Meine bekloppte kleine Schwester von SessyFuchs (Momente, die mich in den Wahnsinn treiben) ================================================================================ Kapitel 1: Stimmungsschwankungen?!? ----------------------------------- Es war ein ganz normaler Abend bei uns zu Hause. Ich saß in meinem Zimmer, eher gesagt in unserem Zimmer. Ich muss mir mit Judith – die bekloppte kleine Schwester - ein Zimmer teilen. Normalerweise macht mir das nichts aus, da wir eine Trennwand haben, aber ab und zu, genauer gesagt 3 von 5 Mal, kommt sie immer zuerst zu mir, bevor sie in ihren Teil des Zimmers geht. Und diese drei Mal sind der Grund, warum ich sie für bekloppt halte! Wie gesagt – ich saß in meinem Zimmer an meinem Laptop und habe eine Fanfiktion gelesen, wie jeden Abend eigentlich. Plötzlich öffnet sich die Tür und Judith kommt in mein Zimmer getrottet. Das an sich war schon seltsam, da sie sonst immer hinein gestürmt kommt und sich auf mein Bett wirft. Dieses Mal jedoch sieht sie mich mit ausdrucklosem Gesicht an: „Du hast keine Ahnung, wie aufgedreht ich bin.“, sagt sie mit schleppenden Tonfall und ich hebe irritiert meine Augenbrauen. „Aufgedreht? „Ja“ Sie kuschelt sich an mich „Ich muss ständig denken, aber ich will nicht denken“ Mit einem Mal verändert sich ihre Tonlage und ich erkenne, dass sie wirklich aufgedreht ist. Sie wird nämlich laut und schnell, schlägt mir auf den Arm und zappelt wie ein Kleinkind mit den Füßen „Denken ist doof und ich kann einfach nicht damit aufhören! Melanie hat mir nämlich etwas erzählt, aber die Lösung nicht verraten und wird sie mir auch nicht sagen, dabei ist die Lösung doch das wichtigste und jetzt denke ich immer darüber nach, aber ich will es nicht und morgen denke ich das dann auch noch!“ Irgendwie bewundere ich es ja, dass sie das alles ohne Luft zu holen von sich geben kann, aber das ändert nichts daran, dass ich sie für bekloppt halte. „Und morgen ist ja keine Schule, sondern Wandertag und ich kann meinen MP3-Player nicht finden! Ich wünschte ich hätte einen I-Pod human!“ Ich muss lachen, als sie auf dieses Youtube Video anspielt „Wegen dem eingebauten Alarm?“, frage ich sie, worauf hin Judith wie wild nickt. „Genau, deswegen.“ Und schon verschwindet sie um ihren MP3-Player zu suchen. Es mag vielleicht Leute geben, die dieses Gespräch nicht unbedingt für seltsam halten, bedenkt man die Tatsache, dass sie erst 14 ist, aber dieser Eindruck täuscht. Judith ist nicht wie eine normale 14 jährige. Sie wird öfter für eine Freundin von mir gehalten als für meine Schwester und meistens auch noch älter als ich eingeschätzt! Eine Tatsache, die mich ein wenig frustriert, vor allem weil sie jetzt größer als ich ist und ich somit die kleinste unserer Familie geworden bin. Mein kleiner Bruder zählt nicht, da Steffen mich eh im nächsten Sommer überholt haben wird. Für seine elf Jahre ist er nämlich verdammt groß und wird wahrscheinlich noch größer werden als Dominik, der größere, aber jüngere von meinen großen Brüdern. Dass Kathrin größer ist als ich, kann ich verstehen. Immerhin war meine ältere Schwester es immer und wird es wohl auch immer bleiben. Wenn ihr jetzt richtig gezählt habt, müsstet ihr bei drei älteren und zwei jüngeren Geschwistern gelandet sein Von oben nach unten: Kathrin, Christoph, Dominik, Ich, Judith und schließlich Steffen. Mein Name ist Ruth, da ich ihn aber nicht leiden kann, werde ich von meinen Freunden Clea genannt. Warum sie mich ausgerechnet so nennen weiß ich nicht, aber es kann mir auch egal sein. Clea ist ein viel schönerer Name als Ruth. Um der Sache gerecht zu werden muss ich anmerken, dass wir wohl alle ein wenig bekloppt sind; auf die eine oder andere Weise. Aber Judith ist und bleibt meine bekloppte kleine Schwester Kapitel 2: Das Beste -------------------- Ich habe wieder einmal festgestellt, wie bekloppt meine kleine Schwester ist. Heute bekam ich Post – Post, auf die ich jeden Monat warte: Die neueste Ausgabe meines Mangamagazins! Da Judith dieses Magazin ebenfalls liest, rief ich sie, nachdem ich damit fertig war, zu mir und hielt ihr das Heft unter die Nase. Plötzlich fing sie an eine Karaokeshoweinlage zu bringen! Dazu benutzte sie das Lied, das gerade im Radio lief: Silbermond mit „Das Beste“ Mit leuchtenden Augen sah sie auf das Heft und sang hingebungsvoll und mit dramatischen Gesten den Text mit: „Ich habe einen Schatz gefunden und der trägt deinen Namen […] du bist das Beste, was mir je passiert ist!“ daraufhin reißt sie mir das Heft aus der Hand, schmeißt sich neben mich auf mein Bett und schlagt das Heft auf. Nach drei Seiten allerdings klappt sie es wieder zu und sieht mich mit Hundeaugen an: „Ich habe keine Lust zu lesen“, sagt sie und steht auf und geht in ihren Teil des Zimmers – auf ihrem Kopf meine Nikolausmütze aus Plüsch. Diese Mütze hat es ihr übrigens sehr angetan. Jedes Mal wenn sie in meinen Teil des Zimmers kommt und sie sie sieht, zieht Judith das Teil sofort an und behält es auf, bis sie abends schlafen geht. Dann wird die Mütze in mein Zimmer geworfen und bleibt dort bis zum nächsten dritten Mal von fünf. Natürlich hab ich sie gefragt, was genau sie an der Mütze so toll findet und die Antwort gab mir ein wenig zu denken: „wenn ich die Mütze anhabe, dann fallen meine Haare so toll und meine Frisur ist perfekt.“ Dass sie dabei manchmal ziemlich sommerliche Kleidung trägt, die sich absolut nicht mit der Mütze vereinen lässt, scheint ihr egal zu sein. Kapitel 3: Die Liebe ihres Lebens --------------------------------- Meine Schwester Judith ist schlau. Sogar so schlau, dass sie mitten im Schuljahr einfach die Klasse wechseln kann - einfach mal von der neunten in die zehnte wechselt. Trotzdem hat sie ab und zu einem Moment, in dem sie nicht ganz so schlau ist... Ich bin froh darüber, denn so kann ich sehen, dass sie kein Übermensch, sondern ein normaler Mensch mit Fehlern ist und komme mir nicht mehr so abnormal durchschnittlich vor.. Wie dem auch sei: Judith und Ich sitzen am Sonntagabend in unserem Zimmer, jeder auf seiner eigenen Seite der Trennwand. Ich fasse einige Sachen für die Schule zusammen und sie überträgt Bilder von ihrer Digitalkamera auf ihren Laptop. „Hach ich liebe dieses Bild.“ Judith seufzt und ich verdrehe die Augen leicht. „Und dieses Bild liebe ich auch.“ „Du und deine Polygamie!“, bemerke ich trocken. „Ey, auf dem Bild war ich gar nicht drauf!“, rechtfertigt sie sich aufgebracht und ich muss lachen. „Ich sagte Polygamie und nicht Narzissmus, Judith“ Sie denkt nach „Öch … Das war doch das, dass man mehrere Sachen liebt, oder?“ Ich nicke, bis mir einfällt, dass sie mich nicht sehen kann. „Ja.“ „hm… ich liebe viele Dinge…“ Eine ganz normale Unterhaltung zwischen mir und ihr. Kapitel 4: FREAK-NATION ----------------------- Es ist amüsant zu sehen, wie sich meine bekloppte kleine Schwester verhält. Es macht Spaß sie bei ihren kleinen Ausrastern zu beobachten oder diese auch zu hören, was meistens noch witziger ist, wenn man sie nicht sieht. Am witzigsten ist es allerdings, wenn sie sich während einem dieser Ausraster (damit meine ich die spontanen Anfälle absoluter Beklopptheit) selber als bekloppt oder zumindest sinngemäß bezeichnet. So beispielsweise einmal nach der Schule: Ich sitze (wie immer) auf meinem Bett und lese. Ausnahmsweise allerdings kein Buch, keine Fanfiktion und keinen Manga, sondern ellenlange Texte für die Schule. Ich kann hören, wie Judith die Treppe heraufkommt. Kein anderer hat diese Art die Treppe hoch zu steigen, doch ihre Schritte sind nicht der einzige Grund, warum ich so genau weiß, dass sie es ist. Der eigentliche Grund ist es, dass sie lautstark singt; einen englischen Text mit katastrophal deutscher Aussprache. „Ahr wee Uman, Ohr ahr wee FREAK!!“ Das letzte Wort brüllt sie, als sie die Zimmertür aufreißt. „Freak! Freak! Ich bin ein Freak“ „Wusste ich schon lange.“ Ist meine trockene Antwort darauf, wobei mein Tonfall nicht wirklich mit dem Grinsen auf meinem Gesicht vereinbar ist... „Dann sind wir ja schon zwei.“ Judith steht vor meinem Schrank und grinst mich an, dreht sich um und geht in ihre Hälfte des Zimmers. Dass sie dabei das Radio anschaltet, ist wohl schon zu einem Reflex geworden. Plötzlich lachen wir beide gleichzeitig los. Es kommt genau das Lied, was sie vor keiner Minute noch so enthusiastisch und völlig falsch gesungen hat. „Are we human, or are we dancer…“ Judith übertönt das letzte Wort mit einem lauten “FREAK!!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)