Little Brother + Big Brother =Chaos von Gouda-kun (Der ganz normale Wahnsinn!) ================================================================================ Kapitel 5: Zwischen Feuer und Eis --------------------------------- Marcel warf Connor einen Blick zu, der bereits alles sagte: Hoffentlich hatte Fee ihren Eltern, beziehungsweise Bruder, nicht erzählt wo sie in dieser Nacht hin wollten, beziehungsweise, auch gewesen waren… Langsam, mit eingezogenen Köpfen, betraten die beiden die Küche und begegneten sogleich den zornigen Augenpaaren von 5 Erwachsenen. Ohne zu zögern machte Jeremy einen Schritt nach vorne, weg von den Eltern, und stemmte seine Hände in die schmalen Hüften. Erstaunlicherweise sah er einem bösen, rachsüchtigen Engel erschrecken ähnlich. „So so, wie schön das ihr auch noch mal kommt…“, zischte Jeremy Rasiermesser scharf. „Wie war das noch mal mit einem Referat über Fledermäuse? Ich glaube da hast du ein kleinwenig gelogen, oder Marcel? Fledermäuse halten sich nicht NUR am Höllenberg auf!“ Marcel musste heftig schlucken, und spürte mit Schrecken wie sich ein dicker Kloß in seinem Hals bildete. Um Himmelswillen, Nein! FEE! Unweigerlich verließ Marcel sein Glück…Hilflos bemerkte er, wie die Verzweiflung langsam sein Herz umklammert. Der zierliche Junge strengte sich an, seine Tränen zu unterdrücken; Die geröteten Augen würden ihn nur verraten und noch mehr in Schwierigkeiten bringen. Marcel öffnete den Mund um zu etwas zu sagen, doch kein Ton kam über seine zitternden Lippen. Er wagte es nicht, Jeremy lange anzusehen. Stattdessen sah Marcel unterwürfig zu Boden und versteckte somit seine Augen hinter seinem Pony. „Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!", wurde er abrupt aus seiner Starre gerissen. Marcel zuckte zusammen und tat wie ihm befohlen. Sein Magen zog sich Krampfhaft zusammen, als er in die eiskalt starrenden Augen blickte, die ihn in der Zwischenzeit finster musterten. Also setzte Marcel eine arglose Mine auf, und versuchte so verwirrt zu gucken wie es ging. Er hatte das Gefühl, als stände er dem Leibhaftigen gegenüber… Connors Eltern waren nicht so ruhig wie Jeremy und stürmten sofort auf ihren Sohn ein. Connors Mutter, Frau Lowery, eine sehr kluge und sonst so ruhige Frau, packten Connor am Oberarm uns schleppte in sein Zimmer. „Wir sehen uns dann Montag in der Schule, Marcel und Fee!“ konnte er grade noch rufen, bevor Frau Lowery seine Türe zuknallte und anfing ihren Sohn zu beschimpfen. Danach ging alles recht schnell. Mit einem leidverzehren Gesichts Ausdruck und wässrigen, rot geweinten Augen verabschiedete sich Fee und fuhr mit ihren Eltern Nachhause. Auch Marcel und Jeremy gingen ziemlich zügig auf den Jeep zu, der gegenüber von dem Haus der Lowerys geparkt worden war, und lautlos auf sie gewartet hatte. Tatsächlich war Jeremy so wütend das er die ganze Fahrt über kein einziges mehr Wort rausbrachte und sich Marcel erst vorknöpfte, als die Haustüre in die Angel gefallen war. Marcels persönliches Todesurteil. Jeremy schrie den Kleinen solange an, bis ein äußerst gereizter Kiley die Treppe runter gestürmt kam und fragte ob sie einen Krankenwagen und eine Zwangsjacke nötig hätten. Daraufhin hatte Jeremy ein kurzes einsehen, oder keine Luft mehr zum Schreien, und jagte Marcel stattdessen hoch in sein Zimmer. Kraftlos ließ er sich auf seinen Stuhl am Schreibtisch sinken und atmete pfeifen aus. Unten in der Diele war es inzwischen ruhig geworden und Kim ging in sein eigenes Zimmer zurück. Marcel schnappte sich einen frischen Pyjama und huschte lautlos ins Badezimmer am Ende der Etage. Sein Herz hämmerte wie verrückt gegen seine Rippen, ob es mit aller Kraft versuchte aus dem Körper zu brechen. Er wollte keine Sekunden länger im Bad bleiben als notwendig, und auf dem schnellsten Weg unter seine Bettdecke kriechen. So putzte Marcel sich hektisch die Zähne und stellte sich danach unter die Dusche. Das warme Wasser beruhigte seinen aufgebrachten Puls und entspannte seine verkrampfte Muskulatur. Er atmete den Duft des Shampoos tief ein, und ein kleiner Seufzer schlich sich aus seinem Mund. Die vertraute Umgebung gab Marcel das sichere Gefühl, das Morgen die Welt bestimmt wieder anders aussehen würde. Er müsste sich einfach nur bei Jeremy entschuldigen… Ohne es zu merken fielen ihm die Augen zu und er rutschte erschöpft, an den warmen Fließen gelehnt, auf den Boden und sank in einen kurzen Dämmerschlaf. Aber nicht für sehr Lange; Jemand schlug laut gegen die Badezimmertüre und eine schrille Stimme holte Marcel in die Realität zurück. „Spinnst du? Es ist 2 Uhr Nachts, wie kannst du dich da noch Duschen?! Wegen diesem Krach können Daimon und ich nicht schlafen!“, fauchte Kim mit funkelnden Augen, die Marcel jedoch nicht sehen konnte, und hämmerte noch einmal gegen das Holz. „Ist ja schon gut! Ich bin jetzt fertig.“, rief Marcel zurück und kletterte so eilig aus der Duschkabine, das er auf dem nassen Bodenfußen ausgerutschte und poltern auf die Nase flog. „Was treibst du da drinnen?“, raunzte Kim ziemlich giftig weil er seinen Gottgeloben Schönheitsschlaf nicht bekam, „Nimmst du das Badezimmer aus einander?! .... Marcel?“ Als er keine Antwort bekam wartete Kim noch zwei Minuten vor der Türe, dann hob er die Stimme an und wollte grade nach Daimon rufen als die Badzimmertüre von innen aufgerissen wurde und Marcel, von Kopf bis Fuß in riesigen Handtüchern gewickelt, ihn boshaft taxierte. „Ich lebe, das Bad auch und du kannst dich wieder aus Ohr hauchen gehen. Bestell Daimon eine Gute Nacht von mir. Tschüss!“, meinte Marcel grob und wollte die Türe schon wieder zu klatschten, als Kims Hand plötzlich durch den schmalen Spalt schoss, und seine Finger sich blitzschnell an sein dünnes Handgelenk klammerten. „Was ist?!“, zischte Marcel und starrte seinen Bruder noch eine Spur wütender an. Sah Kim den nicht dass er alleine sein wollte, oder tat er das extra um ihn zu ärgern? „Was ist zwischen dir und Jeremy los?“, fragte Kim ruhig. „Ich habe euch streiten und schreien gehört. Was hast du angestellt?“ „Das geht dich nichts an, außerdem,“. fauchte Marcel, während er versuchte sich aus Kims Hand zu reißen. „seit wann interessieren dich meine Angelegenheiten?!?“ „Schon immer. Du bist mein Bruder, Marcel.“ „Ach was? Wer hat dir den das verraten, ich dachte, dass hättest du vergessen!“ „Ha ha, sehr lustig ich lache mich tot….Ok, Spaß beiseite. Jeremy und ich haben uns eben noch Unterhalten.“, sagte Kim ernst dessen Augen sich bei diesen Worten gefährlich verengten. „Kannst du dir eigentlich vorstellten was für Sorgen wir uns gemacht haben, als wir hörten, dass du dich am Höllenberg rumtreibst? Diese Jansonstreet ist gefährlich! Jeremy hätte fast eine Herzattacke bekommen. Wie, sag mir Marcel, kann man nur so dumm sein und nach Mitternacht in dieser Gegend rum schleichen, wenn du doch so gut weißt das Jeremy das auf den Tot nicht haben kann? Nein, es ist nicht nur dumm, sondern auch verantwortungslos und egoistisch, weil du nur an dich gedacht hast. Du müsstest dich jetzt in Grund und Boden schämen, du Bastard!“ Als Marcel wenig später im Bett lag, und versuchte zu einschlafen, konnte er seine aufgestockten Emotionen nicht länger zurückhalten und begann aus lauter Verzweiflung leise in sein Kissen zu weinen. Das war der bisher schlimmste Tag in seinem ganzen Leben. Und die übelste Standpauke, die er je erlebt hatte. Ihr Nächtlicher Ausflug hatte Marcel bis jetzt die härteste Strafe aller Zeiten eingejagt. Obwohl mittlerweile eine Woche vergangen war, hat sich Jeremys Miserabel Stimmung noch nicht gelegt. Er sprach kein mehr Wort mit Marcel, hielt sich nicht lange in seiner Gegenwart auf und schaute ihn noch nicht mal mehr an. Und wenn sich ihre Blicke dann doch zufällig kreuzend, durch bohrte er Marcel mit einem eiskalten Blick unter minus Temperaturen. Doch einer hatte seinen teuflischen Spaß an diesem ganzen Dilemma, und marschierte nur noch mit einen hässlichen grinsen durch das Haus. Es war Daimon, der an sich ganz und gar nicht hässlich war. Er nutze seine Chance aus um Marcel jeden Tag aufs Neue zu quälen, da Jeremy nicht mehr Eingriff und Marcel in Schutz nahm. Am achten Tag kam Daimon eines Abends in Marcels Zimmer geschlichen, warf sich auf sein Bett und grinste den Kleinen hämisch an. Marcel drehte sich von seinen Computer und den Hausaufgaben weg, und warf Daimon einen zornigen Blick zu. „Was willst jetzt schon wieder? Verschwinde von hier, und lass mich in Frieden. Mit deinem Hirnrissiges Gefasel kann ich wirklich nichts anfangen!“ Daimon lächelte so Marcel bösartig an, das seine spitzen Zähne im Licht funkelten. „Halt den Rand, du kleine Arschgeige oder ich stech´ dir die Augen aus deinen hohlen Schädel!“, fauchte Daimon unwirsch. „Und, wie fühlt es sich an von Allen verlassen zu sein? Tut es auch schön weh, dass Jerry dich nicht mehr beachtet? Hast du noch nicht daran gedacht, dich vor einen Zug zuschmeißen, du Wurm?!“ „Sei Still!“. rief Marcel so laut das Daimon im ersten Moment zurück zuckte. „Ich bin kein Wurm, klar!? Ich bin ein Mensch, und kein Tier!“ Er sprang auf und funkelte seinen großen Bruder zornig an. Unter seiner Haut brodelte die langsam überkochende Wut, die sich die ganze Woche über angesammelte hatte. Jetzt war er Daimons ewige Beleidigungen endgültig leid! „Oh ha!“, rief Daimon lachend und rollte sich auf die Seite damit er Marcel besser angucken könnte. „Jetzt sag mir bitte nicht, dass du dich mit mir Prügeln willst? Okay, du bist ja total bescheuert. Aber das du so verrückt bist, und dich mit mir zu Schlagen willst, hätte ich nicht für möglich gehalten! Ich meine; Guck dich doch mal an und sei vernünftig: Ich fast zwei Köpfe größer wie du, trage den zweiten Dan in Karate, gehe jeden Tag ins Fitnessstudio, trainiere zusätzlich Kickboxen und was hast du dagegen zu setzten? Deine großen Kulleraugen? Dein niedliches Gesicht? Oder deinen ekelhaften, Weiberkörper? Nichts! Ha! Das ich nicht Lache du Hund, du. Aber das kleine, miese Drecksstück da will also echt eine dicke Lippe riskieren. Dann heul naher bloß nicht rum, wenn ich dir eine Gesichtsverschönerung spendiert habe!“ Marcel schenkte Daimon ein sanftes Lächeln, was seine Augen nicht erreichte, deren Blick kühl und hart blieb. „Du bist doch geblendet von deiner Arroganz! Irgendwann wirst du die Konsequenzen erleben, und das ganze wird dich dann so richtig aus der Bahn werfen, du eingebildeter Mistkerl!“, knurrte Marcel ärgerlich. Jetzt war er fast so weit Daimon an die Gurgel zu springen. „Willst du mir etwa eine Moralpredigt halten?“, fragte Daimon genervt. Mit einer raschen Bewegung stand er auf und stellte sich Marcel gegenüber. Dieser schob die Beine etwas auseinander damit er einen besseren Standpunkt hatte, falls Daimon ihn schlagen sollte. Obwohl er wusste, das ihn dass in jenen Moment nicht viel nützen würde, wenn Daimon ihn mit einem gezielten Sanbon-Zuki, einen dreimaligen Fauststoß, angreifen würde. Wütender Regen trommelte gegen die Fensterscheiben von ihrem Zimmer und perlten in kleinen Tropfen von ihnen ab. Draußen war es schock finster, und nur der Mond und die Sterne am Himmel erhellten die Nacht ein wenig. „Wie wäre es mit einer kleinen Abmachung?“, fragte Daimon spitz und seine grünen Augen leuchteten grell. „Wenn du es schaffst mich aufs Kreuz zulegen darfst du mir Pausenlos in das Fressbrett schlagen, ohne dass ich mich wäre. Aber wenn ich dich zuerst Flachlege, reiße ich dir die Eier ab, einverstanden?“ Marcel schnaubte verächtlich. Auf so ein niedriges Niveau wollte er sich gar nicht erst begeben. Deshalb verdrehte er seine Augen, während er seine Haare mit einen Gummiband fest zusammen knotete. Man wusste ja nie, auf was für Ideen so ein Daimon kommt, wenn er ein paar offene Haare vor dem Gesicht hat. Plötzlich duckte sich Daimon zu einer Angriffsstellung und tiefes knurren dröhnte in seiner mächtigen Brust. Dann verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen, die wie geschliffene Diamanten funkelten. „Jetzt gibt es Schläge!“, rief Daimon noch und wollte schon auf Marcel zustürmen, als ihn ein lauter Schrei in die Glieder fuhr. Es die unverkennbare Stimme von Jeremy. „Daimon!!“, brüllte Jeremy ein zweites Mal die Treppe hoch. „Komm runter, wir haben ein dickes Problem!!“ „Was gibt es - “ „Quatsch nicht, und komm in die Küche!“ Daimon fauchte leicht und warf Marcel einen harten Blick zu. Es hasste wie die Pest wenn ihm jemand Befehle erteilte. „Du rührst dich nicht vom Fleck.“, zischte er kalt zu Marcel. „Wenn ich in 5 Minuten wieder hier her komme, will ich, dass du da bist!“ Ärgerlich strich er sich die roten Haarsträhnen aus dem vollendet schönen Gesicht und verließ erhobenen Hauptes den Raum. Daimon stieg gemächlich die Treppenstufen runter, bis er den Flur durchquerte und in die Küche kam. Und dann entgleisten ihm die Gesichtszüge für einige Sekunden. Hier herrschte das totale Chaos; Der Tisch lag verkehrt herum auf den Boden, das teurere Porzellan war zerbrochen worden und mittendrin rangelte Jeremy mit Kiley herum. Beinnäheren hin sehen bemerkte Daimon den leeren, kalten Blick von Kim der an die Decke gerichtet war. Jede einzelne Faser in ihm Schrie förmlich danach um an Marcel, oder einen andern Menschen ran zukommen. Zwei Sekunden später sah er wie Kim auf Jeremy zusprang, dieser ihn mit den Händen abfing, und seine langen und scharfen Zähne Jeremys Hals um Millimeter verfehlten. Im nächsten Moment nahm Daimons Gesicht einen ruhigen, ernsten Ausdruck an und er ging langsam auf Kim zu. Dieser fauchte wütend und versuchte sich aus Jeremys Armen zu befreien. Aber gegen diesen Stahlharten griff hatte nicht den Hauch einer Chance. Mittlerweile stand Daimon genau vor ihm und umarmte Kim von vorne, sodass er seine Hände zufassen bekam. „Halt ihn gut fest.“, sagte Jeremy leise und bückte sich um ein Messer vom Boden auf zu heben. Daimon schaute ihn fragend an. Was hatte er vor? Er würde doch nicht…! Plötzlich blitze Metall auf und ein dunkelroter Blutstrahl ergoss sich über Jeremys Arm, und besprenkelte schließlich den Küchenboden. Er warf das Messer zur Seite und ging leicht in die Knie und streckte den Arm vor sich aus. „Lass Kiley los Daimon, es wird nichts passieren.“, sagte Jeremy, dessen ruhige Stimme von Jahrzehnte langer Erfahrung als Monster sprach. Doch in Daimons Augen funkelte der Misstrauen und vielleicht sogar ein bisschen Angst um seinen ältesten Bruder. „Was ist wenn er dich ernsthaft verletzt? Ich weiß nicht ob ich einen vor Durst rasenden Dämon alleine gezügelt bekomme.“ „Vertrau mir einfach. Ich weiß was ich tue.“ Auf Jeremys weißen Lippen bildete sich ein kleines, aufmunterndes Lächeln. Nach kurzen überlegen ließ Daimon Kim los und wurde ein Stück nach hinten geworfen, weil sein Zwillingen sich von ihm abdrückte und nach vorne schoss wie eine Kanonenkugel. Er ließ ein wildes Zischen ertönen als er nach Jeremys blutenden Arm griff, und seine Reißzähne darin versengte. In den ersten Sekunden tat dies Jeremy schrecklich weh, doch er biss die Zähne zusammen und betrachte feste Kims zitterten Körper. Er streckte die andere Hand aus und streichelte sanft über dessen Rücken. Immer wieder und wieder, bis die gierigen Schlückte ruhig wurden, aber das Zittern unaufhörlich stärker. Es dauerte noch eine Weile bis Kim ihn endgültig freigab und Jeremy geschockt anguckte. Unglaublicherweise waren seine Augen wieder lebendig und warm, aber verstört und ängstlich zugleich. „Jeremy…“, krächzte Kim heiseren. „Jeremy… was ist geschehen... Oh Gott – was habe ich getan?!“ Kim stieß einen scharfen Schrei aus, verlor das Gleichgewicht und landete der Länge nach auf den Fliesenboden. Schockiert starrte auf seine von Blut überströmten Hände, und begann noch heftiger zu zittern. Er schlunzte leise, versteckte die Hände in seinen Ärmeln und schon bald rollten ein paar verzweifelte Tränen über sein Gesicht. Er weinte aus Scham vor seinem Blutdurst den er nicht zügeln konnte, weinte weil er Jeremy gebissen hatte, weinte um die ganzen Menschen die er in seinem bisherigen Leben alles getötet hatte, und weinte über diese ganze ungerechte und abnormale Welt. Die hartnäckige Quelle versiegte erst als Daimon und Jeremy ihn vorsichtig hoch hoben, und ins Wohnzimmer brachten. „Es ist nichts passiert, Kim. Alles wird gut.“, flüsterte Daimon leise und wischte seinem Zwilling die Tränen aus dem Gesicht. Ehe er sie zurück ziehen konnte, griff Kim nach seiner Hand und hielt sie, an seine Wange gedrückt, fest. Langsam öffnete er die geröteten Augen. „Es tut mir so leid.“, wisperte er beschämt. Dann drehte er den Kopf zu Jeremy und sah sich sein Werk an: Auf Jeremys Oben – und Unterarm zeichneten sich deutlich vier große Bissspuren ab, die tief in sein weißes Fleisch geschlagen waren. Und wieder rollten Tränen aus Kims Augen, wobei seine Brüder das Gefühl hatten an diesem Anblick zerbrechen zu müssen. Schnell strich Jeremy mit der unverletzten Hand über seine Wange, versuchte die Tropfen wegzuwischen, doch diesmal ließ sich der Tränenfluss nicht so schnell stoppen. Kim aber schüttelte wild den Kopf; er ekelte sich vor sich selber, hielt sich für ein abartiges Monster weil er die fütternde Hand gebissen hatte. Aus lauter Verzweiflung heraus schossen Jeremys Hände nach vorne wie eine angreifende Kobra, und zogen Kim gebieterisch in seine Arme. Sofort klammerte sich dieser an ihn und rieb das Gesicht an Jeremys muskulöse Brust. Für ihn war das Alles einfach zu viel… Für Daimon übriges auch, der sich einfach nur total hilflos fühlte, dazu ein Niete im Trösten war und Kim nur seine Nähe schenken konnte. Bisher hatte er noch nie so etwas erlebt, oder sich gar dafür interessiert. Ihm waren die Gefühle seiner Mitmenschen bis jetzt so ziemlich egal gewesen, was sollte ihn das auch schon kümmern? Schließlich kümmerte sich auch niemand um ihn! Daimon schaute zu seinen Brüdern, und fühlte sich plötzlich noch mieser. Das war nur ein Teil der Wahrheit. Auch wenn er den größten Mist gebaut hatte, egal ob es nun eine Schlägereien oder Drogenprobleme gewesen waren: Kiley und Jeremy standen immer geschlossen hinter ihm, und versuchten ihm zu helfen so gut sie konnten. Während Daimon versuchte seine schlimmen Schuldgefühle zu verdrängen, wiegte Jeremy leise vor sich hinsummend Kim in seinen Armen und fragte sich was er als nächstes tun sollte. Kim hatte seit den letzten Tagen kaum etwas gegessen; er hätte es eigentlich ahnen müssen, und wurde langsam sauer. Verflucht, er hätte es doch mit Leichtigkeit verhindern können wenn er doch mal die von Zorn geblendeten Augen aufgemacht hätte. Aber nein. Er musste ja auf Marcel böse sein! Doch jetzt konnte Jeremy Wütend auf sich sein so viel er wollte, jetzt war passiert, was irgendwann sowieso passiert wäre, wenn er es nicht verhindert hätte er. Er sah zu Daimon rüber und schaute ihn so intensiv, durchdringt an bis diesen schließlich die Augen hob und den Blick erwiderte. „Kannst du mal in den Keller gehen und eine Blutkonserve aus der Kühltruhe raus holen –mein Blut stillt seinen Durst nicht lange.“, sagte Jeremy. Daimon nickte und verschwand, ehe er – nach einer Millisekunde- wieder im Wohnzimmer stand mit zwei roten, Plastikbeuteln in der Hand. „Ich habe doch gesagt du sollst nur eine rauf holen. Wir haben nicht mehr viele da und müssen uns bald neues Blut besorgen... Und Gegen ein paar ungekochte Schlachtabfälle hätte ich aber nichts einzuwenden…“, murmelte Jeremy leise und seine Stirn war von einer tiefen Sorgenfalte durchzogen. „Eine ist für dich.“, sagte Daimon sanft, während er den ersten Beutel aufriss und ihn Kim in die Hände drückte. Jeremy zuckte kurz und blinzelte verwirrt. „Wieso?“, fragte er, „Mir geht es gut, ich bin - “ „Dein Augen.“, antworte Daimon langsam, den Blick auf die zweite Konserve geheftet die er grade öffnete. „Sie sind Scharlachrot – du bist Hungrig, weil du Kim dein eigenes Blut gegeben hast, und dafür brauchst du dich nicht zu schämen. Im Gegenteil, das war sehr edel von dir…“ Er warf seinem älteren Bruder einen flüchtigen Blick zu und sich zu vergewissern dass er ihn nicht verletzt hatte. Jedoch war seine Sorge unbegründet; denn Jeremy lächelte bloß ein schüchternes Teenager-Lächeln, eins von der Sorte das man benutzte wenn man von seinen Eltern beim Knutschten mit seiner Freundin erwischt wurden. „Danke…“, flüsterte Jeremy wahrheitsgemäß und nahm den Beutel dankbar entgegen. Auch wenn er viel Erfahrung in diesem Gebiet hatte, war er doch vom Blut abhängig und musste sich dem ständigen Durst fügen. „Kein Problem.“, sagte Daimon lächeln und setzte sich wieder auf die Couch, „selbst die stärksten von uns haben ihre schwachen Momente“ Nach wie vor saß Marcel in seinem Zimmer und wartete aus Daimons Rückkehr – Vergebens. Er hatte hin und wieder gelauscht, und sich gewundert warum es dort unten so hektisch zu ging. Immerhin hatte er gehört wie laut sie schon mal wurden. Gab es jetzt etwa auch noch Streit zwischen Daimon und Jeremy. Oder was sollte dieses ganze Theater, war vielleicht etwas anderes vorgefallen? Doch momentan war es ruhig in der Diele. Marcel setzte sich an den PC und chattete noch eine Weile mit Connor, bevor er sich ins Bett legte – und weiter auf seinen Bruder wartete. Es lief ihm immer noch eiskalt den Rücken runter, wenn er an Jeremys zornige Blicke dachte, die ihn förmlich aufspießten. Aber nachdem er sich bei Connor ausgeheult hatte, fühlte er sich ein wenig besser, und die Killerblicke sahen nicht mehr ganz so mörderisch aus wie vorher. Irgendwann fielen ihm die immer schwereren werdenden Augenlider zu, und er glitt in einen unruhigen, traumlosen schlaf hinüber. Marcel hatte das Gefühl, als hätte er nur zwei Minuten die Augen zugemacht als ihn ein jähes Geruch zusammen zucken ließ. Aber das war nicht wirklich das Problem, als er die Augen aufgemacht hatte sah er nichts – gar nichts. Obwohl der Mond dessen Licht durch sein Fenster fiel, den Raum eigentlich etwas aufhellen sollte. Doch irgendetwas verdeckte sein Sichtfeld; es fühlte sich an wie ein weiches Band aus Samt. Marcels Beine bewegten sich unruhig über eine flauschige und warme Decke her, was so viel bedeutete, das er noch immer in einem Bett lag. Genau, in einem Bett aber nicht in seinem eigenen. Dieses hier war viel größer, hatte einen federweichen Bezug und roch komischerweise nach frisch gepflückten Vanilleblüten. Dieser süße Geruch war sehr angenehm und einladend zugleich. Einladend in Form von Heißhunger, und der einem dazu brachte sich einen riesigen Vanillepudding unter den Nagel zu reißen. In diesem sonderbaren, nach Vanille duftenden Zimmer, war es ungewöhnlich warm und feucht zugleich. Fast einem tropischen Regenwaldklima gleich, mit Nebeldicker vollriechender Luft, die einen fast erstickte. Auf einmal berührte etwas sanft Marcels Schulter; er fuhr erschrocken zusammen und währe schreiend aus dem Bett gehüpft, wenn ihn nicht zwei weitere Samtbänder an zwei Bettpfosten gefesselt hätten. Jetzt ging sein Atem unregelmäßig und flach, Angst schnürte ihm die Kehle zu. Wo war er hier nur gelandet? Und wohin waren das Haus und Jeremy so plötzlich verschwunden? Noch einmal legte sich etwas Weiches auf Marcels Schulter und streichelte ihn fürsorglich über den Arm. Diese Berührung verschaffte ihm sofort eine Gänsehaut, und er stieß zischend die warme Luft aus. Noch bevor er sich wieder beruhigt hatte kam eine zweite, frechere Hand hinzu die ihm spielerisch das enge T-Shirt vom Leib zog und es auf den Boden warf. Die andere Hand entfernte sich von seinem Arm, berührte stattdessen sein Kinn und drückte zärtlich nach oben. Dann küsste ihn jemand unerwartet auf den Mund. Marcel begann laut zu schreien, doch seine schrille Stimme halte nicht wie gewohnt in seinen Ohren wieder, denn der Laut wurde einfach von den sahneweichen Lippen gebändigt, und geschluckt. Wem auch immer diese süßen Lippen gehörten, derjenige konnte sich glücklich schätzen und ,nebenbei erwähnt, göttlich Küssen. Die Hände bewegten sich über seinen Hals und seinen Bauch, streichelten seine Hüfte und liebkosenden zärtlich seine Brustwarzen. Marcels Körper war wie elektrisiert, und seine Gedanken waren vor Panik ganz wirr und unrealistisch. Mit einer nie zuvor dagewesen Heftigkeit reagierte er auf die kleinste Berührung, und keuchte leidenschaftlich gegen die warmen Lippen, die sich jetzt fester aus seinen Mund pressten. Marcel reckte sich ungeduldig den sündigen Händen entgegen, und stöhnte genussvoll vor sich her. Am liebsten hätte er der fremden Person die Arme um den Hals gewickelt und ihn auf sich drauf gezogen um den Kuss noch wilder und hemmungsloser zu gestalten. Wie sehr er sich auch noch fürchtete - plötzlich war sein Zuhause, Jeremy, Connor und Fee ganz, ganz weit weg und nur noch ein Atomgroßer Fleck in seinem langsam, abschaltenden Gedächtnis. Noch nie hatte er etwas Vergleichbares erlebt. Zwar hatte er schon Sexualkunde gehabt, und einigermaßen gut aufgepasst, aber dieses Erlebnis sprengte jeden erdenklichen Rahmen. Zwischen seinen Beinen machte sich eine angenehme Wärme breit, doch keiner Hand, weder die Freche noch die Sanfte, gingen tiefer als bis zum Ansatz seines Schambereiches. Was fast schon wieder frustrierend war. Inzwischen wusste Marcel was Sache war, zumindest äußerlich. Da war irgendjemand in seine Zimmer geschlichen, hatte ihn entführt und machte sich jetzt klammheimlich über ihn her. Wie gerne hätte Marcel doch gewusst ob dieser jemand ein Mädchen oder ein Junge war, momentan konnte er das nicht beantworten. Die Hände von ihm oder ihr waren schlank und dünn, aber unter der warmen Haut der Oberarme spürte er ein paar kräftige Muskeln empor ragen. Was jedoch nichts zu bedeuten hatte, es gab auch genügen Mädchen die einen athletischen Körper hatten, weil sie viel Sport betrieben. Marcel mochte solche Sportlichen natürlichen Mädchen. Mit diesen Tussis die ihr ganzes Geld für Make-up aus dem Fenster warfen, konnte er freilich nichts anfangen. Obwohl er sich manchmal dabei erwischte, wie er dieser Sorte Mädchen neidisch auf die Schminke starrte. Er war ja schließlich ein eingefleischter Visual Kei und kaufte sich gerne exotischste Kleidung und noch aus gefalleners Make-up. Unerwartet traf eine flache Hand mit voller Wucht sein Gesicht und Marcel flog rücklings aus dem Bett heraus. Jemand schaltete das Licht an. Tränen stiegen ihm in die Augen als er verwirrt zu Daimon und Kiley hoch schaute, die ihn argwöhnisch musterten. „Wir haben dich schreien gehört“ sagte Kim mit rauer Stimme. „Oder so etwas in die Richtung…“ fügte Daimon hinzu und seine Lippen umspielte ein hämischer Zug. „I - Ich… was… was hast das zu bedeuten…?“ stotterte Marcel und lief augenblicklich rot an. Unbeholfen stand er auf und setzte sich auf die Bettkante. Glücklicherweise saß sein T-Shirt an Ort und stellte, so dass die Zwillinge seine hämmerndes Herz nicht hören und sehen konnten. Oder vielleicht doch? Kim verzog skeptisch den Mund zu einer schmalen Linie und ließ sich neben Marcel nieder. „Du siehst aus als hättest du einen Alptraum gehabt.“, sagte er ohne jegliches Mitleid. „Was hat dir denn diesmal zugesetzt? Ein rosa Teddybär mit Engels Flügeln auf den Rücken, mein Süßer?“ „Hat einer Spinner gerufen, das du dich meldest?“, erwiderte Marcel spitz. Zu spät bemerkte er den raschen Luftzug und die große Hand aus dem Augenwinkel auf sich kommen, die genau seine rechte Schläfe anvisierte. Kims eigene Hand schoss mit einer übermenschlichen Gewichtigkeit vor und fing Daimons Faust geschickt ab. „Lass gut sein…“, sagte Kim leise. „Ich bin selber Schuld – ich habe ihn provoziert.“ Daimon funkelte ihn wütend an und zog seine Finger mit einer kurzen, schnellen Bewegung aus dem Griff heraus. „Das hatte nicht viel mit dir zutun.“, erwiderte er frostig. „Ich wollte dem Bastard sowie mal die Fresse polieren…“ „Ach hör doch auf mit den Scheiß, du weißt doch genau das Jeremy dir dann eine Knallt!“, zischte Kim. „Ja und? Damit kann ich leben!“ „Das war doch nur eine Warnung und keine Anmache. Jetzt sei doch nicht sofort beleidigt!“ „Daran müsstest du dich aber schon gewöhnt haben!“, fauchte Daimon zurück. „So bin ich halt!“ „Schön!“ rief Kim und erhob sich blitzartig von der Bettkante. „Dann klatsch dem Kerl doch direkt das Gehirn auf dem Kopf. Mach was du willst! Das Interessiert mich nicht mehr!" "Dann hau ab du Besserwisser, und schwing hier keine Reden!" Einen Moment lang war Kim sprachlos von so einer Ungerechtigkeit. In seiner Hand kribbelte es, und er hätte Daimon am liebsten eine saftige Ohrfeige verpasst. Aber er dachte an Marcel und zügelte seine Wut und sprintete mit zitternden Beinen aus dem Raum. "Das war nicht besonders nett von dir.", sagte Marcel nach einer Weile. Daraufhin warf Daimon ihn einem eiskalten Killerblick zu. "Halt den Mund. Von so etwas hast du keine Ahnung!", knurrte er wütend. "Oh doch" sagte Marcel stur. "Du hast ihn mit deinen Worten verletzt, kein Wunder das er abgehauen ist. Kim ist dein Bruder, und du müsstest doch am besten wissen wie eng euer Beziehung ist." "Pack dir mal an die eigene Nase, Mister Superschlau. Du hast auch jemanden verletzt, der dich sehr liebt. Und bisher hast du dich noch nicht entschuldigt..." "Jeremy?", fragte Marcel schnell, er schluckte rasch die aufkommenden Emotionen runter, die ihn seit geraumer Zeit quälten und den Schlaf raubten. Er war es nicht gewohnt dass Daimon oder Kim plötzlich so aufmerksam waren. "Was willst du mir damit sagen?" "Er wartet schon die ganze Zeit darauf, dass du zum ihm gehst" "Meinst du ich kann jetzt zu ihm gehen? Wie spät ist es eigentlich?" Daimon zuckte lässig mit den Schultern, "Für eine Entschuldigung ist es nie zu Spät." Oh Gott, das wird sicher lustig um Jeremy spät Nachts aus den Bett und aus seinen Träumen zu reißen, dachte Marcel nervös, das war genau so ungefährlich, wie einem schnarchenden Löwen ins Maul zugucken. Zögerlich ging er in die 1 Etage runter, und klopfte leise gegen Jeremys geschlossene Zimmertüre. Wahrscheinlich schlief dieser schon längst, und träumte von schnellen Autos. Marcel pochte noch einmal gegen die Türe und drückte dann langsam die Klinge runter. Er steckte den Kopf durch den Rahmen und spähte mit bangem Blick in das dunkle, Kohlenrabenschwarze Zimmer. Wie erwartet hatte Jeremy der Türe den Rücken zugewandt und schlief tief und fest. Auf Zehenspitzen tapste Marcel in das Schlafzimmer und schloss genauso leise die Türe hinter sich, ehe er zu dem Bett ging. "Jeremy...". flüsterte Marcel. "Jeremy, ist du noch wach, oder schläfst du schon?" Er streckte die Hände aus um Jeremy an den Schultern zu rüttelten, aber auf halber Strecke verließ ihn der Mut und er zog sie rasch zurück. Vielleicht sollte er es Morgenabend, am Freitag, noch mal versuchen… Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sich der Blonde herum und verschwand aus dem Schlafzimmer. Freitagmorgens um halb Zehn saß Marcel in der Klasse und schenkte dem Mathelehrer mühsam seine Aufmerksamkeit. Mit großer Mühe versuchte er den Fuß zu ignorieren, der ihn schon zum dritten Mal in Folge an stupste. Leicht angesäuert warf er einen Blick zur Seite, und begegnete den Goldgelben Augen von seinem Tischnachbarn, Dylan. Er senkte den Blick auf die Tischplatte. Marcel folgte seinem Beispiel und entdeckte neben seinem Matheheft einen kleinen weißen Zettel. "Marcel" stand dort als erster geschrieben: Was ist los mit dir? In letzter Zeit bist so still und zurückhaltend. Marcel zog das Blatt zu sich und kritzelte schnell eine Antwort zurück, bevor der Lehrer auf sie aufmerksam wurde. Dann schob er den Zettel in Dylans Richtung. Mir geht es nicht so gut. Ich habe Probleme zuhause. Willst du darüber reden? Ja, aber nicht jetzt In der nächsten Pause? Wir können uns im Park hinsetzten, wenn du nichts dagegen hast. Die Cafeteria ist immer so überfüllt... Okay, das ist echt nett von dir dass du mir zuhören willst. Danke, aber jetzt bin ich dir aber schon wieder etwas schuldig… Marcel hörte ein leichtes husten, was sich allerdings eher wie ein unterdrücktes Glucksen anhörte, und lächelte Dylan dankbar an. Sein Lächeln wurde von großen, strahlenden Katzenaugen erwidert. Am Ende der Stunde packte Marcel seine Bücher unglaublich schnell ein, und verließ Fluchtartig das Schulgebäude. Heute gab es so viele Leute denen er mit seiner momentanen Begleitung, nicht begegnen wollte. Dylan lief locker neben ihm her und führte Marcel zu einer alten Eiche, deren mächtiger Schatten fast 5 Meter des Rasens beschlagnahmte. Er ließ sich ins weiche Gras fallen und Dylan setzte sich nah neben ihn, ganz dicht, sodass er den leichten, süßen Duft seines Deos roch. "Also...", sagte Dylan mit einem Engelsgleichen Lächeln auf den Lippen."Erzählst du mir jetzt warum du so traurig bist?" "Wenn es dich wirklich interessiert. Aber es ist ganz langweilig, und öde und dumm und..." "Ich bin mir sicher das es ziemlich interessant ist, wenn es dich schon so lange bedrückt. Ich habe dich nämlich die ganze Woche beobachtet. Es muss dich wirklich fertig machen." Marcel senkte die Augenlieder und blinzelte beschämt zu Dylan hoch. Er starrte ihn an, und Marcels Gedanken überschlugen sich vor Schreck. Schon wieder. "Ich habe mich mit Jeremy gestritten, meinen großen Bruder, und trage die Schuld daran. Jetzt weiß ich nicht, wie ich meine Fehler wieder gut machen kann. Mein andere Bruder, Daimon, hat gesagt ich sollte mich einfach bei Jeremy entschuldigen, aber ich traue mich nicht ihn anzusprechen. In letzter Zeit guckt er mich immer so böse an, und tut so, ob ich gar nicht existierte." "Das ist natürlich eine komplizierte Geschichte...", murmelte Dylan und stürzte nachdenklich die Lippen."Wenn du dich nicht traust Jeremy persönlich zu begegnen, schreib ihm doch einfach einen Brief. Dann hast du den ersten Schritt getan, und er wird danach auf dich zukommen, weil er der große, vernünftige Bruder ist." "Aber dann stehe ich als ein Feigling da, und das will ich nicht. Jeremy zweifelt so wieso an meiner Zurechnungsfähigkeit!" "Wirklich? Mmm-hmm, na super... Du machst dir ja ganz schön viele Gedanken darum, oder? Du musst mal den Kopf frei gekommen, dann fällt dir sicher etwas ein!" Marcel lachte trocken auf und zerrte ungeduldig an seinen Netzhandschuhen, "Ich habe begrenzten Hausartest für 2 Monate." "Was heißt denn hier begrenzt?", fragte Dylan neugierig. "Ich darf nur noch am Wochenende bis 22 Uhr raus. Und wenn ich es wagen sollte länger weg zubleiben, hat Jeremy mir eine Strafe mit Apokalyptischen ausmaßen versprochen. Ich weiß aber auch gar nicht mit wem ich weg gehen soll, meine einzigsten Freuden haben ebenfalls Hausarrest." "Oh, das ist wirklich... mies.", sagte Dylan bedrückt, doch plötzlich hellte sich Mine auf, als hätte er soeben einen Geistesblitz gehabt. "Und was ist, wenn du mit mir gehst? Würde Jeremy was dagegen haben?" "Ähm... w - was?", stotterte Marcel und starrte Dylan hilflos an. In seinem Bauch begann es unheilvoll zu kribbeln. "Mir dir? Aber, aber wo willst du den mit mir hingehen? In diesem Nest von Dorf hier, gibt es doch noch nicht mal ein großes Kaufhaus, geschweige von einem Vergnügungspark!" "Ich habe mir ein paar Karten für das neue Kino in Thirsk gekauft. Eigentlich wollte ich mit meinem Vater dahin gehen, aber er hat keine Zeit. Er muss Arbeiten. Möchtest du denn heute Abend mit mir dahin gehen?" Etwas Verführerisches lag in Dylans Hypnotisierenden Blick und Marcel hatte keine Chance, seine Bitte abzuschlagen. Ergeben nickte er. Ob Dylan vielleicht wirklich ein junger Hypnotiseur war, der andere in einem schlafähnlichen Zustand versetzen konnte? "Soll ich dich um 18 Uhr bei dir zuhause abholen?", fragte Dylan munter weiter und ignorierte Marcels Benommenheit. Dieser nickte erneut, "Aber du weißt doch gar nicht wo ich wohne." "Und du wirst es mir bestimmt jetzt sagen.", lächelte Dylan spitzbübisch. Marcel bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut, und konnte sich einfach nicht mehr von seinen Augen abwenden, die so schön und doch angsteinflößend zugleich waren. "Unser Haus steht am Ende der Beck Hole Rd. Du kannst es nicht übersehen, es ist das einigste weit und breit.",flüsterte Marcel mit Mühe und Not, weil er kurz vergessen hatte zu Atmen. Denn restlichen Tag lief Marcel mit Schmetterlingen im Bauch durch die Schule. Er musste immer wieder an Dylans überraschende Einladung denken, und konnte seine heimliche Vorfreude kaum im Zaun halten; Allein das Gespräch mit ihm hatte bei Marcel Herzklopfen verursacht. Vielleicht war der merkwürdige Albino-Junge doch nicht so schlecht, wie er zuerst geglaubt hatte.. Seine gute Laune hielt die ganze Busfahrt über, und verflog erst am Mittag als er Zuhause ausstieg. Jetzt musste er es nur noch schaffen, Jeremy von ihren Ausflug zu überzeugen. Glücklicherweise war heute Freitag und sein Bruder war noch in der Stadt unterwegs (er half in einem Café aus, um nicht den ganzen Tag im Haus zu hocken), sodass er noch Zeit hatte einen Plan für den Abend zu entwickeln. Erst Mal wollte Marcel seine Hausaufgaben erledigen und ging langsam die Treppe hoch, mit einem Becher kühler Vanillemilch in der Hand. Dieses Getränk hatte es ihm plötzlich angetan, weiß der Geier warum... Er hatte in etwa noch 4 Stunden Zeit, bis Jeremy die Haustüre aufschließen würde. Außerdem mussten seine weniger geliebten Brüder sich noch um andere Sachen kümmern, und Marcel hatte das Ganze, riesige, 3 Etagen Hohe Haus für sich alleine. Eine gute Aussieht, in Betracht der Möglichkeiten die sich ihm dadurch eröffneten. Ausnahmsweise mal durfte er seine Lieblings Screamo CDs bis zum Anschlag aufdrehen, er konnte das Treppengeländer runterrutschten und sich so ganz alleine furchtbar einsam fühlen. Marcel nahm seine Hausaufgaben mit in die Küche, für den Fall der Jeremy früher zurück kam, quälte sich grade mit seinem absoluten Hassfach; Mathematik. Nach einer Weile schaute er auf die Uhr an der Mikrowelle, die ihm sagte dass es schon 17. 45 Uhr war. Unglücklicherweise fand Marcel nichts Brauchbares mehr im Haus, was er zum Kochen gebrauchen konnte, und entschied sich kurzer Hand dazu in den Supermarkt von Thirsk vorbei zufahren. In der gleichen Straße lag zufällig das noble Café wo Jeremy seit geraumer Zeit als Kellner arbeitete, und mit ein bisschen Glück, würde Marcel ihn vielleicht treffen. So plünderte er die Haushaltskasse und fuhr mit seinem Fahrrad nach Thirsk. Die Strecke war nicht sehr weit, und ein schöner, grüner Pfad brachte Marcel letzten Endes an sein Ziel. Er brauchte nur 10 Minuten in dem kleinen Laden der alten, aber freundlichen Dame und fühlte sich bei ihr wie immer wohl. Als Marcel noch klein war, und Jeremy ihn sonntags Brötchen holen ließ, hatte sie ihm immer weiche Sahnebonbons für den Weg nach Hause geschenkt. Mit zwei Einkaufstaschen an den Armen baumeln schob Marcel sein Fahrrad in die Hauptstraße mit den vielen, kleinen Geschäften und entdeckte in der Ecke das neue, beliebte Café, The quiet hour. Schon von weiten konnte man sehen, dass heute reger Betrieb herrschte; Die Kunden schlängelten sich bereits vor der Eingangstüre, in einer langen Menschenreihe. Missmutig stellte Marcel sich ganz hinten an, Kettete vorher aber sein Rad an eine Straßenlaterne fest, und versuchte hin und wieder ein Blick in das Café zu werfen. Seinen Bruder konnte er heute nicht sehen. Doch er wartete ohne zu meckern, und schließlich wurde seine Geduld belohnt. Ein junges Mädchen im Dress des Hauses, führte ihn zu einem Tisch in Nähe der Klimaanlange. Da saß Marcel nun, und wartet auf Jeremy. Es dauerte eine Gefühlte Ewigkeit, bis endlich die sanfte, warme Stimme an sein Ohr drang, die ihn all die Jahre behütet hatte. "Einen wunderschönen Tag, die Damen. Haben sie sich schon entschieden?" Marcel drehte den Kopf leicht nach hinten, und erblickte Jeremy bei zwei weiblichen Gästen stehen, die ihm mit großen Augen musterten. Bestimmt lag jetzt dieses atemberaubend, schöne Lächeln auf seinem Gesicht, mit dem er jedes Menschliche Wesen verzaubern konnte. Jeremy war einfach die Vollkommenheit in Person - er war auffallend hübsch, brillant, Mutig, immer Freundlich und Hilfsbereit. Nur zu einem nicht, und dieser Jemand starrte ihn grade Löcher in den Rücken. Lachend drehte sich auf den Absatz seiner Schuhe herum und verschwand im Hinterteil des Cafés. Wie gemein, dachte Marcel wehmütig. So ein eiskaltes Verhalten in der Öffentlichkeit, hätte er von Jeremy nie und nimmer erwartet. Seine Laune wurde noch schlechter und erreichte den absoluten Tiefpunkt, als er die Unterhaltung der Damen in seinem Umfeld bemerkte. "Oh mein Gott - hast du denn gesehen? Den drahtigen Kellner mit den schwarzen Haaren? Der ist ja unglaublich süß" "Ja, und wie! Das ist doch Jeremy Sandjoé, ich habe gehört er sei Elitesoldat. Also ein ganz hohes Tier in der Armee" Das Mädchen starrte ihre Freundin mit offenem Mund an. "Du kennst ihn!? Weißt du..." stammelte sie verlegen, "Weißt du, ob er schon eine Freundin hat?" "Ich kenne ihn nicht persönlich, jedoch habe ich schon viel Gutes von ihm gehört. Aber bestimmt ist er schon vergeben; Solche Männer bleiben nicht lange alleine..." "Hmmm... Schade. Er ist so Nett und freundlich und gutaussehend, dass ich sogar ein wenig Neidisch bin. Der totale Übermensch, sag ich dir!" Wie bitte? Als Marcel das hörte, unterdrückte er wütend das brennten Verlangen, sich umdrehen, und diesen dummen Putten zu widersprechen. Von wegen Nett und freundlich! Er hatte es doch am eignem Leib erfahren, wie wunderbar grausam sein ach so toller Bruder sein konnte. Jetzt saß er hier in der Affenkälte (blöde Klimaanlange), und wartet auf eine Gelegenheit sich bei Jeremy zu entschuldigen. Doch auf solche Gemeinheiten konnte er getrost verzichten! Marcel war schon dabei aus dem Café zustürmen, als sich plötzlich ein Schatten auf ihn legte und er direkt in ein Bildhübsches Gesicht blickte. Es war Jeremy, der ein elegantes Kellner-Outfit trug, und ziemlich genervt rein schaute. Er beugte sich leicht zu Marcel runter und sah ihn scharf an. Mit wackeligen Beinen hielt Marcel dem Blick seines Bruders stand. "Was ist das denn für ein Benehmen?!", zischte Jeremy so leise und kalt, das es nur Marcel hörten konnte. "Du kannst doch nicht so einfach aus einem Café spazieren, ohne etwas bestellt zu haben. Das ist nicht gut für das Geschäft!" Enttäuscht ließ Marcel sich auf den Stuhl zurück fallen und zog das Magere Restgeld von dem Einkauf aus der Hosentasche. "Ich habe noch nicht mal mehr 2 Euro übrig, und die Preise in diesem Café sind ordentlich gepfeffert. Für mich als Arbeitsloser ist es unmöglich hier etwas zu bestellen." "Das hättest du dir früher überlegen können..." gab Jeremy schnippisch zurück. "Oder vielleicht solltest du dir zur Abwechslung mal einen Job suchen, damit du mir nicht ständig die Ohren voll jammerst. Aber bevor du dir noch eine Erkältung holst... Hier." Nach diesen schroffen Worten, stellte Jeremy seinem Bruder einen dampfenden Kakao mit Schokoladen streusel unter die Nase. "Danke...", murmelte Marcel mit gesenktem Blick. "Wann hast du eigentlich Feierabend?" "Mmm... Heute ich viel Kundschafte da, es könnte sein das ich länger arbeiten muss. Wieso fragst du?" "Ich würde mal gerne mit dir unter vier Augen reden, wenn du verstehst." Jeremy sah ihn unschlüssig an, dennoch nickte er kaum merklich. Er drehte sich um und rief nach dem jungen Mädchen das zuvor Marcel den Tisch zugewiesen hatte. Mit fünf Riesen Schritten stand sie vor Jeremy und lächelte ihn zähne blitzend an. "Ja bitte? Was gibt es?" "Kannst du mich bitte kurz ablösen? Ich habe hier ein kleines Problem..." schnurrte Jeremy mit Samtstimmte und die Kellnerin nickte heftig. Marcel stellte sich das Mädchen mit wedelnden Schwänzchen vor. „Ähm – Ja Klar! Brauchst du Hilfe, Jeremy?“ fragte sie überfürsorglich und schaute Marcel verdutzt an. „Nein, danke. Das ist nur mein kleiner Bruder…“ Dann warf Jeremy Marcel einen raschen Blick zu, und winkte ihn auf dem Lokal. Kaum waren sie draußen, Entspannten sich Jeremys Gesichtszüge. Ein wenig zu mindestens. "So, jetzt sind wir alleine... Was willst du von mir?", fragte Jeremy betont ruhig, obwohl seine goldenen Augen das genaue Gegenteil verrieten. Selbst jetzt, Tage später, war er noch wütend auf Marcel. "Freitags und samstags kann ich doch bis 22 Uhr bleiben, richtig?" Mit zusammen gebissenen Zähnen nickte Jeremy bloß. "Also, heute ja ist zufällig Freitag. Darf ich mit einen Freund nach Thirsk gehen? Wir wollten uns in dem neuen Kino einen Film angucken.", sagte Marcel schnell und schaute Jeremy gespannt an. "Meinst du Connor?" "Nein, jemanden den ich erst vor kurzen kennengelernt habe, ich gehe mit... Dylan..." Für wenige Sekunden sah es aus, ob Jeremy einen Schlaganfall bekommen hätte. "Was - meinst du etwa diesen Dylan, diesen komischen Vogel da, der so anders ist?! Was hast du auf einmal mit ihm zu tun?" Marcel zuckte mit den Schultern und verdrehte theatralisch die Augen. "Ich habe mich halt in ihn getäuscht. Dylan ist wirklich sehr nett..." Und Charmant und höflich und zuvorkommend und gut aussehend... irgendwie. Jeremy tat so, als hätte er Marcels Worte nicht gehört. "Ich kenne diesen Jungen nicht. Und wie Alt ist der überhaupt? Älter oder jünger als du?" "Ähm... ich habe keine Ahnung. Ich hab ihn noch nicht danach gefragt. Aber er muss ungefähr in meinem Alter sein, 14 oder 15 Jahre, sonst würde er ja in eine höhere Klasse gehen." "Mir gefällt das ganz und gar nicht.", stellte Jeremy es knurrend klar. "So wie du diesen - Dylan - anfangs beschrieben hast, ist das ein Außenseiter. Mit solchen Leuten muss man vorsichtig umgehen, du weißt nie was so einer grade Denkt!“ Oh -ho, meldete sich grade Jeremys unterdrückter Vaterinstinkt? "Jeremy, ich nehme natürlich mein Handy mit. Du kannst mich sooft anrufen, wie es die Telekom zulässt. Bitte, ich war auch die ganzen Tage brav. Meinst du nicht ich hätte eine kleine Belohnung verdient? Schließlich willst du ja immer, dass ich unter die Menschen komme. Das ist doch die Gelegenheit." Marcel setzte ein unschuldiges lächeln auf seine Lippen, und versuchte so verführerisch wie Dylan zugucken. Jeremy verzog das Gesicht - und stöhnte. "Na gut.", seufzte er und verschränkte die Arme vor der Brust; Ein natürliche Schutzfunktion - oder unterdrückte Aggressionen, mit denen er nicht antworten konnte. "Heute drücke ich mal ein Auge zu. Aber Gnade dir Gott, wenn du nicht pünktlich daheim bist. Oder wenn du irgendwo bist, wo du nicht sein solltest, dann - " "Danke, Jeremy!", jubelte Marcel Freunden strahlend und hüpfte von einem Bein auf das andere. "Dylan wird mich um 18 Uhr abholen, sei bitte nett zu ihm. Er ist manchmal ein wenig Schüchtern." „Ja Ja!“ sagte Jeremy kühl, und dachte noch nicht mal im Traum daran. Tzz~ er würde diesem verrückten Kerl schon zeigen, wo der Hase liefe! Nach 3 Stunden geriet Marcel leicht in Panik und ging hinauf in sein Zimmer, um sich umziehen. Es musste etwas besonders sein, das war Glas klar - schließlich war Dylan auch etwas besonders. Marcel entledigte sich seinen Klamotten und probierte mehrere Outfits an; Die schwarze Jacke mit dem Reißverschluss, den raffinierten V-Ausschnitt und den unzähligen Riemen, hatte es ihm angetan und siege letzten Endes über die kritische Auswahl. Da es schon viertel vor Sechs war, packte ihn die ängstliche Nervosität aufs Neue. Grade zog er die neue Violette Röhrenjeans an, als es von unten her klingelte. Jeremy eilte zur Türe, mit Marcel als Schatten im Rückrad, und öffnete sie ohne zu zögern. Erst jetzt bemerkte Marcel wie Dunkel es schon draußen war, und Dylans Haare leuchteten im Veranderlicht wie die hellen Sterne am Himmel. "Guten Abend, ich heiße Dylan Smirnow und Sie sind sicher Marcels Bruder?" Jeremy nickte bissig, während er Dylan bis auf die Knochen röntgte. Dieser lächelte unsicher, entgeistert über diese sonderbare Begrüßung. Auch wenn er etwas größer als Marcel war, erreichte sein Kopf grade mal Jeremys unterste Rippe. "Hallo Dylan...", sprach Jeremy mit frostiger Stimme."Schön, dass du zu uns gekommen bist." Und das wird auch dein letztes Mal sein... Mit angemessenen, langsamen Schritten trat er auf Dylan zu und ergriff die Hand, die er ihm zögerlich entgegen streckte. "Es ist schön, Sie kennen zu lernen.", sagte Dylan zähneknirschend. Zu seiner großen Verlegenheit musste er feststellen, dass seine Stimme vor Aufregung zitterte. Jeremys kalte Aura war alles andere als freundlich oder einladend… Marcel drängelte sich an seinem Bruder vorbei und grinste Dylan aufmunternd an, mit der Absicht die Stimmung etwas zu lockern. "Hi Dylan! Na, hast du dich schon für einen Film entschieden? Ich habe gehört dass der neue Zombiefilm, Cursed selenium, ein echter Klassenschlager ist. So richtig zum Fürchten," - Jeremys Gesichtsausdruck saß momentan auch zum Fürchten aus – „und Schreien. Hoffentlich sitzen da keine Hysterischen Kinder rum, die nach jeden Bluttropfen am Rad drehen." Marcel schaute schnell von Dylan (der geschockt aussah) zu Jeremy (der die Zähne bleckte) und begann Glockenhell zu lachen. "Oh, tut mir leid. Das war nur ein Scherz. In so einen Film kommen wir doch noch gar nicht rein. Der ist nur für Erwachsene, für Leute über 18 Jahre. Komm Dylan, wir gehen jetzt!" Immer noch lachend griff er nach Dylans Handgelenk und zog ihn sanft, dennoch bestimmend aus Jeremys Klauen. "Ich rufe an, bevor ich Nachhause komme, dann brauchst du dir keine Sorgen machen. Tschüss!" rief Marcel noch über die Schulter, ehe er auf die Straße trat. Dort ließ er Dylan rasch los und blickte ihn entschuldigend an. Die Anspannung fiel sofort von ihm ab, und ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte, machte sich eine rote Farbe in seinem Gesicht breit. "Sorry..." nuschelte er beschämt."Mein Bruder ist immer noch sauer auf mich, und behandelt jeden, der was mit mir zu tun hat, wie eine Handgranate. Sonst ist er der beste und liebste Bruder, den es auf dieser Welt gibt" Jetzt grinste Dylan auch und seine Augen begannen im alten Glanz zu strahlen. Er glaubte ihn. Munter gingen sie den direkten Weg zur Stadt. Es dauerte nicht annähernd so lange wie gedacht, und eine halbe Stunde später standen sie unter den mächtigen Schatten des Werbebanners. Nach kurzem Diskutieren entschieden sich Dylan und Marcel für den skurrilen Fantasy-Thriller, wo Mutierte, gutartige Ungeheuer in Menschlichenerscheinung eine Stadt vor anderen Monstern beschützte, und gingen gemeinsam zur Kasse. Die Dame am Empfang stempelt Dylans Karten ab, und wünschte ihnen mit einem breiten Lächeln viel Spaß. "Sollen wir uns eine Tüte Popcorn kaufen?", fragte Marcel, und blieb am Kiosk neben den verschiedenen Vorstellungsräumen stehen. "Ich lade dich ein, ja?" "Ah, für mich brauchst du nichts kaufen, Danke.", sagte Dylan eine Spur zu schnell. Marcel zog fragend die Augenbrauen zusammen. "Das kommt gar nicht in Frage. Du mich eingeladen, und jetzt bin ich dran!" Er ging mit gezückter Geldbörse zu dem Kino-kiosk, und kaufte eine extra große Tüte für sich und Dylan. "Ich habe dich nicht einfach aus Jucks und Dollerei eingeladen.", murrte Dylan während er sich mit Marcel durch die Überfüllten Sitzreihen quetschte. "Ich hatte nur ein schlechtes Gewissen, weil ich dich an diesen einen Tag so blöd angemacht habe. Du bist mir nichts schuldig, hörst du?" Marcel hatte sich mit seiner Popkorntüte niedergelassen und warf Dylan einen kurzen Blick zu, bevor er auf seine Feststellung einging. Er zuckte kurz die Achseln. "Du meinst den Tag, wo du mich über den Tisch geworfen hast? Ich dachte, du wolltest mich damit vor denn Stein retten? Aber das habe ich schon wieder vergessen. Und das ist mir jetzt auch egal. Jeder von uns, hat mal einen schlechten Tag. Ich habe dafür vollstes Verständnis, glaub mir." "Ich aber nicht!", zischte Dylan grollend und seine fröhliche Mine wurde finster. "Du hast ja nicht die leiseste Ahnung was passierten hätte können, wenn ich wirklich ausgeflippt wäre. Und was das in diesen Moment für dich bedeutet hätte, darf ich gar nicht erst denken! Es war so dumm und Verantwortungslos vor mir, dich solch einer Gefahr auszusetzten." Dylan schüttelte es am ganzen Körper, während die Wörter nur so aus seinem Mund hervor sprudelten."Ich hätte dich schwer verletzten können und niemand hätte dir geholfen, weil kein Mensch gegen mich kämpfen kann, ohne mit den Leben zu bezahlen. Du könntest jetzt schon Tod sein und unter der kalten Erde liegen - jede Sekunde die du mit mir verbringst, ist Gefährlich für dich, Marcel! Du solltest dich von mir fern halten, oder noch besser; vergiss mich, und tue so ob es mich nie gegeben hätte. Ich kann mich beherrschen, ich kann dir aus dem Weg gehen aber ich bin zu egoistisch um genau das zu tun. Ich will in deiner Nähe sein, ich möchte - " Abrupt stoppte Dylan die Flut seiner Erklärungen und starrte bekümmert auf die weiße Leinwand im Kinosaal; seine Anspannung war fast körperlich zu spüren. "- ich möchte doch auch jemanden haben..." Marcel war geschockt; Noch nie hatte Dylan ihn so weit hinter seine sorgfältig gepflegte Visage blicken lassen. Doch was meinte er mit diesen seltsamen Worten? Es hörte sich fast so an, ob er, Dylan, gefährlich für Marcel wäre. „Was willst du damit sagen? Ich versteh´ dich nicht ganz…“, stammelte Marcel verwirrt. Dylans Unerwarteter Ausbruch hatte ihn deutlich getroffen. „Es tut mir Leid. Vergiss einfach was ich gesagt habe“ Dylan ließ das Gesicht in seine Handflächen sinken, und atmete tief ein. Es war offensichtlich dass er litt, doch Marcel wusste nicht wie er ihn trösten konnte. Dylan hatte ihn geschockt und so knabberte er trübselig an ein paar Popkörnern, um ihn nicht die ganze Zeit anzuglotzen wie ein Vollidiot. Er spürte deutlich Dylans Schmerz; sie schien in elektrischen Funken aus seinen Körper zuschlagen. Den gesamten Film über saß Dylan in seiner verkrampften Haltung und verdeckte mit den Fingern seine Augen. Er hockte reglos da, wie eine Statue; Marcel war sich sicher das Dylan bis jetzt noch kein einigstes mal geatmet hatte. Als die Lichter angingen, beugte Marcel Oberkörper zur Seite und berührte sanft seinen Arm. „Was ist los?“, fragte er flüsternd. „Hat der Film dir nicht gefallen, oder möchtest du jetzt Nachhause?“ Dylan schüttelte den Kopf, bevor er die Hände in seinen Schoß fallen ließ. „Mir geht es gut... wirklich.“, sagte er feste, wobei sein Blick auf den Boden gerichtet blieb. „Ich hoffe ich habe dir nicht die Vorführung verdorben.“ „Ich weiß noch nicht mal wie der Hauptdarsteller heißt. Ich habe eher darauf geachtet, ob du nicht zusammenbrichst. Du siehst grauenhaft aus, wenn ich das mal so sagen darf. Ich habe schon Leichen mit einer gesünderen Hautfarbe gesehen.“ Kurz verzog sich Dylans Mund zu einem schiefen grinsen, die Anspannung löste sich langsam von seinen Körper. Er seufzte Abgrundtief und erhob sich – zu schnell für Marcels Augen – von seinen Sitz. Mit der linken Hand griff er nach Marcels rechten und manövrierte ihn aus dem kleinen, stickigen Kino. Sie traten draußen auf die Straße wo Dylan erst einmal erleichtert ausatmete, und lächelte Marcel dann zaghaft an. Er hielt seine Hand noch immer fest. „Gleich ist es 20. 45 Uhr. Wenn du möchtest, können wir noch irgendwo hingehen.“, sagte Dylan leise. Marcel schnappte nach Luft und umklammerte Dylans Hand unwillkürlich fester. Dieser Hypnotische Blick verfehlte seine Wirkung nie, niemals in dieser Intensivität. „Wohin willst du denn? Hast du schon an etwas Bestimmtes gedacht?“, wisperte Marcel mit schwacher Stimme. „Hmm…“ murmelte Dylan und tippte nachdenklich mit dem Zeigefinger auf seine Unterlippe. „Ich finde, wir sollten etwas Essen gehen.“ „Ähm, Okay…“ Marcel biss sich auf die Zunge und versuchte seiner Miene zu entnehmen ob er es ernst meinte; Dylans bestimmender Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran. Ohne ein weiteres Wort zusagen ging er los und zog Marcel hinter sich her. „Hier ganz in der Nähe gibt es ein klasse Restaurant, dort gibt es die besten Steaks der Welt“ Marcel wurde hellhörig, „Auch Pasta? Ich liebe Cannelloni! Jeremys Nudelauflauf ist einzigar - “ Er wünschte er hätte den Namen seines Bruders nicht ausgesprochen, denn tief in seinen Inneren riss eine alte Wunde auf. Im Schatten der Häuser konnte Dylan glücklicherweise seine Augen nicht sehen, in denen sich grade Verletztheit und Tränen wiederspiegelten. „Was? Du meinst einzigartig?“ fragte Dylan locker, der die Bedrückte Atmosphäre noch gar nicht wahrgenommen hatte. „Dein Bruder kann Kochen? Das ist ja großartig! Ich kenne kaum Männer oder Jungen die kochen könnten“ er kicherte verschämt. „Alles was ich fabriziere fällt unter die Kategorie; ungenießbar bis hochgiftig.“ „Mmm-hmm.“, murmelte Marcel bloß, er wusste dass seine Stimme beim Sprechen weg brechen würde. Dylan drehte seinen Kopf nach hinten. Er war entsetzt. Kreidebleich, fürs seine Verhältnisse Kreidegrau, und mit weit aufgerissenen goldenen Augen sah er Marcel an. „Was ist los? Warum weinst du, habe ich etwas Falsches gesagt?“ Marcel spürte den Blick aus sich ruhen, er schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. „I – Ich habe dir doch er-r-erzählt, das ich mich mit Jere-my gestritten habe. Ich glaube mittlerweile, das er mich hasst…“ wimmerte Marcel leise. Er hatte nicht bemerkt wie die Tränen aus seinen Augen traten und ihm über die Wangen liefen. Hastig wischte er sie mit den Ärmeln fort. Es war ihm mehr als nur peinlich; noch nie hatte er vor jemand anderen, als vor seinen Brüdern geweint. Dylan brauchte eine Weile um sich von Marcels Anblick zu erholen. Er hob seine Hand, unfähig etwas anders zu tun, und streichelte ihn flüchtig über die Tränennasse Haut. Seine Finger waren angenehm warm und kalt zugleich. „Marcel.“. sagte Dylan mit rauer, erwachsener Stimme. „Ich glaube das du Jeremy sehr schlecht einschätzen kannst; Er leidet mehr unter eurem Streit, als du dir vorstellst kannst. Er gehört zu der Sorte von Menschen die ihre wahren Gefühle vor anderen Leuten verbergen. Das macht er, weil er niemanden zur Last fallen will.“ Er schaute Marcel tief in die Augen – verschlang ihn mit seinem ausgehungerten Blick. „Er macht sich wahnsinnige sorgen um dich und mir hätte er vorhin fast die Finger zermatscht. Jedenfalls – in deiner linken Jackentasche befindet sich eine Dose Pfefferspray. Jeremy hat sie dir zugesteckt als du mich von ihm weg gezogen hast, ich habe es gesehen.“ Benommen starrte Marcel ihn an. Seine eine Hand hink schlaff in Dylans linken; Alles um ihn herum begann sich zudrehen. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“ japste er heiseren. „Ich habe halt gute Menschenkenntnisse.“ antwortete Dylan nüchtern. „Und ich kann andere sehr gut einschätzen.“ Sein Mundwinkel zog sich ein kleinwenig nach oben, seine Augen wurden dunkler und strahlten noch mehr Unmenschlichkeit aus. Im Schein der Straßenlaternen leuchteten sie sogar Rot-Orange. Marcel spürte wie das Schwindelgefühl stärker wurde. Sein einigster halt war Dylans Hand, an die er sich umso mehr drückte. Die Aura, die von dem Albino ausging bestand einfach nur aus purer und geballter Energie. Das war nichts für so einen schwächlichen Jungen, wie Marcel es war. Besonders nicht, wenn man grade, einen leichten Drang zur Melancholie verspürte und besonders dann nicht, wenn der Hypnotiseur Dylan hieß. „Dy…lan“, konnte Marcel grade noch sagen, als ihm endgültig schwarz vor Augen wurde. Und dann brach er Ohnmächtige zusammen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)