Tage im Leben eines Kira von abgemeldet (Wenn aus Wahnsinn Wahnsinn wird) ================================================================================ Kiri - Ein Käse schreibt ins Death Note --------------------------------------- Kiri – ein Käse schreibt ins Death Note Jeden, den man fragen würde, ob er ein düsteres Geheimnis hatte oder etwas zu verbergen hätte, würde mit einem entrüsteten 'Nein, ich doch nicht!' antworten. So auch Light Yagami – der allerdings erst die verschiedenen Reaktionen auf die Antwort durchspielen würde. Denn er hatte etwas zu verbergen: von dem Buch über internationale Architektur, in dem doch nichts steckte als Schmuddelheftchen, ganz abgesehen, war da eine wandelnde Leiche mit stechend gelben Augen und Flügeln, die sogar noch uneleganter waren als das, was sich Batmans Umhang schimpfte, und seine Schreibtischschublade. Alleine auf dieses Versteck zu kommen war sicher nicht einfach gewesen. Ein zweiter Boden in der Schublade, gesichert durch einen Stromkreis, unterbrochen von einer Kugelschreibermiene... hier hatte jemand deutlich viel zu viel Freizeit! Anscheinend war es aber nötig. Denn darin lauerte sein dreckigstes Geheimnis, dass sogar die Heftchen übertrumpfte: das Death Note. Es war Nachmittag, die Hausaufgaben erledigt und gewisse Arbeit noch zu tun. Während Ryuk wild zuckte und nach Äpfeln bettelte, suchte Light seelenruhig nach der Stiftmiene. Die Schublade war samt zweitem Boden geöffnet, das Death Note lag unberührt da, wie er es hinterlassen hatte. Schon ein diabolisches Grinsen aufgesetzt schlug er es auf - nur langsam und träge lösten sich die Seiten von einander. Das feuchte und klatschende Geräusch, das sie dabei machten, schien in dem recht kleinen Raum widerzuhallen. „Was zur...?“, entwich es Light. Was auch immer es war, es verteilte sich quer über alle Seiten und nun auch über die Fingerspitzen, die sie auseinander gezogen hatten. „Was'n los?“, machte Ryuk dumpf, die Gliedmaßen in sämtliche Richtungen verdreht. In einem Bruchteil einer Sekunde entwirrte er sich und trat an den Jungen heran. „Und das ist…?“ Angeekelt packte Light es mit den Fingerspitzen an einer Ecke und zog es etwas in die Höhe. „Das kann nicht sein… es riecht wie... hat die Konsistenz wie... igitt.“ „Riecht nicht wie igitt, riecht nach...“, schnupperte auch Ryuk an der weißen Masse, die sich nun auch weit über den Schreibtisch erstreckte. Beiden fiel es wie Schuppen von den Augen. Beide verzogen gleichzeitig das Gesicht, insofern Ryuk dies konnte. „Käse...“ „Ryuk. Es gibt Regeln im Death Note, von Tod an Krankheit, bis hin zu der Fortpflanzung von Todesgöttern. Hast du eine Idee, ob dort etwas von der Reinigung steht?“, fragte Light, schon fast hysterisch. „Nö.“, kam die bloße Antwort. „Light! Light!“ „Moment!“, brüllte angesprochener zurück und ließ das feuchte Notizbuch wieder zurück in die Schublade platschen. Mit einem lauten Knall schloss er die Schublade und stand auf. „Na toll... bestimmt trocknet das an. Und sowohl mein Ruf, als auch mein Beruf als Kira sind Geschichte.“ „Wozu hat man eine kleine Schwester, wenn man hinterher doch selbst einkaufen gehen muss?!“, schnaubte ein sehr angepisster Kira, als er aus der Haustür schritt. „Dieser Käse... wer oder was war an meinem Death Note?!“ Wenigstens antwortete ihm niemand. In seinem Augenwickel nahm er etwas Ungewohntes war. „Nein...“ An der Hecke, die seinen Weg zum Supermarkt begleitete, klebte etwas Weißes. Vorsichtig trat er näher an den Strauch heran. Es war weiß, es hatte die Konsistenz von frischen Hundeabfällen und klebte schwer an den Blättern. „Käse. Schmierkäse.“ Schnell entfernte er sich von der Hecke. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordung... „Ryuk, was meinst – Ryuk?!“ Kurz schaute er um sich. Keine lebende Leiche in der näheren Umgebung. „Es ist Kiri!“, rief der Todesgott dann allerdings, die Nase in der Hecke vergraben. „Interessant. Wirklich, kaum zu glauben.“ Am Supermarkt angekommen, auf dem Weg übrigens gekonnt zwei Laternenpfähle, einen Holzzaun und den Hut einer alten Dame voller weißer Käsemasse ignoriert, war Light doch recht verwirrt. „Keine Sorge... nur kurz durch atmen. Vielleicht Vitamin- oder Schlafmangel...“, redete er sich leise zu. „Mama, warum redet der Mann da mit sich selbst?“, fragte ein Kind neugierig an der Hand seiner Mutter, die ihr Fahrrad aufschloss. Light schenkte den Beiden zwei Meter neben ihm keinerlei Aufmerksamkeit. „Keine Angst, der ist bestimmt einsam.“, schnatterte die Frau aufgebracht und angestrengt, die Tüten irgendwie so an ihr Fahrrad zu hängen, dass es nicht schon zum dritten Mal umfiel. Noch immer stand Light mitten auf dem Weg vor dem Eingang des Ladens, langsam den Blick senkend. Kreischend sprang er fast in den Einkaufswagen eines älteren Herren. „Paffen Fie doch mal auf! Die heupige Jugend...! Hap auch nur Scheiße im Kopf!“, regte er sich ohne Zähne auf. „Mama, warum schreit der Mann da so?“ „Weil er nur Scheiße im Kopf hat, hat der Opa doch da gesagt...“ Wenigstens wusste der Kleine jetzt, was die 'heupige Jugend' im Kopf hatte. Der Grund für den ganzen Tumult war genau eben genau auch das: was sich als Taubenhinterlassenschaft herausstellte wagte es, sich doch tatsächlich als Käse zu tarnen. „Hätte ich den Handel abgeschlossen... die Taube wäre arm dran...“, knurrte Light, raffte sich zusammen und schlich durch die Automatiktüren. Der Supermarkt glich einem einzigen Nervenzusammenbruch, wenn man es zusammenfasste: Die Brotabteilung. Was packt man sich auf's Brot? Käse! Die Wursttheke. Was ist der Wurst ihr kleiner, von Kira ungeliebter Bruder? Käse! Sein Griff um den Einkaufswagen verstärkte sich augenblicklich, als sein Blick langsam über eine Palette Hühnereier glitt. Trotz der Stoßgebete, nichts brachte die Milchprodukte vom Existieren ab. Immer stärker zitterten die Hände; der Einkaufswagen ruckelte unangenehm laut quietschend über den Linoleumboden und die Aufmerksamkeit aller Beteiligten lag auf Light, der laut schnaufend, darüber grübelnd, wie er diese furchtbar riechende Masse von den Seiten kriegen würde, regelrecht durch den Gang mit der kühl gelagerten Ware raste. Als er dann lauthals schreiend, den Wagen schon mehr tragend als schiebend, an der Frischtheke vorbei rannte, geradewegs aus dem Laden heraus, war dann auch vergessen, was es zu besorgen gab. Am nächsten Abend hatte Light das Gefühl, ihm käme die Situation bekannt vor. Er saß an seinem Schreibtisch und war im Inbegriff, die Schublade zu öffnen, den Stromkreis zu brechen und den ganzen paranoiden, jedoch nötigen, Kram zu machen, den er jeden Abend tat. Schon wieder lag das Death Note wie unberührt in der Schublade. Als wäre nichts passiert. Ryuk verrenkte sich im Hintergrund. Alles wie immer, nichts verdächtiges. Mit zittrigen Händen zog Light, bald tätig als Kira, die Seiten auseinander. Augenblicklich verzog er das Gesicht. Gleiche Konsistenz. Anderer Geruch. Ganz andere Farbe. „... Braun…?“, kroch es Light über die Lippen. Das einzige, was er hoffte, war nur noch, dass es sich diesmal auch um Brotaufstrich handelte. Ananyme und Palindrome - Wenn man Yagami... ------------------------------------------- Ananyme und Palindrome – Wenn man Yagami... Wochen waren vergangen, seit Light die Räume im Hotel zum ersten Mal betreten hatte. Mittlerweile war er vertraut mit den Räumlichkeiten und verbrachte fast seine gesamte Zeit mit den Ermittlungen im Fall 'Kira'. Vielleicht trug er weniger zur Lösung bei, als dass er sich selbst den Weg frei machte, aber dennoch mimte er die Rolle als eifriger Ermittler bestens. Gerade noch äußerst amüsiert darüber, dass eine Schar Kinder Tauben mit kleinen Steinchen bewarf, saß er jetzt, wie fast jeden Tag im Hotel, der neuen Zentrale, auf seinem Bürostuhl neben Ryuzaki, beziehungsweise 'L', und quälte und hackte fleißig auf die Tastatur vor ihm auf dem Schreibtisch ein. Völlig in seine Arbeit vertieft, die Zahlen und Daten mit den Namen und Geschehnissen zu verknüpfen, sprang er beinahe vom Stuhl, als er ein heiseres Flüstern vernahm. „Eh... Light... Wusstest du, dass -“ „ICH BIN NICHT KIRA!“, quiekte der Junge neben dem weltweit bekanntem Detektiv, mit dem Wert an Dezibel die Anzahl der Stücke Zucker in Ls Kaffee um ein vielfaches übertrumpfend. „Ausnahmsweise, “, seufzte Ryuzaki, „ausnahmsweise wollte ich das jetzt nicht ausdrücken.“ Blicke aus einfarbigen Augen schienen Light an den Stuhl nageln zu wollen. Fast unbemerkbar atmete er tief durch. „Light, wusstest du, dass...“, setzte sein Gegenüber wieder an, doch der Student unterbrach ihn willkürlich. Vielleicht könnte er ihn ablenken von dem Thema... „Nein, höchstwahrscheinlich wusste ich das noch nicht. Aber ich hab irgendetwas in meiner Schublade gefunden, weiß, leicht milchig, klebrig und roch so...“, erzählte er aufgebracht. Ryuzaki verdrehte hingegen schon fast die Augen. „Light... wusstest du... dass, macht man aus deinen Namen... „Yagami“... als ein Palindrom betrachtet, da eine höchst interessante These entsteht?“, fragte er todernst. „Nein? Moment mal... Ya-ga-mi. Agya... äh... imag... ähm...“, murmelte Light überlegend. „Das ist wirklich schon ein Palindrom... oder eher ein Ananym...“, staunte Ryuzaki. Immer noch überlegte der Jüngere neben ihm. Also griff er kurzerhand zu Block und Stift. Einmal schrieb er den Nachnamen richtig herum auf, einmal verkehrt herum. Dann hielt er den Block direkt vor Lights Nase. „I'm a gay.“, las dieser monoton vor. Sekunden des Verarbeitens verstrichen. Light las noch einmal. Seine Gedanken rasten. Ein leicht hysterischer Ausdruck erschien in seinem errötendem Gesicht. Der Schwarzhaarige grinste dreckig, und je breiter sein Grinsen wurde, desto röter wurde Light. „Ha, ich hab es doch gesagt. Hab ich es doch gewusst.“ L grinste vergnügt und zufrieden. Light hingegen suchte mit den Augen das nächste Fenster. So schwer konnte es nicht sein, sich daraus zu stürzen, oder? Schnell vertrieb er den Gedanken wieder. Einer neuen Welt nützte ein toter Gott auch nichts. War es gar ein neuer Versuch, ihn als Kira zu entlarven? War Ryuzaki etwa dermaßen gerissen, oder war sein Denken einfach nur simpelst banal? „Die weiteren Ermittlungen werden bestimmt... interessant, nicht wahr?“ Der Jüngere hätte nie gedacht, dass L dazu fähig war, so ein süffisantes und laszives Grinsen aufzusetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)