wenn mein Kopf wieder mehr als Matsch ist..."

Sie realisierte es wirklich nicht. Cissnei war in dem Moment nicht dazu in der Lage, aufzunehmen, was hier gerade passierte. Doch es war die Wirklichkeit.

Langsam schloss sie wieder die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf. Doch dieses Mal war er nicht von Schreien und Leid geprägt. Nur Aerith sah sie ein letztes Mal.
 

Pass für mich auf ihn auf, ja?
 

Dieser Zeitpunkt war nun mehrere Monate her.

In der Tat, Zack Fair war am Leben, so sehr Cissnei auch Probleme damit hatte, zu glauben, dass sie nicht am Träumen war.

An besagtem Tag war ihr Aerith ein letztes Mal erschienen. Ihre Alpträume hatten ein Ende.

Es schien fast wie das Happy End einer Geschichte.

Im Nachhinein erfuhr Cissnei durch Reno und Rude, dass Sephiroth durch Kadaj und seine Bande zurückgerufen wurde, Cloud ihn aber ein weiteres Mal getötet hatte.

Elena und Tseng waren zu Cissneis Überraschung ebenfalls am Leben und waren wohl kurz vor ihrem Verschwinden vom Schlachtfeld wieder aufgetaucht, um Rufus Shinra vor einem tödlichen Sturz zu bewahren, für den Kadaj selbst verantwortlich war.

Doch alles was danach passierte, war eine andere Geschichte. Clouds Geschichte, nicht ihre...

Für sie war wichtig, dass Zack lebte.

Erst Tage später erfuhr sie, wie es überhaupt möglich war.

Und Cissnei musste sagen, dass sie Hojo unbeschreiblich dankbar war. Er hatte Zacks mehr oder weniger toten Körper aufgesammelt und an ihm herum experimentiert.

So bescheuert er auch gewesen war, er war ein Genie und das war es, was Cissnei ihm gut und gerne zugestand. Es war ihm, durch Makoenergie, Jenovazellen und Zacks reinen Lebenswillen, gelungen, ihn zurück zu holen.

Für den Wissenschaftler schien danach die Sache erledigt gewesen zu sein und er vernachlässigte das Experiment.

Dabei gingen wohl die meisten von Zacks Erinnerungen verloren und kamen erst nach Monaten stockend und sehr langsam zurück.

Nun war Cissnei auch klar, was Aerith ihr immer zu sagen versuchte: Zack lebte.

Und auch, wenn Zack schwieg, was sein plötzliches Auftauchen im richtigen Moment betraf, war sich die Frau sicher, dass es Aerith zu verdanken war, dass er Cissnei dort gefunden und vor dem Tod gerettet hatte...
 

Und heute, eben Monate nach dem Vorfall...

"Jetzt komm schon! Alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen! Wir brauchen dich!" Reno schaute Cissnei fast schon mit Hundeaugen an, als sie zusammen in einer Kneipe saßen.

"Oh, Reno! Geh den Leuten nicht auf die Nerven!", murrte Elena, die etwas genervt schien und ihm in die Seite piekste.

"Was denn?", kam von ihm fast schon unschuldig, aber auch irgendwo entnervt.

"Reno, gibs einfach auf, sie antwortet dir nicht mehr", kam es trocken von Rude.

Und wirklich. Cissnei widmete sich ihrem Cocktail und schaute demonstrativ in der Kneipe hin und her.

Trotzdem zierte ihr Gesicht ein breites Grinsen.

"Hey!", ertönte eine vertraute Stimme hinter den Dreien und alle wandte sich um.

"Sorry für die Verspätung, war noch bei Cloud und Tifa", meinte Zack entschuldigend.

Cissneis Blick traf seinen und beide grinsten sich wissend an.

"Oh Mann..." Reno verdrehte die Augen. Dann erhob Cissnei sich und ging zu Zack, der locker einen Arm um ihre Schultern legte.

"Tja, Reno! Du hättest mich fast drei Jahre lang haben können. Chance verpasst!" Der letzte Teil kam fast schon singend.

Der Angesprochene seufzte resigniert. "Weißt du, Schätzchen. Aus uns wäre eh nichts geworden!"

Und alle Beteiligten brachen in Lachen aus.

"Gehen wir?", fragte Zack dann gut gelaunt.

Cissnei nickte. "Ja."

Nach kurzem Verabschieden machten die beiden sich auf den Weg und einige Zeit später fanden sie sich in der Kirche in Sektor 5 der Slums wieder.

Cissnei ging voran, kniete sich vor Aerith' noch immer blühende Blumen.

"Ein wirklich magischer Ort...", flüsterte sie und fuhr zaghaft über ein Blütenblatt.

Zack schaute sich seufzend um, blickte zum Loch in der Decke.

"Ja..." Dann aber schmunzelte er. Kurz wirkte es so, als schien sie mit ihm zu sprechen. Cissnei blickte aus den Augenwinkeln zu ihm. Doch dann grinste er und ging mit glücklichem Gesicht auf sie zu, hockte sich hinter sie und umschloss ihren Oberkörper mit seinen Armen, zog sie etwas zu sich.

"Scheint so, als will sie, dass du auf mich aufpasst, was?", meinte er dann weich und leise.

Und mit einem freudigen Nicken blickte Cissnei zu den Blumen. "Auf dich... und auf ihre wunderschönen Blumen..."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Zinv
2010-05-29T10:06:00+00:00 29.05.2010 12:06
Also, schon alleine weil es keine große Fülle an Ciss-Zack Pairing orientierten Storys gibt, lesenswert.
Ein recht selten in Anspruch genommenes Pair, was ich aber gerne zusammen sehe, wenn auch nicht im Canon.
Trotzdem empfinde ich die Story nahe genug am Canon und deshalb auch interessant, in welcher form ohne das Canon zu sehr zu 'mend and bend' dieses Pair zustande kam.
Der Schreibstil ist flüssig, wenn auch selten mal verwirrend, aber das kann jeden mal passieren und hier ist es vielleicht eine Zeile pro Kapitel.
Schade nur das die Story auf deutsch war ;) normalerweise distanziere ich mich weit vomn den Deutschen FFs, aber immerhin habe ich doch mal zu dieser hier gefunden (warum nur hehe)
*kiss to my Angel*



Zurück