Remember me von Tamura ([SasuxSaku] Did you forget?) ================================================================================ Kapitel 1: Falling Stars ------------------------- Sie konnte sich kaum bewegen. Ihr Mund war trocken, ihr Atem schnell. Es war ungewöhnlich, so spät nachmittags noch im Bett zu liegen, denn die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich bereits langsam durch ihr Zimmer und warfen kleine Schatten über den Fußboden. Die Uhr zu ihrer Linken zeigte kurz nach 14Uhr. Also hatte sie schon lange genug geschlafen. Behutsam stemmte sie ihre Ellbogen in die Kissen und richtete sich vorsichtig auf. Erst da bemerkte sie, dass ihr Körper durch etwas am Aufstehen gehindert wurde. Sie war ans Bett gefesselt, und konnte gerade noch aufrecht sitzen, mehr ließen die beiden Lederriemen an ihren Armen nicht zu. „Was zum…?“ keuchte sie in den Raum. Nur ein Krächzen war von ihrer einst wunderbaren Stimme übrig; ihre Worte klangen fremd und kalt. „Du willst doch vergessen, nicht wahr?“ Ein Mädchen stand plötzlich vor ihr. Sie hatte blondes Haar und wunderbare, kristallblaue Augen. Was hatte das alles zu bedeuten? „Was vergessen?“, fragte sie in den Raum. Ein leises Brummen schwang durch ihren Kopf und höllische Schmerzen machten sich in der Nähe ihrer Schläfen breit. Ihr Schädel drohte beinahe zu zerbersten, da ertönte die Stimme des Mädchens von Neuem: „Glaub mir, du willst es vergessen.“ Die Kopfschmerzen wurden unerträglich. Leise stöhnte sie auf und rang gierig nach Luft; der Schmerz nahm ihr beinahe den Atem. „Was vergessen?“, brüllte sie mit letzter Kraft, ehe ihr schwarz vor Augen wurde. - Sie saß wieder aufrecht im Bett, die Füße gekreuzt und ein Lächeln auf den Lippen. Schritte kamen langsam den Flur entlang. Ihr Echo klang leer und verloren in den engen Krankenhausgängen. Jemand kam näher. Näher zu ihr. Die Schritte starben vor ihrer Tür. Zwei Personen unterhielten sich. Stimmen, die sie nicht zu deuten wusste, drangen bis in ihr Zimmer vor. Sie kamen ihr bekannt vor, und gleichzeitig fremd, wie zum ersten Mal gehört. Nach einer Weile öffnete sich die Tür und ein Junge trat ein. Mit schwarzem Haar, kaltem Blick und einem seltsam vertrauten Gesichtausdruck aufgesetzt, schritt er langsam auf sie zu und nahm auf dem Stuhl zu ihrer Seite Platz. Eine Weile herrschte Stille und seine Augen waren geschlossen. So als hätte er Angst, sie zu öffnen; was er auch tat, in gewisser Weise. Sie starrte ihn nur an. Die ganze Zeit über. Er sah gut aus. Sie fand mit einem Mal Gefallen an diesem Jungen. Vielleicht würde er sie ja mögen? „Hi“, versuchte sie zaghaft. Ihre Stimme klang ein wenig anders. Wieder etwas mehr, wie sie selbst. Ein leichtes Nicken war das einzige Zeichen, dass er die Begrüßung überhaupt wahr genommen hatte. „Wie heißt du?“ Die Frage war harmlos, und dennoch, sie versetzte ihn in Rage. Mit den Worten: „Ich kann diese Scheiße nicht mehr“, sprang er auf und verlies den Raum ebenso schnell, wie er ihn zuvor betreten hatte. Sie blickte ihm nach und ein trauriger Ausdruck zierte dabei ihre feinen Züge. „Schade… er sah wirklich süß aus.“ „Sasuke warte!“ Naruto raste durch die eintönigen Gänge des Krankenhauses und kam vor seinem besten Freund zum Stehen. Er warf dem Uchihaerben einen vorwurfsvollen Blick zu. „Könntest du es nicht wenigstens versuchen?“ Der Schwarzhaarige stieß ein lautes Schnauben aus und schloss die Augen erneut. Langsam schüttelte er den Kopf und drehte sich zur Seite, bereit zu gehen. „Nicht heute… tut mir leid“, war alles, was er sagte, ehe er um die Ecke in Richtung Ausgang verschwand. Ein Tag zuvor… Sie lächelte und ihr glückliches Gesicht wurde bei seinem Anblick von einem breiten Grinsen beinahe in zwei Hälften gerissen. Ihre großen, weiten Augen beherbergten einen seltsamem Ausdruck und sie wirkte ein wenig müde. So, als hätte sie seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen, dabei war sie schon seit Monaten an dieses Bett gefesselt. Naruto lies sich gedankenlos neben ihr in den Stuhl fallen und legte ihr seine Hand auf den Schoß. „Na, wie geht es uns heute?“ Ihr Lächeln wurde noch ein Stück breiter und sie griff nach der Hand des Blonden. „Großartig. Wirklich.“ Nur mit Mühe konnte er sich ebenfalls ein Grinsen abgewinnen. Seine Mimik verriet deutlich, für jeden, der Naruto auch nur einen Funken kannte, dass er alles andere als glücklich war. Der Rucksack zu seinen Füßen fiel ihm wieder ein, und er holte ein kleines Bild hervor. „Hier, von Sai, einem Freund von dir.“ Sie nahm das Bild aus seiner Hand und starrte es einen Augenblick fasziniert an. Es zeigte ein wunderschönes Mädchen, mit pinkem Haar und grünen Augen. Irgendwo hatte sie das Mädchen schon einmal gesehen… Sie war eine atemberaubende Schönheit. „Wow, ist die hübsch…“ Naruto musste Lächeln und nahm das Bild wieder an sich. Er stellte es auf das Nachtkästchen des Bettes und drehte es so, dass sie immer einen Blick darauf werfen konnte. „Das ist Sakura. Weißt du noch, wer das ist?“ Der Name klang vertraut. Sie hatte ihn schon einmal gehört, nur wo? Ein höllischer Schmerz breitete sich in ihrem Kopf aus und sie stieß ein kräftiges Husten aus, ehe sie zurück in ihre Kissen fiel. Ein krampfartiges Gefühl erfasste ihren Körper und sie begann heftig zu zittern. Naruto war aufgesprungen und hielt wieder ihre Hand. „Du musst dich nicht an sie erinnern. Ist schon ok, entspann dich. Versuch einfach, dich zu entspannen, hörst du?“ Es dauerte eine Weile, bis ihr Atem flach und ruhig geworden war. Normalerweise kamen diese Anfälle immer erst später, nach ein paar Stunden seiner Besuche. Doch ab und zu waren ihm auch nur ein paar Minuten vergönnt, ehe sie sich zurück in den Schlaf flüchtete. Naruto streifte ihre Decke ein wenig zurück und strich ihr eine Strähne des langen Haares aus dem Gesicht. Dann verließ er leise den Raum, wankte mit letzter Kraft zurück in sein Apartment, wo er sich bis zum nächsten Morgen einschloss. - Tsunade knallte den medizinischen Bericht in ihren Händen mit voller Wucht auf den Schreibtisch vor ihr. 16.11.09 …Wahnvorstellungen und völliger Gedächtnisverlust. Die Patientin kann sich nicht einmal mehr an die einfachsten Dinge erinnern… 18.12.09 …Ein Teil ihrer Erinnerung scheint wieder zurück gekehrt zu sein. Patientin kann sich wieder an ihr nahestehende Personen erinnern. Allerdings nur an einige. Manche ihrer früheren Freunde sind ihr noch völlig fremd. Weiterhin Anzeichen von Wahnvorstellungen und Angstzuständen… 24.12.09 …Auf Wunsch von Naruto wurde die Patientin heute vorübergehend aus dem Krankenhaus entlassen. Allerdings folgten bereits nach Verlassen ihres Zimmers heftige Panikattacken. Sie wiederholte dabei immer wieder folgenden Worte: „Ich will mich nicht wieder erinnern.“… 13.03.10 …Seit Dezember keine Besserung mehr in Sicht. Patientin erlangt zwar zum Teil ihr Gedächtnis wieder, jedoch nur vorübergehend. Zustand nach wie vor labil… Wieder und wieder las sie die einzelnen Zeilen vor sich. Shizunes Bericht zog sich in die Länge und war noch viel detaillierter, aber Tsunade kannte ohnehin schon beinahe jeden Wortlaut auswendig. Das brachte sie auch nicht weiter. Achtlos lies sie sich in den Drehstuhl ihres Büros fallen und kramte in den Schubladen eines Aktenschrankes nach einer alten Flasche Sake. Sie zog den kleinen Korken des Gefäßes mit einem kräftigen Schwung von der Flasche und nahm einen mächtigen Schluck, ehe sie einen tiefen Seufzer ausstieß. Was sollte sie noch machen? Hatte sie denn nicht schon alles versucht? Sie wusste nicht mehr weiter, und so bekämpfte sie das leere, tote Gefühl in ihrem Magen mit einem weiteren Schluck des Hochprozentigem. Und es half, wenn auch nur für den Moment. - Sie sah alles genau vor ihr. So, als wäre sie stiller Beobachter, zum Zusehen verdammt. …„Sakura! Mach, dass du hier weg kommst!“, dröhnte Inos Stimme über das Schlachtfeld. Die Blonde stand nur wenige Meter entfernt von ihr. Blut tropfte von ihrer Stirn; sie war nur um Haaresbreite einem heranschnellenden Kunai ausgewichen. „Jetzt mach schon!“, brüllte sie erneut. Sakura versuchte langsam aufzustehen. Ein stechender Schmerz tobte in ihren Beinen und raubte ihr die Luft zum Atmen. Ihre Sicht war verschwommen. Die Welt war für sie zu einem verzehrten Bild erstarrt, das nur noch bruchstückhaft an ihre Umgebung erinnerte. Sie fiel erneut zu Boden; schlug sich ihr rechtes Knie hart auf der gefrorenen Erde. Der metallische Geschmack von Blut lag auf ihrer Zunge und ihr Herz schlug immer schneller, brach beinahe aus ihrem Brustkorb. So als wüsste es, dass dies die letzten Momente waren. Sie konnte nicht mehr. Inos Rufe, die Bitten sich in Sicherheit zu bringen, sie kamen vergebens. Selbst wenn sie es in Deckung geschafft hätte, weg von der Lichtung, beschützt von dichten Baumkronen, ihre Verletzungen waren bereits zu tief. Und so drehte sie sich mit letzter Kraft zur Seite. Naruto und Sasuke rasten gerade, nur ein paar hundert Meter weit entfernt, Madara zum alles entscheidenden Schlag entgegen. Der letzte Angriff der beiden. Eine grell leuchtende Explosion entstand kurze Zeit später, wo zuvor Chidori und Rasengan eingeschlagen hatten. War der älteste und mächtigste aller Uchiha endlich besiegt? Sie würde es nicht mehr erfahren. Denn in diesem Moment schoss ihr ein weiterer Angriff Kisames entgegen, den sie nicht mehr ausweichen konnte. Sakura schloss die Augen und holte tief Luft. Zum letzten Mal… Schweißgebadet schreckte sie aus ihrem Traum hoch. Eine grässliche Übelkeit überkam sie augenblicklich und nur mit Mühe richtete sie ihren Kopf zur Seite, ehe sie erbrach. All das Blut. Das Schlechtfeld. Wo hatte sie das zuletzt gesehen? Sie war noch immer ans Bett gefesselt. Erinnerungsfetzen schossen ihr durch den Kopf; nur bruchstückhaft erschienen sie vor ihrem inneren Augen. Von toten Körpern, feindlichen Ninjas und zahlreichen Explosionen. Und da waren diese beiden Mädchen. Ino… Der Name der Blonden war Ino. Sie richtete sich langsam auf und starrte in die Dunkelheit vor ihr. Sie war ans Bett gefesselt. Ein Blick durch den Raum verriet ihr, sie kannte das Zimmer. Sie war im Krankenhaus… Doch warum war sie hier eingesperrt? Ihr Kopf schmerzte und ihr Puls schnellte durch ihren Körper. Ein leises Rauschen stieß an ihre Ohren, so schnell schlug ihr Herz in jenem Moment. Nur noch ein kleines Stück… Mit den Fingerspitzen griff sie nach einer kleinen, gläsernen Vase zu ihrer Rechten, die nur ein paar Zentimeter auf dem Nachtschrank entfernt von ihr stand, und zog sie zu sich. Sie schob die Decke mit den Beinen vorsichtig zur Seite und richtete sich dann so weit es ging auf. Mit einem kräftigen Schlag ihres Ellbogens brach das Glas in kleine Stücke. Sie griff nach einem der größeren Splitter. Langsam schaffte sie es, die Lederriemen durchzuschneiden. Es kam ihr so vor, als wäre beinahe eine Stunde vergangen, ehe sie endlich erleichtert aufatmen konnte und ihren rechten Arm ausstreckte. Die Laken waren voller Blut und sie hatte sich tief in die linke Hand geschnitten, aber dafür war sie der Freiheit einem Schritt näher. Es dauerte nicht lange, bis sie ihren anderen Arm aus seinem Gefängnis befreit hatte und behutsam aus dem Bett stieg. Doch ihre Beine wollten sie nicht tragen. Ihr Kopf knallte hart gegen die kalten Fliesen des Zimmers, als sie zu Boden stürzte. Für einen Augenblick starb ihre Sicht vollkommen. Das bisschen Helligkeit des Raumes verblasste und ihr wurde schwarz vor Augen. Ein höllischer Schmerz presste Sekunden später gegen ihre Schädeldecke und raubte ihr beinahe den Verstand. Sie unterdrückte den Schrei auf ihren Lippen mit letzter Kraft, biss die Zähne zusammen und zog sich langsam am Bett empor. Nur mit Mühe erreichte sie das einzige Fenster des Raumes. Der metallene Griff war kalt und obwohl sie alles versuchte, das Fenster blieb unbarmherzig verschlossen. Das Badezimmer, schoss es ihr durch den Kopf. Vielleicht hatte sie da mehr Glück? Wieder zurück am Boden robbte sie gekonnt vorwärts, in Richtung des kleinen Zimmers vor ihr. Das Fenster darin erwies sich als weniger stur, und so blickte sie Minuten später auf den Hinterhof des Krankenhauses. Ihr Zimmer lag im Erdgeschoss. Zum ersten Mal an jenem Abend verspürte sie so etwas wie einen Hauch von Freude. Einen Sturz aus dem ersten oder zweiten Stock hätte sie wahrscheinlich gar nicht mehr überstanden, in ihrem Zustand, aber der knappe Meter, den das Fenster vom Boden trennte, schien ungefährlich. Beim zweiten Versuch fiel ihr das Aufstehen etwas leichter, und so stieg sie vorsichtig aus dem Fenster, ohne dabei auf dem Kopf zu landen. Das Gehen erwies sich vor allem zu Beginn als äußerst schwierig, doch nach einigen Metern wuchs das Vertrauen in ihre Beine. Und so setzte sie behutsam einen Fuß vor den anderen und schritt langsam über den verlassenen Hinterhof des Gebäudes. Sie war in Konoha, und obwohl sie beinahe keine Erinnerungen mehr über die letzten Monate besaß, es gab nur ein Ziel, das sie klar vor Augen hatte… Sie wusste nicht mehr, wie sie es vor das Eisentor des großen Anwesens geschafft hatte. Ihre Füße schienen sich von selbst an den Weg zu erinnern. Und so kam es, dass sie irgendwann in jener Nacht über den Innenhof des alten Clanhauses schlich, mit letzter Kraft die Treppen empor stieg, und gegen die Eingangstür des Hauses schlug. „Vier Uhr morgens, es ist erst vier, verdammt noch mal!“, brummte die verschlafene Stimme eines gereizten Uchihaerben. „Ich bin’s…“, setzte sie an, ohne eine Funken Ahnung zu haben, wie sie den Satz vollenden sollte. Wer war sie? Jene heftige Übelkeit, die sie schon nach ihrem Erwachen verspürte, ergriff erneut besitzt von ihr. Mit Mühe unterdrückte sie den Brechreiz, der ihren Magen empor kroch, und drückte sich gegen die kalkweiße Wand des Gebäudes. Das letzte was sie sah, war der entsetzte Gesichtsausdruck ihres Gegenübers. Sasuke starrte geistesabwesend durch die Vorhänge seines Wohnzimmers. Der durchsichtige Stoff nahm der Welt da draußen ein wenig das kalte Gefühl der Realität, und so wirkten die grauen, verlassenen Straßen des Dorfes nicht ganz so trist und einsam wie sonst. Wie ein Schleier, der einem die Wahrheit ein wenig verschönerte. Doch es vermochte schon etwas mehr als eine trübsinnige Aussicht, um den Schwarzhaarigen auf andere Gedanken zu bringen. Im Augenblick galt seine ganze Aufmerksamkeit einzig dem späten Besuch, der erschöpft auf seiner Couch verweilte. Wie war sie nur hier her gekommen? Und vor allem, wie fand sie den Weg zu ihm. Seit beinahe einem halben Jahr hatte sie sich an nichts erinnern können. Und plötzlich fand sie zu ihm? Er wollte bereits Tsunade verständigen, Naruto bescheid geben, um nach ihr zu sehen, und sie zurück zu bringen. Doch aus irgendeinem Grund entschied er sich dagegen. Das Krankenhaus würde sie auf Dauer noch verrückt machen, dachte er laut. Wenn sie es nicht ohnehin schon ist, fügte eine leise Stimme in seinem Kopf hinzu, der er jedoch keine Beachtung schenkte. „Tut mir leid“, flüsterte sie. Ein beißender Schmerz brannte in Sasukes Genick, so schnell hatte er seinen Kopf zur Seite gerissen. Mit einem Satz war er bei ihr und stützte sich gegen ihren Körper, als sie langsam versuchte, aufzustehen. „Was hast du vor?“ Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Sie lächelte, und sein Herz schlug zum ersten Mal seit Monaten ein wenig härter gegen seinen Brustkorb. Er mochte das Gefühl. „Muss auf die Toilette. Ich fühl mich, als wär ich vor Monaten zum letzten Mal gewesen.“ Langsam brachte er sie ins Badezimmer. Erst eine hochgezogene, fragende Augenbraue später veranlasste ihn dazu, den kleinen Raum zu verlassen und die Tür zu schließen. Es dauerte ein paar Minuten, ehe sie seinen Namen erneut leise rief. Sie konnte nicht alleine zurück aufs Sofa, und so half er ihr dabei. Er war sich nicht sicher, ob seine Gesichtsfarbe oder ihre eher einer Tomate glich, es war ihm aber auch gleichgültig in jenem Moment. „Warum bist du hier?“, fragte er zögernd, nachdem sie wieder Platz genommen hatte. Einen Augenblick war er sich nicht sicher, ob sie ihn verstanden hatte. Aber ihre Antwort kam. „Weiß nicht. Ich bin aufgewacht… im Krankenhaus. Und wusste nicht, wo ich war…“ Tränen flossen ihre Wangen entlang und sie zitterte am ganzen Körper. Sasuke zögerte nicht lange und schloss sie rasch in die Arme. Natürlich hätte er ihr eine Decke holen können, aber er bevorzugte diese Art von Wärmeaustausch. Und sie schien nichts dagegen zu haben. Langsam erwiderte sie seine Umarmung und genoss das Gefühl der Wärme in ihrem Körper zurückkehren. Sie fühlte sich sicher; behutsam in seinen Armen aufgenommen. Und obwohl sie noch immer höllische Angst hatte, es war eine Spur leichter, hier bei ihm. „Ich hab dich oft besucht, aber du… du hast dich nie an mich erinnert. Es fiel mir immer schwerer, bei dir zu sein.“ Sasuke hatte die Verandatür geöffnet und zusammen saßen sie auf dem Boden des Wohnzimmers. In warmen Decken eingehüllt betrachtete er den Sternenhimmel und lauschte dabei den sanften Geräuschen des Windes, der immer wieder ein paar Blätter durch den Innenhof trug und sanft in sein Gesicht wehte. „War das ne Sternschnuppe?“ Sasuke richtete seinen Blick wieder auf das Sternenzelt über ihm. „Denke schon“, meinte er dann. „Wünsch dir was.“ Der Uchihaerbe musste lachen. „Denkst du nicht, wir haben im Moment andere Probleme, als diesen abergläubischen Blödsinn…“ „Ich hab Angst, Sasuke. Angst, dass ich wieder einschlafe, und morgen ohne Erinnerung aufwache.“ Er kannte diese Angst. Er hatte sie selbst, seit der ersten Sekunde, als er sie über seine Türschwelle getragen hatte. „Also wünsch dir was. Wenn man eine Sternschnuppe sieht, wünscht man sich was, dann wird es wahr. Das weiß ich sogar noch ohne Erinnerung. Und vielleicht hilft es ja?“ …. „Und?“ „Ja“, Sasuke stieß ein langes Seufzen aus, „ich hab mir was gewünscht. Zufrieden?“ Sie strich sich eine Strähne ihres langen Haares aus dem Gesicht und griff nach seiner Hand. „Danke… Ich wette, dein Wunsch geht in Erfüllung… Sasuke?“ „Hm?“, seine Stimme klang müde und ein wenig erschöpft. „Erzähl mir von den letzten Monaten… bitte.“ Es brauchte nicht viel, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Und so erzählte er ihr alles. Er berichtete von Narutos und seinem Sieg gegenüber Madara und den vielen Verletzten und Opfern des letzten Krieges gegen das Oberhaupt der Akatsuki. „Ich erinnere mich an einen bestimmten Moment. Als du und Naruto zum letzten Schlag ausholen. Ich sehe immer wieder dieses eine Bild vor mir. Diese zwei Mädchen. Ino… Der Name des einen Mädchen war Ino. Und das andere… Es war ebenfalls dort. Sie hatte rosa Haar und smaragdgrüne Augen. Kennst du eine der beiden?“ Sasuke stieß ein seltsames Lächeln aus und ballte seine Hände zu Fäusten. „Könnte man so sagen“, presste er zwischen den Lippen hervor. „Das eine Mädchen… Ino… das war deine beste Freundin. Sie kam an jenen Tag ums Leben. Und das andere Mädchen… Das bist du, Sakura“ …Naruto und Sasuke rasten gerade, nur ein paar hundert Meter weit entfernt, Madara zum alles entscheidenden Schlag entgegen. Der letzte Angriff der beiden. Eine grell leuchtende Explosion entstand kurze Zeit später, wo zuvor Chidori und Rasengan eingeschlagen hatten. War der älteste und mächtigste aller Uchiha endlich besiegt? Sie würde es nicht mehr erfahren. Denn in diesem Moment schoss ihr ein weiterer Angriff Kisames entgegen, den sie nicht mehr ausweichen konnte. Sakura schloss die Augen und holte tief Luft. Zum letzten Mal. Doch der tödliche Schlag kam nie. Ino stand nur ein paar Meter vor ihr, und ein seltsames Lächeln zierte ihre Lippen. Die Blonde hatte den letzten Angriff mit ihrem eigenem Körper abgefangen. Doch zu einem hohen Preis. Eine klaffende Wunde erstreckte sich über ihren gesamten Oberkörper. Warmes Blut schoss in Sakuras Gesicht. Es war überall. Ihre Hände zitterten. Die Wucht ihres Herzschlages brachte sie beinahe um den Verstand. In diesem Moment, als Sakura die Augen schloss und vor Erschöpfung zu Boden fiel, schwor sie sich, diesen Moment nie wieder erleben zu müssen… Sasuke hielt ihr Haar zurück und wartete. Sie musste weiter erbrechen; diese Gedanken und Bilder, die sie erneut ertragen musste, ein für alle Mal vergessen. „Ich bring dich zurück ins Krankenhaus“, flüsterte er leise, ehe er sie vorsichtig hochhob. Es dauerte nicht lange, bis der Uchiha die Türen in das große Gebäude aufstieß und zu Tsunade eilte. Sakura wusste, warum sie ihr Gedächtnis verloren hatte. Sie wollte vergessen, was ihr Sasuke eben erzählt hatte. Und für eine Weile tat sie das auch. Sie wusste nicht einmal mehr, wer sie war. Aber dennoch hatte sie ihr eigenes Ich mit der Zeit wieder eingeholt. Diese andere Sakura, die von allem befreit und ohne Erinnerung war, sie existierte nicht mehr. Und plötzlich hatte sie keine Angst mehr, wieder aufzuwachen, ohne Erinnerung. Sie wünschte es sich sogar. Und wurde belohnt… Gegenwart „Sasuke warte!“ Naruto raste durch die Gänge des Krankenhauses und kam vor seinem besten Freund zum Stehen. Er warf dem Uchihaerben einen vorwurfsvollen Blick zu. „Könntest du es nicht wenigstens versuchen?“ Der Schwarzhaarige stieß ein lautes Schnauben aus und schloss die Augen erneut. Langsam schüttelte er den Kopf und drehte sich zur Seite, bereit zu gehen. „Nicht heute… tut mir leid“, war alles, was er sagte, ehe er um die Ecke in Richtung Ausgang verschwand. Alles erschien nun in derselben, eintönigen, toten Farbe. Wie der kalte Asphalt Konohas Straßen zu seinen Füßen. Alles wirkte grau. Er verspürte keine Wut mehr in ihm, kein Gefühl des Zorns oder ähnlichem. Da war nur noch dieses Nichts. Diese vollkommene Leere, die gänzlich von ihm Besitz ergriffen hatte. Sie wollte nicht mit der Erinnerung leben, dass Ino für sie zu sterben bereit war… - „Wünsch dir was.“ Der Uchihaerbe musste lachen. „Denkst du nicht, wir haben im Moment andere Probleme, als diesen abergläubischen Blödsinn…“ Langsam stand er auf und nahm ein paar Schritte in Richtung der Straße. Wenn man eine Sternschnuppe sieht, wünscht man sich was, dann wird es wahr? Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Waren das nicht ihre Worte? Wieso tat es dann so weh? „Ich hab Angst Sasuke. Angst, dass ich wieder einschlafe, und morgen ohne Erinnerung aufwache. Also wünsch dir was. Wenn man eine Sternschnuppe sieht, wünscht man sich was, dann wird es wahr. Das weiß ich sogar noch ohne Erinnerung. Und vielleicht hilft es ja?“ Dann lass uns für immer zusammen sein, Sakura. Mit deiner Erinnerung zurück, so, wie in diesem Moment… „Hmm…. Sasuke warf noch einen letzten Blick auf das Krankenhaus hinter ihm. Gierig sog er die kalte Luft des Morgens ein, denn plötzlich wurde ihm übel. Er fühlte sich schwach, von aller Kraft verlassen. Der Uchihaerbe stürzte zu Boden und schlug hart auf dem Asphalt auf. „Ich wette, dein Wunsch geht in Erfüllung.“ „Lügnerin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)