Little Brother + Big Brother =Chaos von Gouda-kun (Der ganz normale Wahnsinn!) ================================================================================ Kapitel 19: Endlich einpaar Antworten! -------------------------------------- Die Umrisse vor Marcels Augen wurden immer schärfer und immer genauer. Er konnte ein Gesicht erkennen, ein blasses Gesicht mit hellen Haaren und ebenso hellen Augen. Es dauerte gut eine halbe Minute bis Marcel erkannte, wer diese Person war und ihre Anwesenheit ein ängstliches Wimmern aus seiner trockenen Kehle lockte. Daimon. Er musste wohl kurz in Ohnmacht gefallen sein, ansonsten konnte sich Marcel sein jäher Gedankenabriss nicht erklären: Sie lagen noch immer in dem Bett des Älteren, und Daimon hatte Marcel mit den Rücken an die Wand gedrängt. Die Hände des Dämons klammerten sich an seiner Hüfte, und Marcels Herz raste, bebte, klopfte, schlug und flatterte bis zum Anschlag, als sei seine Brust ein Käfig, der es von der Freiheit trennte. Sein Lebensmotor arbeitete so heftig, dass es dem Blonden Menschenjungen schon richtige schmerzen bereitete. „Hey...“, wisperte Daimon leise und berührte die erhitzte Wangen des Anderen. „Du siehst fiebrig aus. Möchtest du dir nicht deine Sachen ausziehen? Ich will nicht das du hier kollabierst.“ Von wegen. ES wird schlimmer, dachte Marcel panisch. Er zuckte nach hinten und sein Kopf schlug wenige Sekunden später auch schon gegen die Mauer. Fuck. Er hatte ganz vergessen das er in der Falle saß und Daimon den Weg nach vorne mit seinen Körper versperrte. „Mhm. Du bist wohl zu Schwach um dich zubewegen.“ Daimon nickte und schob Marcels Oberteil nun vollends nach Oben. Der Kleine biss sich dabei auf die Unterlippe als eine warme Hand seine Brustwarze berührte, und er beobachtete wie Daimons Blick auf seinen Körper haftete. Er war wohl nicht der einzige, dessen Hormone verrücktspielten! „Was machst du da?“, wollte Marcel mit schwerer Stimme wissen und befeuchtete seine Lippen. „Dir Idiot beim ausziehen helfen, was sonst?“, antworte Daimon kurz angebunden und zog seinen Bruder an seine Brust. Es traf sich gut, dass das T-Shirt was Daimons selbst trug so dünn war, denn so konnte er Marcels Hitze wenigstens gleich auf seiner Haut spüren. „Du bist so Warm.“, sprach Daimon seine Gedanken auch sofort laut aus. „Dann drück mich nicht noch mehr an dich! Es ist so eng.“, jammerte Marcel und bemerkte das sein sämtliches Blut langsam Richtung Süden zog. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen das sein Körper so stark auf Daimon reagierte, und ihm wurde schwindelig. „Jetzt mach` nicht schon wieder die Biege!“, zischte Daimon daraufhin und rüttelte Marcel an den Schultern. Das es Eng war, stimmte, aber Daimon empfand diese Enge alles andere als unangenehm, und seiner Meinung nach, konnte es gar nicht genügend Kontakt zwischen ihnen geben! „Ich finde es schön wenn wir uns so Nahe sind, Marcel. Deine Haut fühlt sich wirklich gut an, das habe ich zuvor noch nie bemerkt.“ „Daimon.“, sagte Marcel mit einem Wispern. Sein Arme wickelten sich wie von selbst um die Hüfte des Dämons und er presste sich näher an seine Brust. „Daimon, bitte...“ Auf den blassen Lippen des Rotschopfs bildete sich ein bezauberndes Lächeln. Er legte seine Hand in Marcels Nacken und drückte dessen Kopf leicht nach Oben. Fasziniert beobachtete er wie sich die Gesichtsfarbe des Kleinen intensivierte, und seine Unterlippen schon ganz rot angeschwollen war, weil er sie so gnadenlos mit seine Zähnen Quetschte. „... Du bist nicht du selbst, Daimon.“ „Das ist der Dämon in mir.“, flüsterte dieser in die Stille hinein. Er schloss seine Augen und machte einen tiefen Atemzug „Ich kann nichts dafür - du machst mich mit deinen Geruch verrückt und ich muss dich einfach anfassen.“ Ein wildes Grollen verließ Daimons geöffneter Mund. Er senkte sein Gesicht nach unten. „Und ich möchte dich noch mehr anfassen!“ Ganz langsam öffnete Daimon die Augen und fixierte seinen Gegenüber mit einem unheilbringenden Glitzern in ihnen. Langsam streckte er seine Hand aus, und Marcel überrascht es, als er sah wie diese vor Aufregung zitterte. Dabei war Zittern noch Untertrieben, sie vibrierten - Marcel konnte es sehen und auch deutlich spüren, als sie auf seiner Wange ruhte und der Daumen zart über seine gerötete Unterlippe Strich. „Irgendwann hast du sie dir abgebissen.“, kommentierte Daimon dieses Detail rau. Für eine endlose Sekunden klebte sein Blick auf Marcels Mundpartie, ehe er schließlich hoch schaute und ihm in die Augen sah. Die ungleichen Brüder hielten schweigend Blickkontakt. Selbst, als Marcel Daimons heißen Atem auf seinem Mund spüren konnte, sahen sie sich ohne mit der Wimper zu zucken an. „Daimon.“, keuchte Marcel zum widerholten mal heiseren, und drückte seinem Bruder die Hände auf die Schultern. „Hör auf damit! Ich möchte das nicht! Willst du mich hier in deinem Bett vergewaltigen!?“ Daimons gemeines Lächeln verlor etwas an Härte, so, dass es nun schon eher wie ein verzerrtes Grinsen wirkte. Sein Blick ruhte intensiv auf einen Punkt an der Wand nebens Marcels Gesicht, während Daimons eigene Gedanken Karussell fuhren. Sein kleiner Bruder hatte Recht. Alles an Marcel, von seinen Duft angefangen bis hin zu seiner hellen, süßen Haut, verpasste seiner Libido einen heftigen Schlag: Wenn es nach dem Dämon in seiner Brust ginge, würde er Marcel sofort die Kleidung vom Leibe reißen, und sich auf ihn stürzen. „Tut mir leid.“, flüsterte Daimon mit kratziger Stimme und rückte schweren Herzens nach hinten. „Ich wollte nicht, das es soweit kommt...“ „Okay.“. Langsam nickt Marcel und zog sein hochgeschobenes T-Shirt sofort wieder nach unten. Er konnte den gehetzten Atem seines Bruders noch immer auf seinem Gesicht spüren. „Dann wirst du sicher nichts dagegen haben, wenn ich jetzt in mein Zimmer zurück gehe. Schließlich möchte ich deine Geduld nicht auf die Probe stellen.“ Daimon gab ein entrüstetes schnauben von sich. „Vergiss es!“. Er flickte Marcel mit den Zeigefinger gegen die Stirn. „Ich habe dir gesagt, was du zu tun hast. Du bleibst hier liegen und pennst bei mir. Morgen Mittag nach der Schule gehst du zum Arzt, verstanden? Zwar haben Jugendliche in der Pubertät öfters Probleme mit Schwindelattacken, aber diese Anfälle sind nicht normal! Um was schlimmes auszuschließen, möchte ich, das sich ein Experte seinen Körper ansieht. Vielleicht findet er die Ursache dafür und kann dir irgendwelche Medikamente verschreiben.“ Es wäre nicht ausdenken was Jeremy mit uns anstellt, wenn du irgendeine gefährliche Krankheit hast und Kiley und ich es nicht bemerkt haben, fügte Daimon noch in Gedanken hinzu. „Und jetzt schlaf endlich! Wir müssen morgen um halb Sieben aufstehen.“ *X* Als Marcel am nächsten Morgen von dem Summen eines Handys aufgeweckt wurde, dachte er, dass es noch mitten in der Nacht war. Er öffnete die Augen einen winzigen Spaltbreit, drückte sein Gesicht in das warme Kopfkissen zurück, und suchte die Umgebung Blindlinks nach seinen Nachtschrank ab. Aber wo war dieses verfluchte Ding mit dem noch verfluchteren Handy bloß ab geblieben?! Marcel knurrte laut und sein tun wurden immer hektischer als jemand plötzlich seinen Arm schnappte, und seine Bewegungen erlahmten. Das Handy verstummte so plötzlich wie es angefangen hatte und Marcel drehte sich auf den Rücken, wobei seine gefangene Hand gegen etwas hartes, und vor allem etwas warmen stieß. Etwas, LEBENDIG warmes... „Schlimm ey. Du bist der unruhigste Bett-Nachbar den ich jemals hatte.“, verkündigte eine heiseren, hundemüde klingende Stimme. Mittlerweile standen Marcels Nackenhaare in allen erdenklichen Himmelrichtung, und er beobachtete wie sich sein Bruder Daimon ebenfalls auf die Seite rollte, und ihn mit einem Auge anblinzelte. „Was guckst du so verstört Blondie? Hast du mich noch nie mit ungemachten Haaren gesehen?“ „Öhm...“ Peinlichberührt versteckte Marcel sein Gesicht erneut in das Kopfkissen und presste seine Augenlider ganz feste zusammen. Dann war das gestern Abend also doch kein Traum gewesen? Schade aber auch! Er hatte wirklich mit Daimon in einem Bett geschlafen. Und sie hätten in diesem Bett fast wirklich Mist gebaut! „Du hast mich letzte Nacht echt hier festgehalten?“, brummelte Marcel etwas unverständlich vor sich her, da das Kissen seine Stimme dämpfte und sie kaum Hörbar machte. Seine Finger zuckten zurück, doch Daimon schloss in diesem Moment seine Hand und ein kleines, fieses Schmunzeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Ach nein. Erinnerst du dich jetzt wieder daran und wirst plötzlich verlegen? Niedlich.“ „Hmpf - gar nicht wahr!“, zischelte Marcel böse und sein Körper verspannte sich gleich noch mehr, als Daimon seinen Knöchel zu seinen Mund führte, und die Haut mit seinen Lippen berührte. „Und wie verlegen du bist! Noch ein bisschen mehr, und du zerfließ vor Scham zu einer Wachslache.“ Es war überraschend und ungewohnt für Marcel das Daimon so locker war und ihm ausnahmsweise mal nicht mit Schlägen drohte, aber diese neue Seite an dem Rothaarigen gefiel ihm. Irgendwie. Oh Gott. Diese ganze Angelegenheit fühlte sich so verdammt unbeholfen an. Um sich noch weitere Peinlichkeiten zu ersparen, beschloss Marcel, das es wohl das Beste sein würde wenn er seinen Bruder den Rücken zukehrte, und die beleidigte Leberwurst spielte. So rollte sich Marcel schnell nach rechts und kauerte sich an der kühlen Wand zu einer kleinen Schnecke zusammen. „Zeigst du mir die kalten Schulter, Kleiner? Das finde ich aber nicht nett von dir! Ganz.und.gar.nicht.Nett...“ Als weder eine Antwort, noch eine Reaktion ertönte umfasste Daimon Marcels Schulter und rutschte näher an ihn heran. Sie waren sich inzwischen so nahe gekommen, dass sie die Hitze des Anderen deutlich auf ihrer Haut spüren konnten. „Hey...“, wisperte Daimon in sein Ohr. „Mache ich dich Verlegen?“ Er öffnete seinen Mund ein Stück weit und ließ seine Zungenspitze sachte gegen Marcels Nacken stupsen. „Schweigen bringt dir auch nichts... Ich kann doch fühlen wie heiß du bist.“ Daimon ließ seine Lippen auf der Haut des Jüngeren liegen und widmete sich genüsslich seiner pochenden Halsschlagader, die er mit leichten Küssen und Lecken verwöhnte. „Nngh!“ Die verspätete Antwort kam in der Form eines langgezogenen Stöhnens, und Marcel drückte sich unbewusst dem warmen Mund entgegen. Es war das erste Mal das die zwei so liebevoll mit einander umgingen und dabei schossen sie leicht über das Ziel hinaus. Mehr, gibt mit mehr, flehte die Stimme in seinem Hinterkopf unaufhörlich und dieser Bitte kam er nur allzu gerne nach. Wie eine Katze drückte Marcel den Rücken durch, und Daimon setzte sein Spiel unbeirrt fort, indem er seine Zunge über Marcels Ohrmuschel gleiten ließ und mit den Zähnen mehrmals sanft in das weiche Fleisch biss. Es war wirklich faszinierend. Aber auf diesem Gebiet verstanden sich die Geschwister Wortlos; nur eine kleine Bewegung genügte und der Andere wusste was von ihm verlangt wurde. Jetzt, als Marcel Daimons Verlangen das erst mal so richtig spürte, fühlte er sich wie paralysiert. Ein heftiges Kribbeln breitete sich auf seiner Haut aus, und einen raues keuchen schlug hart von innen gegen Marcels geschlossene Lippen. „Macht dich das auch an?“, erkundigte sich Daimon und benetzte seine Lippen mit etwas Speichel. Danach drehte er Marcel zu sich um und versenkte sein Gesicht in der Halsbeuge des Jüngeren. Keuchend schnupperte an der dampfenden Haut, und drückte seine Mund zum wiederholen mal gegen die pochende Lebensader. Er war ein halber Vampir - er konnte nichts dafür, aber diese Körperregion zog ihn nun mal magisch an. Vor allem bei Menschen. Aber vor allem bei DIESEN Menschen. „Machen wir jetzt da weiter, wo wir gestern aufgehört haben?“, flüsterte Marcel und seine sonst so blassen Wangen waren in ein sattes Rot getaucht. „Nein. Eigentlich sollten wir aufstehen.“, meinte Daimon und dachte doch keine Sekunde darüber nach. Stattdessen presste er Marcel fester an seine Brust, verstärkte den Griff seiner Finger. „Wir sollen uns anziehen und dann gemütlich in Richtung Bushaltestelle ziehen.“ „Dann lass uns das doch tun...!“ „He! Das willst du doch gar nicht. Du willst mehr hiervon haben...“ Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, beugte sich Daimon nach vorne und bohrte seine Zähne nun in die Unterlippe des Blonden. Er zog sanft daran und sah Marcel dabei in die Augen. Wenn der Jüngere gekonnt hätte, würde er sich vor lauter Scham in eine Mausloch zurück ziehen. Aber selbst wenn Daimon ihn gelassen hätte, könnte er sich wahrscheinlich keinen Millimeter vom Fleck bewegen. Er würde sich sogar seine Lippen auf seiner Haut zurück wünschen! Was ging hier eigentlich vor? War hieran wirklich wieder die allzeit gegenwärtige Hitzeperiode Schuld, oder drehen die Geschwister inzwischen allesamt am Rad?! Erst entwickelte Marcel Gefühle für Kim, und jetzt drängte sich auch noch Daimon hinzu? Die Küssen mit Kim fühlten sich nach tiefer Verbundenheit an, aber das Vorspiel mit Daimon - als was anderes könnte man dies hier gar nicht mehr beschreiben - schmeckte nach Feuer und nach Verbotenen Fantasien! Aber einer fehlte noch... Was würde wohl geschehen wenn Jeremy irgendwann von der Armee nachhause kämme?! Alle Details sprachen dafür das sich eine ähnliche Beziehung auch zwischen ihnen bilden könnte! In den letzten Tagen hatte Marcel wirklich genügend Inzest-lästige Erfahrungen gesammelt, und nach der Tatsache das in diesem Haushalt wohl alle Schwul - oder zumindest Bisexuelle veranlagt- waren fragte er sich schon gar nicht mehr. Dann wollte er sich jetzt erst recht nicht mit seinen Ältesten Bruder beschäftigen, der in Marcels Augen sowieso in einer ganz anderen Liga spielte, da ihn wirklich als Bruder betrachtete! Daimon und Kiley hatten es mit ihren Ablehnenden Verhalten in den tatsächlich geschafft, das Marcel sie kaum noch als Familie wahrnahm, sondern viel mehr als etwas lästige Mitbewohner, und empfand es deshalb nicht ganz so schlimm, wenn er mit ihnen auf Tuchfühlung ging... In diesen Augenblick hatte Marcel nur noch eine Sache im Kopf; Daimons weiche Lippe auf seiner Haut, seinen warmen, muskulösen Körper und seine starken Arme die auf seinen Schulter lagen... Aber in seinem Hinterkopf wurde auch der Gedanke immer klarer, der ihm mitteile, das er grade dabei war seine heimliche Liebe Kiley zu betrügen. Das wiederholte Klingeln eines Handys zerstörte den magischen Moment der Zweisamkeit und Daimon langte grummelnd nach Oben, da sein Nachtschrank an seinem Kopfende Stand. Er tippte die Lese-Option mit dem Daumen an. Von Kim: Morgen Dai Dai, Warum hast du mir gestern Nacht nicht geantwortet?! Ich war schon kurz davor Hikari alleine zulassen und nachhause zu kommen. -.- Naja, aber du Knallkopf hattest dein Handy wieder mal auf Lautlos stehen, oder?! Das ist Nervig - Du solltest dir echt abgewöhnen! Dann sehen wir Uns nachher in der Schule!!? HDL „Upps.“, verdutzt riss Daimon seine Augen auf und drehte sich auf den Rücken, damit er die Nachricht nochmal in Ruhe lesen konnte. Kiley war vergangene Nacht bei Hikari gewesen?! Wie... Was zum Geier war da abgegangen?! Schnell öffnete Daimon seinen SMS-Speicher und entdeckte dort wie angekündigt eine zweite Nachricht von Kiley. „Bin bei Hikari... fühlt sich immer noch beschissen wegen der Geburtstagsparty...Warte nicht auf mich... ich werde ihr gesellschaftleisten...“, fasste Daimon das Gelesene in wenigen Worten zusammen und richtete damit seinen Oberkörper auf. Seufzend warf er Marcel einen Blick zu, und kratze sich dann etwas unbeholfen an der Wange. „Tja, das war´s dann wohl leider mit unseren kleinen Schäferstündchen. Wir müssen unsere Ärsche aus dem Bett schieben und mal in die Pötter kommen. Kiley wartet in der Schule auf mich, und ich bin mir sicher das er ein riesen Thema veranstaltet wenn ich schon wieder Schwänze und womöglich die Nachholprüfung versaue.“ „Heh... okay... Das klingt nach einen guten Vorschlag.“ Marcel sah Daimon an und wusste anscheinend auch nicht so recht, wie es jetzt weiter gehen sollte. Einfach so tun als ob nichts passiert wäre, und sie bis grade eben friedlich gefummel - Stopp! Natürlich meinte er, Geschlafen hätten? Aber ehrlich gesagt fand Marcel dieses Ich-weiß-von-nichts-und-mir-ist-sowieso-alles-Egal ziemlich bescheuert und kindisch zugleich. Sie hatten sich zwar nicht geküsst und auch keine süßen Wörter gewechselt, aber es war trotzdem Etwas zwischen ihnen geschehen und das wollte er beim besten Willen nicht Todschweigen. Es war schon ja schwierig für Marcel, das er Kiley nach den ganzen Küssen und Andeutungen weiterhin wie einen normalen Bruder behandeln musste und er ihn in der Öffentlich nicht anfasse dürfte. „Hey Marcel, ist alles in Ordnung bei dir? Du wirkst plötzlich so Abwesend.“ Marcel zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“ sagte er wahrheitsgemäß und sah sich unauffällig in dem Zimmer um, als würde er befürchten das sich irgendwo ein heimlicher Zuschauer versteckte. „Was denkst du jetzt über uns? Findest du nicht das wir nicht ein bisschen zu weit gegangen sind?“ „Zu weit?“, man hörte wie energisch Daimon die Luft ausstieß. „Das was passiert ist findest du schon heftig? Du kannst froh das uns Kiley mit der SMS unterbrochen hat, ansonsten wären wir zwei jetzt mit ganz anderen Sachen beschäftigt.“ Aha. Marcel krallte seine Finger in die Bettdecke. Schob Daimon ihren flüchtigen Ausbruch der Leidenschaft also wie schon so oft auf die Hitzeperiode? „Alles klar. Willst du damit sagen, das der Dämon in dir wieder mal das Denken übernommen hat? Wegen der Hitzeperiode?“ „Hm.“ Jetzt war es Daimon der mit den Schulterblättern zuckte. „Ja und Nein. Ich kann nicht behaupten das ich komplett bei Bewusstsein war, aber auch nicht sicher sagen, ob ich ohne ihren Einfluss anders gehandelt hätte.“ „Was meinst du damit?“, fragte Marcel nun sichtlich verwirrt. Er hätte mit ALLEM gerechnet, aber nicht damit das Daimon plötzlich unsicher wurde. Immerhin war er es doch gewesen der Marcel vor der Hitzeperiode gewarnt hatte, und ihm erklärte das die Dämonen in gewissen Situationen total willenlos handelten, aber jetzt verkündete er, das er zum Teil bei klaren Verstand gewesen war?! Echt jetzt? Nach all den Scherereien? Er hatte sich Daimon geöffnet, ihm quasi sein innerstes gezeigt und dem Dämon damit ein breites Spektrum an Angriffen und Beleidigungen aller Art geboten! Marcel hatte mit seiner Reaktion nicht nur bewiesen das er wahrhaftig Schwul war und auf Männer stand, nein, er offenbarte Daimon auch noch, das er auf IHN stand...! Bei diesem Gedanken wurden Marcel die Augen feucht. Es wäre nicht auszudenken wenn Daimon ihn nun mit dieser Geschichte aufziehen würde...! „Dann... hättest du also aufhören können... wenn du gewollt hättest?“ Es war kaum mehr als ein flüstern was da so unbeholfen aus Marcels Mund gestolpert kam, aber Daimon bestätigte seine Frage mit einem Nicken. „Warum hast du es denn nicht getan?!“ „Weil ich es nicht Schlimm fand. Wie ich gestern schon gesagt habe, stört mich deine Nähe nicht mehr, aber was sollen wir jetzt lang und breit darüber Diskutieren? Wir würde sowieso auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Ich kann mir dieses Phänomen selber kaum erklären; zum Teil war ich klar, und zum Teil war das Stone Face in mir aktiv.“ Gelassen legte Daimon das Handy auf den Nachtschrank zurück, und wendete Marcel wieder sein Gesicht zu, um ihn an zu grinsen. Er legte seine große warme Hand über schmalen, glazialen Finger. „Für mich war es wirklich okay... das sollte es für dich auch sein. Schließlich haben wir nichts verbotenes getan, oder? Ein bisschen Kuscheln unter Geschwistern ist doch normal.“ „Schon...! Aber du hast doch grade selber gesagt, das du noch weiter gegangen wärst wenn uns die SMS nicht unterbrochen hätte...!“, beharrte Marcel stur und zu allem Überfluss bildeten sich auch noch Tränen in seinen Augen, als er die Vergangen paar Minuten in sein Gedächtnis zurückrief. „Ich erkenne dich gar nicht wieder, Daimon! Erst gehst du auf Abstand weil du nicht in die Fänge der Hitzeperiode gelangen möchtest, und jetzt findest du Kuscheln... und rum lecken... auf einmal in Ordnung. Weißt du eigentlich noch was du willst?! “ Das hatte Gesessen. Daimon sah enttäuscht aus als er den Blick von seinem Bruder abwendete und eine Eiserne Maske aufsetzte, welche seine Emotionen verbarg. Erneut war diese unangenehme Spannung zwischen ihnen zu spüren, die wie immer herrschte, wenn sie sich Stritten und ihre verschiedenen Meinung auf einander prallten. Diesmal war es Marcels Schuld das es jetzt dicke Luft gab, dessen war er sich auch durchaus bewusst, aber dennoch hatte Daimon die Impulse gegeben, und sie zu „mehr“ getrieben. „Hasst du mich jetzt?“, fragte Daimon plötzlich kleinlaut in die Stille hinein und Marcel fielen fast die Ohren vom Kopf. „Wa- Was hast du gesagt?!“ „Ob du taube Nuss mich jetzt verachtest weil ich dich, wie sagtest du gleich, fast vergewaltigt hätte!?“ Mittlerweile saßen beide aufrecht im Bett und fixierten ihren Gegenüber mit starren Augen. Schluckend schüttelte Marcel seinen Kopf. „Nein Daimon. Natürlich hasst ich dich nicht...! Du bist doch immer noch mein Bruder und in gewissermaßen warst du sogar unzurechnungsfähig! Aber ich weiß jetzt einfach nicht wie mich gegenüber dir verhalten soll.“ Marcel schoss die Schamesröte in die Wangen. „Das ist alles so Irreführend! Aber das allerschlimmste ist für mich, das er mir auch noch gefallen hat. Ich kann meinem eigenen Körper nicht mehr vertrauen. Er gaukelt mir Sachen vor die ich angeblich schön finde, wobei mein Gehirn eigentlich ganz genau weiß, dass sie Falsch sind.“ „Aso.“ Während Daimon den Worten seines Bruders lauschte bohrte er seine spitzen Eckzähne in seine Unterlippe. Es gefiel ihm nicht, was Marcel da von sich gab. Und es tat ihm ungeheuerlich Weh. „Die ganzen Jahre herrscht akribische Kälte zwischen uns und dann gibt es endlich mal einen Moment der uns beiden gut tut, und du redest ihn kaputt? Vielleicht hat die Hitzeperiode ihn letzten Endes in die falsche Richtung gelenkt, aber du hast nicht den Eindruck gemacht, als ob du wie ein Hund gelitten hättest. Marcel? Das finde ich nicht fair. Wenn ich dich einfach so umarmt hätte, wäre es okay gewesen oder? Aber was jetzt passiert ist macht dir wohl eher Angst. Tja, da kann man wohl nichts machen.“ Wie mechanisch stand Daimon nach seinem letztem Satz auf und verließ das Schlafzimmer. Alleine blieb Marcel zurück und schaute ihm solange hinter her bis die Türe in die Angel gefallen war, und es wieder Dunkel im Raum wurde. Mist. Die Tränen die aus Marcels Augen flossen wurden immer größer, und liefen in immer kürzeren Abständen über seinen Wangen hinab. Fuck.... Das war gemein! Warum sagte Daimon solch fiese Sachen, wobei er doch ganz genau wusste das es normal war, das Marcel diesen Übergriff nicht dulden konnte?! Oder lag es nicht viel mehr daran, dass es Daimon war? Hätte er anderes reagiert, womöglich sogar mitgemacht wenn Kiley neben ihm gelegen hätte? Ja... Marcel fühlte sich miserabel und schuldig. Nur wegen ihm litten seine Geschwister und er wünschte sich seine alte Familie zurück. Jeremy, der immer da war und Alles ins Reine brachte, Kiley der zu den klügsten Köpfen der Schule zählte, aber dafür mit einem vorlauten Mundwerk geschlagen war, und Daimon der weder Tod noch Teufel scheute und sich von nichts aus der Bahn werfen ließ. Was sie zu den letzten Monaten ihres Leben sagen würden, wenn sie das in der Vergangenheit gewusst hätten? Wären sie enttäuscht von sich? Oder würden sie stattdessen ihm die Schuld geben? Würde das vielleicht sogar der Moment sein, wo sie sich entschieden ihn aus der Familie zu drängen und als normale Dämonen weiter zu leben, die die Menschen Mieden und verachteten? Marcel wollte Jeremy, Kim und Daimon zurück haben! Sogar die Früheren Gemeinheiten der Zwillinge würde er dankend entgegen nehmen...! Hauptsache es wäre alles wieder wie Früher! „Ich halte das nicht mehr aus...“, wimmerte Marcel leise und drückte die Handflächen gegen sein Gesicht. „Ich halte das nicht mehr aus! Ich bin schuld daran das hier Alle zugrunde gehen! Sie werden zu Zombies, und ich kann nichts dagegen tun.“ Das war wohl die Veränderung die Jeremy früher durchlebt hatte, als Kiley in die Hitzeperiode kam. Aber wie hatten die Vier das geschafft ohne verrückt zu werden, und wie war Kim damit umgegangen? Fühlte er sich damals auch so schlecht, wie Marcel heute? In Gedanken versunken bemerkte Marcel zuerst gar nicht wie Daimons Handy ein zweite Mal ging und griff unbeholfen nach dem Gerät, als ihm bewusste wurde, dass es sich nicht um einen Anruf, sondern um eine Kurzmittelung handelt. Die Stirn in Falten gelegt und die Zunge zwischen die Zähne geklemmt, schwebte Marcels Daumen über dem Display. Sollte er? Er war Neugierig da es sich vielleicht um eine Nachricht von Kiley handeln könnte. Es sah dem älteren Zwilling nämlich ähnlich das er Daimon solange Nervte, bis er ihm zurück geschrieben hatte. Also entschied sich Marcel gegen seine Vernunft und für sein Herz. Er tippte die Nachricht an, die dann auch innerhalb weniger Sekunden öffnet wurde. Von Kim: Alter?! Pennst du immer noch?! Schieb endlich deinen faulen Arsch aus dem Bett, und komm in die Gänge! Ich will dich sehen, kapiert?! Wir müssen unbedingt Reden. Der Penner von Vermieter hat sich heute gemeldet (um 6. 48 Uhr morgens - WTF!?) und mir gesagt das wir uns in den nächsten 2 Tagen entscheiden müssen. Ansonsten ist die Wohnung futsch! Und so eine billige und so einen blöden Hund der uns unseren Betrug abkauft, finden wir NIE wieder! HDSK (Hau` dich sonst Kaputt!) Oh... Oh! Auch wenn sein Name nicht dabei gestanden hätte, war Marcel sofort klar, dass es sich hierbei nur um eine Nachricht von Kiley handeln konnte. Niemand anderes würde Daimon auch nur annähernd so Fuchsig anschnauzen. *X* Normalerweise ging Marcel sofort in sein Klassenzimmer wenn er mit Fee und Connor aus den Bus gestiegen war, aber heute blieb er ausnahmsweise mal auf den Schüler-Parkplatz stehen. Er hielt nach einem roten Cabriolet und einer Rosa Wolkenmähne Ausschau. Als er Kileys Nachricht am Morgen gelesen hatte, überkam Marcel ganz plötzlich das schlechtes Gewissen. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie ihm ein Mädchen auf der Geburtstagsparty die Schuld an ihren Zusammenbruch gab, und scheiße... er konnte noch nicht mal sicher sagen, dass sie Unrecht hatte. Irgendwie konnte er sich an Nichts mehr erinnern, und schon gar nicht an dem Moment, indem Hikari Bewusstlos in seine Arme sackte. Marcel leckte sich über die trockenen Lippen und warf einen Blick auf sein Handy. Keine neuen Nachrichten. Anscheinen hielt es sein Bruder für Unnötig zu berichten wo er die letzte Nacht gewesen war. Mhm, aber waren sie das überhaupt noch...? Normale Geschwister? Oder stimmte diese Bezeichnung nicht mehr und waren sie nun... Partner? Oh man, da war es noch nicht mal eine Woche her das sie sich das erste Mal geküsst hatten, und schon verspürte Marcel einen tiefen Stich der Eifersucht in seinem Herzen wenn Kiley jemand anderen mehr Aufmerksamkeit schenkte, als ihm. Kiley, ehemals unangenehmer Heißsporn und nun... Geliebter? Das hörte sich gut an. Das hörte sich verdammt wirklich gut an... Für eine Zeit lang starrte Marcel schweigend auf den Bildschirm. Der Blick, mit dem er sein Handy betrachtete war so intensiv, dass der Blonde gar nicht bemerkte wie ein rotlackierter Blitz an ihm vorbei schoss, plötzlich stehen blieb und eine Türe geöffnet wurde. „Hey...“, rief eine laute Stimme aus der Nähe. „Oh...!“ Marcel blinzelte überrascht auf und legte den Kopf in den Nacken. „Hey Kleiner. Guten Morgen.“ Noch bevor er den Gruß erwidern konnte, wurde Marcel auch schon von zwei starken Armen gepackt und in eine herzliche Umarmung gezogen. „Uff!“, machte Marcel und ein wohliges Seufzend schlich sich Zeitgleich über seine Lippen. „>Uff< hier nicht rum! Heh, hast du hier etwa auch mich gewartet, als ich nicht im Bus saß?“ Kim grinste seinen blonden Engel von Ober herab an, und drückte ihm unterwarterweise eine kurzen, unschuldigen Kuss auf die Wange. „Irgendwer muss ja gucken wo du bleibst.“, murmelte Marcel und drückte sein gerötetes Gesicht leicht gegen die Brust des Älteren. Er mochte es, er mochte diesen harten Griff mit dem Kiley ihn so feste an seine Brust drückte und es sich so anfühlte, als würde er Marcel nie wieder los lassen wollen. „Natürlich. Wie Dumm von mir! Was sollte ich nur Ohne dich machen?“, hauchte Kim lachend und ein paar dunklen Haarsträhnen fielen ihm in die Augen. „Tja, siehst du mal. Jetzt passt der kleine Bruder auf den Großen auf.“, meinte Marcel ebenfalls lachend, und rieb seine Wange ein letztes Mal gegen das dunkelblaue Achselshirt und lehnte sich dann zurück. „Warum hast du mir nicht gesagt, das du die Nacht bei Hikari verbringst ? Glaubst du ich mache mir keine Sorgen um dich?“ Zögerlich drehte er den Kopf zur Seite damit Kim nicht sehen konnte, wie sehr ihn diese Frage in Verlegenheit brachte. Ob er den leisen Vorwurf in Marcels Stimme deuten konnte? Er biss sich leicht auf die Lippe und schob seine plötzlich kalten Finger unter seine Arme. „Hat Daimon dir denn nicht gesagt wo ich bin?“, fragte Kim und zog eine Augenbraue hoch. „Ähm... Doch.“ „Dann ist doch alles in Ordnung. Warum ziehst du denn so ein langes Gesicht?“ Der Nachdenkliche Ausdruck in Kims Augen verschwand, und machte einem Skeptischen Blick Platz. „... Aber ich hätte es gerne von dir selber gehört.“ Marcel sah aus dem Augenwinkel nochmal zu dem Älteren hoch, und wich seinem stechenden Blick dann doch lieber schnell aus. Er kannte schließlich seinen Bruder, und die nervige Fähigkeit anderen auf den Grund ihrer Seele zu schauten, die er zweifelsohne von Jeremy gelernt hatte. „Deswegen bist du Depri? Ach man, du bist so eine Zicke!“ „Ich bin kein Mädchen.“, knurrte Marcel und schnappte mit den Zähnen nach Kims Zeigefinger, der sich neckend in seine Wangentasche bohren wollte. „Also hör auf mich so zu nennen!“ „Na! Bist du nicht? Und wieso hast du denn am Wochenende ein Lolitakleid getragen?“ „Halt die Klappe du Mistkerl!“ „Achso, jetzt kapiere ich die Sache.“ Als Marcel das Gesicht drehte um Kiley noch einen bissigen Kommentar an den Kopf zu schleudern, zuckte er zurück als seine Nasenspitze plötzlich Kims Wange streifte, denn er hatte nicht damit gerechnet, das ihm dieser auf einmal so nahe sein würde. Seine Augen nahmen für einen kurzen Moment einen geschockten Ausdruck an und ein minimales Angstgefühl, versuchte von ihm Besitz zu ergreifen. „Du bist eifersüchtig, oder Marcel?“, säuselte der Schwarzhaarige kühl und starrte mit seinen tiefen, unergründlichen Augen in Dunkelblaue Seelenspiegel. Augenblick wurden Marcels Knie weich und er stieß einen leisen Fluch aus. Mistkerl... Es dauerte nicht mehr lange und er würde seinem älteren Bruder total verfallen sein! Kim war so ein durchtriebenes Biest, er wusste ganz genau womit er Marcel aus der Fassung bringen konnte und er setzte seine Mittel auch ohne Rücksicht ein. „Du weißt das wir hier in der Schule sind...“, zischelte Marcel das Gesicht wegdrehend. Seine Augen funkelten wütend, denn Kims Mundpartie schwebte nur wenige Zentimeter über seinen Lippen. Der Blonde hat echt keine Ahnung wie Kiley die Meinung der Anderen so dermaßen am Arsch vorbei gehen konnte.Ob es wohl am Alter lag? Er selbst kam ja jetzt schon ins Schwitzen! „Wenn uns jemand so sieht, dann sind wir geliefert!“ „Ha!“, meinte Kim mit einen schiefen Lächeln. „Du willst doch das uns jemand sieht, wenn du dich so besitzergreifen an meine Hüfte klammerst. Hast du mich letzte Nacht denn so stark vermisst? Mein armes Baby, wenn wir erst mal in die neue Wohnung gezogen sind wirst du keinen Grund mehr haben, um mich zu vermissen.“ Sein warmer Mund legte sich kurz in Marcels Halsbeuge und die Zunge strich flüchtig über die kleine Erhebung des Adamsapfels. „Vor allem nicht mehr in den Nächten.“ Die Zunge auf seiner Haut veranlasste Marcel dazu, ganz schnell und ganz weit nach hinten zu springen. Sein Gesicht brannte Lichterlo als er die Hand in seinen Nacken presste und er den Verantwortlichen in den Boden starrte. „Ki-Kiley!“, entrüstete er sich stotternd. „ Spinnst du?! Das... Das ist echt nicht die richtige Lokation um Intim zu werden!“ „Tut mir leid, Süßer.“ Immer noch grinsend streckte Kiley seine Hände nach Marcel aus und zog ihn wieder zu zurück. „Ich kann einfach nicht meine Finger von dir lassen wenn wir alleine sind.“ „Dann sollte ich sie dir abschneiden!“ Die Antwort kam so Rasch und Ehrlich das Kim erstmals blinzeln musste, und dann in schallendes Gelächter ausbrach. Mit seiner Hand quetschte er kurz Marcels schmale Finger und seine Augen begannen zu glühten, als ihm dies ein kleines Wimmern einbrachte. Aus dem Augenwinkel heraus entdeckte er ein paar Schüler auf ihren Platz zu kommen, und so drückte Kim seinen Bruder in ein Naheliegendes Gebüsch, was sie vor den neugierigen Blicken der Jungen und Mädchen schützen sollte. „Du frecher Zwerg, ich werde dir schon zeigen wo es langgeht! Du kannst vielleicht große Töne spucken, aber keine Schmerzen ertragen. Und das ist ein relativ dummes Verhalten, denn ich könnte dir Viele bereiten wenn ich wollte.“ Damit schlang Kiley einen Arm um Marcels Hüfte und küsste ihn grob auf den Mund. Obwohl er sich zuvor umgesehen und nochmal die Lage abgecheckt hatte, fing sein Herz an zu pochen. Jeder Kuss könnte ein Desaster auslösen, und jede Berührung ihrer Zungen ließen ihn mehr und mehr seine eigentliche Position als großer Bruder vergessen. Aber wahrschlich wurde Kiley mit der Zeit einfach nur Paranoid, und wollte Marcel den größtmöglichsten Schutz vor der Öffentlichkeit bieten. Ach, wenn das mal kein Liebesbeweis war... Sanft drückte er den Blondhaarigen an seine Brust und verstärkte den Griff, den er um Marcels Mitte gelegt hatte. „Oh... du bist so... unverschämt!“, stöhnte dieser in Kileys Mund hinein, wobei sich beide Hände feste in das Dunkelblaue Shirt gruben. Marcel hätte nie gedacht das ein bloßer Kuss so aufregend sein konnte. Niemals zuvor hatte er einen Mann getroffen den er so begehrte, niemals hatte ihn jemand so deutlich zeigt, was es heißt, zwischen Feuer und Eis zu wandeln wie Kim es tat. Erst lockte das Stone Face Marcel in eine Welt die er gar nicht kannte, und dann legte es seine feurigheißen Krallen um seinen Hals und würde ihn dann auf ewig dort gefangen halten. Er fühlte sich körperlich zu seinem Bruder hingezogen, das stand außer Frage; aber er spürte auch noch auf einer anderen Ebene eine tiefe Verbundenheit mit diesen arroganten, und sarkastischen Dämon. „...unverschämt heiß.“, vollende Kiley den Angefangenen Satz und zerrte mit den Zähnen an einer roten Unterlippe. Diesmal konnte man es kaum noch als Kuss bezeichnen; Kiley nutzte sein scharfes Gebiss und seine Kraft um Marcel deutlich zu machen, das er die Dominanz in der Hand hielt. Zwar biss er nicht so hart zu, das er die weiche Haut verletzte, aber dennoch feste genug für Marcel, das er nicht anders konnte und einen Schmerzenslaut von sich geben musste. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben: Auch wenn die Berührungen ihrer Lippen hart begonnen hatten, wurden diese mit der Zeit immer sanfter und inniger. Kiley umfasste Marcels Hinterkopf und vergrub seine freie Hand in den blonden Haarschopf. Er genöss den Schmack auf seiner Zunge, ebenso den schmalen, femininen Körper des Anderen unter seinen Fingern - Kim konnte doch nichts dafür. Er war eben auch nur ein Mann und hatte gewisse Bedürfnisse die es zu stillen gab. Und auch die Umstände, dass derjenige der diese Bedürfnisse erst weckte vor ihm stand, machte die Sache nicht unbedingt leichter. Als Kim Marcels Kopf etwas drehte, um seine langen Haare zurückzuschieben, war es ihm, als züngelten kleine, knisternde Stromstöße durch seinen Körper. Ein wohliger Schauer jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. „Kiley...“, wisperte Marcel und strauchelte leicht weil seine Beine ihn einfach nicht mehr tragen wollten. Das war alles so ... Wow... so unbeschreiblich erotisch und erregend. Der Dämon bemerkte wie sich Marcels zierliche Gestalt verkrampfte und den Kopf weg, drehte als er nach Luft rang. „Ich wollte heute eigentlich noch in die Schule gehen, weißt du?“ Sofort ließ der Ältere von ihm ab und lächelte Marcel leicht zerknittert an. Upps, da waren ihm wohl die Hormone durchgegangen. „Habe ich meinen Fehler denn wieder gut gemacht?“, erkundigte sich Kim leise und streichelte sanft über die erhitzen Wangen. „Mehr als das. Ich weiß gar nicht wie ich mich jetzt noch auf den Unterricht konzentrieren kann.“, bestätigte Marcel und verdrehte im ersten Moment die Augen, als seinem Bruder ein furchtbar schmutziges Grinsen über das schöne Gesicht huschte. „ Zügel deine perversen Gedanken, du Sau. Ich weiß genau woran denkst!“ „Achja? Dann klär` mich doch bitte mal auf.“ Schmunzelnd beugte Kim sich nach vorne lehnte seine Stirn gegen Marcels Kopf. Langsam öffnete er die Augen und schaute den anderen abschätzend an. „Habe ich denn einen Grund zur Vorfreude, Kleiner? Hikari hat mir erzählt das sie am Nachmittag noch was mit Daimon unternehmen wollte, also hätten wir beide ein paar Stunden ruhe. Wir könnten uns ja um das kümmern, worüber wir uns letztens Unterhalten haben.“ So schnell wie Marcel daraufhin das Blut in den Kopf schoss, konnte er gar nicht gucken. Natürlich war dem Blonden sofort klar worauf Kiley anspielte. Er redete nicht von der Schule oder irgendwelche Biologiebüchern, nein, er redete von Sex! Sex mit Marcel! „Ist... das nicht... et - etwas...naja...“ „Etwas Vorschnell?“, beendete Kiley den abgebrochenen Satz mit einem leichten Schmunzeln. „Ja das ist es in der Tat, und du kannst auch gerne ablehnen denn ich will dich nicht hetzen. Immerhin bist du noch Jungfrau und gänzlich Unerfahren auf diesen Gebiet, aber ich möchte mit dir Schlafen. Vielleicht nicht heute, oder morgen, sondern irgendwann wenn du dich bei mir sicher fühlst.“ Geschafft. Endlich hatte Kiley diesen Satz über seine Lippen gebracht, und trotzdem klang die Nervösität nicht ab sondern steigerte sich nur noch mehr, obwohl er ihn schon so oft gesagt hatte. Aber es fühlte sich Richtig an. Er wollte mit Marcel Schlafen. Er wollte ihm die schönste Nebensache dieser Welt zeigen und beweisen, dass er mehr Empfand als andere Leute. Was würde Marcel sagen? Ja oder Nein? Würde er überhaupt etwas sagen, und was wenn er komplett ablehnen würde?! „Das ist es nicht, ich würde ja gerne mit dir Schlafen aber ich bin mir so unsicher.“, gestand Marcel kleinlaut und wich dem Blick seines Bruders aus. „Liegt es daran das wir Geschwister sind? Das wäre natürlich ein berechtigter Einwand.“ „Nein!“, setzte Marcel sofort nach und riss den Kopf in den Nacken damit Kiley die Ernsthaftigkeit in seinen Augen sehen konnte. „Daran liegt es nicht. Aber ich habe Angst... das wir nur wegen der Hitzeperiode mit einander Schlafen würden, und es später dann bereuen, wenn ich erwachsen bin. Verstehst du mich? Ich will unsere Bindung nicht kaputt machen.“ Eigentlich wollte Marcel Beziehung sagen, aber er hatte erkannt das man ihm damit auch leicht missverstehen konnte. Immerhin wusste er bis jetzt noch nicht wie sie zu einander standen, und was Kiley in seinem Herzen fühlte. Liebte er Marcel? Oder war das Ganze für ihn einfach nur eine weiterte Affäre, die auf sein Konto ging? „Glaubst du, das es mir nur darum geht dich ins Bett zu kriegen?“, fragte Kiley und man konnte sehen wie er seine Rasiermesser scharfen Fangzähne fletsche. „Dann hätte ich das doch schon 3-mal getan, und würde mich nicht mit so belanglosen Dingen wie Küssen und Kuscheln abgeben. Bitte glaube mir, Marcel. Als ich dir vorgestern gesagt habe, das ich nur dir gehöre, meinte ich das wirklich ernst. Du bist mir der wichtigste Mensch auf dieser Erde, und ich würde mir einen Strick nehmen wenn ich mich von dieser verfluchten Hitzeperiode kontrollieren lassen würde. Auch wenn sie uns Dämonen in eine Art Bann zieht, heißt das nicht das wir ihr Willenlos ausgeliefert sind. Umso mehr echte Gefühle ihm Spiel sind, desto weniger kann sie einem Dämon anhaben. Und ich verspreche dir, Marcel, diese Gefühle sind echt.“ ... Das... war´s! Das war das Ende. Das Ende ihrer Geschwisterlichen Beziehung und der Anfang ihrer neuen Zukunft...! Das mag sich zwar kitschig und übertrieben anhören, aber genau das fühlte Marcel in seinem Innern. Erst ertönte das splittern von Glas und gleich darauf folgte das Trommelkommando welches sein wie wild schlagendes Herz veranstaltete. Grade hatte ihm Kiley indirekt seine Liebe gestanden! Die weiße Haut an Marcels Wangen wurden ungewöhnlich rot und er biss sich hochkonzentriert auf die arg strapazierte Unterlippe. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut! Jetzt konnte er die letzten 14 Jahre seines Lebens endgültig in die Tonne treten und noch mal ganz von vorne anfangen. Aber er war nicht alleine... Er hatte jemand Starkes an seiner Seite. „Das heißt, das es dir ernst mit mir ist?“, fragte Marcel sicherheitshalber noch einmal nach, und klimperte ungläubig mit seinen Augen. „Dir hat die Hitzeperiode nicht komplett das Gehirn zerquetscht, und du will mich... wirklich an deiner Seite haben? So richtig? Als... Partner?“ „Ja.“, antworte Kiley mit einem leichten nicken. „Genau das heißt es. Ich will dich als Partner haben. Als meinen festen Freund.“ „Dann sind wir jetzt zusammen?“ An dieser Stelle hob Kim kurz seine Augenbraue und ein leichtes Grinsen lauerte in seinem Mundwinkel. „Ja. Ja. Und nochmal Ja! Wie oft denn noch? Soll ich dir das vielleicht Schriftlich geben?!“ Als Marcel schüchtern nickte, stöhnte Kiley theatralisch auf und schlug sich die Hand vor die Stirn. Dass er nun ein Weib in einem Männerkörper an der Strippe hatte, war ihm sowieso schon klar gewesen, aber einen Romantiker...? Das war selbst für jemanden wie Kim zu viel des Guten. „Alter! Du hast nicht mehr alle Latten am Zaun. Ehrlich jetzt! Wenn ich sagte das wir von nun an ein Paar sind, dann sind wir das auch.“ „Pah!“ Schmollend drehte Marcel das Gesicht zur Seite, hob seine Hand und drückte Kiley denn Mund zu. „Du bist ein alter Herzensbrecher. Natürlich will ich einen Beweis haben.“ Als Kim als Antwort nur mit den Zähnen in seine Hand biss, wurden Marcels Augen groß und ein „Aua“ entkam seinen Lippen, ehe sie sich zu einer bebenden, knitterigen Line verzogen. „Du willst einen Beweis haben?“, wollte der Ältere nun mit gefährlich leiser Stimme wissen. Das war ja wohl die Höhe! So ein aufmüpfiges Verhalten würde er seinem frischgebackenen Freund schnell austreiben, und so befreite er seinen Mund von dem Knebel. „Dann komme heute Nachmittag in mein Zimmer, und du kriegst ihn!“ „In der Form von Sex!?“, fragte Marcel etwas verunsichert. „Nein. In der Form von einem Tracht Prügel!“ *X* „Was ist heute los mit dir, Marcel? Du siehst so glücklich aus?“, erkundigte sich Connor in der Mittagspause und beugte sich zu seiner Tasche runter, um seine Butterbrotdose heraus zu holen. „Was soll mit mir los sein? Ich bin doch normal drauf.“, antwortete Marcel scheinheilig und biss ein Stück von seinem Apfel ab, den er sich am Morgen in alle Eile noch schnappen konnte. Nachdem er das Doppelzimmer der Zwillinge verlassen hatte, musste alles ganz schnell gehen und Marcel schaffte es nur mit Mühe und Not unter die Dusche zuspringen. Daimon ignorierte ihn die kommenden Stunden, und das fand Marcel schon sonderbar, denn sonst war der Rotschopf nie um ein Wort verlegen wenn er schlecht drauf war. Anscheinend ging ihm diese >Sache< wirklich hinterher, und er beschloss, das er Marcel erstmals wie Luft behandelte. „Das da!“, rief Connor lachend und deute auf Marcels Gesicht. „Dein dämliches Grinsen, deine funkelnden Augen... Alles! Du siehst aus als wäre heute der beste Tag in deinem Leben.“ „Das ist gar nicht wahr!“ Murrend holte der Blonde aus und schlug seinem besten Freund hart auf den Oberarm, der jedoch nur in schallendes Gelächter ausbrach und seine Wasserflasche aufschraubte. „Und wie gut du drauf bist. Erzähl´ schon, was ist passiert? Immerhin bin ich dein bester Freund und ich habe ein recht da-“ „Connor!“, brummelte Fee und warf ihren Tischnachbar darauf nur einen unheilvollen Blick zu. Der Streber und die blonde Zicken hatten heute anscheinend so gute Laune dass sie die ganze Cafeteria mit ihrem Geplänkel unterhielten. „Hör auf Marcel so zu Löscheren. Wenn er uns nichts Erzählen möchte, ist das sein Ding. Obwohl...“ Plötzlich schlich sich ein kleines Grinsen auf ihre roten Lippen, und sie streckte sich nach vorne und legte ihre Finger auf Marcels Hand. „... Obwohl, deiner besten Freundin würdest du es bestimmt erzählen, oder?“ „Nein.“, schnappte auch Marcel schon zurück, und rückte ein Stück nach hinten damit er endlich in Ruhe seine SMS schreiben konnte. „Ich bin grade beschäftigt. Sieht ihr das nicht?“ Oh man, dachte Marcel schnaubend. Da hatte er grade mal seit zwei Stunden einen festen Freund und schon sahen in alle Leute an, wie verliebt er doch war. Es war 10 Uhr und Marcel verbrachte seine freie Zeit grade mit Fee und Connor in der Cafeteria und seinen Freunde warfen ihm immer wieder verstohlene Blicke zu. Natürlich konnte er den beiden Nichts vormachen...! Sie erkannte sofort das der Blonde ihnen etwas verheimlichte, und versuchten alles, um das Geheimnis aus ihn heraus zu kitzeln. Er konnte nur hoffen das der Tag schnell vorbei ging und den zweien die Fragerei langweilig wurde. In der Zwischenzeit blickte Marcel stur auf sein Handy und las die Nachricht noch einmal auf Fehler durch. An Kiley: Ich dachte, das du am Nachmittag mit Daimon in die Stadt fährst und ihr euch nochmal die Mietwohnung anschaut? Wie kannst du dann mit mir zusammen sein..?. :-/ Es war seltsam. Da hatte Marcel schon sein ganzes Leben lang mit Kiley verbracht, im Dezember würden es genau 15 Jahre sein, und trotzdem hatte er das Gefühl, als ob er ihn gar nicht richtig kennen würde! Er wusste weder von seinem Vorlieben, noch von seinen Abneigungen. Das musste sich schnell ändern! Deshalb beschloss Marcel das er seinen Bruder bei passender Gelegenheit, mal ein bisschen auf den Zahn fühlen sollte. Außerdem wollte er noch mehr über die Stone Face erfahren und wissen, ob es nun irgendwelche Einschränkungen für sie gab. Küssen zum Beispiel. Musste Marcel auf seine Zunge aufpassen, oder bräuchte er keine Angst haben, das er sich irgendwie an Kileys Fangzähnen schnitt? Oder beim Kuscheln. Konnte sich die beiden bedenkenlos anfassen, oder gab es einen Punkt an dem der Vampir in Kim aktiv wurde, und Marcel auf Abstand gehen musste? Herr Gott nochmal! Wieso konnte Marcel nicht auch ein Dämon sein, dann brauchte er sich nicht so viele Gedanken machen! „Wollt ihr dieses Wochenende bei mir übernachten?“, warf Fee plötzlich in die Runde und ihre Männlichen Kumpanen hoben überrascht den Kopf. „Echt?“, fragte Connor verblüfft. „Gibt es dafür einen bestimmten Grund oder sagst du das einfach nur so?“ „Ich…“ Marcel öffnete den Mund ein paar Mal, doch kein Ton verließ seine Lippen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Auf der einen Seite hatte er große Lust mit seinen besten Freund abzuhängen, aber er wusste auch, das Daimon am Wochenende oft mit seinen Freunden unterwegs war, und demnach würde er endlich ein bisschen Ruhe mit Kiley haben... Vielleicht konnten sie die Zeit sinnvoll nutzen und ihre frische Liebe weiter aufbauen. „.. ich kann leider nicht. Sorry Leute. Aber ich wollte Samstag und Sonntag den ganzen Tag mit lernen verbringen. Immerhin schreiben wir Anfang Mai die Matheklasur und ihr wisst ja, wie schlecht ich in diesem Fach bin.“, fuhr er stattdessen fort und heftete seinen Blick auf sein Mittagessen. „Schade.“, meinte Fee etwas enttäuscht und widmende sich dann wieder ihrem eigenen Butterbrot. „Aber dann ein anders mal, ja? Meine Mutter macht sich nämlich schon sorgen, und hat Angst das die Zwillinge dich schlagen könnten. Nach Daimons Auftritt bei uns zuhause, kann ich ihr das ehrlich gesagt nicht wirklich verübeln.“ Das Mädchen beendete ihr Mittagessen, putzte ihren Mund mit einem Taschentuch ab, und schaute Marcel feste in die Augen. „Habe ich denn Recht? Tun sie dir weh?“ „Diese Zeit ist vorbei.“, erwiderte Marcel und spürte plötzlich wie sein Herz vor lauter Gerührtheit auf Luftballon Größe anschwoll. „Ich verstehe mich jetzt besser mit ihnen. Klar Zoffen wir uns hin und wieder nochmal, aber im großen und ganzen kann ich behaupten, das uns Jeremys Abwesenheit zusammen geschweißt hat. Daimon und Kiley behandeln mich jetzt viel Netter und ich habe eigentlich kaum noch Schläge kassiert.“ Marcel tastete die Tischplatte nach Fee Fingern ab und grinste, als er sie gefunden hatte. „Du brauchst dir also keine Sorgen machen, Süße. Mir geht es wirklich bestens und im Moment bin ich vollkommen zufrieden mit ihnen. Du kannst deiner Mama sagen dass sie die Beste ist, und das ich sie ganz herzlich grüße.“ Zufrieden mit seiner Aussage lehnte sich Marcel zurück und griff nach seinem Handy um zu sehen, wie spät es war, da fing es an zu vibrieren. Eine neue SMS. Von Kim! Grinsend entriegelte er die Tastensperre und tippte die Nachricht an. Von Kiley: Das machen Wir auch, aber das dauert doch keine 5 Stunden! Außerdem begleitet uns Hikari weil sie schon alleine wohnt, und sich ein bisschen mit der Materie auskennt. Sie weiß worauf wir achten müssen und so. Danach fährt sie mich nachhause. Wieso fragst du? Willst du meinen Vorschlag jetzt doch in die Tat umsetzen? ;-p „Ganz sicher nicht...“, flüsterte Marcel im halblauten und stopfte sein Handy schnell in die Hosentasche, obwohl ihn bei den Gedanken an Kileys Traumhaften Körper, beinahe das Wasser im Mund zusammen lief. *X* Schmollend schlug Marcel sein Mathebuch auf und vergrub seine Nase zwischen die Blätter. Das war doch alles Käse... Von den 15 Aufgaben, die sie in den letzte Tagen gelernt hatten und die mit Sicherheit in der Klausur vorkommen würden, verstand er nur die Hälfte. Noch nicht mal das. Genau genommen waren es nur 4 Aufgaben bei denen er sich wirklich sicher fühlte, und der Rest war einfach nur... Bullshit. Riesengroßer Bullshit! Als Marcel in der Cafeteria zu Fee sagte das er für die kommende Matheklausur lernen wollte, war das nicht nur ein Vorwand um mit Kiley zusammen zu sein, nein, das war leider die bittere Realität. Er musste wirklich Üben und das nicht grade wenig! Auch wenn ihm die Idee mit der Arbeit eher nur zufällig eingefallen war, erinnerte sie ihn an seine Pflichten zurück, denn sonst hätte Marcel diese Wissensabtrage total vergessen! Und dann war es auch noch Mathe! Sein absolutes HASSFACH. Wenn er die Abschlussprüfung nicht so wie Daimon verhauen wollte, würde Marcel bis dahin gewaltige Fortschritte machen müssen. Denn im Gegensatz zu ihm war Daimon ein kleines Mathegenie, beim besten Willen nicht blöd sondern einfach nur Faul, und wenn ER das schon nicht packte, wie sollte das denn so jemand Marcel schaffen? Er war zwar auch nicht Dumm, aber Daimon hatte eindeutig die Nase vorne. Er besaß das wovon andere Leute nur träumen konnten: ein logisches Denkvermögen! „Ich raffe das doch eh nicht.“ Marcel presste die Lippen zu einer schmalen Line zusammen. „Wie soll ich denn etwas Üben, was ich sowieso nicht kapiere? Ich hätte wirklich Connor um Hilfe bitten sollen. Er hätte mir diesen Rotz von Linearen Funktionen mit Leichtigkeit erklären können. Mann!“ Mit einen knurren zupfte Marcel seine blonden Haare zurecht und warf den Kugelschreiben quer über seinen Schreibtisch. So blöd wie er konnte doch kein Mensch sein?! „Oder ich frage Später Kiley. Der ist klug, der kann das sicher auch noch.“ Er betrachtete das Buch noch ein paar Sekunden, bevor sein Ehrgeiz schließlich zu groß wurde und er sich nach vorne beugte, und anfing zu schreiben. Diesmal würde Marcel keine 4 bekommen, diesmal würde er mindestens eine 3 schaffen. Und wenn es hart auf hart kam... dann würde er sogar über seinen Schatten springen und Daimon um Nachhilfe bitten. Die nächsten 2 Stunden vergingen wie im Schneckentempo und der Himmel über dem Hause Sandojé färbte sich langsam aber sicher immer dunkler. Es sah nach Regen aus, und bis jetzt waren Kiley und Daimon noch nicht zurück gekommen. Marcel bekam deswegen ein ungutes Gefühl. Besorgt nahm er sein Handy in die Hand und checkte seinen SMS-Speicher, aber keiner von den Zwillingen hatte ihm geschrieben. Mann. Entweder diskutierten sie mit dem dicken Vermieter über die Kosten, oder aber sie veranstalteten eine kleine Kneipentour durch Tirsk! Beides konnte sich Marcel lebhaft vorstellen. Den zwei Schluckspechten war es schnurregal ob am nächsten Tag die Schule rief, oder der Sonntag. Die Zwillinge konnten immer und vor allem ohne schlechtes Gewissen Alkohol saufen! Marcel kniff die Augen zusammen. Er machte sich sorgen um seine Chaosbrüder, und wenn sie nur wieder wie blöde in einer Kneipe versackten, würde er ihnen zur Strafe den Arsch aufreißen. Oder noch besser... Er würde sie deswegen bei Jeremy anschwärzen! Ach Jeremy. Die Augen des Blonden wurden plötzlich glasig als er an seinen ältesten Bruder dachte, und sein Herz fing an zu pochen. Jeremy... Dieser Knallkopf! Er war jetzt schon über einen Monat bei der Armee, und bis jetzt er sich kein einziges Mal gemeldet. Kein einziges verficktes Mal! War Jeremy denn wirklich so schwer beschäftigt das er noch nicht mal 5 Minuten Zeit fand, um seine Geschwister anzurufen und zu fragen wie es ihnen ging?! Nein? Dann sollte er schleunigst einen neuen Job suchen! Marcel spürte wie ihm heiß wurde und ein unangenehmes kratzen in seinem Hals entstand, welches bis zu seinem Augen hoch wanderte. Was spielte sich da ab? Warum ließ Jeremy seine Familie solange Warten? Marcel konnte sich keine Erklärung geben, aber er wusste das so ein Verhalten nicht zu Jeremy passte. Er war Pflichtbewusst und Verantwortungsvoll, natürlich, aber einem Offizier sollte es nicht allzu schwer fallen, mal auf den Tisch zu hauen und ein bisschen Freizeit einzufordern - Schließlich wussten alle die in diesem Haus wohnten, das Jeremy zwar warmherzig und ausgeglichen war, aber wenn ihm etwas wirklich gegen den Strich ging, erst recht wenn es seine Geschwister betraf, dann verwandelte er sich in einen Berserker. Also warum jetzt nicht? Wo lag das Problem? War Jeremy zu einem gestressten Workaholic mutiert? Interessierte er sich gar nicht mehr für seine Familie? Marcel hatte keine Ahnung, er konnte einfach keine Erklärung für so eine absurde Veränderung finden! „Warum tut er uns das an... Warum tut er MIR das an?!“, flüsterte Marcel und legte den Kopf in den Nacken um in den Himmel, beziehungsweise an die Decke, zu starren. „Kiley und Daimon könnten mir den Hals umdrehen und er würde das gar nicht bemerken...“ Ein tiefes Seufzten verließ Marcels Lippen, ehe er sich von seinem Drehstuhl erhob und zum Fenster ging. Das Wetter war immer noch schlecht. Heute würde es definitiv Regen, wenn nicht sogar ordentlich Gewittern. Die letzten Tag herrschte so ein schwüle Hitzewille in Goetland und nun wollte die Natur ein bisschen Wasser vom Himmel haben, damit ihre Blüten nicht eingingen und alle anderen Pflanzen im trockenen Boden verendeten. Marcel zischte durch die Zähne und warf einen zornigen Blick zu den schwarzen Wolken am Horizont. Sollte Petrus doch gefälligst mit seiner Sinnfluten warten bis Kiley und Daimon das Haus erreicht hatten! Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen und seine Augen glitten forschend zu den Bäumen am Waldrand. Marcel meinte dort eine Bewegung gesehen zu haben, aber offensichtlich ging seine Fantasie nur mit ihm durch. Bei so viel Zahlengedöns und Formelkacke würde jedes Gehirn die weiße Flagge hissten. Egal, weiter im Text. Was hatte sich der liebe Gott nur dabei gedacht, um solange mit den bitternötigen Regen zu warten und ihn jetzt Sturzbachartig auf die Erde zu schicken? Man konnte meinen das ihnen die Apokalypse bevor stand! ...Da war doch was! Jetzt war sich Marcel sicher und riss sein Fenster auf. Da hockte eine Gestalt im Wald! Der Nachmittag war überraschend ereignislos verlaufen, doch nun sollte es endlich etwas Aktion geben? Da war er dabei - Aber etwas anderes blieb ihm wohl sowieso nicht übrig! Marcel bemerkte wie sich sein zierlicher Körper verkrampfte. Er wendete den Blick von der Gestalt ab und versuchte, seinen Puls durch tiefes Ein- und ausatmen zu beruhigen. Immerhin befand er sich im Haus und sein Handy lag in Griffnähe auf dem Schreibtisch. Es sollte also kein Problem für ihn sein Kiley und Daimon anzurufen und sie her zu holen. Verdammte Hacke! Hoffentlich war das Ding da draußen nur ein Kaninchen. Marcel raufte seine blonden Haare, besah sich kurz die Tischplatte, schloss die Augen, öffnete sie wieder und richtete seinen Blick auf den Waldrand. „Was nur Hölle...“ Der Gestalt aus den Büschen war zwar verschwunden, aber dafür ertönte das Klatschen von feuchter Haut, dann wieder das Krachen von irgendwelche Sachen, über die Marcel besser nicht so viel Wissen wollte. Vielleicht brachen da grade Knochen. Und dann immer wieder dieses unheimliche Geschrei, als würden ein Monster sich vor lauter Wut die Körperteile rausreißen. Mal kamen die Töne aus der Nähe der Tannenbäume, mal eher Richtung Süden, später hörte Marcel sogar wie ein Menschenähnlicher Schrei den Lärm übertönte. So langsam beschlich ihn die Ahnung, das irgendeiner das Tor zu der Unterwelt aufgestoßen haben könnte. Und nun krochen allerhand Dämonen aus der Tiefe, die sich zu allem Überfluss auch noch in IHREM Wald tummelten! Marcel konnte gar nicht in Worte fassen, was er in diesem Moment fühlte. Panik. Angst. Verzweiflung und vielleicht sogar ein wenig... Wahnsinn? Angst kann dich Verrückt machen, hatte Jeremy in der Vergangenheit einmal zu ihm gesagt. Anscheinend hatte er recht damit gehabt, denn Marcel fing an seine Lippe blutig zu beißen. Als ihm dies bewusste wurde putze er sich angewidert mit dem Handgelenk über den Mund. Solche Psychopathischen-Angewohnheiten sollten nicht schon im Jugendalter anfangen. Jäh sie früher sie auftraten, desto ausgeprägter wurden sie im späteren Leben. Einen Augenblick lang spürte Marcel noch das pochen von seinem Herzen in der Kehle, dann beugte er sich langsam aus dem Fenster, und rief leise: „Hallo?“ Eine Minute später ging das Theater von Vorne los. Ein Heulen ertönte, Marcel schrie laut auf und dann knallte etwas mit voller Wucht von außen gegen die Hauswand. Der blonde Junge sprang voller Entsetzten nach hinten und fiel im nächsten Moment auch schon auf den Boden. Zitternd und auf allen Vieren kroch er zu seinen Schreibtisch. „Ich will nicht sterben.“, wimmerte Marcel und tastete die Platte nach seinem Handy ab - vergebens. Doch ehe er das Gerät in die Finger bekam, hörte er von draußen ein Winseln, dieses Mal eins, von einer ganz anderer Sorte. Einen Augenblick lang traute Marcel seinen Ohren kaum. Es war... furchtbar! War das, was gegen die Wand gekracht war, lebendig? Aber ... Es hörte sich echt an. Marcel atmete wie ein Bär, und das Ding neben seinem Fenster knurrte wie einer. Was war da los?? So klang doch kein Mensch!? Einen Entschluss fassend drückte Marcel seinen Körper in die Höhe und huschte lautlos zu der Zimmertüre. Ihn würde diesen Vieh nicht kriegen! Er spürte das Haus vibrieren und wie das Porzellan in den Schränken schepperte. Nein... das scheppern kam nicht aus den Schränken, sondern aus Marcels Zimmer! Der Kleine neigte den Kopf und entdeckte sein Handy auf den Boden liegen! Ha! Da war das Ding ja! „Mich kriegt ihr Drecksteile nicht! Ich bin zwar kein Dämon, aber immer noch ein Sandojé und ich bin es nicht gewohnt aufzugeben.“ Murrend stopfte Marcel sein Handy in die Hosentasche, nur um dann die Türe zu öffnen und aus dem Raum zu springen, welcher just in dieser Sekunde unter einem wilden Knurren erzitterte. Dann lebte der Dämon, oder was auch immer das war, also tatsächlich noch und da Marcel sein Fenster offen gelassen hatte, würde es sich sicher nicht entgehen lassen und einmal seinen Kopf in das Zimmer stecken. Zu diesem Zeitpunkt wollte Marcel jedoch schon längst in der Küche stehen und das Handy an sein Ohr halten. Vielleicht sollte er unterwegs auch mal in Jeremys Zimmer vorbei sehen: Er wusste das da irgendwo Jeremys Dienstwaffe lag, das hießt, wenn er sie nicht zufällig mit genommen hatte. Marcel rümpfte die Nase. Natürlich nur zur Sicherheit. Und wenn es hart auf hart kam, dann würde er von einer anderen Waffe Gebrauch machen. Der Junge senkten seinen Blick und starrte auf seine Hand. Ein Holzlineal. Aus irgendeinem unbegreiflichen und total paradoxen Grund, hatte er sich sein Lineal aus dem Federmäppchen geholt und war damit aus dem Zimmer geflohen. *X* „Das tut mir echt leid.“, murmelte Marcel. Seine Backen waren vor Scham gerötet und auf seinen Lippen lag ein entschuldigendes Lächeln. „Ich wollte dir nicht weh tun, aber du hast mich richtig fies erschrocken. Ich dachte schon das dass ein Dämon ist, und jemand von den Nemesis.“ „Oi.“, grunzte der mittlerweile wieder silberhaarige Werwolf nur und drückte das Kühlpacket vorsichtig gegen sein Auge. „Wirklich! Ich würde dir doch nicht zum Spaß mein Holzlineal um die Ohren hauen; für wie Brutal hältst du mich eigentlich!?“ Etwas säuerlich drehte Kuroro den Kopf zur Seite und murrte mit plattgedrücktem Gesicht. „Das war doch keine Absicht gewesen, Puppe! Ich dachte, das du mich gesehen hättest und wüsstest das ich das bin! Aber nein! Stattdessen schlägst du mich fast mit diesen Holzschwert zu Tode. Ich hätte mein Auge verlieren können! Du kannst davon ausgehen das ich dich nie mehr besuchen komme, und schon gar nicht für dich Jagen gehe.“ Marcel und Kuroro saßen in der Küchen und beäugten sich Skeptisch. Die düstere Gestalt im Wald war Kuroro gewesen der den Blonden nur besuchen wollte, und er hatte sogar einen Hasen am Waldrand für ihn gefangen. Daher kamen auch die ganzen unheimlichen Geräusche und Knurren von draußen. Marcel Ohren begangen zu glühen. Als der Werwolf die Treppe runter kam, hatte er sich doch tatsächlich am Ende versteckt und wie wild mit seinen Lineal auf dem armen Kuroro eingedroschen. Und nun zierte ein hübsches Feilschen sein braunes Gesicht. „Du hast aber auch ganz schön zu geschlagen, meine Herren, nimmst du neuerdings Unterricht bei Daimon?“ „Nein, Kuroro. Ich hatte einfach nur riesen Schiss.“, sagte Marcel behutsam. Wenn Kuroro wegen seinem blauen Auge schlecht Laune hatte, war höchste Vorsicht geboten. Der sonst so lockere Werwolf konnte nämlich ganz schön empfindlich reagieren, wenn er wollte. „Tzz, ja das du Mega viel Schiss hattest habe ich am eigenen Leib erfahren.“ Kuroro zog beleidigt einen Schmollmund und tastete kurz sein Gesicht ab. „Du siehst zwar klein und zierlich aus, Puppe, aber du hast wirklich Mumm in den Knochen. Alter, ich muss mir eine schöne Geschichte ausdenken wenn mich meine Freunde kommen.“ Marcel presste die Lippen zusammen während er seinen Blick langsam zu dem Dämon wanderten ließ: Kuroro sah bis auf sein geschwollenes Auge gesund aus. Oder vielmehr gesagt, wieder ganz Gesund aus. Die Verletzungen und Brandwunden auf seinem Körper waren fast vollständig abgeheilt, und nur noch drei kleine Narben auf Kuroros linker Wange erinnerten an den Angriff des Nemesis-Mitglieds Lucy Etoile zurück. Die Selbstheilungskräfte eines Dämons waren sehr höher als die eines Menschens, und so konnten Kuroro seine schlimmen Wunden innerhalb weniger Tagen heilen, und war von den überraschenden Angriff nochmal mit dem Schrecken davon gekommen. Dabei konnte man wirklich von Glück reden, das Kuroro überhaupt noch am Leben war: Ein Sterblicher wie Marcel zum Bespiel wäre sofort an den schweren Verletzungen und Verbrennungen gestorben. Aber selbst für ihn hätte es schlecht aussehen, wenn Kiley ihm nicht so schnell im Wald gefunden hätte. „Wenn es dich besänftigt kannst du mich auch mit dem Lineal verprügeln.“, startete Marcel einen letzten Streitschlichtungversuch, aber der Werwolf verdrehte nur seine Augen. „Ja klar, und dann lass ich mir von den Zwillingen die Leber zerfetzten. Lass mal stecken. Mir geht es schon wieder besser, dieser Eisbeutel tut wirklich überraschend gut.“ Marcel atmete erleichtert aus, weil er dem Zorn des Kuroros gerade noch einmal entkommen war und nippte an seinem Kakao, den Blick auf den Lederbeutel am Boden gerichtet. „Und diesen Hasen da hast du extra für mich gefangen?“ „Nein, für die Mülltonne du dummes Püppchen!“ Dabei zwinkerte er Marcel an. „Soll ich ihn dir häuten und ausnehmen?“ „Bloß nicht! ...aber danke. Ich habe grade keinen Appetit auf Hasen...braten.“ „Echt? Schade! Daimon meinte heute Morgen zu mir das ich dir was zu essen machen soll, wenn sie bis 16 Uhr nicht zurück sind und Männer mögen Fleisch doch immer!“ „Hat Daimon das gesagt? Sollst du auch auf mich aufpassen?“ „Jep, richtig erkannt! “, grinste Kuroro und wackelte mit den Augenbrauen. „Du hast schon einen guten Fang mit deinen Geschwistern gemacht, Puppe. Andere Dämonen, insbesondere die Stone Face- halten normalerweise gar nichts von einer engen Familienbindung.“ Marcels Adern schwollen gefährlich an als ihm die Erinnerungen der gestrigen Nacht wieder in den Sinn kamen. Daimon hatte zwar nichts mehr versucht und sich auch sofort zurück gezogen als Marcel das Badezimmer verlassen hatte, aber trotzdem standen ihm bei den Gedanken die Nackenhaare zu Berge. Marcel konnte seine Begierde, wie viele andere Menschen auch, einfach nicht zurückhalten wenn es um den gut aussehenden Daimon ging, und reagierte demensprechend heftig auf dessen Berührungen. „Kennst du dich eigentlich gut mit den Stone Face aus?“, murmelte Marcel und schaute Kuroro aufmerksam an. „Ähm...“, sagte der Werwolf. Er kratzte sich kurz an der Wange und rückte seinen Eisbeutel etwas nach links, da er seine gekühlte Gesichtshälfte kaum noch spürte. „Ich würde mal sagen, ja. Wieso? Möchtest du etwas bestimmtes Wissen?“ „Gerne. Also...“ Unsicher biss sich Marcel auf die Zunge. Er musste überlegen wie er seine Frage formulierte, denn er wollte nicht das Kuroro oder jemand anders Verdacht von ihm und Kiley schöpfte. „Wie stark sind Sie an ihre Dämonischentriebe gebunden? Nehmen wir mal an ein männliches Stone Face hätten eine menschliche Freundin, und würden ihr Näher kommen, abwand erwacht der Vampir in ihm?“ „Das ist ganz unterschiedlich Marcel.“, erklärte der Wolfdämon ruhig. „Bei einigen Stone Face ist dieser Trieb stärker vorhanden, und bei den anderen weniger. Manche Stone Face können ihre Partnerin Stundenlang knuddeln, während anderen Stone Face schon Hungrig werden wenn sie nur ihre Haut anfassen. Vermutlich ist das aber auch nur Übungssache.“ Er nickte kurz und nahm einen Schluck von seinem Wasser. „Aber im allgemeinen solltest du dir merken, dass Sie keine herkömmlichen Vampiren sind, Stone Face sind Drachen. Sie Leben und sie ernähren sich nicht nur von Blut, sondern auch von fester Kost wie Fleisch. Und das müssen sie sogar tun, ansonsten würde ein Stone Face innerhalb weniger Tagen seine Kraft verlieren und Krank werden. Für sie ist Blut wie Wasser, und Fleisch wie Brot.“ Marcel starrte ihn mit Augen großen an. Für ein paar Sekunden herrschte Stille, während er versuchte den Sinn aus Kuroros Aussage zu ziehen. „Nur, damit ich dich richtig verstehe“, fing er langsam an und blinzelte. „Das ist egal wie Intim sie mit einem Menschen werden, es hängt nur alleine von ihrer Übung und Selbstbeherrschung ab?“ „Das ist richtig!“ Kuroro grinste und klopfte Marcel auf die Hand. „So, gibt es noch etwas das dich interessiert?“ „Ja. Ich erinnere mich daran das Kiley mal erzählt hat das Stone Face keine Menschliche kost vertragen, aber Jeremy hat fast jeden Tag mit mir gesessen. Wieso kann nur er das und nicht die Zwillinge!“ „Das ist das gleiche wie eben.“, sagte Kuroro und Marcel hörte aufmerksam zu. „Das ist auch wieder Training. Du weißt ja das Jeremy im Öffentlichen Dienst arbeitet und 24 Stunden am Tag mit normalen Menschen zusammen ist, die nichts von seiner Identität als Stone Face wissen. Irgendwann würde ihnen doch auffallen das Jeremy nichts isst, und ihn mit unangenehmen Fragen löchern, deshalb hat er schon vor vielen Jahren begonnen, kleine Mengen Nahrung zu sich zu nehmen damit er dort essen kann und nicht sofort Kotzen muss.“ „Aber... das schmeckt ihm doch gar nicht.“, beharrte Marcel mit verengten Augen. „Wieso leben meine Geschwister überhaupt bei den Menschen? Doch nicht etwa nur wegen mir!“ „Tja. Aber besser so, als das seine Leute anfangen ihm zu misstrauen. “ war Kuroros Antwort. „Aber das andere entspricht nur der halben Wahrheit. Natürlich bist du ein Grund dafür das sie hier sind, aber deine Geschwister leben auch hier weil sie keine Reinblütigen Stone Face sind, und sie von ihren Artgenossen gemieden werden. Jetzt willst du sicher wissen, was das ist oder? Ein Reinblüter ist ein Dämon der schon von seiner Geburt an ein Dämon ist, und nicht erst durch ein Biss zu einem würde. Außerdem sind Jungdrachen, so nennen Stone Face verwandelte Menschen, sehr viel Schwächer als diese und ständig an ihren Alpadrachen gebunden. Ach Gott, die und ihre komischen Ausdrücke.“ Kuroro gab ein seufzen von sich und verdrehte kurz die Augen. „Ein Alpadrache ist ein Stone Face das einen Menschen verwandelt hat und muss diesen Aufziehen - das ist sogar ein Gesetz denn diese Drachen Leben nach sehr strengen Vorschriften. Leider war es das auch schon mit meinem Wissen, viel mehr kann ich dir nicht erzählen denn Stone Face sind verdammt bizarre Kreaturen, und wollen nichts mit anderen Dämon zu tun haben. Wenn sie nicht am Rande ihrer Exzessen ständen, würden sie auch niemals in einer so großen Kolonie wie in Rumänien zusammen leben. Stone Face sind keine Rudeltiere, sie sind Einzelgänger und treffen sich für gewöhnlich nur zur Paarungszeit und zur Aufsucht ihrer Jungen. Aber ansonsten fühlen sie sich abgeschottet und alleine am wohlsten.“ Gleichzeitig klappte Marcel der Mund auf. Er zog seine Hand unter Kuroros Finger weg und gaben diesen einen kleinen klaps. Auf seinen Lippen lag ein breites Grinsen.„Das ist doch schon Genug! Danke Kuroro. Aber das hört sich alles wirklich heftig an. Ich hätte niemals gedacht das die Stone Face so interessante Dämonen sind. Ich würde gerne noch mehr über sie lernen. Wenn ich das mit den Erzählungen meiner Geschwister vergleiche, ist das schon richtig Ausführlich gewesen. Ich fühle mich jetzt direkt klüger.“ „Danke für die Blumen.“ Innerlich nahm Marcel sich vor, einmal mit Kiley zu reden. Es durfte doch nicht wahr sein das Kuroro mehr über Stone Face wusste, wie sie selbst. Apropos Kiley... wann wollte der Kerl eigentlich nachhause kommen?! Er war schon zwei Stunden zu spät, und wenn er noch etwas Zeit mit Marcel verbringen wollte musste er sich aber Anstrengend! Marcel konnte so ein unzuverlässiges Benehmen nicht billigen. Und er vermisste den Schwarzhaarigen. Etwa viel vermissen. Kuroro rührte grade Halbherzig mit seinem Zeigefinger in dem Wasserglas herum, als er im selben Moment den Blick hob. Anscheinend konnte er Gedankenlesen den er Sprach das aus, was Marcel eben durch den Kopf gegangen war. „Es ist auch nur ein Zufall das ich so viel über Stone Face weiß. Bei uns Dämonen sind sie sowas wie die Schwarzen Männer in den Märchenbücher unsere Kinder. Als Welpe verbot mir meine Mutter immer alleine in die Berge, oder in Höhlen zu gehen, da sie Angst hatte das ich einem Stone Face in die Hände fallen könnte. Sie erzählte mir das dort fiesen Drachen lebten die alles und jeden verspeisen würden, und bei Gelegenheit sogar ein Kinder angriffen.“ Marcel machte große Augen, dann lachte er laut auf und schlug seine Faust auf den Tisch. "Schwarze Männer?! Scheiße Man! Das ist nicht wahr!", woraufhin Kuroro mit einem eisigen Blick erwiderte: "Das ist keine Scheiße. Das ist mein voller Ernst! Als ich Jeremy damals kennen gelernt habe, und er sich zum ersten Mal verwandelt hatte habe ich mir vor Panik fast in die Hose geschissen!“ „Das kann ich mir von dir gar nicht vorstellen!“, erwiderte Marcel. „Du bist doch sonst immer so mutig!“ „Aber nicht bei diesen Viechern! Die gehen einem echt unter die Haut, sei bloß froh das sie dich mögen und dir noch nicht ihre Brutale Seite gezeigt haben. Dann würde dir nämlich dein Lachen vergehen.“ Kuroro blies die Wangen auf und starrte Marcel verständnislos an. „Tja, aber wer >Everybody's Darling< ist, geniest schon ein gutes Leben und als Jungfrau bei drei Drachen sowieso!“ „Hey, das habe ich nicht gehört!“ fuhr Marcel ihn wütend an und sein Gesicht leuchtete Magnetrot. Er holte mit den Lineal aus aber Kuroro war schneller und bekam seine Hand noch im Fluge zufassen. „Wolltest du mich schlagen? Schon wieder?!“ Kuroro rollte mit den Augen als er sah wie Marcel wieder anfing zu lachen und demonstrativ mit dem Lineal in seiner Hand wackelte. Okay, damit der Werwolf ehrlich gesagt jetzt nicht gerechnet. Er wusste natürlich das Marcel ihn nur ärgern wollte, aber normalerweise zog dieser nicht mal halb so selbstbewusst in den Kampf wie heute. Nun musterte er den Blonden doch etwas Baff. Spielten Kuroros Augen ihm etwa einen Streich, oder hatte sich Marcel in den letzten Tagen und Wochen ganz schön verändert? Er konnte es nicht genau sagen, aber auf einmal wirkte Marcel erwachsener, reifer und ... anziehender? „Ah! Ah! Hat der große, böse Wolf etwa Angst vor einem harmlosen Stück Holz? Du bist mir ja ein toller Dämon! Ha! Ha! Ha!“ Kuroro trank den letzten Schluck seines Wassers, ignorierte den Sarkmus und streckte die Hand über den Tisch. „Soll ich dir zeigen wovor der große, böse Wolf Angst hat?“, flüsterte Kuroro verschwörerisch und beobachtete mit Genugtuung wie Marcels Unterlippe zu zittern anfing. „Dann komm mit in meine Höhle und zeige ich dir einen hübschen, roten Umhang den ich einer ehemaligen Lieberhaberin abgenommen habe. Die Kleine war zwar noch ein Blutjungensding, aber eine versaute Hexe im Bett. Fuck. Wenn ich sie gelassen hätte, würde ich mich heute noch in ihrem Bett walzen.“ Marcel schüttelte mit einem verzerrten Grinsen den Kopf und erhob sich. Er nahm seine leere Kakaotasse und setzte sie in der Spüle ab. „Heute nicht, Kuroro. Für heute hatte ich genügend Angst und Panik.“ Schnell warf er einen Blick über die Schulter und bemerkte das der Werwolf auf einmal hinter ihm stand. Huch, Marcel hatte noch nicht mal bemerkt wie er aufgestanden war. Sie sich sahen sich einen Moment lang einfach nur an. Marcel wusste nicht wie er es beschreiben sollte, aber es war anders als wie mit den Männern, mit denen er bisher zusammen gewesen war. Kuroros Blick war durchdringender, und er bekam das Gefühl, das sich diese roten Augen bis auf seine helle Haut brannten. Wenn Kuroro jede Frau so anschaute und sie innerlich zum Schmelzen brachte, sollte er sich nicht wundern, wenn sie alle zu Wachs in seinen Armen wurden und nach mehr lenzten. Kuroro neigte langsam seinen Kopf und legte das Kinn vorsichtig auf Marcels Schulter ab. „Huh!“, entfloh es dessen Lippen. „Braucht das Hündchen etwa seine Streicheleinheiten? Na komm her, du vernarrte Kuschelhase! Der Hundpapa wird dich nicht enttäuschend.“ Grinsend und auch eine Spur verschämt hob Marcel seine Hand um durch Kuroros gesund glänzenden Haare zu fahren. Das wollte er schließlich schon die ganze Zeit machen, aber das hatte er sich bis jetzt einfach nicht getraut. Früher waren sie noch Fremde gewesen, aber Marcel musste gestehen, das er Kuroro schon damals unglaublich schnell sein Vertrauen Schenke. Der Werwolf strahlte eine ehrliche Aura aus. Und das mochte Marcel an einem Menschen besonders; Kuroros Aufrichtigkeit faszinierte ihn immer wieder auf Neue. Als Marcel Fingers über das Silberne Haar strichen stellte er fest, dass sie sich Weich und Dick anfühlen. So weich und dick wie das Fell eines jungen Hundes. Und das fand Marcel überraschend: Er hätte eher damit Gerechnet das die Haare des Werwolfes Rau und Hart waren - aber nein, ganz im Gegenteil, sie waren Butterweich! Langsam wickelte er eine lange Strähne um seinen Finger und lächelte, weil Kuroro unter der Berührung erzitterte und den Kopf nach mehr winselnd gegen seine Hand drückte. Irgendwie wurde Marcel das sichere Gefühl nicht los, das er grade mit einem sehr Liebesbedürftigen, kleinen Hund kuschelte. Obwohl Klein die reinste Ironie war, denn Kuroro überragte ihn mindestens um anderthalb Kopf. „Das machst du schööön~ Hört nicht auf.“, murmelte Kuroro und schloss genießerisch seine roten Augen, während er seinen Kopf feste gegen die blasse Hand rieb. „Ach Gott, du bist so Knuffig!“, rief Marcel aus und lehnte sich an die warme Brust des Älteren. Kurz linste er nach Oben und berührte vorsichtig dessen Nacken, wo er die Haut sanft massierte. „Und, Ach Gott du bist so unartig! Wer zum Teufel bist du, und was hast du mit den kleinen Jungen gemacht?!“ Marcel kicherte leise. „Das ist nicht wahr! Ich immer noch der gleiche Junge denn du vor fast 2 Monaten im Garten kennengelernt hast!“ „Das kann ich gar nicht glauben, wenn ich dich heute so sehe. Früher warst du noch ein schüchternes Mauerblümchen und heute ein voll Vamp!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)