Statistenliebe von Namika (Wie der Löwe zu der Schlange kam und die Apokalpyse nahte) ================================================================================ Kapitel 1: Wie der Löwe zu der Schlange kam ------------------------------------------- Achtung! Kann viele Rechtschreibfehler, grammatikalische Katastrophen, etc. enthalten. Wird so bald als möglich nach selbigen durchsucht. Viel Vergnügen trotzdem. ♥ - - - In jeder Geschichte, jedem guten Buch, jedem guten Film und ja – auch in jedem Leben gibt es Hauptdarsteller und Nebendarsteller. Es gibt strahlende Stars; Helden, die jeder liebt und verehrt. Jeder will sein wie sie. Dann gibt es die Nebencharaktere. Sie zeichnen sich durch eine spezielle Eigenschaft aus und haben meist kleine Fehler (fehlende Intelligenz, fehlender Ernst, fehlender Humor, etc.), die dafür sorgen, dass sie nicht die Stars in der Geschichte sind. Doch sie unterstützen den allseits geliebten Helden, denn ohne sie wäre er nichts. Und jedermann will sie als Freunde haben. Und es gibt natürlich noch die Bösewichte. Cool, undurchschaubar, intrigant – manch einer bewundert sie mehr als den Helden der Geschichte. Auf jeden Fall kennt jeder sie und wartet mit Spannung, was sie als nächstes tun. Sie zeichnen sich durch Undurchschaubarkeit aus und fesseln jedermann. Und dann gibt es Statisten. Leute, die nichts beizutragen haben und deren Name sofort wieder vergessen wird. Und dies...dies ist die Geschichte zweier Statisten. Mein Name ist Lee Jordan. Ja, genau, der beste Freund der Weasley-Zwillinge, der bin ich. Wie ich nochmal aussehe? Bei ihnen hättet ihr das wohl nicht fragen müssen. Aber gut, dass ich nur Statist bin, wissen wir ja schon. Ich bin ein Stück kleiner als meine beiden besten Freunde, bin schwarz (oder wie auch immer das politisch korrekt nun heißen müsste) und mit meinen Rastazöpfen habe ich die wohl coolste Frisur auf diesem Planeten. Ihr erinnert euch immer noch nicht? Ein kleiner Tipp noch: Ich bin der, der bei den Quidditchspielen immer die Ansagen macht und dafür regelmäßig von McGonagall zusammengeschissen wird. Jaa, genau der. Kaum zu glauben, ihr erinnert euch doch noch an mich. Sehr gut. Dann lasst uns anfangen. Die Geschichte der zwei Statisten begann nämlich auch nach einem Quidditchspiel. Es war mein siebtes Schuljahr (Ja, Harrys Fünftes. Das mit der Umbridge. Die Kröte mit den Wahrnehmungsstörungen, genau.) und das erste Spiel der Saison. Das berühmte Spiel zwischen Griffindor und Slytherin, das später als Geburtsstunde des 'Weasley ist unser King' - Songs bekannt wurde (, der auch heute noch von so manchem Slytherin gesummt wird). Als Fans wisst ihr also jetzt, was passiert war. Ron, der jüngste Brüder meiner beiden besten Freunde, hatte sein erstes Spiel als Hüter mächtig verhauen. Und ich kann euch sagen, jeder einzelne Punkt, den ich für die Schlangengrube ansagen musste, tat mir in der Seele weh. Nur Harry (Hey, hört das Kreischen auf! Das hier ist meine Geschichte! ...Wer hat da gerade „Ich will ein Kind von Harry!“ gerufen?) war es zu verdanken, dass wir nicht doch noch verloren hatten. Leider haben er und George sich danach auf Klein-Malfoy (Okay, das ist nicht lustig. War es schon bei Harry nicht! Glaubt mir, ihr wollt kein Kind von der Mistkröte.) gestürzt und ihn kräftig verhauen. Nicht, dass ich es um Malfoy-Baby sonderlich schade fand, aber sie wurden danach verbrechermäßig von McGonagall abgeführt – und ich bezweifle, dass die Umbridge sich da raus halten wird. Das könnte böse für unser Team enden. Ja, unser Team. Als ob ihr nicht wüsstet, dass ich kein unparteiischer Stadionsprecher bin. Sofern ihr euch überhaupt an mich erinnern könnt. Nun seid ihr jedenfalls halbwegs im Bild und wir können diesmal wirklich anfangen. Bereits eine Viertelstunde nach Schluss des Spiels war das Stadion wie leer gefegt. Laut schnatternd, jubelnd oder schimpfend (je nachdem, ob man Klatschtante, Griffindorfan oder Slytherin war) hatte die Menge sich auf und davon gemacht. Und an mir bleib die ehrenvolle Aufgabe hängen, den Müll aufzusammeln und das Stadion wieder in Ordnung zu bringen. Ohne Zauberstab! Den hatte Madam Hooch gleich nach dem Spiel einkassiert. Natürlich musste ich hier nicht immer Hauself spielen – normalerweise machten das die Hauselfen. Aber meine geliebte Hauslehrerin (Das nennt man Ironie, Freunde, Ironie!) hatte nach dem letzten Spiel beschlossen, dass es mit meinen Kommentaren so nicht weiter gehen könne. Und da sie (und ganz Hogwarts) diese aber heimlich unheimlich lustig fand, konnte sie mich natürlich nicht einfach feuern. Deshalb war dies meine Strafe. Ach halt, nein! Erziehungsmaßnahme hatte sie es genannt. Und dabei den Fakt, dass ich bereits stolze 16 Jahre alt war und außerdem meine Eltern für's Erziehen zuständig waren, einfach ignoriert. Vielleicht hatte George (oder war es Fred gewesen...?) doch Recht gehabt, als er sagte, sie würde sich wie eine Mutter für mich fühlen. Dann könnte sie mich doch ruhig bevorzugen, oder...? Jedenfalls hing ich gerade äußerst unelegant zwischen zwei Sitzreihen, um einen Becher hervor zu holen (und fragte mich dabei missmutig, wie zum Teufel der da hin gekommen war), als ich unvermittelt angesprochen wurde. „Hey Jordan.“ Erschrocken ob der mir unbekannten Stimme fuhr ich hoch und stieß mich natürlich prompt am Holz der Bank über meinem Kopf, die ich schon vergessen hatte. Wie klischeehaft. „Autsch, verdammt! Was zum Teufel?“ Mühselig krabbelte ich hervor und stellte mich zunächst aufrecht hin, ehe ich begann meine (heiligen!) Haare zu ordnen und dabei das Subjekt, das vor mir stand, zu mustern. Ein Slytherin. Sehr eindeutig. Ein Fünftklässler, wenn ich mich nicht irrte. Kurze, schwarze Haare, dunkelblaue Augen und steifer Gesichtsausdruck. Sehr steif. Ob der schon mal gelacht hatte? Sein Name...keine Ahnung. „Wer zum Teufel bist du und was zum Teufel willst du?“, fragte ich etwas ungehalten, was nicht nur daran lag, dass Slytherin in meiner Gunst grundsätzlich unter Knallrümpfigen Krötern rangierten, sondern auch etwas mit meinem pochenden Hinterkopf zu tun hatte. Verdammte Sitzbank, stirb. Stirb! Der kleine Slytherin schien offensichtlich seine Zunge verschluckt zu haben, denn er sah mich sekundenlang einfach nur an. Hab' ich was im Gesicht? Gerade, als ich versuchte unauffällig mein Gesicht zu betasten, um festzustellen, ob da vielleicht doch etwas hing, fand der Junge vor mir seine Stimme wieder. Oder vielleicht war ihm auch jetzt erst eingefallen, was er eigentlich hatte sagen wollen. Bei diesen Slytherins wusste man nie. Man musste sich nur mal Crabbe und Goyle aus seine Jahrgang ansehen. „Blaise Zabini“, stellte er sich schließlich vor und so erhielt das Subjekt auch endlich einen Namen. Blaise Zabini...nein, sagte mir nichts. Ein weiterer Statist. Es war immer wieder schön, mit Kollegen zu reden. Wobei...in diesem speziellen Fall eher nicht. Er war immerhin ein Slytherin! Igittigitt und pfui Teufel. „Slytherin“, stellte ich schließlich überflüssigerweise fest und deutete auf seine Uniform. „Ihr seid verdammte, kleine Schlangen“, fügte ich hinzu. Heute war ich noch schlechter auf Slytherins zu sprechen als sonst. Das ganze Haus hatte ein verdammtes Lied gegen Ron gedichtet (und ich mochte Ron. Hin und wieder spielte ich ganz gerne Schach mit ihm, auch wenn ich dabei stets haushoch verlor.), Crabbe hatte Harry einen Klatscher gegen die Schulter gedonndert, nachdem dieser den Schnatz gefangen hatte und natürlich Baby-Malfoy. Das ganze, verdammte Haus war eine Schlangengrube. Ohne zu wissen, was diese spezielle Schlange von mir wollte, war ich im Begriff mich abzuwenden, als er wieder das Wort erhob. „Ich bin fast so groß wie du. Hat sich was mit klein. Die Schlange bestreite ich aber nicht.“ Ich drehte mich wieder zu ihm zurück. Bitte? Was war das für eine Antwort? Er grinste mir dreist entgegen. Und ich musste leider, leider (das tat mir mehr in der Seele weh, als all die Punkte für diese grüne Mistviecher zu vergeben!) eingestehen, dass auch Schlangen gut aussehen konnten. Verdammt gut. Aber als bisexueller, hormongesteuerter Jugendlicher durfte ich das doch, oder? Ich bewahrte meine Souveränität und verschränkte nun die Arme. „Gut, Schlange. Also zu Frage zwei: Was zum Teufel willst du?“ Seine ganze Dreistigkeit, seine Selbstsicherheit, selbst seine aufrechte Haltung schienen dahin zu schmelzen wie ein gutes, kühles Eis im Hochsommer (wenn wir mal vom Sommer in...Spanien ausgehen. Hier in England gibt es einfach keinen Sommer!), als er sich auf die Bank (die immer noch nicht gestorben war, obwohl ich es ihr aus tiefstem Herzen wünschte) sinken ließ. „Schlangen reden wohl nicht mit Löwen, hm?“, fragte er und ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was genau er mir damit sagen wollte. Für alle unter euch, die genauso langsam oder noch langsamer als ich sind: Ich Löwe, er Schlange, weil ich Griffindor, er Slytherin. Kapiert? „Nicht wirklich“, erwiderte ich und ließ meine Arme wieder sinken. Er sah gar nicht so überlegen, arrogant und...Slytherin aus, wie er da auf der Bank hockte. Eher, wie ein ganz normaler Jugendlicher, dem etwas auf der Seele lag (Obwohl wir natürlich wissen, dass Slytherin keine normalen Jugendlichen, sondern Ausgeburten der tiefsten Hölle sind). Und, während er so da saß und nachzudenken schien, fiel mir plötzlich auf, dass er für einen Jungen ziemlich hohe Wangenknochen hatte. Warum auch immer mir das gerade jetzt auffiel. Aber das machte sein Gesicht wohl so hübsch. Rein objektiv betrachtet, denn Slytherin waren natürlich nicht hübsch! (Ich weiß, dass ich weiter oben was anderes gesagt habe, aber hey – Der Junge verwirrte mich eben.) „Gut, dann geh' ich“, sagte Blaise Zabini plötzlich unvermittelt und richtete sich hastig auf. Und, als er mit großen Schritten die Tribüne hinab stieg und schließlich durch den Ausgang auch vom Feld verschwand, während ich ihm mehr oder weniger sprachlos nachgestarrt hatte, war er so schnell wie er gekommen war auch schon wieder verschwunden. Verwirrt über das Geschehen tat ich das Erstbeste: Ich trat gegen die Bank. „Stirb endlich, Mistvieh“, grummelte ich und krabbelte wieder darunter. Da lag schließlich noch ein Becher, den ich gerne vor Sonnenuntergang dort herausgezerrt hätte. Es dauert genau zwei Wochen und vier Tage, bis Blaise Zabini wieder in mein Leben trat. Nicht, dass er vorher irgendwie ausgetreten wäre oder so. Er war nur...Ach, was soll's. Es dauerte jedenfalls zwei Wochen und vier Tage (und fünf Stunden, siebenunzwanzig Minuten, aber wer zählt schon?), bis er wieder das Bedürfnis hatte mit mir zu sprechen. Ich war gerade in der Bibliothek angekommen, denn im Gegensatz zu Fred und George (die gerade Nasenblutdragees an Erstklässler verfütterten) hatte ich tatsächlich hin und wieder das Gefühl, meine Hausaufgaben zumindest ansatzweise erledigen zu müssen. Nicht, dass das allzu häufig vorkam. So saß ich also alleine an einem dieser wackeligen Tische und versuchte herauszufinden, womit ich anfangen sollte. Quälte ich mich zuerst durch Zaubertränke (Hier bestätigte ich wunderbar das Griffindor-Klischee, dass wir dieses Fach einfach nicht beherrschten) oder schlief ich erst über Zaubereigeschichte ein? Koboldaufstände bearbeiteten wir ja auch erst seit sechs Jahren. Ich begann gerade Loszettelchen zu basteln, um mir die Entscheidung abzunehmen, als mit einem lauten Knall ein Buch auf den Tisch gefallen lassen wurde und Blaise Zabini sich mir gegenüber setzte. „Ich kann dir bei Zaubertränke helfen“, bot er unvermittelt an. „Wir Slytherins können das fast alle gut.“ Aus großen, wirklich großen Augen starrte ich ihn an. „Ist das hier die Apokalypse?“, brachte ich schließlich nach vielen Sekunden des stummen Starrens atemlos heraus. Er lachte. Und ich musste zugeben, das gefiel mir irgendwie. Auch, wenn es sicher nur ein weiteres Zeichen der Apokalypse war. „Nein“, erklärte er und fuhr sich durch die schwarzen Haare. „Ich bin wirklich gut in Zaubertränke“, versuchte er mich anschließend zu überzeugen. Das glaubte ich ihm auch ohne Weiteres, genauso wenig wie ich daran zweifelte, dass er mir helfen konnte, auch wenn er zwei Jahre unter mir war. Er sah einfach nach...schlau aus. Nicht so streberhaft wie Hermine früher, aber durchaus intelligent. „Was soll das?“, fragte ich misstrauisch. Die Sache beim Quidditch war mir schon nicht geheuer gewesen, aber das? Ich sah mich um, in der Erwartung, ein paar Slytherins zu entdecken, die nur darauf warteten, mich verschleppen zu können. Vielleicht war das irgendeine Art Trick? Andererseits bezweifelte ich, dass ich den Slytherins nicht total egal war. Anders gesagt: Die wenigstens von denen kannten überhaupt meinen Namen. Blaise Zabini wurde zunehmend nervöser. „Ich...ich versuche nur nett zu sein, okay?“, sagte er schnell und schlug das Zaubertränkebuch auf. Vermutlich wollte er, dass ich das so hinnahm und dankbar seine Hilfe erwartete. Als ob. „Wieso?“, fragte ich natürlich prompt. „Ich meine...du Schlange, ich Löwe. Schon vergessen?“ Er schlug das Buch wieder zu und sah mich lange an. „Ja, ich weiß. Und jetzt will die Schlange den Löwen eben kennen lernen. Sie fragt sich, wie der Löwe es schafft, sich seit Jahren Professor McGonagall zu widersetzen, ohne großen Schaden davon zu tragen.“ Stille folgte darauf. Kennt ihr diese richtig unangenehme Stille? Einer (in diesem Fall er) wartet verzweifelt darauf, dass der andere was sagt, irgendwas. Und der andere (also ich) ist einfach nur so sprachlos, dass es an Gehirnausfall grenzt. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis mein Denkzentrum da oben sich wieder hochgefahren hatte. Aber dann machte es Klick. „Du magst mich!“, flötete ich. Das war ja kaum zu fassen! Dieser kleine (hübsche) Slytherin (mit dem dreisten Lächeln) vor mir mochte mich und wollte mich kennen lernen. Es geschahen noch Zeichen und Wunder. Selbstverständlich konnte ich das breite Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht verbannen (und würde es auch für die nächsten Stunden nicht können). „Noch etwas lauter vielleicht?“, fragte er bemüht wütend, während seine Wangen sich schamrot färbten. Hach, das war ja zu herrlich! Und niedlich war er auch noch. Hatte er eine multible Persönlichkeit? Hochnäsig, überlegen, stumm, frech, verschüchtert. Da steckten ja mindestens fünf von ihm drin! Ich beugte mich quer über den Tisch und legte eine Hand an seine Wange. Jetzt tat ich das, was ich seit zwei Wochen, vier Tagen, fünf Stunden und siebenunzwanzig Minuten hatte tun wollen. Wobei...inzwischen waren es eher siebenunddreißig Minuten. So um den Dreh rum. Ziemlich sanft fuhr ich mit dem Daumen seine Wange entlang. „Weißt du was? Der Löwe hat mir grad' geflüstert, dass er die Schlange irgendwie ziemlich süß findet. Die Apokalypse naht wohl doch, was?“, erklärte ich noch immer grinsend. Natürlich ist die Geschichte der zwei Statisten hier noch nicht zuende. Aber man soll aufhören, wenn's am Schönsten ist (auch wenn es in den darauf folgenden Wochen noch schöner wurde, wenn man mich fragt). Außerdem muss ich los – Blaise wartet unten am Quidditchfeld auf mich. Und die Moral von der Geschicht'? Auch Statisten können glücklich sein. Und manchmal, da glaube ich, weder Hauptcharakter, noch irgendwelche Nebencharaktere oder Bösewichte fühlten sich jemals besser oder geliebter, als ich es tue, wenn meine kleine Schlange mir gegen den Arm boxt, nur um mich anschließend zu küssen. Ach, was heißt manchmal? Immer. Kapitel 2: Und was das für Auswirkungen hat ------------------------------------------- Jetzt gibt es hier tatsächlich noch eine Fortsetzung! Eigentlich war das Ganze wirklich als One-Shot geplant, aber na ja...so ist das Leben. Die Fortsetzung ist auch gewidmet, da wir heute -am 25.08.10- zwei Jahre Schwesternschaft feiern! Und was passt da besser, als unser höchsteigen ausgedachtes Lieblings-Crack-Pairing? Eu vei und alles Gute! Viel Spaß beim Lesen was passiert, wenn Lee Jordan einfach sein Blaise entzogen wird! :D - - - „Wie konnte ich dich jemals für unauffällig halten? Für unbemerkenswert?“ Lee sah mich an, als erwartete er ernsthaft eine Antwort auf diese sinnlose Frage, die er völlig aus dem Zusammenhang gerissen gestellt hatte. Aber es wunderte mich nicht, dass er mit solch einem Unsinn herausplatzte, während ich verzweifelt versuchte, ihm wenigstens die Grundzüge des Zaubertrankbrauens beizubringen. Alles, um das Lernen zu vermeiden. Seinen Test morgen würde er trotzdem (oder eher deswegen) verhauen. „Konzentrier' dich“, ermahnte ich ihn. „Also nochmal. Was darf auf gar keinen Fall, bei jeder Art von Heiltrank hinzugefügt werden?“ Lee senkte kurz den Blick auf seine Notizen, eher er mich wieder entrückt anstarrte. „Florfliegen, da diese jeden Trank geschmacksneutral machen. Heiltränke müssen aber unbedingt ihren ursprünglichen Geschmack behalten, sonst wirken sie nicht oder nicht richtig“, erklärte Lee, ohne auch nur zu registrieren, was er da ablas. „Ich meine...allein schon deine Augen!“, fuhr er nahtlos, dafür aber mit mehr Leben in der Stimme fort. „Wir können mir deine Augen niemals aufgefallen sein? Das ist fast schon ein Skandal! So schöne Augen...“ Ich beschloss alles, was nach der Antwort auf meine Frage, aus seinem Mund gekommen war, zu ignorieren. In den drei Monaten, in denen ich nun schon mehr oder weniger mit Lee zusammen war, war mir vor allem eins an ihm aufgefallen; er war ein total verschrobener Spinner. Ein liebenswerter zwar, aber nichtsdestotrotz ein Spinner. Regelmäßig fragte ich mich, aus welcher Dimension er wohl ausgebrochen war. Und Anfälle dieser Art waren am besten einfach zu ignorieren. „Das war zwar richtig, aber die Antwort ablesen wird Professor Snape dir wohl kaum gestatten. Ganz abgesehen davon, dass das sogar Hufflepuff-Erstklässler können.“ Lee ließ sich von meiner Aussage nicht im Mindesten irritieren, sondern schwadronierte einfach weiter. „Ich mochte blaue Augen schon immer. Und deine sind nicht so ein komisches grünblau, sondern richtig dunkelblau und...“ „Lee!“, unterbrach ich ihn radikal. Er ignorierte es. „...funkelnd. Wie konnte ich nicht schon beim ersten Anblick deiner Augen in ihnen versinken?“ Ich hob eine Augenbraue. Das war nicht nur unangenehm, sondern auch lächerlich. „Weil ich ein Slytherin bin. Und nun sei so gut, halt deinen Mund und lern endlich.“ Lee lächelte (oder strahlte vielmehr) noch einen Tick breiter. Nur zu gerne hätte ich ihm das Zaubertränkebuch über seinen Schädel gezogen, aber dafür mochte ich ihn ein wenig zu sehr. Als ich meinen inneren Blaise-Teufel endlich davon überzeugt hatte, dass das wirklich, ja wirklich, keine gute Idee sei, hatte Lee selber eine Idee. Woher ich das wusste? Man sah es ihm an. Wenn Lee eine Idee hatte (und ich muss sagen, ich hasste jede einzelne seiner Ideen, weil sie meist völlig sinnentleert oder abwegig waren), dann begann er auf eine Art und Weise zu strahlen, dass es einem beinahe unheimlich war. Ein einfacher Lumos-Zauber war nichts dagegen. Und er schnalzte mit der Zunge, was er just in diesem Moment tat. „Blaise. Mein herzallerliebster, angebeteter, süßer Freund“, begann er und mir drehte sich den Magen um. Nicht, weil er diese übertriebenen und schmalzigen Dinge sagte. Das tat er gerne, daran hatte ich mich bereits gewöhnt. Aber ich hatte ein ungutes Gefühl bei was auch immer er vorschlug. „Was willst du?“, fragte ich, damit er sich nicht in weiteren Anreden erging, die ihm gerade so einfielen. „Wie lange sind wir nun zusammen? Vier, fünf, sechs Monate?“, fragte er und griff strahlend unter dem Tisch nach meiner Hand. Ich ignorierte das verliebte Kribbeln, das sich zu dem unguten Gefühl gesellte. Die beiden feierten in meinem Magen eine Party. Eine sehr seltsame Mischung. „Drei“, korrigierte ich ihn. Milde überrascht sah Lee mich an. „Ach, ehrlich? Die Zeit vergeht wie im Flug mit dir. Es kommt mir vor, als seien es schon Jahre. Ach, was sage ich! Jahrzehnte, die wir-“ „Lee. Du wolltest mir was sagen.“ „Ach ja. Stimmt. Tschuldige. Also, jedenfalls, auch drei Monate sind ganz schön lange und ich finde, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen!“ Ich sah ihn verständnislos an. Was für ein Zeitpunkt? Hatte er wieder in dem komischen Beziehungsratgeber geblättert, den die Weasley-Zwillinge ihm aus Jux letztes Weihnachten geschenkt hatten, weil sie dachten, so bekäme er eher jemanden ab? Das tat ihm nie gut. „Du weißt schon Blaise, DER Zeitpunkt!“, erklärt er eindringlicher und machte mit der freien Hand eine ausschweifende Geste. Ich konnte mir nicht helfen, ich musste lächeln. Er war einfach...Lee. „Was für ein Zeitpunkt denn?“, fragte ich und ignorierte das seltsame Gefühl, das wieder Überhand gewann, als er mich erneut eindringlich ansah. „Wir sagen es den anderen.“ Ich ließ seine Hand los. „Was willst du?“, hakte ich verständnislos nach. „Es den anderen sagen! Ach, komm schon, schau nicht so! Das muss eben irgendwann sein. Wir sagen es unseren Freunden und ich denke, der Rest der Schülerschaft wird’s schon mitbekommen, wenn wir endlich, endlich auch offen zeigen können, was wir füreinander empfinden.“ Ich schüttelte apathisch den Kopf. „Du wirst das überhaupt niemandem sagen“, stellte ich klar. Was ging das irgendjemanden an? Unsere Beziehung – das war eine Sache zwischen ihm und mir. Und niemandem sonst. Schließlich führte ja auch niemand sonst diese Beziehung. „Wieso nicht?“ Sein begeistertes Strahlen ließ etwas nach. „Weil es niemanden etwas angeht, Lee. Weil ich das nicht will!“ Er versuchte wieder nach meiner Hand zu greifen, doch ich verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. Ich war in diesem Punkt nicht umzustimmen und er sollte es auch gar nicht erst versuchen. Unter keinen Umständen war ich bereit, das Ganze öffentlich zu machen. „Wieso denn nicht? Unsere Freunden verdienen es doch, dass-“ Ich unterbrach ihn. „Deine Freunde. Hier geht es nur um deine Freunde.“ Er zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen und kratzte sich kurz an der Wange. Das tat er, wenn etwas nicht so verlief, wie er sich das vorgestellt hatte. „Das stimmt doch gar nicht und das weißt du auch. Ich möchte genauso, dass deine Freunde davon wissen und ich würde sie gerne kennen lernen“, erklärte er. „Als ob ich ihnen das erzähle!“ In welchen Zaubertrank war er denn gefallen? Er wusste doch genau, wer meine Freunde waren. Slytherins. Nicht die Schlimmsten, aber unter anderem gehörten auch Draco Malfoy und seine Kumpanen dazu. Sie würden sicherlich nicht fragen, wann sie Lee denn kennen lernen durften und sich für mich freuen. Eher würden sie einen Termin festlegen, wann sie ihn verprügelten. „Was soll das heißen?“ Lee wurde langsam wirklich ärgerlich. „Blaise, schämst du dich für mich?“ Er verstand es nicht. Ich sah es in seinen Augen und ich las es in seinem Gesicht. Er verstand nicht, dass ich das aus völlig anderen Gründen ablehnte. „Nein. Ich will nur nicht, dass die anderen-“ „- es erfahren. Schon klar. Solange keiner davon weiß, triffst du dich mit mir. Weißt du, was ich glaube?“ Er schien wirklich verletzt. „Nun, sieh doch ein, dass-“, setzte ich ein, doch er brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Ich glaube, du hast Angst“, erklärte er mit einer Ruhe, die im Kontrast dazu stand, dass ich deutlich sah, wie es in ihm brodelte. „Angst vor deinen Slytherinkumpels. Ich dachte, wir hätten diese ganze Häuserrivalitätsgeschichte hinter uns gelassen. Ich dachte, wir stünden darüber. Aber nein. Du willst dein perfektes Ansehen als perfekter, kleiner Slytherin waren!“ Ich griff nach den Notizen, die ich für ihn angefertigt hatte. Dann warf ich sie ihm an den Kopf. „Hier. Viel Glück morgen“, wünschte ich ihm voller Sarkasmus in der Stimme und erhob mich. „Der perfekte, kleine Slytherin geht jetzt. Und er bittet dich, ihn in Zukunft in Ruhe zu lassen, falls es das ist, was du denkst.“ Ich drehte mich um und ging. Tatsächlich entwickelte sich diese eigentlich recht kleine Begebenheit zu unserem ersten, handfesten Streit. Ich war wütend und enttäuscht. Dachte er etwa so? Hatte er das Ernst gemeint? Zu unseren Treffen erschien ich nicht. Ob er dort auf mich gewartet hatte, wusste ich nicht und es war mir auch egal. Wann immer er mir im Flur begegnete, wand ich mich meinen Slytherinkumpels zu und ignorierte seine Anwesenheit. Nicht einmal Blickkontakt nahm ich zu ihm auf. Genau konnte ich nicht benennen, was mich dermaßen enttäuschte. Vielleicht hatte ich gedacht, er wäre tatsächlich der erste Mensch gewesen, der mein wahres Wesen erkannt hatte. Der verstanden hatte, dass mir diese Rivalität sowie Familienehre egal waren. Ich wollte nichts weiter als ein normales Leben. Aber er dachte nur, ich sei ein weiterer, kleiner, verabscheuenswerter Slytherin. Ich fragte mich nur, was er dann von mir gewollt hatte. Warum er auf das Angebot einander kennen zu lernen, eingegangen war. Warum wir kurze Zeit später zusammen gekommen wären. Vielleicht hatte ich ihm seine ganzen, dummen Worte geglaubt, darüber, wie toll er mich fand und wie wichtig ich ihm war. Dabei hatte ich gewusst, dass er mit solchen Worten um sich warf wie Draco Malfoy mit Beleidigungen und Harry Potter mit Heldentaten. Es vergingen Tage und ich konnte nicht umhin, doch hin und wieder einen ganz kurzen Blick in seine Richtung zu werfen. Natürlich nur, wenn er nicht hinsah. Er sah müde aus. Nicht so spritzig, wie ich ihn kennen und liebe-...wie ich ihn kennen gelernt hatte. Und er rührte in seinem Essen herum. Seine beiden Busenfreunde, die Zwillinge, warfen ihm ständig seltsame Blicke zu oder hoben fragend die Augenbrauen, um einander zu bedeuten, dass sie auch nicht weiter wussten. Ich fragte mich, wie er so das Quidditch-Spiel moderieren wollte, das heute anstand. Mir war bewusst, dass ich selbst nicht die beste Leistung bringen würde, aber irgendwie würde ich das schon hinbekommen. Immerhin hing meine Position als Jäger nicht von meiner guten Laune ab – im Gegensatz zu seinem Job als Sprecher. Seine Kommentare lebten doch von seiner Spritzigkeit. Nicht wenige hatten angemerkt, dass sie in den letzten Monaten sogar noch lebendiger, amüsanter und spritziger geworden waren. Lee hatte mir immer versichert, das läge alles nur an mir. Ich würde ihm eben gute Laune verschaffen. Wieder eine Lüge, schließlich war ich doch nur ein perfekter, kleiner Slytherin, der Angst um sein perfektes Ansehen hatte. Und Lee hasste Slytherins. Wenig später an diesem Tag saß ich auf meinem Besen und wartete darauf, dass das Spiel angepfiffen und ich mich somit vom Boden abstoßen konnte. Noch hatte Lee kein Gebrauch von seinem magischen Mikrofon gemacht, wenn man mal davon absah, dass er lahm die Namen der Spieler hinein gemurmelt hatte, als diese das Feld betreten hatten. Ich versuchte mir klar zu machen, dass ich es mir lediglich eingebildet hatte, dass er bei meinem Namen kurz gestockt hatte. Das hatte ich mir eingebildet, mehr nicht. Wir spielten heute gegen Ravenclaw. Sollte ein einfaches Match werden, zumindest, wenn man Montagues Worten Glauben schenken wollte. Allerdings hatte er Recht, die Ravenclaws waren nicht gerade für ihre Quidditch-Mannschaft bekannt. Im Prinzip war es nur wichtig, dass Draco schneller war als diese Cho Chang. „Okay, ich will ein faires Spiel sehen!“, rief Madam Hooch laut, ehe sie in ihre Pfeife blies und damit das Spiel eröffnete. Ich stieß mich sofort vom Boden ab und hängte mich an Roger Davies, der mit dem Quaffel auf unsere Ringe zuraste. Lees Stimme drang an meine Ohren. „Das Spiel hat begonnen“, nuschelte er unsagbar unmotiviert ins Mikrofon. „Slytherin gegen Ravenclaw spielen heute.“ Mehr sagte er nicht. Er ließ mein geniales Manöver, mit dem ich Davies den Ball abnahm und ihn direkt zu Adrian Pucey passte, unkommentiert, genauso wie die Tatsache, dass dieser ihn danach am Torhüter der Ravenclaws vorbei versenkte. „Tor für Slytherin“, war das Einzige, das aus Richtung der Tribünen zu hören war. Im nächsten Moment erklang Professor McGonnogals Stimme magisch verstärkt – offenbar hatte sie Lee das Mikrofon abgenommen. „Mister Jordan, was ist denn nur los? Zehn zu Null für Slytherin. Ravenclaw hat den Quaffel.“ Es fiel mir schwer, mich auf das Spiel zu konzentrieren. Ich verfehlte geschlagene drei Male die Ringe - alles blieb von Lees Seite unkommentiert. Selbst, als Draco sich unter seinen Besen hängen musste, um einem Klatscher zu entgehen, entlockte das Lee keinen Kommentar. Auch aus den Zuschauerrängen schien es stiller als sonst. „Mister Jordan!“, ertönte jetzt bereits zum vierten Male die Stimme von Professor McGonnogal. „Sie müssen doch wenigstens die Tore ansagen! Ein Tor für Ravenclaw, vierzig zu sechzig.“ „Scheint, als würden die Slytherins gewinnen...“, murmelte Lee und ich musste genau hinhören, um ihn über den pfeifenden Wind hinweg zu hören. Draco deutete mir mir der Hand, was er von dieser abstrusen Situation hielt – nämlich gar nichts. Anschließend flog er weiter, auf der Suche nach dem Schnatz, um dieses grauenvolle Spiel zu beenden. „Ich wünsche mir zumindest, dass die Slytherins gewinnen.“ Adrian ließ vor Schreck den Quaffel fallen, den niemand auffing. Ungestört fiel der wichtigste Ball im Spiel zu Boden, hüpfte noch ein paar Mal, ehe er vor den Zuschauerrängen liegen blieb. „Ich mag Slytherins“, ertönte Lees Stimme erneut. Madam Hooch, die die Pfeife schon im Mund hatte, um das Spiel zu unterbrechen, bewegte sich nicht weiter. In gewisser Weise enthielt die Situation sogar eine Menge Komik. „Sie sind hübsch und witzig. Nett und ganz anders, als man denkt.“ Ich war mitten in der Luft stehen geblieben (wie wahrscheinlich der Rest der beiden Teams auch) und starrte auf die Kommentator-Tribüne, aber außer einem dunklen Haarschopf konnte ich nicht viel von Lee ausmachen. „Sie nehmen einen, wie man ist. Und sein...ich meine, das Lachen der Slytherins ist so unglaublich süß! Auch, wenn es selten ist, dass er...dass sie lachen, das macht es nur noch schöner, wenn sie es tun“, redete Lee einfach weiter. „Mister Jordan...?“, erklang Professor McGonnogals Stimme schwach, doch auch sie unternahm nichts. „Aber man darf sie zu nichts zwingen wollen, diese Slytherins. Sie sind ganz schön stur. Ich dachte immer, das wäre der Part der Gryffindors, aber nein, die Schlangen können das auch ganz gut.“ Er seufzte laustark und ich flog langsam auf die Tribüne zu. „Und das ist ja nicht mal schlecht! Nein, eigentlich, macht ihn das nur noch süßer! Ich meine...sie. Die Slytherins. Und eigentlich ist grün gar nicht so hässlich, wie alle immer behaupten. Nein, eigentlich ist es hübsch und mit Silber kombiniert-“ Lee stoppte, als ich direkt vor ihm landete und meinen Besen neben mich fallen ließ. Ich sah ihn nicht an, sondern nahm ihm einfach sein Mikrofon aus der Hand. „Ähm...ja“, sprach ich hinein und fand es seltsam, meine Stimme so laut zu hören. Ich räusperte mich. „Und, falls ihr euch jetzt fragt, was das soll: Ich, Blaise Zabini, Slytherin, bin mit Lee Jordan, Gryffindor, zusammen. Und wir haben uns ein bisschen...gezankt.“ Lee sprang regelrecht über den Tisch (Wahrscheinlich brach jetzt die ganze aufgestaute Energie der letzten Tage auf einmal aus ihm raus) und fiel mich an, um mich zu umarmen, wiederholt zu küssen und immer und immer wieder meinen Namen fröhlich zu jauchzen. Ich ließ das Mikrofon fallen, denn schließlich musste das erwidert werden, und ein lautes und durchdringendes Pfeifen drang für einen Moment aus den Lautsprechern. Allerdings nur solange, bis das Mikrofon erneut aufgehoben wurde. „Mister Jordan! Mister Zabini! Das Spiel!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)