幸福の追求 - Kôfuku no tsuikyû von Dorimon ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel vier ----------------------- Kapitel vier [the unknown] Langsam packte er, wie jeden Abend, seine Sachen zusammen. Doch irgendwas war heute anders. Nur es wollte ihm nicht in den Kopf was. Erst als er diesen hob sah er, dass er nicht, wie gewohnt alleine war. Ein junger Mann saß nicht weit von ihm auf einer Bank und musterte ihn. Wie lange saß er schon da? Aber was am Wichtigsten war: Warum saß er immer noch da? Dann stand der Fremde auf: „Hey. Du singst echt gut“ Mehr als ein gestammeltes „Danke“ bekam der kleine Sänger nicht heraus. „Das… das wär doch nicht nötig gewesen…“, hörte er sich als nächstes sagen und starrte auf den Beutel in der Hand des Unbekannten. Zögernd nahm er das Geschenk an und schaute hinein. Seine Augen weiteten sich: „Aber… das … das ist doch viel zu viel…“ Dann war der Andere weg. Er schaute dem Größeren noch eine Weile hinterher bis er sich seine Sachen schnappte und die Fußgängerzone verließ. Der Sänger ging durch die dunklen Straßen der Stadt, wie jeden Abend nach der Arbeit. Seine Augen wanderten ruhelos in die dunklen Gassen, an denen er vorbei ging. „Heute Nacht sieht es wohl schlecht für mich aus.“, murmelte er zu sich selbst und ging weiter. So langsam aber sicher begann er zu frieren. Das Wetter war heute auch nicht direkt das Beste. Er warf einen kurzen Blick nach oben zum Himmel, der jetzt von vielen Wolken bedeckt wurde. Ein frischer Wind zog auf und der kleine Sänger schlang fröstelnd die Arme um seinen Körper, als die Tüte, die ihm zuvor dieser Fremde gegeben hatte, gegen seine Oberschenkel stieß. Er hatte sie schon fast vergessen gehabt. Leise seufzte er, nickte leicht und ging dann zielstrebig auf eine Bank in der Nähe zu, auf die er sich setzte, um dann die Tüte auf seinen Schoß zu ziehen und nun einen genaueren Blick hineinzuwerfen. Langsam zog er einen etwas kleineren Plastikbeutel heraus. Er musste nicht weiter nachschauen um zu sehen, was sich darin befand. Durch die Laterne, die genau neben ihm stand, konnte er ein paar länglich erscheinende Brötchen und einen Geldschein erkennen. Die Brötchen waren genauer gesagt Baguettes, er konnte die Grün-Weiß-Gelbe Schrift entziffern, die auf dem Papier gedruckt war, welches die Teigwaren umwickelte. Der kleine Sänger legte die Sachen beiseite und erkundete den Rest. Erst fühlte er nur noch Stoff in dem Beutel. Also nahm er das erste was er greifen konnte heraus. Es war ein schwarzes T-Shirt ohne Motiv. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Die andere „Sache“ die sich noch in dem Beutel befand war eine kurze Jeans, passend für den Sommer, der sich mittlerweile in seiner vollen Pracht zeigte. Jedenfalls am Tag. Der Kleine packte alles wieder in den Beutel, außer eines der Brötchen, und legte dieses neben sich auf die Bank. Sein Magen knurrte leise und er bemerkte erst jetzt, wie groß sein Hunger inzwischen war. Das Baguette roch aber auch schon so köstlich. Und wenn es dann auch noch so gut schmeckte, wie es roch, dann, so dachte sich der junge Mann, wäre es schon fast perfekt. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, wickelte er das Gebäck aus der Papierummantelung und biss hinein, achtete gar nicht weiter darauf, was sich darauf befand. Er kaute ganz langsam, als wollte er jede auch nur noch so winzig kleine Nuance des Geschmacks auskosten, welcher sich gerade auf seine Zunge in Gänze entfaltete. Erneut biss er ein großes Stück ab und musste dabei fast ausspucken – das Stück war wohl etwas zu groß gewesen. Er hatte aber so großen Hunger gehabt, dass er es jetzt genoss, seinen Magen zu füllen, auch wenn es nix Warmes war, was da in seinen Bauch kam. Hauptsache es kam überhaupt etwas hinein und nicht so, wie die ganzen Tage zuvor, an denen er sich immer genau überlegen hatte müssen, ob er sich lieber etwas zu trinken oder lieber etwas zu essen kaufen sollte. Diese Entscheidung war ihm jetzt glücklicherweise abgenommen worden. Er schloss kurz die Augen. Dieser Mann. Was hatte er denn getan, dass er jetzt hier mit einer Tüte voll Klamotten, zwei frisch belegten Baguettes und so viel Geld saß. Ja. Für ihn war es wirklich viel Geld, auch wenn es vermutlich nur das Wechselgeld war, das sein „Retter“ ihm hier mitgegeben hatte. Immerhin war es genug, um sich morgen früh etwas zu essen und zu trinken kaufen zu können, bevor er wieder an die Stelle zurück gehen würde, wo er dann wieder etwas Geld verdienen konnte. Viel war es nicht. Die Meisten standen einfach nur dabei, hörten zu, spendeten vielleicht einen kleinen Applaus, aber von Wertschätzung allein konnte er nicht leben. Mit einem Mal stieg Wut in ihm auf. Diese verwöhnten Säcke. Er hasste sie so abgrundtief. Warum konnten sie nicht einfach von ihrem hohen Ross runter steigen und ihr stinkendes Geld mit denen teilen, die nicht so viel davon hatten. Er hatte es sich doch auch nicht ausgesucht, hier, im Dreck zu leben. Wie konnten die es sich dann erlauben, sich als etwas Besseres zu fühlen? Der Sänger wusste es nicht. Es erschien ihm überhaupt nicht logisch. War es nicht so, dass eigentlich jeder Mensch gleich war? Das einzige, was die ganze Menschheit unterschied, war doch das Geld. Oh, was würde er nicht darum geben, einmal, nur ein einziges Mal in die Haut eines dieser reichen Fettsäcke zu schlüpfen. Obwohl... So wollte er dann doch nicht aussehen. Andrerseits hieß es doch, dass Geld sexy machte. Er sah deprimiert an sich runter. Wenn es danach ging, dann war er wohl ein absolutes No-go. Kopfschüttelnd brach er in leises Lachen aus. Was dachte er sich denn da nur wieder für Mist aus? Wäre es nicht so langsam einmal an der Zeit, sich mit seiner Situation abzufinden? Er war jetzt schon so lange so tief unten, warum sehnte er sich noch immer nach einem besseren Leben? Das gab es für ihn einfach nicht und fertig. Vielleicht, wenn er tot war und irgendwann wiedergeboren wurde. Dann vielleicht änderte sich seine Lebensgrundlage endlich mal. Aber nicht hier. Nicht in diesem Leben. Es war Unfug, weitere Gedanken an so etwas Hinfälliges zu verschwenden. Es kostete ihn im Endeffekt doch sowieso nur wieder unnötig Nerven und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Ein weiteres Mal führte er seine Hand zum Mund und stellte dabei überrascht fest, dass er das Baguette inzwischen aufgegessen hatte. Er seufzte. Jetzt war er so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie er sein Essen verputzt hatte. War es wirklich so schnell gegangen? „Hm... Dann halt...“, murmelte er schulterzuckend und stand wieder auf, verpackte ganz sorgfältig seinen Proviant, den er dann an sich drückte, als hinge sein Leben davon ab. Gut. Irgendwie tat es das auch. Schmunzelnd lief er wieder los, nur jetzt fühlte er sich ein wenig wacher als zuvor. Fast, als hätte ihm das Essen neuen Lebensatem eingehaucht. Wahrscheinlich hatte es das auch getan. Sein Lächeln wurde noch breiter und er streckte sich kurz. „Wollen wir doch mal sehen, ob wir nicht doch noch ein kuscheliges Plätzchen in dieser hässlichen Stadt finden...“ Er lachte hämisch auf und setzte dann seinen Weg fort. Ständig auf der Suche nach einer einigermaßen windgeschützten Stelle, wo er die Nacht verbringen konnte. Vielleicht würde er ja jetzt endlich fündig werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)